Hallo,
gleich vorweg: Über Glyphosat ist schon im Garten-Forum vieles (pro und contra, dabei war gewiß auch etwas Unsinn dabei) geschrieben worden; im Archiv wirst du sicher fündig. Ich beschränke mich daher auf deine direkten Fragen.
Es gibt zwei Produkte:
Bayer „Giersch-Frei“
http://www.bayergarten.de/de/es/de/produkte/produktu…
enthält 360 g/l Glyphosate
Scotts-Celaflor „Roundup Speed“
http://www.scotts-celaflor.de/set/set.php?area=celaf…
enthält 7,2 g/l Glyphosat (als Isopropylaminsalz 9,7 g/l)und
9,55 g/l Pelargonsäure
Na ja, es gibt eigentlich mehr, aber die Wirkstoffe hast du schon aufgezählt: Glyphosat, Pelargonsäure, dazu kommt noch Essigsäure (die in etwa gleich wirkt wie Pelargonsäure) sowie einige Herbizide die nicht für den Haus- und Kleingartenbereich zugelassen sind.
Du schreibt allerdings nicht, wo der Giersch wächst. Die von dir genannten Mittel sind Totalherbizide, töten also jede (grüne und unverholzte) Pflanze, mit der sie in Kontakt kommen. Für das Gemüsebeet sind sie daher nur im Tupf- oder Streichverfahren geeignet - du mußt also jede Gierschpflanze einzeln behandeln. Anders ist es in Obstgärten, wo eine Spritzbehandlung möglich wäre, weil Glyphosat und Pelargonsäure im Wesentlichen nicht durch die Rinde dringen können. Auf Wegen, Terrassen, Plätzen und ähnlichem Nichtkulturland spielt die Frage „Bayer oder Celaflor“ ohnehin keine Rolle, weil hier ist der Einsatz von Glyphosat verboten. Also, wo wächst der Giersch?
Bisher gab es nie ein Mittel gegen Giersch. Jetzt plötzlich
die „neue“ Erfindung: Einfach (bei Bayer) Höherdosierung der
Glyphosate (die waren schon immer in diesen starken
Unkrautmitteln drin) bzw. sehr niedrige Dosierung und (bei
Scotts) Hinzugabe der Pelargonsäure. Bei Wikipedia fand ich
das letztere wohl nicht besonders „heftig“ sein kann.
Während Glyphosat ein Enzym der Pflanze hemmt und so ihren Tod bewirkt, verätzen Essig- und Pelargonsäure die Blätter. Die Säure wirken daher nur lokal: Pflanzenteile die getroffen werden, sterben ab, die Wurzeln bleiben jedoch erhalten; der Giersch kann wieder austreiben kann, wenngleich schwächer. Es bedarf daher einiger Anwendungen, um das Unkraut zu besiegen. Glyphosat wirkt teilweise systemisch, wird also auch in die Wurzeln verteilt. Da es die Wurzel aber an sich nicht schädigen kann, ist die oft gepriesene „wurzeltiefe Wirkung“ etwas übertrieben und eine zweite Behandlung notwendig.
Können diese Produkte wirklich wirken?
Sind die sehr unterschiedlichen Dosierungen der Glyphosate bei
beiden Produkten logisch erklärbar?
Ja. Bayer „Giersch-Frei“ ist für Streichanwendungen formuliert. Die Unkrautpflanzen werden mit dem Herbizid betupft. Da die behandelte Bllattfläche naturgemäß eher klein ist, muß der Wirkstoff höher dosiert werden, wie in einem Präparat zur Spritzbehandlung. Bei letzterer wird schliesslich fast die ganze Pflanze getroffen.
Kann hinter jedem ein
wirksames Rezept liegen? Oder entlarvt sich eines der beiden
bereits von der Zusammesetzung als unwirksam? Oder ist das
beides wohl nur ein Werbegag?
Nein, Werbegag ist es keiner. Es hängt aber sehr davon ab, wo du den Giersch los werden willst (siehe oben). Je nachdem, was behandelt werden soll, empfiehlt sich eher Bayer „Giersch-Frei“ oder Scott -Celaflor „Roundup Speed“ - oder auch einfach Essigsäure…
Viel Glück,
Bernd