Hallo Christian,
der Arbeitnehmer wird von jemandem bezahlt, der sich von
dessen Beschäftigung etwas verspricht. Insofern kann man
davon ausgehen, daß jemand, der mehr verdient als ein anderer,
seinem Arbeitgeber einen höheren Gewinn verschafft.
Oder der Arbeitgeber erhofft es nur. Bei manchen Jobs kann es eine Weile dauern, bis der Arbeitgeber erfährt, ob es so ist oder nicht. Na ja, geschenkt.
Dies kann
man problemlos mit „höherer erbrachter Leistung“ übersetzen.
Es ist demnach eine Leistung, einem anderen höheren Gewinn zu verschaffen.
Wir wissen, dass sich manch ein Arbeitgeber einen höheren Gewinn davon erhofft, dass er z. B. einen anderweitig sehr stark beschäftigten Politiker einstellt. Ob er den Politiker während dessen Amtszeit an sich binden will (soll die Interessen der Firma vertreten), oder eher an die Zeit danach denkt (soll nicht zu einer anderen Firma abwandern), soll jetzt mal egal sein. Willst du das wirklich als Leistung bezeichnen, was dieser Politiker während dieser Zeit erbringt?
Auch Stars werden manchmal eingestellt, nur damit die Firma deren Namen anführen können. Worin besteht deren Leistung für die Firma? Ist es eine Leistung, andere an seinem Ruhm teilhaben zu lassen?
Ein Spitzenmanager äußerte sich mal so über seine (ehemaligen) Arbeit (er ist ausgestiegen): 90 % am Stuhl festhalten, 5 % (hm, vergessen, Stellung ausbauen glaube ich), 5 % Arbeit, so ungefähr. Eine sehr wichtiger Teil in seiner Tätigkeit bestand nach seiner Schilderung darin, eventuelle Rivalen gekonnt fertig zu machen.
Ob es im öffentlichen Dienst immer nach Leistung geht, bezweifele ich auch etwas. Früher jedenfalls konnte man fast sagen: Je höher dort der Verdienst, desto geringer die Leistung (nicht immer natürlich, aber relativ oft). Das wird sich mittlerweile geändert haben, aber mit Sicherheit nicht in jeder Hinsicht zum Guten. Ich weiß, dass manche höheren Staatsbeamten, nur um ihren Arbeitsplatz als notwendig und ihr Gehalt als gerechtfertigt darstellen zu können, in hohem Maße irgendwelche konzeptlosen, z. T. blödsinnige Neuerungen einführen, die die kleineren Staatsbeamten in erster Linie davon abhalten, ihren Job ordentlich zu tun.
Verdient wird ja nicht nur bei Arbeitnehmern, sondern auch von Selbständigen.
In vielen Berufsgruppen wird mehr verdient, nicht wenn mehr gearbeitet wird, sondern wenn das Projekt teurer ist, an dem gearbeitet wird (Notare, Sachverständige usw.).
Sehr viel kann verdient werden, ohne einen Finger zu rühren, wenn man sehr viel Geld hat und ein bisschen Geschick (Wertpapiere, Aktien). Sehr viel kann verdient werden, wenn man viele Grundstücke besitzt (in der Regel ererbt hat).
Ich würde schätzen, dass es insbesondere bei mittleren Verdiensten weitgehend stimmt, was du schreibst, aber gerade bei Spitzenverdiensten bin ich mir irgendwie überhaupt nicht sicher. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es nicht vielleicht ganz gut wäre, wenn die etwas demotiviert würden, aber dazu fehlt mir der Einblick in diese Kreise.
Viele Grüße Thea