Hallo!
Ich schreibe einen längeren Vorspann, damit Ihr mein Problem verstehen könnt:
Ich höre sehr gerne Musik, auch klassische Musik, halte mich aber für sehr unmusikalisch. In der Schule war ich immer diejenige, die falsch singt, Unterschiede zwischen verschiedenen Instrumenten höre ich quasi nicht (außer natürlich bei sehr unterschiedlicher Tondauer, wie z.B. Klavier und Flöte) und praktische Aufgaben, wie Gehördiktate, Bestimmung von Intervallabständen sind mir immer sehr schwer gefallen (da war ich allerdings nicht die Einzige).
„Peter und der Wolf“ ist vom pädagogischen Konzept z.B. daran gescheitert, daß ich schlicht nicht kapiert hatte, daß man die Unterschiede zwischen den Instrumenten hören sollte, bzw., daß ich gar nicht auf die Idee kam, daß so etwas überhaupt möglich ist. (Ist vielleicht für Musiklehrer ganz interessant.) Ca. 20 Jahre später hat mir das mein Partner mal erklärt, aber bis dahin war ich überzeugt, daß z.B. ein hohes c auf einer Geige wie auf einer Flöte wie auf einer Stimmgabel exakt gleich klingt und hatte eine vage Vorstellung, daß verschiedene Instrumente benutzt werden, weil man manchmal kürzere und manchmal längere Töne braucht, bzw., nicht alle den gleichen Tonumfang haben oder unterschiedlich laut sind. Oder ich dachte, daß sie vielleicht von einem Instrument zum anderen so um Vierteltöne variieren und man dies trotzdem noch c nennt.
Ich war auf dem neusprachlichen Zweig eines musischen Gymnasium und unsere Musiklehrer waren vermutlich gut. Allerdings haben sie bestimmte Dinge vorausgesetzt und nicht extra erklärt. Ich dagegen konnte wohl nicht die richtigen Fragen stellen, da ich gar nicht wußte, welche Unterschieden andere Leute ganz automatisch hören können.
Heute habe ich nun die Grundlagen von der Physik her verstanden (ich bin Physikerin), ich weiß, daß die Tonhöhe durch die Frequenz bestimmt wird und auf jedem Instrument gleich ist und es daneben noch die Form der Wellenfunktion gibt, welche die Unterschiede in den Instrumenten ausmacht und daß die meisten Leute dies hören.
Aber viele Dinge sind mir nach wie vor unklar und damit komme ich allmählich zum Punkt. Gestern haben wir nämlich in einer größeren Gruppe darüber diskutiert. Alle außer mir meinten von sich, daß sie musikalisch seien (wenn auch ohne das absolute Gehör), konnten mir meine Fragen aber auch nicht beantworten. Wir haben es dann folgendermaßen zugespitzt: Jemand spielt auf einem perfekt gestimmten Klavier. Es kommen also nur halb- und ganzzahlige Tonabstände vor.
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Kann ein Zuhörer mit gutem (aber nicht absolutem) Gehör - ohne natürlich das Stück zu kennen - hören, in welcher Tonart es gespielt ist? Wenn ja, woran macht sich das fest?
Bei absolutem Gehör ist es ja noch klar, da hört man eben, ob z.B. f oder fis vorkommen und weiß dann, c-Dur oder mindestens g-Dur, usw. Aber ohne absolutes Gehör hört man ja nur die Intervalle und ich habe den Eindruck, daß in jeder Tonart jedes Intervall von 1/2 bis 8 möglich sein müsste??? -
Wenn man das Stück nicht kennt, kann man dann hören, wenn der Klavierspieler einmal daneben greift? Alle anderen waren sich hier einig, daß man das hört (während sie sich bei Frage 1. auch nicht sicher waren). Einer meinte dann, er hört, ob das Stück in Dur oder in Moll gespielt wird (ok, hier habe ich auch den Eindruck, daß ich es hören kann), und wenn dann der Spieler daneben greift, gäbe das meistens einen Mollakkord und das hört man. Bzw., wie jemand anders sagte, es gäbe eine Disharmonie. Aber was ist ein Moll-Akkord, bzw. eine Disharmonie? Sind bestimmte Intervalle ganz verboten, bzw., gehören nur entweder zu Dur oder zu Moll?
Einer sagte dann, er höre, wenn es hier z.B. eigentlich einen Dreiklang geben sollte, der aber knapp verfehlt wird. Wenn ich aber das Stück nicht kenne, dann weiß ich ja nicht, ob an dieser Stelle wirklich ein Dreiklang kommen sollte, oder ob dieser Beinahe-Dreiklang vielleicht so geplant war? Oder sind Beinahe-Dreiklänge nicht erlaubt, bzw. ganz allgemein bestimmte Tongruppierungen verboten? -
Die Frage, die vielleicht der Schlüssel ist: Was ist der Unterschied zwischen C-Dur und A-Moll, die ja die gleichen Noten haben sollen. Wie können 2 Stücke, die mit den gleichen Noten gespielt werden, unterschiedlich klingen?
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Stimmt es, daß der Abstand der verschiedenen Noten innerhalb einer Oktave logarithmisch ist (daß sich also die Frequenz von einer Note zur nächsten immer um den gleichen Faktor vergrößert)?
Ist etwas lang geworden, aber ich hoffe, ich konnte klar machen, wo meine Verständnisschwierigkeiten liegt. Mich würde es wirklich interessieren, ob sich hier Regeln oder zumindest Gewohnheiten formulieren lassen. Vielleicht lerne ich ja auch irgendwann einmal besser zu hören, wenn ich erstmal verstanden habe, was ich überhaupt hören kann.
Mit vielen Grüßen, Stefanie