sehe ich anders
Hallo Petra,
Ich fand es schon gut, dass der Papst sich entschuldigt hat,
denn ich finde so ein Seitenhieb auf eine andere Religion
gehört sich nicht. Das war ja klar, dass das nur Unfrieden
schaffen kann, oder nicht? Also warum musste er das sagen?
Mehrere Sachen dazu:
Erstens denke ich, dass man schon das Recht hat, über andere Religionen zu sprechen. Natürlich kann man sich überlegen, wie man das rhetorisch am Besten macht, aber an sich sollte es dieses Recht geben. Es käme mir auch nie in den Sinn, von all denjenigen, die in diesem Forum immer die
(katholische) christliche Kirche in manchen Punkten kritisieren eine Entschuldigung zu fordern. Zwar macht der Ton auch die Musik, aber grundsätzlich hat jeder das Recht auf eine eigene Meinung.
Zweitens: Eigentlich hat er sich ja nie wirklich für den Inhalt der Rede entschuldigt und das finde ich gut so. Wenn er nicht sagen wollte: „Lasst uns einen Kreuzzeug begehen“, warum soll er sich dann dafür entschuldigen, dass das so verstanden wird? Eine Klarstelllung ist in Ordnung, eine Entschuldigung dann nicht.
Drittens: Wenn er sich nur entschuldigen soll, weil jetzt Kirchen brennen und Nonnen ermordet werden, dann führt das meiner Meinung nach in eine falsche Richtung. Was ist, wenn es auf einmal irgendwelche Religionen (die XYZler) stört, dass es den Papst und die Christen überhaupt gibt? Soll er aus Angst vor Gewalt dann sagen, OK, das wars, beenden wir das Ganze eben und werden XYZler?
Ich will nun gar nicht über richtig und falsch debattieren.
Aber Millionen von Moslems sind mit ihrem Glauben
aufgewachsen, und natürlich ist das für die das einzig Wahre -
auch wenn ich selber nicht vorhabe, diesen Glauben anzunehmen.
… Warum muss also der Papst irgendein Zitat herauskramen, in
dem gefragt wird, was Mohammed denn Neues gebracht habe?
Ich denke auch nicht, dass er vorhergesehen hat, dass so viele Leute den Inhalt dieser einen Vorlesung kennen werden. Außerdem -mal provokativ- stellt sich für Christen diese Frage in der Form natürlich schon, warum sonst wären sie Christen geblieben und nicht Moslems geworden? Für uns sollte Mohammed doch eigentlich genauso interessant sein, wie für Juden Jesus ist.
Hätte er statt dessen nicht einfach die Toleranz betonen
können? Er hätte ja statt dessen beispielsweise so etwas sagen
können wie: „Als guter Christ ist es meine Pficht, das Wort
Jesu auf der ganzen Welt zu verkünden, damit sich die Menschen
aus freiem Willen für ihn entscheiden. Es ist nicht meine
Pflicht, die anderen mit Gewalt zu bekehren, sondern sie
sollen sich aus freiem Willen entscheiden.“ Irgendsowas in der
Art halt. Ich will jetzt keine Reden für den Papst schreiben,
aber wäre es nicht besser gewesen, er hätte seine Kritik am
Jihad in dieser indirekten Form angebracht?
Wirft man den Kirchenoberen nicht auch des Öfteren vor, dass sie immer nur schwammig daherreden und nie mal klar Kritik üben?
Die Politiker von Konkurrenzparteien im Wahlkampf werfen sich ja auch alles mögliche an den Kopf (nicht immer intelligent aber na gut), ohne dass man von ihnen verlangt, aus Angst vor möglichen Ausschreitungen immer ganz political correct zu sein. Muss man (z.B. Lnadtag) jetzt nett zur NPD sein, nur weil sie sonst ein paar Schläger losschicken?
Seit dem Karikaturenstreit weiß man doch, dass es etliche
Moslems gibt, die recht schnell böse werden. Was muss man denn
da immer wieder sticheln?
Muss man deswegen seine Meinung aus Angst unterdrücken?
Wenn er das noch ein bisschen länger so macht, dann sehe ich
eine massive Christenverfolgung in arabischen Ländern auf uns
zukommen. Eine Nonne haben sie ja schon erschossen.
Haben wir Christen also Angst?
Ich finde, jeder andere Glaube ist insofern wahr, als die
Gläubigen einer anderen Religion ebenso tiefe religiöse
Gefühle haben wie ich selber. Diese Gefühle sollte man nicht
verletzen. Ich mag es ja auch nicht, wenn man dumme Witze
macht über das, was ich glaube.
Kritik muss man vertragen können (meiner Meinung nach). Ob man sie richtig findet oder nicht, kann man dann noch für sich entscheiden. Was anderes ist es, sich über andere Religionen gezielt lustig zu machen (Witze etc.) und selbst da gibt es geschmackvolle oder weniger geschmackvolle Varianten. Life of Brian ist meiner Meinung nach ein wirklich witziger Film, der sich zwar über meinen Glauben lustig macht, aber trotzdem gut gemacht ist 
Und, wie Gott letztendlich heißt und wo er wohnt, das werden
wir alle wohl hoffentlich noch lange nicht erfahren. 
Auch wenn ich dir bis jetzt nur widersprochen habe, da muss ich dir mal zustimmen. 
Gruß
Kati