Haben sich unsere Politiker mit der Kritik an Italien vergaloppiert?


Das finde ich schon, nur Schäuble hat´s ins rechte Licht gerückt.
Was hat die sich dabei gedacht, dass sie machen kann was sie will? Und sowas wird von uns heutzutage als Heldin gefeiert! ramses90

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Hallo!

Die Italiener sagen, nach der erfolgten Seenotrettung hätte man die Geretteten doch auch im (näher gelegenen) Lybien an Land gehen lassen können. Wenn man allerdings einen weiter entfernten Hafen anlaufen will, dann hätte man auch in wenigen Tagen einen Hafen in den Niederlanden (da ist das Schiff registriert) erreichen können.

Mit der akuten Seenot der Flüchtlinge hat das Anlaufen des italienischen Hafens nach Ansicht der Italiener nicht direkt zu tun, es handelt sich nach deren Ansicht eher um eine politisch motivierte Provokation.

Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Schöne Grüße!

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Die Rackete sehe ich schon als Heldin an, ein drei mal hoch für sie! Wie lange soll sie denn mit den Flüchtlingen auf See herumschippern?
Als Außenstehende kann man immer gut reden, wir wissen nicht, was für Einzelschiksale sich dahinter verbergen. Erst einmal muss man sich vor Augen führen, wie ist das, wenn man selber da als Flüchtling im Boot sitzt und auf ein vernünftigeres Leben hofft?

Das ist aber eine eher übergreifende Frage. Will man, dass jeder frei in die EU einreisen kann? Das wäre völlig problemlos zu realisieren, denn ein normales Flugticket kostet jeden Flüchtling weniger als der Umweg über die Schlepperbanden. Auch reguläre Schiffspassagen oder der Landweg über die Türkei oder über Ceuta wären dann möglich.

Kostet halt Geld, denn wenn ein paar Millionen kommen, dann woillen die auch versorgt werden. Aber wenn die Gesellschaft das will, dann kann man das machen.

Ich geh dann übrigens anschließend nach Afrika, weil da dann viel Platz ist, da kauf ich mir eine kleine Farm und betreibe Ackerbau und Viehzucht!

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Die Bezeichnung als „Heldin“ ist eher mit Vorsicht zu genießen, sie hat eigentlich nur Jagd nach Menschen in Not gemacht. Und dabei auch alle Konsequenzen in Kauf genommen, die auf sie, aufgrund des gülltigen Seerechts, zugekommen sind. Siehe auch Seenot:


Sie hat gewusst, was sie macht und was sie erwartet.
Gruß

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Nun ja, es gibt darüber ebend mehrere Meinungen, wir wissen darüber doch auch nicht alles und uns wird auch nicht alles gesagt. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung, sie ist eine Heldin, weil sie sich für das Wohlergehen anderer Menschen einsetzt und da für sich auch Nachteile in kauf nimmt.

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Das ist halt ein Thema, in dem die Zuweisung der Theaterrollen „Schuft/in“ und „Held/in“ ganz schwierig, und wahrscheinlich immer falsch ist.

Jemand, der Menschenleben rettet, ist ein Held.
Punkt!

Da muss er aber natürlich noch lange kein „politischer Held“ sein, und dass er strukturell in das Spiel der „Schufte“ eingebunden sein mag (Schäubles Hinweis, der natürlich einen Wahrheitsmoment hat), tut dem auch keinen Abbruch.

Gruß
F.

Der Bundesaussenminister möchte Italien „deutlich machen“, dass nur eine Freilassung am Ende des Verfahrens stehen kann. Ganz grosses Kino.
Und wenn nicht? Dann wird Rackete von einem Spezialkommando befreit und mit einem Fieseler Storch ausgeflogen.

Dem steht nun das Seerecht entgegen, da man Menschen in Seenot nicht dort an Land setzen darf, wo ihnen Gefahr für Leib und Leben droht.

Wobei sich die Frage stellt, ob das in (ganz) Lybien so ist.

Aber ist ja auch egal, denn die Italiener sagen auch, alternativ soll sie weiterfahren nach Holland, zum Heimathafen des Schiffes. Einige Tage Seereise seien zumutbar.

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Schauen wir mal was das Auwärtige Amt sagt:

Vor Reisen nach Libyen wird gewarnt.
Deutsche Staatsangehörige, die sich gegebenenfalls dort noch aufhalten, werden zur sofortigen Ausreise aufgerufen.
Innenpolitische Lage
Die Lage ist in weiten Teilen des Landes sehr unübersichtlich und unsicher.
Gegenwärtig kommt es im Großraum Tripolis und einigen weiteren Städten im Nordwesten Libyens zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Kräften der international anerkannten Regierung des Nationalen Einvernehmens und Einheiten der sogenannten Libyschen Nationalen Armee. Hiervon ist auch der Flughafen Mitiga in Tripolis betroffen, der am 8. April 2019 bis auf weiteres geschlossen wurde.
Auch in anderen Landesteilen kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, von denen auch Ausländer betroffen sein können. In den vergangenen Monaten kam es zu Kampfhandlungen u.a. im Süden Libyens in der Region Sabha.

Eine Reisewarnung heißt nicht, dass jedem Einheimischen dort unmittelbare Gefahr droht.

Aber ist ja auch egal, darum geht es mir doch garnicht. Ich sage nur, dass ich verstehen kann, dass die Italiener sagen, Rackete soll nach Holland fahren, wo sie (bzw. ihr Boot) herkommt.

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Du bist also Schiffsexperte oder glaubst Du alles, was Salvini so sagt?
Das würde dann aber ein schlechtes Licht auf Dich werfen.

„Die Aussage des italienischen Innenministers Matteo Salvini, das Schiff, das unter niederländischer Flagge fährt, hätte doch in die Niederlande weiterfahren können, hält Schatz für weltfremd. Das Schiff sei nicht dazu ausgelegt und hätte selbst als Seenotfall enden können.“

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Schatz sagt aber auch:

„aber letztlich regelt das Seevölkerrecht nicht, wie diese Situation zu lösen ist“

Die Italiener fragen sich halt, warum sie die Lasten tragen sollen. Die Seenotretter schippern vor der Küste Lybiens, in dem Wissen, dass die Boote da warten, legen die Schlepper in Lybien ab und lassen sich retten. Damit schafft sich auf See das Angebot seine Nachfrage („See’sches Theorem“ haha, kleiner Witz für Wiwis).

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Und das sagt die zuständige Richterin dazu:

Nach Informationen der Nachrichtenagentur ANSA ließ das Ermittlungsgericht die von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe, Rackete habe Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und ein Kriegsschiff geleistet, fallen. Dem Vorwurf der Beihilfe zur illegalen Migration soll sie sich am 9. Juli in einer Vernehmung stellen. So lange müsste Rackete wohl noch in Italien bleiben. Vella begründete ihr Urteil damit, dass Rackete im Rahmen ihrer Pflichten gehandelt habe. Die Untersuchungsrichterin betonte, dass Rackete gezwungen worden sei, Lampedusa anzusteuern, weil die Häfen in Libyen und Tunesien nicht sicher seien.

Die Reaktion Salvinis zeigt auch deutlich, wieso es gar nicht so verkehrt ist, der italienischen Politik ein wenig auf die Finger zu schauen:

Auf Facebook wurde Salvini noch deutlicher: „Der Platz dieses Fräuleins wäre an diesem Abend das Gefängnis gewesen. Ein Richter hat entscheiden, dass es nicht so ist.“ Das sei kein Urteil, das Italien gut tue: „(…) wir werden diese Justiz verändern.“

Zur Erinnerung: Dieser Hampelmann ist der italienische Innenminister.

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Von Tunis bis Rotterdam sind es etwa 2150 Seemeilen. Das wären selbst bei der theoretischen Höchstgeschwindigkeit von 10 Knoten mindestens 9 Tage auf hoher See (zum größten Teil Atlantik) gewesen.

Diese Frage stellte sich aber schon länger nicht mehr:
Erzbistum Turin will Geflüchtete aufnehmen

Wie auch in früheren Fällen sei „die Kirche von Turin bereit, ohne Lasten für den Staat diese Brüder und Schwestern umgehend aufzunehmen, wenn das zur Lösung des Problems dienen könnte“, sagte Erzbischof Cesare Nosiglia bei einer Messe im Dom.

Auch aus Deutschland gab es Angebote, sich um die Flüchtlinge zu kümmern. Salvini ging es aber nie um eine sachliche Lösung dieses Problems. Er schafft selber eine Notsituation um daraus dann politisches Kapital zu schlagen. Sein Angriff auf die italienische Justiz zeigt ja ganz deutlich, wes Geistes Kind er ist.

Hallo,
Frankreich, Spanien, Portugal, Niederlande und Deutschland ?
Es mag ja sein, dass das Rettungsschiff wirklich nicht die Fahrt in einen Hafen eines dieser Länder geschafft hätte , es hätte aber doch sicher die Möglichkeit gegeben die Flüchtlinge auf offener See in ein entsprechend seetüchtiges Schiff umzusetzen und dann in eines dieser Länder zu bringen, warum musste es also zwingend Italien sein ?
Gruß
Czauderna

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Hallo,
Na ja, es geht auch anders wie man sieht und es war die italienische Justiz.
Gruß
Czauderna

Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass der italienische Vorschlag, das Schiff möge doch einen niederländischen Hafen anlaufen, nicht sehr realistisch war.

Warum sollte es denn ein anderes Land sein? Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt, das Lampedusa doch recht nah war.

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