Wieso sollte jemand, der Bürger eines Landes wird, Dinge
wissen, die teilweise a) mit dem Land nur am Rande was zu tun
haben und b) weite Teile der Bevölkerung nicht wissen?
LERNEN?
Die Frage war „wieso“ und nicht „wie“.
Nicht vergessen: Bei der Geschichte geht es darum, daß nicht
jemand Deutscher wird, der weder Sprache noch Grundwerte der
Gesellschaft kennt. Mit diesem Fragebogen wird abgeklärt, ob
jemand ein Studium der Philosophie, Politologie oder
Geschichte absolviert hat.
Ach was das ist doch Allgemeinbildung. Ein Buch über
Deutschland und das hat man intus.
Was ist denn ein Buch über Deutschland? Ein Reiseführer? Mit dem kommst Du bei dem Test sicherlich nicht weit. Anders formuliert: Nenn mir doch bitte mal „ein Buch über Deutschland“.
Mit ähnlicher Irritation würde wohl
auch ein Fahrschüler auf die Frage nach der Anzahl der
beweglichen Teile eines Motors oder der Herkunft der für den
Lack des Fahrzeugs eingesetzten Farbpigmente reagieren.
Bei der Führerscheinprüfung wird man in der Tat jede Menge
Schwachsinn gefragt. Und auch da ist ganz schön unfair: Wer
aus dem Ausland neu dazukommt und seinen Führerschein
nostrifizieren lassen will, muß auch allerhand dumme Frage
beantworten, die jemand, der ihn schon hat, nicht beantworten
muß. Ein glatter Witz vor allem, wenn DEIN Führerschein mehr
wert ist als der andere… Was willst du da dagegen machen?
Derjenige, der ihn hat, mußte die Fragen auch beantworten, es sei denn, daß es die Fragen noch nicht gab. Aber Du igorierst meinen Vergleich völlig bzw. zerrst ihn in eine völlig andere Richtung. Und wenn ich schon was von „mehr wert“ lese, bin ich wieder mal kurz vorm Schreikrampf.
Zeigs mir, dann reden wir weiter.
Ich habs nie probiert, aber kenne Leute, die es getan haben.
Das sind richtige Prüfungen und Gesinnungstests, und auch ein
Test zu Sprache. Glaube nicht, daß das SOOOO außergewöhnlich
ist, daß es bestimmte Auflagen bei der Einbürgerung gibt. Ich
denke das macht jedes Land so.
Es hat keiner was dagegen, wenn Dinge abgefragt werden, die relevant sind, um dieses Land und seine Kultur so weit zu verstehen, daß man hier leben kann ohne ständig anzuecken oder völlig den Überblick zu verlieren. Es ist hingegen vollkommen belanglos, die Namen dreier deutscher Philosophen runterbeten zu können, und zwar allein schon deshalb, weil allein die Kenntnis der Namen keinerlei Bezug zu deren Lehren/Theorien darstellt, genauso, wie man nicht mit Kenntnissen der Kernphysik glänzen kann, nur weil man die Namen Hahn, Einstein, Planck oder Born sturzfrei über die Zunge bekommt.
Mal abgesehen davon, daß ich gestern eine halbe Stunde mit jemandem, der Philosophie als Nebenfach hatte, darüber diskutiert habe, ob denn bspw. Nietzsche oder Heidegger als Philosophen bezeichnet werden könnten. Die Frage ist sowas von Banane, daß einem dazu kaum noch was einfällt. Und es ist beileibe nicht die einzige.
Die Frage nach der 5-Prozenthürde ist auch ein schönes Beispiel. 60% der Deutschen kennen den Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme nicht, was eigentlich eine essentielle Sache ist. Diesen Leuten brauchst Du mit Banalitäten wie Gewaltenteilung, Wahlrecht und Geschäftsordnung des Bundestages gar nicht erst zu kommen.
Oder anders: Gleiches Recht für alle. Wenn ein Deutscher diese Fragen nicht beantworten kann, darf er auch nicht wählen. Entspricht voll meiner Vorstellung für einen Wahlführerschein.
Ach, nebenbei: Es hat mich ungefähr eine Minute gekostet, die Fragenliste für die USA zu finden:
http://uscis.gov/graphics/services/natz/100q.pdf
Da gehts ausschließlich um die Geschichte, die Verfassung das Regierungsystem der USA. Einige Fragen finde ich schon sehr happig für ein Land, dessen Bevölkerung zu 60% auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges die Sowjetunion in der NATO wähnte, aber gut. Da gibts aber kein Geschwafel von Philosphie, irgendwelchen blöden Fußballspielen oder anderen Sportereignissen. Keiner fragt, wer die Freiheitsstatue erfunden oder die Präsidentengesichter in den Fels gekloppt hat.
Und noch nebenbeier: Die Fragen konnte ich alle beantworten und ich denke nicht daran, Bürger der USA zu werden.
Gruß,
Christian