Die Wirtschaft als solche
Hallo Andreas,
in dieser Hinsicht rede ich mir seit knapp drei Jahren hier den Mund fusselig. Du wirst Dich daran gewöhnen müssen, daß man hier mit vernünftigen, fundierten sowie empirisch und wissenschaftlich nachgewiesenen Aussagen nicht viel erreicht, außer daß man sich den Ruf des arbeitgeberfreundlichen Bücklings einhandelt.
Leider funktioniert die Wirtschaft nicht so einfach wie ein „Hau den Lukas“, wo klar erkennbar ist, wo Ursache und Wirkung stattfinden und wie sie zusammenhängen. Solange die Regierung und der Bundestag vermeintlich eigenständig agieren und nicht gleich von der Gewerkschaft offiziell eingemeindet worden sind (was der Sache gerecht werden würde), bleiben noch zuviele Mitspieler als daß die Zusammenhänge klar werden würden. Man kann diese oder jene Wirkung auf irgendeinen anderen schieben und das klappt reihum. Aufgrund der Kompexität der Wirtschaft wird man entweder den Gegenbeweis schuldig bleiben müssen oder darf in epischer Breite die Zusammenhänge der Gesamtwirtschaft darstellen. Ein aussichtsloses Vorhaben.
Erst wenn es nur noch Arbeitgeber und Gewerkschaften gibt, die in wirtschaftlicher Hinsicht die Geschicke unseres Landes lenken, wird die Welt einfach genug sei, daß sie auch diejenigen verstehen können, die im Arbeitgeber den Bösen sehen und im Arbeitnehmer den armen, ausgebeuteten Knecht, der im Vergleich zum 19 Jh. ach so wenig dazugewonnen hat.
Die einfache Logik, die an der Börse, beim Heizöl, beim Truthahn, einfach überall funktioniert, nämlich das sich Angebot und Nachfrage über den Preis regeln, findet nach den Vorstellungen der meisten Menschen auf dem größten Markt, den wir haben, nicht statt: Auf dem Arbeitsmarkt.
Bis heute, nach rd. 20 Jahren der Diskussion mit den Andersgläubigen ist mir nicht klar, wie man verkennen kann, daß die Höhe des Arbeitsentgeltes bzw. die je Geldeinheit erzielte Arbeitsleistung mit der Nachfrage nach Arbeit direkt zusammenhängt.
Viel Spaß noch in unserer lustigen Runde.
Gruß,
Christian
P.S.
Frank, Du kannst Dir jede Antwort sparen, ich werde nicht darauf reagieren.
nicht den Namen bekommen, den sie verdienen (
die gegenwärtig verheerendste aller von Gewerkschaften
ausgehenden Fehlwirkungen sehe ich darin, dass sie ihre
Politik auf dem Rücken der Arbeitslosen lastet, und ihnen die
Chance auf Rückkehr zum Arbeitsmarkt verbaut. Und damit auch
auf die Bevölkerung in ihrer Gesamtheit. Dieses Faktum möchte
ich aber eigentlich nicht mehr diskutieren.
Denn der interessantere Punkt ist nämlich der folgende. Im
Ergebnis stellen sie auch für ihre eigenen Mitglieder die
Weichen in Richtung Arbeitslosigkeit. Und dafür lässt man den
„kleinen Mann“ noch höchstpersönlich auf die Straße gehen und
den Unmut seiner Vorgesetzten auf sich ziehen. Man schlachtet
doch hier die Ochsen.
Die Gewerkschaftsfuntionäre handeln in strengem
Eigeninteresse, leider nur vermeintlich im Interesse ihrer
Mitglieder. Vermeintlich deshalb, weil sie beim nächsten
Gewerkschaftstag vom Medianwähler wiedergewählt werden wollen.
Und den ködert man am leichtesten durch die Inaussichtstellung
besserer Lebensqualität.
Dabei dürfte das Hauptinteresse der Arbeitnehmer heute aber in
der langfristigen und nachhaltigen Sicherung ihres
Arbeitsplatzes liegen. Deshalb sollten sie in ihrem eigenen
Interesse in Zeiten geringen Wirtschaftswachstums bei
gleichzeitiger hoher Sockelarbeitslosigkeit darauf vorbereitet
werden, mehr anstatt weniger leisten zu müssen. Es ist an der
Zeit, unseren Status als Urlaubs- und Freizeitweltmeister
aufzugeben.
Durch die Umsetzung jetziger Gewerkschaftspolitik würde die
Arbeitslosigkeit mindestens mittelfristig noch weiter steigen.
Folglich müssten weniger Arbeitende noch mehr Arbeitslose
finanzieren. Und die so erhöhten Sozialabgaben würden die
Lohnerhöhungen (oder effektive Lohnerhöhungen durch
Arbeitszeitverkürzungen) mehr als überkompensieren.
Wir haben locker noch Luft zum Atmen. Ich bin bereit, auf 10
Urlaubstage zu verzichten. Und ich bin weit weg von einer
35-Stunden-Woche.
Andreas, >art