Gibts noch Christen außer Fundis?

Hallo Barbara
Hier noch ein paar Kommentare von mir. Falls Du in diesem Thread nicht weiter machen willst, aber noch Kommentare und/oder Fragen hast, dann schick ne Mail

Ich weiß. Wollte auch nur aufzeigen, dass
es nicht so einfach geht: „Schau in die Bibel
und du hast die Antwort.“

Hier würde ich sagen Ja und Nein

Ja - Die Antworten aus der Bibel fallen einem nicht einfach zu. Es kommt entscheidend darauf an, WIE Du die Bibel liest. Wenn Du von vorne herein mit der Ansicht herangehst, daß das eh alles Quark ist, wirst Du auch zu keinem anderen Ergebnis kommen.

Nein - Die Bibel nimmt schon eine Sonderstellung ein, insofern als das sie die schriftlichen Grundlage der christlichen Verkündigung darstellt. Aus der Bibel kannst Du lernen, wie Gottes Geist über die Jahrtausende gewirkt hast und dieser Geist ist notwendig, wenn Du aktuelle Fragen angehst. Mir kommt es gerade im Umgang mit Andersdenkenden nicht so sehr auf einzelne Verse als vielmehr auf die Grundhaltung an. Der sogenannte „Schriftbeweis“ sollte vorbehalten sein für das Gespräch zweier Christen, deren Grundlage einheitlich ist.

Der Grund ist,
daß sie von der Beziehung abhängen, die
Du mit Jesus aufgebaut hast.

Das verstehe ich nicht ganz.

Was ich meine ist, daß meine Art der Interpretation und des Herangehens an Fragen von meiner Beziehung zu Jesus abhängt. Für mich ist die liebevolle Zuneigung zentral und kann auch durch Geschehnisse wie die Verfehlungen von Fundis nicht erschüttert werden. Deine Beziehung ist geprägt von den schlechten Erfahrungen der Vergangenheit und damit - so mein Eindruck - projizierst Du Mißtrauen und negative Gefühle auf Gott. Damit ist klar, daß Du, wenn ich sage „Vertrau einfach auf Gott“, nicht mitmachen kannst, denn nicht Vorhandenes Vertrauen erscheint mir gerade Dein Problem zu sein.

Dies ist meines Erachtens ein typischer Fall von „ein Bild machen“. Wir machen uns beide Bilder von Gott, die aber auf Grund unserer unterschiedlichen Erfahrungen unterschiedlich sind. Das ist erst einmal nicht schlimm. Doof wird es erst, wenn man denkt, daß dieses Bild absolute Gültigkeit hat. Das gilt für mich - ich habe vielleicht noch nicht erfahren, wie fern Gott wirklich sein kann (und will es auch gar nicht), aber auch für Dich, der Du vielleicht noch nicht erfahren hast, wie nah Gott Dir sein kann.

Wenn man es so sagt, ist es sicher fies, aber
warum soll man sich nicht ein paar schöne Stunden
schenken, wenn beide ungebunden sind, und von
vornherein klarmachen: „Du, ich mag dich gerne,
aber Heirat ist mir zu heavy.“

Ich würde sagen, weil nicht alles gesund ist, was man machen darf. Sogar hierzu gibt es eine Bibelstelle, in der Paulus schreibt „es ist alles erlaubt, aber nicht alles frommt uns“. Ich mißtraue solchen Rechtfertigungen, insbesondere, wenn ich sie verwenden kann, mich selbst zu rechtfertigen. Ich hatte vor ein paar Monaten einmal einen schweren Stand in der Rubrik Lust und Liebe, weil ich mich gegen das Praktizieren von Sado-Maso Techniken beim Sex ausgesprochen habe. Die Mehrheit war der Meinung, wenn beide Partner dies freiwillig tun, warum nicht? Dagegen kann ich nicht viel sagen, außer, daß ich überzeugt bin, daß die Ausübung von solchen Praktiken die Psyche verändern und die Hemmschwelle von Gewalt senken, aber beweisen kann ich das nicht. Ich sehe nur die Gefahr, daß ich mit etwas Erlaubten beginne und dann schleichend die Grenzen immer weiter verschoben werden, bis ich Erkennen muß, daß ich Gottes Geist schon lange irgendwie hinter mir gelassen habe.

In meinen Augen heißt das Gesetz einfach: Schadet das,
was ich da tue, mir oder jemand anderem? Und ich denke
an das Wort: „Es gibt für den Menschen kein absolut Gutes.“

Sicherlich ein guter Ansatzpunkt, aber ignorierst Du hier nicht die Erfahrungen, die viele Generationen vor mir gesammelt haben und unterwirfst das Gesetz Deinem eigenen beschränkten Horizont? Ich meine nicht, daß man Gesetze vergangener Generationen kritiklos übernehmen sollte, aber genausowenig sollte man sie kritiklos wegwerfen.

Ich war z.B. immer eine glühende Gegnerin jeder
Euthanasie, aber als ich dann einmal einen 17jährigen
Jungen gesehen habe, der buchstäblich nur ein riesiger
Kopf mit ein paar dran zappelnden winzigen Gliedmaßen
war, da habe ich mich auch gefragt …

Auch ich bin ein Gegener der Euthanasie, aber ich glaube, daß gerade Christen nicht gegen Sterbehilfe eingestellt sein sollten. Der Grund ist ganz einfach, daß Tod nichts Negatives ist, sondern der Neubeginn von etwas Wunderbaren. Daraus folgt, daß, wenn ich gigantische Apparaturen benötigt werden, um einen Menschen am Sterben zu hindern, dann ist eine Grenze überschritten. Aber auf der anderen Seite befürchte ich im Sinne einer schleichenden Verschiebung der Grenzen, daß daraus dann eine Methode entwickelt wird, unliebsame Mitmenschen in den ungewollten Tod zu schicken.

Gruß
thomas

Hallo Barbara,
ich möchte mich nur für ein
Mißverständnis entschuldigen. Ich dachte
nämlich, Du suchst Antworten auf Deine
Fragen.

Gewiss. Aber wenn du z.B. ein so diffiziles Gebiet wie den menschlichen eingriff in Geburt und Tod mit einem einzigen Satz („soll man Gott überlassen“) beantwortest oder die ganze diffizile Frage nach dem gerechten Krieg bzw. dem Töten eines Menschen mit einem einzigen Vers aus dem alt-israelischen Gesetz erledigst, dann ist das schon sehr locker vom Hocker. Carlos Wurster hat dich bereits darauf hingewiesen, dass diese Fragen doch ein bisserl komplizierter sind als du meinst. Außerdem: Nun gilt plötzlich doch das altisraelische Gesetzbuch? Nachdem du mir in deiner ersten Mail erklärt hast, wir redeten hier von Christen? Und wenn du dem zustimmst, dass Schwule ein Greuel vor Gott sind, dann musst du ihm doch wohl auch zustimmen, dass man sie hinrichten sollte?
Was mich verärgert, dass du bei Fragen, die existentielle Nöte in Menschen aufwerfen, diesen einfach irgendeinen Vers irgendeines alten Juden um die Ohren haust, patsch, hier ist die Wahrheit.
Im Übrigen habe ich nur darauf hingewiesen, dass JESUS zu diesen Themen nichts gesagt hat, das war mein einziges Argument. Worauf du mir wieder mit der Thora gekommen bist. Aber wenn du die Thora als Gesetz beachtest, dann bitte die GANZE Thora, samt Speisegesetzen und Tempelopfern etc!
Du springst einfach hin und her in der ganzen Bibel und suchst da und dort ein Fündlein zusammen, das nun „die ganze Wahrheit“ ist, weils eine Versnummer trägt.
Auf diese Art findet man höchst seltsame „Wahrheiten“, die irgendwann einmal irgendeinen Sinn für ein altorientalisches Volk gehabt haben, aber heute nur mehr sehr schwer sinnvoll nachzuvollziehen sind. Z.B. stellte sich den alten Juden einfach nie die Frage, ob man einen klinisch Toten reanimieren darf oder wie recht oder unrecht das Klonen von Menschen ist oder ob man eine künstliche Befruchtung vornehmen darf oder einem herzkranken ein Schweineherz einpflanzen. Und nebstbei gesagt: Warum haben die Juden, wenn der Vers galt, „Wer Menschenblut vergießt …“ dann a) Kriege geführt und b) die Todesstrafe praktierziert?
Ich will diese Diskussion aber nicht weiterführen, weil sie zu nichts führt. du bist überzeugt, dass die Bibel ein Steinbruch aus, aus dem sich für alle Fragen die passende Antwort herausbrechen lässt - gut, lebe mit dieser Anschauung. Ich kann es nicht.
gruß,
bb

gruß,
bb