Hallo Experten,
mein Vater ist an Parkinson erkrankt. Vor wenigen Wochen kam er mit einer akuten Bronchitis und völlig dehydriert ins „normale“ Krankenhaus. Sein allgemeiner Zustand war schlecht, eine ärztliche Behandlung hat er vehement abgelehnt. Nach rund 10 Tagen Antibiotika und Infusion wurde er in die Kurzzeitpflege in eine geschlossene Abteilung eines Pflegeheims entlassen. Die Bronchitis war zwar weg, aber sein Gesundheitszustand war schlecht. Er hatte Halluzinationen, war völlig desorientiert, hatte Sprachprobleme, wirkte abwesend und war aggressiv und ungehalten. Familienmitglieder hat er nicht oder nur teilweise erkannt und was er sagte, stand in keinem Zusammenhang, völlig wirr. Weil er nicht selbst zur Toilette gehen konnte, zog man ihm in der Kurzzeitpflege Windeln an, die er sich, wie auch die normale Kleidung immer wieder auszog. Völlig anders als ich meinen Vater kenne. Ich war total schockiert und sehr traurig, als ich ihn sah.
Im Internet habe ich gelesen, dass es bei Antibiotika-Medikamenten und Parkinson-Medikamenten Wechselwirkungen gibt. Daher gehe ich davon aus, dass seine Verhaltens- und Wesensänderungen von diesen Wechselwirkungen her kommen. Kann das sein? Wo kann ich zuverlässige Info finden?
Nach wenigen Tagen Kurzzeitpflege in der geschlossenen Abteilung im Pflegeheim war er wieder völlig dehydriert. Er verhielt sich aggressiv und wollte den Pfleger „abwehren“, vermutlich weil er krankheitsbedingt seine Situation nicht erkennen konnte und dachte, dass er sich wehren muss. Daraufhin wurde er vom Pflegeheim in die Psychiatrie eingewiesen, weil er „handgreiflich“ gegenüber dem Pflege-Personal wurde. In der Psychiatrie war er ebenfalls in der geschlossenen Abteilung untergebracht. Die Unterbringung in der geschlossenen Abteilung wurde von einem Amtsgericht zeitlich befristet angeordnet, da er sich selbst und andere gefährden würde und weil er eine Weglauftendenz hat.
In der Psychiatrie ging man endlich meiner Vermutung nach und überprüfte die Medikation. Zunächst wurde ein Medikament weggelassen. Nach ganz kurzer Zeit zeigte sich eine deutliche Besserung hinsichtlich seines aggressiven Verhaltens. Das Personal dort war freundlich und kompetent. Ein weiteres Medikament wurde gegen ein anderes ausgetauscht. Der Gesundheitszustand von meinem Vater hat sich wesentlich verbessert. Er zeigt keine Aggressionen mehr, akzeptiert die Windel und seine Kleidung und versteht immer mehr, wo er ist und was los war. Seine Weglauftendenz ist auch schwächer geworden. Besonders einsichtig ist er aber weiterhin nicht.
Neu ist jetzt die Diagnose Demenz, zusätzlich zur schon vorhandenen Parkinson-Erkrankung ist nun eine Demenz dazugekommen. Ist es richtig, dass man von bestimmten Parkinson-Medikamenten eine Schein-Demenz bekommen kann? Wie stellt man fest, ob die Demenz von den Medikamenten oder normal auftritt? Jedenfalls ist eine 24h-Pflege unumgänglich.
Finanzielles:
Meinem Vater geht es nun besser. Er erkennt ein bisschen die Situation, sieht aber weiterhin nicht die ganze Geschichte. Mein Vater fühlt sich abgeschoben und denkt, wir machen uns von seiner Rente ein tolles Leben.
Die Netto-Rente beträgt 670.- Euro, das Pflegeheim kostet uns monatlich 2300.- Euro. Diesen horrenden Betrag bezahlen wir von dem Erlös (170.000.- Euro) seiner verkauften Werkstatt. Der Erlös wird in rund 6 Jahren für die Pflege aufgebraucht sein. Danach werden wohl die Kinder herangezogen, oder?
Das Wohnhaus meiner Eltern wird im Moment von meiner Mutter und meiner schwerbehinderten Schwester bewohnt. Müssen meine Mutter und meine schwerbehinderten Schwester nach 6 Jahren ausziehen, muss das Wohnhaus für die Pflege veräußert werden?
Muss ich als „gesundes“ Kind mit befristeter Vollzeitbeschäftigung fürchten, dass ich mächtig zur Kasse gebeten werde? Gibt es einen Selbstbehalt meines Gehalts, oder muss ich bis auf das Existenzminimums alles abgeben? Im Moment bemühe ich mich um ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Gerne würde ich aus meiner 1-Zi-Mietwohnung in eine 2-Zi-Eigentumswohnung umziehen. Darf ich mir Eigentum zulegen oder muss ich dann alles wieder verkaufen und ans Pflegeheim zahlen?
Wegen der geschlossenen Unterbringung:
Die richterliche Anordnung wurde zeitlich befristet und auch auf den Psychiatrie-Aufenthalt beschränkt. Jetzt wurde mein Vater vor Ablauf der Frist aus der Psychiatrie ins Pflegeheim zurück entlassen. Was ist nach der Frist und nach der Psychiatrie? Das Pflegeheim hat sowohl eine geschlossene als auch eine offene Pflegeabteilung. Im Moment sitzt mein Vater in der geschlossenen Abteilung fest.
Wenn er seine Weglauftendenz verliert, weil er mit seiner Parkinson nicht mehr weglaufen kann, würde ich Ihn gerne in die offene Abteilung verlegen lassen, damit man ihn mal im Rollstuhl durch den Park schieben könnte oder auch eine Spaziergang machen könnte.
Mein Vater fühlt sich abgeschoben und droht mit Rache. Er möchte seinen Bruder mit finanziellen Aufträgen zur Bank schicken. Meine Mutter lebt nun in der Angst, dass der Onkel zur Bank geht und irgendwas „regelt“. Wie gesagt, das Wohnhaus dient meiner Mutter und meiner schwerbehinderten Schwester aktuell als Wohnort. Der Erlös der Werkstatt wird für das Pflegeheim eingesetzt. Der Onkel ist scharf auf das Haus und würde vermutlich eiskalt meine Mutter und meine Schwester aus dem Haus jagen.
Ist mein Vater im Moment Geschäftsfähig, sind von ihm unterschriebene Verträge rechtskräftig? Muss meine Mutter sich Sorgen machen? Müssen wir einen Antrag auf Entmündigung stellen, damit mein Vater in seinem kranken Zustand keine wirksamen Verträge mehr abschließen kann?
Es ist einfach Wahnsinn.
Danke für jede hilfreiche Antwort.