Hallo!
Zwar bin ich auch der Ansicht, dass die PC manchmal übers Ziel hinausschießt, aber prinzipiell ist es schon so, dass durch die Verwendung bestimmter Wörter auch Meinungen gemacht werden.
Mal ein paar Beispiele: Allein dadurch, dass in den Medien das Wort „Elektrosmog“ verwendet wird, glauben die meisten Deutschen, dass es ein tatsächlich existierendes Phänomen gibt, wofür dieses Wort steht. Es wird zwar darüber diskutiert, ob Elektrosmog schädlich sei oder nicht, aber die Existenz wird nie angezweifelt. Hätte man das Wort „Elektrosmog“ nie geprägt, würde niemand über das Thema sprechen und vermutlich hätte niemand Angst dafür. Ich möchte jetzt nicht darüber diskutieren, ob elektromagnetische Wellen schaden können oder nicht. Ich wollte mit diesem Beispiel nur - ganz unabhängig von der Nazi-Geschichte - zeigen, dass die Sprache schon unser Denken bestimmen kann.
Etwas näher am Thema:
Der Begriff „Weltjudentum“ ist absolut nicht PC. Der dadurch unterstellte Grundverdacht, dass es eine internationale Verschwörung der Juden gäbe, ist aber auch bei jenen gelegt, die dieses Wort an sich nicht verwenden. Dass z. B. Israel von den USA unterstützt wird, wird von vielen explizit oder implizit damit begründet, dass die Juden Neuenglands angeblich einen so großen Einfluss auf die amerikanische Finanzwelt und Politik hätten. Einen Beweis für die These habe ich jedoch noch nicht gefunden.
Dann gibt es Wörter, die von den damit bezeichneten Menschen als diskriminierend empfunden werden. Das Wort Neger stammt aus dem Lateinischen/Spanischen und bedeutet „Schwarzer“. Es ist für sich genommen also nicht böse. In meiner Kindheit war „Neger“ die gängige Bezeichnung für Schwarzafrikaner - niemand dachte sich etwas dabei. Es gab aber schon immer eine zweite Bedeutung des Wortes, die in Richtung „Sklave“ ging. (Man denke an das Englische „Nigger“). Man vermeidet die Bezeichnung Neger, um klarzustellen, dass man nur die Hautfarbe meint und nicht über die soziale Stellung spricht. Es hätte auch noch einen anderen Weg gegeben: Die Homosexuellen haben für sich geltend gemacht: Homosexuell sein ist nichts schlimmes, folglich kann „schwul“ auch kein Schimpfwort sein. Heute ist es PC, Homosexuelle als „Schwule“ zu bezeichnen. Das wäre vor 30 Jahren undenkbar gewesen.
Und schließlich gibt es Wörter, die durch die Nazis eine bestimmte Bedeutung erhalten haben, wodurch ihre Verwendung heute einfach sachlich falsch ist. In diese Kategorie gehört die „Gleichschaltung der Medien“. Gleichschaltung bedeutete bei den Nazis, dass alle Verbände und Medien unter die staatliche Kontrolle gestellt wurden. Wenn heute Frau Herman von „Gleichschaltung der Medien“ spricht, will sie ja eigentlich sagen, dass sich die Medien selbst einen Maulkorb auferlegen. Das ist inhaltlich was ganz anderes.
Michael