Gaffe, zerlämpert bei Franz Werfel

Guten Morgen, ihr Lieben,

jetzt lese ich bei Werfel schon das zweite Wort, das ich in keinem meiner Wörterbücher finde.
Ich habe zwar eine Ahnung, was sie bedeuten, aber es fehlt der klare Definition und die Etymologie.

„Ich hatte wieder einmal eine unverzeihliche Gaffe begangen.“

Klar ist, dass es „Dummheit, Ungeschicklichkeit, Taktlosigkeit, Tölpelei o. ä.“ bedeuten muss. Aber woher genau kommt das? Von gaffen? Das ist mir zu simpel.

„… gewahrte ich, daß der zerlämperte und verbogene Himmelsglobus aus einem mächtigen Unterbau von Totenschädeln hervorwuchs, …“

Wieder scheint mir klar zu sein, dass es „zerstört, beschädigt o. ä.“ bedeuten muss. Aber sollte das wirklich von „kaputte Lampe“ herkommen?

Die Zitate sind aus: Franz Werfel, Stern der Ungeborenen.

Ich rechne auf die Hilfe unserer austrischen Freunde.

Gruß und Servus
Fritz

„Ich hatte wieder einmal eine unverzeihliche Gaffe
begangen.“

Hallo, Fritz,
es kommt aus dem Französischen:
gaffe = (1) Bootshaken (2) Ungeschicklichkeit, Tollpatschigkeit
faire gaffe = vorsichtig sein

„… gewahrte ich, daß der zerlämperte und verbogene
Himmelsglobus aus einem mächtigen Unterbau von Totenschädeln
hervorwuchs, …“

vielleicht eine Wortschöpfung Werfels? in Anlehnung an „zerdeppert“ (was ja wohl von zerbrochenen Töpfen herstammt)

Gruß Eckard.

Dann wirst Du hier erst gar verzwagen
Hier ein Gedicht von Lewis Carrol (aus „Alice hinter den Spiegeln“) in der Übersetzung von Christian Enzensberger.

Der Zipferlake

Verdaustig wars, und glasse Wieben
Rotterten gorkicht im Gemank;
Gar elump war der Pluckerwank,
Und die gabben Schweisel frieben.

„Hab acht vorm Zipferlak, mein Kind !
Sein Maul ist beiß, sein Griff ist bohr !
Vorm Fliegelflagel sieh dich vor !
Dem mampfen Schnatterrind !“

Er zückt’ sein scharfgebifftes Schwert,
Den Feind zu futzen ohne Saum,
Und lehnt’ sich an den Dudelbaum
Und stand da lang in sich gekehrt,

In sich gekeimt, so stand er hier :
Da kam verschnoff der Zipferlak
Mit Flammenlefze angewackt
Und gurgt’ in seiner Gier.

Mit eins! und zwei! und bis aufs Bein !
Die biffe Klinge ritscheropf !
Trennt er vom Hals den toten Kopf,
Und wichernd sprengt er heim.

„Vom Zipferlak hast uns befreit ?
Komm an mein Herz, aromer Sohn !
O blumer Tag ! O schlusse Fron !“
So kröpfte er vor Freud.

Verdaustig wars, und glasse Wieben
Rotterten gorkicht im Gemank;
Gar elump war der Pluckerwank,
Und die gabben Schweisel frieben.

Gruß Eckard.

…da kann ich dir vielleicht weiter helfen -

Servus Fritz!

„… gewahrte ich, daß der zerlämperte und verbogene
Himmelsglobus aus einem mächtigen Unterbau von Totenschädeln
hervorwuchs, …“

Dieser Ausdruck wird bei uns häufig verwendet, man könnte ihn am ehesten mit „zerfleddert“ übersetzen, quasi in Auflösung begriffen.
Es wird etwas zerlämpert durch sch lamp ige, grobe Behandlung, Kleidung wird zu Lump en. Ich könnte mir denken, dass hier einfach eine lautmalerische (lautmalende?) Wortform geschaffen wurde, um den Zustand treffend zu beschreiben.
Oder - vielleicht ist auch nicht auszuschließen, dass ein Zusammenhang mit einem englischen Wort besteht (lumber = Gerümpel, Plunder)…?

Schöne Grüße!
Helene

Hallo Fritz!

Zu Gaffe: Ist mir (als in Wien lebendem Exilsteirer) leider gänzlich unbekannt, aber Gott sei Dank schon von Eckard erläutert.

Sehr wohl bekannt ist mir allerdings „zerlämpert“, als ethymologischer Laie tu ich mir allerdings mit einer Herkunftsdeutung etwas schwer (keine Ahnung von Lautverschiebungen und so). Einzige Vermutung: vielleicht von „zerlumpt“?

Gruß,
Martin

Mann, Eckard,

es kommt aus dem Französischen:
gaffe = (1) Bootshaken (2) Ungeschicklichkeit,
Tollpatschigkeit
faire gaffe = vorsichtig sein

welch eine Blamasch, wo ich doch französische Floskeln aus der lamäng habe.
Aber wenn man im falschen Ridikül sucht, macht man natürlich keine Truwalje.

Was sagst du aber dazu?

GASTON Lagaffe - GUUST Flater
by Andreas
Der nette Bürokollege Gaston Lagaffe - Menschen mit niederländischer Muttersprache auch als Guust (sprich: Güüüst) Flater bekannt - ist mein persönlicher Favorit der Comicfiguren. Dies liegt daran, dass er so sympathisch unbeholfen ist und stets fröhlich durchs Leben wandelt.
Seiner „Arbeit“ im Verlag kommt er mehr schlecht als recht nach, er liebt es nämlich viel mehr, sich mit seinen Erfindungen zu beschäftigen oder einfach die Zeit mit Tagträumen zu nutzen.
La gaffe (frz.) = Versehen, Schnitzer, Dummheit, Fehler, Missgriff
Le gaffe (frz.) = Dussel
Gaston ist übrigens ein normaler Vorname und hat mit dem garçon (Kellner) NICHTS zu tun. Der Erfinder Franquin über Gaston, der ursprünglich gar kein eigenes Comic werden sollte, sondern nur in einzelnen Bildern als Pausendödel auftreten sollte:
„Im Gegensatz zu einem Helden sollte er keine herausragenden Eigenschaften haben, er sollte doof, nicht schön und nicht stark sein. Er wäre ein unbeschäftigter Held, ein Held, den man in keinem Comic haben möchte, weil er zu blöd ist. Schließlich beschlossen wir, diesem Idioten doch eine Chance zu geben […] Es war aber sehr bescheiden, die Figur war mir anfangs nicht sehr wichtig.“

vielleicht eine Wortschöpfung Werfels? in Anlehnung an
„zerdeppert“ (was ja wohl von zerbrochenen Töpfen herstammt)

Dazu hat ja Helene schon hilfreich interveniert. Aber dein Hinweis trifft mit meinen Vermutungen zusammen.

Gruß Fritz

Danke, Helene, Danke Martin, …
für eure bestätigenden und erklärenden Beiträge.
Gruß Fritz