Gesundheitsreform schlimm?

Was ist denn an der Gesundheitsreform so schlimm, dass da gleich die versammelte Opposition, Gewerkschaften, und so ziemlich jeder das als das schlimmste darstellt, was jemals eine Regierung in Deutschland getan hat?

Beiträge oder Abgaben werden ständig erhöht. Das kanns nicht sein.
Ungerechtigkeiten oder zumindest scheinbare Ungerechtigkeiten sind auch an der Tagesordnung. Dran kanns auch nicht liegen.
Lächerliche Grabenkriege zwischen den Regierungslagern hats auch schon immer gegeben. Daran kanns also auch nicht liegen.

Woran also liegts?

Nick

Was ist denn an der Gesundheitsreform so schlimm, dass da
gleich die versammelte Opposition, Gewerkschaften, und so
ziemlich jeder das als das schlimmste darstellt, was jemals
eine Regierung in Deutschland getan hat?

Ganz dumm geantwortet: Es ist halt Politik. Jeder Opposition ist egal, welche Zwänge es gibt, sobald es eine Entscheidung gibt, die dem Bürger Mehrkosten verursacht, wird geschrien. Sobald dem Bürger Kosten erlassen werden, ebenso. Davon lebt eine Opposition.
Du erinnerst Dich an die Mehrwertsteuererhöhung?
CDU sagte damals (meines Wissens) vor der Wahl, dass die MwSt um drei Punkte erhöht werden soll, SPD sagte: „Niemals, keine Merkelsteuer mit uns!“ Geeinigt hat man sich dann „in der Mitte“ - bei 4 Punkten. Haha.

Beiträge oder Abgaben werden ständig erhöht. Das kanns nicht
sein.

Doch sicher.
Das Problem:
Die Ausgaben steigen. Man kann die Ausgaben begrenzen - aber wie? Oder die Einnahmen erhöhen. Entweder schreien die Ärzte, Krankenhäuser und Pharmahersteller, oder eben jetzt die genannte Klientel.

Ich persönlich sehe in jeder Art von Versicherung eher einen Notnagel für existenzbedrohende Ausgaben und könnte mir problemlos eine Krankenversicherung mit (auch hohem, aber dann bitte einkommensabhängigem) Selbstbehalt vorstellen.
Momentan benötige ich Medikamente für rund 10€ im Monat, muss alle 3 Monate eine Check machen. Wenn mein Arzt die Wahrheit sagt, sind das umgerechnet auf den Monat etwa 40€, die auch einen ziemlichen Verwaltungsaufwand nach sich ziehen. Dafür brauche ich keine Versicherung. Auch nicht für die Grippeimpfung. Aber für die vielleicht mal nötige aufwendige OP, dafür ist sie da.

Hallo,
aus Sicht der Parteien links von der Mitte ist das der Abschied von der Solidarität (wobei auch jetzt schon die Arbeitgeber nicht ganz die Hälfte bezahlen) und ein weiterer Schritt Richtung Kopfpauschale, die die nun mal gar nicht wollen.
Ein fester (Zusatz-)Beitrag von 10 Euro im Monat belastet nun mal jemanden (relativ) stärker, der 1000 Euro verdient als jemand der 4000 Euro verdient. Welche Parteien diese Einkommensgruppen jeweils eher wählen, dürfte klar sein.
Wie der Ausgleich für Geringverdiener realisiert werden soll, ist mir noch nicht klar - unbürokratisch wird das in D sicher nicht gehen. Da es immer noch genug Leute gibt, die lieber sparen, als eine Beihilfe zu beantragen, spekuliert man (auch) mal wieder darauf, daß nicht jeder, der berechtigt ist einen Antrag stellt (dessen Bearbeitung womöglich mehr kostet, als die paar Euro, die dann erstattet werden)

Cu Rene

oT

CDU sagte damals (meines Wissens) vor der Wahl, dass die MwSt
um drei Punkte erhöht werden soll, SPD sagte: „Niemals, keine
Merkelsteuer mit uns!“ Geeinigt hat man sich dann „in der
Mitte“ - bei 4 Punkten. Haha.

Es waren 2 und 3 Punkte.

Hallo,
aus Sicht der Parteien links von der Mitte ist das der
Abschied von der Solidarität (wobei auch jetzt schon die
Arbeitgeber nicht ganz die Hälfte bezahlen)

Haben die noch nie gemacht. Das wird aus irgendeinem Grund der Bevölkerung von Anfang an so vorgespielt. Die Arbeitnehmer zahlen ihre Beiträge komplett selbst. Die Solidarität besteht nur zwischen den Mitgliedern der Kassen.

und ein weiterer Schritt Richtung Kopfpauschale, die die nun mal gar nicht wollen.

Hinsichtlich des Verwaltungsaufwandes und der Gerechtigkeit (jeder das Gleiche) wäre das doch eigentlich schon nicht schlecht.
Aber anstatt noch mehr Reformen durchzuführen, die diesen Namen nicht verdienen, sollte man doch das Ganze gleich ganz auf die Steuer umstellen. Daraus kommen schließlich heute schon erhebliche Beiträge zur Krankenversicherung.

Grüße

Hallo,

natürlich ist das schlimm.

Es ist schon schlimm so etwas Reform zu nennen!

Es werden also wieder 4 Jahre ins Land gehen, in denen man sich mit den eigentlichen Problemen nicht befasst.

Es wird wieder einmal einfach mehr Geld ins System gepumpt.

Der Zusammenbruch wird kommen. Die demographische Entwicklung in D wird man nicht ewig ignorieren können.

Gruß
tycoon

Haben die noch nie gemacht. Das wird aus irgendeinem Grund der
Bevölkerung von Anfang an so vorgespielt. Die Arbeitnehmer
zahlen ihre Beiträge komplett selbst. Die Solidarität besteht
nur zwischen den Mitgliedern der Kassen.

Das stimmt aber auch nicht bzw. nur bei einer statischen und absoluten Betrachtung: Der Arbeitgeber bei neuen Abrbeitsverträgen 60.000€ Brutto-Lohn, inkl. aller Sozialabgaben.

Ändert sich jedoch der Beitragssatz, sagen wir um 10% macht es schon einen Unterschied aus, ob die Kosten zischen AG und AN geteilt werden oder nicht. Denn bei bereits bestehenden Verträgen hat der AN in einem Fall (vereinfachen wir mal die Prozentrechnung und vernachlässigen Steuern, Berechnungsreihenfolge, Freibeträge etc.) 10% weniger, im anderen aber nur 5% weniger Geld in der Tasche.

Hallo,

Die Arbeitnehmer zahlen ihre Beiträge komplett selbst.

Du meinst also, wenn die in Berlin jetzt auf einmal sagen würden, daß der Arbeitnehmeranteil auf 100% gesetzt würde, die Arbeitnehmer den Teil mehr brutto hätten, den jetzt der Arbeitgeber bezahlt? Wäre eine interessante Variante, wenn man das so ins Gesetz schreiben würde und dann über die Steuerprogression zuschlägt.
Daß sie das auch erwirtschaften müssen, ist mir völlig klar, falls du das sagen wolltest.

Cu Rene

Meine persönlichen Gründe:

  • Die Kopfpauschale ist ungerecht denen gegenüber, die nicht viel Geld haben. Wenn Familienangehörige als Köpfe zählen, ist das für eine unterdurchschnittlich verdienende Familie mit mehreren Kindern eine sehr hohe Belastung.
  • Das Problem wird nicht an der Wurzel gepackt. Es wird nicht geguckt, warum die Gesundheitskosten so hoch sind. Sicherlich, am demografischen Wandel kann man recht wenig ändern - aber trotzdem gibt es bessere Wege, die Kosten zu senken. Frankreich zum Beispiel hat eine ganz klare Regel: Die Arzneien kosten einen festen Prozentsatz weniger als in Deutschland - und wenn die Pharmaindustrie noch so jammert.
  • Durch die Luft, die die Beitrags- und die damit weitgehend identischen Steuerzahlen auch noch dem System verschaffen, wird der Druck geringer, das System grundlegend zu erneuern.

Kurz: Mir fehlt die Intelligenz in der Lösung. Es werden die geschröpft, die keine oder eine schwache Lobby haben, und die Lobbystarken verschont.

Was ich dann vorschlage:

  • Beitragssatz prinzipiell vom Einkommen abhängig.
  • Bonuspunkte für gesundes Verhalten (Vorsorgeuntersuchungen, nachweisbarer Sport etc.)
  • Maluspunkte für ungesundes Verhalten (Risikosportarten etc.)
  • Optimierung der Zusammenarbeit zwischen medizinischen Einrichtungen zur Kostendämpfung
  • Stärkung des Gedankens des Wirkstoff-, nicht Arzneiverkaufs, damit billige Präparate gekauft werden (war schon mal eingeführt, scheint aber nicht zu klappen)
  • Verlangen, dass Pharmaindustrie ein anderes Geschäftsmodell annimmt (also längere Amortisierungszeiten; erhöhte Konkurrenz etc.).
  • Möglichkeit auch für gesetzlich versicherte Patienten, die Abrechnung des Arztes zu sehen und ggf. zu korrigieren. Das verringert den Betrug durch Ärzte und schafft Kostenbewusstsein bei Patienten.

So, wenn diese und andere Punkte, die ich nicht bedacht hätte, mal überlegt worden wären und umgesetzt worden wären, DANN könnte man von einer Reform reden.

Gruß Bombadil2

Hallo Nick,
du frägst, was an der „Gesundheitsreform“ so schlecht ist?

An der „Gesundheitsreform“ gar nichts.
Schlecht ist,dass es an der solidarischen Finanzierung des Gesundheitssystem seit Langem fehlt und die Löhne systematisch nach unten gedrückt werden aber gleichzeitig die Ausgaben für die Gesundheit konstant bleiben,eher steigen!

Wir wollen nicht wahrhaben, dass die Beiträge für die Krankenkasse in 5 Jahren verdoppelt werden müssen(ohne AG-Beteiligung natürlich) oder die Leistungen halbiert werden müssen.Eines von beiden.
Es gibt zwar noch diese Variante: Verdoppelung der Arbeitsplätze deren Stundenlohn höher ist als 7,50€ und die Beitragbemessungsgrenze nach derer man versicherungspflichtig ist um 50% erhöhen. Dann würden natürlich auch höhere Beiträge bezahlt und die Ausgaben/Einnahmen würden vielleicht sogar pari sein.

Aber wer glaubt denn noch an sowas? Solidarität und Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft als Unternehmung?!
Alter Hut,hatten wir mal.Per geheimen Dekret abgeschafft.

Einiges an Grüßen

muslima

Es gibt zwar noch diese Variante: Verdoppelung der
Arbeitsplätze deren Stundenlohn höher ist als 7,50€ und die
Beitragbemessungsgrenze nach derer man versicherungspflichtig
ist um 50% erhöhen.

Was natürlich auch die Personalaufwendungen der Krankenkassen, der Krankenhäuser, der Ärzte, der pharmazeutischen Industrie usw. nach oben treiben würde. Das Resultat wären höhere Kosten des Gesundheitssystems.

Das ist natürlich Nonsens und von daher muß eine grundsätzliche Reform her, die u.a. bei den Ausgaben ansetzt: Kopie der Arztrechnung an den Patienten, Eindampfung der Zahl der gesetzlichen Krankenkassen, Selbstbehalte für die Patienten (dafür dementsprechend niedrigere Beiträge) usw.

Anders ist da nichts zu machen, außer dem ständigen Rumdrehen an den Stellschrauben, die am Ende nur höhere Beiträge für wen auch immer bedeuten.

C.

Hallo,
wo wurde die Gesundheit reformiert?
Im uebrigen, Gesundheit ist kostenlos.
Krankheit kostet.
Es ist eine Krankheitskosten-Verteil-Reform.
Gruss Helmut

Das ist natürlich Nonsens und von daher muß eine
grundsätzliche Reform her, die u.a. bei den Ausgaben ansetzt

Nein,
eine andere Reform, die allgemeine Gesundheit herstellt.
Wenigstens etwas mehr als heute.
Gruss Helmut

Hallo,

Im uebrigen, Gesundheit ist kostenlos.
Krankheit kostet.

Genau, wie im alten China (?) den Arzt fürstlich dafür bezahlen, daß man gesund bleibt. Das hätte große Vorteile für die gesamte Volkswirtschaft - nur, wer macht bei uns schon, was der Arzt sagt?

Cu Rene

Hallo,

Nein,
eine andere Reform, die allgemeine Gesundheit herstellt.
Wenigstens etwas mehr als heute.

Diese Reform muss zunächst bei den Patienten anfangen. Z.B. sollten Selbstverkrüppelung durch Extremsportarten und angeschlagene Gesundheit durch Fastfoodmüll privat versichert werden. Gesundheit ist Selbstverpflichtung, der Gang zum Arzt sollte als Dienstleistung betrachtet werden. Die Vollkaskomentalität ergibt als Resultat, dass man kaum auf die Gesundheit achten muss, denn der Arzt wird ja solidarisch bezahlt.

Solidarität führt immer zu dem Ergebnis, dass die Verantwortung auf andere abgeschoben wird.

Hallo exc,

das mit den Löhnen brauche ich nicht mehr zu kommentieren.Du hast unbewußt der Kern der Sache beschrieben.
Ansonsten wiederhole mich:

Nicht ständig an i r g e n d w e l c h e n Stellschrauben drehen, sondern an den r i c h t i g e n kräftig drehen!

Was die richtigen Schräubchen sind, weiss man doch sehr genau.

Dieser Tanz um das goldene Kalb ist lächerlich.

Gruß

muslima

Hallo,

das mit den Löhnen brauche ich nicht mehr zu kommentieren.Du
hast unbewußt der Kern der Sache beschrieben.
Ansonsten wiederhole mich:

Nicht ständig an i r g e n d w e l c h e n Stellschrauben
drehen, sondern an den r i c h t i g e n kräftig drehen!

soll ich jetzt den Unfug aufgreifen, der in dem Artikel stand, den Du inzwischen gelöscht hast (übrigens eine Unsitte, die Du nicht kultivieren solltest), oder mit dem arbeiten, was hier steht? Denn…

Was die richtigen Schräubchen sind, weiss man doch sehr genau.

Dieser Tanz um das goldene Kalb ist lächerlich.

… wenn letzteres der Fall ist, bleibt da genau nichts. Da mir das Raten nicht so liegt, kann ich Dir inhaltlich nicht antworten.

c.

Hallo,
soweit richtig.
Doch die Medizin sollte sich nicht nur um die Behandlung der Krankheiten kuemmern, sondern auch um deren Vermeidung. Ausser der Krankheit sollte Gesundheit ein Thema der Medizin werden. Hat mal jemand nach einer BicWopper Werbung entsprechend gesehen, was der Hausarzt stattdessen im Werbefernsehen empfiehlt? Oder wo bleibt die Zuckersteuer, gefordert von den Zahnaerzten?
Politisch koennte man Bio-Lebensmittel foerdern, die finanziellen Mittel bei den Schlechtnahrungsmitteln draufschlagen. Das sehe ich als Gesundheitsreform, gut die genannten Anfaenge nur als Refoermchen. Aber nichts geschieht, weit und breit keine Gesundheitsreform in Sicht.
Gruss Helmut

Auch die Familienversicherung sollte endlich abgeschafft werden, denn dort wird viel Geld ausgegeben und nichts eingenommen.

Hallo,

Doch die Medizin sollte sich nicht nur um die Behandlung der
Krankheiten kuemmern, sondern auch um deren Vermeidung. Ausser
der Krankheit sollte Gesundheit ein Thema der Medizin werden.

Die Gesundheit ist Thema der Medizin. Alle Krankenkassen versenden Informationsblätter über die Gesundheit und Gesundbleiben. Wer fahrlässig seine Gesundheit ruiniert, soll selber dafür bezahlen.

Schlechtnahrungsmittel teurer zu mache, sehe ich als überflüssige staatliche Einmischung in die Wirtschaft. Das Resultat wären gefälschte Gutnahrungsmittel, die wiederum durch aufwendige und teure Kontrollen entdeckt werden müssten. Der Verbraucher würde das Vertrauen verlieren.

Und ich bin dafür, dass Ärzte ihre Rechnungen nicht bei der Krankenkasse abrechnen, sondern beim Patienten, der diese dann bei der Krankenkasse einreicht. Was Ärzte abrechnen, sollen sie auch begründen können.