Globalisierung. Gut oder schlecht?

Die Erde ist ein abgeschlossenes System, und für das gilt der Erhaltungssatz der Energie, welcher besagt, dass die Gesamtenergie innerhalb eines geschlossenen Systems gleich bleibt. Jetzt tauschen wir den Begriff Energie in den Begriff Wohlstand um. Das bedeutet dass, umso reicher wir sind (Europäer, Amerikaner, Japaner…) desto Ärmer muss der Rest sein (Afrikaner, Südamerikaner…). Das Problem ist jetzt das wir so tun als wollten wir der 3. Welt helfen indem wir ihnen großzügige Finanzhilfen und Schuldenerlass anbieten (Finanzhilfen die lächerlich klein sind in Relation mit der Menge an Wohlstand die wir durch Ausbeutung von ihnen gewonnen haben).
Diese Wohltätigkeit ist nur Heuchelei um unser Gewissen zu beruhigen denn in Wirklichkeit würden wir nie wollen das es „denen da unten“ besser geht, denn ein Zuwachs an Reichtum in der 3. Welt wäre zugleich ein Verlust von unserem Wohlstand.
Zum Beispiel: In Österreich findet alljährlich zu Weihnachten eine große Gala zu Gunsten der armen Länder statt. Es werden kleine mitleidig dreinschauende Kinder und verzweifelte Männer und Frauen präsentiert, das Geld fließt, jeder Zuschauer spendet seine 20€ und ein jeder ist nachher zufrieden mit sich selbst.
Die gleichen Leute sind es aber dann auch die sich über die EU-Osterweiterung aufregen, da sie befürchten dass das Land mit den „scheiß Tschudschn (Tschechen, Slowaken)“ überschwemmt wird und dass diese nichts bei uns zu suchen haben da sie uns nur die Arbeitsplätze wegnehmen. Sie sperren den Österreichischen Arbeitsmarkt damit ja niemand hereinkommt und protestieren wenn Firmen in die Slowakei abwandern.
Es ist so als würde man in der Wüste auf einer Oase leben mit Seen
die ihr Wasser aus der Wüste beziehen, und um sich schauen und all die Leute bejammern die rundherum verdursten um dann die
Oase mit einem Stacheldraht zu umzäunen.

Momentan findet in gewisser weise eine Amortisierung statt, sie wird Globalisierung genannt. Die großen wichtigen Konzerne
wandern nach China ab, da das Lohnniveau dort bedeutend niedriger ist. Das hat zur folge das westliche Arbeiter in Zukunft weniger
Verdienen werden. Die Chinesischen aber mehr.
So gesehen hat die Globalisierung etwas sehr gutes.
Meine Frage ist jetzt wird die Globalisierung wirklich einen positiven
Effekt haben, oder werden die Armen ärmer und die Reichen reicher?

Bitte um Antwort

Erde - ein geschlossenes System (?)
Hallo HerbertOstermaier,

nur zu Deiner Setzung im ersten Satz:
Wie bringst Du in Deinem geschlossenen System Erde die Sonne/Sonnenenergie, von der alles Lebens abhängt, unter?

Grüsse
Heiner Gierling

Hallo Herbert,

Die Erde ist ein abgeschlossenes System, und für das gilt der
Erhaltungssatz der Energie, welcher besagt, dass die
Gesamtenergie innerhalb eines geschlossenen Systems gleich
bleibt. Jetzt tauschen wir den Begriff Energie in den Begriff
Wohlstand um.

Ich finde es grundsätzlich falsch hier mit Analogien zu arbeiten;
die Haltung, dass die kapitalistische Ökonomie ein Nullsummenspiel ist, ist meines Erachtens eine sehr berechtigte, lässt sich aber nicht aus irgendeinem Energieerhaltungssatz ableiten.

Kurzum: mit einer solchen Analogisierung macht man sich nur unnötig angreifbar - wie ja Heiners Posting schön zeigt.

Das bedeutet dass, umso reicher wir sind
(Europäer, Amerikaner, Japaner…) desto Ärmer muss der Rest
sein (Afrikaner, Südamerikaner…).

Vorsicht: es bilden sich langsam in den USA und wohl zunehmend auch in Westeuropas „Inner Africas“ heraus.

Nochmal Vorsicht: der Zusammenhang „A reicher, also B ärmer“ ist ein sehr umfassender;

es gibt durchaus innerhalb des Spielraums, den dieser Zusammenhang bietet, weltwirtschaftliche Situationen, in denen alle reicher und solche, in denen alle ärmer werden.

Das Problem ist jetzt das
wir so tun als wollten wir der 3. Welt helfen indem wir ihnen
großzügige Finanzhilfen und Schuldenerlass anbieten
(Finanzhilfen die lächerlich klein sind in Relation mit der
Menge an Wohlstand die wir durch Ausbeutung von ihnen
gewonnen haben).

Das ist korrekt!

Diese Wohltätigkeit ist nur Heuchelei um unser Gewissen zu
beruhigen denn in Wirklichkeit würden wir nie wollen das es
„denen da unten“ besser geht, denn ein Zuwachs an Reichtum in
der 3. Welt wäre zugleich ein Verlust von unserem Wohlstand.

Das ist auch korrekt;

aus meiner Sicht das überzeugendste Beispiel dafür ist die Politik der Sozialdemokratie in unseren Breitengraden.

Anläßlich der Vogt-Überlegung, ob man denn Firmen den Konsum verweigern sollte, welche trotz Gewinnen Arbeitsplätze abbauten, habe ich das im Inlandspolitik- Board mal kurz angerissen:

Wie z.B. Victorio Taccetti in „Constelación Sur“ richtig zeigt, ist die Position der nördlich-westlichen Sozialdemokratie nur scheinbar an Arbeiter-Interessen ausgerichtet, weil -nimmt man den Weltmaßstab als Perspektive- solche Positionen ganz und gar nicht Arbeiterinteressen vertreten, sondern schlicht nationale Interessen, weshalb Vogts Aussagen auch nur scheinbar als klassenkämpferisch zu verstehen sind, stattdessen aber als Verteilungskampf um den „globalen Kuchen“ zwischen Nord und Süd, Zentrum und Peripherie des Kapitalismus vertanden werden müssen.

Momentan findet in gewisser weise eine Amortisierung statt,
sie wird Globalisierung genannt. Die großen wichtigen Konzerne
wandern nach China ab, da das Lohnniveau dort bedeutend
niedriger ist. Das hat zur folge das westliche Arbeiter in
Zukunft weniger
Verdienen werden. Die Chinesischen aber mehr.
So gesehen hat die Globalisierung etwas sehr gutes.

Genau das aber ist ein Faktum, das im Grunde quer durch alle Bevölkerungsschichten und absolut alle in den Parlamenten Österreichs und Deutschlands vertretenen Parteien einmütig bedauern (am wenigsten noch die sog. Wirtschaftsliberalen).

Paradoxerweise bedauern dies jene Parteien am meisten, welche sich rote Logos geben und ein „S“ im Namen tragen, paradox deshalb weil sich als Fahnenträger der internationalen Solidarität wähnen, tatsächlich aber mehr als alle anderen Parteien nationalistische Wirtschaftspolitik betreiben.

Meine Frage ist jetzt wird die Globalisierung wirklich einen
positiven
Effekt haben, oder werden die Armen ärmer und die Reichen
reicher?

Wenn man einem (neo-)marxistischen Paradigma folgen darf, dann ist die Globalisierung ein enorme Zuspitzung der Widersprüche des Kapitalismus, damit ein Näherkommen seines Endes.

In gewisser Weise greifen marxistische Theoreme wie die Verelendungsthese erst dann, weil in der globalisierten Welt die Verelendung nicht mehr durch den Repressionsapparat von Militär und Polizei externalisiert werden kann.

Viele Grüße
franz

Hallo zu dieser frühen Stunde.

Wenn man nur die Verteilung materieller Güter betrachtet (also, dass der Gewinn des Einen der Verlust des Anderen ist) sieht man die Globalisierung mit zuwenig Dimensionen. Investitionen in Köpfchen (=Bildung)dagegen nimmt keinem was weg :wink:
Dank des technischen Fortschritts gilt es nämlich am Ball zu bleiben.
Und das unabhängig von der Globalisierung…

HTH
mfg M.L.

…leider keine Linksammlung diesmal…

Hallo Herbert,

(Finanzhilfen die lächerlich klein sind in Relation mit der
Menge an Wohlstand die wir durch Ausbeutung von ihnen
gewonnen haben).

Also die Menge Wohlstand die wir durch Ausbeutung gewinnen … die würde mich doch mal interessieren. Läßt sich die irgendwie quantifizieren oder läßt sich irgendwie anders darstellen wie wir die 3. Welt ausbeuten ?

Gruss Jacobias

Ich provoziere mal
Hallo Herbert

Ich nehme jetzt mal eine Gegenposition ein:
Ich wurde ungefragt in diese Welt gesetzt, die mir nicht besonders
gut gefaellt. Jetzt versuche ich, so gut es geht, unter diesen
Rahmenbedingungen ein moeglichst angenehmes Leben zu fuehren. Nachdem
ich dann so 80 Jahre auf der Erde herumgekrabbelt bin und die
menschliche Komoedie durchlebt habe, kann ich endlich meine Augen
fuer immer schliessen.
Wenn ich mich nun fuer einen, sagen wir Afrikaner, einsetze und
seinetwegen auf Geld verzichte (sei es durch eine Spende, sei es,
dass ich einer Preiserhoehung fuer afrikanischen Kaffee zustimme,
damit der Afrikaner einen hoeheren Lohn bekommt), dann hat das fuer
mich materiell gesehen genau eine Effekt: Ich habe weniger Geld fuer
meinen Lebensgenuss. Ideell gesehen kann es den Effekt haben, dass
meine Selbstzufriedenheit steigt, weil ich mir einer guten Tat
bewusst bin. Allerdings muss ich dazu ueber ein sehr hohes
Abstraktionsvermoegen verfuegen, denn der Afrikaner ist fuer mich so
abstrakt wie ein Elektron.
Es ist fuer mich sehr verstaendlich, wenn Menschen zugunsten einer
voellig abstrakten Groesse nicht bereit sind, auf unmittelbar
erfahrbare, also ganz konkrete, Annehmlichkeiten zu verzichten.
Die Ungerechtigkeit und die Ausbeutung waren in der Welt bevor ich
sie betrat. Und ich bin nicht der, der aktiv diese beiden Maengel
vermehrt. Warum soll ich, schuldlos am Zustand der Welt, ungefragt in
sie geworfen, auf irgendetwas verzichten?

Gruss, Tychi

Hi Ben

Sozialdemokratie nur scheinbar an Arbeiter-Interessen
ausgerichtet, weil -nimmt man den Weltmaßstab als Perspektive-
solche Positionen ganz und gar nicht Arbeiterinteressen
vertreten, sondern schlicht nationale Interessen, weshalb
Vogts Aussagen auch nur scheinbar als klassenkämpferisch zu
verstehen sind, stattdessen aber als Verteilungskampf um den
„globalen Kuchen“ zwischen Nord und Süd, Zentrum und
Peripherie des Kapitalismus vertanden werden müssen.

Sehr interessanter Aspekt, wie ich finde.

Paradoxerweise bedauern dies jene Parteien am meisten, welche
sich rote Logos geben und ein „S“ im Namen tragen, paradox
deshalb weil sich als Fahnenträger der internationalen
Solidarität wähnen, tatsächlich aber mehr als alle anderen
Parteien nationalistische Wirtschaftspolitik betreiben.

Jetzt verstehe ich auch noch besser, warum das neue Linksbündnis, also die neue Linkspartei mit Lafontaine und Gysi letztlich „national-sozialistisch“ erscheinen könnten… Vielleicht doch ein Grund, diese Partei NICHT zu wählen…Ich bin schwer am Überlegen, Ben. :wink:
Es grüßt Dich
Banden

Jetzt tauschen wir den Begriff Energie in den Begriff
Wohlstand um.

wie begründest du das, daß man wohlstand weder vermehren noch verringern kann? das verringern ist zum beispiel sehr einfach: a-bombe und das betreffende land befindet sich in der steinzeit.

Das Problem ist jetzt das
wir so tun als wollten wir der 3. Welt helfen indem wir ihnen
großzügige Finanzhilfen und Schuldenerlass anbieten

das ist alles ohnehin sinnlose augenauswischerei (und ein geschäft für spendenfirmen), da in diesen gebieten die grundvoraussetzungen für ein leben auf westlichem standard fehlen. diese sind vor allem bildung und freies denken - beides ist übrigens gratis.

(Finanzhilfen die lächerlich klein sind in Relation mit der
Menge an Wohlstand die wir durch Ausbeutung von ihnen
gewonnen haben).

daß das „ausbeutung“ ist, ist jetzt aber nicht mehr sachlich sondern deine empfindung.

denn ein Zuwachs an Reichtum in
der 3. Welt wäre zugleich ein Verlust von unserem Wohlstand.

wenn die menschen dort plötzlich geld hätten um sich fernseher, computer, kühlschränke, klimaanlagen und flotte autos zu kaufen, was meinst du WER davon profitieren würde?

Zum Beispiel: In Österreich findet alljährlich zu Weihnachten
eine große Gala zu Gunsten der armen Länder statt.

tränendrüsenshows, bei der andere verdienen.

Es ist so als würde man in der Wüste auf einer Oase leben mit
Seen
die ihr Wasser aus der Wüste beziehen, und um sich schauen und
all die Leute bejammern die rundherum verdursten um dann die
Oase mit einem Stacheldraht zu umzäunen.

das ist das leben in kurzfassung. das wichtigste ist jetzt, daß du innerhalb diese zauns bist und nicht draußen.

oder werden die Armen ärmer und die Reichen
reicher?

das wird sich nicht verhindern lassen, denn so läuft unsere welt. verhinderungsversuche sind schiefgegangen.

dazu gibts eine kleine geschichte: was unterscheidet einen reichen von einem armen? der reiche kauft sich einen neuen hut für 2 rubel. wenn dieser hut alt ist, verkauft er ihn an einen armen für 1 rubel und kauft sich gleichzeiting einen neuen um 2 rubel. der unterschied zwischen dem armen und dem reichen ist also, daß der reiche für 1 rubel einen neuen hut bekommt, und der arme einen alten!

gruß
dataf0x

Hi Branden

Paradoxerweise bedauern dies jene Parteien am meisten, welche
sich rote Logos geben und ein „S“ im Namen tragen, paradox
deshalb weil sich als Fahnenträger der internationalen
Solidarität wähnen, tatsächlich aber mehr als alle anderen
Parteien nationalistische Wirtschaftspolitik betreiben.

Jetzt verstehe ich auch noch besser, warum das neue
Linksbündnis, also die neue Linkspartei mit Lafontaine und
Gysi letztlich „national-sozialistisch“ erscheinen
könnten…

Naja, da tragen eben Sätze Lafontaines wie solche dazu bei: „Der Staat ist verpflichtet, seine Bürger und Bürgerinnen zu schützen, er ist verpflichtet, zu verhindern, dass Familienväter und Frauen arbeitslos werden, weil Fremdarbeiter zu niedrigen Löhnen ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen.“

Wenn man mal die (von L. gewollte) (rechts-)populistische Rhetorik wegnimmt, dann zeigt sich darin einfach das Programm, Lohndumping zu verhindern und so den bestehenden Wohlfahrtsstaat aufrecht zu erhalten.

Vielleicht doch ein Grund, diese Partei NICHT zu

wählen…Ich bin schwer am Überlegen, Ben. :wink:

Dieses Programm ist etwas durchaus akzeptables, denke ich, dennoch ist es natürlich eine knallharte Abgrenzungs- und Abschottungspolitik gegenüber Außenstehenden (das war der Wohlfahrtsstaat immer schon).

Die Frage ist: welche Alternativen gibt es?:

einmal diejenige, die die Globalisierung politisch vorantreibt, Freizügigkeit von Kapital und (in bestimmten Grenzen) auch von Arbeitskraft einfordert; auf eine Bundestagswahl bezogen wäre das die FDP…

einmal diejenige, die die Globalisierung politisch bremsen will, und (in bestimmten Grenzen) die Freizügigkeit des Kapitals behindern will (man vgl.: Vogts-Vorstoß, Münterferings „Heuschrecken“, etc. ; diese Versuche sind so plump, weil es derzeit keine anderen Möglichkeiten gibt) und vor allem aber die Freizügigkeit der Arbeitskraft beschränken will; das wäre auf die Wahl bezogen in erster Linie die neue „Linkspartei“…

letztlich diejenige, die die Ursachen der Globalisierung bekämpfen will, nicht die Globalisierung selbst; also: Anti-Kapitalismus; auf die Wahl bezogen ist das nicht(s), allein deshalb schon nicht, weil verfassungsfeindlich …

Du kannst Dir wahrscheinlich leicht vorstellen, welche dieser drei Positionen ich selbst vertrete, was und ob ich aber wählen werde …?

Viele Grüße
franz
der übrigens glaubt, dass sich das Gros der westeuropäischen Linken in den letzten 40 Jahren in einer ziemlichen Lebenslüge verfangen hat

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Hi Herbert

Du liegst sehr richtig in Deiner Einschätzung.Wobei Meinungen werden erst durch die Geschichte bestätigt werden können, insofern spare ich mir hier eine apocalyptische Senflieferung.
Hab leider keinen Link zur Hand aber den Schweizer Autor Jean Ziegler kann ich empfehlen, was unser Verhältnis zur 3. Welt anbelangt( nebst neo-imperialismus), beschreibt er ganz gut in seinen Werken.
Aber da erzähl ich Euch nichts neues,I know.-))

mfg,oK

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Hallo Herbert

Das bedeutet dass, umso reicher wir sind umso
ärmer muss der Rest sein

Diese Ansicht teile ich nicht, auch wenn gewisse Umverteilungen offensichtlich sind. Diese Umverteilungen von Reichtum kommen aber auch in diesen Ländern selbst vor, indem die herrschende Schicht stinkreich ist, und der Rest bettelarm.

So gesehen hat die Globalisierung etwas sehr gutes.
Meine Frage ist jetzt wird die Globalisierung wirklich einen
positiven Effekt haben

Globalisierung wird den Schwellenländern helfen, indem sich die verarbeitende Industie in diesen Ländern ansiedelt.
Wo wir, in der westlichen Welt, immer wieder schwere Fehler begehen, ist die Subvention von exportierten Produkten. Ich habe eine Fernsehsendung gesehen, in der folgendes Problem dokumentiert wurde: Ein EU Land hat Hühnerfleisch in ein afrikanisches Land exportiert und soweit subventioniert, dass es billiger war als das im afrikanischen Land produzierte Hühnerfleisch. Die afrikanischen Produzenten konnten ihr Produkt deshalb nicht mehr verkaufen.
Das ist ein Skandal.

Gruss
Stephan

Die Ungerechtigkeit und die Ausbeutung waren in der Welt bevor
ich
sie betrat. Und ich bin nicht der, der aktiv diese beiden
Maengel
vermehrt. Warum soll ich, schuldlos am Zustand der Welt,
ungefragt in
sie geworfen, auf irgendetwas verzichten?

Hi Tychi

Kennst Du die Filmszene mit Charlie Chaplin wo er in einer Polizistenuniform den Knüppel schwingend sich selber auf die Schnauze haut.?

mfg,oK

Hi Jacobias

Ohne Ausbeutung kann es keinen Wohlstand geben.
Polarisierung ist hier das Zauberwort.
Mich wunderts schon ein wenig daß in der Philosophie die einfachsten kosmischen Gesetze so leicht übergangen werden.
Für unser Wohlergehen müßen Mensch und Materien herhalten.
Was bitteschön gibts da zu zweifeln.
Freund D. K. überschätzt Euch gewaltigst.-))

mfg,oK

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Hi Markus

Bildung kann auch gefährlich sein.Unter Umständen.

Ein Beispiel:

Wenn in Afrika wieder mal der Punk abgeht, ist nicht selten ein im Westen gut ausgebildeter und manchmal promovierter Diktator am wüten.
Hätte dieser die afrikanische Kral-Häuptlings Ausbildung unter den Stammesältesten genoßen,wäre er mit Gewißen und sozialer Kompetenz im Sinne der Traditionsverplichtung unterwegs.
Aber die Indoktrination der Wertelosen Ellenbogengurus wirkt stärker.-)
Leider.

mfg,oK

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Hallo,

nur um (den meisten von) Euch die Ablehnung von Herberts Gedanken ein wenig schwerer zu machen, möchte ich zwei Aspekte klären, die in den meisten der Antworten hier angesprochen wurden:

„Ausbeutung“: Der Ausdruck klingt in unseren Ohren pejorativ und moralisierend.

Innerhalb der marxistischen Ökonomie ist er aber rein deskriptiv gemeint.

Am besten zu veranschaulichen ist die Ausbeutung in einer historischen Perspektive:

In Sklavenhaltergesellschaften wird der zur Arbeit gezwungene Sklave über den ganzen Tag verteilt ausgebeutet: Er schafft Produkte, deren Wert über dem Wert liegt, das all die Dinge kosten, die der Sklavenhalter einsetzen muss, um den Sklaven zu ernähren, zu kleiden, etc., insgesamt: um ihn am Leben zu erhalten.

Im Feudalismus wird der Leibeigene nur einen bestimmten Teil des Tages ausgebeutet: Z.B. erzeugt er 9 Stunden am Tag Produkte, die er selbst behält, nur eine Stunde Produkte, die sein Lehnsherr erhält (der berühmte Zehnt).

Im Kapitalismus ist die Situation komplexer: der Arbeiter erzeugt Produkte, welche einen bestimmten Wert besitzen; dieser Wert aber ist in der Regel höher als der Arbeitslohn, den er für seine Arbeit bekommt.

Man könnte hier von Lohnsklaverei sprechen, weil man es nach dem Muster der Sklaverei analysieren könnte: der Arbeiter wird den ganzen Tag ausgebeutet, der von ihm erzeugte Wert ist schlicht höher als das was er kostet um weiter seine Arbeit zu verrichten.

Man könnte aber auch von Lohn-Leibeigenschaft sprechen, wenn man sagt, der Arbeiter bekommt z.B. (das ist eine wechselnde empirische Größe) genau den Wert seiner Arbeit, also Lohn, erstattet, würde er exakt sieben Stunden arbeiten. In der Tat aber arbeitet er acht Stunden, weswegen diese achte Stunde rein der Mehrwert des Unternehmens ist.

„Ausbeutung“ bzw. „Mehrwert“ ist also genau wie die Kategorie „Profit“ (in welche zusätzlich noch andere Faktoren hineingerechnet werden) nichts mysteriöses und nicht skandalöses, sondern ein unbestreitbares Faktum des ökonomischen Geschehens.

Herberts Ausgangsthese (die viele bestritten haben) war, dass wir Europäer die Menschen der Dritten Welt ausbeuten würden:

Auch in der Dritten Welt verläuft der Produktionsprozess in der eben beschriebenen Form: Unternehmen erzielen Mehrwert/Profit durch Ausbeutung von Arbeitskraft.

Die Frage ist nun: wohin gelangen diese Profite?
Und die Antwort ist eindeutig: zu uns, die wir als Aktionäre an diesen Unternehmen beteiligt sind, direkt über Einlagen, indirekt über Zinsen, etc., aber auch über Transferleistungen, also über Leistungen, die uns unser Wohlfahrtsstaat beschert, weil diese durch Steuereinnahmen, etc. finanziert werden, welche eben von Leuten mit Kapitaleinkünften bezahlt werden, welche wiederum ihren Ursprung in der Ausbeutung haben.

Das Ganze ist natürlich noch viel komplexer, in der Kürze aber nicht besser darstellbar.

Das entscheidende Faktum ist also:
wir treiben Handel mit der ganzen Welt, wir tätigen Direkteinlagen in der ganzen Welt, investieren also überall, wo es sich lohnt (nicht unbedingt in direkter Weise, aber unsere Banken und Versicherungen tun dies für uns, wenn wir etwas Geld sparen, etc.), womit unstrittig ist, dass der Reichtum des Westens/Nordens eng mit der Armut des Südens verknüpft ist.

Zum Nullsummenspiel: Das Dogma des Developmentalismus (Modernisierungstheorien), dass jeder Staat in der Welt theoretisch unser Wohlstandsniveau erreichen könnte, wenn er sich denn nur so entwickeln würde, wie wir das getan haben, ist noch immer weit verbreitet, dennoch spricht empirisch nichts dafür.

Die Gegenprogramme zum Developmentalismus: die teoria de dependencia und die Weltsystemtheorie gehen dagegen davon aus, dass, solange das Weltsystem als Ganzes noch nicht an seine Grenzen gekommen ist, Entwicklung möglich ist;

heute aber ist die Grenze der Entwicklung nahezu erreicht: es gibt (außer Kuba, Nordkorea, Butan, etc.) keinen Fleck der Erde mehr, an dem nicht „ausgebeutet“ (nicht im moralischen Sinne, sondern rein im ökonomischen Sinne verstanden!) werden könnte, überall ist die Ökonomie kapitalistisch organisiert; (sog. „äußere Landnahme“)

und auch innerhalb dieser erschlossenen Gebiete ist fast jeder weiße Fleck getilgt, d.h. die Zahl derjenigen, die reine Subsistenzwirtschaft betreiben (z.B. Bauern, die genau das selbst essen, was sie selbst geerntet haben, etc.) ist bei uns nahezu Null, in den „Entwicklungsländern“ nimmt sie stark ab (erzwungen meist durch die dortige Gesetzgebung), d.h. fast niemand kann sich mehr der kapitalistischen Ökonomie entziehen. (sog. „innere Landnahme“)

In einer solchen Situation geht dieses Paradigma von einem Nullsummenspiel aus, und zwar nicht aus logischen, sondern empirischen Gründen:

der Wohlstand mehrt sich nicht mehr, sondern verschiebt sich nur noch, weil dieses System kein „Außerhalb“ mehr besitzt, aus dem es einen Input beziehen könnte bzw. kostenfrei externalisieren könnte;
es wird z.B. irgendwann billige Rohstoffe wie Erdöl aufgebraucht haben, wird irgendwann seine Umweltschäden zu reparieren versuchen müssen, weil es sonst nicht weiter existieren kann, etc.

Wallerstein drückt diese Situation so aus: „If a new area comes in, an old area must go out […] If in the next 30 years China or India or Brazil were in a true sense to ‚catch up‘, a significant segment of the world’s population elsewhere in this world-system would have to decline as a locus of capital accumulation“ (in W., Unthinking Social Science, p. 119)

Den China-Effekt, also die Auswirkungen der zunehmenden Verlagerung des Kapitals nach Südostasien erleben wir bereits heute schmerzvoll, die Auswirkungen der Verlagerung des Kapitals nach Europa nach dem 2. Weltkrieg haben etwa die lateinamerikanischen Staaten erlebt (noch in den 50er Jahren haben viele lateinamerikanische Staaten ein höheres BSP per capita als Südeuropa gehabt), etc.

Kurz: sehr viele empirische Fakten sprechen dafür, dass wir dem Nullsummenspiel näherkommen, uns vielleicht bereits dort befinden, dass also ein Spruch wie: jedes Land ist seines eigenen Glückes Schmied, an empirischen Tatsachen insofern radikal vorbeigeht, als in der Tat viele Länder die Möglichkeit haben, sich nach vorne zu entwickeln, immer aber auf Kosten eines anderen Landes, das dadurch automatisch zurückgestuft wird.

Viele Grüße
franz

Kurz: sehr viele empirische Fakten sprechen dafür, dass wir
dem Nullsummenspiel näherkommen, uns vielleicht bereits dort
befinden, dass also ein Spruch wie: jedes Land ist seines
eigenen Glückes Schmied
, an empirischen Tatsachen insofern
radikal vorbeigeht, als in der Tat viele Länder die
Möglichkeit haben, sich nach vorne zu entwickeln, immer aber
auf Kosten eines anderen Landes, das dadurch automatisch
zurückgestuft wird.

Viele Grüße
franz

Grüß di Franzl

a Hund bist scho ,tats gerne ois umedrahn, dGschichten ,aber Viecher samma alle miteinand, da braucht koana gscheit daherredn. Des ausgschamte Bonzenpack konnst net verteidigen und des Pleb-gschwerl is no depperter. Wos konnstn vo dLeit erwarten egoistisch samma olle miteinand.

an scheena tag no, pfüat di

oK
Lehrbua beim königlich
boarischen Filousophenregiment.-))

Was geschah (um) 1965 ?
Hallo, Franz,

der übrigens glaubt, dass sich das Gros der westeuropäischen
Linken in den letzten 40 Jahren in einer ziemlichen Lebenslüge
verfangen hat

würde mich interessieren, was Du hier meinst.

  1. Welche Zäsur in der Geschichte der westlichen Linken (zu einer
  • vorher nicht vorhandenen ? - Lebenslüge) siehst Du Mitte der 1960er
    Jahre ? (Lebenslüge in ein paar Stichworten)
  1. Welche Fraktion hat ihr widerstanden ?

Gruss
Nescio

Hallo Nescio,

der übrigens glaubt, dass sich das Gros der westeuropäischen
Linken in den letzten 40 Jahren in einer ziemlichen Lebenslüge
verfangen hat

würde mich interessieren, was Du hier meinst.

ups, mit einer Rückfrage hatte ich hier nicht gerechnet;
es war eigentlich nur als kleine Pointe an Branden gerichtet.

Aber trotzdem:

  1. Welche Zäsur in der Geschichte der westlichen Linken (zu
    einer
  • vorher nicht vorhandenen ? - Lebenslüge) siehst Du Mitte der
    1960er
    Jahre ? (Lebenslüge in ein paar Stichworten)

Die große Zäsur in den 50er/60ern war:

  1. Die Sozialdemokratie wird europaweit „bürgerlich-wählbar“ (Stichwort für die BRD: Bad Godesberg);

diesen Aspekt habe ich in erster Linie recht nebenbei-unüberlegt mit „Lebenslüge“ gemeint, weil sie am Anspruch des Internationalismus festgehalten hat genauso wie am Vertretungsanspruch des Proletariats, de facto aber hat aus meiner Sicht die Sozialdemokratie mit der Wohlfahrtsstaat-Politik „nationalistische“ Politik par excellence betrieben (in dem Sinne, den ich in meinem Ausgangsposting kurz angerissen hatte)

  1. Old Left -> New Left: Die New Left weist die Old Left in erster Linie (grob: Marxismus-Leninismus) zurück, weil sie zu kurzschlüssig, den Weg zur Staats-/Regierungsmacht sucht (UdSSR, aber auch die Beteiligung kommunistischer Parteien an den Regierungen in Frankreich und Italien), dabei vornehmlich drei Kritikpunkte aufgreifend:

a) da wo sozialdemokratische und kommunistische Parteien an der Macht sind, ist eine nicht unerhebliche Schicht von Menschen von deren Errungenschaften ausgeschlossen (ethnische Minderheiten, Frauen, Migranten, etc.)

b) sie haben sich kooptieren lassen, haben jeden welt-revolutionären Anspruch aufgegeben

c) hohes Maß an Repression und staats-kapitalistischer Ausbeutung (v.a. in den Ostblockstaaten)

demgemäß entwickelte sich in den New Left: Menschenrechtsbewegungen, Frauenbewegungen, anarchistische Bewegungen, Grüne Bewegungen, etc.

allen gemeinsam ist aus meiner Sicht, dass nicht eine gesamte einzelne Bewegung, wohl aber viele ihrer ursprünglich Bewegten auf dem langen Marsch (der ja in Gegenposition zum kurzschlüssigen state-power-seeking der Old Left angetreten wurde) spätestens Anfang der 80er nach Mitte abgebogen ist, damit die gleiche Strategie angetreten hat wie die erneuerte Sozialdemokratie: Integration ihrer Klientel in die Segnungen des Wohlfahrtsstaats, damit aber aus meiner Sicht profunder Nationalismus.

Welche Fraktion hat ihr widerstanden?

einzeln Mitglieder natürlich, aber vor allem Befreiungsbewegungen der Dritten Welt.

Dazu gehören auch Theoriebewegungen wie die lateinamerikanische teoria de dependencia oder die aus den Africa Studies hervorgegangene Weltsystemtheorie, alle Gruppierungen also, die strikt am Internationalismus und am Anti-Kapitalismus (auch in seiner wohlfahrtsstaatlichen Version) festgehalten haben.

Viele Grüße
franz

Hallo oudekaas

Leider verstehe ich nicht, was du mir bedeuten willst.
Kannst du vielleicht erlaeutern, was du meinst?

Gruss, Tychi

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Hallo ok,

Grüß di Franzl

Dabei habe ich Dich immer für einen Holländer gehalten…

Aber in Baiern heißts doch „oider kaas“ nicht oude kaas :wink:

Des ausgschamte Bonzenpack konnst net verteidigen und des
Pleb-gschwerl
is no depperter.

Wozu rechnest Du Dich?

Wos konnstn vo d`Leit erwarten egoistisch samma olle
miteinand.

des hoat scho da oide OAdam Schmiths gsoagt :smile:

Lehrbua beim königlich
boarischen Filousophenregiment.-))

wie kommt man da rein?

an scheena tag no, pfüat di

pfiadi nacha!
franz

Apropos Holländer: wir haben in Florenz auf der Schulabschlußfahrt mal ein paar Mädels aufs Zimmer eingeladen, die wir für Holländerinnen gehalten haben;
am nächsten Morgen haben wir gemerkt, dass sie alle einfach nur besoffene Kölnerinnen waren …
Vielleicht bist Du ja jetzt ein besoffener Holländer, der Bairisch spricht … :wink: