Gewindestangen durch Eichebalken

Hallo Fachwerkfreundinnen -kennerinnen um Gendergerecht anzusprechen :roll_eyes:
Die Giebelseite meiner Scheune, ca. 17 m hoch, hat einen Bauch bekommen. Ein Nachbar der sich das angesehen hat (Fensterbauer und HansDampf in allen Gassen) gab mir den Rat an der Innenseite der Scheune in Höhe des Bauchs einen ordentlichen Vierkantbalken oder Doppel-T-Träger mittels Gewindestangen an einem waagerecht durchlaufenden Balken zu befestigen und die Wand nach innen abzufangen. Nun bin ich in der glücklichen Lage, dass meine Scheune innen eine massive, freistende Hochtenne Modell „Brücke von Remagen“ besitzt auf der lt. meines Architekten, anliefernde Container-LKW problemlos bis hinten (an den betroffenen) Giebel fahren könnten. An dieses Bauwerk werde ich die Scheunenwand befestigen und mit Panzerspannschrauben nach innen ziehen.
Da das Scheuenfachwerk aus Eichebalken besteht ist meine Frage ob auch bei M24 oder M30 Gewindestangen Edelstahlmaterial notwendig ist oder ob es normales Verzinktes oder schwarzes Material auch tut? Wenn Edelstahl reicht dann die Gewindestange und die U-Scheiben in Edelstahl (Stichwort galvanische Ströme)?
Den Bauch und die MaĂźnahmen wird ein befeundeter Architekt begutachten. mir gehts jetzt erst mal um die Materialbeschaffung.
LG Hartmut

Hallo!

Obwohl ich dein Problem und die angedachte Methode nicht so klar vor Augen habe, zum Materiel kann ich aber sagen, verzinktes Material ist völlig OK.

Du denkst an die Verfärbungen von Eisen bei Eiche ? Ja, gibt es, aber das betrifft fast nur die Eiche, als unschöne Verfärbung. Es ist aber nicht so dass das Eisen aufgezehrt würde.
Feuerverzinkt reicht völlig aus, bei den Stärken ist das dick feuerverzinkt und wirksam.

MfG
duck313

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Hallo,

ein nicht erfüllter Lebenstraum von mir war die Restaurierung eines eigenen Fachwerkhauses. Bin kein Baufachmann, habe mich aber mit vielen Eigenschaften und Schäden von Fachwerken bekannt gemacht und war als interessierter Bürger an der Restaurierung einer Fachwerk-Wassermühle beteiligt.

Holz und Fachwerk „arbeitet“ und anders als bei Mauerwerk müssen dadurch keine Risse und Schäden entstehen. Zum Beispiel, wenn ein Fundament langsam absackt, wird das Haus schief, aber bleibt bewohnbar. Mancher stört sich daran, dass der Fußball in der guten Stube immer in dieselbe Ecke rollt :wink:

Es wird einen Grund geben, warum die Giebelseite einen Bauch hat. Irgendwas hat in dem Bau nachgegeben und damit womöglich einen Einsturz verhindert. Von einem blinden Geradeziehen mit Gewalt rate ich dringend ab.

Das mit den Gewindestangen ist keine schlechte Idee, aber zunächst, um die Bewegung zu stoppen, nicht um sie schnell rückgängig zu machen. Nach und nach mit Beobachtung des Gebäudes kann man ja wunderbar „schrauben”.

Wie meinen? Ich habe keine Ahnung, welche Kräfte von den Gewindestangen zu halten sind und wo man sie ansetzt. In deiner Scheune ist ein stabiles Bauteil aus Stahl?

Ich denke, den Eichbalken der Fassade ist das Material ziemlich schnuppe, wenn es die Kräfte halten kann. Auch spannbare (Stahl-)Seile sind denkbar.

GruĂź, Kurti

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Ich dachte die Gerbsäure greift den Stahl an. Ich bin jetzt knapp über 60 und 40 Jahre will ich das alles noch geniesen! Der Giebel wird bei Gelegenheit mit einer Bodendeckelschalung verkleidet und dann dürften Bewitterung die nächsten jahrzehnte auch kein Problem mehr darstellen. Skizze

Hallo Kurti, dem kann ich abhelfen! Wenn ich eines habe, dann Platz und Arbeit! :slightly_smiling_face:

Ich kann mir vorstellen, dass in den vielen Jahren in denen die Scheune vermietet zum Unterstellen von Gerätschaften war, da ab und an mal einer dran gedonnert ist.

Die Scheune hat über die gesammte Länge von 30 m eine Hochtenne, die von der Hangseite oben befahren werden kann. In Längsrichtung liegen 40 cm hohe Doppel-T-Träger auf insgesmmt 4 Paar betonierte Stützen mit einer Grundfläche von 100x100 cm. Auf den Trägern liegen quer Eisenbahnschienen und Doppel-T-Träger. Das Ganze schön sauber eingegossen in Beton.
Der Architekt der mich berät ist gelernter Zimmermann, also kein Schreibtischstratege.
Hochtenne von unten klein

Es sind noch ein paar Balken an der Giebelwand auszubessern bevor ich die unter der Boden-Deckschalung verstecke, wenn Du helfen willst gerne. :slightly_smiling_face: :slightly_smiling_face:

Scheunengiebel nach Westen kleine Datei

Unter einem „Bauch“ stelle ich mir krumme Eichenbalken vor, nicht verschobene. Holz biegt sich unter Belastung und / oder Feuchtigkeit. Wenn das mit Gewalt gerade gezogen wird, bricht es.

Ist einer gekrümmten Eichen-Tischplatte aus dem Sperrmüll eines Biergartens passiert, aus der mir ein Tischler einen wunderbaren Tisch getischlert hat. Es sind aneinander geleimte Bretter, nun ist in der Mitte ein Längsriss, weil er die Platte mit Gewalt an ein L-förmigen Eisen geschraubt hat, um es plan zu ziehen. Ich hätte die nach innen gebogene Oberfläche erstmal gewässert, damit sie sich dehnt.

Wenn senkrechte Ständer (so verstehe ich deine Zeichnung) krumm sind, ist vermutlich auch der Dachfirst abgesackt. Ein einzelner Ständer macht ja noch keinen Bauch. Ständer mit Gewalt wieder gerade ziehen kann sie brechen. Dann halten sie gar nichts mehr, das Dach kann einstürzen.

Will keiner hoffen. In meiner alten Wohngemeinde wurde um ein Steinhaus herum ein Graben von nur 50 - 60 cm Tiefe gezogen für das Fundament einer Wärmedämmung. Eine Seite hat nachgegeben, das Haus ist zusammengestürzt und musste abgerissen werden.

In Altbauten stecken Ăśberraschungen !!!

Eine hübsche Scheune, es wäre schade drum.

Ich will keine Panik machen, aber Holz kann auch morsch sein oder von Holzkäfern geschwächt.

Traditionssegler sollte klar gemacht werden zum Auslaufen aus dem Hafen. Es war Windstille, deshalb unter Motor, aber fĂĽr das Publikum mit vollen Segeln.

Käppten war noch an Land, und der Matrose leitete uns Hilfswillige an, eine Rah (waagerechte Segelstange am Mast) zu schwenken. Wir zogen am Tau, es ging sehr schwer. Matrose lies noch mehr Hilfswillige anfassen und Knack !! brach die Rah. Von oben kamen wurmstichige Holzstücke.

Grund des Knack: Matrose hatte vergessen, das Tau auf der anderen Seite zu lockern. Ohne Würmer-Hilfe wäre es nicht möglich gewesen, die massive Rah zu brechen.

Käppten kletterte wild fluchend in den Mast, um die Rest-Teile anzubinden, damit die nicht auch noch runterkamen.

Glück im Unglück: Man stelle sich vor, das wäre mit geblähten Segeln auf See passiert. Käppten kann seinem Matrosen eigentlich dankbar sein.

Und wir Hilfswilligen hatten Grund, über den Zustand des von uns gecharterten Schiffs nachzudenken …

Hallo,

Was sagt der erstgenannte Architekt zum Fachwerk?

Und den „befreundeten Architekten“ würde ich vor der Materialbeschaffung (wenn es nur das ist) hinzuziehen.
Nichts kann die „Vor-Ort-Besichtigung“ ersetzen.

Gruss
Jörg Zabel

Der kommt erst noch. Ist noch mit seinem eigenen Bau und seiner Arbeit eingespannt. Da er weggezogen ist, ist ja ein vorbeikommen, so eben ma’, nicht drin. Materialbeschaffung ist mehr ein Suchen und evt. Zuschlagen bei einem super Deal. So Riesen-Spannschrauben wachsen ja nicht im nächsten Hagebau.

Soo krumm, dass der First abgesackt ist, sind die ja noch nicht, es ist ein beginnender Bauch, so als wäre sie im dritten Monat. :slightly_smiling_face:

Dem hätte ich als Schiffsführer (!-Käpitän ist was anderes) seinen Brief aber zerrissen!

Servus,

krumme Eichenbalken gibt es in einem westfälischen Fachwerk wie dem gezeigten nicht.

Der „Bauch“ entsteht, wen durch irgendeine Kraft von oben/innen die Wand nach außen gedrückt wird - gebaut worden ist sie lotrecht, aber es gibt genügend Kräfte, die den Bauch verursachen können. Das Blöde daran ist, dass das, wenn die Wand mal aus dem Lot ist, schon durch das Gewicht der oberen Teile der Wand weiter in die unerwünschte Richtung gedrückt wird.

Deswegen muss man die Wand selbstverständlich mindestens in dem Zustand, in dem sie jetzt ist, mit dem beschriebenen Anker abfangen, bevor sie richtig in Bewegung gerät. Viel beikriegen wird man sie kaum, kannsch ja mal überschlägig berechnen, welche Kräfte da im Spiel sind. Die Vorstellung, man müsse Holz generell in jede Richtung ungehemmt „arbeiten lassen“, ist hier nicht angebracht.

Solche Anker sieht man recht verbreitet an Wänden mit großen Flächen (Scheune, Gulfhaus, Einhaus…). An der Ausgestaltung der Anker kannst Du hie und da sehen, wie lange sowas hält: Da sind heute noch welche zu sehen, die eindeutig aus der vorindustriellen Produktion kommen und mindestens seit 160 Jahren ihren Dienst einwandfrei tun.

Schöne Grüße

MM

Nichts gegen den „befreundeten Architekten“, aber das hier ist eine Sache für einen Statiker. Und von dem bekommt man dann auch eine saubere Skizze und die Benennung des passenden Materials, um die Sache in den Griff zu bekommen. Auch wenn das in der Scheune alles extrem massiv aussieht, kann man durch falsch eingeleitete Kräfte die Sache insgesamt schnell riskieren. Was bei Dir da alles innen steht, ist auf Druckbelastung von oben her berechnet. D.h. mit dem LKW drauf fahren ist kein Problem. Was Du hier aber vorhast, ist eine seitliche Zugbelastung/wenn man sich deine Skizze so ansieht, sogar eine diagonal eingeleitete Zugbelastung, die seitlich und nach oben zieht. Also etwas vollkommen anderes, als das für das dieser Innenausbau ausgelegt ist. Das mag funktionieren, muss es aber nicht, da z.B. bei der Zugbelastung die Frage der Gründung dieses Innenausbaus eine andere Rolle als bei der Druckbelastung spielt.

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Ist mir auch aufgefallen, auch die fehlenden Diagonalen, um seitliche Kräfte abzufangen. Aber ich will mich ja nicht als Bedenkenträger profilieren. Da gibt es reichlich Videos, wie Konstruktionen zusammenfallen, wenn sie seitlich angestoßen werden, hier das Beispiel eines Schwerlastregalsystems:

Funny Work Fails Compilation 2019

Kurti

Das hat nicht mit

zu tun. Ich muss mich seit drei Jahren beruflich recht viel (rechtlich) mit Statikproblemen beschäftigen, und habe da als bislang vollkommen unbeleckter Laie schon so den ein oder anderen Aha-Effekt in den Terminen mit den Statikern gehabt, wodurch mir viele Dinge bewusst geworden sind, die natürlich mit etwas Logik und Überlegung auch ohne spezielles Studium einsichtig sind.

Was die Geschichte hier angeht: Du kannst ein Auto problemlos auf vier hochkant stehende Ziegelsteine stellen, die einfach nur auf einem tragfähigen Boden aufliegen. Jetzt nehmen wir das Auto mal weg, und hängen wie im Beispielbild einen schräg nach oben ziehenden Faden an so einen Ziegel. Jedes Kind kann den Ziegel problemlos zum Umkippen bringen, und ihn dann wegziehen. D.h. so stabil so eine Konstruktion für Druck von oben ist, so denkbar unsicher ist sie für eine Zugbelastung nach schräg oben.

Klar, der Typ war wĂĽtend im ersten Moment. Wohl auch deshalb, weil sein Schiff vor Publikum als morsch gelten konnte. Er verdient sein Geld schlieĂźlich durch Charter.

Aber er sollte seinem Matrosen dankbar sein, dass der die Aufgabe des TÜV übernommen hat (oder wie heißt der Überwachungsverein für niederländische Traditionsschiffe?) und außer der wurmstichigen Rah kein Schaden entstanden ist.

Kurti

Ich bin zwar kein Statiker aber mit gesundem Menschenverstand gesegnet. Weiterhin habe ich jahrelang schwerstes Equipment als Ladungsoffizier gegen Verrutschen in jede nur erdenkliche Lage und Richtung gesichert. In Zeiten als der Transport von Containern auf konventionellen Frachtschiffen noch nicht die Regel sondern eher „auch“ vorkam.
Und mir ist noch nie etwas verrutscht trotz angerittener Orkane und Medicanes mit Schwergut.
Die kleine Skizze zeigt zwar einen Winkel des Laschings nach unten, das hätte ich aber in real so nicht gemacht da die Zug-Kräfte in dieser Richtung ungewollt sind. Der Winkel war notwendig um die Gesamtsituation darzustellen, da das konstruckt nicht vernünftig sichtbar gewesen wäre.

Wir sprechen gerade von Kräften…
Die Kraft die eine, von übermotivierten :slightly_smiling_face: Landratten bediente, mehrscheibige Talje auf das Ende einer Rah ausübt, ist nicht mit der relativ homogen verteilten Kraft die der Winddruck auf das geblähte Segel ausübt, zu vergleichen.
Gebt mir einen Hebel der lang genug ist…

geiler Ausdruck, den bewahre ich auf für unser nächstes Abenteuer …

Der zusätzliche Zug nach oben in deiner Skizze ist ein Punkt. Aber auch für einen rein seitlichen Zug der Giebelwand muss die Innenkonstruktion der Scheune nicht zwingend ausreichend sein, wenn sie für senkrechte Druckbelastungen ausgelegt ist. Und das Tückische könnte sein, dass die Geschichte über Jahrzehnte gut geht, solange der ganze Kram in der Innenkonstruktion ausreichend Druck nach unten aufbaut und die belasteten Pfosten verspannt (solange das Auto auf den Ziegelsteinen steht, bekommst Du die auch nicht so leicht weggezogen). Dann räumt mal jemand den ganzen Plunder raus, …

Ohne Aussage eines Statikers (der für deren Richtigkeit auch haften muss) würde ich jedenfalls nicht an so eine Sache ran gehen. BTW: Baugefährdung ist nach § 318 StGB, selbst wenn sie nur fahrlässig verursacht wird, strafbar!

Bei meinem Dachausbau hatte ich es nur mit einem Dachstuhl von 1933 zu tun, der etwas schwächlich war (damals lagen halt nur Dachsteine auf Latten). Der von unserem Architekten eingebundene Statiker war ein Mann vom alten Schlag, der gerne mal auf der Baustelle eine Handskizze auf einem Stück Papier zeichnete. Die liegen aber alle bei mir ab. Sollte es hier irgendwann mal ein Problem geben und jemand auf mich als denjenigen zeigen, der als Heimwerker so viel selbst gemacht hat, kann ich problemlos jedes statisch relevante Detail als vom Statiker genau so freigegeben nachweisen. Damit schläft es sich ganz gut.