Ich glaube, dass im Vordergrund steht, das Land von der
Besatzung zu befreien.
Deine Einschätzung der Sache in allen Ehren, aber die
Verbindungen zwischen Zarqawi und anderen Führern des
„Aufstandes“ zu Terrorgruppen gelten als ziemlich sicher.
Übrigens der Kalifatstaat in seiner
ursprünglichen Form war ein Zeichen von Gerechtigkeit und
Sicherheit.
Der Islam in seiner ursprünglichen Form ist auch eine
friedfertige Religion, die Juden- und Christentum als
gleichberechtigte Religionen betrachtet.
Hat sich Sarkawi denn dagegen ausgesprochen oder warum
erwähnst du das?
Ich erwähne den angestrebten Kalifatsstaat und Du erwähnst, daß der ja früher eigentlich ne dolle Sache war. Um klarzumachen, daß zwischen Anspruch und Wirklichkeit ein Unterschied bestehen kann, habe ich angeführt, daß Mohammed gepredigt hat, daß Juden- und Christentum aus Sicht des Islam „richtige“ Religionen sind, Christen und Juden also keine Ungläubigen sind. Das scheint die radikalen Moslems heutzutage nicht mehr wirklich zu interessieren.
Die Frage ist doch, woher unsere
Informationen zu seinen Zielen denn kommen. Ich wüsste
zumindest nicht, dass er den anderen Religionen den Kampf
erklärt hätte.
Ob Sarkawi/Zarqawi zu dem Thema was gesagt, interessiert mich nicht. Den Kollegen hast Du gerade in diesem Zusammenhang ins Spiel gebracht und nicht ich.
Im Prinzip ja, aber ich wollte damit etwas anderes sagen. Die
Tatsache, daß der Feind nun im eigenen Land steht, macht die
Anwerbung heute leichter, als zu den Zeiten, als das Reich des
Bösen noch gesichtslos am anderen Ende des Erdballs
residierte.
Ich glaube nicht, dass er zu rekrutieren braucht. Es gibt ja
auch Menschen, die sich freiwillig zum Militärdienst melden.
Das geschieht umso öfter, wenn es - wie im Irak - so dringlich
ist.
In der Tat: Auf der ganzen Welt melden sich Menschen zur Armee, ganz freiwillig und zwar aufgrund von Werbung, Ansprachen usw. Auch das nennt man rekrutieren. Die Präsenz ausländischer Streitkräfte schlicht wird ausgenutzt, analog zur Hisbollah-Sache. Den Leuten wird erzählt, daß sie für einen freien Irak kämpfen sollen, während dahinter ganz andere Interessen stehen.
zunehmendem Maße aber ist der Widerstand eben kein solcher,
sondern ein Kampf radikalislamischer Terrorismusgruppen gegen
die westliche Kultur im allgemeinen und die Amerikaner im
besonderen.
Aber Christian, der Kampf „gegen“ die westliche Kultur kann
nicht im Irak geführt werden.
Wieso nicht? Oder anders: Wieso kann er in New York, auf Bali, in Tunesien, in Madrid oder Jordanien geführt werden, aber nicht im Irak? Wir reden hier doch nicht von einem Grabenkrieg mit klarem Frontverlauf.
Gehen wir es von der anderen Seite an: Seit rd. 15 Jahren hinterlassen radikalislamische Terrorgruppen wie die Muslimbuderschaft oder Al Qaida eine ständig größer werdende Spur der Verwüstung in Saudi-Arabien, Jordanien, Usbekistan, Turkmenistan Rußland, Afghanistan (ausgenommen die Zeit, in der sie an der Macht waren), Indonesien, Philippinen, Algerien usw.
Alles fein in klassischer Zellentaktik aber dennoch straff organisiert. Es werden weltweite Finanznetze gewoben (der Name BCCI dürfte bekannt sein), über die inzwischen Milliarden von Dollars in die Hände von Terroristen gelangt sind. Es werden zig Stiftungen u.ä. weltweit unterhalten, die formell den Islam fördern und ein bißchen missionieren sollen aber tatsächlich dazu dienen, Finanzmittel aus dem Nahen Osten und den USA dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht werden.
Insgesamt wird also in Sachen Terrorismus ein riesiger Aufwand betrieben. Mittelbeschaffung, Waffenversorgung, Ausbildung, Planung usw.
Und nun haben wir da ein Land, in dem praktisch alle Strukturen zerstört worden sind, in dem es keine wirkliche Staatsmacht gibt bzw. Anarchie herrscht. Ein Land in dem die Bevölkerung über Jahrzehnte unterdrückt und gequält worden ist und anstatt vom Ausland Hilfe zu bekommen (oder ein einfaches „macht ihr mal, wir mischen uns nicht ein“ als 1993 der Putsch gegen Hussein geplant wurde) wurde sie auch noch von dem gleichen Ausland wirtschaftlich kurz gehalten (Embargo).
Dann wird man endlich von fiesen Diktator befreit und was passiert? Die Amis rücken an, reißen die Verwaltung an sich, schmeißen alle Polizisten und Soldaten raus (als Dank dafür, daß sie frühzeitig die Waffen niedergelegt haben), foltern Gefangene und und und.
Jetzt nehmen wir mal diese beide Punkte zusammen (Lage im Irak und internationales Terrornetzwerk) und überlegen mal kurz, wie wahrscheinlich es ist, daß die Terrorgruppen sich aus diesem land fernhalten und nicht im wahrsten Sinne des Wortes ein wahres Feuerwerk veranstalten.
Gruß,
Christian