Hast du Geld einstecken?

Hallo zusammen,

ich hab eine Frage zu einer bestimmten Redensart.
Wenn ich jemanden fragen möchte ob er Geganstand X mit sich führt frage ich in der Regel (z.B.):

„Hast du Geld einstecken?“ oder „Hast du Taschentücher einstecken?“.

Ich verwende diese Formulierung nicht bewusst. Ich glaube, dass es eine in Süddeutschland gebräuchliche Formulierung ist (bin in Stuttgart aufgewachsen und zumindest von Freunden, Familie und Bekannten weiss ich, dass sie diese Formulierung auch benutzen).

Die Frage ist: Ist das korrektes Deutsch? Natürlich klingt es etwas seltsam wenn man es das erste Mal sieht/ liest. Aber ist es tatsächlich auch falsch?

Vielen Dank schonmal!
Andy

Hallo, Andy,

„Hast du Geld einstecken?“ oder „Hast du
Taschentücher einstecken?“
.

Die Frage ist: Ist das korrektes Deutsch?

der Duden sagt:

‚Das Verb einstecken bedeutet „(etwas) in … die Tasche stecken“; es bezeichnet also einen Vorgang und nicht einen Zustand.
Man sagt daher richtig: Ich habe leider kein Geld eingesteckt (= ich habe kein Geld bei mir).
Die Form mit dem Infinitiv (Ich habe kein Geld einstecken) ist umgangssprachlich.‘

Siehe auch http://canoo.net/blog/2006/12/07/etwas-eingesteckt-h…

Gruß
Kreszenz

Hi, Andy!

„Hast du Geld einstecken?“ oder „Hast du
Taschentücher einstecken?“
.

Ich verwende diese Formulierung nicht bewusst. Ich glaube,
dass es eine in Süddeutschland gebräuchliche Formulierung ist

Im Bairischen kommt das ganz bestimmt nicht vor.
HGruß!
H.

Man sagt daher richtig: Ich habe leider kein Geld
eingesteckt
(= ich habe kein Geld bei mir).
Die Form mit dem Infinitiv (Ich habe kein Geld
einstecken
) ist umgangssprachlich.’

Hallo Kreszenz,

das ist nicht ganz korrekt, weil es nicht das Gleiche aussagt: dein Mann kann ein Taschentuch einstecken haben, obwohl er es nicht eingesteckt hat - das hast du als fürsorgliche Ehefrau gemacht.

Das Beispiel ist sicher etwas altmodisch, sollte aber klar zeigen worum’s geht. Vielleicht ist er ja auch emanzipiert und bügelt selbst.

Gruss Reinhard

Hallo hannes,

„Hast du Geld einstecken?“ oder „Hast du
Taschentücher einstecken?“
.

Im Bairischen kommt das ganz bestimmt nicht vor.

Bedeutet das, daß kein Baier Geld oder Taschentuch mit sich führt? Daß man sich früher in die Finger geschneuzt hat, hab ich schon gehört; aber ohne Geld geht doch auch in Bayern nix.

Gruß
Jörg Zabel

1 Like

Hallo,
da sagt man: „hast du Geld dabei?“
(host a Geld dabei?

Gruß
Nastaly

Ich verwende diese Formulierung nicht bewusst. Ich glaube,
dass es eine in Süddeutschland gebräuchliche Formulierung ist

Im Bairischen kommt das ganz bestimmt nicht vor.

Ich glaube, bei mir im fränkischen Raum ist „hast du … einstecken“ recht gebräuchlich; zumindest klingt es für meine Ohren ganz normal. „Hast du vielleicht’n Taschentuch einstecken?“

Grüße,
Sebastian

Hallo Jörg,

Bedeutet das, daß kein Baier Geld oder Taschentuch mit sich führt?

Nein. Es bedeutet lediglich, dass Bayern nicht Süddeutschland repräsentiert.
Grüße
Boris

Hallo Sebastian,

„Hast du vielleicht’n Taschentuch einstecken?“

Ja, ist auch mir geläufig (bin, auch für mich, unbestimmbarer Provenienz).
Nichtsdesotrotz kann eine solche Konstruktion gar nicht möglich sein; zumindest wäre sie einzigartig.
„einstecken“ kann hier nur als Infinitiv verstanden werden, und die aktive Verbindung eines Subjekts mit einem Infinitiv dürfte allenfalls in karikierender Intention zweckbedingt sinnvoll sein können.

Eine Sekunde blitzte bei mir der Gedanke an Transitivität auf, war aber verschwendet, hat damit nix zu tun.

Wenn ich gegen Bestehendes argumentieren wollte oder es müsste, würde ich hier „einstecken“ kurzerhand als Adverbiale deklarieren. Dann wäre es sprachkonform.
Allerdings kenne ich eine solche Gewaltmethode eigentlich nur aus der politischen Semantik; da gehört sie zum Trainingsprogramm.

Daher halte ich es mit Kreszentia, auf deren Angaben man sich nach meiner Erfahrung getrost verlassen kann.

Fazit: Eine einzigartige, zweifellos interessante Erscheinung, berechtigt durch ihr bloßes Existieren. - Und das ist doch schon etwas, oder?

Viele Grüße
Boris

Fazit: Eine einzigartige, zweifellos interessante Erscheinung,
berechtigt durch ihr bloßes Existieren. - Und das ist doch
schon etwas, oder?

Hallo,

das ist viellecht in einer nicht ganz korrekten Analogie gebildet zu:

„Er hatte ein Messer im Herz stecken“

Gruss Reinhard

Hallo Andy,

„Hast du Geld einstecken?“ oder „Hast du
Taschentücher einstecken?“
.

Ich verwende diese Formulierung nicht bewusst. Ich glaube,
dass es eine in Süddeutschland gebräuchliche Formulierung ist

auch im Schwäbischen kommt diese absolut falsche Formulierung mit dem Infinitiv nicht vor.
Taschentücher im Plural kommen sprachlich auch nicht vor. Es ist immer nur „ein Taschentuch“, egal, ob 1 Stück aus Stoff oder mehrere im „Tempo“-Päckchen.

(bin in Stuttgart aufgewachsen und zumindest von Freunden,
Familie und Bekannten weiss ich, dass sie diese Formulierung
auch benutzen).

Das kann ich kaum glauben, deswegen die vorsichtige Frage: sind die Freunde, Familie und Bekannte alles deutsche Muttersprachler?
Oder praktiziert Ihr da untereinander so eine Art Kindersprache?

Gruß G.

„Hast du Geld einstecken?“ oder „Hast du
Taschentücher einstecken?“
.

Ich verwende diese Formulierung nicht bewusst. Ich glaube,
dass es eine in Süddeutschland gebräuchliche Formulierung ist
(bin in Stuttgart aufgewachsen und zumindest von Freunden,
Familie und Bekannten weiss ich, dass sie diese Formulierung
auch benutzen).

Hallo,

Niemals!!
Das ist weder korrektes deutsch, noch korrektes schwäbisch.
Kein Schwabe spricht so!

„Hasch du Geld eistecka?“
Niemals!
Nie gehört.

Ich vermute, dass das Jugendlichen-Falschsprech ist.

Gruß
Lawrence

Hallo, das ist im mitteldeutschen Sprachraum, ganz grob angedeutet, gebräuchlich.

Gruß To.i

Von Berlinern habe ich sogar schon gehört „hast Du Geld einzustecken?“
aber das ist wirklich rein umgangssprachlich und durch keine Grammatik gedeckt!
Blah

Hallo

Ich vermute, dass das Jugendlichen-Falschsprech ist.

Nur weils nicht schwäbisch ist und du es nicht kennst, brauchst du doch nicht diese SChlussfolgerung zu ziehen.
Von meiner Mutter an meinen Vater als ich klein war (60er Jahre):
„Hoscht du Geld eugschteckt?“
Zu mir und meinen Schwestern:
„Hoscht du e Dascheduch eustecke? Donn butz der die Naas!“
(Das war Kurpfälzisch.)
Gruß
Elke

Hallo Sebastian,

„Hast du vielleicht’n Taschentuch einstecken?“

Ja, ist auch mir geläufig (bin, auch für mich, unbestimmbarer
Provenienz).
Nichtsdesotrotz kann eine solche Konstruktion gar nicht
möglich sein; zumindest wäre sie einzigartig.

Na, möglich ist sie ja offensichtlich; sie ist ja sogar gebräuchlich. Sie ist nur nicht hochsprachlich.

Wenn ich gegen Bestehendes argumentieren wollte oder es
müsste, würde ich hier „einstecken“ kurzerhand als Adverbiale
deklarieren.

Ungefähr so scheint es ja im umgangssprachlichen Satz zu funktionieren. Ich habe auch gerade gegrübelt, in welche Schublade die Konstruktion passen könnte, oder ob ich eine analoge Konstruktion finde. Und ja, es gibt sie. Z.B.: „Ich hab mein Auto dort drüben stehen“. Oder: „Ich hab den Brief auf dem Schreibtisch liegen.“

„Haben“ funktioniert dann als Modalverb, so ähnlich wie „lassen“.
„Ich lasse den Brief liegen“ - ich treffe die Entscheidung, den Zustand beizubehalten.
„Ich hab den Brief herumliegen“ - der Zustand besteht (unter meiner Kontrolle), ohne dass ich etwas entscheide.

Also ist es schon mehr als eine Wendung, die nur in genau einem Kontext funktioniert.

Dann wäre es sprachkonform.

Entscheiden das nicht mehr die Sprecher als die Grammatikbücher? :smile:

Viele Grüße,
Sebastian

Von Berlinern habe ich sogar schon gehört „hast Du Geld
einzustecken?“
aber das ist wirklich rein umgangssprachlich und durch keine
Grammatik gedeckt!

Doch! Durch die Berlinerische!

Im Ernst: Wir haben alles zu: Ich hab jede Menge Bücher auf dem Tisch zu liegen, seit einigen Jahren kein Auto mehr vor der Tür zu stehen und aufm Bücherregal einen Teddy zu sitzen.
Dieser Infinitiv mit zu in Verbindung mit dem Hilfsverb haben wird immer dann gebraucht, wenn man den Aufenthaltsort und die Aufbewahrungsart (sitzend, stehend etc.) des eigenen Besitzes angibt. Ein Taschentuch einzustecken zu haben ist demnach durchaus regelkonform.
Den meisten Berlinern ist aber bewusst, dass es sich dabei nicht um standardsprachliche Formulierungen handelt. Alle anderen gehen davon aus, dass die Standardsprache den Infinitiv mit zu in diesen Wendungen fordert (so, wie auch brauchen stets mit zu gebraucht wird) und halten demnach die standardsprachliche Wendung ohne zu für falsch.

Liebe Grüße
Immo

Interessant, daß in so manchen Gegenden diese Redewendung nicht bekannt ist und dann dazu neigt dieses als grammatisch falsch zu deuten.

Hat man in in diesen Gebieten denn auch kein Geld rumliegen , sondern rumgelegt?

und dann dazu neigt dieses als grammatisch
falsch zu deuten.

Hat man in in diesen Gebieten denn auch kein Geld
rumliegen , sondern rumgelegt?

Ein grammatikalischer Unterschied besteht insofern, als sich der Ausdruck

„Ich habe Geld rumliegen“

umwandeln lässt in

„[Bei mir] liegt Geld rum / [Mein] Geld liegt [hier] rum“ (Geld also zum Subjekt werden kann),

während das bei

„Ich habe ein Taschentuch einstecken“ nicht möglich ist („Bei mir steckt ein Taschentuch ein / Mein Taschentuch steckt ein“).

Gruß
Kreszenz

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während das bei

„Ich habe ein Taschentuch einstecken“ nicht möglich ist
(„Bei mir steckt ein Taschentuch ein / Mein
Taschentuch steckt ein“
).

Warum denn nicht? Das ist doch völlig korrekt.
Genau das ist des ‚Pudels hüpfendes Komma‘
Für die Fraktion, die die Redewendung gebraucht, hat das Wort „einstecken“ zweierlei Bedeutung.
Nämlich einmal als Verb:‚ich stecke ein‘
und des weiteren als eine Angabe für einen örtlichen Zustand (Adverb?).

Deswegen ist es (zwar wenig gebräuchlich aber) doch in Ordnung zu sagen „Mein Handy steckt ein“
so wie man früher in der Disco sagte: „Welche Platte liegt gerade auf?“

oder entsprechend zu unserem Thema: „Hast Du gerade eine Platte aufliegen? Dann laß und die anhöhren.“

In meinen Ohren klingen Deine durchgestrichenen Sätze jedenfalls völlig rund.

Durch aus möglich, daß „einstecken“ nicht in der Form, wie es in manchen Gegenden verwendet wird, im Duden steht, weil es in anderen gegenden nicht bekannt ist.
So wie das Verb „trecken, träcken“ (ziehen), das auch nicht im Duden steht, obwohl es aber von nordwestlichen und westlichen Deutschen genutzt wird und obwohl aber jeder einen Trecker (Zuhmaschiene), einen Treck (ziehende Menschengruppe)kennt.