Ich bin viel herumgekommen in Deutschland, aber mit gedehntem O habe ich das eigentlich nur in Wien gehört. Dabei wird der s-Laut aber wie ein S ausgesprochen.
Hochdeutsch kennt keine phonetische Unterscheidung zwischen dem Projektil und der Etage.
das hinterlässt bei mir eine gewisse Ratlosigkeit. Was zählt nun?
Konkret geht es um eine (in meinen Augen Verschlimmbesserung) im Wikipedia-Artikel „Penzberg“, in dem mein Geschoß in ein Geschoss von einem anderen Wikipedianer umgewandelt wurde (was für mich wirklich etwas völlig anderes ist).
Ich kann dem auch nicht zustimmen, dass (außer in Wien) die Etage kurz gesprochen würde. In meiner Umgebung ist es immer das Geschoooooß.
Dabei wird der
s-Laut aber wie ein S ausgesprochen.
Natürlich. Wieso „aber“? Ob man nun „Geschoss“ (mit kurzem „s“) oder „Geschoß“ (mit langem „s“) sagt — der Laut ist am Wortende ja immer der gleiche (auch wenn man noch einen Vokal anfügt: „Geschosse“ und „Geschoße“ enthalten ja auch den gleichen „s“-Laut.
Die Lokalisierung süddeutsch trifft auf Bayern ja zu. Beide Wörter (Projektil & Etage) haben die gleiche Etymologie und kommen von den gleichen Wörtern. Auch bei mir im etymologischen Wörterbuch vom Pfeifer steht, dass ahd. giscoʒ mit unsicherer Quantität (d.h. Vokallänge) aus dem 10. Jh. belegt ist und im Mittelhochdeutschen gab’s anscheinend Kurz- und Langform.
Wenn ich das richtig verstehe, kann man also in Süddeutschland für das Projektil und die Etage sowohl Geschoss als auch Geschoß sagen. Ich denke, dass der Unterschied, den du machst, eher „künstlich“ (aber unbewusst) entstanden ist, also vielleicht nicht nur bei dir, sondern auch bei anderen. Möglicherweise ist eines der Wörter stärker vom Standarddeutschen beeinflusst worden und ist daher zur Vokalkürzung tendiert… so könnte ich mir das vorstellen.
Konkret geht es um eine (in meinen Augen Verschlimmbesserung)
im Wikipedia-Artikel „Penzberg“, in dem mein Geschoß in ein
Geschoss von einem anderen Wikipedianer umgewandelt wurde (was
für mich wirklich etwas völlig anderes ist).
Ich halte das für eine nachvollziehbare Verbesserung. Wikipediaartikel werden für gewöhnlich nicht im Dialekt, sondern in der Standardsprache geschrieben. Ausnahmen bilden hier Artikel über die Schweiz und Österreich, bei denen üblicherweise die schweizer Rechtschreibung, respektive Austriazismen(?) wie „Jänner“ verwendet werden.
Man kann sich jetzt drum streiten, ob das auf den Artikel „Penzberg“ zutreffen kann, weil das ja schon sehr im Süden liegt. Ich wäre auch für die Schreibung „Geschoss“, da es die Unterscheidung Geschoß–Geschoss offenbar nicht standardmäßig im Deutschen und wohl auch nicht im Süddeutschen gibt. Es ist also nicht sinnentstellend, „Geschoss“ zu schreiben, da das die standarddeutsche Variante ist.
muss man deiner Frage nicht eigentlich eine ganz andere Fragestellung vorausschicken? Ob man das O in Geschoss in deiner Region lang ausspricht, kann erstmal dahingestellt bleiben. Die Frage ist doch, selbst wenn es so wäre, würde das etwas an der generellen Schreibweise ändern? Hochdeutsch heißt es Geschoss mit kurzem O, also schreibt man es entsprechend mit -ss am Ende. Und das auch dort, wo man es vielleicht anders ausspricht.
so wahnsinnig viel habe ich mit BaWü („Mir könned alles nur ned Hochdeutsch“) nicht zu tun. Somit kann ich nicht sagen, ob bei Euch wirklich kein Unterschied hörbar ist zwischen dem Projektil und der Etage. Also hier in Oberbayern hört man den Unterschied deutlich.
Ich wäre auch für die Schreibung „Geschoss“, da es die
Unterscheidung Geschoß–Geschoss offenbar nicht standardmäßig
im Deutschen und wohl auch nicht im Süddeutschen gibt. Es ist
also nicht sinnentstellend, „Geschoss“ zu schreiben, da das
die standarddeutsche Variante ist.
o.k., dann lasse ich es im Wiki-Artikel so und ändere es nicht wieder zurück, auch wenn ich (und sicher andere mehr) jetzt dabei an das Projektil denken und zuerst mal inhaltlich verwirrt sind.
„Geschosse“ und „Geschoße“ enthalten ja auch den
gleichen „s“-Laut.
Ha, sehr gutes Stichwort! Plural! Vielen Dank André
Mag es in der Einzahl vielleicht für den Einen oder Anderen noch zweifelhaft sein, dass die Etage eine Vokallänge hat, so ist dies in der Mehrzahl wohl absolut unzweifelhaft.
Das Haus hat fünf Geschoße - klar
Das Magazin der Pistole kann 5 Geschosse aufnehmen - klar
Aber doch niemals niemals niemals
Die 35 Geschosse können 70 Firmen aufnehmen. - Das taugt ja schon für einen Kabarettisten…
Das DWDS hingegen bezeichnet die Schreibung Geschoß als
„ungültig nach Rechtschreibreform“.
und was zählt jetzt mehr und ist somit gültig?
Duden oder DWDS?
Vielen Dank für die Erhellung in dieser Frage, zumal ich vor ca. 1 Jahr mal gehört habe, dass der Duden gar nicht mehr als maßgeblich (nicht ma ss geblich) angesehen wird, stimmt das?
Also hier in Oberbayern hört man den Unterschied deutlich. Und somit ist auch die Rechtschreibung entsprechend der NDR eigentlich (was ist schon „eigentlich“…) eine unterschiedliche. Und selbst das zusammenhanglose Wort wird somit in seiner Bedeutung eindeutig, sowohl phonetisch als auch ortographisch.
Ob jetzt der Duden oder das DWDS mehr gilt, habe ich ja eben die Kreszentia gefragt, mal hören, was sie dazu meint.
Aber halt: das sage ich ja schon seit Jahren auch für den Unterschied zwischen „dass“ und „das“. Und wie oft wurde ich dafür schon hier im wer-weiss-was angefeindet, dass es nicht stimme, dass da eben kein hörbarer Unterschied sei. Und dennoch ist es hier in Bayern ein ganz eindeutiger anderer Klang / andere Betonung (und Personen aus Bayern machen bei dass/das auch nahezu keine ortographischen Fehler). So ist es auch mit dem Geschoss und dem Geschoß. Oder mit der Mass (Bier) und dem Maß (des Schneiders)(wobei hier noch zusätzlich eine Genusänderung dazukommt), oder mit dem Spass (baierisch) und dem Spaß (Schriftsprache). Wenn man genauer überlegen würde, würden einem sicher noch das eine oder andere an Beispielen mehr einfallen, aber das sind die Beispiele, die mir derzeit gegenwärtig sind. Oder doch noch eines: Ein Russ’ kann zwar einen Ruß haben, aber ein Ruß kann keinen Russ(en) haben (ganz abgesehen davon, dass hier in Bayern „a Russ“ ein durststillendes Getränk ist; würde man aber einen „Ruß“ bestellen, so würde einen die Bedienung etwas komisch anschauen.)
Ich warte nur noch auf den Tag, an dem ich das erste Mal „Gruss“ höre oder lese (ausgenommen von Schweizern, die ja diesen durchaus sinnvollen Buchstaben ß gleich völlig abgeschafft haben).
so wahnsinnig viel habe ich mit BaWü („Mir könned alles nur
ned Hochdeutsch“) nicht zu tun.
Somit hast du nun gerade den zweiten Fettnapf gefunden: Südwestdeutschland besteht erstens nicht nur aus BaWü und zweitens wohnen in BaWü nicht nur Schwaben (sondern auch Alemannen und Kurpfälzer)(.
Südwestdeutschland besteht erstens nicht nur aus BaWü und
zweitens wohnen in BaWü nicht nur Schwaben (sondern auch
Alemannen und Kurpfälzer)
wo Du Recht hast, hast Du Recht.
Es war von meiner Seite auch nicht bierernst gemeint, sondern mehr ironisch-humorvoll (wie die Werbung doch beeinflusst…). Vielleicht hätte ich noch einen Smilie dahinter hängen sollen… Es ist mir durchaus bekannt dass z.B. Freiburg i. Br. oder Heidelberg nicht zu Schwaben - obgleich zu BaWü - zählt. Ich weiß auch, dass sowohl RhPf als auch das Saarland Südwestdeutschland sind. Auch weiß ich, dass ein Teil der Einwohner des Landesteils „Baden“ von BaWü es als Beleidigung empfindet „Badenser“ genannt zu werden, und ein anderer Teil der Einwohner eben dieses Landesteils empfindet es als geschmacklos „Badener“ genannt zu werden. Nur habe ich mir nie merken können, wie jetzt die Südbadener (südlich von KA) und die Nordbadener (nördlich von KA) sich selbst bezeichnen. Anscheinend gibt es innerhalb Badens zwischen Nord und Süd einen wie auch immer gearteten Identitätskonflikt, dessen Ursache ich aber nicht kenne.
Also, bitte nicht ärgerlich sein, es war wirklich nicht böse gemeint.
Keines der Wörterbücher hat „Gesetzescharakter“; als - in gewissen Grenzen - maßgeblich gilt das amtliche Regelwerk (+ das dazugehörige Wörterverzeichnis), dessen Vorwort zum Geltungsbereich der neuen Rechtschreibregelung besagt:
_Das folgende amtliche Regelwerk, mit einem Regelteil und einem Wörterverzeichnis, regelt die Rechtschreibung innerhalb derjenigen Institutionen (Schule, Verwaltung), für die der Staat Regelungskompetenz hinsichtlich der Rechtschreibung hat.
Darüber hinaus hat es zur Sicherung einer einheitlichen Rechtschreibung Vorbildcharakter für alle, die sich an einer allgemein gültigen Rechtschreibung orientieren möchten (das heißt Firmen, speziell Druckereien, Verlage, Redaktionen – aber auch Privatpersonen)._
Im privaten Bereich braucht sich natürlich niemand an irgendwelche Regeln zu halten; aber wenn man seine Texte öffentlich zugänglich macht, ist damit zu rechnen, dass Schreibweisen, die nicht oder nur bedingt der „offiziellen“ Regelung entsprechen, auch außerhalb des oben definierten Geltungsbereichs zu Irritationen führen und auf Kritik stoßen.
Da sich jeder an den eigenen Sprachgewohnheiten orientiert, ist es schwer, in Fällen, wo sowohl in der amtlichen Regelung* als auch in gängigen Wörterbüchern verschiedene mögliche Schreibweisen aufgeführt sind (wie bei Deinem Beispiel Geschoss / Geschoß), einen Konsens zu erzielen, welche Variante die „richtige“ ist.
Also keine Ahnung, wie das dein Dialekt handhabt. Im Standarddeutschen sind die beiden Wörter wirklich in allen Formen identisch. Da heißt es natürlich auch „das Haus hat 3 Geschosse“ und „das Gewehr hat 2 Geschosse“ (sagt man das überhaupt?).
Ha, sehr gutes Stichwort! Plural! Vielen Dank André
Mag es in der Einzahl vielleicht für den Einen oder Anderen
noch zweifelhaft sein, dass die Etage eine Vokallänge hat, so
ist dies in der Mehrzahl wohl absolut unzweifelhaft.
Wie weiter oben schon Grundwortschatz geschrieben hat, gibt es
im Südwesten keinen Unterschied - weder in der Schreibweise noch in der Aussprache.
Die Zuordnung „Süddeutschland“ in den einschlägigen Wörterbüchern ist in diesem Fall einfach nur falsch.
Ich habe noch nie dreigeschoßig mit ß geschrieben und lese das jetzt bei canoo zum allererstenmal.
Das Haus hat fünf Geschoße - klar
Überhaupt nicht klar. Im Südwesten wurde der Plural von Geschoß(ss) noch nie mit ß, sondern - auch in alter Rechtschreibung - immer schon Geschosse geschrieben.
Das Magazin der Pistole kann 5 Geschosse aufnehmen - klar
Ja.
Aber doch niemals niemals niemals
Die 35 Geschosse können 70 Firmen aufnehmen. -
Doch. Im Südwesten (und im Rest von D.) war und ist das völlig korrekt.
Das taugt ja
schon für einen Kabarettisten…
Ein guter Kabarettist wird sich diesen Schuh nicht anziehen …
o.k., dann lasse ich es im Wiki-Artikel so und ändere es nicht
wieder zurück, auch wenn ich (und sicher andere mehr) jetzt
dabei an das Projektil denken und zuerst mal inhaltlich
verwirrt sind.
Naja, doch auch nicht anders als bei anderen gleichlautenden Wörtern (Homonyme bzw. Teekesselchen). Ich krieg auch manchmal Hunger, wenn ich lese, dass meine Cookies geladen wurden.