Leider habe ich keine Informationen darüber finden können, warum im Handball vor allem kleine Städte die große Geige spielen.
Wie ist das historisch zu erklären?
Leider habe ich keine Informationen darüber finden können, warum im Handball vor allem kleine Städte die große Geige spielen.
Wie ist das historisch zu erklären?
Hallo!
Es stimmt ja nicht generell: Hamburg, Kiel und Magdeburg sind durchaus große Städte, früher kam noch Essen dazu, und hinter manchen vermeintlichen kleinen Käffern verbergen sich durchaus große Städte: Gummersbach ist eigentlich Köln, Kronau-Östringen eigentlich Mannheim. Dann sind es auch im Fußball nicht immer die großen Metropolen, die sich durchsetzen, sonst wären Berlin, Düsseldorf, Leipzig … nicht weniger erfolgreich als Hoffenheim, Mönchengladbach, Kaiserslautern …
Trotzdem gebe ich Dir recht, dass im Handball häufiger kleine Städte erfolgreich sind als im Fußball. Warum? Handball ist ein Hallensport. In ein Fußballstadion passen grob über den Daumen gepeilt zehnmal mehr Fans als in eine Halle. Deswegen ist es für eine kleine Stadt einfacher, eine Halle voll zu kriegen als ein Stadion. Vielleicht ist das der Grund.
Michael
Deinen Puntken kann ich zustimmen, allerdings behaupte ich einfach mal, dass es großen Städten tendenziell NOCH einfacher fallen sollte, die „kleinen“ Hallen zu füllen.
Ich dachte da an ein Art Gentlemen’s-Agreement, dass eben Großständte keine Handballmannschaften stellen sollen, die erstklassig sind.
Hallo,
nach langem Überlegen und weil mich das selbst schon oft interessiert hat, komme ich zu folgender Vermutung:
Erfolgreiche Handballmannschaften kommen wirklich oft aus Dörfern, siehe Großwallstadt, Leutershausen, Niederwürzbach die man zuerst mal im Atlas suchen muss.
An der Diskrepanz zwischen Hallen- und Stadionkapazität kann es nicht liegen, sonst träfen wir dieses Phänomen auch im Basketball an. Dort sind zwar auch einige Kleinstädte verteten, aber die Meisterschaften gehen doch eher nach Berlin, Köln, Leverkusen usw.
Auch im Eishockey gibt, besser gab es, zahlreiche Kleinstädte wie Landshut, Bad Tölz, Garmisch. Dieser Umstand ist aber den klimatischen Bedingungen zuzuschreiben, denn Eishockey ist eine Wintersportart, also wird dieser Sport in Bayern logischerweise häufiger betrieben als im Norden.
Das Rätsels Lösung dürfte in der Finanzierung des Ganzen liegen. Um eine erfolgreiche Fußballmannschaft zu sponsoren braucht es Unmengen mehr an Geld als im Handball.
Sind im Fußball Großkonzerne mit Milliardenumsatz notwendig, die erfahrungsgemäß eher in Großstädten angesiedelt sind, so kann im Handball auch mal der Schraubenhändler Müller aus Hintertupfingen eine große Mannschaft zusammenkaufen.
Nach Absprung eines solchen Sponsors verschwinden solche Dorfclubs dann schnell wieder in den niederen Klassen (Birkenau, Leutershausen, Niederwürzbach, Willstätt, Schutterwald).
Für die wirklich großen Firmen ist Handball nicht lukrativ genug. Der Werbeeffekt beim Fußball ist unweit höher, deshalb können mittelständische Betriebe relativ ungestört von den Großkonzernen im Handball sponsoren.
Und diese Unternehmen sind in Kleinstädten ebenso angesiedelt wie in den Großstädten, so dass ein Dorfclub die gleichen Chancen hat erfolgreich zu sein wie eine Großstadtmannschaft.
Gruß
Lawrence
Hallo!
An der Diskrepanz zwischen Hallen- und Stadionkapazität kann
es nicht liegen, sonst träfen wir dieses Phänomen auch im
Basketball an.
Jein. Basketball hat in Deutschland einfach nicht die gleiche Tradition wie Handball. Ich schreibe diese Zeilen 10 km Luftlinie von der „Hölle Süd“ entfernt. (Für Nicht-Eingeweihte: Das ist die Spielstätte von Frisch Auf! Göppingen). Frisch Auf! war in den 50er und 60er Jahren Deutscher Serienmeister. Handball hatte im nahe gelegenen Stuttgart nie wirklich eine Chance. Ob es an Frisch Auf! oder an der Konkurrenz zum Fußball lag, lässt sich schwer sagen. Aber Basketball entstand dann hier auch eher in der Provinz: In Tübingen und Ludwigsburg. (Okay, Göppingen, Ludwigsburg und Tübingen sind nicht wirklich „Dörfer“ - aber es sind auch keine echten Großstädte).
Dort sind zwar auch einige Kleinstädte
verteten, aber die Meisterschaften gehen doch eher nach
Berlin, Köln, Leverkusen usw.
Im Handball gingen die Meisterschaften seit 1993 an folgende Städte:
Flensburg, Magdeburg, Lemgo (2x), Kiel (13x). Kiel hat die größte Halle der Handballliga und kriegt sie auch voll (Ganz ist dieses Argument also nicht von der Hand zu weisen). Wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen, dann sind der HSV (Hamburg) und die Rhein-Neckar-Löwen (Kronau-Östringen, eigentlich: Mannheim) wohl diejenigen, die am ehesten das Potenzial haben, die Kieler Dominanz zu durchbrechen.
Was ich damit sagen will: Was die Titel anbetrifft, scheint es auch im Handball eine Tendenz zu großen Städten zu geben.
Was das Sponsering anbetrifft, stimme ich Dir voll und ganz zu. Aber diese Argumente widersprechen sich auch nicht, sondern sie ergänzen sich gegenseitig: Wo keine Fans sind, gibt es auch keine Sponsoren.
Michael
Ich schreibe diese Zeilen 10 km
Luftlinie von der „Hölle Süd“ entfernt. (Für
Nicht-Eingeweihte: Das ist die Spielstätte von Frisch Auf!
Göppingen).:
Hallo,
ein Landsmann!!
Kommsch dann jetzt eher von Eberschbach oder eher von Donzdorf?
Interessant finde ich, dass die erfolgreichen Großstädte im Handball beim Fußball wirklich keine große Rolle spielen.
Kiel und Flensburg sind da völlig konkurrenzlos.
Vormals TuSeM Essen. Die Zeiten von Rot-Weiß und Schwarz-Weiß im Fußball sind längst vorbei.
Einzig der HSV Hamburg scheint jetzt die Aunahme von der Regel bilden zu können.
Es scheint wirklich so zu sein, dass Handball nur dort erfolgreich sein kann, wo der Fußball scheitert.
oder umgekehrt?
Übrigens wird in Stuttgart Handball gespielt, allerdings vom Dorfclub TV Bittenfeld. Immerhin ein inzwischen ambitionierter Zweitligaclub (das wiederum kann ich beurteilen wegen meiner geographischen Nähe).
Was die Finanzierbarkeit anbetrifft habe ich etwas gegoogelt.
Der Serienmeister THW Kiel hat einen Etat von 9,5 Millionen Euro.
Bezogen auf den Fußball entspricht das einem Zweitligisten mit Aufstiegsambitionen, der mit diesem Etat nach dem Aufstieg aber untergehen würde.
Den Durchschnittsetat der Hanballbundesligisten ergoogle ich mit 3,1 Millionen.
Das entspricht im Fußball einem Drittligisten SV Sandhausen. Einem Dorfverein also. Da schließt sich wohl der Kreis.
Gruß
Lawrence
Hi,
Aber Basketball entstand dann hier auch eher in der Provinz:
In Tübingen und Ludwigsburg. (Okay, Göppingen, Ludwigsburg und
Tübingen sind nicht wirklich „Dörfer“ - aber es sind auch
keine echten Großstädte).
Basketball wurde zunächst ganz überwiegend an Universitäten gespielt, so dass sich auch in solchen Städten die entsprechenen Vereinsmannschaften bildeten. Erst später ist das, nachdem Geld mit Sport für Sponsoren zu verdienen war, mehr und mehr in die Großstädte abgewandert.
Gruß
Dea
In Hamburg gab es jahrzehntelang das Problem, dass ausser der Alsterdorfer Sporthalle, die eigentlich eher der Polizei-Ausbildung diente und zudem als einzige Konzerthalle für Rockkonzerte herhalten musste, gar keine Halle für den Bundesliga-Handball zur Verfügung stand. Ich denke, das dürfte bei anderen Großstädten ähnlich sein. Der Spiel-und Trainingsbetrieb der Bundesliga beanspucht eine entsprechend große Halle, die regelmäßig genutzt werden kann. Zudem kommen ggf, noch Zeiten für den notwenigen Auf-und Umbau nach anderen Veranstaltungen - kurz: Im Ligabetrieb eigentlich kaum zu schaffen. Da aber früher ebenso wie die Fussballstadien die Hallen selten im Besitz des Vereins selbst waren ( Bauherren waren meines Wissens in den 50gern und 60gern eher die Städte und Gemeinden ) war vermutlich gerade in Großstädten das Interesse, eine teure Halle nur für die „Randsportart“ Handball zu bauen, eher gering. Da konnte man als grinsender Bürgermeister bei der Einweihung oder Rettung der Fußballstätten mehr Punkte machen