Hegel und der Naturalismus und die Freiheit des Menschen

Im Deutschlandfunk ging es dieser Tage um Hegel.

Verhältnis von Geist und Natur? In der Schrift „Das Werden des Geistes“ aus dem Jahr 1803 schreibt Hegel:

„Die Natur, indem sie das Andersseyn des Geistes ist, ist sie für sich das sich selbstgleiche, das nicht weiß, dass es ein anderes, entgegengesetztes ist, oder das sich in seiner sichselbstgleichheit nicht ein anderes ist, und daher in Wahrheit ein anders an sich selbst ist.“

Wir wissen nicht nur – wir wissen darüber hinaus, dass wir wissen. Die Bewegung, die der Geist vollzieht, um sich seiner selbst bewusst zu werden, ist prozessual – eine geschichtliche Bewegung, eine Genealogie. Geist ist geworden. Er ist eine historische Errungenschaft. Geist hat kein Sein, er ist Gewordensein.

Es geht also um das Verhältnis zwischen Geist und Natur, ratio und natura, Genesis und Geltung – und um die Neubestimmung dieses Verhältnisses. Denn in einer Zeit, die den Geist gnadenlos naturalisiert und alles leugnet, was das Leben lebenswert macht, müssen wir uns davor hüten, auf das „nackte Leben“ reduziert zu werden.

Natur ist dabei für Hegel das Andere des Geistes – nämlich eine notwendige Station des Geistes auf dem Weg zu sich selbst, dem absoluten Wissen.

Was der herrschende Naturalismus nicht begreift oder begreifen will:

Wir können uns ab einer gewissen Stufe nicht mehr selbst verstehen, wenn wir uns nur als Natur betrachten, nur als nacktes, von Bedürfnissen und deren Befriedigung bestimmtes Leben – folglich nur als ausgedehnte, in Raum und Zeit lokalisierte und dem Kausalgesetz unterworfene Materie. Stattdessen müssen wir uns auf Vernunftgründe berufen, über die wir unser Tun rechtfertigen und verantworten. Wir müssen uns und unser Tun explizit machen.

Der Geist, sagt Hegel, ist nichts anderes als genau diese Praxis des Rechtfertigens und des Fragens nach Gründen.

(aus: https://www.deutschlandfunk.de/freiheit-oder-naturalismus-zur-hochaktualitaet-hegels.1184.de.html?dram:article_id=482684)

Stimmt Ihr diesen Gedanken Hegels zu?

Hegel wusste noch nichts von der Evolutionstheorie. Aber selbst wenn: Er schreibt ja, das die Natur eine notwendige Station des Geistes auf dem Weg zu sich selbst, dem absoluten Wissen, sei.

Laesst Hegel das Kausalitaetsprinzip ausser Acht? Denn nach Hegel verhaelt es sich so:

Die Frage ist, wie kann man die Idee eines Tuns verstehen, das sich selbst begründet? Ein Tun, das also nicht deswegen geschieht, weil irgendetwas anderes der Fall ist, sondern deswegen, weil ich dieses Tun als gut oder wahr oder richtig vorstelle.

Das heißt, der Gedanke ist, dass Freiheit gar nicht darin besteht, zwischen einer Banane oder einem Apfel zu wählen und zu fragen: War diese Entscheidung wirklich frei? Sondern es geht vielmehr um Freiheit als die Fähigkeit, sich durch einen unbedingten Grund zu bestimmen.

Aber daran sieht man auch, dass es bei der Frage um die Freiheit nicht einfach um eine theoretische Frage geht: Ist der Mensch frei oder nicht, so als würde man jetzt dieses Tier untersuchen und fragen: Liegt an ihm Freiheit vor oder nicht? So wie der Naturalismus, in gewisser Weise, den Mensch betrachtet als ein Tier mit Bezug, auf das sich noch eine weitere Frage stellt, nämlich: Ist die Eigenschaft der Freiheit an ihm aufzufinden oder nicht? Sondern es geht vielmehr um die umfassende Frage danach, ob es ein Wesen gibt oder was es heißt, ein Wesen zu denken, das ein anderes Prinzip des Handelns hat als dasjenige, das Tiere ausmacht.

Worin besteht der Unterschied zwischen dem Menschen und den Tieren?

Die Herausforderung ist es, ein Wesen zu verstehen, dem ein Prinzip des Handelns zugrunde liegt, das Ich heißt – Ich, Freiheit, unbedingte Selbstbestimmung. Ja, das ist erst mal der Gedanke, der Hegel antreibt. Und man kann sagen, Hegel hat in all seinen Arbeiten über nichts anderes nachgedacht als darüber, was es heißt, ein Wesen zu denken, dass ein Ich hat.

(alles aus: https://www.deutschlandfunk.de/freiheit-oder-naturalismus-zur-hochaktualitaet-hegels.1184.de.html?dram:article_id=482684)

Kritik?

Gruss

Mike