'Gleichschaltung' und weitere Stolperfallen

Hallo

Mal ganz ehrlich: Wer hätte gedacht, dass man in Deutschland das Wort Gleichschaltung nicht benutzen darf, ohne die Befürchtung haben zu müssen, als ein Anhänger des Nationalsozialismus abgestempelt zu werden?

So langsam geht mir diese political correctness auf den Senkel.

Gibt es noch weitere Beispiele dieser „Stolperfallen“?

Danke
Luise

Zum Bleispiel

Gibt es noch weitere Beispiele dieser „Stolperfallen“?

  • Lebensraum (Penizillin ist das Schutzgift eines Pilzes um seinen Lebensraum sauber zu halten)

  • »ein dreifach donnerndes: Heil! Heil! Heil!« (z.B. zu Predigern in der Fußgängerzone)

  • Gleichschaltung als Synomym für kulturelle Verflachung

  • Volksschädlinge (da suche ich noch eine Zielgruppe)

  • The Anschluss (versteht aber kaum einer)

  • Endlösung

So langsam geht mir diese political correctness
auf den Senkel.

Sei doch PIC (Political InCorrect)

Gruß

Stefan

Gleichschaltung, Reihenschaltung & Co. :smile:

Mal ganz ehrlich: Wer hätte gedacht, dass man in Deutschland
das Wort Gleichschaltung nicht benutzen darf, ohne die
Befürchtung haben zu müssen, als ein Anhänger des
Nationalsozialismus abgestempelt zu werden?

Hm…
Ich musste bei dem Begriff erst einmal an die Physik denken.

So langsam geht mir diese political correctness auf den
Senkel.

Allerdings!
Dann auch noch diese SchülerInnen und StudentInnen oder noch besser StudentenInnen.
Interessanter Link: http://faql.de/pc.html

Gibt es noch weitere Beispiele dieser „Stolperfallen“?

Indirekt: Das Sommersemester. Mit der Abkürzung SS. Die N ord- S üd-Richtung.

mfg,
Ché Netzer

Gibt es noch weitere Beispiele dieser „Stolperfallen“?

[…]

Du hast ausmerzen vergessen.
H.

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Gibt es noch weitere Beispiele dieser „Stolperfallen“?

Autobahn fahren wird demnächst auch geächtet.

Hallo.

„Hab mal gehört“:
Bei der Bundeswehr darfst du nicht „We(h)r macht Kaffee?“ sagen.

Autobahn geht schonmal gar nicht.
Allgemein sollte man nicht sagen, dass zwischen '33 und '45 irgendwas in Deutschland gut war. Es war also alles schlecht und jeder böse. Außer der Widerstand. (Es gibt also nicht nur böse Worte aus der Elektrotechnik)

Und letztens ist ja auch der Geißler über den totalen Krieg gestolpert.

Dann hatten wir noch folgendes:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,601132,00.html

Glück hast du wenn du anerkannt der Linken Szene oder den Sozialhelfern angehörst. Dann ist das automatisch ironisch gemeint.

Hab letztens im Onlineradio „Mittelalterklang“ ein Loblied über Deutschland gehört. Das geht dann immer Ok, wenn man sich explizit vom Nationalsozialismus entfernt, was auch in dem Lied geschah.

Was ich auch in jeder Doku und jedem Nachrichtenbericht sehe: Es sind immer Worte wie unglaublich grausam, teuflisch oder der wahnsinnige Hitler oder so zu hören. Also relative und emotionale Worte, die in ernsthafte Dokus oder Nachrichtensendungen nicht hinein gehören. Lehrbücher aus dem 19.Jahrhundert, die die Evolutionstheorie verteufeln sind in diesem Stil geschrieben.

Da steckt auch sehr viel Angst dahinter. Ein falsches Wort und du bist in der Medienwelt deinen Job los.

Ironischerweise müsste ich jetzt ebenfalls ein paar Worte dazu schreiben. Also gut:

Ich find Nazis doof. Amen.

Viele Grüße.

Hallo,

Wer hätte gedacht, dass man in Deutschland
das Wort Gleichschaltung nicht benutzen darf, ohne die
Befürchtung haben zu müssen, als ein Anhänger des
Nationalsozialismus abgestempelt zu werden?

Gibt es noch weitere Beispiele dieser „Stolperfallen“?

z. B. hier (Ideologie und Sprache).

Gruß
Kreszenz

Hallo Luise,

wie so oft im Leben muss man das differenziert sehen. Wenn irgendwelche Werbefuzzies „Jedem das Seine“ auf Plakate schreiben, dann sind diese Leute keine Nazis. Nur sind damals eben viele Menschen durch Tore mit dieser Aufschrift gebracht worden und später stapelten sich ihre Leichen.

Den Werbefuzzies kann man insofern nur vorwerfen, nicht sorgfältig genug recherchiert zu haben. Und Satzfragmente wie „innerer Reichsparteitag“ oder „totaler Krieg“ zu benutzen ist nun wirklich harmlos.

Auch bei der Benutzung des Wortes „gleichgeschaltet“ wird man einem unbedarften Verwender kaum vorwerfen, er sei ein Nazi. Leider besteht dabei aber das Problem, dass viele einen solchen Begriff gezielt benutzen. Zum Beispiel gab es hier mal jemanden, der von gleichgeschalteter Presse sprach, weil die Presse nicht nach seinem Mund schreibt und außerdem weil andere Nutzer seine Argumente eben mit Links zu SPON usw. widerlegen konnten.

Welchen Hintergrund hat denn deine Beschwerde?

Gruß
Ultra

Betreff: Hintergrund meiner Frage
Hallo Ultra

Zum Beispiel gab es hier mal
jemanden, der von gleichgeschalteter Presse sprach, weil die
Presse nicht nach seinem Mund schreibt

Welchen Hintergrund hat denn deine Beschwerde?

Eventuell reden wir hier von der gleichen Person, ich meine die damalige Debatte um die Äußerungen von Eva Herrman.

Ich habe von dieser Debatte erst kürzlich erfahren, da ich mich zum damaligen Zeitpunkt nicht in Deutschland aufgehalten habe.

Die Sendung bei Kerner war ja die reinste Schmierenkommödie, das Verhalten von Kerner mehr als hinterlistig und hinterfotzig.

Was mich vor allem daran gestört hat, ist die Tatsache, dass der Rauswurf bereits VOR der Sendung von den Mitglieder der Talkrunde abgesprochen war. Sie sollte gezielt zerlegt und dann des Studios verwiesen werden.

Hier der Gebrauch des Wortes:
http://www.youtube.com/watch?v=v5a02uRbaqQ

Aber der eigentliche Skandal ist hier ab Minute 6:45 zu sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=88ksbNMxK64&feature=r…

Nur, weil du mich gefragt hast.

Schönen Gruß

Luise

Danke für den Hinweis …
… und ein Sternchen.

Du hast ausmerzen vergessen.

… und ich habe die Wehrmachtssteuer (WMSt) vergessen. Ist mir vor vielen Jahren tatsächlich mal auf einer offiziellen Bestellung durchgeflutscht. Aber damals gab es noch Säkretaschen, die solchen Bullshit! abgefangen haben.

Jawohl.

Gruß

Stefan

Negerküsse und Mohrenköpfe …
… darf man heute auch nicht mehr essen.
Wann wird die Kirche mit ihrer Schafherde endlich einen Kreuzzug gegen die Nonnenfürz[l]e führen?

So langsam geht mir diese political correctness auf den
Senkel.

Mir auch. Dürfen Angler sich eigentlich noch Petri Heil wünschen, und Jäger Waidmanns Heil?

Pit

Moin,

auch wenn hier vieles aufgezählt wird, was wir nicht mehr sagen dürfen, was sind die Alternativen?

Ich weiß die Quelle nicht mehr, also nicht von mir:

statt: „Negerküsse“:

„Schaumköpfe mit schwarzafrikanischem Migrationshintergrund“,

oha, wie lang wird da die Schlange am Kiosk/Schulkantine wenn alle Schüler/innen sich einen bestellen.

Einen schönen Tag noch.

Gruß Volker

‚Selektion‘
So bezeichnet man Vorgänge in der Elektronik, i.bs. Hochfrequenztechnik und zum zweiten Prozesse bei der Fertigung i.bs. von Halbleiterbauteilen.

Das ging in meiner Berufsschule („DDR“) nie ohne Vortrag über die Vorgänge an der Auschwitzer Bahnrampe ab.

In meiner Schule wurde vom lehrkörper auch Fritz Haber gedisst.

In einer Stadt in meiner Nähe gibts es eine „Reichsstraße“.
Die Straßenschilder sind regelmäßig mit irgenwelchen Stickern überpappt.

Dann gibt es dort noch eine Barbarossastraße.
Deren Schilder wurden eines Nachts mit professionell angertigten Schildern „Habibistraße“ überklebt, was den Staatsschutz auf den Plan rief, da man einen islamistischen Hintergrund vermutete.

Tatsächlich war es aber wohl eine Liebeserklärung an eine in besagter Straße wohnhaftig seiende Person kosenamens „Habibi“.

Hallo,

was hat die - korrekte und vor dem Hintergrund der historischen Bedeutung und Einordnung passende - Verwendung dieses Begriffs damit zu tun, ob man selbst eine bestimmte politische Einstellung hat?

Meine Holde hat eine ganze Dissertation zum Thema „Gleichschaltung in der Justiz des 3. Reiches“ geschrieben, und darin diesen Begriff x-fach - korrekt - verwendet und erklärt. Und gerade diese kritische Darstellung und Aufarbeitung dieses unsäglichen Kapitels deutscher Justiz dürfte sie höchst unverdächtig dafür machen, sich selbst mit entsprechenden Ideen zu identifizieren.

Nein, der Begriff an sich darf durchaus verwendet werden, und man darfauch die Worte „Endlösung“, „totaler Krieg“, … durchaus verwenden. Aber eben bitte richtig und im Bewusstsein dessen, was andere damit verbinden. Und insbesondere nicht so inflationär, und damit den eigentlichen Hintergrund banalisierend, wie dies gerade in der politischen Diskussion heute so gerne gemacht wird. Es vergeht ja kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Politiker meint einen anderen wegen einer durchaus vertretbaren anderen Ansicht zu einem Thema mit solchen Begriffen belegen und damit in eine Reihe mit Massenmördern stellen zu müssen.

Und ganz peinlich wird es natürlich, wenn die Leute trotz 3. Reich rauf und runter in der Schule so gar kein Gespür und Wissen zu der Brisanz des Themas aufgebaut haben, und dann beruflich und öffentlichkeitswirksam diese Unkenntnis dahingehend zur Schau stellen, dass sie von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern. Das macht sie selbst aber noch lange nicht zu Nazis. Die Karriere kann eine dermaßen belegte mangelnde Qualifikation aber durchaus kosten.

Gruß vom Wiz

Schwarzafrikanisch - demnächst ein Pfui-Wort?
Hallo Volker,

bisweilen liest man subsaharisch statt schwarzafrikanisch, 243.000 Ergebnisse mit ein paar flektierten Formen http://www.google.de/search?q=subsaharisch+OR+subsah…

Ich sehe schwarz :wink:

Grüße
Pit

Hallo!

Zwar bin ich auch der Ansicht, dass die PC manchmal übers Ziel hinausschießt, aber prinzipiell ist es schon so, dass durch die Verwendung bestimmter Wörter auch Meinungen gemacht werden.

Mal ein paar Beispiele: Allein dadurch, dass in den Medien das Wort „Elektrosmog“ verwendet wird, glauben die meisten Deutschen, dass es ein tatsächlich existierendes Phänomen gibt, wofür dieses Wort steht. Es wird zwar darüber diskutiert, ob Elektrosmog schädlich sei oder nicht, aber die Existenz wird nie angezweifelt. Hätte man das Wort „Elektrosmog“ nie geprägt, würde niemand über das Thema sprechen und vermutlich hätte niemand Angst dafür. Ich möchte jetzt nicht darüber diskutieren, ob elektromagnetische Wellen schaden können oder nicht. Ich wollte mit diesem Beispiel nur - ganz unabhängig von der Nazi-Geschichte - zeigen, dass die Sprache schon unser Denken bestimmen kann.

Etwas näher am Thema:
Der Begriff „Weltjudentum“ ist absolut nicht PC. Der dadurch unterstellte Grundverdacht, dass es eine internationale Verschwörung der Juden gäbe, ist aber auch bei jenen gelegt, die dieses Wort an sich nicht verwenden. Dass z. B. Israel von den USA unterstützt wird, wird von vielen explizit oder implizit damit begründet, dass die Juden Neuenglands angeblich einen so großen Einfluss auf die amerikanische Finanzwelt und Politik hätten. Einen Beweis für die These habe ich jedoch noch nicht gefunden.

Dann gibt es Wörter, die von den damit bezeichneten Menschen als diskriminierend empfunden werden. Das Wort Neger stammt aus dem Lateinischen/Spanischen und bedeutet „Schwarzer“. Es ist für sich genommen also nicht böse. In meiner Kindheit war „Neger“ die gängige Bezeichnung für Schwarzafrikaner - niemand dachte sich etwas dabei. Es gab aber schon immer eine zweite Bedeutung des Wortes, die in Richtung „Sklave“ ging. (Man denke an das Englische „Nigger“). Man vermeidet die Bezeichnung Neger, um klarzustellen, dass man nur die Hautfarbe meint und nicht über die soziale Stellung spricht. Es hätte auch noch einen anderen Weg gegeben: Die Homosexuellen haben für sich geltend gemacht: Homosexuell sein ist nichts schlimmes, folglich kann „schwul“ auch kein Schimpfwort sein. Heute ist es PC, Homosexuelle als „Schwule“ zu bezeichnen. Das wäre vor 30 Jahren undenkbar gewesen.

Und schließlich gibt es Wörter, die durch die Nazis eine bestimmte Bedeutung erhalten haben, wodurch ihre Verwendung heute einfach sachlich falsch ist. In diese Kategorie gehört die „Gleichschaltung der Medien“. Gleichschaltung bedeutete bei den Nazis, dass alle Verbände und Medien unter die staatliche Kontrolle gestellt wurden. Wenn heute Frau Herman von „Gleichschaltung der Medien“ spricht, will sie ja eigentlich sagen, dass sich die Medien selbst einen Maulkorb auferlegen. Das ist inhaltlich was ganz anderes.

Michael

Hi, Pit!

Ich sehe schwarz :wink:

Tät mich jetzt interessieren: Wie sehen im subsaharischen Bildgebrauch die Teufel in the hell(!) aus?
Gruß!
H.

Hallo,

Dann gibt es Wörter, die von den damit bezeichneten Menschen
als diskriminierend empfunden werden. Das Wort Neger stammt
aus dem Lateinischen/Spanischen und bedeutet „Schwarzer“. Es
ist für sich genommen also nicht böse. In meiner Kindheit war
„Neger“ die gängige Bezeichnung für Schwarzafrikaner - niemand
dachte sich etwas dabei. Es gab aber schon immer eine zweite
Bedeutung des Wortes, die in Richtung „Sklave“ ging. (Man
denke an das Englische „Nigger“). Man vermeidet die
Bezeichnung Neger, um klarzustellen, dass man nur die
Hautfarbe meint und nicht über die soziale Stellung spricht.:

und politisch korrekt nennt man diese Leute jetzt lustigerweise „Farbige“.

Farbige Menschen sind in meinem Verständnis aber bunt und nicht schwarz, was ja erwiesenermaßen nicht mal eine Farbe ist.

Und so führt die political correctness dazu, dass wir Begriffe erfinden, die an den tatsächlichen Gegebenheiten ziemlich weit vorbei gehen.

Gruß
Lawrence

Hallo,

Rasse, Autobahn, Reichsparteitag (innerer), Wagner, jedem das Seine, Arbeit macht frei usw. usf.

Gruß
Lawrence

Farbige Menschen sind in meinem Verständnis aber bunt und
nicht schwarz, was ja erwiesenermaßen nicht mal eine Farbe
ist.

Und so führt die political correctness dazu, dass wir Begriffe
erfinden, die an den tatsächlichen Gegebenheiten ziemlich weit
vorbei gehen.

Nicht unbedingt! Das ist ein weiteres ganz gutes Beispiel dafür, wie sehr Wörter das Denken bestimmen. Die meisten Menschen, die wir als „schwarz“ bezeichnen, haben einen Teint, der sich von dem eines sommergebräunten Mitteleuropäers kaum unterscheidet.

Als Beweis dafür: http://www.nato.int/pictures/2001/010613/b010613ad.jpg

Warum bezeichnen wir Bush als „weiß“, Powell und Rice aber als „schwarz“? Wäre es nicht logischer, aufgrund der Hautfarbe Bush und Powell in einen Topf zu werfen? Und wäre es nicht korrekter, alle drei als „hellbraun“ zu bezeichnen?

Wenn Du jetzt sagst, dass Powell auch nicht wie ein „richtiger Schwarzer“ aussieht, dann bist Du genau in die Falle getappt, die durch den Begriff „Schwarzer“ ausgelegt wird!

Michael