Gefühlsblindheit

Hallo, habe mich gerade etwas in das Thema eingelesen.
Das ist ja verbreiteter als geahnt!
Ich nenne mal drei Beispiele:
Der erste ist schwerstbehindert, erwachsen, lebt im Heim. Läuft beim Besuch der Mutter an dieser ohne Reaktion vorbei.
Die Nächste ist ein Kindergartenkind, welches in einer Pflegefamilie lebte. Die Pflegeeltern haben schon zwei Pflegekinder (Jungs).
Superliebe Jungen, höflich, aktiv in Vereinen, gepflegt und schickes Zuhause.
Die Kleine hätte ein Paradies haben können, aber sie hat die erfahrenen Eltern fertig gemacht.
Ein eiskalter Blick und die Frage: "Und? Wann gebt ihr mich wieder ab?
Das ist schon hardcore.
Btw: Heute lebt sie im Heim…
Ein Teeny, Trennungskind, überhäuft die Mutter mit Liebe, hasst ihren Vater.
Mutter wird krank. Kind geht zum Vater und hasst die Mutter.
Während der Krankheit der Mutter wurden trotz Hinweis die Katzen weder mit Futter und Wasser versorgt, noch die Klos sauber gemacht.
Sind das Fälle von Gefühlsblindheit?
Woraus entsteht Gefühlsblindheit, obwohl Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt wurde?
Wenn man keine Liebe empfinden kann, kann man dennoch hassen?
Wie mag sich das für Betroffene anfühlen?
Worin findet man als Betroffener seine Befriedigung/Lebenserfüllung?
Kann man Menschen nachträglich „Gefühle“ lehren ? (Grobe Frage, aber das Vorleben an sich scheint offenbar nicht zu fruchten…)
Mao’s Fragenkatalog…Aber das interessiert mich !
LG, Mao

Darauf gibt es (natürlich) keine einfache Antwort. Jeder der von dir geschilderten Einzelfälle kann 100 Ursachen haben. Wenn jemand sich nicht so verhält, wie es die Umwelt von ihm erwartet (also z.B als Pflegekind: dankbar), muss das ja erstmal noch keine Krankheit sein.
Woher hast du denn den Begriff?
Wenn ein Mensch unfähig zu Mitgefühl ist, nennt man ihn psychopathisch. Das könnte genetische Gründe haben oder umweltbedingte, wahrscheinlich kommt beides zusammen. Generell ist das ein weites Forschungsfeld, auf dem sich auch die Wissenschaft nicht einig ist.

Boah, ich könnte dir (auf Grund meiner Ausbildung) wirklich viel darüber erklären, also nicht über die von dir geschilderten Einzelfälle, aber über Gefühlsblindheit an sich.

Da käme ich aber unweigerlich wiederum auf Fachbegriffe wie Mentalisierungsstörung, Symbolisierungsstörung, narzisstische Störung usw., die selbst erst mal erklärt werden müssten, damit sie allgemein verstehbar sind … Das bringt so nichts.

Darum einfach nur der Hinweis: eine „echte“, stark ausgeprägte Gefühlsblindheit muss man sich voll und ganz als Blindheit vorstellen. Diese Menschen können Gefühle einfach nicht erkennen, da kann noch so viel Liebe und Aufmerksamkeit etwas dagegen tun.
Diesen Menschen fehlt eine Fähigkeit, so wie einem Blinden eine Fähigkeit fehlt.
Die können sich nicht „zusammenreißen“, und die können auch nichts dafür.

Warum manche Menschen gefühlsblind sind, hat ganz unterschiedliche Gründe:
Vererbung, frühkindliche Gegebenheiten, Traumatisierungen - oft wohl in Kombination.
DEN einen Grund dafür gibt es m.W. nicht.

Genauso wie es eigentlich auch nicht DIE eine Gefühlsblindheit gibt.
Das ist allen möglichen unterschiedlichen Ausprägungen und Akzentuierungn zu sehen.
Aus meiner Sicht bringt es daher nicht viel, das pauschal abzuhandeln.

Entsprechend hat die Alexithymie-Forschung übrigens auch seit Jahrzehnten nicht viel Fortschritt erbringen können, weil da einfach zu viel Unterschiedliches in ein gemeinsames Konzept gepackt wurde:

Gruß
F.

„Sind das Fälle von Gefühlsblindheit?“
Nein.
Es geht um Macht.
Einfach zB in einem Frauenhaus geschlagene Frauen fragen, um das zu verstehen.
Es geht ums Recht haben, NICHT um Liebe oder gar Verständnis.
Ist leider weit verbreitet.
Du bist halt in einer liebevollen fairen Familie aufgewachsen, deswegen verstehst Du das nicht.

Kannst du das bitte an den genannten Beispielen konkretisieren?

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Ich erläutere mal, was der Hintergrund sein könnte

Das sind zu wenig Informationen. Die Schwerbehinderung allein (körperlich? geistig?) kann eine Rolle spielen, aber man muss mehr über die Geschichte und die Beziehung der beiden wissen.

Hardcore ist vermutlich, was das Kind erlebt hat, bis es zu der Pflegefamilie kam, das passiert ja nicht ohne Grund. Es könnte traumatisiert sein, keine Liebe erfahren haben.
Dann kommt es in eine Familie, wo es schon zwei Vorzeige-Pflegekinder gibt. Und nun soll das Mädchen dort funktionieren und auch so brav sein.
Es ist schon einmal weggeschickt worden, hat kein Vertrauen in irgendeinen Erwachsenen mehr. Es kann sehr wohl damit rechnen, dass es auch hier wieder weggeschickt wird und nicht so akzeptiert wie es ist.
Der Spruch soll auch provozieren, um zu sehen, wie sehr die Pflegeeltern tatsächlich zu dem Kind stehen und wie schnell sie sich abschrecken lassen. Es ist durchaus als eine Abwehraggression zu betrachten, die „falsch“-bemühte Pflegeeltern abwehren soll, damit erkennbar wird, ob sie es wirklich ernst meinen. Denn das Kind braucht Menschen, die es bedingungslos lieben und auch in schweren Zeiten zu ihm stehen. Das ist also nur ein Test.

Das Kind hatte leider Recht, dass die Eltern ein Pflegekind nur akzeptieren, wenn es sich anpasst und es nicht bedingungslos so annehmen konnten, wie es mit seinen Traumatisierungen ist.

Hört sich nach Loyalitätsverhalten an. Die Hand, die mich füttert, beiße ich nicht. Ich solidarisiere mich mit dem Elternteil, der mich versorgt, und auch mit dessen Gefühlen gegenüber dem andern Elternteil, damit derjenige mir gewogen bleibt.
Solch ein Elternhaus bietet nicht gerade die Grundlage, um Empathie zu lernen, eher nur nacktes Überleben. Die fehlende Empathie äußert sich dann auch gegenüber den Katzen.

Das wären beispielhafte Erklärungsansätze.

Gruß, Diva

Speziell zu diesem Beispiel ein Wort:
„Hardcore“ finde ich, wie du diese Geschichte bewertest.

Ein Kindergartenkind, also unter 6 Jahre alt, hat so schlechte Erfahrungen im Elternhaus gemacht, dass es in eine Pflegefamilie muss. Das angestrebte Ziel:

Dieses Ziel hat die Kleine offenbar nicht erfüllt. Formuliert hast du einen ziemlichen Anspruch. Nur ist es nicht Aufgabe eines Pflegekindes, irgendwelche Ansprüche zu erfüllen. Ganz im Gegenteil ist das Pflegekind in einer besonders bedürftigen Situation und kann bestimmte Dinge erwarten.

Das klingt nach sehr schlechten Bindungserfahrungen. Die wichtigste Aufgabe, die Pflegeeltern in so einer Situation haben, ist, bei dem Mädchen für eine positive Bindungserfahrung zu sorgen! Ganz offensichtlich ist das nicht gelungen, sonst wäre das Mädchen nicht wieder im Heim gelandet und hätte eine weitere negative Bindungserfahrung gemacht.

Du gibst diesem Mädchen die Schuld. Tatsächlich ist die Situation sehr traurig.

Irgendetwas ist das schief gelaufen. Vielleicht waren die Pflegeeltern überfordert. Vielleicht sind sie dem Irrtum erlegen, wo zwei Jungs sich prächtig entwickeln, kann man ein drittes Kind auch noch durchbekommen. Aber Kinder, die bereits so negative Bindungserfahrungen gemacht haben, brauchen sehr, sehr viel Aufmerksamkeit!

Das ging jetzt aber so fix mit dem Abwerten, dass du den Kommentar gar nicht ganz gelesen haben kannst. Insbesondere den verlinkten Artikel solltest du aber mal lesen, wenn dir das Thema ernst ist.

Grundsätzlich gebe ich mal niemanden irgendeine Schuld!
Schön wäre es, wenn du deine persönlichen Animositäten mal zurücknehmen würdest und dich auf Fakten beschränkst…
Pflegeeltern werden meines Wissens permanent von Jugendämtern betreut.
Hast du auch eine Erklärung zu den anderen benannten Fällen?
MIt Hardcore habe ich gemeint , dass Menschen es gut meinen, aber trotzdem nicht ans Ziel kommen. Sprich: Den Menschen nicht berühren können!
Mao

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Zufällig war in der Zeitung in der Wochenendbeilage ein Artikel über Macht statt Liebe.
Kurz ein Auszug davon abgetippt.
Tochter, 7 Jahre alt und ihre Mutter in der Küche.
Kind: „Ich will etwas trinken.“
Mutter schweigt.
Kind: „Ich habe Durst“.
Mutter: „Dann hole Dir etwas.“
Kind schweigt.
Mutter: „Du weisst, wo die Gläser sind.“
Kind:" Nein. Bring Du mir etwas."
Mutter: „Ich bin nicht Deine Bedienstete.“
Kind: „Doch.“
Mutter: „Dann trinkst Du halt nichts, wenn Du zu faul bist.“
etc.

Hier geht es um Macht. Ist das zu verstehen?

Ich habe mich auf Fakten beschränkt.

Kennst du dich näher aus damit, wie Pflegeeltern ausgewählt und betreut werden, welche Abläufe dahinter stecken, wie diese auch überwacht werden?

In der Realität sieht das mit der Betreuung durch die Jugendämter leider so aus, wie es im gesamtem Arbeitsbereich der Jugendämter aussieht: Sie sind hoffnungslos überlastet.

Du rätst mir, die Fakten zur Kenntnis zu nehmen. Zu den Fakten gehört aber, dass das Ziel in diesem Fall schief gegangen ist. Über die Gründe kann man natürlich auf die Entfernung gar nichts sagen. Ich habe nur Beispiele genannt, woran das liegen kann.

Wenn du keine Schuldzuweisung machen möchtest, dann solltest du vorsichtig sein mit solchen Formulierungen wie

Du redest hier von einem Kindergartenkind!

Hast du denn mal das Interview gelesen? Brisch ist nicht irgendwer, sondern gehört zu den erfahrensten Bindungsforschern, die wir in Deutschland haben. Er hat sich ganz besonders mit (früh)kindlicher Traumatisierung beschäftigt. In dem Zusammenhang hat er auch viel mit Pflegeeltern gearbeitet.

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Mit diesem „gut meinen“ ist auch stets eine Doktrin verbunden.
Sie ist nun mal nicht immer kompatibel mit dem, was der Empfänger aus seinen Erfahrungen, aus seinen Wünschen, aus seinen Bedarfen heraus benötigt.
Und dann ist „Berührung“ einfach eine Grenzüberschreitung, die man nur respektieren muss.

Auch wenn es manchmal schwer fällt.

awM

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Ich schränke es mal ein…
Ja, mir sind Haushalte mit Pflegekindern durchaus bekannt.
(Ich kontere mal:Dir scheinbar weniger…)
Aber an welcher Stelle beantwortest du Kernfrage?
Mao

Lassen wir das. Wenn du auf dem Kriegspfad bist…
Dafür ist das Thema viel zu ernst.

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Nur weil du das Thema verpeilt hast, musst du mir nicht den Mitleidsball zuspielen …

Was für ein dummer, anmaßender Kommentar.

Ich bin fassungslos schon ob der Frage selber.
Und weiss kaum, wo ich anfangen sollte:

Die erfahrenen Eltern.Aha.
Qualifikationen: Höflich, gepflegt, schickes Zuhause.

Hier geht es um ein höchstwahrscheinlich traumatisiertes kleines Kind und der Hinweis auf eine unsichere frühe Bindung (oder gar keine frühe Bindung) ist genau richtig!

Die „Kleine“ brauchte kein Paradies, sondern jemand, der sie da abholte wo sie war. (Bindungstraumatisiert!)
Es geht in jedem Falle immer zunallererst darum, was ein KInd braucht, und nicht darum, was wir ihm zuweisen, dass es braucht (das „Paradies“…)
Es geht um das Kind.
Nur um das Kind.
Grundregel. (Bange Frage: Hast du Kinder?)

Ein Teenie! Die dürfen sich um sich drehen und Pubertät und Adloleszenz sind Phasen, in der Eltern , die hinschauen und Sicherheit geben gebraucht werden, können Krisenzeiten sein. Eine Trennungssituation der Eltern kann höchst verunsichern und die Bewältigungskapazitäten des „Kindes“ weit überfordern.

Mal ehrlich, wer ist hier „gefühlsblind“ (was für ein Unwort)? "
Die Kinder, oder Du, die solche uneingefühlten Fragen stellt?
Du gehst soweit, den Kindern zu unterstellen, sie könnten keine Liebe empfinden.
Geht´s noch?

Mich macht so ein posting wütend, denn genau so eine unempathische Haltung ist es oft, die das, was du Gefühsblindheit nennst produziert.
Wir sollten NIE vergessen, die Kinder sind die Kinder und die Erwachsenen sind die Erwachsenen.

Das wäre ein Thread für sich.
Hass ist resignierte Liebe! Die letzte Möglichkeit, doch noch irgendeine Bindung herzustellen und sich nicht selber aufzugeben.

So nicht!!
Und Früchte gibt es nicht zu erwarten.
Mit Kindern geht es darum, sie auf ihrem Weg zu begleiten und sie zu lieben.Ohne Erwartungen, weil sonst ist es etwas anderes,als Liebe.

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Ich mische mich ungern ein, aber hier muss ich asteiner beispringen. Deine Schilderung der Situation dieses Pflegekindes tat weh. Es klingt wirklich so, als gäbst du dem Kind die Schuld daran, dass es im Heim geendet ist, dabei ist der Fall fast schon klassisch zu nennen, was das Austesten der Pflegefamilie betrifft.

Grüße Siboniwe

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Ein paar Stunden später und die Gemüter haben sich (hoffentlich) allseits beruhigt…
Der Begriff "Gefühlsblindheit " ist keine meiner Wortschöpfungen, sondern existiert und ist im Netz klar beschrieben.
Betroffen sind scheinbar einer von zehn Menschen.
Ich empfinde das als viel.
Da haben dich scheinbar Emotionen übermannt, so dass du angreifend gegen mich wurdest, mir Dinge unterstellst, aber das ist nicht das Thema!
Nochmal: Ich gebe niemanden eine Schuld!
Weder dem Kind, noch den Pfleeltern, noch den begleitenden Therapeuten!
Aber es gibt Menschen, die emotional nicht greifbar sind.
Dieses Phänomen interessiert mich!
Rein sachlich betrachtet.
Mao

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Du prangerst Sachlichkeit an?

Du hast hier sehr fachliche Informationen bekommen, die dich aber gar nicht interessieren. Stattdessen giftest du hier herum. Bemühe dich einmal in Selbstkritik, statt die Fehler nur bei anderen zu suchen.

Den Eindruck, dass du hier sehr wohl Schuld verteilst, hatten hier schon mehrere.

Man soll sich normalerweise mit Ferndiagnosen zurückhalten. Aber jeder, der fachlich nur ein wenig etwas drauf hat, sieht, dass das Beispiel dieses Mädchens geradezu mustergültig für Bindungsprobleme steht. Ich habe dir dazu sogar etwas verlinkt. Das hast du aber gar nicht zur Kenntnis genommen.

Du hast meinen Beitrag nach wenigen Sekunden runtergevotet, da kannst du das gar nicht gelesen haben! Damit ist ziemlich klar, dass du an Sachlichkeit wirklich gar nicht interessiert bist.

Dich interessiert auch nicht das Phänomen. Dich interessieren überhaupt keine echten, fachlichen Informationen. Du hast ein irgendwo im weiten Netz zusammengegoogeltes Bild vor Augen, das willst du bestätigt haben.

Ich schlage vor, du versuchst es bei Gutefrage oder bei Chefkoch, ich glaube, die haben auch ein Psychobrett, das ist dann das Niveau, was du suchst.

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Asteiner hat gefragt, ob du dich mit der Situation von Pflegefamilien auskennst.
Du unterstellst, dass er keine Ahnung hat.

??