Gibt meine Familie zu viel Geld für Kleidung aus

Hallo liebe Community!

Da dies mein erster post ist und ich relativ neu bin, weiss ich nicht ob ich hier genau richtig bin. Wie vielleicht schon bemerkt, komme ich aus der Schweiz. Jedoch verbringe ich eine grosse Anzahl der Tage auch ausserhalb von Europa vor allem in den USA. Ich bin 16 Jahre alt und männlich. Kürzlich beim Abschluss ist mir bei der Feier aufgefallen, dass die meisten (eigentlich alle) nicht wirklich „gute“ Anzüge anhatten und die Mehrheit aus polyester waren. Zudem fand ich die Socken nicht zum ausstehen. Also entweder kniehoch oder Füsslinge. Nun meine Frage ist, ob nicht etwa ich da der seltsame war und nicht die Anderen?

Mein Vater pflegte es immer zu sagen: „Entweder mach etwas richtig oder gar nicht“. Sei das beim Bauen, beim Kaufen eines Autos oder generell anderen Geräten. Dies macht auch für mich Sinn. Das eigentliche Problem war, als mich meine beiden Freunde ansprachen und mir ironisch sagten dass sie nie erwartet hätten mich mal in anständiger Kleidung zu sehen. Vielleicht sollte ich erwähnen dass ein Drittel meines Umkleideraums Kleider beinhaltet welche sogar um die 40 Jahre alt sind. Diese trage ich auch meistens, also nichts teures vlt auch manchmal etwas zerrissenes. In der Schule kannte hatte ich auch den Spitznamen „Sammelstelle“, war mir eigentlich auch egal weil ich das auch nie als Beleidigung sah denn aus allem was gegeben war das Maximale rauszuholen denke ich ist etwas positives. Zurück zu meinen Freunden! Ich antwortete darauf: „Ich habe hier eh niemanden anständiges getragen gesehen“. Sie fühlten sich beleidigt und fragten mich denn wie viel mein Outfit kosten würde. Das wusste ich nicht auswendig, denn wieso sollte ich auch. Ich wusste nur, dass wir beim Schneider Brioni alle 2 Jahre 3 Massanfertigungen anfertigen lassen (2 Anzüge und 1 Tuxedo). Also schaute ich nach und entdeckte das die Preise bei 5000€ anfangen was dann doch noch viel war. Daraufhin zählte ich den ungefähren wert meiner Oxford Schuhe und allem anderen zusammen und kam das ich an mir mindestens um die 12000€ trug. Als ich vor einer Woche die Chance hatte meinen Vater zu fragen, wollte er mir den Preis nicht sagen. Auf jeden Fall denke ich dass das der Grund war, warum sich meine beiden Freunde seitdem seltsam benehmen, öftermals möchten, dass ich Geld für sie ausgebe und mich ständig Fragen ob sie zu mir Nachhause kommen könnten da wir ja schon 3 Jahre miteinander befreundet sind und sie noch nie bei mir waren. Mein Vater duldet eh nur seine eigenen Leute in unseren Häusern.

Also nochmals, geben wir zu viel Geld aus und sind meine Freunde etwa hinter „meinem“ Geld her?

Ihr gebt jedenfalls deutlich mehr für Kleidung aus, als üblich ist.
Als 16jähriger einen Maßanzug zu tragen ist nicht der Normalfall - die meisten Menschen besitzen so etwas gar nicht.
Alls zwei Jahre neu? Mit Maßanzügen verbinde ich die Attribute „hält fast ewig“ und „zeitlos“. Warum denn alle zwei Jahre neu?

Würde es dich überraschen, wenn ich dir sage, dass auch das beides nicht normal ist?
Deine Freunde dürfen nicht zu dir.
Ihr besitzt mehrere Häuser.

Vermutlich hielt man dich für arm oder ärmlich. Wenn das Aschenputtel dann auf einmal in goldenen Schuhen tanzt, wird wohl auch die Neugier geweckt worden sein. Vermutlich auch Neid.

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Ja, meine Grössen als ich 14 war, waren ganz andere als mit 16 usw. :slight_smile:

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Servus,

das kommt auf das Budget an.

Für mich wäre es viel zu viel, obwohl ich in Kleidung und Schuhen auch „entweder richtig oder gar nicht“ kaufe: Meine Unterwäsche heißt Trigema, die Socken heißen Kessler, die Schuhe heißen Meindl, Mephisto und Graine de Cuir, die Hosen heißen FHB und manomama, die Hemden ArmorLux, Olymp, Seidensticker und Land’s End. Alles Sachen, die ich viele Jahre tragen kann, deutlich länger als irgendwelche Modefetzchen aus Polyester, womit sich der beim einzelnen Stück bei der Anschaffung etwas höhere Preis unterm Strich in geringeren Kosten fürs Anziehen niederschlägt.

Ich zitiere das in dieser Ausführlichkeit, weil ich in den Intercity-Zügen entlang des Rheins Reisegruppen aus Schweden und aus der Schweiz regelmäßig an genau diesem Stil der Kleidung erkenne - lauter gediegene, schöne Sachen, die keiner Mode unterworfen sind, aber das Gegenteil von Prunk, Protz und „großen“ Marken. Ob man allerdings ab Zollikon und Küsnacht nicht doch eher standesgemäß mit dem Learjet unterwegs ist, weiß ich nicht - diese Umgebung ist mir fremd, und seit der Lektüre von Fritz Zorns „Mars“ verspüre ich keinerlei Neugier mehr darauf, sie aus der Nähe kennen zu lernen.

Schöne Grüße

MM

Man hat dir im Alter von 14 Jahren Anzüge maßschneidern lassen?
Ähh. OK.
War dir der Reichtum deiner Familie tatsächlich bislang nicht bewusst?

Ja klar werde da einige neidisch. Sicherlich wirst du „Freunde deines Geldes“ von „echten Freunden“ zu unterscheiden lernen müssen.

Bei Kleidung habe ich den Grundsatz, dass sie funktionieren, haltbar und den Preis wert sein muss.
Ein 10€-T-Shirt würde ich niemals kaufen.
Einen Anzug habe ich in den letzten 51 Jahren weder besessen noch getragen. Einen Schlips genau zweimal. Das wird sich auch nicht ändern. Ich habe zu viele Nieten in Nadelstreifen kennen gelernt und „Schlipsträger“ ist für mich eine abfällige Bezeichnung für Wichtigtuer.

Wohltuend fand ich die Aussage eines Kunden (sehr, sehr wohlhabend), der mir offenbarte, dass er eine Einladung zu einem Schlossempfang beim Herrn Grafen aus „persönlichen Gründen absagen musste“. Die Gründe waren vor allem eine anscheinend angeborene Abneigung gegen diese Art von Gesellschaft. Den Herrn Grafen traf ich am nächsten Tag - sichtlich gerädert. „Sie glauben gar nicht, wie sehr mich so etwas anwidert - aber da muss man ja mitspielen.“

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Danke Dir - dazu episodisch ein Aperçu aus dem Goldenen Löwen in Königseggwald, als sich einer der Mannen vom Stammtisch ungewöhnlich früh verabschiedet: „Ganget Erlauchd Erbgraf scho hoi - ha no ja, es ischd au es bitzle schbät gwäa geschdig!“

Und das keine 15 km von der „Gesamtverwaltung“ der Parvenüs von Thun und Thatnix in Saulgau weg…

Schöne Grüße

MM

Hallo,
dann muss dein jüngerer Bruder auch deine Anzüge auftragen - wo er doch auch schon deine Zahnseide verwendet?
Gruss
Czauderna

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Wie sagte eine nicht ganz unbekannte Dame einmal:
It costs a lot of money to look this cheap

Es kann ganz gewaltig nach hinten losgehen, wenn man die Kleidung als Bewertungsgrundlage heranzieht.
Eine der am schlechtesten gekleideten Personen, die ich je getroffen habe, ist ein immer noch sehr bekannter Sportler

Wie kommst du darauf, dass er meine Zahnseide verwendet?

Was irgendwie witzig ist, denn die meisten Leute, die vor vier Jahren noch Anzüge und Krawatten trugen, weil es damals Usus war, laufen heute allenfalls noch mit Anzughose und Hemd ohne Krawatte rum und bei vielen muss man gedanklich hoffen, dass sie wenigstens eine Hose tragen, während sie mit einem in der Videokonferenz sind.

Anzüge und Krawatten sind für die wenigsten, die sie vor vier Jahren noch trugen, erstrebenswerte Kleidungsstücke, sondern Teil einer Uniform, die explizit oder implizit erwartet wurde. Die wenigsten Menschen, die tagsüber Anzüge tragen bzw. trugen, würden diese abends tragen. Daran erkannte man immer schon ziemlich treffsicher Leute, die das Bedürfnis hatten, „etwas besseres“ darzustellen als das sie waren.

Am Ende bleibt es bei einer einfachen Formel: es sind Äußerlichkeiten, von denen man nicht auf die Person schließen sollte. Wenn man das dennoch tut, macht man oftmals einen großen Fehler. Ob man nun Verkäufer in einem Autohaus ist, Kellner, Mitarbeiter bei einem Herrenausstatter, Bankangestellter oder eben einfach ein unbeteiligter Dritter.

In dem Kontext erwähne ich immer wieder gerne, dass ich mal eine Kundin hatte, die alle paar Monate anrief und einen fünfstelligen D-Mark-Betrag zur Abhebung ankündigte und dabei auch die Stückelung vorgab. Einen Tag später kam sie vorbei: ungepflegt, Kittel, Gummistiefel. Steinreich, aber kein Bedürfnis, das zur Schau zu tragen.

Genauso gibt es aber reiche Leute, die sich ihrem Vermögen/Einkommen entsprechend kleiden oder arme Menschen, die ihr Geld für Äußerlichkeiten zum Fenster rauswerfen oder auch solche, die mit wenig Geld versuchen, einen Schein vorzugaukeln.

Wie gesagt: es sind Äußerlichkeiten. Rückschlüsse auf die Person, das Einkommen oder das Vermögen sind mindestens mutig, eher aber mit einer hohen Fehlerquote verbunden.

Richtig. Und da waren dann noch die, die ich im Kopf hatte.
Etwa den Vorsitzenden des Ortsverbandes Öckelheim-Nord der Jungen Union (10 Mitglieder), der im Anzug zum Stammtisch des Karnickelzuchtvereins „Rammeln für Öckelheim e.V.“ erschien, um dort eine anästhesierende Rede zur Entwicklung des Stadtteils, der Region und der Welt im Allgemeinen abzuhalten.
Oder die Wohlhabenden-Privatuni (mit Mastergarantie bei fristgerechter Bezahlung der Studiengebühren), die den Studierenden für Vorlesungen und alle anderen Veranstaltungen „Business Attire“ als Kleiderordnung vorgibt.

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Hallo,
(Zahnseide an den Zähnen meines Bruders benutzen?)
du verwendest Zahnseide und gibst davon deinem Bruder welche ab ? - so habe ich es jedenfalls gelesen und verstanden, Das es sich um bereits von dir gebrauchte Zahnseide handelt, das schließe ich natürlich aus.
Gruß
Czauderna

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Sehr hübsch. :grin:

„Nusu kaput“ ist übrigens der Swahili-Ausdruck für Narkose (nusu = halb).

:astonished:
Brauchen wir jetzt eine doppelte Eselsbrücke? Bei Lebenswesen und ähnlichen Strukturen war es ja wohl zu einfach (Caput = Kopf) …

Das „Kaput“ kommt vom deutschen kaputt. Ein Betäubter ist also halb kaputt.