Hallo Manu,
du gehst hier wirklich etwas scharf zur Sache, muss ich ja mal
so einwerfen.
Wie kommst du darauf, das es sich um ein Dorf handelt ? Im
Posting steht etwas von einem Wohngebiet - und das klingt ganz
und garnicht nach Dorfidylle mit dazu gehoerigen Kuehen.
Es gibt zwar Tiefladerbauern, die ihre Vollernter, Ballenpressen etc. etc. nach MeckPo bringen, wenn sie zu Hause im Emsland fertig sind, aber Jungvieh - es handelt sich nicht um Kühe, sonst wären sie nicht Tag und Nacht draußen, sondern sie würden gemolken - per Hubschrauber in eine Stadt einfliegen ist eine gänzlich unrentable Angelegenheit.
Vielleicht sollte das nochmal hinterfragt werden.
Richtig. Die Situation „städtisch geprägtes Wohngebiet grenzt an luf Nutzfläche“ kann der Fall sein, wenn sich der Speckgürtel einer Stadt in die rechtzeitig vorher eingemeindeten umliegenden Dörfer frisst „wie bröckelesweis in d’ Landschaft neikotzt“ (Thaddäus Troll). In diesem Fall bleibe ich dabei: Die Bauern waren zuerst da. Andere Konstellationen sind möglich, aber ich kann mir keine richtig vorstellen.
Ich weiss ja nicht, wie das bei dir so in der Gegend
gehandhabt wird. Bei mir hier, in Thueringen werden die Kuehe
ohne Glocken gehalten, auch auf den Wiesen. Und die muessen
auch ohne dieses Gebimmel ihr Leittier finden. Also ist es
meiner Meinung nach nur Tradition, das die „Viecherl“ so
rumlaufen muessen und nicht notwendig .
a) Kuhherde kommt zweimal täglich zum Melken, seis auf der Weide oder im Stall, Jungvieh nicht - daher längere Zeit ohne Aufsicht, und in ihrem Alter sowieso unternehmungslustiger b) Thüringen profitiert immer noch von der Organisation der Landwirtschaft, die in der Deutschen Dekratschen Replik aufgebaut wurde: Großräumige, klar geordnete Schläge, kein Fummelkrams mit paar Tieren hier, paar dort etc. Da kann man nicht weit durchbrennen, es bleibt alles in der Familie. Die Schläge sind in der Regel trotz der „Mosaiklandschaft“ der Thüringer Mittelgebirge gut arrondiert, Landwirtschaft und Städte kommen sich nicht ins Gehege c) Die Zaunanlagen, die hie und da noch von der industriellen Landbewirtschaftung übrig sind, werden noch drei Generationen überdauern. Ein West-Bauer, der so eine Anlage neu zurechtbetoniert, ist pleite. d) Und was, wenn die abgehauenen Rinder dem benachbarten Oberstudienrat in die Rosenrabatten gehen? „Der Eigentümer hätte zumindest vorhersehen können, daß dies nicht ausgeschlossen ist, und entsprechende Vorkehrungen wenigstens zu einer geeigneten akustischen Warnung treffen müssen …“ Ich hörs schon förmlich!
Was mich vor allem erbost, ist die Selbstverständlichkeit, mit der inzwischen von allein auf Bundesebene drei bis vier Ministerien über eine gigantische Pyramide von Schreibtischen bis runter auf Konsumentenebene so gut wie jeder den Bauern erzählt, wie schlecht sie ihr Handwerk beherrschen, was sie sonst noch alles zu Nutz und Frommen ihrer Mitmenschen anders, viiiel viel besser und natürlicher etc. machen müssen.
Der von mir zitierte krähende Hahn war tatsächlich Gegenstand eines Gerichtsverfahrens!
Daß hier eine Spur Trotz bei dem betreffenden Landwirt eine Rolle spielt, mag ich nicht ausschließen. Mag sein, daß ihn dieser Trotz am Leben hält. Mein Freund Alban, mit dem ich mich noch im Mai über die bevorstehende behördliche „Qualitätszertifizierung“ seines Abferkelstalles unterhalten habe (nachdem er die Messung des Abdriftwinkels der Düsen an seiner Feldspritze und die behördliche Beprobung seiner Ackerrandstreifen glücklich überstanden hatte) hat sich im August diesen Jahres aufgehängt.
Schöne Grüße
MM