Grundsicherung für jeden

Hallo

Was spricht dagegen,
wenn jeder Bürger eine Grundsicherung bekäme ca. in Höhe von Hartz 4 + einer pauschalen Betrag für Miete o.ä. - Wer arbeiten geht, bekommt vom AG die Differenz zwischen dieser Grundsicherung und dem, was er jetzt netto kriegt. Steuern werden garnicht mehr auf Löhne bezahlt. Wer jetzt in einer günstigeren Steuerklasse ist, bekommt dann evtl. eine höhere Grundsicherung.

Zunächst mal würde jeder das gleiche Einkommen kriegen wie jetzt, nur (teilweise) nicht mehr vom gleichen Geldgeber. Insofern müsste es - zunächst jedenfalls - bezahlbar sein.

Finanziert würde das evtl. durch
a) Mehrwertsteuer
b) Steuern auf Rohstoffverbrauch
c) Steuern aus Kapitalerträgen
d) Vielleicht hat noch jemand eine Idee

Das müsste doch eigentlich dazu führen, dass wesentlich mehr Leute eingestellt würden und wesentlich weniger Rohstoffe verbraucht würden.

Spricht etwas dagegen? Kann das nur als weltweites System funktionieren? Oder garnicht?

Viele Grüße
Thea

Hallo Thea,

bevor es um die Machbarkeit geht, kläre doch erst mal, was Du damit bezwecken willst und wer alles dieses Ziel hat. Es bringt ja nichts über einen Weg zu einem Ziel zu diskutieren, das niemand verfolgt.

Gruß, Rainer

Nachtrag
Hi Thea,

sieh Dir den Thread hier
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
mal an, da hatten wir das selbe Thema. Daher mein Pessimismus.

Gruß, Rainer

Hallo Rainer

bevor es um die Machbarkeit geht, kläre doch erst mal, was Du
damit bezwecken willst und wer alles dieses Ziel hat. Es
bringt ja nichts über einen Weg zu einem Ziel zu diskutieren,
das niemand verfolgt.

Der Zweck von dem Posting ist, dass ich mich mal über eine Idee austauschen möchte, die ich habe, und dass ich gerne darüber klar werden möchte, ob das realistisch ist, was ich mir denke.

Diese Idee geht eigentlich aus von den 1-Euro-Jobs. Ich dachte mir, wenn man sowas für alle macht, müsste es doch kein Problem mehr geben mit der Arbeitslosigkeit.

Der Zweck von dem System soll natürlich die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wie auch der Umweltverschmutzung und -zerstörung sein. Ich finde es nicht sehr gut, dass es wesentlich billiger ist, sich ständig neue Sachen zu kaufen, als die alten Sachen zu reparieren. Wenn Arbeit billiger und Rohstoffverbrauch teurer werden, kann das doch nur von Vorteil sein, außer für diejenigen Leute, die jetzt ihr Geld mit Verkauf und Ausverkauf von Rohstoffen machen. -

Als Arbeitnehmer, jedenfalls in der Produktion, konkurrieren wir ja mit China und Indien. Allerdings sind bei uns wohl die Lebenshaltungskosten höher als dort. Von daher könnte man dann eine Grundsicherung, die dann jeder bekäme, als Subvention betrachten, und die Löhne selbst wären ja vielleicht konkurrenzfähig.

Außerdem würden vielleicht sehr viele Jobs entstehen, auf die man heutzutage aufgrund der hohen Löhne lieber verzichtet. Im Moment denke ich an künstlerische Jobs wie z. B. Life-Musik, Schauspiele, Gedichtvorträge usw. Hier ist ein großes Potential vorhanden, das garnicht genutzt wird, aber sicher auch auf vielen anderen Gebieten.

Die jetzigen 1-Euro-Jobs sind da auch kein Behelf, da sie zeitlich begrenzt sein müssen und von daher keine Perspektive bieten.

Meiner Meinung nach hätten sich damit auch mit einem Schlag die meisten Fälle von Schwarzarbeit und Missbrauch von Sozialleistungen von selbst erledigt, ohne dass man - zunächst jedenfalls - mehr Kosten hätte.

Viele Grüße
Thea

Hallo Rainer

sieh Dir den Thread hier
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
mal an, da hatten wir das selbe Thema. Daher mein Pessimismus.

Ach so, dann werde ich mir das erstmal durchlesen.

Ich kann aber schon sagen, dass ich nicht an eine Grund sicherung in Höhe von 1200 Euro dachte, sondern eher ca. 750 Euro. Und die gibt es natürlich nur, solange man in Deutschland bleibt.

Viele Grüße
Thea

Hallo Thea,

Ich kann aber schon sagen, dass ich nicht an eine Grund
sicherung in Höhe von 1200 Euro dachte, sondern eher ca. 750
Euro. Und die gibt es natürlich nur, solange man in
Deutschland bleibt.

die Ablehnung, auf die ich da gestoßen bin, bezieht sich nicht auf den Betrag, sondern auf das Prinzip. Zahlungen ohne Gegenleistung werden grundsätzlich abgelehnt.

Gruß, Rainer

Hallo Thea!

Das müsste doch eigentlich :dazu führen, dass wesentlich :mehr Leute eingestellt würden

Warum das? Bisher glaubte ich, ein Unternehmen beschäftigt genau so viele Menschen, wie zur Erledigung der anstehenden Aufgaben gebraucht werden. Es müßte also plötzlich mehr zu erledigende Aufgaben geben. Woher sollen diese Aufgaben in nennenswertem Umfang kommen?

und wesentlich weniger :Rohstoffe verbraucht würden.

Das verstehe ich nun gar nicht. Werden weniger Rohstoffe verbraucht, wenn mehr Leute zur Arbeit fahren und mehr Büros beheizt und beleuchtet werden? Oder sollen bisher maschinell erledigte Dinge von Menschen per Hand ausgeführt werden? Diese Annahme ist irrig, denn Automatisierung hat auch etwas mit Zuverlässigkeit und Qualität zu tun. Bei immer gleichen, sich wiederholenden Abläufen ist ein Automat manueller Arbeit i. d. R. weit überlegen.

Wir müssen Veränderungen der Arbeitswelt zur Kenntnis nehmen. Die Arbeit wird überall „verkopfter“, auch manuelle Arbeit. Wir können ein Millionenheer gering qualifizierter Menschen oder Menschen mit nirgends nachgefragter Qualifikation nicht in Arbeit bringen, indem wir das Arbeitsumfeld umzukrempeln versuchen und an Finanzierungsschräubchen drehen.

Wenn es Millionen Menschen ohne ausreichende Qualifikation gibt, muß in Bildung investiert werden und Bildungsbewußtsein initiiert werden. Wie man das bewerkstelligt, weiß ich allerdings nicht.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

Das müsste doch eigentlich dazu führen, dass wesentlich mehr Leute
eingestellt würden

Warum das? Bisher glaubte ich, ein Unternehmen beschäftigt
genau so viele Menschen, wie zur Erledigung der anstehenden
Aufgaben gebraucht werden. Es müßte also plötzlich mehr zu
erledigende Aufgaben geben. Woher sollen diese Aufgaben in
nennenswertem Umfang kommen?

Ich dachte erstens an Aufgaben, die jetzt überhaupt niemand erledigt, in den Bereichen Kindererziehung, Bildung, Altenbetreuung/Dienstleistungen für alte oder auch andere Leute, kulturelle Aufgaben, denn in diesen Bereichen herrscht ja teilweise wirklicher Notstand.

  • Und zweitens dachte ich an Aufgaben, die zur Zeit in anderen Ländern für so wenig Geld erledigt werden, dass wir nicht konkurrenzfähig sind.

Ich dachte auch, dass sich dadurch die Konzentration der Arbeit auf einige wenige, die einen Ganztagsjob und mehrere Nebentätigkeiten - davon einige schwarz - haben, etwas auflösen würde. Wer keine horrenden Löhne für beispielsweise Handwerksarbeiten zahlt, verlangt vielleicht auch keine übermenschlichen Fähigkeiten dafür, und beauftragt vielleicht auch mal wieder einen ganz normalen Handwerker.

und wesentlich weniger Rohstoffe verbraucht würden.

Das verstehe ich nun gar nicht. Werden weniger Rohstoffe
verbraucht, wenn mehr Leute zur Arbeit fahren und mehr Büros
beheizt und beleuchtet werden?

Wenn Rohstoffe teurer und Arbeit billiger werden, sollte es doch irgendwie diesen Effekt haben. Ich dachte konkret hauptsächlich an Reparaturarbeiten, die sich im sehr vielen Fällen nicht mehr lohnen, da wegwerfen und neukaufen sehr oft billiger ist.

Viele Grüße
Thea

verkopft
Hallo Wolfgang,

Wir müssen Veränderungen der Arbeitswelt zur Kenntnis nehmen.
Die Arbeit wird überall „verkopfter“, auch manuelle Arbeit.
Wir können ein Millionenheer gering qualifizierter Menschen
oder Menschen mit nirgends nachgefragter Qualifikation nicht
in Arbeit bringen, indem wir das Arbeitsumfeld umzukrempeln
versuchen und an Finanzierungsschräubchen drehen.

Das seltsame ist: Ich bin überzeugt davon, dass wir genügend Arbeit für Nicht-Akademiker haben. Wir sind nur aktuell nicht bereit, dafür zu zahlen, was ein Unterschied ist, mit dem man umgehen kann.

Wenn es Millionen Menschen ohne ausreichende Qualifikation
gibt, muß in Bildung investiert werden und Bildungsbewußtsein
initiiert werden.

Da stimme ich Dir zu, allerdings aus anderen Gründen …

Grüße
Jürgen

Hallo Thea!

Zunächst muß jeder Cent, der ausgegeben wird, an irgendeiner Stelle erarbeitet werden. Wenn ein Grundlohn aus der Staatskasse kommt, muß der Fiskus das Geld zuvor in Form von Steuern eingenommen haben. Das Geld muß also letztlich wieder von arbeitenden Menschen erwirtschaftet werden. Soll heißen: Durch Anwerfen der großen Umverteilungsmaschine wird nichts billiger, auch Arbeit nicht. Es gibt keinen Kunstgriff, der uns erspart, Arbeit zu bezahlen. Ungeachtet dessen gibt es Möglichkeiten, Arbeit preiswerter zu machen. Der Weg wird aber weithin als höchst unbequem angesehen und heißt Deregulierung und mehr Eigenverantwortung. Sobald man dieses Thema vertieft, etwa von spürbarem Eigenanteil in der KV redet und von Verschlankung staatlicher Verwaltungen, kommen sofort Extrembeispiele armer hilfloser Menschen, um deretwillen wir das ganze 82-Millionen-Volk wie arme hilflose Menschen behandeln müssen.

Man kann sicherlich Arbeiten in Niedriglohnbereichen subventionieren, sofern man sich dabei bewußt ist, daß diese Subvention irgendwo erarbeitet werden muß. Für einen Teil der Arbeitslosen kann das eine sinnvolle Maßnahme sein. Aber eine Lösung des Problems der Massenarbeitslosigkeit ist das nicht. Die von Dir genannten Bereiche wie z. B. Altenpflege und Bildung sind ungeeignet, von berufsfremden Personen und von Personen mangelhafter Qualifikation ausgefüllt zu werden.

Sofern ich richtig informiert bin, gibt es in der Hauptsache 3 Problemgruppen:

  1. Menschen mit mangelhaftem Bildungs- und Ausbildungsstand
  2. Ältere Arbeitslose, die nach vielen Jahren mit einseitig ausgerichteter Tätigkeit und ohne ständige Fortbildung arbeitslos geworden und nicht mehr vermittelbar sind
  3. Menschen mit in ihrer Persönlichkeit begründeten Einschränkungen.

Darüber hinaus gibt es zu wenig Arbeitsplätze und zu wenige Unternehmer, die mit innovativen Produkten neue Arbeit für neue Bedürfnisse schaffen.

Sieht man sich die Problemgruppen an, sind die Punkte 1. und 2. ein Feld für Bildungsmaßnahmen. Es fehlt ein breit verankertes Bildungsbewußtsein. Immer noch wird ein Schulabschluß für ausreichend gehalten, der gerade den Wunschberuf ermöglicht. Wer eine Anstellung hat, rührt fortan i. d. R. kein Buch mehr an und besucht Fortbildungsmaßnahmen nur, wenn der AG drängt und selbstredend alles bezahlt. Bildung wird in breiten Schichten noch nicht als Wert an sich betrachtet, sondern nur als notwendiges Übel, dem man sich unterwirft, wenn es gar nicht mehr anders geht. Mit der 3. Gruppe müssen wir ganz einfach leben. Unvermeidlich gibt es einen Anteil von arbeitslosen Menschen, die einfach nicht wollen oder dissozial orientiert sind und sich nirgends eingliedern lassen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Jürgen!

Das seltsame ist: Ich bin :überzeugt davon, dass wir :genügend Arbeit für :Nicht-Akademiker haben.

Wir sollten nicht übertreiben und von einem Extrem ins andere fallen. Wir brauchen keine Wirtschaftswissenschaftler als Bäckereiverkäufer, keine Maschinenbauingenieure als Tankwarte und keine Chemiker als Putzfrauen. Der größte Teil aller Tätigkeiten ist und bleibt nicht-akademischer Art. Ungeachtet dessen kann man etwa in einem kleinen Betrieb nur selten jemanden gebrauchen, der nur verpacken kann oder nur mit Word schreiben oder nur den Feudel schwingen kann und Leute, die Nägel gerade klopfen und rostige Schrauben sortieren, braucht man auch nicht mehr. Auf Baustellen werden nicht mehr so viele Hilfskräfte gebraucht, die nur Steine schleppen und auch nichts weiter können. Auch Leute, die von früh bis spät im Hafen Säcke schleppen, sind ausgestorben. Alle Tätigkeiten auf allen Gebieten sind ein Stück in Richtung höherer intellektueller Anforderung gerückt. Dieser Zug kommt noch lange nicht zum Stehen, aber daß es diesen Zug überhaupt gibt, ist noch nicht überall angekommen.

Wir können Arbeit preisgünstiger gestalten, indem wir an den Arbeitslohn geknüpfte Abgaben reduzieren. Bestimmte staatliche Dienstleistungen werden dann nicht mehr erbracht, deren Kosten entfallen. Nur ein Ansatz von vielen: Wozu brauchen wir eine Bundesanstalt für Arbeit? Im Ernst doch wohl nicht zur Vermittlung. Die 80.000 Figuren sind mit sich selbst beschäftigt und mehrheitlich übrig. Die Vermittlung läßt sich privatisieren. Wozu brauchen wir hunderte öff.-rechtliche Krankenkassen? Sieh Dir aufgeblähte Verwaltungsstrukturen in Ämtern an. Meine Beispiele mit amtlich gehandelten Müllsäcken, die man für den getriebenen Personalaufwand glatt vergolden könnte oder die Betriebsnummernstellen der Arbeitsämter (beim Gedanken daran muß ich schon vor Staub husten) möchte ich nicht dauernd wiederholen. Unser Land ist zwischen Flensburg und Konstanz voll von solchen Beispielen. Das alles kostet Geld und schlägt sich in Form von Steuern und Soz.-Abgaben auf Arbeitskosten nieder.

Gruß
Wolfgang

Bildung als Lösung
Hallo Wolfgang,

Sofern ich richtig informiert bin, gibt es in der Hauptsache 3
Problemgruppen:

  1. Menschen mit mangelhaftem Bildungs- und Ausbildungsstand
  2. Ältere Arbeitslose, die nach vielen Jahren mit einseitig
    ausgerichteter Tätigkeit und ohne ständige Fortbildung
    arbeitslos geworden und nicht mehr vermittelbar sind

Du betonst immer wieder die Bildung als Universallösung für das Problem der Arbeitslosigkeit. Und prinzipiell ist etwas dran. Ich habe im Soziologiebrett vor kurzem nach der Arbeitslosenquote von Akademikern gefragt und erfahren, dass diese in Deutschland nur halb so groß ist, wie von Menschen mit mittleren Bildungsstand.

Aber Bildung kann nur teilweise greifen.
1.) Generell gibt es immer noch die Praxis „überqualifizierte“ Bewerber auszusortieren. Kann man als Ingenieur nicht immer nachvollziehen (Warum sollte ich zum gleichen Lohn nicht den Qualifizierteren nehmen), aber Personaler denken da anders.
2.) Genauso bleibt heute das Alter in weiten Bereichen der Wirtschaft in Deutschland ein Hauptanstellungshindernis, fast vergleichbar einer Behinderung oder Alkoholismus.
3.) Ein höherer Bildungstand der Arbeitslosen würde zur Belegung, der einen oder anderen heute nicht besetzte Stelle führen. Aber damit werden nicht automatisch ausreichend neue Stelle erzeugt oder Menschen befähigt in der Selbständigkeit zu überleben.
Nicht vergessen, Firmen und Selbständige, die in die Pleite gehen sind ein natürlicher Bestandteil einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft.
4.) Die Bildungsfähigkeit und -willigkeit der bevölkerung hat ihre Grenzen. Man kann natürlich den bildungshungrigen, eigenverantwortlichen Menschen propagieren, der sich Zeit seines Lebens beruflich und persönlich weiterqualifiert,… genauso wie der neue sozialistische Mensch propagiert wurde.
Inwieweit dies realisierbar ist, ist die andere Frage.

Gruß
Carlos

Hallo,

ohne Wolfgang zu sein, möchte ich doch ein paar Anmerkungen machen, sofern es erlaubt ist :wink:

Du betonst immer wieder die Bildung als Universallösung für
das Problem der Arbeitslosigkeit. Und prinzipiell ist etwas
dran. Ich habe im Soziologiebrett vor kurzem nach der
Arbeitslosenquote von Akademikern gefragt und erfahren, dass
diese in Deutschland nur halb so groß ist, wie von Menschen
mit mittleren Bildungsstand.

Wenn wir nun die Akademiker rausrechnen, die sich mit so nützlichen Schwerpunkten wie Kulturwissenschaften und Sozialphilosophie beschäftigt haben, dürfte die Quote noch etwas geringer ausfallen.

Aber Bildung kann nur teilweise greifen.
1.) Generell gibt es immer noch die Praxis „überqualifizierte“
Bewerber auszusortieren. Kann man als Ingenieur nicht immer
nachvollziehen (Warum sollte ich zum gleichen Lohn nicht den
Qualifizierteren nehmen), aber Personaler denken da anders.
2.) Genauso bleibt heute das Alter in weiten Bereichen der
Wirtschaft in Deutschland ein Hauptanstellungshindernis, fast
vergleichbar einer Behinderung oder Alkoholismus.
3.) Ein höherer Bildungstand der Arbeitslosen würde zur
Belegung, der einen oder anderen heute nicht besetzte Stelle
führen. Aber damit werden nicht automatisch ausreichend neue
Stelle erzeugt oder Menschen befähigt in der Selbständigkeit
zu überleben.

Viele Unternehmen suchen Fachkräfte und finden sie nicht. Die Stellen bleiben offen und damit entstehen weitere Stellen nicht, die sich in der Folge ergeben würden. Unternehmen kommen in Bereichen nicht weiter, weil sie die passenden Arbeitnehmer nicht finden. Insofern ist es durchaus schon so, daß höhere Bildung mehr Arbeitsplätze schaffen würde.

Fehlende Bereitschaft zur Selbständigkeit ist in der Tat ein Problem in Deutschland. Ich habe schon öfter hier das Argument gelesen, daß Selbständigkeit nur wenigen vorbehalten ist, weil Ideen nicht auf der Straße liegen und nicht ohne weiteres bzw. ohne adäquate finanzielle Möglichkeiten umgesetzt werden können.

Das stimmt m.E. auch nicht. Ich habe da spontan zwei Beispiele parat: Die Sonnenschutzdinger, die mit Saugnäpfen an Autofensterscheiben pappen und die (Restaurant)Gutscheinbücher. Beides Ideen, die weder aus technischen noch aus anderen Gründen größere Investitionen erfordern, sondern bei denen die Idee allein und Initiative ausgereicht haben.

4.) Die Bildungsfähigkeit und -willigkeit der bevölkerung hat
ihre Grenzen.

Ja, aber warum denn nur? Es gibt hier bei www genug Menschen, die sich über jedes bißchen Wissen freuen, daß sie hier an Land ziehen können. Warum sollten Menschen damit zufrieden sein, daß sie mit dem Wissen auskommen, über das sie nach Abschluß der Schule verfügen? Nur der Eindruck, daß man damit lebenslang klarkommt, kann zu so einer Einstellung führen.

Man kann natürlich den bildungshungrigen,
eigenverantwortlichen Menschen propagieren, der sich Zeit
seines Lebens beruflich und persönlich weiterqualifiert,…
genauso wie der neue sozialistische Mensch propagiert wurde.
Inwieweit dies realisierbar ist, ist die andere Frage.

Das hat doch nichts mit Propaganda zu tun. Nur wenige Berufsgruppen können sich erlauben, auf ihrem aktuellen Wissensstand zu verharren. In praktisch allen Bereichen gibt es ständig Neuerungen. Wer sich diesen aus Faulheit, Bequemlichkeit oder anderen Gründen verschließt, reduziert damit seinen Wert als Arbeitnehmer, weil es genug andere Menschen gibt, die über eine aktuellere Version des Wissens verfügen. Wenn also der Spaß am Lernen einen Menschen nicht zu mehr Wissen animiert, dann sollte das doch zumindest der Selbsterhaltungstrieb besorgen.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

klar lese ich gerne etwas von dir.

Wenn wir nun die Akademiker rausrechnen, die sich mit so
nützlichen Schwerpunkten wie Kulturwissenschaften und
Sozialphilosophie beschäftigt haben, dürfte die Quote noch
etwas geringer ausfallen.

Die Wahl eines Studiums mit dem Ziel einen sichereren Arbeitsplatz zu finden, kann böse nach hinten los gehen. Ich bin Physik-Ingenieur.
Ich bin bei Studienbeginn davon ausgegangen nach meinem Studium ganz schnell Arbeit zu finden. Ingenieure waren die Gruppe mit der geringsten Arbeitslosigkeit. Als ich mein Diplom in Tasche hatte, brauchte der Arbeitsmarkt zwei Dinge nicht, Ingenieure und Physiker.
Ich fand dann auch zügig Arbeit,… als Telemarketer. Seitdem haben meine beruflichen Tätigkeiten ziemlich wenig mit meinem Studium zu tun gehabt.

Ich finde es gut, wenn die Leute nicht nur BWL, Jura und Ingenieurswissenschaften studieren. Davon profitiert auch die Gesellschaft und die Wirtschaft.

Unternehmen
kommen in Bereichen nicht weiter, weil sie die passenden
Arbeitnehmer nicht finden.

Dann nimmt man halt einen Arbeitnehmer, der nicht exakt dem Anforderungsprofil entspricht. Im IT-Bereich gibt es massig von Spezialisten, die ihr Know-How nicht mitbrachten, sondern im Job erlernten. In den USA geht sowas.
Wenn die Firmen Stellen ausschreiben, werden sie mit Bewerbungen überhäuft. Wenn man dann nach der Sichtung von 300 Bewerbungen sagt, dass da nichts passendes dabei war, liegt das Problem eher bei den Firmen.

Warum sollten Menschen damit zufrieden
sein, daß sie mit dem Wissen auskommen, über das sie nach
Abschluß der Schule verfügen? Nur der Eindruck, daß man damit
lebenslang klarkommt, kann zu so einer Einstellung führen.

Ähhh, wir sprechen hier nicht von Allgemeinbildung, z.B. ein Bankangestellter mit einer guten Sachkenntnis über Weinbaugebiete, klassische Kunst und diverse Religionen.
Wir sprechen über über berufsbezogene Fachkenntnisse. Aber nahezu Niemand lernt SAP, japanisches Wirtschaftsrecht oder neue Standards im Technischen Zeichnen, wenn er es in seinem jetzigen Job nicht braucht und die Wahrscheinlichkeit, dass er es in seiner zukünftige Tätigkeit braucht, gering ist.

Was mich hier häufig stört, ist die Selbstverständlichkeit, mit der in diesem Forum, Menschen, die studiert haben und beruflich hochqualifiziert und sehr erfolgreich sind, davon ausgehen, dass alle anderen Menschen genauso erfolgreich sein könnten, wenn sie nur wollten.

Christian, ist dir eigentlich klar, dass es Menschen gibt, die kein Abitur haben? Nicht weil sie so faul oder unmotiviert waren, sonden nicht intelligent genug. Ist dir eigentlich klar, dass viele Menschen schon bei der Einkommenssteuererklärung geistig überfordert sind?
Ist dir klar, dass viele Menschen nichts, aber auch garnichts von Betriebswirtschaft verstehen und Jahre bräuchten um ein ausreichendes Verständnis zu erlangen?
Ist dir klar, dass bei vielen Menschen der Versuch einer Selbständigkeit ähnlich aussehen würde wie bei Homer Simpson.

Aber was bedeutet Weiterbildung auf eigene Kosten effektiv? Wenn die Entlassungswelle rollt, spielen andere Kriterien eine wichtigere Rolle, als der eine oder andere belegte Kurs.
Bei der Bewerbung ist die Weiterbildung wiederum nur eine Zeile im Lebenslauf (" In Eigeninitiative habe ich mich in Japanische Importrichtlinien studiert.")

Deswegen behaupte folgendes:
1.) Es kann sich nicht jeder erfolgreich selbständig machen.
2.) Auch Weiterbildung auf eigene Kosten hilft nur im geringem Maße den eigenen Job zu erhalten und einen neuen zu finden.

Gruß
Carlos

HalloCarlos,

Wenn wir nun die Akademiker rausrechnen, die sich mit so
nützlichen Schwerpunkten wie Kulturwissenschaften und
Sozialphilosophie beschäftigt haben, dürfte die Quote noch
etwas geringer ausfallen.

Die Wahl eines Studiums mit dem Ziel einen sichereren
Arbeitsplatz zu finden, kann böse nach hinten los gehen.

ich bezog mich nur auf die Arbeitslosenquote unter Akademikern. Jeder soll studieren, was er will, aber am Markt sind nun einmal einige Studienabschlüsse als andere. Wenn man also die arbeitslosen Exoten herausrechnet, liegt die ALQ unter Hochschulabsolventen noch einen Tacken niedriger.

Unternehmen
kommen in Bereichen nicht weiter, weil sie die passenden
Arbeitnehmer nicht finden.

Dann nimmt man halt einen Arbeitnehmer, der nicht exakt dem
Anforderungsprofil entspricht. Im IT-Bereich gibt es massig
von Spezialisten, die ihr Know-How nicht mitbrachten, sondern
im Job erlernten. In den USA geht sowas.
Wenn die Firmen Stellen ausschreiben, werden sie mit
Bewerbungen überhäuft. Wenn man dann nach der Sichtung von 300
Bewerbungen sagt, dass da nichts passendes dabei war, liegt
das Problem eher bei den Firmen.

Es kommt darauf an, was man sucht. Wenn man jemanden braucht, der sofort als Spezialist für französisches Vertragsrecht einsteigen soll, weil man dort eine Niederlassung aufmacht, bringt es nur wenig, einen Jungjuristen einzustellen, der sich erst einmal zwei Jahre einarbeiten muß.

Was mich hier häufig stört, ist die Selbstverständlichkeit,
mit der in diesem Forum, Menschen, die studiert haben und
beruflich hochqualifiziert und sehr erfolgreich sind, davon
ausgehen, dass alle anderen Menschen genauso erfolgreich sein
könnten, wenn sie nur wollten.

Christian, ist dir eigentlich klar, dass es Menschen gibt, die
kein Abitur haben? Nicht weil sie so faul oder unmotiviert
waren, sonden nicht intelligent genug. Ist dir eigentlich
klar, dass viele Menschen schon bei der
Einkommenssteuererklärung geistig überfordert sind?

Dazu muß man nicht mal besonders blöd sein. Aber im Ernst: Es geht nicht darum, daß man studieren muß oder daß das jeder kann. Es geht auch nicht darum, daß ich von jedem erwarte, sich innerhalb von Stunden in völlig neue Fachbereiche einzuarbeiten. Ich rede davon, daß man sich nicht darauf verlassen darf, daß das Wissen, das man braucht, um heute seine Arbeit zu machen, ausreicht und weder aufgefrischt noch ergänzt werden muß.

Zwei Beispiele: Mir wurde vorgestern eine Analyse eines IFRS (=internationale Rechnungslegungsvorschriften)-Konzernabschlußes vorgelegt. Dort schrieb die Analystin, daß die Zwischenzahlen per 30.09. ein zu gutes Bild von der Unternehmenslage zeichneten, weil dort die planmäßigen Abschreibungen auf Firmenwerte noch nicht enthalten seien. Dumm nur, daß seit 1.4.2004 Firmenwerte gar nicht mehr planmäßig abgeschrieben werden dürfen. Ich würde von niemandem verlangen, das zu wissen, der nicht mit der Materie zu tun hat. Von jemandem aber, der hin und wieder IFRS-Abschlüsse in die Hand bekommt, erwarte ich, daß er sich über die wichtigsten Änderungen, die bequem online verfügbar sind, wenn man sich keine Tageszeitungen oder Fachzeitschriften antun will, auf dem laufenden hält.

Zweites Beispiel: Ein ausgebildeter Fräser arbeitete 20 Jahre lang an konventionellen Maschinen und machte sich dann mit einem Kollegen selbständig. Es stellte sich heraus, daß die besagte Person niemals mit einer CNC-Maschine gearbeitet hatte (obwohl die bei seinem vorherigen Arbeitgeber rumstanden und auch nicht recht in Stimmung war, sich mit der Programmiersprache zu beschäftigen. Seine Tochter, die ab und an in dem Laden aushalf und die vorher noch nie mit der Thematik zu tun hatte, war nach kurzer Zeit in der Lage, die ersten Programme zu schreiben. Im Gottvertrauen darauf, daß immer Menschen da sein werden, die die entsprechenden Programme schreiben, hat er sich bis heute m.W. nicht mehr als Grundkenntnisse zugelegt. Mit Dummheit hat das nichts zu tun, dafür kenne ich den Menschen gut genug.

Aber was bedeutet Weiterbildung auf eigene Kosten effektiv?
Wenn die Entlassungswelle rollt, spielen andere Kriterien eine
wichtigere Rolle, als der eine oder andere belegte Kurs.
Bei der Bewerbung ist die Weiterbildung wiederum nur eine
Zeile im Lebenslauf (" In Eigeninitiative habe ich mich in
Japanische Importrichtlinien studiert.")

Und die kann entscheidend sein. Wie auch der Hinweis, daß man nebenbei noch ein Fernstudium belegt hatte, nicht nur fräsen kann sondern auch Grundkenntnisse bei der Dreherei hat oder sich mit dem Restaurieren von Büchern aus dem frühen 17. Jh. auskennt. All dies zeigt dem kundigen Leser, daß der Mensch nicht nur innnerhalb seines begrenzten Horzontes „sein Ding“ macht, sondern sich für andere Dinge interessiert und sich mit ihnen beschäftigt. Dies signalisiert, daß der Mitarbeiter viellecht auch mal andere Kollegen vertreten, Projekte organisieren oder Vorschläge zur Verbesserung der betrieblichen Abläufe machen kann. Und wer weiß, vielleicht helfen dererlei Aktivitäten dann auch mal, wenn es darum geht, die Mitarbeiter auszuwählen, die das Unternehmen leider verlassen müssen.

Deswegen behaupte folgendes:
1.) Es kann sich nicht jeder erfolgreich selbständig machen.
2.) Auch Weiterbildung auf eigene Kosten hilft nur im geringem
Maße den eigenen Job zu erhalten und einen neuen zu finden.

Bei 1. stimme ich Dir zu, obwohl ich nachwievor der Ansicht bin, daß es zu wenig Menschen versuchen, die es könnten. Punkt 2 sehe ich anders, wobei ich die Kostenfrage nicht als so entscheidend erachte. Viel Wissen gibt es kostenlos. Weiterbildung ist aber nicht nur das Zusammenraffen von Wissen sondern auch ein Zeichen für eine geistige Einstellung. Ich kenne Menschen, die mit 30 schon alt waren und jede Wissensaufnahme jenseits des Sportteils seit Jahren verweigern. Ich kenne aber auch Menschen, die bis ins höchste Alter immer interessiert und neugierig waren bzw. sind. Zumindest die Unterhaltungen mit der zweiten Gruppe sind spannender.

Gruß,
Christian

Hallo Carlos!

1.) Es kann sich nicht jeder erfolgreich selbständig machen.

Das wäre gar nicht erstrebenswert. Eine etwas höhere Selbständigenquote vorwiegend aus Leuten, die neue Ideen realisieren, würde am Arbeitsmarkt schon etwas bewegen.

2.) Auch Weiterbildung auf eigene Kosten hilft nur im geringem
Maße den eigenen Job zu erhalten und einen neuen zu finden.

Das Lernen nicht zu verlernen, halte ich neben zusätzlichen und/oder aktualisierten Kenntnissen schon für prägend.
Wenn es außerhalb jeder Gewohnheit liegt, Neues zu hören und zu begreifen, resultieren daraus Einstellungen, wonach sich Neuorientierungen mit 40 nicht mehr lohnen. Diese Menschen sind auf lebenslang die immer gleiche Tätigkeit angewiesen. Solche Tätigkeiten werden rar.

Gruß
Wolfgang

@ Wolfgang & Christian
Hallo Wolfgang, hallo Christian,

dass ich kein Gegner lebenslangem Lernens bin, dürfte euch klar sein. Und gerade im IT-Bereich muss man ständig dazulernen. Und eure Aufforderung trägt bei mir Früchte.

Es gibt auch genug erschreckende Beispiele von Lernverweigerung oder genauer gesagt Ignoranz.

Natürlich ist die Propagierung von lebenslangem Lernen eine sinnvolle und notwendige Sache.

Aber ich halte die flächendeckende Durchsetzung dieses Gedanken für genauso so realisierbar, wie die Vorstellung, dass sich jeder Bürger einmal im Leben ernsthaft mit der Bibel auseinandersetzt.

Selbst wenn breite Bevölkerungsschichten diesen Gedanken akzeptieren und umsetzen, wäre die noch nicht das Ende aller Arbeitsplatzprobleme,
hilfreich aber noch nicht das Ende.
Zur der Umsetzung gehört auch, dass die Personaler den Begriff der Überqualifizierung abschaffen.

Ich stimme auch zu, dass sich mehr Menschen selbständig machen könnten. Auch hier besteht Marketing- und Ausbildungsbedarf.

Gruß
Carlos

Hallo Carlos!

Zur der Umsetzung gehört auch, dass die Personaler den Begriff
der Überqualifizierung abschaffen.

Mehr Überblick und die Fähigkeit, nach Einarbeitung auch an anderen Stellen eingesetzt zu werden, schadet ganz sicher nicht. Artverwandte, jedoch zu deutlich unterhalb der Möglichkeiten des AN angesiedelte Tätigkeiten führen aber i. d. R. recht bald zur Unzufriedenheit des Mitarbeiters. Wer in einem Notariat eine tüchtige Kraft für Ablage und Telefon braucht, wird dafür keinen Volljuristen mit der Befähigung für das Richteramt einsetzen, selbst dann nicht, wenn der Bewerber mit dem Gehalt einer Hilfskraft einverstanden ist. Beide Seiten werden damit vorhersehbar nicht glücklich. Wenn ich eine Montagekraft brauche, die den ganzen Tag mit Sorgfalt und Konzentration Leiterplatten bestückt, kann es hilfreich sein, wenn diese Montagekraft die Fähigkeit und Auffassungsgabe besitzt, nach Anleitung auch andere Tätigkeiten auszuführen. Aber ich käme nicht auf die Idee, für solchen Arbeitsplatz z. B. einen Menschen mit einschlägigem Techniker- oder gar Hochschulabschluß einzusetzen. Der wird vielleicht im Moment froh sein, eine Anstellung zu haben, aber ich muß davon ausgehen, daß sich dieser Mensch sehr bald unterfordert fühlen und bei erstbester Gelegenheit den Betrieb wieder verlassen wird.

Ähnliche Erfahrungen machte ich mehrmals mit Leuten, die ein Studium abgebrochen hatten und sich deshalb in der Branche um einen Arbeitsplatz auf Facharbeiterniveau umsahen. Diese Menschen wollten ursprünglich sehr viel mehr als nur nach Anweisung immer gleiche Tätigkeiten auszuführen. Das kann auf die Dauer für alle Beteiligten unerfreulich werden.

Überforderung führt zu anderen Ergebnissen als permanente deutliche Unterforderung, aber unerquicklich ist das Resultat in beiden Fällen. Arbeit ist eben mehr, als Gelderwerb oder Überwindung einer momentanen Notlage. Längerfristig angelegte, gedeihliche Zusammenarbeit gibt es nur mit an ihrem Arbeitsplatz zufriedenen Mitarbeitern. Deshalb sollten Tätigkeit und Persönlichkeit des Beschäftigten ungefähr zueinander passen.

Gruß
Wolfgang

Weiterbildung
Hallo nochmal,

Aber ich halte die flächendeckende Durchsetzung dieses
Gedanken für genauso so realisierbar, wie die Vorstellung,
dass sich jeder Bürger einmal im Leben ernsthaft mit der Bibel
auseinandersetzt.

daß die Umsetzung nicht einfach wird, ist klar. Was nur hier im Forum auffällt, ist, daß vielfach (und damit meine ich Dich weniger als viele andere) Gründe gesucht werden, warum weite Teile der Bevölkerung an sich schon keine Möglichkeit haben, sich weiterzubilden. Die Begründungen reichen von den ungeheuerlichen Kosten über die nicht vorhandenen geistigen Fähigkeiten bis hin zur völligen Erschöpfung, die jeden Arbeitnehmer nach jedem Arbeitstag und am Wochenende unweigerlich befällt.

Auffällig ist dann nur, daß Uni-Bibliotheken sonntags gerammelt voll sind, während sich in städtischen Bibliotheken zu jeder beliebigen Zeit die Mitarbeiter vor lauter Langeweile die Fingernägel lackieren. Es fällt auf, daß Millionen von Menschen jede Woche Kraft, Zeit und Geld für Sportvereine und Stadionbesuche aufbringen, man in VHS-Veranstaltungen aber meist auf Rentner trifft. Die geistigen Kapazitäten reichen auch aus, um einen BMW-Motor mit verbundenen Augen in sämtliche Einzelteile zu zerlegen und die technischen Daten aller Automodelle, Fotomodelle und Fußballvereine zu speichern.

Natürlich gibt es Menschen, die die nicht in der Lage sind, ein Buch innerhalb eines Jahres zu lesen und zu verstehen, aber erstens sind sie nicht die Regel und zweitens sollten sie dann mal an ihrer Lesefähigkeit arbeiten. Niemand verlangt, daß sich alle Arbeitnehmer täglich eine Stunde mit Fortbildung verbringen, aber ein bißchen mehr als „gar nicht“ sollte schon drin sein.

Eine Voraussetzung dafür, daß der Erwerb von Wissen nicht zur Qual wird und einigermaßen erfolgreich verläuft, ist, daß sich der Lernende auch für das interessiert, was er macht und gerade dort vermute ich bei den allermeisten Menschen das eigentliche Hemmnis (dazu hatte ich ja neulich schon etwas längere Ausführungen gemacht).

Zur der Umsetzung gehört auch, dass die Personaler den Begriff
der Überqualifizierung abschaffen.

Ich denke, daß der Begriff vorgeschoben wird. Meist wird es darum gehen, daß sich die Personalleute zu recht sicher sein können, daß der Mitarbeiter sich vom ersten Tag an wenn nicht überqualifiziert aber zumindest unterbezahlt fühlen wird und praktisch umgehend mit der Suche einer angemesseneren Aufgabe beginnt bzw. sie fortsetzt.

Ich stimme auch zu, dass sich mehr Menschen selbständig machen
könnten. Auch hier besteht Marketing- und Ausbildungsbedarf.

Vor allem eine Änderung in den Gehirnen. Solange die Unternehmer für jedes Wehwehchen die Buhmänner sind, hat diese gesellschaftliche Rolle ein erhebliches Imageproblem.

Gruß,
Christian

Moin,

Was mich hier häufig stört, ist die Selbstverständlichkeit,
mit der in diesem Forum, Menschen, die studiert haben und
beruflich hochqualifiziert und sehr erfolgreich sind, davon
ausgehen, dass alle anderen Menschen genauso erfolgreich sein
könnten, wenn sie nur wollten.

Ich bin nicht Deiner Meinung: Ich halte es nämlich tatsächlich für derart, dass es an Faulheit und falscher Wertevermittlung durch das Umfeld liegt. Zwar kann man nicht unbedingt in jedem Fall mit einem Einser-Abi rechnen, aber ein akzeptabler Real-Schul-Abschluss ist mit Engagement und etwas Fleiß durchaus machbar. Meiner Ansicht nach ist auch Abitur keine Hexerei, die man nicht mit etwas Eigeninitiative schaffen könnte, aber ich möchte mich mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und bleibe beim guten Real, als einen für alle erreichbaren Abschluss.

moe.