Gleitschirmfliegen

Hallo liebe Leute,

habe heute (wieder einmal) einen motorisierten Gleitflieger gesehen und das hat mich dazu inspiriert dies auch einmal auszuprobieren.

Nun wollte ich fragen ob man für das normale Gleitfliegen, also mit einem „simplen“ Gleitschirm bzw das motorisierte Gleitfliegen d.h. Gleitschirm mit einem kleinen Propellerantrieb, eine bestimmte Ausbildung braucht,oder ob man dazu auch nach, von mir aus,einer ein stündigen Instruktion befähigft ist.

Wenn ja welche Kosten kommen auf mich für die Ausbildung zu?

Welche Kosten kommen generell für Equipment, vorzugsweise Leihequipment auf mich zu.

MfG B4L

Hallo!

habe heute (wieder einmal) einen motorisierten Gleitflieger
gesehen und das hat mich dazu inspiriert dies auch einmal
auszuprobieren.

Nun wollte ich fragen ob man für das normale Gleitfliegen,
also mit einem „simplen“ Gleitschirm bzw das motorisierte
Gleitfliegen d.h. Gleitschirm mit einem kleinen
Propellerantrieb, eine bestimmte Ausbildung braucht,oder ob
man dazu auch nach, von mir aus,einer ein stündigen
Instruktion befähigft ist.

Mit dem Motorfliegen kenne ich mich nicht aus, ich glaube dafür ist der DULV zuständig (http://www.dulv.de/). Für das reine Gleitschirmfliegen (ohne Motor) und Drachenfliegen (ohne Motor) gibt es den DHV (http://www.dhv.de/typo/).

Für letzteres gilt folgendes:

Ohne Schein darf man in Deutschland gar nichts.

Wenn man einen Schnupperkurs in einer Flugschule macht, kriegt man ein Gespür dafür, wie die Ausbildung so abläuft und hebt in der Regel auch schon nach wenigen Stunden das erste Mal ab. Man fliegt zwar nur wenige Meter weit, aber es ist trotzdem ein unvergleichliches Erlebnis.

Entscheidet man sich dann für die Ausbildung zum Gleitschirmfliegen, muss man dies Abschnitte absolvieren:

Grundkurs am Übungshang: Man lernt das Fluggerät kennen, lernt abzuheben und beim Aufkommen auf den Beinen zu bleiben, während des Fluges zu steuern, usw. Am Ende bekommt man den „L-Schein“, der aber zu so gut wie gar nichts berechtigt (man darf nur in einem bekannten, niedrigen Fluggelände Übungsflüge machen, und auch nur dann, wenn der Fluglehrer einem einen Flugauftrag erteilt hat).

Theorie: Gerätekunde, Gefahrensituationen, einfaches Luftrecht (Ausweichregeln, Landevolte, …), Wetter, …

Höhenschulung: 40 Flüge mit Betreuung durch den Fluglehrer per Funk. Hier lernt man sauber zu starten, selbständig zu steuern, einige besondere Flugfiguren (Prüfungs-Acht, Ohren anlegen, …) und - was für die meiste das schwierigste ist - selbständig den Landeplatz zu treffen.

Es folgt eine praktische Prüfung (ein Prüfungsflug) und eine theoretische Prüfung (Multiple Choice). Hat man beides bestanden, bekommt man den A-Schein.

Mit dem A-Schein darf man überall fliegen, wo das erlaubt ist. Man darf nur ein Fluggebiet nicht verlassen. z.B. Ich bin gestern Neunerköpfle in Tannheim gestartet, dann muss ich (sofern ich A-Schein-Pilot bin) auch in Tannheim landen. Den meisten Piloten reicht das voll und ganz.

Für das Überland-Fliegen braucht man den B-Schein. Der setzt eine intensive theoretische Schulung voraus. Diesmal wird es richtig meteorologisch, man lernt einiges über Navigation und - vor allem - über Luftrecht. Außerdem macht man ein Flugtechnik-Training, wo man bestimmte Flugfiguren übt, usw. Am Ende steht wieder eine theoretische Prüfung und eine praktische Prüfung (diesmal handelt es sich um einen Streckenflug mit Flugauftrag).

Wie gesagt, beim Motorschirmfliegen kenne ich mich nicht aus, aber ich vermute, dass der Weg über eine Gleitschirmausbildung führen wird.

Wenn ja welche Kosten kommen auf mich für die Ausbildung zu?

Das ist sehr schwer zu beantworten. Die aktuellen Kursgebühren kannst Du bei der jeweiligen Flugschule erfragen, aber in der Regel machen diese Gebühren nur einen Teil der Gesamtkosten aus. Hinzu kommen die Bergfahrten (5 bis 10 Euro pro Flug), die Unterkunft, das Essen, die An- und Abreise. Wenn Du alles zusammen rechnest, wirst Du erschrecken, wie viel da raus kommt, aber wenn man die Schulung nicht als lästige Pflicht, sondern als einen wunderbaren Urlaub ansieht sieht man darüber leichter hinweg. Als grobe Hausnummer solltest Du (ohne Reise- und Unerkunftskosten) etwa mit einem Tausender rechnen.

Welche Kosten kommen generell für Equipment, vorzugsweise
Leihequipment auf mich zu.

Ein Schirm kostet neu zwischen 2000 und 3000 Euro. Hinzu kommen ein Gurtzeug (ca. 500 Euro), ein Rettungsfallschirm (ca. 400 Euro), ein Helm (ca. 200 Euro), ein Variometer (ca. 200 Euro). Wenn Du alles zusammenrechnest, bist Du bei einer Neuausrüstung schnell mit 4000 Euro und mehr dabei. Aber: Die meisten Flugschulen erheblich günstigere Einsteigerpakete. Wenn Du noch mehr sparen willst, lohnt sich der Gebrauchtmarkt. Spar aber nicht an der falschen Stelle. Mit einem Schirm, der schon 10 Jahre alt ist, wirst Du keine Freude haben, auch wenn der Vorbesitzer sagt: „So gut wie neu, fast noch nicht geflogen.“

Während der Grundausbildung bekommst Du kostenlos von der Schule die Ausrüstung gestellt. In der Höhenschulung hast Du entweder eine eigene Ausrüstung oder Du mietest die Ausrüstung für eine Gebühr, die beim Kauf dann wieder erstattet wird.

Michael

ACh du heilje Männer…da wird das wohl ncoh ein bisschen warten müssen:wink:.

Aber danke für deine Ausführliche Antwort.

Hi

also: Befähigungsausweis nach 1h wirst du sicher nicht bekommen.
Grund: Du brauchst den Schein, nicht wegen des Scheines, sondern als Nachweis, dass du die vorgeschriebenen Grundlagen im Minimum kannst.

Fangen wir mal an: kann man heute fliegen? Ist es zu kalt, oder zu warm, oder evtl. zu windig? Gegen Kälte kann man ja was tun. Aber: auch die Temperatur hat Einfluss auf die Beurteilung, ob das Wetter zum Fliegen mit Gleitschirm mit Sicherheit fliegbar ist: das Wichtigste neben der Schirmbeherrschung ist (allein schon, weil man ja evtl. noch ein zweites mal zum Fliegen gehen möchte „können“) Wetterkunde. Schlagwörter sind hier Föhn, Gewitter, Sturm, Thermik usw…

Schirmbeherrschung habe ich ja schon genannt. Also die praktische Ausbildung. Da wird erstmal gelernt, wie man überhaupt (ganz wichtig: kontrolliert!!) in die Luft kommt. Und: wie man wieder (ganz wichtig: kontrolliert!!) auf die Erde kommt, oder das Verhalten in Extremsituationen oder…

Weiterhin gilt auch im Flugverkehr (in den meisten Ländern) eine Rechtslage. (zugelassene Flugräume in horizontaler und vertikaler Ausdehnung, Vortrittsregelungen, Versicherungsfragen usw…

Gleitschirmfliegen ist einfach nur gei*****. Da wir aber auch noch ein nächstes mal zum Fliegen gehen möchten und den Sport nicht als russisches Roulette (habe ich das jetzt richtig geschrieben?) betrachten, ergibt sich relativ schnell, dass eine Menge Theorie, praktische Ausbildung und immer wieder Training dazu gehört. Wer meint,dafür eine Stunde Zeit investieren zu müssen und danach fliegen kann, sollte es besser lassen.
Wer aber bereit ist, Zeit und Mühe zu investieren, der wird mit ziemlicher Sicherheit ein neues Lebensgefühl erfahren, dem er oder sie dann oftmals die anderen Dinge des Lebens mehr oder weniger unterordnet.

Zum Preis hast du ja schon einige Informationen erhalten. Wenn du dich wirklich für das Gleitschirmfliegen interessierst, denke erst mal nicht an den Kauf einer eigenen Ausrüstung. Melde dich bei der Flugschule deiner Wahl zum Schnupperkurs an. Vielleicht hast du ja noch Bekannte, die sich für das Fliegen auch interessieren. Dann macht den Schnupperkurs zusammen, das gibt Rabatt und gute Laune. Entweder du bist infiziert und irgendwann steht dann auch der Kauf einer (vielleicht auch guten gebrauchten Ausrüstung mit ZULASSUNG) an oder du bist der Meinung, ein anderer Kick tut es auch und damit sind die Kosten für die Ausrüstung eh nicht mehr relevant.

Ich habe in Deutschland die Ausbildung gemacht und bin dann in die Schweiz gezogen. Die schweizer Flugschulen haben schon wegen der topografischen Lage und den damit verbundenen relativ vielen Flugtagen einen hervorragenden Ausbildungsstand. Ich kenne viele Deutsche, die in der Schweiz ihre Ausbildung gemacht haben und dann am Wochenende hierher zum Fliegen kommen. Kann ich nur empfehlen. (Lohnt sich ja eigentlich nur, wenn du irgendwo in Süddeutschland wohnst. Davon gehe ich jetzt mal nicht aus, weil du dich ja für Motorschirm interessierst.)

Also auch ein Schnupperkurs in der Schweiz ist für Mitteldeutsche zu empfehlen. Ihr müsst natürlich flexibel sein „können“. Nicht jedes Wochenende kann geflogen werden. Aber es gibt bestimmte Wetterlagen, die sich in bestimmten Monaten häufiger einstellen und auch zum Schnupperkurs geeignet sind. Flugschule deiner Wahl aussuchen, dort werden oft auch relativ günstige Übernachtungen mit angeboten, dann prinzipiellen Termin abmachen und dann noch mal vorher anrufen, ob die Wetterlage fliegbar ist. (Oft sind im September gute Wetterlagen)
Und: wenn Ihr dann doch nicht zum Gleitschirmfliegen kommt, weil das Wetter nicht dafür geeignet ist: Mountainbiken, Wandern, Beizen… alles kein Problem. Ihr seid zwar dann nicht zum Fliegen gekommen, habt aber trotzdem eine super Zeit erlebt. Flugschulen gibt es sicher viele, empfehlen kann ich die Davoser und die Engelberger. Davos ist ja sicher bekannt. Geil*****e Gegend. Engelberg liegt in den Voralpen und ist von der Wetterlage noch mal etwas anders, teilweise auch bei Föhn fliegbar (nur nach vorherigem Briefing mit den locals zu empfehlen). Hierher kommen auch viele aus der Region um KA. Es gibt wirklich viele gut andere Flugschulen in der Schweiz. Der grösste Vorteil ist: Nord- und Südalpen sind relativ nah bei einander: Unterschiedliche Wetterlagen erlauben oft auf der einen Seite Flugbetrieb, während auf der anderen Gleitschirmfliengen nicht möglich ist. Die kommen also bei relativ kurzen Anfahrten oft zum Fliegen. Dementsprechend hoch ist die Flugpraxis und damit auch das zu vermittelnde Wissen.

Zum Motorschirm: Nach meiner Info brauchst du in D die Lizenz zum Gleitschirm und als Zusatz eine Motorausbildung. Die Flugschule Wasserkuppe kann hier sicher weiterhelfen. Als Alternative zum Motorschirm gibt es im Flachland ja auch die Möglichkeit, mit Winde in die Luft zu kommen und grundsätzlich auch das Deltafliegen (Drachenflieger).

Viel Spass bei der Entscheidungsfindung.

Gruss
Marc

Das mit der einen Stunde war mehr so „lari fari“ dahingesagt, wollte damit nur auf eine relativ kurze Ausbildungsdauer anspielen:wink: aber danke für deinen Bericht.