Aus überparteilicher Sicht kann man nur zwei Standpunkte
einnehmen:
Situationen, in denen man „nur zwei Standpunkte einnehmen kann“ sind mir eher suspekt, zumal mir der zweite überparteiliche Standpunkt in deiner Liste fehlt.
Ich denke jedoch auch, dass ein realpolitischer Blickwinkel besser ist, als über den Dingen stehen zu wollen. Wobei dein realpolitischer Blickwinkel zweifelsfrei ein anderer ist, als meiner.
Entweder die iranische Vernichtungsdrohug ist
legitim - dann ist die Liquidierung von Terroristen durch
Israel ebenfalls legitim, und auch der Irakkrieg zur Sicherung
des Öls, und auch die Zerstörung einer Atomanlage durch
Israel.
Nein, denn was der Iran verbreitet, sind Drohungen - üble Drohungen, die auch entsprechende internationale Empörung hervorgerufen haben. Aber so unfassbar die Worte auch waren, es waren Worte. Israel, die USA und andere haben aber Taten folgen lassen.
Hier ist schon ein gewisser Unterschied. Die Drohung „Ich bringe dich um!“, betrunken an meinen verhassten Kollegen gerichtet, brächte mir realistisch gesehen eine Geldstrafe (wenn ich Pech hätte), Zyankali in seinem Bier wahrscheinlich 10 Jahre.
Oder man stellt sich auf den Standpunkt der Realpolitik und
lehnt es ab, überhaupt eine überparteiliche Sicht einzunehmen.
Dann sind die Zuordnungen „legitim“ und „nicht legitim“ nicht
mehr auf Staaten und ihre kriegerischen Absichten anwendbar.
Man beschränkt sich dann auf seine eigene Sicht, die sich
daraus ergibt, welche Knarre einem eher an den Kopf gehalten
werden könnte.
Da stimme ich dir völlig zu!
Jetzt kann sich ja jeder hier mal fragen, wo er sich stehen
sieht. Für mich ist die Sache klar: Die Aussage „das ist
legitim was die Iraner sagen“ ist für mich inhaltsleeres
Wortgeschwall aus einer pseudo-objektiven Außensicht.
Ja, das sehe ich zwar auch so, nur dass auch die „Innensicht“ nicht objektiv sein kann. Deine Meinung wird sich schwerlich mit der der meisten Iraner decken…
Die
Iraner sind daran zu hindern, mit allen Mitteln - Punkt.
Am Reden? Das wird schwer werden. Es seie denn, man brächte alle Iraner um. Doch das könnten linke israelfeindliche Europäer doch als Völkermord bezeichnen, nicht wahr?
An der Urananreicherung könnte man den Iran zwar gewaltsam hindern, doch mit welcher Begründung? Vielleicht will der Iran ja wirklich Kernkraftwerke nur zur Stromgewinnung betreiben? Ich glaube es ja auch nicht, nur zählt nicht, was ich denke.
Um zu
diesem Schluß zu kommen braucht man kein Israeli zu sein. Es
reicht, Europäer und Westler zu sein.
Ich bin zwar kein Westler (was auch immer das ist), aber überzeugter Europäer. Ich kann es trotzdem nicht ganz nachvollziehen. Vor allem klingt aus pro-israelischen Kommentaren häufig heraus, dass Israel sich ja nur verteidigen wolle und trotz seines umfangreichen Waffenarsenals keine Gefahr für andere Länder darstellen würde - was ich wiederum für ein Märchen und CNN-Niveau halte.
Egoistisch gesehen, wäre eine Atommacht Iran für mich keine wirkliche Bedrohung. Höchstwahrscheinlich würde der Iran, selbst wenn er eine A-Bombe hätte, diese niemals einsetzen, geschweige denn Israel treffen. Dass sich Terroristen einer konventionellen Atombombe (speziell einer Uranbombe) bemächtigen, ist ebenso unwahrscheinlich. So ein Ding lässt sich nicht gut in einem VW-Bus transportieren. Das Risiko einer „schmutzigen Bombe“ existiert mit und ohne iranischem Atomprojekt.
Sehr provokant formuliert: wie gross ist andererseits die Wahrscheinlichkeit, dass eine atomare Bewaffnung des Iran Israel und dessen zukünftige (potentiell grössenwahnsinnige?) Führer davon abhält, einen Krieg vom Zaun zu brechen? Ich bin gegen jedes Wettrüsten, aber wenn eine Seite alle Zügel in der Hand hält und keine Kontrolle derer Aktivitäten möglich ist, dann gefällt mir das auch nicht.
Manche Europäer und Westler sehen das anders und
sympathisieren mit der anderen Seite (warum bleibt
unausgesprochen).
Ich sympatisiere mit keiner Seite. Ich will weder eine Auslöschung Israels noch einen Krieg gegen den Iran, sondern würde mir zukünftig eine starke UNO wünschen - aber mir ist klar, dass das in die Kategorie Utopien fällt. Ganz nebenbei wünsche ich mir realistisch, immer heil aus dem Flugzeug auszusteigen, das mich aus Damaskus oder Doha zurück ins friedliche Europa bringt…
Grüße,
Bernd