Grenzen zwischen sich und anderen erkennen

Hallo Coco
Ich fand Metaphers Ausführungen ebenfalls sehr gut, hätte Max’ Verhalten ebenfalls auf eine der sogenannten f r ü h e n Persönlichkeitsstörungen zurückgeführt, war mir allerdings unsicher, ob er hierbei tatsächlich am ehesten der narzisstischen Persönlichkeitsstörung zuzurechnen sei. Die „frühen“ Störungen lassen sich ja grob in drei Hauptströmungen unterteilen: a) schizoide, b) narzisstische und c) borderline-Persönlichkeitsstörung (Extreme wie die antisoziale Persönlichkeitsstörung will ich jetzt mal nicht extra aufführen, weil das jetzt nicht weiterführen würde).

allerdings auch Dinge, die bei Max nicht zutreffend
sind (oder ich so noch nicht erlebt habe). So ist Max z.B.
durchaus fähig, sich selber und auch anderen gegenüber Fehler
einzugestehen und daraus zu lernen. Ebenfalls fehlt ein
ausgeprägter Grössenwahn.

Wie könnte man jetzt so etwas einordnen? Als Teil-Narzissmus?
Oder nur als schwach ausgeprägten Narzissmus? Oder genereller
als Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen Zügen?

Solange man es nicht genauer diagnostizieren kann, würde man sich mit dem „Verdacht auf eine frühe Persönlichkeitsstörung“ zufrieden geben; man würde hier (wie schon vorgedacht) natürlich auch bedenken, dass es zwischen der (breit gefächerten und nicht notwendigerweise besonders pathologischen) schizoiden Störung und der borderline-Pers.Störung liegen könnte.
Mit der schizoiden wäre Max „gut bedient“, weil sehr viele, auch sehr erfolgreiche, Menschen so eine Basis besitzen. Viele Professoren z.B. sind schizoid akzentuierte Intellektuelle. Das geht gut zusammen und ist nichts Ehrenrühriges.
Bei der borderline-Persön.-Störung hätte er allerdings (gesellschaftlich berachtet) etwas schlechtere Karten. Diese Struktur könnte ihm höchstens auf höchster Star-Ebene (Schauspieler, Rockmusiker) etwas nützen. :wink:
Es grüßt dich
Branden

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Hallo Branden,

Auch dir mein bester Dank! Ich habe mir die Beschreibungen von der schizoiden und der borderline-Persönlichkeitsstörung angeschaut, konnte Max aber in keiner wirklich erkennen. Wahrscheinlich ist die Aussage „Verdacht auf eine frühe Persönlichkeitsstörung“ erstmals hinreichend.

Was mich interessieren würde: Solche Persönlichkeitsstörungen scheinen tatsächlich in der frühen Kindheit bedingt zu sein (soweit ich über Max Kindheit/Familie Bescheid weiss, wäre das auch nicht weiter verwunderlich). Ist es sinnvoll, eine solche Person direkt auf einen solchen Sachverhalt anzusprechen (natürlich mit der nötigen Rücksichtnahme)? Oder wäre es besser, die Person die ganze Sache „selbst entdecken“ zu lassen, in dem man immer wieder mal notwendige Infos einstreut?

Liebe Grüsse,
coco

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Grenzziehungsprobleme
Hi aiwendil,

danke für die Zustimmung.

Überhaupt sehe ich eine ziemlich große Überschneidung zwischen den „Symptomen“ der Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen, auch mit Antisozialer PS.

Auch das sehe ich so. Immer mehr kommt auch bei mir Zweifel an der Cluster-Separation in der ICD und im DSM auf. Zwar ist die antisoziale PS deutlich häufiger in niedrigeren IQ-Bereichen zu finden, aber sogar das gesamte Cluster C (mit „selbstunsicher“, „abhängig“, „passiv-aggressiv“ und „zwanghaft“) scheint mir immer weniger deutlich von Cluster B trennbar. Die Variationen innerhalb der einzelnen „nominierten“ PS sind größer, als die zwischen den PS und auch zwischen den Gruppierungen.

Danke aber besonders für diesen Wink mit dem Zaunpfahl:

Barbara Oakley: „Evil Genes: Why Rome Fell, Hitler Rose, Enron Failed, and My Sister Stole My Mother’s Boyfriend“

Nicht nur wegen des sophisticated Titels ist es schon in meine überschwappende to-do-Liste (*stöhn*) aufgenommen.

… daß die betreffenden Personen zwar -wie Borderliner - heftige, emotionale Reaktionen haben, sie diese, aber vollkommen abstellen können

Yepp. Das ist tatsächlich eines der durchgängigen Merkmale: Die heftige, auch tiefe Emotionalität, und die zugleich vorhandene Fähigkeit, diese zeitweilig oder auch längerweilig komplett ausschalten zu können.

Oakley bezeichnet den Charakter dieser Personen mit einem Wort, das man sonst aus ethisch-religiösen Diskussionen kennt:„böse“.

Da ist natürlich Vorsicht geboten. Obgleich ja der Gegensatz „heilig-böse“ gerade bei Borderlinern und Narzißten sozusagen auf der Flagge steht. Und der Erfinder der „Achse des Bösen“ ist ja auch geradezu ein Bilderbuchexemplar davon.

Beste Grüße zurück
Metapher

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Warum?
Hallo coco,

Ist es sinnvoll, eine solche
Person direkt auf einen solchen Sachverhalt anzusprechen
(natürlich mit der nötigen Rücksichtnahme)? Oder wäre es
besser, die Person die ganze Sache „selbst entdecken“ zu
lassen, in dem man immer wieder mal notwendige Infos
einstreut?

Was ich mich immer wieder hier frage: Warum soll ein Mensch, der nicht unglücklich ist (zumindest schreibst Du explizit nichts davon) sein Verhalten ändern? Damit er danach vielleicht unglücklich, aber wenigstens „normal“ (aus wessen Sicht) ist?

Oder geht es nicht eher darum, dass Du(!) ein Problem mit seinem Verhalten hast, es Dir auf die Nerven geht und Du ihn deswegen - unter Vorschürzen eines Helfersyndroms - ändern willst, weil dies Dir einfacher erscheint, als Deine Einstellung zu seinem Verhalten zu ändern?

Nebenbei: Was würde er eigentlich schreiben? Über sich? Oder vielleicht noch interessanter: Über Dich?

Grüße
Jürgen

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hallo jürgen,

über meine genauen gründe möchte ich mich hier nicht auslassen. grundsätzlich sind sie jedoch egoistischer natur - wie alles, was wir tun oder lassen! hier das helfersyndrom auffahren zu wollen, wäre weder glaubhaft noch zielführend.

ich fände es ebenfalls spannend, zu erfahren, was diese person über sich selber (und von mir aus auch über mich) schreiben würde! dies würde allerdings eine konfrontation mit der thematik bedingen. und darüber bin ich mir noch nicht im klaren.

liebe grüsse,
coco

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Merkmale and all that
Hi coco,

Ich habe mich etwas in das Thema Narzissmus eingelesen

etwas Weiteres findest du ja auch im hiesigen FAQ:920

So ist Max z.B. durchaus fähig, sich selber und auch anderen gegenüber Fehler einzugestehen und daraus zu lernen. Ebenfalls fehlt ein ausgeprägter Grössenwahn.

Das ist ja das, worüber ich unten mit aiwendil austauschte: Das sind die Probleme, die es analog auch in der biologischen Klassifizierung von Spezies unter einer Gattung gibt, wenn man derartig überkomplexe Dinge wie „Persönlichkeitsstrukturen“ in ein Kategoriensystem mit endlichen Merkmalsgruppen einsortieren will:

Bei einem einzelnen Menschen, auch wenn er die „Färbung“ von PSt aufweist, treffen niemals nur die einen oder anderen Merkmale zu und andere nicht. Deshalb sind es ja auch nur „Merkmale“, also solche, die besonders auffallen können, aber nicht müssen. Und andere auffallende Dinge können derweil in eine ganz andere Kategorie gehören.

So auch die „Größenphantasien“ bei der NPS. Die zeigen sich keineswegs immer. Sie können sich sogar gegenteilig zeigen in dem, was ihnen zugrundeliegt: In Minderwertgikeitsgefühlen, zumindest -ängsten. Größenpahtasien zeigen sich sowieso nur selten als solche. Viemehr meist durch krasse Abwertung anderer, speziell bereits „aussortierter“ Personen.

Aber sie können auch ganz fehlen. Es ist jedenfalls unmöglich, auf der Basis trotz deiner Darstellung rudimentärer Beschreibung eine fremde Person „einzuordnen“, auch wenn einiges charakteristisch sein mag. Mir widerstrebt das sowieso. Deshalb spreche ich lieber von (ggf. „narzißtischen“ oder „borderline“ oder „dependenten“ oder „passiv-aggressiven“) Persönlichkeits-„Typen“ oder -„Charakteren“. Es sind mehr „flavors“ als eindeutige Merkmale - abgesehen davon, daß diese auch extrem situatonsabhängig in Erscheinung treten, was auch zu berücksichtigen ist: Jeder von uns kann in entsprechenden Situationen aktuell jedes Merkmal jeder Persönlichkeitsstörung zeigen, ohne, daß das bereits diagnostisch oder gar therapeutisch relevant wäre.

Auch daß sich solche Charaktere ausschließlich aus sog. „frühen Störungen“ herausbilden, bezweifle ich persönlich sehr stark, da ich eine große Menge von Biografien umständehalber kenne. Das sind alles keine 1:1-Gewißheiten.

Wie könnte man jetzt so etwas einordnen?

Am besten gar nicht. Dein Umgang mit ihm sollte von deinen Interessen abhängen und nicht von einem Klassifizierungsschema, das dir darüberhinaus auch noch fremd ist. Deine ggf. Konflikt mit ihm bzw. seinem Verhalten werden um keinen Deut einfacher zu handhaben, wenn du für bestimmte Eigenschaften eine standardisierte Bezeichnung hast.

Gruß
Metapher

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Sophokles
Hi Rolo,

Es ist doch allerdings
sehr erstaunlich, dass eine Person die um jeden Preis geliebt
und anerkannt sein möchte, durch ihr Verhalten bisweilen genau
das Gegenteil erzielt.

„Ungeheuer ist Vieles, doch nichts ungeheurer als der Mensch“
wußte bereits Sophokles.

Das ist ja gerade das Interessante und Spannende am Umgang mit Menschen, daß sie in ihren Eigenschaften und Verhaltensweise so oft den Satz vom Widerspruch derartig nonchalant in die Tonne kloppen können.

Nicht nur die von Pascal so genannte „logique du coeur“, sondern auch menschliches Erleben und Verhalten entzieht sich weitgehend der formalen zweiwertigen Logik, die Widersprüchliches und Ambilvalentes der Nichtexistenz anheim geben will.

Außerdem sollte man
erwarten, dass eine solche Person das jeweilige Feedback
analysiert und bewertet um dann sein Verhalten gegebenenfalls
anzupassen, um sein Ziel zu erreichen.

Daß das nicht immer der Fall ist, ist der Anlaß, weshalb in der Persönlichkeitspsychologie bzw. Psychotherapie der Begriff der „Persönlichkeitsstörung“ überhaupt notwendig wurde.

Gruß
Metapher

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hi metapher,

Wie könnte man jetzt so etwas einordnen?

Am besten gar nicht. Dein Umgang mit ihm sollte von deinen
Interessen abhängen und nicht von einem
Klassifizierungsschema, das dir darüberhinaus auch noch fremd
ist. Deine ggf. Konflikt mit ihm bzw. seinem Verhalten werden
um keinen Deut einfacher zu handhaben, wenn du für bestimmte
Eigenschaften eine standardisierte Bezeichnung hast.

da magst du recht haben. ein starres einordnen bringt sicherlich nichts. allerdings hat mir die beschäftigung mit dem thema und den klassifizierungen einiges an verständnis oder vielleicht auch ein mehr an toleranz der person gegenüber gebracht. dinge die man benennen kann, oder wenigestens in die nähe von begriffen rücken kann, sind vielleicht trotzdem einfacher zu handhaben, als „frei-herumfliegende“ dinge.

danke also vielmals für die ausführungen!

liebe grüsse,
coco

Hi Coco

Ist es sinnvoll, eine solche
Person direkt auf einen solchen Sachverhalt anzusprechen
(natürlich mit der nötigen Rücksichtnahme)?

Nein, ich denke, mit so einer Diagnose kann der-damit-Konfrontierte zunächst mal emotional garnichts anfangen. Selbst wenn er vom Fach wäre, würde es wahrscheinlich als aggressiv empfunden werden. Und der Laie kann noch weniger damit umgehen. Das sollte man also tunlichst vermeiden.

Oder wäre es
besser, die Person die ganze Sache „selbst entdecken“ zu
lassen, in dem man immer wieder mal notwendige Infos
einstreut?

Auch das ist in praxi wahrscheinlch zum Scheitern verurteilt, weil ja mit Recht schon gesagt wurde, dass die Menschen mit frühen Persönlichkeitsstörungen meist weniger an Symptomen leiden, sondern eben durch ihr Verhalten anderen Menschen egenüber auffallen. Sie haben also weniger Motivation, da etwas zu ändern und projezieren bei Kommunkationsproblemen entstehenden Ärger eher auf Außenobjekte (also die Anderen) als -wie der leidende Neurotiker das „gerne“ tut- sich an die eigene Nase zu fassen.
Es wurde ja schon erläutert - diese Menschen haben schlechtere Karten in punkto Veränderung. Manchmal merken sie aber doch irgendwann, dass etwas mit ihnen nicht ganz stimmt und begeben sich -günstigenfalls- in Therapie.
Gruß,
Branden

Liebe Grüsse,
coco

Hallo Coco
Ich fand Metaphers Ausführungen ebenfalls sehr gut, hätte Max’
Verhalten ebenfalls auf eine der sogenannten f r ü h e n
Persönlichkeitsstörungen zurückgeführt, war mir allerdings
unsicher, ob er hierbei tatsächlich am ehesten der
narzisstischen Persönlichkeitsstörung zuzurechnen sei. Die
„frühen“ Störungen lassen sich ja grob in drei Hauptströmungen
unterteilen: a) schizoide, b) narzisstische und c)
borderline-Persönlichkeitsstörung (Extreme wie die antisoziale
Persönlichkeitsstörung will ich jetzt mal nicht extra
aufführen, weil das jetzt nicht weiterführen würde).

allerdings auch Dinge, die bei Max nicht zutreffend
sind (oder ich so noch nicht erlebt habe). So ist Max z.B.
durchaus fähig, sich selber und auch anderen gegenüber Fehler
einzugestehen und daraus zu lernen. Ebenfalls fehlt ein
ausgeprägter Grössenwahn.

Wie könnte man jetzt so etwas einordnen? Als Teil-Narzissmus?
Oder nur als schwach ausgeprägten Narzissmus? Oder genereller
als Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen Zügen?

Solange man es nicht genauer diagnostizieren kann, würde man
sich mit dem „Verdacht auf eine frühe Persönlichkeitsstörung“
zufrieden geben; man würde hier (wie schon vorgedacht)
natürlich auch bedenken, dass es zwischen der (breit
gefächerten und nicht notwendigerweise besonders
pathologischen) schizoiden Störung und der
borderline-Pers.Störung liegen könnte.
Mit der schizoiden wäre Max „gut bedient“, weil sehr viele,
auch sehr erfolgreiche, Menschen so eine Basis besitzen. Viele
Professoren z.B. sind schizoid akzentuierte Intellektuelle.
Das geht gut zusammen und ist nichts Ehrenrühriges.
Bei der borderline-Persön.-Störung hätte er allerdings
(gesellschaftlich berachtet) etwas schlechtere Karten. Diese
Struktur könnte ihm höchstens auf höchster Star-Ebene
(Schauspieler, Rockmusiker) etwas nützen. :wink:
Es grüßt dich
Branden

Hi ihr beiden

Barbara Oakley: „Evil Genes: Why Rome Fell, Hitler Rose, Enron Failed, and My Sister Stole My Mother’s Boyfriend“

Klingt in der Tat spannend. Ist das Buch schon ins Deutsche übersetzt worden?
Gruß,
Branden

Tyrannen der Weltgeschichte und des Alltags
Hi Branden,

ISBN 978-3827420299 Buch anschauen
und
ISBN 978-1591026655 Buch anschauen

Gruß
Metapher

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Vielen Dank, Metapher!
*

Den Tel Avivern wird das nachgesagt… dort würde er also kaum auffallen.
A

hallo coco,

das blöde dürfte sein, dass seine Motive vermutlich durchaus verständlich (und im Kern sehr ähnlich zu den Motiven von uns allen) wären. Alleine die Mittel der Zielerreichung dürften „unnormal“, also abweichend von einem wie auch immer gearteten Durchschnitt sein.

Ich möchte auch gar nicht Deine Motive im einzelnen kennenlernen (warum auch), ich sehe mich nur im Spiegel. Ich bin z.B. auch ein sicher im Verhalten nicht ganz „normaler“ Mensch und habe durchaus dann und wann meinen gesteigerten Spass daran, in Organisationen anzuecken. Und ich erlebe es durchaus bei mehr oder weniger wohlmeinenden Menschen, dass sie mein Verhalten korrigieren wollen (gerne z.B. durch Chefs oder bei eben den Menschen, bei denen ich anecke). Immer mit dem Satz, dass ich mir das Leben doch nicht so schwermachen solle …

Das witzige dabei ist, dass die einzigen, die in diesem Moment aus meiner Sicht ein schweres Leben haben, sie selber sind, was die Wirkung dieses Tipps irgendwie vermindert.:wink:

Und deswegen habe ich es schon lange aufgegeben, bei anderen Menschen Änderungen herbeiführen zu wollen, wenn ich nicht den Eindruck habe, dass sie unter ihrem „Problem“ leiden.
Ich bemühe mich dann eher, die Stärken des Menschen zu identifizieren und diese zu verstärken und Situationen zu vermeiden, die unangenehm für mich(!) sind:wink:

Grüße
Jürgen

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Hallo coco,

Ebenfalls fehlt ein ausgeprägter Grössenwahn.

hierzu möchte ich nur kurz anmerken: Obwohl an Größenwahn erinnerndes Verhalten für Narzißten als charakteristisch gilt, liegt der Kern der narzißtischen Persönlichkeitsstörung in psychischen Dysfunktionen im zwischenmenschlichen Bereichs. Dazu gehören insbesondere Mangel an Empathie, soziales Unbehagen und Angst vor negativer Bewertung durch andere. Und das alles, obwohl Narzißten einen großen Kreis angesehener Bekannter haben (können) und - oberflächlich betrachtet - sozial erfolgreich sind.

Beste Grüße

Huhu, also ich nenn das immer „Amok-Benehmen“…

Pauschal weiß der jenige oft einfach nicht wie man sich „normal“ und umgänglich benimmt. Er macht es quasi so, wie er es immer macht.

Sehr oft hilft ein Buch (wenn der Intellekt da ist) und die Leute sind dann erleichtert und fangen an sich wie die chamäleons zu ändern

Gruß,

Krüger

So dramatisch klingt das für mich nicht …
Hallo,

Ganz ehrlich: ich finde jetzt nichts schlimmes im Beschriebenen. Manche Leute sind etwas direkter als andere, oft tut dies sogar ganz gut, um in einer Runde vom unverfänglichen Geplauder zu etwas persönlicheren Themen zu kommen. Und mehr als dies kann ich bisher nicht herauslesen.

Max ist eine sehr kontaktfreudige Person, welche keine
Schwierigkeiten hat, Leute anzusprechen oder Konversation zu
machen.

Klingt uneingeschränkt positiv.

Die Avancen von Max wirken jedoch oftmals fast
offensiv und es entsteht das Gefühl von fehlender Abgrenzung
und Missachtung der Privatsphäre des anderen. Dies sowohl
körperlich, als auch geistig.

Ok, da kommen ja jetzt die Beispiele.

So spricht Max z.B. verschiedene Leute, welche er gerne mag,
wiederholt auf ein Thema an, welches ihn selber momentan
selber betrifft.

Das finde ich nun kein Paradebeispiel für fehlende Anerkennung der fremden Privatsphäre. Solange jemand über sich selbst spricht, ist dies doch ok …

Auch wenn die Angesprochenen schon beim
ersten Mal klar kommuniziert haben, dass das Thema für sie
(momentan) nicht aktuell ist (z.B. Kinderwunsch), kommt er
immer wieder darauf zurück. Dies irritiert natürlich die
Leute: Sie fühlen sich bedrängt.

Man kann doch über Kinderwunsch sprechen, auch, wenn für einen selbst das Thema gerade nicht aktuell ist? Irgendwie sehe ich hier das Problem nicht. Wenn jemand immer wieder auf ein Thema zurückkommt, das ihn gerade bewegt, sehe ich eher dahinter, dass es für ihn noch nicht erschöpfend behandelt wurde und die Unterhaltung immer wieder in Banalitäten abgleitet. (Diese Situation kenne ich z.B. auch ganz gut und dann eher aus der Perspektive, die ich mir jetzt als Max’ Perspektive vorstelle: man bringt ein Thema ein, das einen gerade beschäftigt und die anderen sagen nur „das wird schon“ und schweifen wieder zum Wetter oder zum Speisezettel ab …)

Max duzt auch prinzipiell die meisten Leute, auch wenn es
nicht angemessen wäre (Z.B. die Verkäuferin im Kleiderladen).

Na gut. Aber die Regeln, wen man duzt (Gleichaltrige?) und wen man siezt sind ohnehin nicht ganz eindeutig. Wie alt ist er überhaupt?

Er versucht meistens künstlich eine Nähe herzustellen, welche
so aus der sozialen Situation nicht gegeben und oftmals auch
gar nicht erwünscht ist. Er verhält sich gegenüber einer
fremden/neu-kennengelernten Person wie ein ‚alter Kumpel‘.

Manche Leute mögen das, weil man dann schneller miteinander warm wird und schneller merkt, ob man auf ähnlicher Wellenlänge ist und ein weiterer Kontakt sich überhaupt lohnt. Wer das nicht mag, kann den neuen Kontakt dann ja auch schnell wieder beenden. Ich kenne es aber auch eher so, dass ich mit neuen Bekanntschaften entweder sehr schnell auch zu den persönlichen Themen komme, oder über Jahre bei den Unverbindlichkeiten bleibe.

Grundsätzlich muss ja beim Kennenlernen oder beim Übergang zu einer höheren Stufe der Vertrautheit eine® der Beteiligten den Mut haben, eine Nähe herzustellen, die in diesem Moment noch nicht gegeben ist. Ob sie erwünscht ist, spürt man erst aus den Reaktionen, die man erhält. Aber wenn keiner sich traut, dann lädt man eben auch nur über Jahre hinweg alle paar Wochen zum Essen ein und plaudert über das Wetter und Angelas Frisur.

(…)

Meiner Meinung nach kann das verhalten, welches Du beschreibst, einfach ein Filter sein, um schnell zu wissen, mit wem er sich weiter abgibt und mit wem nicht. Bist Du denn sicher, dass alle Leute sich davon gestört fühlen? Ich könnte mir im Gegenteil vorstellen, dass er damit sogar viele Kontakte findet.

Mit vielen Grüssen,
Walkuerax

Hallo,

So spricht Max z.B. verschiedene Leute, welche er gerne mag,
wiederholt auf ein Thema an, welches ihn selber momentan
selber betrifft.

Das finde ich nun kein Paradebeispiel für fehlende Anerkennung
der fremden Privatsphäre. Solange jemand über sich selbst
spricht, ist dies doch ok …

kommt es nicht darauf an, welche Themen es sind? Ich kann mir sehr gut einige Themen (z.B. aus dem Bereich Sexualität, Partnerschaft usw.) vorstellen, über die man nicht in jeder Situation zu jeder Zeit sprechen möchte. Wenn die Angesprochenen das dann

schon beim
ersten Mal klar kommuniziert haben, dass das Thema für sie
(momentan) nicht aktuell ist (z.B. Kinderwunsch), kommt er
immer wieder darauf zurück.

ist es verständlich, wenn die Angesprochenen sich

bedrängt.

fühlen.

Manche Leute mögen das, weil man dann schneller miteinander
warm wird und schneller merkt, ob man auf ähnlicher
Wellenlänge ist und ein weiterer Kontakt sich überhaupt lohnt.

Ja, manche Menschen mögen das, andere nicht, und wenn sie es klar kommunizieren, es dann aber nicht respektiert wird, sondern einfach weitergemacht wird, so wie Max es will, dann entsteht schnell eine hinsichtlich der Machtverteilung asymmetrische Beziehung, auf die die anderen dann mit Distanzierung und Zurückweisung reagieren. Da braucht sich Max nicht zu wundern und empört zu sein.

Beste Grüße

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Begriff Persönlichkeitsstörung
Hi, Metapher

die Tatsache, dass es den Begriff der Persönlichkeitsstörung gibt, setzt aber doch notwendigerweise voraus, dass man weiß oder zu wissen glaubt, wie eine NICHT gestörte Persönlichkeit aussieht.

Da habe ich so meine Probleme damit. Wer wollte festlegen, was gestört, bzw. nicht gestört ist? In Bezug zu welcher Instanz oder Größe wurde dies festgelegt?

Zum Thema Feedback: Ein Feedback zu analysieren und sein Verhalten entprechend anzupassen, ist ja auch so eine Sache:

  1. Hat der Absender des Feedback damit das gleiche aussagen wollen, wie es der Empfänger auffasst?

  2. Ist dann überhaupt noch eine „zutreffende“ Verhaltensänderung möglich, wenn diese möglicherweise auf einer „unzutreffenden“ Analyse des Feedback beruht?

LG Rolo

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Hi Rolo
Wenn ich kurz mitmischen darf… :wink:

die Tatsache, dass es den Begriff der Persönlichkeitsstörung
gibt, setzt aber doch notwendigerweise voraus, dass man weiß
oder zu wissen glaubt, wie eine NICHT gestörte Persönlichkeit
aussieht.

Als Arzt habe ich es in gewisser Hinsicht manchmal etwas einfacher, weil ich mein Fach (Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) da ganz demütig in die anderen fachärztlichen Ressorts integriere und so vergleichend sagen darf:
So wie der Internist sieht, dass ein Patient KENEN Krebs hat, so sieht man in unserem Fach, ob ein Patient eine oder eben KEINE Persönlichkeitsstörung hat. Es ist halt die Aufgabe des Arztes, KRankheiten und Störungen zu sichten, damit er dann therapeutisch arbeiten kann. Oder mit anderen Worten - vielleicht kennst du ja den alten Satz:
„Vor die Behandlung hat der liebe Gott die Diagnose gesetzt.“
Womit ich noch lange nicht gesagt habe, dass es immer l e i c h t sei, die genaue Diagnose zu stellen, aber dafürhaben wir ja jahrelang studiert. *gg*

Da habe ich so meine Probleme damit. Wer wollte festlegen, was
gestört, bzw. nicht gestört ist? In Bezug zu welcher Instanz
oder Größe wurde dies festgelegt?

Natürlich geht es nicht um ein beckmesserisches Streiten darüber, ob jemand eine Persönlichkeitsstörung hat oder nicht - der Internist wird ja auch nicht stundenlang mit seinem Patienen darüber streiten, ob der Krebs, den er da diagnostiziert hat und den er daraufhin adäquat behandeln möchte, Kebs ist oder nicht. Wenn der Patient sich nicht behandeln lassen möchte und/oder der Diagnose nicht traut, dann soll er eben woanders hingehen.
Gruß,
Branden

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