Haben Menschenaffen ein Baculum ?

Hallo, Wissende,

In einem anderen Forum
http://www.geschichtsforum.de/286266-post20.html
habe ich behauptet, Menschenaffen hätten ein Baculum (Penisknochen).

Nun wird von anderen Diskussionsteilnehmern dieses Faktum bestritten. Die Tatsache an sich (oder nicht) muss sich doch feststellen lassen !

Weiss es jemand genau ?

MfG
Klaus

Hallo Klaus,

Wikipedia weiß es:

http://de.wikipedia.org/wiki/Penisknochen

Gruß, Nemo.

Wikipedia weiß es:

Danke.In der Englischen Version sind Gorilla und Schimpanse auch noch explizit genannt. Genau dieses Link habe ich auch in o.g. Geschichtsforum gegeben, aber es wurde geantwortet, dass Wikipedia nicht immer Recht hat.

Aber weiss es jemand hier aus erster Hand ?

MfG
Klaus

Schau mal hier,

  • das sollte jeden überzeugen

http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/abstract/…

Gruß
Olaf

Aber weiss es jemand hier aus erster Hand ?

Hm, aus erster Hand, das dürfte schwierig werden.
Gorilladamen können, soweit ich weiß, nicht schreiben.
Da in meinem Link aber auch noch angegeben ist, warum der Mensch diesen hilfreichen Knochen verloren hat, dürfte er schon stimmen.
Ansonsten halt mal bei Richard Dawkins nachlesen.

Gruß, Nemo.

Hallo Olaf,:

http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/abstract/…

darfst Du mehr als ich?!
Da kommt bei mir jedenfalls eine Fehlermeldung.

Gandalf

Hallo Gandalf,

keine Ahnung warum der Link bei Dir nicht funktioniert. Er sollte eigentlich die Zusammenfassung eines Artikels im ‚American Journal of Primatology‘ zeigen. Der Artikel beschäfigt sich mit einer vergleichenden Untersuchung der Penisknochenlänge bei Primaten. Fast alle Primaten haben ein Baculum. Der Mensch ist eine der Ausnahmen.

Für alle die den Link nicht öffenen können:

‚American Journal of Primatology‘ 1987, Band 13, Seiten 51-60

BACULUM LENGTH AND COPULATORY BEHAVIOR IN PRIMATES
Dr. A. F. Dixson *
MRC Reproductive Biology Unit, Centre for Reproductive Biology, Edinburgh, United Kingdom

*Correspondence to A. F. Dixson, MRC Reproductive Biology Unit, Centre for Reproductive Biology, 37 Chalmers’ Street, Edinburgh, EH3 9EW, England

Keywords
primate evolution • baculum • copulatory behavior

Abstract
The length of the baculum (os penis) was measured in 74 adult males representing 46 primate species. These data, and a review of previously published measurements, indicate that variation in baculum length among primates is related to taxonomic and behavioral differences. Thus, many New World monkeys have shorter bacula, relative to body weight, than Old World monkeys. The baculum is shorter in colobine monkeys than in cercopithecines. Among the great apes, reduction of the baculum is more pronounced in Pan and Gorilla than in Pongo. Very long bacula are found in some nocturnal prosimians (eg, Lorisidae) and also in Macaca arctoides. A comparison of baculum length relative to body weight was made in 34 species for which detailed information on copulatory behavi or was available. The presence of an elongated baculum was shown to correlate with copulatory patterns involving prolonged intromission and/or the maintenance of intromission during the postejaculatory interval (eg, Galago crassicaudatus, Loris tardigradus, M, arctoides). The evolutionary significance of these observations is discussed and it is suggeted that similar copulatory patterns may occur in species with elongated bacula (eg, Daubentonia, Perodicticus) for which behavioral data are lacking at present. The same hypothesis also applies to an extinct adapid primate which possessed a very large baculum.
Received: 3 July 1986; Revised: 28 November 1986

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Warum haben Menschen kein Baculum ?
Hallo Olaf, herzlichen Dank für das Zitat, ich kann es also nun als Tatsache betrachten, dass Menschenaffen einen Penisknochen haben.

Die Preisfrage ist : Warum hat der Mensch keines (mehr) ? Warum hat sich die „Schwellkörperfraktion“ in der Evolutionsgeschichte durchgesetzt ?

Ich bin allerdings kein Anhänger von (im Wiki-Artikel genannten) Richard Dawkin, der in meinen Augen einen „Kreationismus mit umgekehrten Vorzeichen“ vertritt, von egoistischen Genen, die einen Willen und ein Ziel haben und sich - quasi als Parasit - der Arten bedienen, um dieses Evolutionsziel zu erreichen.

Wer weiss was ?

MfG
Klaus

Die Preisfrage ist : Warum hat der Mensch keines (mehr) ?
Warum hat sich die „Schwellkörperfraktion“ in der
Evolutionsgeschichte durchgesetzt ?

Hallo,

das ist sicher eine Anpassung an das Tragen enger Designer-Unterwäsche.

Gruss Reinhard

Hallo Klaus,

ich habe mich bisher nicht besonders eingehend mit dieser Frage beschäftigt. Was ich noch aus dem Studium weis (und das ist schon eine Weile her) ist das die Erklärungsmodelle entweder nicht passten oder sehr hypothetisch und wenig überprüfbar waren. Unter das Letztere fällt denke ich auch die von Dawkin formulierte Hypothese, das die Frauen so besser erkennen konnten ob ein Mann gesund ist oder nicht. Die Frage wäre bei Dawkin auch wie sich solche Gene in der Population durchsetzen sollen. Der Mann und somit seine Gene hätten in diesem Fall ja keinen direkten Selektionsvorteil sondern nur die Frauen. Es gibt zwar eine geschlechstspezifische Evolution, aber in diesem Fall wäres es wohl besonders kompliziert. Man müsste wohl zumindest erwarten, das die Gene für die Ausbildung des Baculums auf dem X Chromosom und nicht auf dem Y Chromosom befinden. Ist das so? Ich habe keine Ahnung. Du solttest übrigens das mit den egoistischen Genen nicht wörtlich nehmen. Dawkins hat nie behaupted, dass Gene einen Willen oder ein Ziel haben. Er hat dies lediglich als Methapher benutzt. Darauf weist er in seinen Büchern auch ausdrücklich hin.

Bei den Primaten mit Penisknochen scheint die Länge u. a. mit der Kopulationsdauer zu korrelieren. Die Primaten ohne Penisknochen passen aber nicht in dieses Schema, da man bei diesen of sehr lange Kopulationszeiten beobachtet. Auch andere Faktoren wie Konkurrenz unter den Mänchen oder Sozialstruckturen ergeben wohl keine schlüssige und überprüfbaren Hyphotesen. Rückschlüsse aufgrund der Biologie anderer Primaten lassen sich wohl nicht unbedingt ziehen.

Mit anderen Worten: Ich habe keine Ahnung warum :frowning:

Gruß
Olaf

Hallo Klaus!

Die Preisfrage ist : Warum hat der Mensch keines (mehr) ?
Warum hat sich die „Schwellkörperfraktion“ in der
Evolutionsgeschichte durchgesetzt ?

Hier folge ich Richard Dawkins eigentlich auch nicht so ganz.
Tatsache ist aber, dass der Mensch den größten Penis von allen Primaten hat. Das muss sich ja nun auch irgendwie evolutionsbedingt entwickelt haben.
Denkt man darüber nach, so kann es eigentlich nur dadurch kommen, dass Menschenweibchen die Männchen mit dem größeren Penis bevorzugt haben.
Also könnte die Ableitung von Dawkins schon stimmen.
Möglicherweise könnte ein verknöcherter Schwellkörper aber auch nur einer Vergrößerung im Wege stehen.
Wer sich als Mann selbst mal beobachtet hat, wird gemerkt haben, dass die Größe die der erigierte Penis erreicht, variabel ist und sehr von der vorhandenen sexuellen Spannung abhängt.

Ich bin allerdings kein Anhänger von (im Wiki-Artikel
genannten) Richard Dawkin, der in meinen Augen einen
„Kreationismus mit umgekehrten Vorzeichen“ vertritt, von
egoistischen Genen, die einen Willen und ein Ziel haben und
sich - quasi als Parasit - der Arten bedienen, um dieses
Evolutionsziel zu erreichen.

Das hast du wirklich ganz falsch verstanden. Dawkins behauptet nirgends, dass Gene einen Willen oder ein Ziel haben.
Er versteht Gene in diesem Werk auch nicht als bestimmte Abschnitte auf der DNA sondern einfach als vererbbare Eigenschaften, die sich, in ihrem Zusammenwirken, Evolutionsbedingt, einfach so verhalten müssen, dass sie möglichst lange weiter gegeben werden. Alle Gene, die sich nicht so verhalten haben, sind ausgestorben.
Im Laufe der Zeit mussten die „Gen-Vermehrungs-Maschinen“ also die Individuen der Arten, dadurch eben immer besser und komplizierter werde.

Die scheinbare Abwertung des Individuum, also auch des Menschen, zum bloßen Genvermehrer, stößt vielen sauer auf, ist aber nur eine Frage der Betrachtungsweise.

Zweifelsohne stand am Anfang allen Lebens aber nichts weiter als eine komplizierte chemische Verbindung, die, unter Einbeziehung von Stoffen und Energie aus der Umgebung, in der Lage war, Kopien von sich selbst herzustellen.

Gruß, Nemo.

Die Preisfrage ist : Warum hat der Mensch keines (mehr) ?
Warum hat sich die „Schwellkörperfraktion“ in der
Evolutionsgeschichte durchgesetzt ?

Hallo Klaus,
Frat sich also, was der evolutionäre Vorteil eines nur zum Zweck der Zeugung sich zu wirkungsvoller Größe veränderten Penis sein mag. Denn das Vorhandensein eines Baculum wird diesen Körperteil in relatativ unvariablen Zustand versetzen.

Stelle Dir einen aufrecht durch die Savanne streifenden Jäger und sammler vor, der diesen empfindlichen Körperteil aufrecht vor sich herträgt. Ziemlich viel Aua! Dagegen kann sich dieser während der Jagd recht unscheinbare Körperteil mit seiner variablen Größe just in dem Augenblick wo er dem wartenden Weibchen erfolgreich seine Jagdbeute vorweist in einer seines Trägers Belohnung einfordernden Haltung und Größe präsentieren. Voila - Evolutionärer Vorteil: Maximaler Jagderfolg bei maximaler Belohnung.

Gruß
Eckard

…, dass die Größe, die der erigierte Penis erreicht,
variabel ist und sehr von der vorhandenen sexuellen Spannung
abhängt.

Hallo Nemo,

Interessant ist hier, dass durch den Schwellkörper die Begattung „demokratisiert“ wird : Die Frau bekommt, im Gegensatz zur Affendame, Einfluss auf die Sexualität des Mannes.

Auch wenn manchmal das Gegenteil behauptet wird, ist nicht jeder Mann ein potentieller Vergewaltiger (ein Gorlla schon eher), sondern wird - mit Ausnahme von ein paar Psychopathen - erst dadurch erregt, dass das Weibchen Paarungsbereitschaft signalisiert. Das heisst, die Frau hat - anders als andere Primatinnen - auch die Macht, den Mann „abzutörnen“.

Auch der für den Menschen-Mann nicht zu erkennende Zeitpunkt des Eisprungs passt in das Konzept, dass hier das Weibchen bestimmt, von welchem Männchen sie ein Kind empfangen will.

Auch ist die Häufigkeit des Eisprungs bei der Menschin ungewöhnlich hoch im Vergleich zu anderen Primaten. Sie gibt der Frau die Gelegenheit, abzuwarten und es einen Monat später erneut zu versuchen. Es gibt zwei Indizien dafür, dass sich dessen Frequenz im Laufe der Menschwerdung beschleunigt hat :

Erstens die Regelblutung. Die gesamte Schleimhaut wird abgestoßen und bis zum nächsten Eispung komplett neu aufgebaut, anstatt ihre Funktion bis zum nächsten Eisprung zu konservieren. Ökonomisch ausgedrückt „lohnt“ sich das umso mehr, je länger der Abstand zwischen zwei Eisprüngen ist - Beim (heutigen) Menschen also eigentlich eher nicht.

Zweitens die Menopause. Ein Ende der Fruchtbarkeit in relativ jungem Alter kommt bei anderen Prmaten nicht vor. Dazu muss man wissen, dass die Frau sämtliche Eizellen schon bei ihrer Geburt besitzt. Vielleicht reichten sie ja früher für das ganze Leben, weil nicht jeden Monat eines davon verbraucht wurde.

Na ja, but it ain’t necessarily so…

MfG
Klaus

Hallo Klaus.

Interessant ist hier, dass durch den Schwellkörper die
Begattung „demokratisiert“ wird : Die Frau bekommt, im
Gegensatz zur Affendame, Einfluss auf die Sexualität des
Mannes
.

Hier hast du wahrscheinlich den Schlüssel für das Ganze gefunden.
Menschen-Weibchen konnten sich, indem sie sexuelle Reize gezielt einsetzten, einerseits aussuchen, von wem sie begattet werden wollten, andererseits aber auch, mit wem sie eine Paarbindung eingehen wollten.
Sie waren befreit von jeglicher Zwangsbegattung.

Mögliche Vergewaltiger lasse ich außer Acht, sie spielen für die Erhaltung der Art kaum eine Rolle.

Ohne Paarbindung wäre aus dem Menschen niemals das geworden was er heute ist.

Im Übrigen bin ich strikt gegen die von einigen hier vertretene Behauptung, dass männliche Eigenschaften nur über das Y-Chromosom vererbt werden können.
Ich denke dass sowohl weibliche wie männliche Eigenschaften gemeinsam vererbt werden, das Y-Chromosom bestimmt, bis auf wenige Ausnahmen, grob gesagt nur das Geschlecht. Alles weitere, also welche Eigenschaften sich ausbilden, bzw. zurückgedrängt werden, wird dann über Hormone gesteuert.

Rein anatomisch gesehen gibt es z.B. keinen sehr großen Unterschied zwischen einer Vulva und einem Penis. Bis zu einem gewissen Alter ist das Geschlecht des Embryos äußerlich gar nicht zu erkennen.

Gruß, Nemo.

Auch wenn manchmal das Gegenteil behauptet wird, ist nicht
jeder Mann ein potentieller Vergewaltiger (ein Gorlla schon
eher), sondern wird - mit Ausnahme von ein paar Psychopathen -
erst dadurch erregt, dass das Weibchen Paarungsbereitschaft
signalisiert. Das heisst, die Frau hat - anders als andere
Primatinnen - auch die Macht, den Mann „abzutörnen“.

Hallo Klaus,

das ist vielleicht ein Wunschtraum notorischer Gutmenschen, sachlich aber Quatsch - wie könnte es sonst in den meisten Kriegen Massenvergewaltigungen der Verlierer geben? Fahr mal nach Bosnien-Herzegowina und frag die blöden Bosnierinnen, warum sie ihre Macht nicht ausgeübt haben.

Gruss Reinhard

Hallo Reinhard!

Krieg ist nicht der Normalzustand!
Da setzen andere Mechanismen ein, die allerdings auch biologisch erklärbar sind.
Unter anderem ist Vergewaltigung eben auch ein Zeichen von Macht und Unterwerfung.
In etlichen Kulturen gibt es, als Zeichen der Macht, durchaus auch die Vergewaltigung von Hetero-Männern durch Hetero-Männer.
Auch in Männer-Gefängnissen ist es üblich.
Nur wird sowas eben meist verschwiegen.

Auch darin ähneln wir den Bonobos.

Gruß, Nemo.

Hallo Klaus und Nemo,

Hier hast du wahrscheinlich den Schlüssel für das Ganze
gefunden.
Menschen-Weibchen konnten sich, indem sie sexuelle Reize
gezielt einsetzten, einerseits aussuchen, von wem sie begattet
werden wollten, andererseits aber auch, mit wem sie eine
Paarbindung eingehen wollten.
Sie waren befreit von jeglicher Zwangsbegattung.

ich habe aus mehreren Gründen Probleme mit dieser Theorie:

  1. Ohne Erektion nützt der Penisknochen auch nicht viel. Schaut Euch einmal die Tiere an die einen Penisknochen haben(Hunde, Katzen, Affen)an. Laufen die die ganze Zeit mit einem zur Kopulation bereiten Penis herum? Nein. Ein Penisknochen kann eine Zwangsbegattung erleichtern, muss es aber nicht. Ein Penisknochen kann auch das Verletzungsrisiko während einer Zwangsbegattung beim Männchen erhöhen. Und wir wissen leider das eine Zwangsbegattung auch ohne Penisknochen möglich ist.

  2. Nicht nur beim Menschen bestimmen die Weibchen Ihren Sexualpartner Bei Bären (haben ein Baculum) ist dies z. B. die Regel (d. h. sie lehnen Sexualpartner ab die ihnen nicht gefallen, es wäre wahrscheinlich auch eine blöde Idee eine Bärin zum Sex zwingen zu wollen). Chimpansenweibchen (insbesondere Bonobos) wählen ihre Geschlechtspartner aktiv selbst aus. Gleiches gilt wohl auch für die Orang Utans (hier bin ich mir allerdings nicht 100%ig sicher). Ich erinnere mich dunkel, dass es noch weitere Beispiele bei den Primaten gibt müsste dies aber überprüfen.

  3. Ich habe Probleme mir vorzustellen wie die genetische Selektion auf Grundlage dieser Theorie funktioniert haben soll. Haben die Weibchen gezielt Männchen ausgewählt, die keinen oder einen kleineren Penisknochen haben weil sie bei diesen einen größeren Einfluss auf dessen Sexualität hatten? Schwer vorstellbar.

Waren größere Penise attraktiever oder haben Konkurrenten eingeschüchtert und deshalb kam es zu einer Reduktion des Penisknochens? Ich glaube nicht. Die Penisgröße ist kaum durch den Penisknochen limitiert. Seht euch mal die riesigen Dinger von Walrössern an.

Vielleicht war der Penisknochen beim Sex den Weibchen schlicht unangenehm und sie haben deshalb Männchen mit weniger prominenten Penisknochen gewählt?

Hat sich das Baculum beim Menschen vielleicht mit der Entwicklung des aufrechten Ganges und der damit verbundenen Verlagerung der Vagina und des Uterus zu tun. D. h. war der Befruchtungserfolg mit Baculum schlechter als ohne? Könnte die Änderung der bevorzugten Stellung beim Koitus etwas damit zu tun haben? Ich habe bisher keine diesbzgl. Untersuchungen gesehen.

Im Übrigen bin ich strikt gegen die von einigen hier
vertretene Behauptung, dass männliche Eigenschaften nur über
das Y-Chromosom vererbt werden können.
Ich denke dass sowohl weibliche wie männliche Eigenschaften
gemeinsam vererbt werden, das Y-Chromosom bestimmt, bis auf
wenige Ausnahmen, grob gesagt nur das Geschlecht. Alles
weitere, also welche Eigenschaften sich ausbilden, bzw.
zurückgedrängt werden, wird dann über Hormone gesteuert.

Hallo Nemo ich nehme an Du sprichts hier mein vorangegangenes Posting an:

„…Unter das Letztere fällt denke ich auch die von Dawkin formulierte Hypothese, das die Frauen so besser erkennen konnten ob ein Mann gesund ist oder nicht. Die Frage wäre bei Dawkin auch wie sich solche Gene in der Population durchsetzen sollen. Der Mann und somit seine Gene hätten in diesem Fall ja keinen direkten Selektionsvorteil sondern nur die Frauen. Es gibt zwar eine geschlechstspezifische Evolution, aber in diesem Fall wäres es wohl besonders kompliziert. Man müsste wohl zumindest erwarten, das die Gene für die Ausbildung des Baculums auf dem X Chromosom und nicht auf dem Y Chromosom befinden. Ist das so? Ich habe keine Ahnung.“

Es ist wie Du sagst defenitiv nicht so, dass männliche Eigenschaften nur über das Y Chromosom vererbt werden. Den Eindruck wollte ich auch nicht erwecken. Gene die sich auf den sogenannten Autosomen befinden haben ebenfalls einen Einfluss auf die Ausbildung geschlechtspezifischer Merkmale und Gene auf den Geschlechtschromsomen X und Y beeinflussen Merkmale die nicht direkt mit dem Geschlecht zusammenhängen. Nur bzgl. der speziel von Dawkins konstruierten Hyphothese kam ich zu der Annahme, dass die entsprechenden Gene dann wohl auf dem X-Chromosom liegen müsten. Ist allerdings eine komplizierte Geschichte.

Gruß
Olaf

Hallo Klaus und Nemo,

Nochmal Hallo!

Hier hast du wahrscheinlich den Schlüssel für das Ganze
gefunden.
Menschen-Weibchen konnten sich, indem sie sexuelle Reize
gezielt einsetzten, einerseits aussuchen, von wem sie begattet
werden wollten, andererseits aber auch, mit wem sie eine
Paarbindung eingehen wollten.
Sie waren befreit von jeglicher Zwangsbegattung.

ich habe aus mehreren Gründen Probleme mit dieser Theorie:

Okay, ich will´s mal so einfach wie möglich machen:
Nehmen wir als Beispiel mal ein Artbedingt möglichst weit vom Menschen entferntes Tier, das (auch *g) einen großen Schwanz hat, den Pfau.
Pfauhennen begeistern sich stets für die Hähne mit den größten und schönsten Schwänzen. Warum, das wissen sie nicht, trotzdem hat sich diese Vorliebe vorteilhaft auf die Art ausgewirkt. Pfauhähne brauchen lediglich ihren Schwanz zu präsentieren und schon sind die Damen, nach sorgfältiger Auswahl, wer denn nun den schönsten hat, hin und weg!
(Ironische Anklänge kann und will ich nicht vermeiden, stehen aber der Wahrheit nicht entgegen.)

So ein langer, großer Schwanz ist aber für den Pfauhahn eigentlich nur hinderlich bei Futtersuche und Gefahr und sollte so eigentlich einer positiven Auslese im Sinne der Arterhaltung entgegen wirken. Deshalb hat der Pfau auch einen besonders gut entwickelten Abwurfmechanismus.
Unerfahrene Tierpfleger machen oft diese leidige Erfahrung, wenn sie die ziemlich wehrhaften Hähne fangen wollen. Plötzlich hat man den Schwanz in der Hand und der Hahn ist längst anderswo. Pfauhähne, die ihren Schwanz auf diese oder andere Art verloren haben, treten übrigens gar nicht erst zur Balz an, irgendwie wissen sie, dass es zwecklos ist.

Wo liegt nun der selektive Vorteil?
Er ist eigentlich ganz einfach: Ein Hahn, der einen, eventuell noch besonders großen und schönen, Schwanz bis zur Balzzeit behalten hat, muss ganz einfach sehr gesund und clever sein! Beste Voraussetzung für die Weibchen, ihre Gene mit guten Genen zusammen zu bringen. Die Hennen bilden ja keinen solchen Schwanz aus und wenn mal ein Hahn infolge seines hinderlichen Schwanzes drauf geht, spielt das für die Erhaltung der Art keine Rolle, es gibt ja noch genug andere.

Zurück zum Menschen. Ein Penis mit Baculum hat nicht viele Möglichkeiten Signale zu senden, er steckt in vorgegebener Größe in seiner Hülle und wird meist erst unmittelbar vor der Kopulation ausgefahren. Bei der üblichen Begattungsart unter Säugetieren kann das Weibchen das kaum noch sehen.

Wenn aber das, was da, mangels verknöchertem Schwellkörper so traurig herunter hängt, sich beim Anblick der weiblichen Reize nach oben reckt und auch noch vergrößert, dann wird das eine große Signalwirkung haben.

Den (vor-)menschlichen Damen dürfte es gefallen haben, zumal sie ja längst auch außerhalb der fruchtbaren Zeit Spaß am Sex gefunden hatten. Ein verknöcherter Schwellkörper, der das Baculum ja ist, hätte diese Signalwirkung wesentlich beeinträchtigt.

Und hier kommt nun die Theorie von Dawkins voll ins Spiel. Wer krank ist, Schmerzen oder Depressionen (Furcht) hat, bekommt keine oder nur eine mindere Errektion.
Die Vorliebe der Frauen für große, steife Penisse hat sich also sehr wohl positiv auf die Art ausgewirkt. Nebenbei hat diese Vorliebe eben auch bewirkt, dass der menschliche Penis heute so unverhältnismäßig groß ist.

Natürlich dürfte der aufrechte Gang und die frontale Begegnung der Geschlechter das Ganze ebenfalls begünstigt haben.
Schließlich haben sich ja auch bei der Frau die Brüste zu den auffälligsten Sexsignalen entwickelt.

Gruß, Nemo.

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Noch ein Detail…
Was mir auch noch einfällt : Der Mensch hat 23 Chromosomenpaare, die Menschenaffen jeweils 24. In der Biologie sind Mechanismen zur Verdopplung eines Chromosomenpaars bekannt, der umgekehrte Mechanismus eher nicht.

Das hieße doch eigentlich, dass nicht der Mensch durch Mutation aus der Evolutionslinie der Affen ausgeschert ist, sondern umgekehrt ! Salopp ausgedrückt stammt also nicht der Mensch vom Affen ab, sondern der Affe vom Menschen.

Somit wäre ja vielleicht die Entstehung des Penisknochens ein Fortschritt und nicht dessen Wegfall.

MfG
Klaus

Was mir auch noch einfällt : Der Mensch hat 23
Chromosomenpaare, die Menschenaffen jeweils 24. In der
Biologie sind Mechanismen zur Verdopplung eines
Chromosomenpaars bekannt, der umgekehrte Mechanismus eher
nicht.

Das hieße doch eigentlich, dass nicht der Mensch durch
Mutation aus der Evolutionslinie der Affen ausgeschert ist,
sondern umgekehrt ! Salopp ausgedrückt stammt also nicht der
Mensch vom Affen ab, sondern der Affe vom Menschen.

Hallo Klaus!

Die Frage, wer von wem abstammt hat sich eigentlich seit Darwin erledigt. Es gab einen Stamm von Menschenähnlichen, in heutiger Betrachtungsweise waren das natürlich Affen. Aus dieser Stammlinie haben sich nach und nach verschiedene Arten heraus gebildet, unter anderem eben auch die Arten, die heute noch leben. Alle diese Arten sind entstanden, weil sie sich durch Mutation und Selektion an besondere Lebensräume und -weisen angepasst haben. Wer dabei jeweils aus der ursprünglichen Stammlinie ausgeschert ist, ist ziemlich unerheblich, weil sich ja nach der „Gabelung“ beide Zweige ständig weiter entwickelt und verändert haben.

Um es mal ein wenig salopp zu sagen: Aus der Sicht des Gorillas sind natürlich Mensch und Schimpanse abgebogen, aus der Sicht des Schimpansen ist der Mensch abgebogen. Sowohl Gorilla wie Schimpanse konnten vor der Bedrohung durch den Menschen auf ihre Art prima leben.

Man kann daher durchaus sagen, dass sowohl Gorilla wie Schimpanse sich eher und besser angepasst haben, als die Linie, die dann letztlich zum Menschen führte. Wahrscheinlich war es unter anderem auch der Druck durch diese eher und besser angepassten Arten, die den Menschen hinaus auf die Steppe zwang, einen Lebensraum der den Menschenaffen (und als Baumbewohnern auch allen anderen Affen), ursprünglich fremd war.

Als kleine und relativ wehrlose Menschenaffenart, die sich hauptsächlich von Aas ernährte, standen die Vormenschen aber von da an unter einem ungleich höheren Selektionsdruck, als ihre in den besseren Lebensräumen zurück gebliebenen Vettern.

Es gab nur zwei Möglichkeiten, aussterben oder sich möglichst schnell weiter entwickeln. Wie wir alle wissen ist uns dieses Kunststück gelungen.

Somit wäre ja vielleicht die Entstehung des Penisknochens ein
Fortschritt und nicht dessen Wegfall.

Hier hast du den Nagel aufs Auge getroffen, oder wie das heißt. :smile:
(Jetzt weiß ich auch, was mich bei dieser Diskussion die ganze Zeit gestört hat. Wahrscheinlich ist der Penisknochen beim Menschen niemals weggefallen, sondern hat sich gar nicht erst entwickelt.)

Da die Wissenschaft davon aus geht, dass der Penisknochen ein verknöcherter bzw. verknorpelter Schwellkörper ist, ist eigentlich anzunehmen, dass er in der Entwicklungsgeschichte erst später entstanden ist.

Für die anderen Primaten war das, bedingt durch ihre Lebensweise, sicherlich ein Fortschritt.
Beim Menschen, der inzwischen einen ganz anderen Weg eingeschlagen hatte, eben nicht.

Gruß, Nemo.

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