Gotteslästerung

Was sagt ihr dazu?

Bayern bereitet eine Gesetzesnovelle vor, nach der der Tatbestand der Gotteslästerung ausgeweitet und die Strafen dafür verschärft werden sollen.

Eben im Radio gehört!

Gruß Fritz

Was sagt ihr dazu?

Dass da jemand in Bayern einen Dachschaden hat.
Weil man Lügen und Märchen anprangert darf man bestraft werden? Wunderbar.
Ich hatte ja gehofft, ich würde in einem aufgeklärten Land leben.

Bayern bereitet eine Gesetzesnovelle vor, nach der der
Tatbestand der Gotteslästerung ausgeweitet und die Strafen
dafür verschärft werden sollen.

Hallo Fritz,
ich hoffte, die Sommerpause der Politik wäre vorbei.
Auf welches Gesetz soll sich bezogen werden?
Grüße
Ulf

Hallo Fritz,
hier erst einmal ein Link dazu: http://www.welt.de/bayern/article1168370/Bayern_will…

Was sagt ihr dazu?

Leider kann man ja nicht mehr an Sommerlöcher glauben.
Das Abendland ist auf der verzweifelten Suche nach einer Antwort auf die „islamische Herausforderung“ und entdeckt das Christentum für sich. Selbst ehemals kritische Medien wie der „Spiegel“ lassen sich dann von einem Papst verführen, der offensichtlich intellektuell überlegen (kein Wunder angesichts eines allg. Rückgangs geisteswissenschaftl. Grundkenntnisse), die europ. „Herkunftsreligion“ als d-i-e verünftige geschickt zu verkaufen weiß. Natürlich nicht, ohne eine einzige Form dieser Religion als vernünftig zu verkaufen, aber das nebenbei. Damit ist dann auch klar, wo etwas schützenswert ist (wo vermeitlich Vernunft herrscht) und wo nicht.

NAtürlich, lieber Fritz, ist das alles Blödsinn, ich glaube aber ein gefährlicher.
Ich bin sicherlich eine bekennende Christin, würde aber auf den entsprechenden Paragraphen gerne ganz verzichten. Viel lieber dann von meiner Meinungsfreiheit Gebrauch machen und manch eine „Gottelästerung“ indiskutabel finden wie manche Frage nicht der Antwort wert halten ohne als Faschistin beschimpft zu werden (s.u.).

Andererseits sollte man sich grundätzlich nicht zu sehr aufregen über das, was aus Bayern kommt:wink:

Grüße
Taju

Weil man Lügen und Märchen anprangert darf man bestraft
werden? Wunderbar.

Tach Olaf,

Du bringst da offenbar ein paar Dinge durcheinander: Wer Lügen und Märchen - seltsam übrigens, daß Du diese beiden Gattungen in einem Atemzug nennst; das ist ein starkes Indiz für Deine wenig systematische und stark vorurteilsbehaftete Betrachtungsweise - anprangert, wird sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung berufen dürfen.

Den Straftatbestand der Gotteslästerung gibt es überhaupt nicht mehr.
In den §§ 166 bis 168 des Strafgesetzbuchs werden die Störung der Religionsausübung, die Störung des Gottesdienstes (und gleichgestellter Veranstaltungen nichtreligiöser Gemeinschaften - dies nur für den Fall, daß gleich mal wieder jemand „Bevorzugung der Kirchen“ schreit) und die Störung der Totenruhe abgehandelt.

Also nix mit Gotteslästerung!

Vielleicht solltest Du Dich erst mal kundig machen, bevor Du auf einen Zug springst, den jemand anders auf Gleis gesetzt hat.

Gruß - Rolf

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Lieber Fritz,

Taju hat ja schon einiges geschrieben; ich habe Olaf geantwortet.
Nur noch mal zur Verdeutlichung: Den Tatbestand der Gotteslästerung kennt das Strafgsetzbuch nicht, also kann er auch nicht ausgeweitet werden. In den §§ 166-168 werden die Vergehen gegen die Religion und Weltanschauung abgehandelt, und da geht es um Gefahren für den öffentlichen Frieden. Es werden nicht bestimmte Haltungen, Meinungen, Weltanschauungen oder Glaubensinhalte geschützt, auch wenn mancher das gern da herauslesen möchte.

Im Übrigen hat, wenn ich mich recht erinnere, Stoiber das schon mal versucht. Er hat eins zwischen die Hörner gekriegt und das mit Recht. So wird es jetzt, auch wenn es möglicherweise nicht Stoiber ist, hoffentlich auch wieder gehen.

Gruß - Rolf

damit wir denn auch alle wissen, was bisher Gesetz:
"§ 166
[Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen]
(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs.3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs.3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.
§ 167
[Störung der Religionsausübung]
(1) Wer

  1. den Gottesdienst oder eine gottesdienstliche Handlung einer im Inland bestehenden Kirche oder anderen Religionsgesellschaft absichtlich und in grober Weise stört oder
  2. an einem Ort, der dem Gottesdienst einer solchen Religionsgesellschaft gewidmet ist, beschimpfenden Unfug verübt,
    wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
    (2) Dem Gottesdienst stehen entsprechende Feiern einer im Inland bestehenden Weltanschauungsvereinigung gleich.
    § 167a
    [Störung einer Bestattungsfeier]
    Wer eine Bestattungsfeier absichtlich oder wissentlich stört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
    § 168
    [Störung der Totenruhe]
    (1) Wer unbefugt aus dem Gewahrsam des Berechtigten den Körper oder Teile des Körpers eines verstorbenen Menschen, eine tote Leibesfrucht, Teile einer solchen oder die Asche eines verstorbenen Menschen wegnimmt oder wer daran beschimpfenden Unfug verübt wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
    (2) Ebenso wird bestraft, wer eine Aufbahrungsstätte, Beisetzungsstätte oder öffentliche Totengedenkstätte zerstört oder beschädigt oder wer dort beschimpfenden Unfug verübt.
    (3) Der Versuch ist strafbar."

Grüße
Taju

Bayern bereitet eine Gesetzesnovelle vor, nach der der
Tatbestand der Gotteslästerung ausgeweitet und die Strafen
dafür verschärft werden sollen.

Was sagt ihr dazu?

Ich find’s gut. Ich habe ja hier schon mehrmals geschrieben, dass ich es nicht akzeptabel finde, wenn beispielsweise Jesus auf der Bühne geköpft wird (obwohl Jesus für mich nicht Gott ist) oder wenn man den muslimischen Glauben mit respektlosen Karikaturen verspottet.

Es gibt einfach gewisse Dinge, die anderen Menschen so viel bedeuten, dass man sie nicht verspotten sollte. Wenn man so will, sollen also die Strafen dafür, dass man auf den Gefühlen dieser Gläubigen herumtrampelt, verschärft werden. Und das finde ich gut, weil man einen anderen Menschen eben nicht nur körperlich verletzen kann.

Schöne Grüße

Petra

Was sagt ihr dazu?

Bayern bereitet eine Gesetzesnovelle vor, nach der der
Tatbestand der Gotteslästerung ausgeweitet und die Strafen
dafür verschärft werden sollen.

Das war irgendwie „zwangsläufig“. Gerade gestern
habe ich in einer Diskussion geäussert, dass die
ganze neuerliche Erfindung und Organisation des
„deutschen Islamterrorismus“ nichts anderes als
ein religiös motivierter Versuch ist, die wachsende
Kraft des friedlichen Islam in Bayern (vorwiegend)
zurückzudrängen und die Anhänger pauschal zu ver-
urteilen. Dahinter stehen mächtige Interessengruppen.
Das mit der Gotteslästerung passt da ganz genau rein.

Grüße

CMБ

(…) das
finde ich gut, weil man einen anderen Menschen eben nicht nur
körperlich verletzen kann.

Da zeigt sich doch nur, wie wenig es mit Dir um Deinen Glauben bestellt ist. Du kannst nun mal nicht bestimmen wie wie gläubig du bist. Das wäre anmaßend. Weißt Du auch gegenüber wem? Deinem Glauben gegenüber natürlich.

guvo

Also guvo,
vielleicht liegt es daran, dass ich einen Cognac hatte, denn von deiner
Replik habe ich absolut nix verstanden. Du vermutlich auch nicht.
Die Petra hat aber durchaus Recht, wenn sie darauf hinweist, dass
andere Menschen durchaus religiöse Gefühle haben und die sollte man
respektieren.

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Kreuzigung !!!
Hallo,

da gibts nur eins:

Kreuzigung, zur Tür hinaus, linke Reihe anstellen, und jeder nur ein Kreuz. :smile:

Gruß
Frank

PS:
Wird dann „Das Leben des Brian“ verboten?

Godwin’s Law
Hi,

Ich find’s gut. Ich habe ja hier schon mehrmals geschrieben,
dass ich es nicht akzeptabel finde, wenn beispielsweise Jesus
auf der Bühne geköpft wird (obwohl Jesus für mich nicht Gott
ist) oder wenn man den muslimischen Glauben mit respektlosen
Karikaturen verspottet.

Es gibt einfach gewisse Dinge, die anderen Menschen so viel
bedeuten, dass man sie nicht verspotten sollte. Wenn man so
will, sollen also die Strafen dafür, dass man auf den Gefühlen
dieser Gläubigen herumtrampelt, verschärft werden. Und das
finde ich gut, weil man einen anderen Menschen eben nicht nur
körperlich verletzen kann.

Du vermengst hier zwei Ebenen, ob gewollt oder aus Naivität sei dahingestellt, wobei ich -ehrlich gesagt- auf beides tippe.

Ebene 1: Die Respektierung des Anderen so wie er ist und wie er sein will, die Respektierung seiner Bewusstseinsinhalte als konstitutiv für ihn als Person, für sein Wohlbefinden, seine Haltung zur Welt.

Ebene 2: die Diskursivität von Bewusstseinsinhalten, also die Ebene, auf der Bewusstseinsinhalte sich als übersubjektve Wissensformen etablieren, als Deutungsmuster, Rituale, Sinnstiftungen, Weltanschauungen, politische Haltungen, etc.

Ebene 1 wäre zum Beispiel, würden irgendwelche Menschen einen Gottesdienst stürmen und die Anwesenden beschimpfen, oder würde ich jetzt zu Dir sagen: „Du bist Christin, Du bist ein Arschloch“ (wenn auch je nach Umständen mit fließendem Übergang zu E2), Dein Beispiel des Köpfens Jesu Christi auf einer Bühne ist aber eindeutig auf Ebene 2 bezogen; bekanntlich ist eine Theaterbühne sogar geradezu der klassische Ort dieser Ebene 2.

Was Du also durch diese Vermengung geschickt „als Toleranz und als Rücksicht auf die Gefühle anderer“ verpackt forderst, hat nullkommanix damit zu tun, dass Menschen nicht verletzt werden sollen, sondern Dir scheint es schlicht um nichts anderes zu gehen als darum, zu fodern, dass bestimmte Meinungen/Ansichten/Glaubenshaltungen per Strafgesetz vor ihrer Verpottung/Infragestellung geschützt werden sollen - und das ist gelinde gesagt so krass, dass Stalinismus- und NS-Vergleiche in diesem Zusammenhang leider nicht unter Godwin’s Law fallen.

Viele Grüße
Franz

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Hallo,

ja sicher - jeder hat seinen Glauben und der sollte respektiert werden. Die Frage ist nur, wo ist da die Grenze?
Wenn ich nämlich ne volle Cognacflasche anbete, dann ist es Gotteslästerung, wenn Du auch nur eine Flasche aufmachst und einen einzigen Cognac säufst. Und wenn es irgendwo Leute gibt, die aus religiösen Gründen kein Fleisch essen, weil es für die ein Frevel ist, dann dürfen wir das nach Deiner Meinung auch nicht? Ich könnte auch zum alten ägyptisachen Glauben übertreten - damals waren Katzen heilig. Und dann verklage ich jeden wegen Gotteslästerung, der Katzen sterilisiert, weil man sich an Göttern ja nicht vegreifen darf.

Schalte doch endlich mal Dein gehirn ein! Es ist einfach so: Was dem einen heilig ist, ist für den anderen totaler Humbug. Und da kann es nur darum gehen, den Glauben des anderen zu resepktieren und ihm die ungestörte Ausübung seines Glaubens zu garantieren - mehr geht nicht. Das heißt, ich kann dem Christen den Raum seiner Kirche garantieren und dem Moslem dem der Moschee, aber viel mehr auch nicht. Und wenn jemand im Theater Jesus köpft - dann muß der gläubige Christ da ja nicht hingehen. Ich mache es in diesem Fall ja auch nicht - weil ich das einfach für geschmacklos halte. Nur muß man dann auch wieder akzeptieren können, daß andere Leute eine andere Meinung haben können.

Gernot Geyer

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Hallo,

Auslöser für diese Überlegungen war ja die Comic-Serie Pope-Town, in der der Papst angeblich lächerlich gemacht wurde. Ich hab die Serie einmal gesehen, und ich mus sagen, die Aufregung darüber ist ein riesengroßer Witz. Wer so eine Comic-Sendung ernst nimmt, der hat große Probleme. Anstatt da drüberzustehen, macht man sich mit der Aufregugung darüber lächerlich. Das selbe ist es mit den Mohammed-Karikaturen. Wen solche Sachen aufregen, der hat Minderwertigkeitskomlexe bzw. der versteht seine eigene Religion nicht. Wer hier sowas verbieten will, ist keinen Deut besser als der islamische Mob, der immer wieder bei solchen Anlässen wütet.

Gruß
Tilo

Wer hier sowas
verbieten will, ist keinen Deut besser als der islamische Mob,
der immer wieder bei solchen Anlässen wütet.

Bayrisches Gesetzbuch equivalent zu Leute kopfen (bzw. andre Formen des Vorgangs) und Gebaude anzunden. Was fur’n Verstandniss.

Bayern bereitet eine Gesetzesnovelle vor, nach der der
Tatbestand der Gotteslästerung ausgeweitet und die Strafen
dafür verschärft werden sollen.

Wenn man damit den Islam vor der Gosse schützen will, in die das Christentum vom Zeitgeist gestoßen wurde, wird das ein vergeblicher Versuch sein.

Die alten religiösen Werte haben ihre Glaubwürdigkeit und Tiefe, sowie was am schlimmsten ist, ihre Stärke verloren. Die Rettung wird wahrscheinlich von ganz anderer Seite kommen. Nämlich in der Geburt eines neuen Lichtes, das in der Lage ist, alles zu vereinen und den Blick auf etwas richtet, das die Religionen vollkommen ersetzen wird.

thorshammer

Hallo Rolf

Die alten religiösen Werte haben ihre Glaubwürdigkeit und
Tiefe, sowie was am schlimmsten ist, ihre Stärke verloren. Die
Rettung wird wahrscheinlich von ganz anderer Seite kommen.

zwei Versuche in dieser Richtung haben wir ja im 20. Jahrhundert schon erlebt - in der Sowjetunion und in Deutschland.

Ist das tatsächlich Dein Ernst? Werte dürfen durchaus unglaubwürdig und seicht sein - schlimmer ist es jedoch, wenn ihnen „Stärke“ (Durchsetzungsfähigkeit?) fehlt???

Nämlich in der Geburt eines neuen Lichtes, das in der Lage
ist, alles zu vereinen und den Blick auf etwas richtet, das
die Religionen vollkommen ersetzen wird.

Das ist - sehr anschaulich in einem Satz zusammengefasst - das Programm des Totalitarismus. Nein danke. Da ist mir jede Vielfalt lieber - selbst eine mit terroristischen Auswüchsen. Und ein wenig Gotteslästerung bzw. Beschimpfung und/oder Verächtlichmachung eines religiösen Bekenntnisses empfinde ich vergleichsweise als Kinderkacke.

Freundliche Grüße,
Ralf

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falscher Ansatz

Wenn man damit den Islam vor der Gosse schützen will, in die
das Christentum vom Zeitgeist gestoßen wurde, wird das ein
vergeblicher Versuch sein.

Du verfallst hier in einen Denkfehler, wohl weil du den Islam nicht kennst, als auch vom Zeitgeschehen keine Ahnung hast.

Der Islam hat es nicht notig gesetzlich geschutzt zu werden. Er ist weit abschreckender als es jedes bayrische Gesetz sein kann.
Sollte jemand den Islam verunglimpfen, oder gar die Wahrheit uber ihne sagen, dann hat er gleich eine Reihe von Todesfatwas hinter sich, endet mit einem Messer in der Brust, abgetrennten Kopf, wird gesteinigt, oder was halt sonst an dem Tag in Angebot ist.
Durch diese Prazedenzfalle denkt jeder in Europa gleich dreimal daruber nach was zum Islam zu sagen, und lasst es am Ende dann gleich sein.

Umgekehrt muss einer aus der Gosse nicht furchten, dass Benedikt, der nachste greifbare Priester, Bischof, Monstrant zum morden aufruft, und dann auch noch auf ziemlich bedauerliche Art ins jenseits befordert wird.

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Das ist nicht politisch zu verstehen.

Selbst ein Budhist sollte dies als eine Aussage der Spiritualität erkennen können :wink:

rolf