wir haben vor Kurzem diskutiert, dass wann zwei Pronomina in einem Satz vorkommen, kommt Akkusativ vor Dativ. Ich habe heute etwas gefunden, das dies widerlegt
es ist veraltet regional aus dem süddeutschen Raum, wo eine ähnliche Formel - allerdings ohne das „dir“ - im Begriffspaar „Dankeschön - Bitteschön“ verwendet wurde: Im katholischen südlichen Schwaben und in Teilen Bayerns sagte man für „Dankeschön - Bitteschön“ „Vergelt’s Gott - G’segn’s Gott“ („Möge Gott es Dir vergelten - Möge Gott es segnen“). „Vergelten“ hier nicht im Sinn von Rache oder Strafe, sondern im positiven Sinn von späterem Lohn. Ob dieses Begriffspaar heute noch verwendet wird, weiß ich nicht - als ich 1981 aus Oberschwaben weggezogen bin, war es noch ganz üblich.
Wenn hier noch ein „dir“ stehen soll, schließe ich mich den Vorschreiberinnen an - es sollte auf jeden Fall ans Ende, hinter „es“.
Ahhhh, jetzt wird’s was.
Es ist altmodisch - aber Märchen sind altmodisch und das macht den Reiz von Märchen aus. Aber in diesem Fall hast du das Apostroph unterschlagen.
Durch das „dir’s“ wird es akzeptabel, weil der Rhythmus anders ist.
Auch die Beispiele von Aprilfisch sind verkürzt und dadurch „passt“ es.
Wenn du den Satz mit dem ausgeschriebenen „es“ schreibst, bekommt das „es“ eine stärkere Betonung und das funktioniert dann einfach nicht mehr.
Das „es“ wird nur durch die Auslassung des „e“ und die Anbindung an „dir“ in dieser Stellung verwendbar. Kommt mir übrigens auch wie ein Regionalismus aus dem ziemlich kleinen hochdeutschen Sprachgebiet vor - im oberdeutschen Raum hieße es wohl eher „Gott segne’s Dir!“ und im niederdeutschen Raum „Gott segne Dir das!“
Ein hübscher Beleg dafür, wie stark der Einfluss der Sprache der Bibelübersetzung von Martin Luther auf die spätere einheitliche deutsche Standardsprache war.
Du erinnerst dich aber, dass diese Regel nur für zwei Personalpronomina gilt, ja? Wir hatten es ja gerade erst; clickmich
Auch wenn die Grimms dieses hübsche Märchen, und also diesen Satz.
zu Anfang des 19. Jhdts. niederschrieben, so ist diese Regel auch hier nicht verletzt. Denn bei „dir’s“ handelt es sich nicht um eine e-Tilgung in „dir es“, sondern um eine Verkürzung von „dir das“. Also um eine Verschmelzung mit dem bestimmten Artikel bzw. dem Demonstrativpronomen. Und dabei ist diese Reihenfolge ja möglich. Sie entspricht übrigens auch hier der Regel „unbetont vor betont“.
In der Version „Gott segne’s dir“ würde es sich jedoch um eine e-Tilgung von „es“ („segne es“) handeln. Dabei wäre „es“ in unbetonter Stellung.
Gäbe das Mädchen ihm etwa einen Stein, hätte es - regelkonform, aber unbetont - geheißen „Gott segne ihndir!“, oder betont „Gott segne dirden!“
Es ist also in deinem Zitat weder eine altertümliche Ausdrucksweise, noch eine bloß regionale. Auch heute und anderswo gilt:
„Sag mir’s!“ = „Sag mir das!“
"Sag’s mir! = „Sag es mir!“
Oder
„Gib’s mir zurück!“ = „Gib es mir zurück!“ - analog: „Gib ihn mir zurück!“
„Gib mir’s zurück!“ = „Gib mir das zurück!“ - analog: „Gib mir den zurück!“
unbetont- betont
Bestimmte Artikel sind betonter als Personalpronomina
Aber wenn es um personalpronomina geht, sind beide gleichbereichtigt und in diesem Fall hat Akkusativ Vortritt vor Dativ
Das Resultat in der Aussage ist richtig. Aber der Grund ist ein anderer: Es handelt sich bei den entsprechenden Verben ja immer um solche, die sowohl ein Dativ- als auch Akkusativ-Objekt (bzw. sowohl ein Dativ- als auch Akkusativ-Attribut) haben. Wenn dann beide Objekte PP sind, dann ist das PP, das im Akk. steht, jedenfalls anaphorisch: Es re-präsentiert lediglich etwas bekanntes, von dekm eh die rede ist. Daher steht es in der unbetonten Stellung.
„Er nahm den Ring aus dem Etui und steckte ihn ihr an den Finger.“
Ist das anaphorisch benannte Objekt aber betont, dann kann es nicht mehr durch ein PP repräsentiert werden, sondern durch einen bestimmten Artikel, Und der kann dann in der betonten Position (also nach dem Dativobjekt) stehen.
„Er nahm aus einem Etui einen Ring und steckte ihr den an den Finger.“
So wird nochmal klar, warum in deinem Märchenzitat „dir’s“ nicht für „dir es“ steht, sondern für „dir das“