ich bin immer mal wieder mit Mietwagen unterwegs.
Vor ca. 1 Jahr entdeckte ich auf dem Navi eines Golfs, wie bei der Fahrt im Elsass auf einmal bei einem Maßstabswechsel die Bezeichnung von „Selestat“ in „Schlettstadt“. Da es nur kurz auftauchte, meinte ich schon, mich geirrt zu haben.
Ein paar Monate später passierte dasselbe wieder - diesmal bei einem Passat. Da änderte sich dann (auch bei einem Maßstabswechsel) vorübergehend" die Schreibweise von Strasbourg zu „Straßburg“ und es tauchte auch vorübergehend der Name „Rappoldsweier“ auf.
Diesmal hatte ich auch einen Mitfahrer, dem es ebenfalls auffiel.
Nun vor ein paar Tagen trat dasselbe Phänomen bei einem Seat Leon auf. Da zeigte das Navi dann auch auf einmal die wunderschöne französische Stadt „Bisanz“ an (Auflösung s.u.)
Alle drei Kfz hatten serienmäßig VW-Standardnavis.
Ist das nur mir aufgefallen ? Und was sagt das über die Geisteshaltung der Programmierer oder sonstiger Verantwortlicher bei VW aus ? Hilfreich ist es ja nun nicht.
Ich bin Basler, in Basel aufgewachsen und lebe auch in Basel. Mir wäre dies gar nicht aufgefallen, da hier in der Region die französischen und deutschen Städtenamen gleichwertig verwendet werden.
Da fehlt wohl ein L: Rappoldsweiler aber diesen Canton gibt es seit letzten Jahr nicht mehr.
Ist eine Generationenfrage!
Früher, als ich noch jünger war, hörte man im Tram noch viele Unterhaltungen mit fliessendem Wechsel zwischen Elsässerdeutsch und Französisch mitten in den Sätzen. Heute sprechen die Elsässer hauptsächlich Französisch untereinander.
Ist Schade, ich mag das Elsässerdeutsch.
Vor etwa 10 Jahren hat das Elsass extra ein Wörterbuch für Elsässerdeutsch verfasst. Das Problem war, dass die jungen Ärzte nicht verstanden wo es den alten Elsässern weh tut
… das benutzt hier in Niedersachsen eigentlich keiner. Auf Rumänisch heißt es allerdings „Tramvai“, deswegen ist mir das schon mehr oder weniger geläufig. Aber meine Tochter musste neulich aus der Nachbarstadt mit dem Bus nach Hause fahren, was sonst auch wunderbar klappt, nur dass diesmal aufgrund einer Baustelle der Bus eine andere Route hatte und meine Tochter verzweifelt an der üblichen Halteselle lesen musste "Bitte mit der (hier heißt es nämlich DIE Tram) Tram 1 oder 2 zum Bahnhof fahren. Gott sei Dank hatte sie ihr Handy dabei, so dass sie mich verzweifelt anrief „Mama, was ist überhaupt Tram??“ Sie kann Rumänisch leider nur passiv, aber als ich ihr „Tramvai“ sagte, meinte sie „ach soooo“. Als „Landei“ kennt sie durchaus die Straßenbhn aus der Nachbarstadt, aber nicht auch noch „die Tram“.
So what? Sagt hier irgendjemand Maskwa statt Moskau? Oder Praha anstelle von Prag? Und Gdansk hört man auch relativ selten, einfach, weil einem deutschen Muttersprachler Danzig einfacher über die Lippen geht. Grossdeutsche Träume, meine Güte…
sind im Nordwesten der Vogesen, der von Land und Leuten her zum Elsass gehört, aber verwaltungstechnisch ins Departement Moselle und damit Lothringen eingepfarrt ist, noch üblich. Aber es klang schon ein bissle wie eine Szene aus einer Zeitreise, als wir noch letztes Jahr im Herbst in einer Wirtschaft in Mouterhouse zuhörten, wie die Wirtin mit einer Frau aus dem Ort eine Feier besprach: „Joo, des hämmer courant, do kenneder choisiere!“
Generell wird das Elsässer Fränkisch (nördlich etwa Haguenau - Saverne) noch deutlich mehr üf dr Gass benützt als das Elsässer Alemannisch, in unmittelbarer Grenznähe weniger als etwas weg davon, wo man nicht so Gefahr läuft, von Besuchern aus Frankfurt für eine Art Deutsche gehalten zu werden.
falls sie da überhaupt nachdenken und nicht beliebig irgendwas übernehmen (Tante Google bringt im Elsass auch eine krude Mischung aus deutschen und französischen Ortsnamen, zwar Hagenau - Schlettstadt - Zabern - Weißenburg - Mülhausen und sogar Saargemünd (dort hat es wirklich ein Gschmäckle, weil in Sarreguemines und Umgebung auch mit viel Liebe kein Fränkischsprechender zu finden sein wird), aber Lauterbourg, Bitche, Montbéliard und Nancy, wo man dann Lauterburg, Bitsch, Mömpelgard und Nanzig erwartete), glauben sie wahrscheinlich, es handle sich um Namen, die regional so verwendet werden. Dass man Elsässer Alemannisch und Elsässer Fränkisch genauso wenig schreiben kann wie die deutschen Dialekte, ist eine auch wegen der süddeutschen Pseudofolklorismen wenig verbreitete Erkenntnis.
Ob es irgendwo Autonomiebestrebungen gibt und wie weit die Entwicklung und Isolierung einer angeblich eigenen Sprache schon fortgeschritten ist, kann man seit den 1990ern nie mehr ganz sicher sein, und es gibt da allerlei Empfindlichkeiten - vielleicht ist ja in Martorell mal einem das Auto stillgelegt worden, weil in seinem Navigationssystem irgendwo eine 'carretera nacional" angezeigt wurde statt einer ‚strat pruvinciatxg‘ oder so ähnlich. Und dass die Elsässer hier ganz anders aufgestellt sind, weil sie seit Louis XIV gelernt haben, dass die einzige Uniform, die ein Elsässer in Würde tragen kann, der gestreifte Anzug eines Zuchthäuslers ist, kann man von Wolfsburg aus nicht unbedingt wissen.
Zum augenzwinkernden Umgang mit den beiden Sprachen vor Ort hier noch eine Sonnenuhr aus Reichshoffen, die Bezug auf die Schlacht nimmt (oben Mitte ein Helm aus selbiger), die aus preußischer Sicht bei Woerth, aus französischer Sicht bei Reichshoffen, in Wirklichkeit aber bei Froeschwiller stattgefunden hat: Die „S“ sind da in Fraktur so gestaltet, dass man sie auch als „H“ lesen kann. Es bleibt also offen, ob da steht „D’ Sonne un Zit bliewe net stehn“ oder „D’ Honne un Zit bliewe net stehn“ (im Outre-Forêt hört man als despektierlichen Begriff für die Nachbarn nicht bloß „Schwowe“, sondern auch „Hunne“ oder „Honne“):
wäre angesichts Eckartsweier, Appenweier, Orschweier, Neuweier etc. eine angemessene Schreibweise, wenn man den Namen im lokalen Dialekt schreiben möchte. Aber das wird dann für die Leute, die solche Systeme füttern, definitiv zu spitzfindig.
Tante Google ist hier übrigens auf ziemlich unheimliche Weise lernfähig: Als ich hier einmal drauf hingewiesen hatte, dass bei Google Maps Munderkingen an der Dunărea lag (wohl, weil sie halt an der Mündung so heißt und es nicht so viele Flüsse mit mehreren Namen gibt), dauerte es keine vierzehn Tage, dass sie in Donau umgetauft worden ist.
es ist gar nicht weit weg, dass regelrechte Sprachkriege ausgefochten wurden - wenn ein Schaffner im Zug „Neuenstadt“ und „Neuenburg“ ausrief, ohne wenigstens noch die französischen Namen dazu zu nennen, war das zumindest in der heißen Phase des Waadtländer Unabhängigkeitskrieges schon eine klare Kampfansage an die Vaudois.
Habe hier übrigens grad gesehen, dass Google Maps „Delsberg“, „Neuenstadt“ und „Neuenburg“ anzeigt, aber die Bahnhöfe auch dort comme il faut Delémont, La Neuveville und Neuchâtel heißen.
das hängt auch damit zusammen, dass es sowas in Niedersachsen nicht gibt. Die Üstra und die Braunschweiger Straßenbahn sind allenfalls traurige Kopien, was man schon am Genus erkennen kann.
Das Basler Tram (beiläufig die erste Straßenbahn weltweit, die seinerzeit den Fahrgästen Funktelefone in den Wagen zur Verfügung stellte) ist so etwas:
Läuft wie eine Nähmaschine über die Basler Berg- und Talstrecken, schämt sich ob jeder Minute Verspätig, und tröstet jeden am Badischen Bahnhof eingestiegenen Fremden mit der freundlichen Ankündigung „Heuwaage!“.
ja, die sind schon in Ordnung - und an die Üstra habe ich frisch in Mannheim angekommen oft denken müssen, wegen des extrem langsamen Tempos der Monnemer: Wenn die in Hannover unterwegs wären, kämen sie nie vom Fleck, weil ihnen eine Bahn nach der anderen vor der Nase wegführe, bevor sie sich rührten.
Aber den Inbegriff der Verlässlichkeit, sozusagen eines Rückgrats im Alltag, bietet halt nur das Tram (und die Klingentalfahri, aber das ist noch etwas anderes).
Auf dem verlinkten Bild nicht zu sehen sind übrigens die typischen Bremsschläuche des Basler Trams, die gewährleisten, dass man auf den Berg- und Talstrecken immer zum Stehen kommt, wenn es nötig ist. Hier ist ein besseres Portrait davon:
das ist jetzt eine herbe Enttäuschung: Für mich gehörte die Beschränkung der Reklameflächen auf die schmalen Bänder über den Fenstern und die vielen Züge ganz ohne Reklame zum Basler Tram als Inbegriff der Seriosität. Vor allem das Zukleben der Fenster mit Reklame (auch wenn sie für eine gute Sache ist ;-)) hätte ich von den BVB dann fei nicht erwartet. Von einer Stadt, die eigentlich (größtenteils) schön anzuschauen ist, nur schemenhafte, schwummerige Andeutungen zu sehen (bzw. als Mensch mit Hornhautablösung statt wenigstens Schemen überhaupt nichts mehr), trübt das Vergnügen so einer Fahrt doch ziemlich stark.
Noja, auch diese Reputation ist scheints nicht für die Ewigkeit gemacht.
Mich, und ander Basler, stört aber am meisten, dass das alte Signet verschwunden ist. Ist leider der Modernisierung zum Opfer gefallen
seit 1999:
Früher:
Oh weh, hast Du auch Bedenken solche schlimmen Worte wie Brüssel, Lüttich, Dünkirchen, Kopenhagen, Rom, Genua, Venedig, Lissabon, Warschau zu benutzen, nur weil natürlich vor Ort in der jeweiligen Sprache andere Namen üblich sind ? Müssen wir das dann zwingend alles annektieren ?
(Im übrigen glaube ich nicht, dass die Navis bei VW programmiert werden.)
Locker bleiben ! (Bisanz finde ich auch niedlich.)