Gewaltfreiheit im Buddhismus?

Ist die Vorgabe bezüglich der Gewaltfreiheit in der
buddhistischen Lehre klar? Ist Gewaltfreiheit das Maß der
Dinge im Buddhismus? Oder sind auch andere Haltungen
„zulässig“ und buddhistisch?

Zumindest hat der Buddhismus auch die Shaolin-Kampfmönche hervorgebracht, quasi die Ritterorden des Buddhismus.

Kriegführung

Moin,

Dann führen buddhistische Länder also keine Kriege?!
Ist das so?

Nein, ein „Land“ kann grundsätzlich keine Kriege führen. Nur
Menschen können Kriege führen. Ein Mensch, der Krieg führt,
kann hingegen nicht gleichzeitig buddhistische Lehre in diesem
Aspekt verwirklichen. Es gibt hier nur entweder oder.

Verzeih die Spitzfindigkeit, aber Kriege werden in der Regeln von Regierungen erklärt und geführt.

Menschen können Töten, Morden, Foltern, aber um einen Krieg zu führen, brauchts eine Organisation.

Gruss, Marco

Hi datafox,

mich würde eher interessieren, ob es Buddhisten gab und gibt,
die Gewalt anwenden, und wenn ja welche und warum,
insbesondere im Zusammenhang mit Selbstverteidigung, denn das
war erstens das Thema und ist zweitens der Punkt, an dem jeder
halbwegs vernünftige Rechtskodex Gewalt nicht nur erlaubt
sondern gebietet.

Das ist eigentlich(!) simpel zu beantworten: Selbst der gute Christ sollte eigentlich bereitwillig alle Backen hinhalten:wink:.

Auch Falle der Selbstverteidigung oder beim Schutz vieler Anderer durch Gewalt lädt der Buddhist schlechtes Karma auf sich und wird dafür leiden. Ob am nächsten Tag oder im nächsten Leben spielt eine untergeordnete Rolle.

Die Fünf Silas:

  1. Kein Lebewesen töten oder verletzen.
  2. Nichtgegebenes nicht nehmen.
  3. Keine unheilsamen sexuellen Beziehungen pflegen und sich im rechten Umgang mit den Sinnen üben.
  4. Nicht lügen oder unheilsam reden.
  5. Sich nicht durch berauschende Mittel das Bewusstsein trüben.

Das sind Grundpfeiler der Lehren Buddhas. Nur unabsichtliches und unvermeidbares Töten hat keine negative Wirkung.

Würden alle nach diesen oder vergleichbaren Regeln leben ohne sie zu brechen, hätten wir ein paar Probleme weniger und wir bräuchten keinen „vernünftigen Rechtskodex“. Einer rechtlichen Ordnung geht es aber mehr um Recht als um Gerechtigkeit, Gut oder Böse:wink:.

Natürlich gab es - vor langer Zeit - auch Religionskriege im Namen des Buddhismus. Und wie bei allen Menschen gibt es auch heute bei den Buddhisten diejenigen, die sich aggressiv/schädigend andern gegenüber verhalten. Das entspricht allerdings nicht der Lehre.

Gruß
Thomas

Hoppla…

Ist es besser wenn der Polizeipsychologe den „bösen“ zur
Aufgabe veranlasst,
oder der Scharfschütze ihn umbringt?

Noch besser ist, wenn der Kidnapper eine schöne Kindheit hat
und gar nicht zum Kidnapper wird. Ach wie nett diese rosa Welt
ist.

Na du gehst ja ab!
Na klar wäre das noch besser, oder willst du das Gegenteil behaupten.

Meine Meinung: Wer Menschen akut mit dem Tod bedroht und damit
Erpressungsversuche startet, muß von Anfang an wissen, daß er
dieses nicht überleben wird. Das bedeutet Konsequenz statt
Erpreßbarkeit. Alles andere ist eine Einladung, es doch mal zu
versuchen, und weitere Menschenleben aufs Spiel zu setzen.

Das ist deine Interpretation der Dinge.
Interessant deine Wortwahl…„daß er dieses nicht überleben wird“.
Im Klartext: Du willst die Todesstrafe auf räuberische Erpressung.
Mag sein, dass für dich ein Weg zurück ins Mittelalter der Rechtsstaatlichkeit gangbar erscheint;- ist ja auch in verschiedensten Kreisen wieder „en vogue“ heutzutage.
Was mich persönlich betrifft habe ich halt ne andere Meinung und in logischer Weiterführung deiner Idee der präventiven Gefahrenabwehr durch finalen Rettungsschuss wird dir wohl nix anderes übrigbleiben als mich deswegen zu erschiessen.
Ich bin dann halt für das Ideal der Gewaltlosigkeit gestorben (aus irgendeinem Grund stirbt man vermutlich sowieso einmal).
Du hingegen wirst als Mörder weiterleben und nicht umhin kommen, dir deinen Fehler irgendwann einmal einzugestehen (Kant sei Dank).

Vielleicht gelingt es dir ja mal, deine Haltung zu überdenken.

Ich wünsche es dir nicht, aber wir reden weiter, wenn du
Todesangst verspürst.

Na denn gleich.
Leute wie du versetzen mich unmittelbar in Todesangst (s.o.).

Nur zu deiner Erinnerung:
Wir befinden uns hier im Brett „Religion“ und die Ausgangsfrage bezog sich auf die Rolle der Gewalt im Budddhismus.

Gute Besserung
Stefan

Was ist daran gruselig? Ist es nicht genau das, was
Scharfschützen tun, wenn sie den so genannten „finalen
Rettungsschuss“ abgeben? Sie töten ohne Hass, um einige andere
Menschen dadurch zu retten.

Hier ist die Frage aber:
Ist es besser wenn der Polizeipsychologe den „bösen“ zur
Aufgabe veranlasst,
oder der Scharfschütze ihn umbringt?

Wenn der Polizeipsychologe aber nicht gut genug ist? Was macht
man dann?

Die Frage führt so nicht entscheidend weiter.
Dann müsstest du auch fragen was ist wenn der Scharfschütze nicht gut genug ist.

Ich gehöre zu den
etwas makaber veranlagten Menschen, die grundsätzlich lieber
hinsehen.

Dein Ding.
Vielleicht gelingt es dir ja mal, deine Haltung zu überdenken.

Vielleicht habe ich hier einen etwas falschen Eindruck
hinterlassen. Wenn du mir aber mit deiner Antwort sagen
möchtest, dass ich mich doch lieber nur mit den angenehmen
Dingen des Lebens beschäftigen soll und die weniger angenehmen
besser nicht sehe, dann hast du damit keine Aussicht auf
Erfolg. Nach dieser Logik dürfte es ja keine Presse geben, die
über die unangenehmen Dinge berichtet, und keine
Gedenkstätten, wo man sich an diese erinnert. Was macht man
denn dann mit dem, was nicht schön ist? Zudecken und
totschweigen? Oder wie hattest du dir das gedacht?

Nein, ich will nicht sagen dass du dich nur mit den angenehmen Dingen beschäftigen sollst.
Genausowenig wie nur mit unangenehmen.
Ich meine einfach, dass es Sinn macht sich mit angenehmeren Lösungen für die Konfliktlösung mit vorhandenen unangenehmen Dingen auseinanderzusetzen.
Dazu gehört eben auch das Thema der Gewaltlosigkeit als Mittel zum Zweck.
Aufklärung (durch die Presse) ist dazu ein begrüssenswertes Mittel denn schliesslich kann ich mir keine Gedanken zu etwas machen von dem ich nichts weiss.

Schöne Grüße

Grüsse auch
Stefan

Na du gehst ja ab!

Deine Reaktion ist auch nicht sonderlich friedlich, besonders diese Unterstellung hier:

Was mich persönlich betrifft habe ich halt ne andere Meinung
und in logischer Weiterführung deiner Idee der präventiven
Gefahrenabwehr durch finalen Rettungsschuss wird dir wohl nix
anderes übrigbleiben als mich deswegen zu erschiessen
.

Ist das buddhistische Gewaltlosigkeit? Kennt man im Buddhismus das Konzept der Gewalt durch Worte nicht?

Du hingegen wirst als Mörder weiterleben und nicht umhin
kommen, dir deinen Fehler irgendwann einmal einzugestehen
(Kant sei Dank).

Dann kann man nur hoffen, dass es im Gefängnis Internet gibt. :wink:

Ich wünsche es dir nicht, aber wir reden weiter, wenn du
Todesangst verspürst.

Na denn gleich.
Leute wie du versetzen mich unmittelbar in Todesangst (s.o.).

Ich glaube eher, du kennst Todesangst nur vom Hörensagen.

Flieg mal über eine Stelle, an der wenige Tage zuvor ein Flugzeug abgestürzt ist. Ich hatte am 15.01.01 einen unvergesslichen Blick auf Ground Zero, von meinem Fensterplatz aus.

Oder vielleicht fährst du ein bisschen Zug? Du solltest dabei besonders auf die Koffer in der Gepäckablage achten. Und, kannst du jeden Koffer seinem Besitzer zuordnen? Bleiben die Besitzer auch alle schön an ihren Plätzen? Ist keiner darunter, der ein wenig unheimlich aussieht? … Wird dir das zu langweilig? Dann kannst du ja während der Fahrt einen Bericht darüber lesen, wie diese Bomben konstruiert waren. (Ich meine hier besonders die Stärkefüllung.)

Und nun ist ja noch nichts explodiert. Momentan hast du dir nur in aller Ruhe etwas angesehen. Über richtige Todesangst sprechen wir dann wieder, wenn einer von den Koffern in die Luft geht. (Natürlich nur, falls du das Glück hattest, am anderen Ende des Wagens zu sitzen.)

Schöne Grüße

Petra

Moin Marion,

Buddha hat zweifellos gelehrt, dass es der Wille (cetana) ist,
der dem Karma Gestalt gibt. Es hilft wenig, wenn man Gewalt
pauschal ablehnt, dabei den Begriff ‚Gewalt‘ aber nur nach
rein objektiven Kriterien definieren will.

Zum Glück müssen wir Gewalt nicht selbst definieren. Ich
denke, es besteht kein Zweifel, dass Gewalt Leid erzeugt. Das
Erzeugen von Leid ist aber keine heilsame Handlung.

Dieses Argument verlagert mE das Problem lediglich auf eine dann notwendig werdende Definition von „Erzeugen von Leid“. Jemandem ein Bein abzuhacken, erzeugt zweifellos Leid. Wenn man ‚Gewalt‘ objektiv definieren will, fällt ein solches Handeln sicher auch unter ‚Gewalt‘. Die entscheidende Frage ist aber doch, ob der Betroffene damit getötet oder verstümmelt werden soll oder man ihn mit einer Amputation vor dem Tod durch Wundbrand bewahren will. In letzterem Fall wäre eine solche Handlung zwar leiderzeugend, aber (falls erfolgreich) auch heilsam.

Aus diesem Grund ist nach buddhistischer Lehre eben nicht das objektive Handeln karmisch bedeutsam, sondern lediglich der Wille / die Absicht, die das Handeln motiviert.

„Es wurde ferner gesagt, daß man das Wirken (karma) zu erkennen hat, sowie seine bedingte Entstehung, seine Verschiedenartigkeit, sein Ergebnis, seine Aufhebung und den zu seiner Aufhebung führenden Weg. Warum aber wurde dies gesagt? Den Willen (cetana), ihr Mönche, bezeichne ich als das Wirken (karma), denn, sobald der Wille entsteht, vollbringt man das Wirken, sei es durch Körper, Sprache oder Geist.“
Nibbedhika Sutta (A VI.63)

Das ist
unrealistisch, welt- und menschenfremd. ‚Gewalt‘ als ethische
Kategorie lässt sich nicht trennen von dem das Handeln
motivierenden Willen. Es ist dieser Wille, der einem ethischen
Urteil unterworfen werden kann (und sollte). Das nackte
Handeln – ohne Anbetracht des Willens – lässt sich allenfalls
nach Kriterien der Zweckmäßigkeit beurteilen.

Da sehe ich einen Widerspruch. Zweckmäßigkeit beinhaltet ja
einen Zweck, also eine Absicht. Es gibt aber keine Absicht
ohne einen Willen, somit ist „Zweckmäßigkeit“ als Kriterium
für „nacktes Handeln ohne Anbetracht des Willens“ meiner
Meinung nach nicht geeignet.

Das war von mir unsauber formuliert, aber Du hast mich da grundsätzlich schon richtig verstanden. Es ist der Wille / die Absicht, der oder die einem ethischen Urteil unterworfen werden können. Das durch den Willen ausgelöste / motivierte Handeln kann lediglich danach beurteilt werden, wie weit es in Bezug auf den Willen zweckmäßig ist – geeignet, diesen Willen umzusetzen. Das objektive Handeln für sich ist kein Gegenstand ethischer Bewertung.

Ich habe kein Problem damit, wenn ein Mensch die
buddhistischen Silas für sich selbst nicht anerkennen oder
befolgen möchte. Ich habe auch kein Problem damit, wenn ein
Mensch die Silas befolgen möchte, aber daran scheitert,
passiert mir selbst oft genug. Ich habe aber durchaus ein
Problem damit, wenn gewissen Handlungen wie „Töten von
Lebewesen“ als mit den buddhistischen Silas vereinbar
hingestellt werden.

Wir haben da wohl unterschiedliche Auffassungen von den Sila. Ich sehe die Sila nicht als ethische Normen (analog zu den christlichen ‚zehn Geboten‘) sondern als Übungsfelder. Das Problem ist nicht, ob „Töten von Lebewesen“ mit den Sila vereinbar ist oder nicht. Das Problem ist, dass „Töten von Lebewesen“ gar nicht zu vermeiden ist. Wenn Du Fleisch isst, tötest Du Tiere. Wenn Du Vegetarier bist, tötest Du Pflanzen. Wenn Du Penicillin schluckst, um eine Infektion zu bekämpfen, tötest Du Bakterien. Wenn Du Dich wie ein frommer Jaina zu Tode hungerst, tötest Du Dich selbst.

Leben heisst, Leben nehmen. Die Sila geben Ideale vor – Ideale, die im Samsara unerfüllbar sind, die jedoch - und das ist das Entscheidende - über Samsara hinausweisen.

Letztendlich ist dies auch keine Frage der
„Praktikabilität“. Leidvolles Handeln wie Gewalt beruht auf
Gier, Hass oder Verblendung. Wenn man beim „finalen
Rettungsschuss“ mal Gier und Hass als Motiv ausklammert,
bleibt immer noch Verblendung. Hier sollte man meiner Meinung
nach ansetzen, um den möglichen inneren Konflikt für sich
selbst zu lösen und nicht bei „Praktikatilität“.

Die Praxis (sic!) der Sila ist mE sehr wohl eine Frage der Praktikabilität – nicht im absoluten Sinne, sondern in dem Sinne, was für Dich persönlich, hier und jetzt praktikabel ist. Das ist DEINE Übung - nur für Dich selbst kannst Du auch ausloten, was praktikabel ist und was nicht. Nicht für Sebastian, nicht für mich und auch sonst für niemanden.

Dann ist dies eine Weigerung, die
theoretische Ebene zu verlassen - man interpretiert
Widersprüche, die sich aus praktischem Handeln ergeben, als
ein Verwerfen theoretischer Ideale - als das Propagieren einer
anderen, ‚zweifelhaften‘ Ethik.

Ganz im Gegenteil. Meiner Meinung nach ergeben sich diese
Widersprüche nicht aus dem praktischen Handeln sondern aus der
mangelnden Einsicht. Ziel sollte es sein, seine Einsicht zu
erweitern, um die Widersprüche aufzuheben, und nicht, die
Silas aufzuweichen, um die Widersprüche aufzuheben.

Womöglich hattest Du mich da falsch verstanden oder ich Dich – ist es nicht so, dass du Sebastian eine zweifelhafte Ethik vorwirfst? Meinetwegen auch „mangelnde Einsicht“. Wie oben schon angesprochen, sind nach meiner Auffassung Widersprüche zwischen den Sila als Ideal und praktischem Handeln in Samsara unausweichlich. Möglicherweise lassen sich diese Widersprüche durch Einsicht auflösen – für Dich persönlich. Vollständig auflösen lassen sie sich nur durch vollständige Einsicht. Gib mir Bescheid, wenn Du soweit bist :wink:.

Das ist nichts anderes, als wenn ich sage, dass wir so handeln, wie wir es mit unserer buddhistischen Praxis einüben. Jeder so gut er kann. Das „Ziel“, das Du da nennst, nennst Du zu Recht – aber in dem Moment, wo Du handelst, nützen Dir Deine Ziele nichts. Dann handelst Du so, wie Du bist – nicht, wie Du sein willst.

Ein stumpfes
Befolgen der Silas ist sicher nicht Sinn und Zweck der Sache.
Jedem der achtsam versucht, die Silas zu befolgen, wird der
von dir angesprochene Konflikt irgendwann begegnen (was ist in
dieser speziellen Situation nun „heilsameres“ Handeln). Nur
wie gesagt, kann die Antwort darauf eben nicht in der
„Anpassung“ der Silas nach Belieben liegen, sondern die
Antwort auf den Konflikt kann nur in der Erweiterung der
eigenen Einsicht liegen.

Leider – oder vielmehr sollte ich sagen zum Glück - lässt sich Handeln nur selten so lange aufschieben, bis die richtige Einsicht dämmert. Wir müssen schon mit dem bißchen Einsicht handeln, die wir haben. Eben das ist Übung, ist Praxis – und nur durch sie entwickelt sich Einsicht.

es geht darum, dass zuverlässige ethisch-moralische
Urteile über das Handeln Anderer nicht möglich sind, solange
das Wissen über den Bedingungszusammenhang, in dem sie
stattfinden, nicht vollständig ist. Dieses vollständige Wissen
über den Bedingungszusammenhang (pratityasamutpada) ist nichts
anderes als bodhi, Erwachen/Erleuchtung.

HAH! Hier sagst du es ja selbst. Nur dass diese Beurteilung
des Handelns natürlich nicht nur das Handeln anderer, sondern
auch das eigene Handeln betrifft.

Selbstverständlich.

Ich bezweifele aber, dass
wir in jedem Fall ein vollständiges Wissen um den
Bedingungszusammenhang brauchen, um einen Anhaltspunkt für
„richtige“ Handlungsweise zu finden.

Da hast Du mit Sicherheit recht – was unser eigenes Handeln angeht. Wenn wir uns allerdings zutrauen, das Handeln Anderer zu beurteilen, ist das alles schon sehr viel schwieriger, da wir dann keinen unmittelbaren Einblick in deren Motivation haben. S.o. – in karmischer Hinsicht entscheidend (d.h. ob heilsam oder nicht) ist der Wille, die Motivation.

Schließlich hat Buddha ja
nicht nur das Ziel gelehrt, sondern auch, wie man da hin kommt

-) Es dürfte allerdings auch aus dieser Diskussion klar

geworden sein, dass es ohne eine intensive Auseinandersetzung
mit der Problematik nicht geht.

Unbestritten.

unser praktisches Verhalten hier zu
klären ist vielleicht sinnvoller, als theoretisch über
Hitler-Attentate zu sinnieren oder über Bedrohungen unserer
Kinder und ob wir bereit oder doch fähig wären, zu ihrem
Schutz zu töten.

Das sehe ich etwas anders. Selbst wenn wir persönlich nicht in
eine bestimmte Situation kommen, dann sind wir dennoch Teil
dieser Welt und dieser Gesellschaft und dies verlangt uns auch
Stellungnahmen dazu ab,ob wir es befürworten, wenn jemand
unsere Freiheit mit der Waffe in der Hand am Hindukusch meint
verteidigen zu müssen oder ob wir es in Ordnung finden, wenn
jemand Hühnern den Hals umdreht, damit wir ein leckeres
Süppchen genießen können. Dies sind Auseinandersetzungen mit
grundsätzlichen Fragen, die auch unseren Alltag berühren.

Das siehst Du durchaus nicht anders als ich. Du sprichst hier von ganz konkreten Anforderungen, die sich uns im Alltag stellen. Sich diesen zu stellen, ist buddhistische Praxis – nicht das theoretische Erörtern konstruierter Fälle. Darauf wollte ich hinaus - meistens soll mit diesem Theoretisieren etwas gerechtfertigt werden. Solche „hidden agendas“ bergen selten Heilsames.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Darf ich einen Luftwaffenpilot erschießen, der dabei
ist, Bomben auf bewohntes Gebiet abzuwerfen, weil ich dadurch
vielen Menschen das Leben rette?

Meiner Meinung nach ja, wenn Du es ohne Haß und mit Mitgefühl machst. Man lügt sich da nichts in die eigene Tasche, sondern handelt so, wie es den Wesen nutzt!
Das Prinzip des Gleichmuts im Buddhismus hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun. Sondern, wer nur rumsitzt und zuguckt, obwohl er was machen könnte, der ist möglicherweise ohne Mitgefühl.

Ach, und Mitgefühl ist auch kein Mitleid, sondern wer Mitgefühl hat, der macht ganz automatisch irgendetwas (sofern er auch die Weisheit dazu besitzt, macht er auch das Richtige)

Ich glaube, so einfach, wie es sich einige hier machen
möchten, ist es dann doch nicht.

Eben! Man muß schon ein bißchen die Lage checken und schaun, was den Wesen wirklich nutzt.

Sebastian

Die Frage führt so nicht entscheidend weiter.
Dann müsstest du auch fragen was ist wenn der Scharfschütze
nicht gut genug ist.

Die Flugbahn einer Kugel ist aber um einiges berechenbarer als die Reaktion eines Menschen.

Ganz davon abgesehen gefährdest du auch durch diese Philosophie der Gewaltlosigkeit Menschenleben. Was machst du, wenn jemand damit droht, eine Bombe zu zünden? Sagen wir, er ist in einem Raum mit etwa 20 anderen Menschen. Und nun droht er damit, alle in die Luft zu jagen. Neben dir steht ein Scharfschütze, der diesen Terroristen mit 98%iger Wahrscheinlichkeit trifft. Gibst du ihm den Befehl, zu schießen?

Sicher, der Psychologe kann sein Bestes versuchen. Wie viel Zeit gibst du ihm dafür? … Und was passiert, wenn der Terrorist nicht nur 20 Menschen in seiner Gewalt hat, sondern eine ganze Stadt? Darf der Psychologe dann immer noch seine Künste versuchen?

Ich meine einfach, dass es Sinn macht sich mit angenehmeren
Lösungen für die Konfliktlösung mit vorhandenen unangenehmen
Dingen auseinanderzusetzen.

Angenehmere Lösungen für die Konfliktlösung. Na das ist ja nett gesagt. Nur kann ich mir nicht recht etwas darunter vorstellen. Wie sehen die aus, die angenehmeren Konfliktlösungen?

Schöne Grüße

Petra

Hi Datafox!

Wer „buddhistische Auffassungen“ für richtig hält sollte
beten, daß der Scharfschütze, der IHN aus der Gewalt von
Räubern, Kidnappern und Terroristen befreien soll, lieber kein
Buddhist sei.

Doch, doch!

Nach meiner Auffassung des Buddhismus (und das würden mir sicherlich einige buddhistische Freunde bestätigen) kann ein Scharfschütze Buddhist sein und ein Buddhist Scharfschütze, ohne gegen die buddhistischen Prinzipien zu verstoßen. Davon bin ich überzeugt.

Sebastian

Würden alle nach diesen oder vergleichbaren Regeln leben ohne
sie zu brechen, hätten wir ein paar Probleme weniger und wir
bräuchten keinen „vernünftigen Rechtskodex“.

Wenn das Wörtchen wenn nicht wär…

Grüße
datafox

Na klar wäre das noch besser, oder willst du das Gegenteil
behaupten.

Noch besser wäre es, wenn wir alle Flüglen hätten und auf rosa Wölkchen leben würden.

Im Klartext: Du willst die Todesstrafe auf räuberische
Erpressung.

Der Begriff Nothilfe sagt dir nichts? Ein finaler Rettungsschuß ist keine Todesstrafe.

Mag sein, dass für dich ein Weg zurück ins Mittelalter der
Rechtsstaatlichkeit gangbar erscheint;- ist ja auch in
verschiedensten Kreisen wieder „en vogue“ heutzutage.

Den Weg haben andere längst beschritten.

Ich bin dann halt für das Ideal der Gewaltlosigkeit gestorben

Menschen, die für Ideale sterben, nenne ich Fanatiker.

Du hingegen wirst als Mörder weiterleben

Tötung aus Notwehr oder Nothilfe ist kein Mord.

Wir befinden uns hier im Brett „Religion“ und die
Ausgangsfrage bezog sich auf die Rolle der Gewalt im
Budddhismus.

Die Frage ist bisher widersprüchlich beantwortet worden. Ein Experte meinte, man könne sehr wohl Scharfschütze bei der Polizei als auch Buddhist sein.

Gute Besserung

Das bin ich gewohnt. Meine Person wird pathologisiert, sobald meine Meinung unbequem wird.

Gruß weiterhin
datafox

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Stimmt, und Selbstmordattentäter gibts auch

http://a.relaunch.focus.de/img/gen/J/E/HBJEEE_eWyC_P…

Hi Stefan,

Ist Gewaltfreiheit das Maß der
Dinge im Buddhismus? Oder sind auch andere Haltungen
„zulässig“ und buddhistisch?

Zulässig sind auch andere Haltungen, allerdings wirst du bei
ernsthafter Zielsetztung immer an den Punkt kommen an dem du
einsiehst, dass Gewalt kontrapoduktiv ist und freiwillig auf
sie verzichten.

Ich meinte nicht, ob Gewalt allgemein zulässig ist, sondern, ob sie im buddhistischen Sinne zulässig ist.

An diesem Punkt wird dein Gewaltverzicht für dich eines der
Masse der Dinge sein.

Klar ist Gewaltverzicht die beste Lösung, aber manchmal eben nicht die effektivste.

Ich möchte mal eine These aufstellen:
Die Regeln im Buddhismus sind nur dazu da, dass man sie als Leitlinie hernimmt. Wer aber so viel Weisheit hat, dass es sieht, was richtiger ist, als das Befolgen einer Regel (einen Blick weit über diese Regeln hinaus besitzt), der kann auch anders handeln.
Es kann keine Regel geben, die höher ist, als die Wahrheit selbst.

Macht das Sinn in Euren - buddhistischen - Augen?

Sebastian

Hallo Rolf,

Dieses Problem der Gewaltfreiheit, läßt sich nur auf das
Individuum projezieren. Und zwar als Mittel zum Nirvana oder
Reiche Gottes. Da hat es seine Berechtigung.

Aha, auf der absoluten Ebene ist also Gewalt nichts mehr, was sich von anderen Handlungen unterscheidet. Nur auf der relativen Ebene, wo ja das Handeln zu verorten ist, kann man den Unterschied zwischen Gewalt und Nichtgewalt machen. Wobei Nichtgewalt auf relativer Ebene auch immer etwas Gewalt beinhaltet. Da kann man nicht von absoluter Gewaltlosigkeit sprechen.

Doch ist es für das Leben einer Nation oder überhaupt der
Menschheit, nicht geeignet, denn es führt zur Tatenlosigkeit
gegenüber den Mächten, die einer Göttlichen Entwicklung auf
der Erde entgegenstehen.

–> relative Ebene

Im Grunde ist es notwendig, über die Religionen hinaus zu
schauen. Haltung anzunehmen, entschlossen für das Recht zu
kämpfen, den Sieg zu erringen, Selbstlosigkeit,
Opferbereitschaft, …das alles sind Tugenden die vom Menschen
gefordert werden.

Jo, das könnte ich so unterschreiben.

Gewaltlosigkeit kann da keinen Erfolg
bringen.

Doch, aber zumindest nicht alleine.

Gruß
Sebastian

Ist es nicht genau das, was
Scharfschützen tun, wenn sie den so genannten „finalen
Rettungsschuss“ abgeben? Sie töten ohne Hass, um einige andere
Menschen dadurch zu retten.

So ist es.

Nein, so scheint es zu sein.

Wer „buddhistische Auffassungen“ für richtig hält sollte
beten, daß der Scharfschütze, der IHN aus der Gewalt von
Räubern, Kidnappern und Terroristen befreien soll, lieber kein
Buddhist sei.

Der Buddhist würde beten, dass da kein Scharfschütze ist und er den Terroristen von seinem Weg abbringen kann.

Jedes Weltbild hat solange Bestand bis die Realität einen
einholt.

Das stimmt.

Hoffen wir mal, dass das auch bei dir der Fall ist.

Gruß

Gruss auch
Stefan

Hi!

Nach meiner Auffassung des Buddhismus (und das würden mir
sicherlich einige buddhistische Freunde bestätigen) kann ein
Scharfschütze Buddhist sein und ein Buddhist Scharfschütze,
ohne gegen die buddhistischen Prinzipien zu verstoßen. Davon
bin ich überzeugt.

Danke für diese Einschätzung. Wie wird das begründet?

gruß
datafox

Kennt man im Buddhismus
das Konzept der Gewalt durch Worte nicht?

Der Pazifismus wird von allen Ideologien am härtesten vertreten.
Wer abweicht, ist entweder krank („gute Besserung“) oder kriminell („Mörder“ - beides kam in der Antwort an mich vor). So ein Weltbild nennt man geschlossen.

Gruß
datafox

Na du gehst ja ab!

Deine Reaktion ist auch nicht sonderlich friedlich, besonders
diese Unterstellung hier:

Was mich persönlich betrifft habe ich halt ne andere Meinung
und in logischer Weiterführung deiner Idee der präventiven
Gefahrenabwehr durch finalen Rettungsschuss wird dir wohl nix
anderes übrigbleiben als mich deswegen zu erschiessen
.

Ist das buddhistische Gewaltlosigkeit? Kennt man im Buddhismus
das Konzept der Gewalt durch Worte nicht?

Das ist in allererster Linie erst mal Logik.
Sicher hätte man das auch auch anders formulieren können.
Zum einen kann ich aber nicht erkennen wo da Gewalt aus meinen Worten hervorgehen soll.
Zum anderen erhebe ich nicht den Anspruch perfekt zu sein.

Du hingegen wirst als Mörder weiterleben und nicht umhin
kommen, dir deinen Fehler irgendwann einmal einzugestehen
(Kant sei Dank).

Dann kann man nur hoffen, dass es im Gefängnis Internet gibt.
:wink:

lol

Ich wünsche es dir nicht, aber wir reden weiter, wenn du
Todesangst verspürst.

Na denn gleich.
Leute wie du versetzen mich unmittelbar in Todesangst (s.o.).

Ich glaube eher, du kennst Todesangst nur vom Hörensagen.

Da irrst du dich.

Flieg mal über eine Stelle, an der wenige Tage zuvor ein
Flugzeug abgestürzt ist. Ich hatte am 15.01.01 einen
unvergesslichen Blick auf Ground Zero, von meinem Fensterplatz
aus.

Ach ja.

Oder vielleicht fährst du ein bisschen Zug? Du solltest dabei
besonders auf die Koffer in der Gepäckablage achten. Und,
kannst du jeden Koffer seinem Besitzer zuordnen? Bleiben die
Besitzer auch alle schön an ihren Plätzen? Ist keiner
darunter, der ein wenig unheimlich aussieht? … Wird dir das
zu langweilig? Dann kannst du ja während der Fahrt einen
Bericht darüber lesen, wie diese Bomben konstruiert waren.
(Ich meine hier besonders die Stärkefüllung.)

Ich fahre oft mit dem Zug.

Und nun ist ja noch nichts explodiert. Momentan hast du dir
nur in aller Ruhe etwas angesehen. Über richtige Todesangst
sprechen wir dann wieder, wenn einer von den Koffern in die
Luft geht. (Natürlich nur, falls du das Glück hattest, am
anderen Ende des Wagens zu sitzen.)

Na was?
Dann ist doch schon alles vorbei.

Wie friedlich ist denn nun eigentlich deine Reaktion?

Bleib locker

Schöne Grüße

Gruss auch
Stefan

Nach meiner Auffassung des Buddhismus (und das würden mir
sicherlich einige buddhistische Freunde bestätigen) kann ein
Scharfschütze Buddhist sein und ein Buddhist Scharfschütze,
ohne gegen die buddhistischen Prinzipien zu verstoßen. Davon
bin ich überzeugt.

Hallo Sebastian,
es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man in einer Nothilfe- oder Notwehrsituation notgedrungen in einer Weise handelt, die ein Menschenleben gefährdet oder gar beendet - oder ob man sich zum Töten von Menschen ausbilden und ausrüsten lässt.

Ich bezweifle sehr, dass Du außerhalb Deiner Gemeinschaft viel Zustimmung bei Buddhisten zu Deiner Aussage finden wirst.

Buddha akzeptierte zwar den Beruf des Soldaten als gesellschaftliche Realität - aber er gewährte Soldaten keinen Zugang zur Sangha. Diese Regel ist noch heute in Kraft.

Freundliche Grüße,
Ralf

„Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, dessen Herz ist schon vorher niedrig, auf schlechter Fährte, schlecht gerichtet: ‚Diese Wesen sollen geschlagen werden, umgebracht werden, zerstört und vertilgt werden, sie dürfen nicht mehr da sein‘. Während er so mutig kämpft, wird er erschlagen, hingestreckt, und bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode wird er der Siegreichen Hölle, wie sie genannt wird, anheimfallen. Wenn er aber etwa die Ansicht hat: ‚Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, und er wird erschlagen, hingestreckt, der gelangt bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode zur Gemeinschaft der Siegreichen Götter empor‘, so ist das seine falsche Ansicht. Mit falscher Ansicht aber, Hauptmann, stehen ihm zwei Fährten bevor, sag ich: Hölle oder Tierreich“.
Yodhajiva Sutta (S.42.3)

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