Glaubwürdigkeit von Richtern / Filbinger

Filbinger musste zurücktreten, weil
er ein Todesurteil gefällt hatte.
Das war zu der Urteilsverkündung gemäß
den geltenden Gesetzen gefällt.

Nun ändern sich die Gesetze, und
die Todesstrafe gibts (gottseidank)
nicht mehr.

Was ist aber nun bei *kleinen* Gesetzes-
änderungen? Sind Richter, die vor
fünf Jahren ein Urteil gefällt haben,
das gegen *heutiges* Recht verstösst
nicht im gleichen, wenn auch abgeschwächten
Dilemma?

Welcher Richter ist besser?
Einer, der sich immer nach dem gerade
eben gültigen Gesetz richtet, oder einer,
der sein ganz persönliches Gewissen über
das Gesetz stellt?

Gruss, Marco

Ich weiß nicht wie das damalige Wehrstrafrecht aussah (sofern dies überhaupt in den letzten Kriegstagen noch eine Rolle spielte und nicht die Willkür). Aber dein Vergleich ist ja durchaus schief. Heute gibt es eine parlamentarische Gesetzgebung, damals nur eine pseudo-parlamentarische. Das heutige Dilemma ist daher eigentlich keines mehr. Ein Richter, der für das Volk Recht spricht, ist quasi ausführendes Organ dessen Willens. Ein Richter, der für ein totalitäres Regime „Recht“ spricht, ist nur dessen ausführendes Organ.
Außerdem frage ich mich, inwieweit damals Ermessenspielraum bestand, das ist ja das eigentlich entscheidende. War die Todesstrafe die Mindeststrafe für Deserteure - oder die Höchststrafe? Wenn sie letzteres war, ist Filbiger halt eins von vielen Millionen Rädern gewesen, die das NS-Regime prima über 12 Jahre hinweg am Leben gehalten haben bis zum bitteren Ende und es gibt wohl nichts was das besser illustriert als die Todesurteile in den letzten Kriegswochen, als alles längt verloren war.

Gruß

Filbinger musste zurücktreten, weil
er ein Todesurteil gefällt hatte.
Das war zu der Urteilsverkündung gemäß
den geltenden Gesetzen gefällt.

es ist richtig, dass das Urteil von Filbinger nach dem seinerzeit geltenden Militärrecht gegen Desserteure und Plünderer unterscheiben wurde. Am Todesurteil selbst war Filbinger nicht beteiligt. Der Soldat wurde als Desserteur abgeurteilt. Er hatte Fahnenflucht begangen und wurde erwischt. Filbinger war nicht Mitglied dieses Militärgerichtes. Filbinger wurde - was nachgewiesen ist- das Urteil zur Unterschrift und Vollstreckung vorgelegt und zwar in Vertretung seines Vorgesetzten.

Hatten die USA für Desserteure im Krieg nicht auch die Todesstrafe, die Franzosen, die Engländer, die Polen, selbst die Italiener nach der Einnahme Roms ? Man muss nun einfach mal zur Kenntnis nehmen, dass nicht nur die Wehrmacht Desserteure erschossen hat, sondern auch andere kriegsführende Nationen dies taten. Dass dies Barabarei und aus heutiger Sicht sicher nicht akzeptabel ist, muss nicht diskutiert werden. Hueet ist deis bei uns auch nicht mehr möglich. Doch bis 1945 galten ja leider international andere Regeln, Desserteure wurden ja sogar ausgeliefert.

Ich bin überzeugt, wenn am Sonntag Köhler gewählt wird, dass das Wiesenthal-Center schweigen wird. Dann werden die, die nun versuchen in der SPD, bei den Grünen Köhler, wenn er von Filbinger mitgewählt wird, als Bundespräsidenten mit brauner Unterstützung in die Ecke zu stellen, plötzlich mit nichts mehr zu tun haben wollen. Die NS-Keule ist offenbar für alles da. Ob die NS-Keule gegen Köhler Gesine Schwan nutzen wird, wird man sehen. Aber wir bekommen einen Vorgeschmack auf künftige politische Auseinandersetzungen und Wahlen.

Die Diskussion, die derzeit angestossen durch die Gegnerschaft des Wiesenthal Center zu Köhler und dem Versuch einen erklärten Gegner der US- und Israel-Politik und eine Befürworter der Entwicklungshilfe an arabische Länder und die Dritte Welt als Bundespräsidenten in unserem Land zu verhindern ist angesichts der Tatsache dass Filbinger bei allen anderen Bundespräsidentenwahlen immer dabei war, verlogen.

Dass hier vorsätzlich falsch informiert wird, muss man so hinnehmen. In diesem Land ist es scheinbar nicht einmal möglich die politisch kaum einflussbare Rolle des Bundespräsidenten durch Schlammschlachten von aussen zu besetzen. Tatsache ist, dass alle jene bislang geschwiegen haben, die Filbinger bei allen anderen Wahlen dabei hatten. Und wenn da sogar noch erklärt wird, man habe dies doch früher nicht gewusst, also erst drei Tage vor der Wahl erfahren ( in dieser Zeit kann ein Ersatzdeligierte nicht benannt werden und die CDU hätte eine Stimme weniger ) ist dies zu durchsichtig.

Nun ändern sich die Gesetze, und
die Todesstrafe gibts (gottseidank)
nicht mehr.

Was ist aber nun bei *kleinen* Gesetzes-
änderungen? Sind Richter, die vor
fünf Jahren ein Urteil gefällt haben,
das gegen *heutiges* Recht verstösst
nicht im gleichen, wenn auch abgeschwächten
Dilemma?

Welcher Richter ist besser?
Einer, der sich immer nach dem gerade
eben gültigen Gesetz richtet, oder einer,
der sein ganz persönliches Gewissen über
das Gesetz stellt?

Ich gebe Dir völlig recht. Musste nur einige Hinweise geben. Habe persönliche Kenntnisse aus dem Rücktritt.

Gruss Günter

Ich weiß nicht wie das damalige Wehrstrafrecht aussah (sofern
dies überhaupt in den letzten Kriegstagen noch eine Rolle
spielte und nicht die Willkür).

Das Wehrstrafrecht wurde nicht nur in den besetzten Gebieten sondern auch nach Ende des 2. WK vorübergehend im Auftrag der Besatzungstruopen gegenüber deutschen Soldaten angewandt.

Aber dein Vergleich ist ja

durchaus schief. Heute gibt es eine parlamentarische
Gesetzgebung, damals nur eine pseudo-parlamentarische.

Falsch, Seinerzeit gab es das Wehrstrafrecht und das allgemeine Strafrecht. Über die Qualität beider Systeme müssen wir nicht streiten. Wir haben heute keine Militärgerichte mehr. Daher sind solche Vorgänge nach allen rechtlichen Vorschriften nicht möglich.

Das

heutige Dilemma ist daher eigentlich keines mehr. Ein Richter,
der für das Volk Recht spricht, ist quasi ausführendes Organ
dessen Willens. Ein Richter, der für ein totalitäres Regime
„Recht“ spricht, ist nur dessen ausführendes Organ.

Dies möchte ich grundsätzlich bestreiten. Ein Richter musste auch im 3. Reich kein Todesurteil fällen, wenn das Todesurteil nach dem dortigen Recht nicht zwingend vorgeschrieben war. Und es hat ja auch nicht jeder Jurist Todesurteile gefällt. Ebenso hat in der DDR nicht jeder Jurist bis die Todesstrafe aufgehoben wurde Todesurteile verhängt. Aber es konnte auch kein Jurist verurteilt werden, weil es geltendes Recht in der DDR war.

Außerdem frage ich mich, inwieweit damals Ermessenspielraum
bestand, das ist ja das eigentlich entscheidende. War die
Todesstrafe die Mindeststrafe für Deserteure - oder die
Höchststrafe?

Für Deserteure war es die Mindeststrafe. Sicher aber konnte jedes Gericht sich auch in andere Richtung entscheiden. Nur, mal praktisch gesehen, was geschieht, wenn einem Militär die Leute wegrennen und man reagiert nicht. Der undisziplinierte „Sauhaufen“ ist dann alsbald im Krieg ein „Leichenberg“. Israel sperrt seine Soldaten ein, weil sie sich weigern grundlos auf Menschen zu schiessen.

Wenn sie letzteres war, ist Filbiger halt eins

von vielen Millionen Rädern gewesen, die das NS-Regime prima
über 12 Jahre hinweg am Leben gehalten haben bis zum bitteren
Ende und es gibt wohl nichts was das besser illustriert als
die Todesurteile in den letzten Kriegswochen, als alles längt
verloren war.

Da ich mich über Filbinger seinerzeit geärgert habe, muss ich ihn nicht verteidigen. Aber. Filbinger wurde in dem bereits vor Kriegsende von den Engländern besetzten Gebiet als Marinerichter eingesetzt. Er war nachweisbar an einem Urteil durch seine Unterschrift beteiligt. Er hat den Fall weder verurteilt noch die Todesstrafe ausgesprochen. Er hat aber, in seiner Treue zum Eid, geglaubt er müsse so handeln.

Um abzuschweifen. Da steht ein Präsident hin erklärt die vogelfreie Jagd auf Taliban und El Kaida, erklärt die Rechtlosigkeit von Gefangenen auf Guantanomo, eine Nation akzeptiert diesen Bruch des amerikanischen Rechts und heute regt man sich auf ob der Folterungen im Irak und wahrscheinlich auch in Afghanistan ? Man könnte auch Nahost anführen.

Kann man, darf man überhaupt, wir haben daheim ja leicht reden und schreiben, Soldaten wegen ihres Tuns verurteilen, wenn deren oberste Vorgesetzte und Regierungsschefs wie Verbrecher handeln ?

Vielleicht sollten wir den Bundespräsidenten durch das Volk wählen lassen. Die Deutschen würden morgen wohl Kübelböck wählen. Er würde ausgezeichnet nach Berlin passen.

Gruss Günter

Hatten die USA für Desserteure im Krieg nicht auch die
Todesstrafe, die Franzosen, die Engländer, die Polen, selbst
die Italiener nach der Einnahme Roms ? Man muss nun einfach
mal zur Kenntnis nehmen, dass nicht nur die Wehrmacht
Desserteure erschossen hat, sondern auch andere kriegsführende
Nationen dies taten. Dass dies Barabarei und aus heutiger
Sicht sicher nicht akzeptabel ist, muss nicht diskutiert
werden. Hueet ist deis bei uns auch nicht mehr möglich. Doch
bis 1945 galten ja leider international andere Regeln,
Desserteure wurden ja sogar ausgeliefert.

Nur entbindet die Rechtslage keinen, auch keinen Richter, davon, ein anständiger Mensch zu sein und in einem klar als solches erkennbaren Unrechtssystem nicht mitzumachen. Und wenn man später einen solchen Unfug verzapft wie „Was damals Recht war, kann heute kein Unrecht sein“, und das als hoher Funktionsträger eines demokratischen Staats, dann muss man sich schon die Frage stellen lassen, ob man nicht ein ganz großer … pardon … Drecksack ist.

Hallo Volker,
war Dein Vater (oder wohl eher Großvater)soldat? Hat er im Krieg gekämpft oder war er im Untergrund?
Ich hoffe doch im Untergrund!
Denn sonst wäre er auf der gleichen Stufe wie Filbinger!
Grüße
Raimund

Hallo Volker,
war Dein Vater (oder wohl eher Großvater)soldat? Hat er im
Krieg gekämpft oder war er im Untergrund?
Ich hoffe doch im Untergrund!
Denn sonst wäre er auf der gleichen Stufe wie Filbinger!

Nein, er war Soldat; und ja, er steht damit auf der gleichen Stufe wie Filbinger.

Obwohl man anmerken könnte, dass Filbinger wegen seiner Ausbildung und seines Werdegangs das System besser hätte durchschauen müssen. Aber das ist eigentlich nicht maßgeblich.

Gruß

Volker

Filbinger musste zurücktreten, weil
er ein Todesurteil gefällt hatte.
Das war zu der Urteilsverkündung gemäß
den geltenden Gesetzen gefällt.

Das war Politik und hatte nichts mit dem Urteil zu tun. Die Person „Filbinger“ interessiert dabei nicht. Man muß einfach die Situation aus der Zeit heraus sehen. Ein Todesurteil für Deserteure war damals etwas ganz normales. Das wußten und akzeptierten auch die Soldaten, ja sie forderten es sogar, weil sie einen Deserteur als Verräter ansahen. Keiner dachte daran, für eineN Unrechtsstaat zu kämpfen/ zu urteilen. Was das betrifft, waren die Kriegsgegner nicht humaner.
Grundsätzlich kann sich ein Richter selbstverständlich nur nach geltendem Recht verhalten, auch, wenn er dabei noch Spielräume hat. Wer fragt heute einen russischen Richter, ob er vor 15 Jahren für einen Unrechtsstaat geurteilt hat.

Was noch anzumerken wäre: Mein Großvater hat später, wenigstens soweit ich weiß, nicht auch noch behauptet, dass das, was im „Dritten Reich“ passiert ist, schon so in Ordnung gewesen sei. Und selbst wenn, hätte er es nicht aus der Funktion eines Ministerpräsidenten heraus getan. Das sind, denke ich, schon gravierende Unterschiede, was natürlich seine persönliche Schuld als Einzelner, der -und sei es durch Unterlassung von Widerstand in welcher Form auch immer- zum Funktionieren des Nazi-Staats beitrug, nicht mindert.

Israel sperrt seine Soldaten ein, weil sie sich weigern
grundlos auf Menschen zu schiessen.

Um abzuschweifen. Da steht ein Präsident hin erklärt die
vogelfreie Jagd auf Taliban und El Kaida

der direkte vergleich mit israel und das USA kommt bei solchen themen wie das amen im gebet. ich sollte wetten drauf abschließen.

datafox

Hi!

Nur entbindet die Rechtslage keinen, auch keinen Richter,
davon, ein anständiger Mensch zu sein und in einem klar als
solches erkennbaren Unrechtssystem nicht mitzumachen. Und wenn
man später einen solchen Unfug verzapft wie „Was damals Recht
war, kann heute kein Unrecht sein“, und das als hoher
Funktionsträger eines demokratischen Staats, dann muss man
sich schon die Frage stellen lassen, ob man nicht ein ganz
großer … pardon … Drecksack ist.

Es ist schon sehr leicht, vor dem Hintergrund der Erfahrungen des Jahres 2004 über Menschen zu urteilen, díe 70 Jahre zuvor ihre Entscheidungen zu treffen hatten.

ich fürchte, Du hast hier einfach keine Vorstellung und setzt voraus, dass man bereits 1933 alles hätte wissen müssen, was man heute weiss…

Denke noch mal darüber nach, denn ich lehne es persönlich kategorisch ab, dass meine Großväter pauschal als „Drecksäcke“ beschimpft werden, egal ob aus dem In- oder Ausland.
Hier ist etwas Differenzierung gefragt.

Grüße,

Mathias

der direkte vergleich mit israel und das USA kommt bei solchen
themen wie das amen im gebet. ich sollte wetten drauf
abschließen.

Und ich hätte darauf wetten sollen, dass dein darauf üblicher Kommentar kommt.
Solltest du mal irgendwann nicht wie ein pawolwscher Hund auf solche Postings reagieren, würde ich bei Wetten echt viel Geld verlieren.

Gruß Ivo

Frage!
Hallo!!

Warum ist Volker weg aus dem Forum?

???

Ich vermisse solche Wer-weiss-was’ler!

!!!

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Volker,
war Dein Vater (oder wohl eher Großvater)soldat? Hat er im
Krieg gekämpft oder war er im Untergrund?
Ich hoffe doch im Untergrund!
Denn sonst wäre er auf der gleichen Stufe wie Filbinger!
Grüße

Hallo Raimund,

ich glaube nicht, dass man grundsätzlich und pauschal Soldaten in den Topf wie Filbinger werfen darf. Ganz in meiner Nähe gab es schon vor 1939 ein Lager, in welches Bürger eingewiesen wurden und dort verschwunden sind, die nicht zur Wehrmacht wollten. Dieses Lager musste in seiner Funktion auf Druck der evangelischen Kirche aufgelöst werden. Aus den in der Region bestehenden mehreren Synagogen und kath. Kirchen hat sich niemand für dass Leben der deutschen Wehrmachtsverweigerer eingestezt.

Ich würde hier schon zwischen Freiwilligen und Wehrpflichtigen und/oder seinerzeit Eingezogenen unterscheiden. Wehrpflichtige hatten zumindest im 3. Reich keine Chance den Wehrdienst zu verweigern. Wer aus heutiger Sicht - nachdem wir die Wehrdienstverweigerung haben - daran denkt, wie lange es ging und wie schwierig es am Anfang war, überhaupt den Wehrdienst zu verweigern, kann doch nicht so tun als sei im 3. Reich mit einem Satz jemand befreit worden.

Die Desertation steht heute noch in vielen Ländern unter schwerster Strafe. Selbst angebliche Demokratien verweigern ihren Bürgern unter Inhaftierung die Gewissenfreiheit.

Auch die Problematik, dass jemand freiwillig zur Armee geht, dürfte recht vielschichtig sein. In den USA hat dies sicher, wobei wir ähnliche Ansätze auch bei uns haben, mit der fehlenden Berufsmöglichkeit zu tun.

Die Beispiele in Nahost und im Irak, aber auch in Tschetschenien zeigen uns aber auch, dass es nicht zu verhindern ist, wenn abartig veranlagte, zum Sadismus neigende, Personen im Militär sind. Wobei die immer wieder betonte Zufälligkeit von Übergriffen, Folter und Mord an Frauen und vor allem gezielt an Kindern schon so häufig auftritt, dass sie sich selbst aufhebt.

Wenn ich Deinen Satz nicht falsch verstanden habe, meine ich, dass man den Soldaten nicht mit Filbinger in eine Schublade stecken darf. Wobei - nochmals - Filbinger wurde erst Ende des Krieges an dieses Gericht versetzt. Filbinger nahme an keinen Verhandlungen ( wenn es solche überhaupt gegeben hat, was ich durchaus bezweifle in der Situation des nahenden Kriegsendes) teil. Er hat auch nicht, wie derzeit vom Wiesenthal-Cenetr wahrheitswidrig verbreitet wird an Todesurteilen teilgenommen, sondern er hat ein bereits gefälltes Todesurteil durch seine Unterschrift bestätigt.

Da liegt schon, auch wenn es natürlich jene, die gerne Köhler nun als den "braunen Präsidenten " wegen der Stimme von Filbinger abstempeln würden, ein qualitativer Unterschied.

Unter der Betrachtung, wie heute, sowohl bei uns als auch in anderen Ländern, die einzelnen Gruppen fanatisch die Ideologien der eigenen Regierung vertreten, läuft es mir eiskalt den Rücken hinab. Hier hat die Welt nichts aus dem Ende von 1945 gelernt und sie beweist es letztlich täglich an den Brennpunkten wie im Irak und in Nahost.

Und bevor jetzt wieder jemand aus Nahost kläfft. Ich weiss, dass es im Sudan, in Tschetschenien und anderen Orten auch nicht besser ist wie im Irak und in Nahost. Jedoch erwarte ich von sogenannten Demokratien ein anderes Vorgehen wie von Diktaturen. Diese Staaten müssen sich an den eigenen Werten messen lassen und dürfen nicht bei Darf, wie es ihnen gerade beliebt, sich Rechte aneignen, die Pol Pot oder Idi Amin zu eigen gewesen sind.

Die Diskussion Filbinger wird bis 13-14.00 Uhr zu Ende sein. Verlass Dich drauf. Die ersten die Köhler wohl gratulieren werden, sind jene, die ihn heute mit Filbinger verhindern wollen und bereit sind, ihn als Präsident zu diffamieren.

Nehmen wir das Gekläffe des Wiesenthal-Center als Helfer für rot-grün nicht ganz so ernst. Köhler wird gewählt, so meine Meinung. Beide Kandidaten wären geeignet, beide Kandidaten haben unterschiedliche Akzente gesetzt.

Mich interessiert deshalb heute nicht, wer gewählt wird , der Bundespräsident ist ohnhin kaum von Gewicht und die letzten Jahre haben uns bewiesen, wann ein Bundespräsident merkt, dass er dem Land Anstösse geben muss. Mich interessiert, wer alles von den Heuchlern, die Köhler mit der Nähe zu Filbinger öffentlich bekämpfen als erste gratulieren. Für mich ist dies bei jeder Wahl - nachdem ich an vielen Wahlen aktiv teilgenommen habe - immer interessant. Soviel Menschen können - meint man - nicht angesichts der Wahl eines anderen umkippen, wie nach Wahlen. Diese - insbesondere auf Landes - und vor allem Bundesbene - war für mich immer eine spannende Situation.

Heute wird das Wiesenthal-Center eine Niederlage erleiden. Die Deutschen werden beweisen, dass sie selbst bestimmen und sich nicht von aussen diktieren lassen, wer gewählt werden darf. Demokratie wird siegen.

Gruss Günter

Hallo Marco,

Filbinger musste zurücktreten, weil
er ein Todesurteil gefällt hatte.

nein, er mußte vor allem zurücktreten, weil er nicht offen und ehrlich war, sondern in gewohnter Politiker-Manier mit „Gedächtnislücken“ seine persönliche Geschichte (die durchaus diskussionswürdig ist) „geleugnet“ hat, was das ganze zum Skandal werden ließ.

Zur Person Filbinger gibt es für mich nur zu sagen:
Ich sehe außer einem (weit verbreiteten) Mitläufertum (über das zu richten mir als „Nachgeborener“ eh’ nicht zusteht) keine besondere Schwere der Schuld Filbingers.
Nur: Haben wir in Deutschland wirklich niemanden, der „unbefleckt“ von Todesurteilen zu einer solchen Wahl gehen kann?
Und das frage ich mich besonders als derzeitiger Baden-Württemberger…
Erbärmlich…

Grüße
Jürgen

Israel sperrt seine Soldaten ein, weil sie sich weigern
grundlos auf Menschen zu schiessen.

Um abzuschweifen. Da steht ein Präsident hin erklärt die
vogelfreie Jagd auf Taliban und El Kaida

der direkte vergleich mit israel und das USA kommt bei solchen
themen wie das amen im gebet. ich sollte wetten drauf
abschließen.

Ich wette nicht mit Personen, die den Terror relativieren.

Hallo!!

Warum ist Volker weg aus dem Forum?

???

Ich vermisse solche Wer-weiss-was’ler!

Warum sollte ich weg sein?

ich fürchte, Du hast hier einfach keine Vorstellung und setzt
voraus, dass man bereits 1933 alles hätte wissen müssen, was
man heute weiss…

Müssen nicht, können vielleicht. Aber auf jeden Fall hätte man irgendwann bis zum Kriegsbeginn erkennen können, wo es hinläuft und dem Regime die Unterstützung entziehen können. Damit meine ich nicht in erster Linie das Exil oder den aktiven Widerstand, was dem Einzelnen je nach Lebenssituation tatsächlich unmöglich gewesen sein kann. Möglich gewesen wäre dagegen, die eigene Mitwirkung am System zu verweigern. Um beim konkreten Fall zu bleiben: Filbinger hätte ja nicht Militärrichter werden müssen, und wenn, hätte er konsequent sämtliche Urteile abschwächen können.

Gruß

Volker

Nein, gegen Gesetze hat er wohl nicht verstossen. Aber Richter haben immer einen Spielraum. Und den hat Filbinger nun mal eindeutig in Richtung der Nazis genutzt, was man ihm zu Recht vorwirft. So einer ist nun mal nicht tragbar. Wie Juergen sagte, „er mußte vor allem zurücktreten, weil er nicht offen und ehrlich war“. Er hat nicht die leiseste Relativierung oder gar Entschuldigung über seine damalige Rolle vorgebracht. Im Gegenteil: Als die ersten Proteste über seine Aufstellung kamen, sagte er nur ganz jovial „man solle doch endlich mal die alten Sachen ruhen lassen.“
Halte mal dagegen, wie man z.B. Leni Riefenstahl behandelt hat: wie eine Aussätzige, und die hat niemanden umgebracht. Nicht das ich für gut heisse, was sie gemacht hat, auch sie hat nicht das leiseste Wort des Bedauerns gebracht.
Aber diese Einseitigkeit hat bei manchen Parteien ja Tradition: Anfang der 50er Jahre Globke und Oberländer (Mitverfasser oder Kommentator der NS-Rassegesetze!) in der Regierung bzw. als Staatssekretäre, übelste Verleumdungskampagnen gegen Willy Brandt alias „Herbert Fram“, weil er nicht an der Seite der Nazis gekämpft hat.

gruss, stucki

Hallo Marco!

Das 3. Reich bestand nicht nur aus einer kleinen Clique. Viele Millionen Menschen in allen Funktionen, in Verwaltung, Justiz und Armee hielten das System einschließlich aller Auswüchse am Leben. Nach Kriegsende und auch nach Gründung der Bundesrepublik waren die Deutschen nicht plötzlich ein anderes Volk. In den Verwaltungen, in der Justiz und in so gut wie allen Funktionen saßen noch die gleichen Leute wie vorher. Es gab ganz einfach keine anderen!

Ich kann mich noch gut an Stimmung und Mentalität der Menschen Ender ab Ende der 50er Jahre erinnern. Endlich Schwamm drüber und die alten Geschichten zufrieden lassen, war der durchgängige Tenor. Wer trotzdem den Mund aufmachte, wurde als Nestbeschmutzer beschimpft und „soll doch nach drüben gehen“. Die Vergangenheit wurde nach Kräften verdrängt und unter den Teppich gekehrt. Nur wenige hatten das Pech, sich öffentlich oder sogar vor Gericht rechtfertigen zu müssen. Im übrigen: Vor welchem Gericht!? Auch da richteten durchgängig noch die gleichen Leute wie unter dem Gröfaz.

Ich will Taten von Herrn Filbinger überhaupt nicht rechtfertigen, ja nicht einmal kommentieren. Es geht mir um die Verlogenheit, wenn man Einzelne herausgreift, wo es sich um Wahn und Verblendung von Millionen Menschen handelte, die mindestens duldeten und wegsahen.

Gruß
Wolfgang