Gewalt: Formen, Klassen, Legitimierung

Hi @ll,

mag hier mal einen neuen Thread aufmachen.

Da hier die Lämmer (eigentlich sind die auch noch zu gewalttätig) in der moralischen Übermacht sind und ich das aber so nicht stehen lassen mag:

Wieviel Gewalt ist denn hier geduldet?
Wer übt welche Gewalt aus?
Wer würde sich als vollkommen gewaltlos bezeichnen und wenn, wie überlebt dieser?

Bitte beachten:

… jeweils in einer Partnerschaft/Familie!
Gewalt gibt es nicht nur im Sinne von Schlagen, Prügeln, Einsperren…
Gewalt auch in verbaler Form
Gewalt mittels Verweigerung
Gewalt durch Drohen
Gewalt durch Dritte

(un)sinnige Gedanken zum Jahreende

LG
Ce

Hallo ceestmoi,
ein bisschen Gewalt gibt es nicht. Verhält sich einer einem anderen gegenüber so verletzend, dass das Vertrauensverhältnis gestört wird, dann greift das die Basis der Beziehung an. Gewalttätigkeit bedeutet immer Hilflosigkeit, und es gibt nur noch ein destruktives „Ich“ und nicht mehr ein konstruktives „Wir“.
Folgenden Artikel fand ich interessant:
http://www.welt.de/wissenschaft/article1393717/Wenn_…
Grüße
oppo

Hllo Oppo,

ein bisschen Gewalt gibt es nicht. Verhält sich einer einem anderen gegenüber so verletzend, dass das Vertrauensverhältnis gestört wird, dann greift das die Basis der Beziehung an.

und wenn es nicht „so“ ist, dass es angreift?
Bsp:
Sie: Essen wir Nudeln oder Reis?
Er: Reis! (gibt es so selten)
Sie: Das passt dann doch nicht wirklich… das mag ich nicht essen.
(Option A)
Er: dann Nudeln.
Ein Part hat sich mit Gewalt durchgesetzt. Zerstört das das Vertrauensverhältnis?

Gewalttätigkeit bedeutet immer Hilflosigkeit, und es gibt nur noch ein destruktives „Ich“ und nicht mehr ein konstruktives „Wir“.

(Option B)
Er: das passt. Ich hab Nudeln satt! Reis oder nix!
Ein Part hat sich mit Gewalt durchgesetzt. War er nun hilflos?

Nun könnte man das auch anderst darstellen (und ich glaube, das hat jeder schon mal erlebt…)
Sie hat die Nudelpackung in der Hand und bereit, diese in „sein“ kochendes Wasser zu schütten, wo er den Reis schon parat daneben stehen hatte. Was anderes als eine Abwehrbewegung Richtung Nudeln (gewaltsam die Hand wegdrücken) und seinen Reis einwerfen… dann hast Du sogar physische Gewaltanwendung im Spiel.

Wie gesagt: ich meinte nicht, eine kaputte Beziehung - sondern eine funktionierende… Und da es immer Streit geben wird, wird es auch Demütigungen (in welcher Form auch immer) geben.

Nur wieviel ist zulässig?
Dein Artikel-Link sagt da halt auch wenig aus, wann eben Gewalt anfängt…

LG
Ce

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Hi @ sie,

zunächst mal, wo ist hier? Und wer ist wer? …

Ein Theater ohne Figuren, ohne Bühne und ohne Geräusche gibt es meiner Meinung nach nicht(zum. kenne ich es nicht).

Ich gehe davon mal aus, das man jetzt seine eigene Beziehung meint:

Sanfte Gewalt von blöden Sprüchen ist erlaubt. Auch ist mal etwas Zynismus erlaubt, der aber nach kurzer Zeit sofort erstickt werden muss, indem man doch etwas tut.
In sehr seltenen Fällen wird auch mal lauter gesprochen(in Konfliktsituationen), aber auch nicht mehr.

Alle anderen Arten von Gewalt sind nicht in einer beziehung duldbar.

Übrigens, üben beide Seiten Gewalt aus. ^^

mfg,

Hanzo

Hi,

du hast teilweise recht, eine Lampe ist auch nur an oder aus.
Nur kann eine Lampe unterschiedlich hell Leuchten, genauso wie es Gewalt in unterschiedlichen Formen gibt…ich hoffe du verstehst, was ich meine…

mfg,

Hanzo

EDIT:
Ich habe den Part mit der Gewaltlosigkeit vergessen:

Wenn einer sich „Gewaltlos“ verhält und der andere übt Gewalt aus, kann es , je nach mentaler Stärke der Personen, zu Problemen in der Beziehung kommen, da einer ja nachgibt…

Hanzo

Hallo Ce,

interessantes Thema, dass Du da zur Diskussion stellst.

Es beinhaltet die Frage wo fängt Gewalt an und da denke ich, dass es für Jeden eine andere Schwelle gibt, die sich auch noch in verschiedenen Lebensbereichen unterscheiden kann, doch zur Diskussion steht ja Gewalt in der Beziehung und nur darauf bezogen:

Für mich ist in einer Beziehung schon schreien (wie es hier genannt wird lautes/heftiges Diskutieren) und Türen knallen nicht zu akzeptieren, ebenso wenig wie abschätziges Verhalten/Wortwahl bezüglich meiner Auffassungen oder ignorieren des Anderen, wenn er sich nicht wie gewünscht verhält (gilt falls interessant übrigens nicht nur für die Partnerschaft sondern auch für die Erziehung)

Szenen wie Du sie aufzeichnest gäbe es bei mir einfach nicht, wenn der eine Nudeln, der andere Reis will braucht es keinen Streit, sondern schlicht 2 Kochtöpfe.

Mag sein, dass ich ein verzärteltes Nesthäkchen bin, ein Opfer der antiautoritären Erziehung oder ein zu dünnes Fell bekommen habe nachdem ich Gewalt in der Ehe erleben musste und jetzt? Bin ich Deiner Auffassung nach nicht lebensfähig?

Gruß

Cha’kwaina

bißchen schwanger…
Hallo ceestmoi,
ein bißchen Gewalt ist wie ein bißchen schwanger… beides gibt es nicht.
Gruß W.

Hi,

du hast teilweise recht, eine Lampe ist auch nur an oder aus.
Nur kann eine Lampe unterschiedlich hell Leuchten, genauso wie
es Gewalt in unterschiedlichen Formen gibt…ich hoffe du
verstehst, was ich meine…

Hallo Hanzo,
mir ist schon klar, was du meinst, nur der Vergleich hinkt. Manche Lampen haben Dimmer, weil es hilfreich ist, sich Helligkeit zu dosieren. Dosierte Gewalt…? Das ist für mich absurd.
Mir ist schon klar, es geht um Erträglichkeit, aber macht es macht für mich keinen Sinn über das Maß zu sinnieren.
Grüße
oppo

Hallo ceestmoi,

Ein Part hat sich mit Gewalt durchgesetzt. Zerstört das das
Vertrauensverhältnis?

Das weiß nur das betroffene Paar selbst.

Ein Part hat sich mit Gewalt durchgesetzt. War er nun hilflos?

Machtkämpfe haben immer mit Gewalt zu tun. Worum geht es Dir? Um die Deffinition oder um die Auswirkung von Gewaltanwendung?

Sie hat die Nudelpackung in der Hand und bereit, diese in
„sein“ kochendes Wasser zu schütten, wo er den Reis schon
parat daneben stehen hatte. Was anderes als eine
Abwehrbewegung Richtung Nudeln (gewaltsam die Hand wegdrücken)
und seinen Reis einwerfen… dann hast Du sogar physische
Gewaltanwendung im Spiel.

So lange nachfolgend eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe möglich ist, mit einem klärenden Gespräch hinterher, dann ist das, was Du beschrieben hast, Beziehungsalltag abhängig von jeweiligen Temperamenten.

Wie gesagt: ich meinte nicht, eine kaputte Beziehung - sondern
eine funktionierende… Und da es immer Streit geben wird,
wird es auch Demütigungen (in welcher Form auch immer) geben.

stimme ich Dir zu. Nur worum geht es Dir?

Nur wieviel ist zulässig?
Dein Artikel-Link sagt da halt auch wenig aus, wann eben
Gewalt anfängt…

So wie ich den Artikel durch meinen Link verstanden habe, ist von massiver Gewalt die Rede, die Menschen krank macht und sie in ihren Lebensqualität beeinträchtigt. Davon bin ich auch bei Deinem Ausgangsposting ausgegangen.
In Wikipedi habe ich jetzt nachgelesen:
Unter den Begriff Gewalt fallen Handlungen, Vorgänge und Szenarien, die auf Menschen bzw. Gegenstände beeinflussend, verändernd und/oder schädigend eingewirkt wird.
Wir sollten uns meiner Ansicht nach auf eine Deffinition von Gewalt in der Beziehung einigen.
Grüße
oppo

Guten Morgen Ce,

wie unten schon einmal erwähnt, halte ich es mit der Differenzierung „direkte“/„indirekte“ Gewalt. Beides ist für mich in Beziehungen (welcher Art auch immer) nicht tragbar; und ich kann auch behaupten, dass Ersteres nie in meinen (Liebes-)Beziehungen vorgekommen ist, Letzteres einmal, aber da habe ich die Beziehung auch beendet.

Bei der indirekten Gewalt geht es das strukturelle Moment (da halte ich es mit dem Friedens- und Konfliktforscher Galtung): Hier handelt es sich um die Diskrepanz zwischen aktueller Verwirklichung und der potenziellen Verwirklichung. Wird auf einem Menschen Zwang/Beeinflussung ausgeübt, der ihn daran hindert, seine potenzielle Verwirklichung zu erreichen, ist es Gewalt - vorausgesetzt der aktuelle Zustand ist ein vermeidbarer.

Da also die Entscheidung „Nudeln oder Reis“ kaum ein Bestandteil der Verwirklichung darstellt, kann auch nicht von Gewalt die Rede sein. Es handelt sich um einen Konflikt, der gelöst werden kann. Sollte es hingegen ein dauerhaftes einseitiges Nachgeben eines Partners sein, was sich dann sicherlich auch auf Bestandteile der Verwirklichung auswirken wird (Zementierung von Machtstrukturen), gilt es als Gewalt (z.B. im Thread unten: der „Wunsch“ des Partners, dass die Frau nicht mehr arbeitet).

Anderes Beispiel (auch vor dem Hintergrund, dass Du „Verweigerung“ ansprichst - ich ergänze es noch durch „Forderung“ ): Mein Göttergatte hatte bis Mitte 30 keinen Führerschein und ließ sich immer von mir chauffieren. Ich war es leid und äußerte den Wunsch (man könnte es auch als Forderung verstehen), er möge seinen Führerschein zu machen. Wenn ich keine Lust hatte, ihn mal wieder irgendwo hinzufahren, ließ ich es (was man als Verweigerung verstehen könnte).

Dies könnte man als Gewalt bezeichnen. Ist es aber laut obiger Definition nicht, da ich ihn animiert habe, seine Potenziale auszuschöpfen (und er ist mir dafür sehr dankbar! :smile:. Die Gratwanderung ist selbstredend gegeben: Hat ein Mensch das „Recht“, von seinem Partner alles das zu fordern, was er selbst als Potenzialerfüllung ansieht? Nein, hat er nicht. Das Potenzial muss von dem jeweiligen Individuum auch als solches wünschenswert sein - die „Forderung“ kann nur unterstützend sein und nicht durch Verweigerung/Drohung in eine Erpressung münden.

Gewalt in verbaler Form: Die Inhalte: Beleidigungen sind Gewalt, da versucht wird, den Beleidigten sein Recht auf die Verwirkliung eines gesunden Selbstbewusstsein zu nehmen (das klassische „Klein-Halten“). Dies ist aber nicht zu verwechseln mit „Kritik“. Wenn mein Mann mir sagt, dass mir z.B. die Hose nicht steht, ich doch besser die andere anziehen soll, ist es keine Gewalt - schließlich kann ich noch entscheiden, in welchen Klamotten ich mich wohler fühle; was aber wiederum nicht gleichbedeutend ist, dass ich seine Kritik nicht auch (mal) annehme.

Lautstarke Auseinandersetzungen müssen hingegen nicht sofort Gewalt bedeuten. Hier geht es mehr um die Streitkultur der Paare. Wenn mein Partner und ich diskutieren, wird es häufig laut, wir unterbrechen uns gegenseitig, aber wir „brauchen“ diesen Streit auch, um unsere Potenziale jeweils auszuschöpfen.

Aggressionen: Jeder Mensch besitzt sie! Sie sind lebensnotwendig - und ihr Vorhandensein hat auch nichts mit Moral zu tun. Es ist aber eine Frage, wie die Aggression kanalisiert wird - und hier ist es schon eine Frage, was gesellschaftlich sanktioniert wird.

Aggression in Form von körperlicher Gewalt wird (glücklicherweise) zunehmend gesellschaftlich nicht mehr gebilligt (dem Spruch „Ein Klaps auf den Po hat noch niemanden geschadet!“ stimmen immer weniger Menschen zu).

Manche bauen ihre Aggressionen über Sport ab, manche fressen sie in sich hinein (auto-aggressiv), manche „kotzen“ sich bei Freunden aus, manche schmeißen mal Türen, werden laut - alles normal: hier steht und fällt es mit dem Begriff „Streitkultur“, von „Gewalt“ kann man hier nicht automatisch sprechen.

Du fragst nach der Duldung? Ich dulde keine Gewalt. Wenn mein Partner mich auch nur ein einziges Mal am Handgelenk festhielte, schmisse ich ihn raus. Sollte mein Partner versuchen, mich in meinem Wirken einzuschränken, wäre ich weg. Das ist - ich hoffe, das habe ich oben klar gemacht - nicht gleichbedeutend mit dem, dass mein Partner keine Wünsche äußern kann, die konträr zu den meinigen sind: Aber hier handelt es sich um einen Konflikt antagonistischer Interessen, der mittels (jeweils ausgewogener) Kompromisse gelöst werden kann, ohne dass Gewalt im Spiel ist.

Viele Grüße zum Jahresende

Kathleen

Der blödeste Vergleich unter der Sonne.

Hallo ceestmoi,
ein bißchen Gewalt ist wie ein bißchen
schwanger… beides gibt es nicht.

Was ist denn das für ein Quatsch?

Natürlich gibt es gerade bei Gewalt und Gewaltempfindung ein Kontinuum.
Was einer gerne mag, kann für den anderen schon Extrem sein.

Und gerade Schwangerschaften sind ein Beispiel für Diskretheit. Top oder Flop.

Tilli

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Hallo Tilli,

ceestmoi hat gefragt, was „individuell“ geduldet wird.

ein bißchen Gewalt ist wie ein bißchen
schwanger… beides gibt es nicht.

Dieser Aussage von weris kann ich - nach meiner Vorstellung - nur zustimmen (mit den von mir oben genannten Einschränkungen, was eben nicht heißt, Aggressionen nicht auch „auszuleben“).

Natürlich gibt es gerade bei Gewalt und Gewaltempfindung ein
Kontinuum.

Hat dies jemand in Abrede gestellt? Und trotzdem (oder besser: gerade deshalb) ist es doch gerade wichtig/interessant, sich darüber im Klaren zu sein, wie viel Gewalt man selbst zulässt und wie viel Gewalt man auch antut. Und vor allem, was Gewalt eigentlich bedeutet - und das war ja hier die zentrale Frage!

Was ist denn das für ein Quatsch?

Damit verbleibst Du auf der Schiene, die hier ja gerade hinterfragt werden soll.

Was einer gerne mag, kann für den anderen schon Extrem sein.

Das meinst Du jetzt doch nicht im Ernst? Konflikte innerhalb einer Beziehung auszutragen, wobei auch (kanalisierte) Aggressionen auftreten können, ist doch beileibe noch etwas anderes, als dem Partner Gewalt anzutun.

Du vermengst hier Streitkultur und Aggressionen mit dem Gewaltthema.

Viele Grüße

Kathleen

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Gewalt: Formen, Klassen, Legitim. - Konklusion
Hi @ll,

vielen Dank zunächst am doch regen Interesse.
Und ich bin überrascht, dass kein Beitrag dabei war, der Gewalt per se rechtfertigt…
Klar, keiner möchte, dass ihr/ihm Gewalt angetan wird - leider habe ich das so in Familie/Partnerschaft noch nicht erlebt.
Es gab - bei mir, rückblickend - immer Gewalt… sehr oft nonverbal durch Gesten, Blicke oder einem „Pfffft“, öfters verbal, oft durch Sanktionierungen, paarmal auch „handgreiflich“ - also wegschubsen oder Zwicken… jedesmal in der Ehe.
Bei einer Partnerin war es während meines Schlusspunktgesprächs, dass sie auf mich mit Besteck bewaffnet losging… ansonsten kann ich mich an Gewalt eigentlich nicht erinnern.
Da frage ich mich, ob das dann doch an mir liegt?!?!?
Da ich mich selbst als „fried- und rechtfertig“ aber auch mit Hang zur Arroganz bezeichnen würde, körperlich nur wenige Frauen (Schwester ausgenommen) mir gefährlich werden könnten (selbst mit Besteck ist mir und ihr nichts passiert) und Eskalationen recht früh erkenne und dementsprechend beruhige, die Ebene wechsel oder sogar meine Position auch mal aufgebe…
Daraus ergibt sich mir die Frage: Kann es sein, dass spezielle Charaktere Gewalt provozieren? … und das ohne es zu wollen, ohne davon zu wissen?

nachdenkliche LG
Ce

Hallo Tilli,

ceestmoi hat gefragt, was „individuell“ geduldet wird.

ein bißchen Gewalt ist wie ein bißchen
schwanger… beides gibt es nicht.

Natürlich gibt es gerade bei Gewalt und Gewaltempfindung ein
Kontinuum.

Hat dies jemand in Abrede gestellt?

Wenn da steht: „ein bißchen Gewalt gibt es nicht“?
Mehr kann man nicht in Abrede stellen, dass „Gewalt“ unterschiedlich interpretiert werden kann.

Ich empfinde auch Schweigen und Aussitzen als gewaltsam.
Zum Beispiel.

Was einer gerne mag, kann für den anderen schon Extrem sein.

Das meinst Du jetzt doch nicht im Ernst?

Doch. Genau das.

Konflikte innerhalb
einer Beziehung auszutragen, wobei auch (kanalisierte)
Aggressionen auftreten können, ist doch beileibe noch etwas
anderes, als dem Partner Gewalt anzutun.

Siehst du? Genau dieses Beispiel zeigt, wie schwammig alles ist, wie ungenau, wie subjektiv.
Ich empfinde auch Schweigen und Aussitzen als gewaltsam.
Zum Beispiel.

Du vermengst hier Streitkultur und Aggressionen mit dem
Gewaltthema.

Nö. Ich wollte nur sagen, dass der Vergleich Schwangerschaft Gewalt ein total blöder ist.

Tilli

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der Kern

Da ich mich selbst als „fried- und rechtfertig“ aber auch mit
Hang zur Arroganz bezeichnen würde,

Wer tut das nicht?
Das trifft doch den Kern.
Jeder fühlt sich doch provoziert, ehe er gewalttätig wird. Ob es Hohn im Forum ist oder krankenhausreif schlagen.

Daraus ergibt sich mir die Frage: Kann es sein, dass spezielle
Charaktere Gewalt provozieren? … und das ohne es zu wollen,
ohne davon zu wissen?

Aber sowas von ganz genau.
Daher sollte jeder nach seinen Opfer-Seiten gucken und diese bearbeiten.
Ein wimmerndes Frauchen oder ein demütiges Kerlchen erweckt doch meist Agressionen.
Eine gewisse Art zu gucken oder zu sperchen könnte genauso wirken.
Frage ist nur, inwieweit man das abstellen kann, sofern es unbewußt ist und inwieweit man denen aus dem Weg gehen muß, die davon gereizt werden.
Und inwieweit man das, was einen stört, akzeptieren und wegatmen kann/muß.

Dieser Eiertanz heißt „Leben“, glaube ich.
Tilli

Hallo,

Es gibt neben offensichtlicher Gewalt (körperliche Gewalt und Beleidigungen) einen weniger offensichtlichen Graubereich.

Natürlich ist sachlich und in grundsätzlichem Respekt geäußerte Kritik keine Gewalt. Kritik wird zu Gewalt, wenn sie als Vehikel für Aggressionen mißbraucht wird, und der andere dabei herabgesetzt oder verhöhnt wird. Der eine mag sich dabei schlicht für „ungeschönt ehrlich“ oder ähnliches halten. Ich glaube, aus genau diesem Grund fürchten sich viele vor Kritik.

Streit ist per se ebenfalls nicht Gewalt, zumal wenn beide Streitpartner hinsichtlich ihrer Streitkultur zusammenpassen. Wenn dies nicht der Fall ist: z. B. der eine verbal sehr schnell und geübt im Argumentieren ist, und der andere nicht mitkann, weil er nicht über genügend Sprachgewandtheit verfügt, dann wird Streit zu einer Form von Gewalt. Beide Streitpartner können dann völlig unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob es sich dabei überhaupt um Gewalt handelt.

Gewalt hat für mich etwas mit Ausspielen einer (tatsächlichen oder vermuteten) Überlegenheit in der momentanen Situation zu tun, wodurch der andere in irgendeiner Weise beeinträchtigt, unterdrückt, zu etwas gezwungen usw. wird.

Die gesellschaftlichen Ächtung von körperlicher Gewalt bewirkt für sich alleine noch nicht, daß die Gewalt aus der Welt verschwindet. Sie wird - zumindest teilweise - in einen schlecht definierten Graubereich verschoben. Ich glaube, das Bedürfnis, erlebte Frustrationen wieder abzubauen, ist manchmal einfach zu stark, um es in jedem Fall sicher kontrollieren zu können. Gewalt läßt sich nicht völlig vermeiden.

Grüße,

I.

hrk

Ich habe den Part mit der Gewaltlosigkeit vergessen:

Wenn einer sich „Gewaltlos“ verhält und der andere übt Gewalt
aus, kann es , je nach mentaler Stärke der Personen, zu
Problemen in der Beziehung kommen, da einer ja nachgibt…

Gewaltloser Widerstand ist Gewalt.

http://www.heinzrudolfkunze.de/texte/texte/variation…

tILLI

Pack schlägt sich, Pack verträgt sich
Hallo,

Gewaltempfinden ist nach meiner Überzeugung völlig subjektiv. Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft haben eine gewisse Abwehrhaltung gegenüber körperlicher Gewalt entwickelt, was nun grundsätzlich zu begrüßen ist.

Merkwürdig finde ich persönlich aber die Haltung, dass nichts so schlimm wäre, wie die Anwendung von körperlicher Gewalt. Ich habe deutlich mehr Menschen an den Folgen psychischer Gewalt zerbrechen sehen, als an körperlicher.

Bereits in früher Kindheit lernen Kinder im Kindergarten, dass „wir nicht hauen“. Und die Mehrzahl der Erzieherinnen springt den Kindern zur Seite, die gerade von einem anderen gehauen oder geschubst worden sind. Dass das arme, geschlagene Kind seit geraumer Zeit auf übelste Art und Weise provoziert, gehänselt und gestichelt hat, nehmen sie möglicherweise vielleicht noch zur Kenntnis, dennoch erschöpft sich ihre Bewertung und Sanktionierung in aller Regel damit, die Schläge zu reglementieren.

„Wir hauen nicht“ nehmen wir denn auch mit - und wie gesagt: Es ist grundsätzlich durchaus in Ordnung. Gerade im Zusammenhang mit Gewalt fällt es nach meiner Überzeugung aber durchaus schwer, Opfer und Täter immer sauber voneinander zu trennen.

Wenn man „Wie hauen nicht“ als Maßstab nimmt, ist logischerweise immer der im Unrecht und zu verdammen, der körperliche Gewalt einsetzt. In meinen Augen kann es das aber nicht alleine sein. Es kann nicht angehen, dass verbale und psychische Gewalt als weniger schlimm betrachtet wird, und die zum Teil unglaublich quälende Vorgeschichte, die beim anderen zur körperlichen Gewalt geführt hat, als weniger schlimm definiert wird.

„Wir hauen nicht“ greift nach meiner Überzeugung zu kurz.

Schöne Grüße,
Jule

Allen einen angenehmen Start ins neue Jahr.

Gestern bei Neujahr im Freundeskreis.

Ein Paar, sie sind erst ein paar Monate beisammen. Sie hat drei Kinder, er ist Kinderlos.

Er hatte sich Raketen zum schiessen gekauft. Er zündete sie an und sie zündelte Verbal:

Die Rakete steht schief
Wie lange brauchst du noch um sie anzuzünden
Gehe zur Seite die Kinder sehen nichts
Was machst du mit den Feuerzeugen dass keines bei dir funktioniert
Zünde sie weiter unten an
Du denkst eh daran die alten Raketen nachher wieder einzusammeln

Mal davon abgesehen dass Kinder sich sowieso bemerkbar machen wenn sie wirklich nichts sehen sollten und wir die Genehmigung des Feldbesitzers hatten, dass wir die alten Raketen liegen lassen dürfen und es bei starkem Wind und frostigen Temperaturen schwierig ist Raketen anzuzünden…

Ich empfand das als psychische Gewalt. Sie lässt ihn die Raketen zünden während sie selbst daneben steht und kritisiert noch fleißig dabei.

Naja, in der Beziehung war das Ablaufdatum bereits sichtbar.

Alles gute

Martin