geozentrisches vs heliozentrisches Modell
Hi Laika,
Das ist falsch. Es war tatsächlich Nikolaus Kopernikus, der
wissenschaftlich bewies, dass die Himmelsmechanik anders geht,
Erkläre mir bitte, wie er das bewiesen hat. Ernste Frage!
Keine Witzfrage!
Zuerst: Mit „Witz“ war gemeint, daß du schriebst, die Christen sagen (Präsenz!), die Sonne kreise um die Erde. Ich möchte den Christen sehen, der das heute noch glaubt
Und außerdem hatte das geozentrische Weltbild in seiner Konkurrenz zum heliozentrischen mit Christentum primär überhaupt nichts zu tun, es war allerdings der machtvolle Einfluß römischer Theologie (allerdings erst seit dem 12. Jhdt.), der das geozentrische Modell lange Zeit betonierte und den Alternativen massiven Widerstand bot.
Du hattest Recht damit, daß Kopernikus die Korrektheit des Hilozentrums keineswegs beweisen konnte. Er hatte zunächst nur das immer schon als unelegant empfundene Manko des ptolemäischen Modells (nämlich die Epizyklentheorie, mit der die Meßdaten „gefittet“ wurden und die die retroverse Bewegung der Planeten erklären sollte) überflüssig gemacht. Da er aber von Kreisbewegungen ausging - denn auch er hielt an dem griechisch-antiken Ideal der Kreisform fest - waren seine Meßdaten zunächst um nichts genauer als die des anderen Modells.
Auch keinen Beweis, aber eine Bestätigung und Unterstützung des kopernikanischen Modells bzgl. des Heliozentrums kam erst durch Kepler, der die Bewegungen von Himmelskörpern als Kegelschnittbahnen berechnen konnte (→ Keplersche Gesetze) und damit auch das Ideal der Kreisbahn aufgab. Speziell die Planenbahnen wurden als Ellipsenbahnen berechenbar. Jetzt erst war die Meßgenauigkeit der Bahndaten größer als bei den Vorgängermodellen.
Man darf auch nicht vergessen, daß die Stärke des Modells von Hipparchos und Ptolemäus gegenüber den früheren heliozentrischen Modellen nicht nur in dem Vorhersagepotential von Bahndaten bestand, sondern daß er auch das Vorgängermodell des Hipparchos um einen gigantischen Sternenkatalog bereichert hatte, der in der arabischen und europäischen Astronomie die Arbeitsgrundlage bildete.
Weitgehend wurde auch lange ignoriert, daß die heliozentrische Astronomie seit Philolaos und Aristarch auch in den Jahrhunderten, in denen das ptolemäische Modell vorrangig benutzt wurde, diskutiert wurde. Auch von christlichen Wissenschaftlern (Bonaventura, Nikolaus v. Kues, um nur die bekanntesten zu erähnen). Nur war die arabische (und durch sie vermittelt die indische) Astronomie erst zugänglich, als man begann, arabische Publikationen ins Lateinische zu übersetzen.
Daß die römische Kirche das geozentrische Modell bevorzugte und eisern daran festhielt, kam auch erst auf, als man (ebenfalls durch die Übersetzung arabischer Philosophie) Aristoteles wiederentdeckte. D.h. seit dem 12. Jhdt. Und Aristoteles hatte mit seiner Kontroverse gegen das heliozentrische Modell eine ganze Menge Argumente für sich, die das ptolemäische Bild nicht entkräften konnte.
Er ist damit von Beobachtungen und nicht von Theorien ausgegangen.
Auch die vorherigen Astronomen waren von Beobachtungen ausgegangen. Das war in den naturwissenschaftlichen Fragen bereits seit Artistoteles Standart. Nur: Für Beobachtungen bzw. die Interpretation von Beobachtungen braucht man eine beobachtungstheorie (ebenso, wie man für die Heilung einer Krankheit eine Krankheitstheorie braucht).
Andererseits war die von ihm postulierte flache Erde nie ein Dogma der Kirche!?
Nein. Die Frage „flache oder kugelförmige Erde“ ist eine von diesen Fragen ganz unabhängige Schiene der Wissenschaftsgeschichte.
Arno Schmitt spricht vom „bleiernen Jahrtausend“,
also ca. 500 - 1500 n.Chr., das alleine die Kirche zu verantworten hat!
Das ist natürlich historisch gesehen Unsinn. Denn (siehe oben) der Einfluß der Kirche auf diesen Teil der Wissenschaftsgeschichte entstand erst nach der Neuaufnahme aristotelische Philosophie durch die Übersetzungen arabischer Schriften im 12. Jhdt. am Hof von Toledo.
Gruß
Metapher