Gott segne dir es

Hallo!

wir haben vor Kurzem diskutiert, dass wann zwei Pronomina in einem Satz vorkommen, kommt Akkusativ vor Dativ. Ich habe heute etwas gefunden, das dies widerlegt

Gott segne dir es
und nicht
Gott segne es dir

Ist das umgangssprachlich?

Danke

Hallo,

wenn überhaupt würde ich sagen: Gott segne es dir.

„Gott segne dir es“ klingt total daneben.

Grüße
Siboniwe

Hallo Nadja

in welchem Zusammenhang steht dieser Satz, den du da gefunden hat?

Ich kenne nur die zweite Variante - die erste klingt für mich falsch oder sehr altertümlich

Gruß hex

Hallo Nadja,

es ist veraltet regional aus dem süddeutschen Raum, wo eine ähnliche Formel - allerdings ohne das „dir“ - im Begriffspaar „Dankeschön - Bitteschön“ verwendet wurde: Im katholischen südlichen Schwaben und in Teilen Bayerns sagte man für „Dankeschön - Bitteschön“ „Vergelt’s Gott - G’segn’s Gott“ („Möge Gott es Dir vergelten - Möge Gott es segnen“). „Vergelten“ hier nicht im Sinn von Rache oder Strafe, sondern im positiven Sinn von späterem Lohn. Ob dieses Begriffspaar heute noch verwendet wird, weiß ich nicht - als ich 1981 aus Oberschwaben weggezogen bin, war es noch ganz üblich.

Wenn hier noch ein „dir“ stehen soll, schließe ich mich den Vorschreiberinnen an - es sollte auf jeden Fall ans Ende, hinter „es“.

Schöne Grüße

MM

Hallo Aprilfisch!

Das arme Mädchen (Sterntaler)

Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s!" und ging weiter.

Schöne Grüße

Hallo Hexerl,

in welchem Zusammenhang steht dieser Satz, den du da gefunden hat?

Das arme Mädchen (Sterntaler)

Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s!" und ging weiter.

Schöne Grüße

Ahhhh, jetzt wird’s was.
Es ist altmodisch - aber Märchen sind altmodisch und das macht den Reiz von Märchen aus. Aber in diesem Fall hast du das Apostroph unterschlagen.
Durch das „dir’s“ wird es akzeptabel, weil der Rhythmus anders ist.
Auch die Beispiele von Aprilfisch sind verkürzt und dadurch „passt“ es.
Wenn du den Satz mit dem ausgeschriebenen „es“ schreibst, bekommt das „es“ eine stärkere Betonung und das funktioniert dann einfach nicht mehr.

Grüße
Siboniwe

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Hallo Nadja,

das ist ein sehr spezieller Kontext:

Das „es“ wird nur durch die Auslassung des „e“ und die Anbindung an „dir“ in dieser Stellung verwendbar. Kommt mir übrigens auch wie ein Regionalismus aus dem ziemlich kleinen hochdeutschen Sprachgebiet vor - im oberdeutschen Raum hieße es wohl eher „Gott segne’s Dir!“ und im niederdeutschen Raum „Gott segne Dir das!“

Ein hübscher Beleg dafür, wie stark der Einfluss der Sprache der Bibelübersetzung von Martin Luther auf die spätere einheitliche deutsche Standardsprache war.

Schöne Grüße

MM

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Aaaah gut dass ich gefragt habe

ok DAS ist umgangssprachlich :smile:

das „dir“ und „es“ werden umgedreht und zusammengezogen

Das findest du auch bei

Lass dir’s schmecken
Lass dir’s gut gehen

Ausgesprochen heißt es trotzdem „Lass es dir schmecken“ und „Lass es dir gut gehen“

Gruß H

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Hi Nadja,

Du erinnerst dich aber, dass diese Regel nur für zwei Personalpronomina gilt, ja? :wink: Wir hatten es ja gerade erst; clickmich

Auch wenn die Grimms dieses hübsche Märchen, und also diesen Satz.

zu Anfang des 19. Jhdts. niederschrieben, so ist diese Regel auch hier nicht verletzt. Denn bei „dir’s“ handelt es sich nicht um eine e-Tilgung in „dir es“, sondern um eine Verkürzung von „dir das“. Also um eine Verschmelzung mit dem bestimmten Artikel bzw. dem Demonstrativpronomen. Und dabei ist diese Reihenfolge ja möglich. Sie entspricht übrigens auch hier der Regel „unbetont vor betont“.

In der Version „Gott segne’s dir“ würde es sich jedoch um eine e-Tilgung von „es“ („segne es“) handeln. Dabei wäre „es“ in unbetonter Stellung.

Gäbe das Mädchen ihm etwa einen Stein, hätte es - regelkonform, aber unbetont - geheißen „Gott segne ihn dir!“, oder betont „Gott segne dir den!“

Es ist also in deinem Zitat weder eine altertümliche Ausdrucksweise, noch eine bloß regionale. Auch heute und anderswo gilt:
„Sag mir’s!“ = „Sag mir das!“
"Sag’s mir! = „Sag es mir!“
Oder
„Gib’s mir zurück!“ = „Gib es mir zurück!“ - analog: „Gib ihn mir zurück!“
„Gib mir’s zurück!“ = „Gib mir das zurück!“ - analog: „Gib mir den zurück!“

Gruß
Metapher

Ahhh Metapher.

vielen Dank. Wo hast du all das gelernt, immer genaue Antwort parat zu haben?

Danke schön

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unbetont- betont
Bestimmte Artikel sind betonter als Personalpronomina
Aber wenn es um personalpronomina geht, sind beide gleichbereichtigt und in diesem Fall hat Akkusativ Vortritt vor Dativ

Ich glaube dich verstanden zu haben :wink:

Hallo Aprilfisch

ich habe das Verb „vergelten“ im Duden nachgeschlagen. In der zweiten und dritten Person Singular gibt es einen Vokalwechsel von „e“ zu „i“

Warum gibt es diesen Wechsel in deinen Beispielen nicht, zumal es sich hier um Imperativ handelt

„Dankeschön - Bitteschön“ „Vergelt’s Gott - G’segn’s Gott“

Ich danke dir

Das Resultat in der Aussage ist richtig. Aber der Grund ist ein anderer: Es handelt sich bei den entsprechenden Verben ja immer um solche, die sowohl ein Dativ- als auch Akkusativ-Objekt (bzw. sowohl ein Dativ- als auch Akkusativ-Attribut) haben. Wenn dann beide Objekte PP sind, dann ist das PP, das im Akk. steht, jedenfalls anaphorisch: Es re-präsentiert lediglich etwas bekanntes, von dekm eh die rede ist. Daher steht es in der unbetonten Stellung.

„Er nahm den Ring aus dem Etui und steckte ihn ihr an den Finger.“

Ist das anaphorisch benannte Objekt aber betont, dann kann es nicht mehr durch ein PP repräsentiert werden, sondern durch einen bestimmten Artikel, Und der kann dann in der betonten Position (also nach dem Dativobjekt) stehen.

„Er nahm aus einem Etui einen Ring und steckte ihr den an den Finger.“

So wird nochmal klar, warum in deinem Märchenzitat „dir’s“ nicht für „dir es“ steht, sondern für „dir das

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Danke! Ich habe es kapiert. Es klingt wunderschön

Danke Metapher