Hallo Volker,
war Dein Vater (oder wohl eher Großvater)soldat? Hat er im
Krieg gekämpft oder war er im Untergrund?
Ich hoffe doch im Untergrund!
Denn sonst wäre er auf der gleichen Stufe wie Filbinger!
Grüße
Hallo Raimund,
ich glaube nicht, dass man grundsätzlich und pauschal Soldaten in den Topf wie Filbinger werfen darf. Ganz in meiner Nähe gab es schon vor 1939 ein Lager, in welches Bürger eingewiesen wurden und dort verschwunden sind, die nicht zur Wehrmacht wollten. Dieses Lager musste in seiner Funktion auf Druck der evangelischen Kirche aufgelöst werden. Aus den in der Region bestehenden mehreren Synagogen und kath. Kirchen hat sich niemand für dass Leben der deutschen Wehrmachtsverweigerer eingestezt.
Ich würde hier schon zwischen Freiwilligen und Wehrpflichtigen und/oder seinerzeit Eingezogenen unterscheiden. Wehrpflichtige hatten zumindest im 3. Reich keine Chance den Wehrdienst zu verweigern. Wer aus heutiger Sicht - nachdem wir die Wehrdienstverweigerung haben - daran denkt, wie lange es ging und wie schwierig es am Anfang war, überhaupt den Wehrdienst zu verweigern, kann doch nicht so tun als sei im 3. Reich mit einem Satz jemand befreit worden.
Die Desertation steht heute noch in vielen Ländern unter schwerster Strafe. Selbst angebliche Demokratien verweigern ihren Bürgern unter Inhaftierung die Gewissenfreiheit.
Auch die Problematik, dass jemand freiwillig zur Armee geht, dürfte recht vielschichtig sein. In den USA hat dies sicher, wobei wir ähnliche Ansätze auch bei uns haben, mit der fehlenden Berufsmöglichkeit zu tun.
Die Beispiele in Nahost und im Irak, aber auch in Tschetschenien zeigen uns aber auch, dass es nicht zu verhindern ist, wenn abartig veranlagte, zum Sadismus neigende, Personen im Militär sind. Wobei die immer wieder betonte Zufälligkeit von Übergriffen, Folter und Mord an Frauen und vor allem gezielt an Kindern schon so häufig auftritt, dass sie sich selbst aufhebt.
Wenn ich Deinen Satz nicht falsch verstanden habe, meine ich, dass man den Soldaten nicht mit Filbinger in eine Schublade stecken darf. Wobei - nochmals - Filbinger wurde erst Ende des Krieges an dieses Gericht versetzt. Filbinger nahme an keinen Verhandlungen ( wenn es solche überhaupt gegeben hat, was ich durchaus bezweifle in der Situation des nahenden Kriegsendes) teil. Er hat auch nicht, wie derzeit vom Wiesenthal-Cenetr wahrheitswidrig verbreitet wird an Todesurteilen teilgenommen, sondern er hat ein bereits gefälltes Todesurteil durch seine Unterschrift bestätigt.
Da liegt schon, auch wenn es natürlich jene, die gerne Köhler nun als den "braunen Präsidenten " wegen der Stimme von Filbinger abstempeln würden, ein qualitativer Unterschied.
Unter der Betrachtung, wie heute, sowohl bei uns als auch in anderen Ländern, die einzelnen Gruppen fanatisch die Ideologien der eigenen Regierung vertreten, läuft es mir eiskalt den Rücken hinab. Hier hat die Welt nichts aus dem Ende von 1945 gelernt und sie beweist es letztlich täglich an den Brennpunkten wie im Irak und in Nahost.
Und bevor jetzt wieder jemand aus Nahost kläfft. Ich weiss, dass es im Sudan, in Tschetschenien und anderen Orten auch nicht besser ist wie im Irak und in Nahost. Jedoch erwarte ich von sogenannten Demokratien ein anderes Vorgehen wie von Diktaturen. Diese Staaten müssen sich an den eigenen Werten messen lassen und dürfen nicht bei Darf, wie es ihnen gerade beliebt, sich Rechte aneignen, die Pol Pot oder Idi Amin zu eigen gewesen sind.
Die Diskussion Filbinger wird bis 13-14.00 Uhr zu Ende sein. Verlass Dich drauf. Die ersten die Köhler wohl gratulieren werden, sind jene, die ihn heute mit Filbinger verhindern wollen und bereit sind, ihn als Präsident zu diffamieren.
Nehmen wir das Gekläffe des Wiesenthal-Center als Helfer für rot-grün nicht ganz so ernst. Köhler wird gewählt, so meine Meinung. Beide Kandidaten wären geeignet, beide Kandidaten haben unterschiedliche Akzente gesetzt.
Mich interessiert deshalb heute nicht, wer gewählt wird , der Bundespräsident ist ohnhin kaum von Gewicht und die letzten Jahre haben uns bewiesen, wann ein Bundespräsident merkt, dass er dem Land Anstösse geben muss. Mich interessiert, wer alles von den Heuchlern, die Köhler mit der Nähe zu Filbinger öffentlich bekämpfen als erste gratulieren. Für mich ist dies bei jeder Wahl - nachdem ich an vielen Wahlen aktiv teilgenommen habe - immer interessant. Soviel Menschen können - meint man - nicht angesichts der Wahl eines anderen umkippen, wie nach Wahlen. Diese - insbesondere auf Landes - und vor allem Bundesbene - war für mich immer eine spannende Situation.
Heute wird das Wiesenthal-Center eine Niederlage erleiden. Die Deutschen werden beweisen, dass sie selbst bestimmen und sich nicht von aussen diktieren lassen, wer gewählt werden darf. Demokratie wird siegen.
Gruss Günter