Hegel vs. Marx

Hi.

Hegel und Marx - konträrer geht´s kaum. Wer hat recht? Oder liegt die Wahrheit in der Mitte?

Hegel leitet das Sein und die Formen des Materiellen aus dem Geistigen ab, d.h. dem absoluten Weltgeist bzw. die „Idee“ (Eidos, Urprinzip). Die Weltgeschichte ist der Prozess der Entäußerung der Idee in die an-sich-seiende Natur und entwickelt sich (mit der Materie als Medium) über die Stufen von Wahrnehmung, Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Vernunft usw. bis zum absoluten Wissen und der absoluten Selbsterkenntnis des Weltgeistes. Historische Entwicklung vollzieht sich über Widersprüche und deren Synthese beim Erkennen der Welt durch das Subjekt.

Marx stellt dieses Modell bekanntlich auf die Füße (jedenfalls seiner Ansicht nach) und denkt sich das Geistige (Bewusstsein) als Produkt des Materiellen. Widersprüche, die die Entwicklung vorantreiben, finden sich hier auf der Ebene der Macht- und Produktionsverhältnisse, also der rein materiellen Ebene des Seins. Das Bewusstsein entwickelt sich erst im Gefolge dieser dialektischen Bewegung der Geschichte. Bewusstsein denkt sich Marx nicht also materieunabhängige Entität, sondern als Produkt biochemischer Prozesse.

Die Grundfrage wäre also, wie Geistiges und Materielles miteinander in Beziehung stehen und welches Gewicht sie für menschliche Evolution haben.

Gruß

Hallo,

nur mal ein persönlicher Gedanke:
Es geht ja eigentlich auch um die Frage, was am Anfang steht, Geist oder Materie. Wobei beide sich einem Extrem zuwenden. Der eine sagt zuerst kam der Geist, der andere zuerst kam die Materie. Meiner persönlichen Ansicht nach konnte aber das eine nicht ohne das andere entstehen. Also mehr die Vorstellung von zwei Seiten einer Münze. Da kann man auch nicht fragen, ob die Seite mit der Zahl zuerst war oder die Seite mit dem Bild. D.h. man kann schon, es macht nur keinen Sinn.

Gruß
Peter B.

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Quantenphysik und Plotins Monismus
Hi Peter.

Meiner persönlichen Ansicht nach konnte aber das eine
nicht ohne das andere entstehen. Also mehr die Vorstellung von
zwei Seiten einer Münze. Da kann man auch nicht fragen, ob die
Seite mit der Zahl zuerst war oder die Seite mit dem Bild.
D.h. man kann schon, es macht nur keinen Sinn.

Die Frage wäre zuerst mal, was Materie eigentlich „ist“. Dazu ein populärwissenschaftlicher Text:

http://www.psychophysik.com/html/re02

"Es gibt weder prall mit Materie gefüllte Atom- kugeln noch gibt es in den über 99,99999999% Vakuum eines Atoms oder Atomkerns ein winzig kleines Kügelchen, welches randvoll mit „Stoff“ gefüllt ist. Macht diese Erkenntnis einigen Menschen Angst, so ist dies psychologisch verständlich. Es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Quantenphysik auf dem besten Wege ist, uns die Materie zu rauben.

(…)

Stellen Sie sich einen großen Goldbarren vor. Schneiden Sie diesen Goldbarren gedanklich in der Mitte durch, so erhalten Sie zwei kleine Goldbarren (…)

Treiben wir dieses Spiel weiter, bis wir ein einzelnes Goldatom vor uns haben (…) „Gebildete“ Menschen wissen, dass ein Atom aus Bausteinen wie z.B. Elektronen und einem Atomkern besteht (…)

(…)

Ein Goldatom besteht zu mehr als 99,9999% aus leerem Vakuum. Vergrößern wir das Goldatom zur besseren Verständlichkeit auf die Dimension eines Fußballs, so ließe sich auch sagen: „Da ist nichts
außer Leere“. Selbst wenn wir das Goldatom auf die Dimension eines vierstöckigen Hauses vergrößern würden, erhielten wir einen riesigen Ball, der für unser Auge innen leer wäre. Da ein Atomkern 100.000
Mal kleiner als das Atom selbst ist, würden wir innen nichts sehen.
Die Außenhaut dieses hausgroßen Modellatoms wäre ein rein opti- scher Effekt. Rein materiell würde auch die Außenhaut zu über 99,9999% aus „nichts“ bestehen.

(…)

Vergrößern wir nun auch den Atomkern gedanklich auf die Dimension eines Fußballs, so ist dieser ebenfalls nicht randvoll mit Gold gefüllt. Ganz im Gegenteil. Es eröffnet sich ein neues Sonnensystem mit ganz neuen Teilchen und ganz seltsamen Namen.

(…)

Haben Sie nun das Bedürfnis, sich vor lauter Vakuum, Leere und „Nichts“ an irgendetwas festhalten zu wollen, so werden Sie bitter enttäuscht. Die Bausteine eines Atoms zeigen seltsame Eigenschaften. Sie existieren nur in Wahrscheinlichkeiten und verändern ihr Erscheinungsbild sprunghaft. Abhängig von der Art und Weise, wie Sie die Bausteine eines Atoms beobachten, erscheinen sie einmal als Welle und ein anderes Mal als Teilchen (…) Laut Prof. Anton Zeilinger hat sich heute (…) die Sichtweise durchgesetzt, dass subatomare Teilchen als Wahrscheinlichkeit existieren, jedoch erst durch den Vorgang der Beobachtung selbst geschaffen werden."

Zitat ENDE.

Das repräsentiert in etwa den aktuellen Stand der Quantenphysik in der Frage der Materialität von Materie. Definiert ist Materie ja im wesentlichen durch seine Eigenschaften der Masse (auf welche Gravitation wirkt) und Volumen (Ausdehnung der Masse im Raum).

Zwei Grundtendenzen im Geist-Materie-Problem heißen Idealismus und Materialismus. Beides sind Ausdruck eines monistischen Denkens: der Idealismus denkt sich Geist als Urstoff und die Materie als eine Erscheinungsform des Geistigen. Der Materialismus denkt sich das Materielle (allerdings im konventionellen Sinne, also Feststoffliches) als Grundstoff der Welt und die geistigen Phänomene als Produkte materieller Prozesse.

Ich selbst halte letztere Theorie für abwegig. Stanislaf Grov schreibt im Vorwort eines seiner Bücher („Kosmos und Psyche - Alte Weisheit und moderne Wissenschaft“), dass die Entstehung von Leben und Bewusstsein aus archaischer Materie (im Laufe der kosmischen Evolution) ungefähr so wahrscheinlich sei wie die Entstehung einer funktionstüchtigen Boeing 707 durch einen Hurrikan, der über einen Schrottplatz hinwegfegt und dabei die Teile zusammensetzt.

Ich sehe das ähnlich. Mentale Prozesse und Erfahrungen haben eine Kraft und einen Zauber, der unmöglich aus zufälligen materiellen Prozessen entstanden sein kann. Das Geistige exisiert also vorgängig, und d.h. als vom Materiellen getrennte Entität.

Wahrscheinlich wäre es hilfreich - etwa auch im Sinne deiner Münzenmetapher - Geist und Materie als Ausdrucksformen EINER einzigen Substanz anzusehen.

Hilfreich wäre dabei auch die Unterscheidung, die Wilber macht: er unterteilt das Geistige in a) spirit und b) mind. Spirit wäre dementsprechend dann die substantielle Grundlage von mind und matter.

Plotin sah im Einen (Hen) die Quelle des Geistigen (nous) und der Materie (hyle). Das Seelische verstand er als Bindeglied zwischen nous (den Formen) und der hyle (dem Stoff, der geformt wird).

Materie war für Plotin die Peripherie der Emanationen des Hen - also noch ein Teil, ein Zustand des einzigen Einen.

Ich denke, die heutige Quantenphysik steht mit ihren Einsichten solchen Vorstellungen näher als der Alltagsmensch, der Materie immer noch mit Festigkeit und Kompaktheit assoziiert, was der quantenphysikalischen Wirklichkeit aber völlig zuwiderläuft.

Gruß

Horst

Hallo Horst,

da sind wir also mal wieder?

MEINER PERSÖNLICHRN ANSICHT (nachträglich von mir hervorgehoben) ::nach konnte aber das eine
nicht ohne das andere entstehen. Also mehr die Vorstellung von
zwei Seiten einer Münze. Da kann man auch nicht fragen, ob die
Seite mit der Zahl zuerst war oder die Seite mit dem Bild.
D.h. man kann schon, es macht nur keinen Sinn.

Die Frage wäre zuerst mal, was Materie eigentlich „ist“. Dazu
ein populärwissenschaftlicher Text:

http://www.psychophysik.com/html/re02

"Es gibt weder prall mit Materie gefüllte Atom- kugeln noch
gibt es in den über 99,99999999% Vakuum eines Atoms oder
Atomkerns ein winzig kleines Kügelchen, welches randvoll mit
„Stoff“ gefüllt ist. Macht diese Erkenntnis einigen Menschen
Angst, so ist dies psychologisch verständlich. Es ändert
jedoch nichts an der Tatsache, dass die Quantenphysik auf dem
besten Wege ist, uns die Materie zu rauben.

Sehr unzulässige Schlußfolgerung: a.) Das macht eigentlich keinem Angst, weil 99,99% der Menschen sowieso nicht darüber nachdenken. Und der Rest kann es zu 99,99% akzeptieren.

(…)

Stellen Sie sich einen großen Goldbarren vor. Schneiden Sie
diesen Goldbarren gedanklich in der Mitte durch, so erhalten
Sie zwei kleine Goldbarren (…)

Treiben wir dieses Spiel weiter, bis wir ein einzelnes
Goldatom vor uns haben (…) „Gebildete“ Menschen wissen, dass
ein Atom aus Bausteinen wie z.B. Elektronen und einem Atomkern
besteht (…)

(…)

Ein Goldatom besteht zu mehr als 99,9999% aus leerem Vakuum.
Vergrößern wir das Goldatom zur besseren Verständlichkeit auf
die Dimension eines Fußballs, so ließe sich auch sagen: „Da
ist nichts
außer Leere“. Selbst wenn wir das Goldatom auf die Dimension
eines vierstöckigen Hauses vergrößern würden, erhielten wir
einen riesigen Ball, der für unser Auge innen leer wäre. Da
ein Atomkern 100.000
Mal kleiner als das Atom selbst ist, würden wir innen nichts
sehen.
Die Außenhaut dieses hausgroßen Modellatoms wäre ein rein
opti- scher Effekt. Rein materiell würde auch die Außenhaut zu
über 99,9999% aus „nichts“ bestehen.

(…)

Vergrößern wir nun auch den Atomkern gedanklich auf die
Dimension eines Fußballs, so ist dieser ebenfalls nicht
randvoll mit Gold gefüllt. Ganz im Gegenteil. Es eröffnet sich
ein neues Sonnensystem mit ganz neuen Teilchen und ganz
seltsamen Namen.

Der Vergleich mit einem neuen Sonnensystem ist nicht einmal im literarischen Sinne gut, im physikalischen Falsch. Wann ist Dir das letzte Mal ein Elektron mit Mond begegnet?

(…)

Haben Sie nun das Bedürfnis, sich vor lauter Vakuum, Leere und
„Nichts“ an irgendetwas festhalten zu wollen, so werden Sie
bitter enttäuscht. Die Bausteine eines Atoms zeigen seltsame
Eigenschaften. Sie existieren nur in Wahrscheinlichkeiten und
verändern ihr Erscheinungsbild sprunghaft. Abhängig von der
Art und Weise, wie Sie die Bausteine eines Atoms beobachten,
erscheinen sie einmal als Welle und ein anderes Mal als
Teilchen (…) Laut Prof. Anton Zeilinger hat sich heute (…)
die Sichtweise durchgesetzt, dass subatomare Teilchen als
Wahrscheinlichkeit existieren, jedoch erst durch den Vorgang
der Beobachtung selbst geschaffen werden."

Das ist ja mal wieder ein hübsches Durcheinander. Natürlich existieren Atomteilchen. Wir haben nur keine technische Möglichkeit deren genauen Aufenthalstort zu lokalisieren, können also lediglich behaupten, sie sind irgendwo mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Raum unterwegs. Eine Schaffung durch BEobachtung ist natürlich leicht wiederlegbar. Wenn ich nämlich den Goldbarren jetzt wieder auf seine richtige Größe schrunpfe, dann finde ich vielleicht auch einen Degussa-Stempel von 1960 oder 1980 auf ihm. Was belegt, dass der Barren vor vielen Jahren in seine Form gegossen wurde, d.h. seine Materie bereits existierte, nicht aber jetzt erst durch Beobachtung geschaffen wird.

Zitat ENDE.

Das ist wieder so ein typisches Zitat, ein Text, der ohnehin schon Dinge aus dem Kontext reißt, dann nochmal aus dem Kontext raus in dem der Text geschrieben wurde. Am Ende finden wir dann in den Atomteilchen die fast magische Qualität sich erst zu schaffen, wenn einer hinschaut. Entschuldigung, manchmal ist ein Goldbarren eben nur ein Goldbarren.

Das repräsentiert in etwa den aktuellen Stand der
Quantenphysik in der Frage der Materialität von Materie.
Definiert ist Materie ja im wesentlichen durch seine
Eigenschaften der Masse (auf welche Gravitation wirkt) und
Volumen (Ausdehnung der Masse im Raum).

Was zunächst einmal durch den obigen Text in keiner Weise verändert wird.

Zwei Grundtendenzen im Geist-Materie-Problem heißen Idealismus
und Materialismus. Beides sind Ausdruck eines monistischen
Denkens: der Idealismus denkt sich Geist als Urstoff und die
Materie als eine Erscheinungsform des Geistigen. Der
Materialismus denkt sich das Materielle (allerdings im
konventionellen Sinne, also Feststoffliches) als Grundstoff
der Welt und die geistigen Phänomene als Produkte materieller
Prozesse.

Ich beginne Deine Begriffspaare wirklich zu hassen. Natürlich sind beide Begriffe in Tausend Formen belegt. Idealismus bedeutet zunächst im Wortsinne, einem Ideal folgend, nicht jedoch einem Gesit folgend. Das ist ein großer Unterschied.
Ähnlich verhält es sich mit dem Materialismus der zunächst eine Ausrichtung auf die materiellen Seiten des Lebens hin bezeiochnet. Also müsstest Du hier noch ein Bisschen an Deinem Begriffspaar arbeiten.

Ich selbst halte letztere Theorie für abwegig. Stanislaf Grov
schreibt im Vorwort eines seiner Bücher („Kosmos und Psyche -
Alte Weisheit und moderne Wissenschaft“), dass die Entstehung
von Leben und Bewusstsein aus archaischer Materie (im Laufe
der kosmischen Evolution) ungefähr so wahrscheinlich sei wie
die Entstehung einer funktionstüchtigen Boeing 707 durch einen
Hurrikan, der über einen Schrottplatz hinwegfegt und dabei die
Teile zusammensetzt.

Stanislav Grov ist Psychologe. Er ist weder Physiker noch Mathematiker. Das mal ganz am Rande. Die Wahrscheinlichket eine Hurrikanes, der eine 707 zusammensetzt wenn er über einen Autoschrottplatz fliegt ist nämlich Null, die Wahrscheinlichkeit, wenn er über einen Flugzeugschrottplatz fliegt, deutlich höher (ohne, dass jemand Zahlen berechnet hat). Nur mal so als Frage der Logik.
Nun als mal ein Bisschen Statistik. Grov hat ja in einem Punkt Recht, die Wahrscheinlichkeit, dass Aminosäuren wie wir sie als Bausteine des Lebens kennen, zufällig entstehen liegt irgendwo im Bereich von 1:1000000000000000 wenn ich das richtig im Kopf habe. Aber lass Dich nicht bluffen. Weil nämlich ebenfalls eine unglaublich große Anzahl von Molekülen unterwegs ist. Wenn ich tausend zufällige Reaktionen habe und eine Wahrscheinlichkeit von 1:1000 komme ich natürlich bereits verdammt nahe an 1. Zehntausend Moleküle und Zehntausend Reaktionen ->1 usw. Wenn ich also genug Materie und genug Zeit annehme, ist die Entstehung von Leben beinahe unvermeidlich. Ob das dann in jedem Anlauf Leben ist, wie wir es uns vorstellen, ist damit allerdings nicht gesichert.

Ich sehe das ähnlich. Mentale Prozesse und Erfahrungen haben
eine Kraft und einen Zauber, der unmöglich aus zufälligen
materiellen Prozessen entstanden sein kann. Das Geistige
exisiert also vorgängig, und d.h. als vom Materiellen
getrennte Entität.

Deine persönliche Ansicht. Natürlich ohne Geist definiert zu haben. Ohne Berücksichtigung der Tatsache, dass die Entstehung von Geist mindestens so unwahrscheinlich ist, wie Deine oben angeführte 707. Wie üblich also einfach nur eine Glaubensfrage. Aus diesem Grunde verwendete ich in meinem letzten Posting auch die eingängliche Formulierung „Meiner persönlichen Ansicht nach“ die ich extra für Dich dieses Mal noch weiter oben hervorgehoben habe. Dieser Teil hier ist nun „Deiner persönlichen Ansicht nach“. Soweit so gut, aber wenn Du die Diskussion fortsetzen willst, dann erzähl mal wie Deiner Ansicht nach der Geist alleine entstehen konnte.

Wahrscheinlich wäre es hilfreich - etwa auch im Sinne deiner
Münzenmetapher - Geist und Materie als Ausdrucksformen EINER
einzigen Substanz anzusehen.

Das impliziert aber nicht nur die Vereinfachung durch die Metapher (der ich zustimmen kann) sondern auch der Vereinfachung eines gemeinsamen Entstehungsgedanken im Sinne einer unzulässigen Vereinfachung, und dem stimme ich so nicht zu. Zumal mir etwas unklar ist, wie Du den Begriff „Substanz“ abgrenzt.

Hilfreich wäre dabei auch die Unterscheidung, die Wilber
macht: er unterteilt das Geistige in a) spirit und b) mind.
Spirit wäre dementsprechend dann die substantielle Grundlage
von mind und matter.

Wilber is back, Yeah! Jetzt dauert es nicht mehr lange bis sich Deschner auch wieder erhebt? Was Wilber da tut ist ja ebenfalls Theorie. Seine Vorstellung, die im Übrigen genauso unbeweisbar ist, wie jede andere dieser Vorstellungen. Also würde ich die Tatsache, dass er darüber Bücher schreibt noch nicht als notwendige Grundlage eines Unfehlbarkeitsanspruches ansehen. Er tut ja hier nichts anderes als den Begriff von Geist und Vernunft zu redefinieren. Eigentlich nicht einmal richtig redefinieren, er nennt sie nur anders.

Plotin sah im Einen (Hen) die Quelle des Geistigen (nous) und
der Materie (hyle). Das Seelische verstand er als Bindeglied
zwischen nous (den Formen) und der hyle (dem Stoff, der
geformt wird).

Das wiederum bedingt aber die Existenz des Einen (Hen), dessen Entstehung er wiederum nicht begründen konnte.

Materie war für Plotin die Peripherie der Emanationen des Hen

  • also noch ein Teil, ein Zustand des einzigen Einen.

Ich denke, die heutige Quantenphysik steht mit ihren
Einsichten solchen Vorstellungen näher als der Alltagsmensch,
der Materie immer noch mit Festigkeit und Kompaktheit
assoziiert, was der quantenphysikalischen Wirklichkeit aber
völlig zuwiderläuft.

Netter Formulierung dafür, dass Du die Masse der Menschheit für blöde hältst. Aber ernsthaft: Im Rahmen der Stringtheorie kam ja mehrfach die Theorie auf den Tisch, dass ein derart komplexes System nicht zufällig entstehen könne. Aber hier, wie überall gelten ja drei Überlegungen:
a.) der Zufall kann alles bewirken
b.) der Eingriff von außen ist nicht beweisebar bevor man den nicht zu fassen kriegt, der eingegriffen hat.
c.) Wenn jemand von außen eingegriffen haben sollte, stellt sich natürlich die Frage woher der wieder kam.

Du siehst, jede Theorie, die mit irgendwie gearteten Gottes- oder Geistestheorien arbeitet verlagert das Problem nur eine Generation rückwärts. Wenn jemand z.B. sagt, Goot habe alles geschaffen, dann bitt, woher kommt Gott. Wenn jemand sagt der Geist bildete sich vor der Materie muss er eine Theorie anbieten wie der Geist entstand. Eine nachträgliche Neubenamung á la Wilber ist dabei für die Frage nach den Wurzeln kaum hilfreich.

Gruß
Peter B.

Hi,

Das ist ja mal wieder ein hübsches Durcheinander. Natürlich
existieren Atomteilchen. Wir haben nur keine technische
Möglichkeit deren genauen Aufenthalstort zu lokalisieren,
können also lediglich behaupten, sie sind irgendwo mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Raum
unterwegs.

Ja, und dieser naheliegender Gedanke ist nach der Unschärfe-Theorie falsch …

„Die Unschärferelation ist nicht die Folge von Unzulänglichkeiten eines entsprechenden Messvorgangs, sondern prinzipieller Natur.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Heisenbergsche_Unsch%C3…

Grüße
K.

Idealismus vs. Materialismus
Hi Peter.

Das ist ja mal wieder ein hübsches Durcheinander. Natürlich
existieren Atomteilchen. Wir haben nur keine technische
Möglichkeit deren genauen Aufenthalstort zu lokalisieren,
können also lediglich behaupten, sie sind irgendwo mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Raum
unterwegs.

Wie auch schon der Klaus anmerkt, gilt die Unschärferelation nicht wegen einer technischen Unzulänglichkeit der Messung:

http://theory.gsi.de/~vanhees/faq/physik/node8.html

„Die Unschärferelation ist also prinzipieller Natur. Sie folgt direkt aus der Struktur der für die erfolgreiche Beschreibung von Quantenphänomenen notwendigen Mathematik. Sie gilt insbesondere auch dann, wenn man keine Messung vornimmt - sie gründet also nicht auf den technischen Einschränkungen unserer Meßapparaturen.“

Zitat ENDE.

Die Unschärfe betrifft verschiedene Parameter, z.b. Ort, Impuls, Winkel, Drehimpuls, Lebensdauer und Energie eines Zustands usw.

Eine Schaffung durch BEobachtung ist natürlich
leicht wiederlegbar. Wenn ich nämlich den Goldbarren jetzt
wieder auf seine richtige Größe schrunpfe, dann finde ich…

Mir ging es bei dem Zitat nicht um den Aspekt der subjektiven „Erschaffung“ des Objekts, nur um die Beschaffenheit der Materie im Nanobereich. Ich gehe trotzdem darauf ein, weil es das Grundthema durchaus bereichert:

http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/forschern-auf-…

„Solange man Elementarteilchen nicht beobachtete, existierten sie in einer Art Wolke unendlicher Möglichkeiten. Einstein, der wie Wheeler in Princeton arbeitete, störte sich an dieser Sicht und fragte Wheeler einmal, ob der Mond denn existiere auch wen niemand hinsehe. Wheeler wollte wissen, ob die Unschärferelation für das ganze Universum galt. Erst eine wahrgenommene, beobachtete Realität sei ein physikalische Realität, meinte er und nannte dies das „Partizipatorische Anthropische Prinzip“. Erst durch die Beobachtung würde das Universum gewissermaßen erst erschaffen.“

Zitat ENDE.

„Gewissermaßen“ also - das ist der Punkt. Natürlich ´gibt´ es das, was der Mensch als Objekt erkennt - nur ist dieses Objekt eben kein absolutes Wirkliches, sondern, in der Form, wie es wahrgenommen wird, etwas Konstruiertes (in der Sprache der Kantianer etwas „Konstituiertes“). Bei Kant steht dem Erkenntnisvermögen des Menschen (Kategorien des Verstandes) das Noumenon gegenüber. Dieses, die Wirklichkeit an sich, ist unerkennbar (laut Kant). Der Wahrnehmung und dem Verstand zugänglich sind lediglich die Phänomene, also die ungeordnete Masse von Daten, die uns über unsere Sinnesorgane erreichen.

Dieser Bezug zu Kant wäre eine von hundert Möglichkeiten, das Wheeler´sche Konzept zu verstehen.

Am Ende finden
wir dann in den Atomteilchen die fast magische Qualität sich
erst zu schaffen, wenn einer hinschaut. Entschuldigung,
manchmal ist ein Goldbarren eben nur ein Goldbarren.

Eines aber scheint klar zu sein: ein Goldbarren ist ein Goldbarren nur dann, wenn man denkt, es sei ein Goldbarren. Jemand, der weder von Gold noch von Barren gehört hat, wird das Ding eben nicht als Goldbarren identifizieren.

Und wenn du das komplette Denkraster, das auf die Außenwelt projiziert wird, von der Wahrnehmung substrahierst, bleibt nichts übrig, das man noch ´Gegenstand´ nennen könnte. Denn schon die Unterscheidung eines Dings von seiner Umgebung ist ein konstituierender Denkakt.

Zwei Grundtendenzen im Geist-Materie-Problem heißen Idealismus
und Materialismus. Beides sind Ausdruck eines monistischen
Denkens…

Ich beginne Deine Begriffspaare wirklich zu hassen.

Danke, aber sie gehören mir nicht. Ich verwende sie nur wie Tausende Andere zuvor.

Natürlich
sind beide Begriffe in Tausend Formen belegt. Idealismus
bedeutet zunächst im Wortsinne, einem Ideal folgend, nicht
jedoch einem Gesit folgend.

Aber nein, diese Bedeutung dürfte erst im Fahrwasser der philosophischen Bedeutung entstanden sein:

http://www.textlog.de/3992.html

„Idealismus heißt allgemein die Lehre von der Idealität (s. d.) des Seins. Sie tritt in zwei (theoretischen) Hauptformen auf: als metaphysischer und als erkenntnistheoretischer Idealismus. Der erstere behauptet: wahres Sein, absolute Wirklichkeit hat nur die Idee (s. d), der Geist, das Geistige (als Vernunft, Wille u. dgl.). Das Geistige ist der Urgrund alles Geschehens, der Urquell aller Dinge, die treibende, zwecksetzende Kraft in der Welt (»objektiver Idealismus«).“

Ähnlich verhält es sich mit dem Materialismus der zunächst
eine Ausrichtung auf die materiellen Seiten des Lebens hin
bezeiochnet. Also müsstest Du hier noch ein Bisschen an Deinem
Begriffspaar arbeiten.

Auch hier gilt, dass diese Bedeutung auf die philosophische Grundbedeutung zurückgeht:

http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=GYRO79

Materialismus

„(lat.) M. bezeichnet philosophische Strömungen, die davon ausgehen, dass die gegenständliche und die geistige Wirklichkeit ausschließlich aus Materie bestehen oder auf materielle Prozesse zurückzuführen sind. Das materialistische Denken schuf wesentliche Grundlagen der modernen Naturwissenschaften, stärkte religionskritische und philosophisch-atheistische Positionen und stellte sich gegen den Idealismus.“

Wir sollten also beide an diesem interessanten Pärchen arbeiten.

Stanislav Grov ist Psychologe. Er ist weder Physiker noch
Mathematiker. Das mal ganz am Rande.

Es geht um die Entstehung von Leben und Bewusstsein. Was hat das mit Mathe oder Physik zu tun? Grof ist übrigens auch studierter Mediziner.

Die Wahrscheinlichket
eine Hurrikanes, der eine 707 zusammensetzt wenn er über einen
Autoschrottplatz fliegt ist nämlich Null, die
Wahrscheinlichkeit, wenn er über einen Flugzeugschrottplatz
fliegt, deutlich höher (ohne, dass jemand Zahlen berechnet
hat). Nur mal so als Frage der Logik.

Es geht um das Zusammentreffen von beidem: Überfliegen und Zusammensetzen. Ersteres kann ja vorausgesetzt werden. Die Frage ist nur, wie die Zusammensetzung geschieht. Ob die Wahrscheinlichkeit bei Null liegt, ist reine Vermutung. Theoretisch liegt sie eher bei ´unendlich nahe bei Null´.

Wenn ich also genug Materie und genug
Zeit annehme, ist die Entstehung von Leben beinahe
unvermeidlich. Ob das dann in jedem Anlauf Leben ist, wie wir
es uns vorstellen, ist damit allerdings nicht gesichert.

Nun, der Nobelpreisträger Jacques Monod hält die Entstehung des Lebens für einen reinen Zufall. Ok, nehmen wir das an. Es geht aber um sehr viel mehr, nämlich um Geist und Bewusstsein. Gestehen wir dem Hurrikan ruhig zu, dass er vielleicht ein Kinderdreirad (Leben) zusammenbastelt. Von da bis zu einer 707 (Bewusstsein) ist es aber sehr weit. Das schafft weder der Hurrikan vom Start weg noch das Dreirad von sich aus.

Das Geistige
exisiert also vorgängig, und d.h. als vom Materiellen
getrennte Entität.

Deine persönliche Ansicht.

Nebst Millionen anderer persönlicher Ansichten in Gegenwart und Vergangenheit, die die Dinge ähnlich sehen.

Natürlich ohne Geist definiert zu
haben.

Ich gebe mal ein paar Anhaltspunkte:

Geist ist immateriell (im physikalischen Sinne). Er ist vital. Er hat Erkenntnisvermögen. Er ist empfindungsfähig. Er ist schöpferisch. Er kann Subjektivität entwickeln (Bewusstsein von einem Ich). Er kann Objektivität entwickeln (Bewusstsein von einem Nicht-Ich, der Außenwelt). Er kann auf beides reflektieren.

Zudem kann man mind und spirit unterscheiden: mind ist der Verstand und das persönliche Bewusstsein, spirit das universell Geistige, das Nichtbegrenzte.

Der Idealismus denkt sich mind und spirit (Verstand und universeller Geist) als Verbundenes bzw. ersteres als Unter-Form des letzteren. Hegel ist dafür ein Paradebeispiel.

Soweit so gut, aber wenn
Du die Diskussion fortsetzen willst, dann erzähl mal wie
Deiner Ansicht nach der Geist alleine entstehen konnte.

Er entstand, im universellen Sinne, eben nicht, sondern ist die Quelle alles Entstehenden. Die Philosophie in West und Ost quillt über vor Vorstellungen dieser Art. Ich nenne Anaxagoras, Platon, Plotin, Spinoza, Fichte, Hegel, Schelling für das Abendland und den Hinduismus und den Buddhismus als Vertreter des asiatischen Raums (hier unter anderen Begriffen, die sich aber mit den Vorstellungen des Westens erheblich decken).

Im Einzelne gehen in diesen Lehren die Ansichten über die Entstehung des Materiellen aus dem Geistigen weit auseinander. Plotin hatte ich als Beispiel schon angeführt.

Wahrscheinlich wäre es hilfreich - etwa auch im Sinne deiner
Münzenmetapher - Geist und Materie als Ausdrucksformen EINER
einzigen Substanz anzusehen.

… dem stimme ich so nicht
zu. Zumal mir etwas unklar ist, wie Du den Begriff „Substanz“
abgrenzt.

„Substanz“ ist das, was unveränderlich besteht durch allen Wandel hindurch. Wandel, das sind die Akzidentien, die zufälligen und vergänglichen Bestimmungen der Dinge. Was aber liegt all dem zugrunde? Was ist es, das sich (in der Erscheinungsform) wandelt? Eben die Substanz. Der Urstoff. Das Urprinzip. Das aber nicht materiell zu denken ist, wie die Materialisten behaupten, sondern „geistig“ (mit jenen Qualitäten wie oben aufgeführt).

Wilber is back, Yeah!

Ehre wem Ehre gebührt…

Jetzt dauert es nicht mehr lange bis
sich Deschner auch wieder erhebt?

Nee, den lassen wir hier mal draußen, er ist nämlich kein guter Philosoph.

Was Wilber da tut ist ja
ebenfalls Theorie. Seine Vorstellung, die im Übrigen genauso
unbeweisbar ist, wie jede andere dieser Vorstellungen.

Wilber ist praktizierende Zenbuddhist mit gewissen Erleuchtungserfahrungen (wie er behauptet). Viele M
onismus-Verfechter haben oder hatten solche Erfahrungen, zB. Plotin vier Mal. Er geriet dabei spontan, d.h. unkontrolliert, in einen ekstatischen Zustand. Seine Philosophie hatte starken Einfluss auf die folgenden, insbesondere den Dt. Idealismus.

Das wiederum bedingt aber die Existenz des Einen (Hen), dessen
Entstehung er wiederum nicht begründen konnte.

Man kann nicht den Urgrund begründen. Warum auch? Der Urgrund ist an sich schon so toll, dass kein Bedarf besteht, ihn noch toppen zu wollen… Kausales Denken sollte nicht dazu verführen, immer weiter hinter Ursachen herzujagen, selbst hinter der Ursache der absolute Ursache. Wer dieses Hen mal irgendwie erfahren hat, der weiß, dass es das Absolute, das nicht mehr Hintergehbare, ist. Die Mystik ist voll von Berichten dieser Art.

Ich denke, die heutige Quantenphysik steht mit ihren
Einsichten solchen Vorstellungen näher als der Alltagsmensch,
der Materie immer noch mit Festigkeit und Kompaktheit
assoziiert, was der quantenphysikalischen Wirklichkeit aber
völlig zuwiderläuft.

Netter Formulierung dafür, dass Du die Masse der Menschheit
für blöde hältst.

Das hast du gesagt. Die Masse der Menschheit hält Materie aber für realer als das Geistige. Das täten sie nicht, wenn sie mehr über die quantenphysikalischen Hintergründe wüssten. Das hat nix mit blöd zu tun, sondern mit unphilosophisch. Der eine backt Brot, der zweite baut Computer zusammen, der dritte denkt über Geist und Materie nach. Ich nenne das Arbeitsteilung in einer Kulturgesellschaft.

Gruß

Horst

Was nichts an der grundsätzlichen Existenz von Atomteilchen verändert. Und damit nicht an der Existenz von Materie. Sie ist lediglich komplexer als wir sie uns gemeinhin vorstellen.

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Peter.

Das ist ja mal wieder ein hübsches Durcheinander. Natürlich
existieren Atomteilchen. Wir haben nur keine technische
Möglichkeit deren genauen Aufenthalstort zu lokalisieren,
können also lediglich behaupten, sie sind irgendwo mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Raum
unterwegs.

Wie auch schon der Klaus anmerkt, gilt die Unschärferelation
nicht wegen einer technischen Unzulänglichkeit der Messung:

Wie ich bereits an Klaus schrieb: Das verändert aber nichts an der Existenz von Atomteilchen per se.

http://theory.gsi.de/~vanhees/faq/physik/node8.html

„Die Unschärferelation ist also prinzipieller Natur. Sie folgt
direkt aus der Struktur der für die erfolgreiche Beschreibung
von Quantenphänomenen notwendigen Mathematik. Sie gilt
insbesondere auch dann, wenn man keine Messung vornimmt - sie
gründet also nicht auf den technischen Einschränkungen unserer
Meßapparaturen.“

Zitat ENDE.

Wunderhübsch. Aber damit bleibt es dabei, dass Materie existiert.

Die Unschärfe betrifft verschiedene Parameter, z.b. Ort,
Impuls, Winkel, Drehimpuls, Lebensdauer und Energie eines
Zustands usw.

Eine Schaffung durch BEobachtung ist natürlich
leicht wiederlegbar. Wenn ich nämlich den Goldbarren jetzt
wieder auf seine richtige Größe schrunpfe, dann finde ich…

Mir ging es bei dem Zitat nicht um den Aspekt der subjektiven
„Erschaffung“ des Objekts, nur um die Beschaffenheit der
Materie im Nanobereich. Ich gehe trotzdem darauf ein, weil es
das Grundthema durchaus bereichert:

http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/forschern-auf-…

„Solange man Elementarteilchen nicht beobachtete, existierten
sie in einer Art Wolke unendlicher Möglichkeiten. Einstein,
der wie Wheeler in Princeton arbeitete, störte sich an dieser
Sicht und fragte Wheeler einmal, ob der Mond denn existiere
auch wen niemand hinsehe. Wheeler wollte wissen, ob die
Unschärferelation für das ganze Universum galt. Erst eine
wahrgenommene, beobachtete Realität sei ein physikalische
Realität, meinte er und nannte dies das „Partizipatorische
Anthropische Prinzip“. Erst durch die Beobachtung würde das
Universum gewissermaßen erst erschaffen.“

Zitat ENDE.

Was sich dann aber um eine eher philosophische als eine physikalische Überlegung handelt. Wobei die Quantenphysik sicherlich, je weiter man geht an philosophische wie auch religiöse Fragen heranreicht. Trotzdem bin ich ziemlich sicher, dass Universum existierte auch letzte Nacht, als ich nicht hinsah. Nenne es meinetwegen so ein unbestimmtes Gefühl.

„Gewissermaßen“ also - das ist der Punkt. Natürlich ´gibt´ es
das, was der Mensch als Objekt erkennt - nur ist dieses Objekt
eben kein absolutes Wirkliches, sondern, in der Form, wie es
wahrgenommen wird, etwas Konstruiertes (in der Sprache der
Kantianer etwas „Konstituiertes“). Bei Kant steht dem
Erkenntnisvermögen des Menschen (Kategorien des Verstandes)
das Noumenon gegenüber. Dieses, die Wirklichkeit an sich, ist
unerkennbar (laut Kant). Der Wahrnehmung und dem Verstand
zugänglich sind lediglich die Phänomene, also die ungeordnete
Masse von Daten, die uns über unsere Sinnesorgane erreichen.

Dieser Bezug zu Kant wäre eine von hundert Möglichkeiten, das
Wheeler´sche Konzept zu verstehen.

Es geht mir hier weniger um das „Verstehen“. Ich „verstehe“, was ausgedrückt werden soll, alleine, ich bin aus verschiedenen Gründen mal wieder nicht bereits, das ohne ein paar eigene Gedanken einfach zu akzeptieren.
Ich gehe mit Kant soweit konform, dass Daten nicht die Wirklichkeit sondern lediglich Symptome der Wirklichkeit sind, wie man die auch immer nennen mag. Denn ob ich dieses nicht erkennbare Ding Noumen, Noumenon, Gizmo oder Walter nenne verändert weder etwas an seinem Wesen noch an seiner Existenz.
Jetzt kann ich behaupten, Walter (die Wirklichkeit), existiere nicht, wenn ich nicht hinsehe. Das ist natürlich für einen Berufsphilosophen sehr bequem, da es mir implizit gesicherte Zweifelsräume schafft (Doug Adams war manchmal genial, findest Du nicht?). Nur geht dabei eine grundsätzliche Erkenntnis unter: Wenn die Walter (die Wirklichkeit) immer wieder die gleichen Symptome zu jedem beliebigen Zeitpunkt erzeugen kann, dann kann ich daraus schließen, dass Walter permanent ist. Ich kann sogar weiter gehen. Bei inzwischen rund 6 Milliarden Menschen steht Walter ja immer unter der Boebachtung von irgendwem, wäre also sogar wenn die Beobachtung eine Existenzbedingung wäre, permanent.
Zweitens wird hier mit einem Unmöglichkeitsbegriff gearbeitet. UnIrgendwas sind so komische Wörter. UnMöglich, UnEndlich, ich nehme hier des Spaßes halber auch mal UnGlaublich hinzu. Die Lsite kann ja verlängert werden. Kant UnMöglich lautet UnErkennbar. Nach meiner persönlichen Erfahrung bedeutet UnMöglich sehr selten, dass etwas wirklich nicht möglich ist. Meistens bedeutet es, bisher hat noch niemand einen Weg gefunden, es möglich zu machen. Analog bedeutet UnErkennbar, nicht, dass man es nicht wirklich eines Tages herausfindet. Es bedeutet lediglich, dass Kant es nicht herausgefunden hat. Na und? Ich habe es auch nicht herausgefunden, das bedeutet aber nicht, dass nicht nächste Woche irgendeiner drauf kommt von dem wir bisher überhaupt noch nichts gehört haben. Deswegen möchte ich Kants Worte dahingehend korrigieren, dass wir bisher die Wirklichkeit nicht erkannt haben. Ein UnIrgendwas würde ja nur implizieren, wir brauchen es gar nicht erst zu versuchen.

Am Ende finden
wir dann in den Atomteilchen die fast magische Qualität sich
erst zu schaffen, wenn einer hinschaut. Entschuldigung,
manchmal ist ein Goldbarren eben nur ein Goldbarren.

Eines aber scheint klar zu sein: ein Goldbarren ist ein
Goldbarren nur dann, wenn man denkt, es sei ein Goldbarren.
Jemand, der weder von Gold noch von Barren gehört hat, wird
das Ding eben nicht als Goldbarren identifizieren.

Nein, wird er nicht. Er wird den Barren vielleicht Gabi nennen. Aber das verändert nichts an der Natur von Gabi. Du hast ein Problem mit Etikettierungen, das ist alles. Manchmal lohnt es sich aber, auf die Natur der Dinge zu schauen statt auf das Label. Nimm etwas ganz einfaches, einen Mantel. Der heißt auf Deutsch „Mantel“, auf Englisch „Coat“. Ist er dadurch etwas anderes? Er hat ja noch die gleichen Eigenschaften. Aber gerade wegen dieser Etikettenproblematik ist es notwendig, bei der Wortwahl nachzudenken und die Worte nicht, wie es z.B. Wilber tut, willkürlich dauernd zu verändern.

Und wenn du das komplette Denkraster, das auf die Außenwelt
projiziert wird, von der Wahrnehmung substrahierst, bleibt
nichts übrig, das man noch ´Gegenstand´ nennen könnte. Denn
schon die Unterscheidung eines Dings von seiner Umgebung ist
ein konstituierender Denkakt.

Falsch. Gabi existiert. Sogar, wenn ich sie Goldbarren nenne. Wenn ich also subtrahiere, was Du hier Denkraster nennst, dann bleibt das Objekt übrig. Wie im Beispiel von Walter ist die Existenz von etwas keine Frage der Etikettierung. Insofern finde ich Deinen Begriff des „Denkrasters“ falsch gewählt, denn eigentlich handelt es sich ja um ein „Bezeichnungsraster“.

Zwei Grundtendenzen im Geist-Materie-Problem heißen Idealismus
und Materialismus. Beides sind Ausdruck eines monistischen
Denkens…

Ich beginne Deine Begriffspaare wirklich zu hassen.

Danke, aber sie gehören mir nicht. Ich verwende sie nur wie
Tausende Andere zuvor.

Mal langsam, nicht Tausende. Vielleicht, wie einige Deiner Lieblingsautoren, das mag sein. Was ich nämlich hasse ist die ständige Neudefinition vorhandener Wörter in andere Begriffe.

Natürlich
sind beide Begriffe in Tausend Formen belegt. Idealismus
bedeutet zunächst im Wortsinne, einem Ideal folgend, nicht
jedoch einem Gesit folgend.

Aber nein, diese Bedeutung dürfte erst im Fahrwasser der
philosophischen Bedeutung entstanden sein:

http://www.textlog.de/3992.html

„Idealismus heißt allgemein die Lehre von der Idealität (s.
d.) des Seins. Sie tritt in zwei (theoretischen) Hauptformen
auf: als metaphysischer und als erkenntnistheoretischer
Idealismus. Der erstere behauptet: wahres Sein, absolute
Wirklichkeit hat nur die Idee (s. d), der Geist, das Geistige
(als Vernunft, Wille u. dgl.). Das Geistige ist der Urgrund
alles Geschehens, der Urquell aller Dinge, die treibende,
zwecksetzende Kraft in der Welt (»objektiver Idealismus«).“

Ja, wunderhübsch. Sieh Dir doch bitte mal den ersten Satz genau an. Ich stelle es Dir einfach nochmal nebeneinander, der Übersicht halber:

Idealismus heißt allgemein die Lehre von der Idealität des Seins.
Idealismus bedeutet zunächst im Wortsinne, einem Ideal folgend

Hier finden wir wieder die Verquickung mehrerer Dinge. Du erkennst es? Der Idealismusbegriff der Philosophie, und ich möchte wetten, dazu gibt es bereits ebenfalls verschiedene Ansichten, ist lediglich eine Teilmenge des von mit angesprochenen Wortsinnes. Es handelt sich also wieder einmal um eine freiwillige geistige Selbstbeschränkung. Denn der allgemeine Begriff des Idealismus legt ja nicht das Ideal fest, während diese Definition es auf eine Lehre des Seins bezieht. Jemand, der z.B. dem Ideal des Kommunismus folgt ist also demnach kein Idealist. Natürlich passieren solche Dinge, wenn man die Begriffe einfach aus Eislers Philosophischem Wörterbuch nimmt, statt selbst über den Begriffsinhalt nachzudenken.

Ähnlich verhält es sich mit dem Materialismus der zunächst
eine Ausrichtung auf die materiellen Seiten des Lebens hin
bezeiochnet. Also müsstest Du hier noch ein Bisschen an Deinem
Begriffspaar arbeiten.

Auch hier gilt, dass diese Bedeutung auf die philosophische
Grundbedeutung zurückgeht:

http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=GYRO79

Materialismus

„(lat.) M. bezeichnet philosophische Strömungen, die davon
ausgehen, dass die gegenständliche und die geistige
Wirklichkeit ausschließlich aus Materie bestehen oder auf
materielle Prozesse zurückzuführen sind. Das materialistische
Denken schuf wesentliche Grundlagen der modernen
Naturwissenschaften, stärkte religionskritische und
philosophisch-atheistische Positionen und stellte sich gegen
den Idealismus.“

Wir sollten also beide an diesem interessanten Pärchen
arbeiten.

Auch hier komme ich nicht über die Brücke (zumal bpb ja nur aus anderen Texten übernommen hat). Vielleicht, um es klarer zu machen, woran ich hänge (nicht verständnismäßig aber akzeptanzmäßig):
Wenn ich mich den Wurzeln von etwas nähere, mir diese Wurzeln aber noch unbekannt sind, muss ich zunächst jede Präjudizierung dessen, was ich vielleicht finden werde, vermeiden. Wenn ich jetzt versuche, eine Definition, die bereits so und so viele, möglicherweise richtige, möglicherweise falsche, Denkschritte beinhaltet, als Basis zu verwenden werde ich die Wurzeln dessen, was ich suche möglicherweise finden - aber ich werde sie nicht erkennen, da sie der mit der Definition vorgegebenen Präjudizierung nicht entsprechen. Das ist wie mit der Suche nach Gott. Er hat vielleicht letzte Woche in meinem Stammcafé mit mir gesprochen. Aber ich habe ihn nicht erkannt, weil er war eine schwarzafrikanische Frau, kein langbärtiger Kaukasier.
Worum es mir also geht, ist, zunächst einmal die verwendeten Begriffe auf einen einfachere, nicht präjudizierende Basis zurückzuführen. Natürlich, wenn ich die Eisler-Definition so übernehme, dann ist praktisch schon festgeschrieben, dass der Geist alleine existierte. Die Definition beweißt das nicht, sie gibt nicht einmal einen nachvollziehbaren Anhaltspunkt dafür, sie schreibt es lediglich fest. Und damit sind wir wiederum in den Grenzen der geistigen Selbstbeschränkung gefangen.

Stanislav Grov ist Psychologe. Er ist weder Physiker noch
Mathematiker. Das mal ganz am Rande.

Es geht um die Entstehung von Leben und Bewusstsein. Was hat
das mit Mathe oder Physik zu tun? Grof ist übrigens auch
studierter Mediziner.

Die Wahrscheinlichket
eine Hurrikanes, der eine 707 zusammensetzt wenn er über einen
Autoschrottplatz fliegt ist nämlich Null, die
Wahrscheinlichkeit, wenn er über einen Flugzeugschrottplatz
fliegt, deutlich höher (ohne, dass jemand Zahlen berechnet
hat). Nur mal so als Frage der Logik.

Es geht um das Zusammentreffen von beidem: Überfliegen und
Zusammensetzen. Ersteres kann ja vorausgesetzt werden. Die
Frage ist nur, wie die Zusammensetzung geschieht. Ob die
Wahrscheinlichkeit bei Null liegt, ist reine Vermutung.
Theoretisch liegt sie eher bei ´unendlich nahe bei Null´.

Vertraue mir, wenn der Hurrikan über einen Autoschrottplatz geht, ist die Wahrscheinlichkeit eine 707 zu erhalten Null und absolut Null. Weil auf einem Autoschrottplatz nicht genügens Aluminium für die Außenhaut herumliegt. Womit auch bewiesen ist, was die Anmerkung, er sei kein Physiker oder Mathematiker mit der Sache zu tun hat. Denn das Beispiel hing an einem mathematischen und an einem physikalischen Denkfehler. Dass er nebenbei Mediziner ist, hübsch. Dann hätte er ja ein Frankensteinbeispiel machen können.

Wenn ich also genug Materie und genug
Zeit annehme, ist die Entstehung von Leben beinahe
unvermeidlich. Ob das dann in jedem Anlauf Leben ist, wie wir
es uns vorstellen, ist damit allerdings nicht gesichert.

Nun, der Nobelpreisträger Jacques Monod hält die Entstehung
des Lebens für einen reinen Zufall. Ok, nehmen wir das an. Es
geht aber um sehr viel mehr, nämlich um Geist und Bewusstsein.
Gestehen wir dem Hurrikan ruhig zu, dass er vielleicht ein
Kinderdreirad (Leben) zusammenbastelt. Von da bis zu einer 707
(Bewusstsein) ist es aber sehr weit. Das schafft weder der
Hurrikan vom Start weg noch das Dreirad von sich aus.

Hoppla, jetzt gehst Du deutlich weiter als ich. Meine These besagt das Materie und Geist zwei Komponenten der gleichen Sache sind. Was Du hier aussagst ist ja, dass die materielle Komponente zuerst kommen würde.
Gehen wir mal weg vom Dreirad, von der 707 und so weiter. Weil das alles alleine materielle Komponenten sind. Schauen wir lieber mal auf Dein neues Begriffspaar Geist und Bewußtsein. Gesit ist ziemlich undefiniert. Aber offensichtlich gehst Du auch nicht davon aus, dass er das gleiche ist wie Bewußtsein (im Sinne eines menschenähnlichen Bewußtseins). Wir können also z.B. ausschließen, dass ein Einzeller oder ein Trilobit über ein derartig weitreichendes Bewußtsein verfügt haben. Nur, wie sieht es mit Geist aus. Sie waren offensichtlich lebendig (Trilobiten gibt’s ja nicht mehr). Wir nähern uns also der Frage, was Geist ist und wie er entstand. Wenn Du, wie im vorigen Posting „das Geistige“ als erste Entität voraussetzt, dann implizierst Du damit ja auch dessen plötzliche und vollkommene Entstehung, oder sehe ich das falsch.

Das Geistige
exisiert also vorgängig, und d.h. als vom Materiellen
getrennte Entität.

Deine persönliche Ansicht.

Nebst Millionen anderer persönlicher Ansichten in Gegenwart
und Vergangenheit, die die Dinge ähnlich sehen.

Na ja, erst einmal erlaube ich mir Zweifel an Deinen Millionen. Das ist, wie wenn jemand behauptet, seine vielen Tausend Freunde sagen das auch. Zweitens ist unabhägig davon der Totschläger der großen Zahl ein etwas zweifelhaftes Argument. Millionen von Schmeißfliegen glauben auch Kuhfladen sind lecker. Ich mag trotzdem keinen zum Abendessen.

Natürlich ohne Geist definiert zu
haben.

Ich gebe mal ein paar Anhaltspunkte:

Geist ist immateriell (im physikalischen Sinne). Er ist vital.
Er hat Erkenntnisvermögen. Er ist empfindungsfähig. Er ist
schöpferisch. Er kann Subjektivität entwickeln (Bewusstsein
von einem Ich). Er kann Objektivität entwickeln (Bewusstsein
von einem Nicht-Ich, der Außenwelt). Er kann auf beides
reflektieren.

Damit vermischst Du aber wieder Dein obiges Begriffspaar. Weil Du hier dem Geist Bewusstsein unterstellst. Ich nehme das mal auseinander:
Immateriell -> sicher
Vital -> sicher
Erkenntnisvermögen -> kaum zu beurteilen, das könnte eher eine Bewusstseinsleistung sein.
Emfindungsfähigkeit -> möglicherweise
Subjektivität -> Bewusstseinsleistung
Objektivität -> Bewusstseinsleistung

Zudem kann man mind und spirit unterscheiden: mind ist der
Verstand und das persönliche Bewusstsein, spirit das
universell Geistige, das Nichtbegrenzte.

Da sind wir wieder bei Wilber. Ob ich das jetzt Klaus oder Spirit nenne ist mal egal, relevant ist das Wesen des Dings. Das „universell Geistige“ ist natürlich nichts anderes als eine Teilmenge des Geistigen, auch wenn sich das Wort „universell“ toll anhört. Während „Das Nichtbegrenzte“ einfach eine Präjudizierung darstellt. Das Problem hier ist, dass durch große Worte der Eindruck erweckt wird, das Geistige sei etwas viel Größeres, weiter entwickeltes als das Bewusstsein, nennen wir es Oskar, oder Mind, wie der Herr Wilber es tut. Die Wahl der Worte (nicht der Dinge hinter den Worten) erzeugt also ein Klaus>Oskar. Nun kann aber Klaus nicht auf Oskar aufbauen. Das Geistige soll ja angeblich zuerst dagewesen sein. Also gibt es da wieder etwas den Widerspruch zwischen den Kunstbegriffen und dem Inhalt selbiger.
Trotzdem, denken wir mal einen Schritt weiter. Wir neigen (die meisten Menschen) zu einer Art von Binärlogik, die uns immer Begriffspaar, d.h. zwei, bilden läßt. Aber nehmen wir uns mal die Freihiet, ein paar mehr in ein Wortkonstrukt einzubinden.
Urgeist -> Geist in der ersten primitivsten Form
Bewusstsein -> Im Grunde vielleicht ein Erkenntnis und Reflektionsfähiger Geist?
Überbewusstsein -> Das, was uns immer wieder zwingt, auch nach den augenblicklich nicht erkennbaren Wirklichkeiten zu fragen.

Nur mal so als ein erster Ansatz.

Der Idealismus denkt sich mind und spirit (Verstand und
universeller Geist) als Verbundenes bzw. ersteres als
Unter-Form des letzteren. Hegel ist dafür ein Paradebeispiel.

Ja, aber auf den Denkfehler in dieser Überlegung habe ich einen Absatz höher bereits hingewiesen. Das Verhältnis der Unterform zur Überform ist unklar. Genauso ist die Stärke der Verbindung offen. Denn das Bewusstsein und das Unterbewusstsein (was ja auch eine Teilmenge des Geistes darstellt) treiben ja zum Teil grob unterschiedliche Spielchen mit uns.

Soweit so gut, aber wenn
Du die Diskussion fortsetzen willst, dann erzähl mal wie
Deiner Ansicht nach der Geist alleine entstehen konnte.

Er entstand, im universellen Sinne, eben nicht, sondern ist
die Quelle alles Entstehenden. Die Philosophie in West und Ost
quillt über vor Vorstellungen dieser Art. Ich nenne
Anaxagoras, Platon, Plotin, Spinoza, Fichte, Hegel, Schelling
für das Abendland und den Hinduismus und den Buddhismus als
Vertreter des asiatischen Raums (hier unter anderen Begriffen,
die sich aber mit den Vorstellungen des Westens erheblich
decken).

Also verfolgst Du die Vorstellugn eines Geistes der schon immer existierte, und zwar als bewußte, systemimmanente Entität. Das wäre dann nichts anderes als ein abstrahierter Gottesbegriff. Du verstehst, dass ich mich dem nicht anschließen kann? Es würde ja nicht nur Unendlichkeit sondern auch Unveränderlichkeit implizieren. Der Geist würde sich nie weiterentwickeln. Beide Dinge befriedigen zwar menschliche Vorstellungsbedürfnisse, aber damit sieht dieses Bild, wie in allen Religionen, zu sehr nahc menschlicher Wunschprojektion als nach Wirklichkeit aus.

Im Einzelne gehen in diesen Lehren die Ansichten über die
Entstehung des Materiellen aus dem Geistigen weit auseinander.
Plotin hatte ich als Beispiel schon angeführt.

Wahrscheinlich wäre es hilfreich - etwa auch im Sinne deiner
Münzenmetapher - Geist und Materie als Ausdrucksformen EINER
einzigen Substanz anzusehen.

… dem stimme ich so nicht
zu. Zumal mir etwas unklar ist, wie Du den Begriff „Substanz“
abgrenzt.

„Substanz“ ist das, was unveränderlich besteht durch allen
Wandel hindurch. Wandel, das sind die Akzidentien, die
zufälligen und vergänglichen Bestimmungen der Dinge. Was aber
liegt all dem zugrunde? Was ist es, das sich (in der
Erscheinungsform) wandelt? Eben die Substanz. Der Urstoff. Das
Urprinzip. Das aber nicht materiell zu denken ist, wie die
Materialisten behaupten, sondern „geistig“ (mit jenen
Qualitäten wie oben aufgeführt).

Haaaaalt! Das bedingt zunächst die Existenz eines unwandelbaren Urprinzips, an dem ich aber bereits weiter oben meine Zweifel geäußert habe. Zweitens lehne ich, wegen der weiter oben angesprochenen Präjudizierungsproblematik, jegliche Definition ab, die gleich ein „aber nicht wie die meinen“ enthält.

Wilber is back, Yeah!

Ehre wem Ehre gebührt…

Jetzt dauert es nicht mehr lange bis
sich Deschner auch wieder erhebt?

Nee, den lassen wir hier mal draußen, er ist nämlich kein
guter Philosoph.

Er ist meiner Meinung nach auch kein guter Historiker, aber dazu gibt es ja bakanntlich verschiedene Ansichten.

Was Wilber da tut ist ja
ebenfalls Theorie. Seine Vorstellung, die im Übrigen genauso
unbeweisbar ist, wie jede andere dieser Vorstellungen.

Wilber ist praktizierende Zenbuddhist mit gewissen
Erleuchtungserfahrungen (wie er behauptet). Viele M
onismus-Verfechter haben oder hatten solche Erfahrungen, zB.
Plotin vier Mal. Er geriet dabei spontan, d.h. unkontrolliert,
in einen ekstatischen Zustand. Seine Philosophie hatte starken
Einfluss auf die folgenden, insbesondere den Dt. Idealismus.

Also beruht seine Autorität auf der Tatsache, dass er erleuchtet ist. Das macht das Leben als Philosoph natürlich einfach. Jetzt bin ich geradezu enttäuscht.
Sagen wir es mal offen, die Philosophie hat ein paar generelle Probleme. Eines davon ist, dass immer nur die gelesen werden, die eine neue Form angeblicher Wirklichkeit apostulieren. Heutzutage macht sich dabei ein Hintergrund als Buddhist, besser noch Zenbuddhist, auch unglaublich gut bei den Verlegern. Und erleuchtet klingt natürlich immer gut. Das Problem ist, dass dabei auch immer ein Anspruch entsteht, die „Erkenntnisse“ der „Erleuchteten“ ohne eigenes Nachdenken zu übernehmen. Was wir jedoch suchen ist nicht, was andere vorgebetet haben sondern neues Land. Und um das zu finden, müssen wir zwar studieren, was andere dachten, aber gleichzeitig auch bereits sein, Wenden zu beschreiben.

Das wiederum bedingt aber die Existenz des Einen (Hen), dessen
Entstehung er wiederum nicht begründen konnte.

Man kann nicht den Urgrund begründen. Warum auch? Der Urgrund
ist an sich schon so toll, dass kein Bedarf besteht, ihn noch
toppen zu wollen… Kausales Denken sollte nicht dazu
verführen, immer weiter hinter Ursachen herzujagen, selbst
hinter der Ursache der absolute Ursache. Wer dieses Hen mal
irgendwie erfahren hat, der weiß, dass es das Absolute, das
nicht mehr Hintergehbare, ist. Die Mystik ist voll von
Berichten dieser Art.

Ja, und da haben wir genau, was ich im Absatz oben bemängele. Der Erleuchtete hat uns mitgeteilt, dass wir nicht mehr fragen sollen und jetzt steht jeder der fragt als Idiot da. Na ja, ist besser als die katholische Version der Renaissance, die nannte das Ketzer. Aber hier ist genau das Grundprinzip der Mystik. Es geht nicht darum, Dinge, die mit dem Verstand nicht begreifbar sind, zu erkennen. Meistens geht es eher darum, mit dem Verstand im Nachhinein zu begründen, warum man die jeweilige Mystik nicht hinterfragen darf. Kein Wunder also, dass die Mystik voll von Berichten dieser Art ist. Lies mal, was Du selbst geschireben hast.

Man kann nicht den Urgrund begründen -> Warum eigentlich nicht?

Der Urgrund ist an sich schon so toll… -> Bisher hast Du nicht einmal erwähnt, was so toll an ihm ist. Nicht einmal, was er ist.

Kausales Denken sollte nicht dazu :verführen, immer weiter hinter Ursachen herzujagen -> Übersetzt: Denke nicht über die Weisheit des „Erleuchteten“ nach.

… selbst hinter der Ursache der absolute Ursache. -> Woher weiß er denn, dass es die absolute Ursache ist, geschweige denn, dass es eine solche wirklich gibt?

Wer dieses Hen mal irgendwie erfahren hat, -> also logischerweise nur der „Erleuchtete“

Lassen wir das mal so stehen, ich glaube, Du verstehst, was mir daran etwas arg „erleuchtet“ vorkommt?

Ich denke, die heutige Quantenphysik steht mit ihren
Einsichten solchen Vorstellungen näher als der Alltagsmensch,
der Materie immer noch mit Festigkeit und Kompaktheit
assoziiert, was der quantenphysikalischen Wirklichkeit aber
völlig zuwiderläuft.

Netter Formulierung dafür, dass Du die Masse der Menschheit
für blöde hältst.

Das hast du gesagt. Die Masse der Menschheit hält Materie aber
für realer als das Geistige. Das täten sie nicht, wenn sie
mehr über die quantenphysikalischen Hintergründe wüssten. Das
hat nix mit blöd zu tun, sondern mit unphilosophisch. Der eine
backt Brot, der zweite baut Computer zusammen, der dritte
denkt über Geist und Materie nach. Ich nenne das
Arbeitsteilung in einer Kulturgesellschaft.

Wie bereits gesagt, ist die Argumentation der großen Zahl zweifelhaft. Zweitens wissen wir spätestens seit Göbbels und dem Sportpalast, dass der durchschnittliche IQ einer Menschenmenge mit steigender Anzahl gegen Null sinkt. Insofern wäre also die Vorstellung einer durchaus blöden Menschheit im Vergleich zum durchaus denkfähigen Individuum nicht auszuschließen wobei es sich auch durchaus um jedes beliebige Individuum aus der Menge handeln kann.
Zweitens ist natürlich mit der Arbeitsteilung in einer Kulturgesellschaft ein witziger Effekt verbunden sowie man das auf Philosophie bezieht. Der Amateurphilosoph kann frei nachdenken und sich Beschränkungen vorsätzlich entziehen. Weil er aufgrund der Arbeitsteilung sein Einkommen nicht aus der Philosophie bezieht. Der Profi, wie Wilber, ist darauf angewiesen seine Theorien zu verkaufen um seinen Lebensunterhalt zu betrieten. Das bedeutet auch, er muss sie „verkaufbar“ gestalten. Einer der Gründe, warum ich lieber Thriller schreibe als „ernsthafte“ Bücher. Ich würde mich mit dem, was ich mir so alles Denke sonst markttechnischen Einflüssen unterwerfen müssen.
Ich werde ein paar Tage nicht antworten weil ich unterwegs bin. Also nicht wundern.

Gruß
Peter B.

Kant und der linguistic turn
Hi Peter.

Wunderhübsch. Aber damit bleibt es dabei, dass Materie existiert.

Das hat hier im Brett noch keiner bestritten. Die Frage bleibt, was Materie ´ist´. Vielleicht können die Ausführungen zweier bekannter Physiker dabei weiterhelfen.

http://www.jenseits-de.com/g/fo-materie.htm

So sagte Max Planck 1944 in einem Vortrag über „Das Wesen der Materie“:

„Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch die eigene Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält.“

Er sagte weiter: Wir müssen „hinter dieser Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare aber vergängliche Materie ist das Wahre. Da es aber Geist an sich alleine ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen gehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen.“

(…)

P.M.: Herr Professor Dürr, was ist eigentlich Materie?
Dürr: Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur ein Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung – gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist. Nach Albert Einstein ist Materie nur eine verdünnte Form der Energie. Ihr Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte Energie, sondern etwas ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit."

Zitat ENDE.

Nun denn, zwei angesehene Top-Experten ihres Fachs sprechen hier ganz unbefangen von „Geist“. Planck spricht vom Geist als „Urgrund“, Dürr von Materie als „geronnenem Geist“ - was beides der Vorstellung von Plotin sehr nahekommt, der Materie als die Peripherie des Hen, des Einen, versteht.

Erst eine wahrgenommene, beobachtete Realität sei ein physikalische Realität, meinte er und nannte dies das „Partizipatorische Anthropische Prinzip“. Erst durch die Beobachtung würde das Universum gewissermaßen erst erschaffen."

Dieser Bezug zu Kant wäre eine von hundert Möglichkeiten, das Wheeler´sche Konzept zu verstehen.

… Jetzt kann ich behaupten, Walter (die Wirklichkeit), existiere nicht, wenn ich nicht hinsehe.

Ich muss die Begriffe noch mal klarstellen: es geht um die Konstituierung („Schaffung“) von OBJEKTEN. Nicht um die Konstituierung „der“ Wirklichkeit. Das ist ein Riesenunterschied. Objekte sind Gegenstände, die einem Ich (Subjekt) gegenüber stehen. Die Begriffe Subjekt und Objekt gehören zusammen (zwei Seiten einer Medaille). Was diese Seiten aber übergreift, ist „die Wirklichkeit“. Auch das SUBJEKT (Ich) ist Teil der Wirklichkeit. Also wird keiner behaupten, „die“ Wirklichkeit wird nur vom Ich konstituiert. Vielmehr sind Sinnesdaten, die über die Sinnesorgane das menschliche Bewusstsein erreichen, bereits STRUKTURIERT aufgrund der Operationen des Verstandes. Kant führte diese Operationen auf Kategorien zurück, die „transzendental“ (also die Struktur von Erkenntnis unhintergehbar bedingend) das Chaos der Sinnesdaten ordnen und überschaubar machen.

Diese Kategorien sind:

Einheit
Realität
Substanz und Akzidens
Möglichkeit
Vielheit
Negation
Ursache und Wirkung
Existenz
Allheit
Limitation
Wechselwirkung
Notwendigkeit

Kants Leistung bestand darin, aufzuzeigen, dass diese Kategorien nicht Eigenschaften der objektiven Welt sind, sondern im Verstand selbst gründen, der sie auf das Feld der Sinnesdaten projiziert.

Also: ohne Ich keine Objektwelt. Zu sagen, der Mond habe gestern noch existiert, als keine gerade mal hinschaute, ist streng genommen falsch. Denn „der Mond“ ist durch Eigenschaften definiert, die nur im Denken existieren. Nicht mal Raum und Zeit existieren für Kant objektiv. Sie sind nur „Anschauungsformen“, die das Erkenntnissubjekt in die Welt projiziert. Sie sind KEINE Merkmale der Wirklichkeit.

… Kants UnMöglich lautet UnErkennbar. Nach meiner persönlichen Erfahrung bedeutet UnMöglich sehr selten, dass etwas wirklich nicht möglich ist. Meistens bedeutet es, bisher hat noch niemand einen Weg gefunden, es möglich zu machen.

Sehr richtig, und natürlich hat Kant hier etwas daneben gegriffen. Recht hat er insofern, als eben das kategoriale Denken nicht imstande ist, die „eigentliche“ Wirklichkeit (noumenon) zu erfassen. Nun hat der Mensch aber ein Erkenntispotential, das den Level des kategorialen Denkens übersteigt und so ermöglicht, die wahre Wirklichkeit zu erkennen. Die Mystiker berichten davon, die Erleuchteten im Brahmanismus oder Zen und viele andere wie Aldous Huxyley usf.

Wilber widmet sein halbes Werk genau diesen verschiedenen Dimensionen des Erkennens. Kant war in dieser Hinsicht, nicht anders als sein kongenialer psychoanalytischer Nachfolger Freud, ziemlich reduktionistisch (was das Metaphysische betrifft).

Eines aber scheint klar zu sein: ein Goldbarren ist ein Goldbarren nur dann, wenn man denkt, es sei ein Goldbarren. Jemand, der weder von Gold noch von Barren gehört hat, wird das Ding eben nicht als Goldbarren identifizieren.

… Manchmal lohnt es sich aber, auf die Natur der Dinge zu schauen statt auf das Label. Nimm etwas ganz einfaches, einen Mantel. Der heißt auf Deutsch „Mantel“, auf Englisch „Coat“. Ist er dadurch etwas anderes? Er hat ja noch die gleichen Eigenschaften.

Du sprichst hier von Natur der Dinge und suggerierst dann, dass das „Mantel-Sein“ die Natur dieses Dings sei, welches der eine Mantel und der andere Coat nennt. Genau da zeigt sich das Problem der Etikettierung. „Mantel“ ist ein instrumentaler Begriff, der besagt, dass das Ding nur eine bestimmte Funktion hat, nämlich eine bekleidungstechnische. Mit „NATUR (willst du sagen: Wesen?) des Dings“ hat das nullkommanichts zu tun. Das ist so, als würde man auf Otto Müller zeigen und sagen: „Das ist ein Busfahrer. Das ist seine Natur. Punkt.“

Womit Otto existentiell auf seine Berufstätigkeit reduziert wäre. Er wäre nur noch ein Funktionsträger, ein Maschinenbediener, ein atmender und essender Roboter.

Genau so aber verwendest du das Wort Mantel. Du reduzierst das Ding auf eine simple Funktion und nennst diese „Natur“.

Am Beispiel von Otto sehen wir aber, dass das Busfahrer-Sein nur ein Aspekt, eine Eigenschaft von Otto ist, die er FÜR ANDERE MENSCHEN hat. Seine „Natur“ ist etwas ganz anderes. Ebenso sollten wir das beim Ding „Mantel“ sehen: im Mantel-Sein erschöpft sich das Ding längst nicht. Und das gilt für alle Dinge, gleich wie klein oder groß oder wichtig oder unbedeutend sie sind: sie lassen sich nicht auf tote Begriffe reduzieren.

Dazu ein Hinweis auf den linguistic turn (so nennt man die Tendenz, Sprache als weltkonstituierend zu verstehen) in der Philosophie, der mit Kant seinen Anfang nahm (aus wiki):

„Als „sprachliche Wende“ bezeichnet man in der Philosophie eine Entwicklung …, die mit einer verstärkten Hinwendung zum Phänomen der Sprache und ihrer Bedeutung einhergeht. … Kant fragt im Gegensatz zur gesamten philosophischen Tradition nicht mehr ontologisch nach dem Sein der „Dinge an sich“, sondern nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung. Diese Bedingungen sind vor allem die reinen Formen der Anschauung (Zeit und Raum) und die reinen Formen des Verstandes (die Kategorien), durch die hindurch wir Wirklichkeit immer schon wahrnehmen und vor aller Erfahrung (d.h. a priori) strukturieren. Dieser Blick weg vom Objekt und hin zum Subjekt des Erkennens konkretisiert sich später im Zuge der linguistischen Wende auf die sprachlichen Formulierungen, da alle Erfahrung sich nur sprachlich vermitteln läßt.“

Wenn ich also subtrahiere, was Du hier Denkraster nennst, dann bleibt das Objekt übrig. Wie im Beispiel von Walter ist die Existenz von etwas keine Frage der Etikettierung. Insofern finde ich Deinen Begriff des „Denkrasters“ falsch gewählt, denn eigentlich handelt es sich ja um ein „Bezeichnungsraster“.

Ich verweise dazu nochmals auf das, was oben über Kant gesagt wurde. Ohne die Leistungen der denkenden Subjektivität bleibt kein Objekt mehr übrig. Weder Gabi noch ein Goldbarren. Du scheinst anzunehmen, dass das bedeuten würde, damit lösen sich die Dinge, die wir Gabi oder Goldbarren nennen, in Nichts auf. Das behauptet weder Wheeler noch meine Wenigkeit. Auch Kant nicht. Was sich auflöst, ist nur die Struktur, die auf das Ding projiziert wird. Nicht das Ding. „Gabi“ aber ist Struktur, „Goldbarren“ auch.

Ja, wunderhübsch. Sieh Dir doch bitte mal den ersten Satz genau an. Ich stelle es Dir einfach nochmal nebeneinander, der Übersicht halber:

Idealismus heißt allgemein die Lehre von der Idealität des Seins.

Idealismus bedeutet zunächst im Wortsinne, einem Ideal folgend.

Ein einfaches Googeln würde dich bereits über den Sinn des Idealismusbegriffs aufklären. Der Begriff geht von Kants Idee aus, dass die Welt nur als Erscheinung wahrgenommen wird, die von der Subjektivität strukturiert ist. Hegel hat dann Subjekt und Weltgeist in eins gesetzt (Weltgeist = Substanz der Welt und Subjekt der Geschichte ineins). Das Geistige ist hier nicht auf Leistungen menschlicher Subjekte begrenzt, sondern die Natur, das Wesen der Welt überhaupt.

Das hat mit deinem Gebrauch von „idealistisch“ nichts zu tun. Der nämlich leitet sich von Platons Begriff des höchsten Wesens ab (eidos, Idee), welches auch das höchste Gut ist, der höchste anzustrebende Wert. Natürlich hängt das mit den Inhalten des Deutschen Idealismus zusammen, doch der Akzent liegt hier ganz woanders. Bitte akzeptiere also, dass in der Philosophie seit zwei Jahrhunderten von einem „Idealismus“ die Rede ist, der sich auf einen Monismus des Geistigen bezieht und nicht auf Tugenden und Werte im lebenspraktischen Bereich. Das sind einfach zwei verschiedene Baustellen.

Es handelt sich also wieder einmal um eine freiwillige geistige Selbstbeschränkung.

Keine Ahnung, was das jetzt soll. Ich habe im Ausgangsposting ganz klar den Deutschen Idealismus thematisiert, und du kommst mit angeblich relevanten Nebenbedeutungen von Ideal, die hier aber gar keine Rolle spielen. Warum bleibt du nicht beim gestellten Thema (Hegel vs. Marx) bzw. gehst endlich mal darauf ein?

Natürlich passieren solche Dinge, wenn man die Begriffe einfach aus Eislers Philosophischem Wörterbuch nimmt, statt selbst über den Begriffsinhalt nachzudenken.

Oh, ich kenne den Begriff schon sehr viel länger, Eisler habe ich nur für die Leser zitiert.

Nochmals also die Bitte, nicht ins Offtopic abzudriften.

Wir sollten also beide an diesem interessanten Pärchen

arbeiten.

Das ist wie mit der Suche nach Gott. Er hat vielleicht letzte Woche in meinem Stammcafé mit mir gesprochen. Aber ich habe ihn nicht erkannt, weil er war eine schwarzafrikanische Frau, kein langbärtiger Kaukasier.

Vielleicht ist er ja heute mal [Edit: Name entfernt]… und du erkennst ihn nicht.

Worum es mir also geht, ist, zunächst einmal die verwendeten Begriffe auf einen einfachere, nicht präjudizierende Basis zurückzuführen.

Es sei dir unbenommen, das hier öffentlich zu tun. Wir sind im Philobrett, und da darf auch mal experimentiert werden. Ich kenne mich da aus…

Natürlich, wenn ich die Eisler-Definition so übernehme, dann ist praktisch schon festgeschrieben, dass der Geist alleine existierte. Die Definition beweist das nicht, sie gibt nicht einmal einen nachvollziehbaren Anhaltspunkt dafür, sie schreibt es lediglich fest. Und damit sind wir wiederum in den Grenzen der geistigen Selbstbeschränkung gefangen.

Man könnte meinen, jeder Standpunkt, der nicht der deine ist, sei „in den Grenzen der geistigen Selbstbeschränkung gefangen“. Mit Attacken erschöpft sich aber das Argumentieren nicht. Statt nur auf andere Theorien zu schimpfen, solltest du versuchen, eine Alternative zu präsentieren. Vergiss auch bitte nicht, dass schon andere vor dir, und das seit Jahrtausenden, über solche Dinge nachgedacht haben. Sind das alles für dich nur „persönliche Meinungen“ und Symptome „geistiger Selbstbeschränkung“?

Nenne mir bitte zumindest einen Philosophen, mit dem du etwas anfangen kannst.

Von da bis zu einer 707 (Bewusstsein) ist es aber sehr weit. Das schafft weder der

Hurrikan vom Start weg noch das Dreirad von sich aus.

Hoppla, jetzt gehst Du deutlich weiter als ich. Meine These besagt das Materie und Geist zwei Komponenten der gleichen Sache sind.

Ja endlich. Aber welcher „Sache“ denn? Was unterscheidet dieses Konzept von z.B. Wilbers Konzept des spirit, welcher mind und matter umfasst? Heraus mit der Sprache. Und bitte möglich präzise ausführen, wie deine „Komponenten“ zueinander in Beziehung stehen.

Schauen wir lieber mal auf Dein neues Begriffspaar Geist und Bewußtsein. Geist ist ziemlich undefiniert.

„Geist“ (im Sinne des Idealismus) wurde im Verlauf des Threads hinreichend definiert als Urstoff oder Urquell der Welt, aus dem sich u.a. auch das Materielle herausbildet. Geist ist unendlich und alleshervorbringend. Das ist das Wesentliche an diesem Begriff.

…Wenn Du, wie im vorigen Posting „das Geistige“ als erste Entität voraussetzt, dann implizierst Du damit ja auch dessen plötzliche und vollkommene Entstehung, oder sehe ich das falsch.

Nein, Geist in diesem Sinne ist außerhalb von Raum und Zeit, also absolut. Er ist nicht entstanden, alles entsteht aus ihm und verlässt ihn nie, da Geist alles umfasst. Das ist die monistische Sicht.

Das Geistige exisiert also vorgängig, und d.h. als vom Materiellen getrennte Entität.

Deine persönliche Ansicht.

Nebst Millionen anderer persönlicher Ansichten in Gegenwart und Vergangenheit, die die Dinge ähnlich sehen.

Na ja, erst einmal erlaube ich mir Zweifel an Deinen Millionen. Das ist, wie wenn jemand behauptet, seine vielen Tausend Freunde sagen das auch.

Diese Reaktion war nun wirklich vorhersehbar. Wie kann ich es dir denn recht machen?

a) Ist es „meine“ Meinung, dann ist diese „nur persönlich“.

b) Haben andere AUCH diese Meinung, dann ist es billige Massenware.

Captain DiAngelo treibt eben jeden in die Ecke :smile:

Natürlich ohne Geist definiert zu haben.

Ich gebe mal ein paar Anhaltspunkte:

Geist ist immateriell (im physikalischen Sinne). Er ist vital. Er hat Erkenntnisvermögen. Er ist empfindungsfähig. Er ist schöpferisch. Er kann Subjektivität entwickeln (Bewusstsein von einem Ich). Er kann Objektivität entwickeln (Bewusstsein von einem Nicht-Ich, der Außenwelt). Er kann auf beides reflektieren.

Damit vermischst Du aber wieder Dein obiges Begriffspaar. Weil Du hier dem Geist Bewusstsein unterstellst.

Als mögliche Struktur, ja. Bewusstsein ist ein Bezogensein des (monistisch verstandenen) Geistes auf einen Aspekt seiner selbst: auf die subjektive Seite (Ich) oder die objektive (Außenwelt). Das sieht Hegel so, und recht hat er, wo er recht hat.

Immateriell -> sicher

Ich warte also auf deine Angabe einer Substanz oder was auch immer (jene Medaille mit zwei Seiten), die sowohl das Immaterielle wie Materielle umfasst, OHNE selbst immateriell und materiell zu sein. Viel Spaß.

Erkenntnisvermögen -> kaum zu beurteilen, das könnte eher eine Bewusstseinsleistung sein.

Auch das Unbewusste erkennt, quantitativ sogar viel mehr als das Bewusstsein. Bereits die Kantschen Kategorien wirken zunächst mal unbewusst. Dass man bewusst darauf reflektieren kann, ist ein angenehmer Luxus, den wir Kant verdanken.

Empfindungsfähigkeit -> möglicherweise

Was ist Liebe, Ekstase, Schmerz, Verzweiflung, Hochmut, Leidenschaft? Sind das chemische oder biochemische Reaktionen im Körper des Menschen? Diese Reaktionen gibt es sicher, aber sie sind nur Korrelate von geistigen Vorgängen. Endorphine sind nicht dasselbe wie freudige Erregung – sie stehen damit nur in einem korrelativen Zusammenhang.

(nicht übersehen, dass ich immer vom monistischen Geist spreche, der natürlich auch die Sphären des Chemischen einschließt – es geht nur darum, das „Materielle“ als Ursache geistiger Phänomene auszuschließen)

Das „universell Geistige“ ist natürlich nichts anderes als eine Teilmenge des Geistigen, auch wenn sich das Wort „universell“ toll anhört. Während „Das Nichtbegrenzte“ einfach eine Präjudizierung darstellt.

Alle Mystiker in Ost und West sprachen und sprechen von der Unendlichkeit des Geistigen. Hältst du sie samt und sonders für übergeschnappt? Bitte nicht übersehen, dass die Anschauungen des Idealismus (= Monismus bittschön) letztlich auf Berichte solcher Mystiker zurückgehen. Was hat das mit Präjudizierung zu tun?

Das Problem hier ist, dass durch große Worte der Eindruck erweckt wird, das Geistige sei etwas viel Größeres, weiter entwickeltes als das Bewusstsein, nennen wir es Oskar, oder Mind, wie der Herr Wilber es tut.

Wenn schon auf Wilber Bezug genommen wird, dann bitte mit hinreichender Sachkenntnis. Für Wilber sind mind und Bewusstsein längst nicht deckungsgleich. Er anerkennt auch Bewusstseinleistungen weit oberhalb des minds (Verstand). Während du mind (Verstand) mit Bewusstsein scheinbar ineins setzt. Du hast eben noch keinen Satz von Wilber gelesen. Auch nicht von Hegel. Der nämlich spricht ebenfalls von einem Bewusstsein, das die Grenzen des Verstands überschreiten kann, und zwar hin bis zum absoluten Bewusstsein, also der vollkommenen Selbsterkenntnis des Weltgeistes.

Der Idealismus denkt sich mind und spirit (Verstand und universeller Geist) als Verbundenes bzw. ersteres als Unter-Form des letzteren.

Das Verhältnis der Unterform zur Überform ist unklar. Genauso ist die Stärke der Verbindung offen.

Ein Posting ist kein Buch. Würde ich jeden einzelnen Aspekt detailliert aufschlüsseln wollen, bräuchte ich eine Woche für eine re an dich. Das Verhältnis der Formen zueinander findest du in Darstellungen von Hegel („Phänomenologie des Geistes“) und von Wilber (diverse Bücher) detailliert ausgeführt. Ich gehe mal davon aus, dass der Versuch einer Zusammenfassung in diesem Thread sinnvoll wäre, mal gucken bis zum nächsten Mal.

Hier mal ein kurzes Spotlight auf das Problem: Spirit ist unvergänglich, allumfassend und alleshervorbringend, er ist das Ganze. Mind ist der denkende Geist eines vergänglichen Menschen. Dieser Mensch steht in Abhängigkeit zum Körperlichen und zur Umwelt. Diese Abhängigkeiten strukturieren seinen Geist – so wird spirit zum mind. Man kann den Übergang sehr genau beschreiben, man muss nur der Frage nachgehen, inwieweit die Faktoren der matierellen Ebene das Geistige determinieren, um den Geistträger, den Menschen, biologisch und sozial überlebensfähig zu machen.

… dann erzähl mal wie Deiner Ansicht nach der Geist alleine entstehen konnte. Er entstand, im universellen Sinne, eben nicht, sondern ist die Quelle alles Entstehenden.

Also verfolgst Du die Vorstellungen eines Geistes der schon immer existierte, und zwar als bewußte, systemimmanente Entität.

Der absolute Geist ist nicht „systemimmanent“ - er IST das System als Ganzes. Hegel sagte: „Das Wahre ist das Ganze“.

Das wäre dann nichts anderes als ein abstrahierter Gottesbegriff.

Der Gottesbegriff ist vielmehr eine unlautere Konkretisierung (Personalisierung) des formlosen Geist-Begriffs. So wird ein Schuh draus.

Du verstehst, dass ich mich dem nicht anschließen kann? Es würde ja nicht nur Unendlichkeit sondern auch Unveränderlichkeit implizieren. Der Geist würde sich nie weiterentwickeln.

Der absolute Geist manifestiert sich in den vergänglichen Formen und transzendiert diese gleichzeitig. Insofern VERÄNDERT er sich ständig und ist zugleich UNWANDELBAR. Genau diese Dialektik ist der Clou des Monismus. Bitte versuche das mal durchzudenken. Gerade Hegel und Wilber betonen das Evolutionäre des Geistes, wobei die Evolution im Geist selbst stattfindet. Der Geist ist – monistisch gesehen – eben das Subjekt der Geschichte.

„Substanz“ ist das, was unveränderlich besteht durch allen Wandel hindurch… Was aber liegt all dem zugrunde? Was ist es, das sich (in der Erscheinungsform) wandelt? Eben die Substanz. Der Urstoff. Das Urprinzip.

Haaaaalt!

Maschine stop :smile:

Das bedingt zunächst die Existenz eines unwandelbaren Urprinzips, an dem ich aber bereits weiter oben meine Zweifel geäußert habe.

Was dein gutes Recht ist. Wie aber sind die Dinge dann sonst zu denken?

Viele Monismus-Verfechter haben oder hatten solche Erfahrungen, z.B. Plotin vier Mal… Seine Philosophie hatte starken Einfluss auf die folgenden, insbesondere den Dt. Idealismus.

Also beruht seine Autorität auf der Tatsache, dass er erleuchtet ist… Jetzt bin ich geradezu enttäuscht.

Wer kann es dir recht machen, muss ich wieder mal fragen. Entweder Theorien sind graue Kopfgeburten, dann gefällt´s dir nicht, oder sie gründen auf Erfahrungen, dann bist du „enttäuscht“.

Der Profi, wie Wilber, ist darauf angewiesen seine Theorien zu verkaufen um seinen Lebensunterhalt zu betrieten. Das bedeutet auch, er muss sie „verkaufbar“ gestalten.

Wilber braucht (als philosophischer Autodidakt) vier Jahre, um sein erstes Buch bei einem Verlag unterzubringen. Und das mit Grofs Hilfe. Das Buch wurde ein Welterfolg. Warum unterstellst du also ein Anbiedern an Massengeschmack, wo faktisch pure Qualität geboten ist? Er schreibt partout nicht für die Masse, dafür ist sein Werk viel zu schwierig.

Gruß

Horst

Material zu Wilber und Hegel
Nachtrag zum unteren Posting „Kant und der linguistic turn“:

  1. Aus Wiki (Involution):

"Unter Involution versteht man:

(…) in der Religion und Mystik der „Ewigen Philosophie“ (Philosophia perennis), der der Evolution vorausgehende Abstiegsprozess (Einfaltung), der vom göttlichen Allgeist ausgehend, über das Denken und die Gefühle, bis hin zur unbelebten Materie führt, wodurch es zu einer Trennung von Subjekt und Objekt und zur Entstehung der Vielheit der immanenten Dinge aus der transzendenten Einheit eines nichtdualen göttlichen Urgrundes kommt."

  1. http://www.integralworld.net/chamberlain2.html

„Discussing the Idealist system (p. 533 of SES), Wilber suggests: „As
vision-logic, it was a developmental evolution beyond simple formal
operational rationality (Verstand) into dialogical, dialectical,
intersubjective reason (Vernunft), carrying with it a unifying of opposites and a reconciliation of fragments“ (my emphasis). Thus we have, Verstand = ordinary
reason, and Vernunft = Mature Reason.“

(Meine Übersetzung: "In seiner Untersuchung des Systems des Idealismus macht Wilber folgenden Vorschlag: ´Auf der schau-logischen Ebene fand ein Entwicklungsschritt statt, der über einfache formale Operationen hiinaus (im Sinne Piagets, H.Tr.) zur dialogischen, dialektischen, intersubjektiven Vernunft führt und mit der Synthese von Gegensätzen und der Wiederherstellung des Auseinandergebrochenen einhergeht.´)

Verstand = mind = Vermögen formaler Operationen.

  1. http://if.integralesforum.org/Involution-Evolution.6…

„Ken Wilber wurde am 31. Januar 1949 als Sohn eines Offiziers der US Armee in Oklahoma City geboren, studierte Biochemie und kehrte dann der akademischen Laufbahn den Rücken… Von seinen ersten Artikeln und Büchern an zieht sich ein roter Faden durch alle seine Veröffentlichungen: die Beachtung und Einbeziehung der höchsten Ebenen des Bewusstseins, die Dimension einer authentischen Spiritualität wie sie in den Weisheitstraditionen von Ost und West seit Jahrtausenden überliefert werden.“

(es folgt ein Originaltext Wilbers)

"Nach der ewigen Philosophie – dem gemeinsamen Kern der großen Weisheitstraditionen der Welt – manifestiert der GEIST [spirit] ein Universum indem er sich selbst „hinauswirft“ oder „sich entleert“, um Seele zu erschaffen, welche sich zu Geist [mind] kondensiert…

(hier wird der mind-Begriff etwas anders verwendet als bei anderen Anlässen in Wilbers Werk, normalerweise bedeutet er „Verstand“ - H.Tr.)

… welcher sich zu biologischem Körper kondensiert, welcher sich zu Materie kondensiert, der größten Dichte von Form überhaupt. Jede dieser Ebenen ist immer noch eine Ebene des GEISTES, aber jede ist eine reduzierte oder „herabgestiegene“ Version des GEISTES. Am Ende dieses Prozesses der Involution sind alle höheren Dimensionen als Potential eingefaltet, im niedrigsten materiellen Bereich. Und wenn die materielle Welt explosionsartig zu existieren beginnt (sagen wir mit dem Urknall), dann kann der umgekehrte Prozess - oder Evolution – in Erscheinung treten, indem er sich sich von Materie zu lebenden Körpern zu symbolischem Geist zu luminosen Seelen zum reinen GEIST selbst bewegt In dieser entwicklungsmäßigen oder evolutionären Entfaltung werden die vorhergehenden Ebene von den nachfolgenden Ebenen nicht verworfen oder geleugnet, sondern beinhaltet und umfasst, so wie Atome in Molekülen beinhaltet sind, welche in Zellen beinhaltet sind, welche in Organismen beinhaltet sind. Jede Ebene ist ein Ganzes, welches ebenso Teil eines größeren Ganzen ist (jede Ebene oder Struktur ist ein Ganzes/Teil oder Holon). Mit anderen Worten, jede evolutionäre Entfaltung transzendiert und beinhaltet ihre(n) Vorgänger, und GEIST transzendiert und beinhaltet absolut alles."

  1. http://www.herbstakademie-frankfurt.de/drupal/?q=nod…

"Zwar klassifiziert Wilber Hegel an einigen Stellen seines Werkes als den neuzeitlichen Stammvater der „Schaulogik“ im Sinne eines dialektischen Denkens. Schon der oberflächliche Vergleich des angeführten Zitates mit Hegels System zeigt uns aber ebenso Parallelen zwischen den drei Teilen seines Systems und den drei höchsten Entwicklungsstufen in Wilbers Darstellung. Auf der subtilen Entwicklungsstufe wird die Welt als göttlich verstanden, so wie Hegel dies in seiner Naturphilosophie darstellt. Die kausale Entwicklungsstufe erfasst die Identität von Selbst und Gott wie dies in der Hegelschen Logik vorausgesetzt und entwickelt wird. Auf der nondualen Entwicklungsstufe wird die Welt und das Selbst als ein einziger Geist erkannt und aus ihm hervorgebracht, so wie Hegel dies in der Philosophie des Geistes ausführt. Hegels System steht also letztendlich auf jener nondualen Entwicklungsstufe. Man kann Hegels System durchaus so kennzeichnen, wie Wilber dies in „Eros, Kosmos, Logos“ für die nonduale Entwicklungsstufe tut: „Wenn man aus der kausalen Versunkenheit zum reinen, unmanifestierten und ungeborenen Geist durchbricht, ersteht die gesamte manifeste Welt neu, diesmal jedoch als vollkommener Ausdruck des GEISTES, ja als GEIST.“

Ist Hegel also ein verkannter spiritueller Meister? Wilbers Antwort wäre wohl: Das kommt darauf an, was man unter „spirituell“ versteht. In „Integral Spirituality“ unterscheidet er vier Bedeutungen dieses Wortes. „Spirituell“ kann die höchst entwickelten Stufen einer jeden Entwicklungslinie bezeichnen. In diesem Sinne könnte man Hegel durchaus als einen Menschen sehen, der zumindest in seiner kognitiven Entwicklung ein spirituelles Niveau erreicht hat - nicht aber vielleicht in seiner emotionalen oder moralischen Entwicklung. Weiterhin kann man von einer eigenen spirituellen Entwicklungslinie ausgehen, in der die genannten Stufen im Rahmen einer meditativen Praxis erreicht werden. In diesem Sinne wäre Hegel nach allem, was wir von ihm wissen, keineswegs ein spiritueller Mensch. „Spirituell“ kann man weiterhin bestimmte Erlebnisse, insbesondere jene Gipfelerlebnisse von Menschen, oder eine bestimmte Haltung der Welt gegenüber nennen - und auch in dem Sinne könnte man Hegel kaum „spirituell“ nennen."

Gruß

Hallo Horst

Hegel und Marx - konträrer geht´s kaum.

Viele sehen das ganz anders. Nämlich dass Marx total auf Hegel aufbaut.
Aber ich bin kein Fan von beiden, weder von dem einen noch von dem anderen. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann aber eher für Marx, weil er weniger abstrakt-platonisch-idealistisch-verblasen ist, will sagen: Er ist näher an der Natur(wissenschaft) und, was noch wichtiger ist, am Menschen und dessen Entfremdung dran.
Das ist das Wesentliche, was mir persönlich an Marx (besser) gefällt: Dass er sich mit der Entfremdung des modernen Menschen auseinandersetzt. Da hat er ähnlich Fundamentales entdeckt wie Sigmund Freud.

Gruß,
Branden

Hi Peter.

Wunderhübsch. Aber damit bleibt es dabei, dass Materie existiert.

Das hat hier im Brett noch keiner bestritten. Die Frage
bleibt, was Materie ´ist´. Vielleicht können die Ausführungen
zweier bekannter Physiker dabei weiterhelfen.

Die Frage ist nicht nur was Materie ist, die Frage was Gesit ist, ist ebenfalls noch offen. Einfach zu sagen, alles ist Geist (den wir nicht kennen) weil wir die Materie nicht kennen ist ein Bisschen zu einfach.

http://www.jenseits-de.com/g/fo-materie.htm

So sagte Max Planck 1944 in einem Vortrag über „Das Wesen der
Materie“:

„Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des
Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie
entsteht und besteht nur durch die eigene Kraft, welche die
Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten
Sonnensystem des Atoms zusammenhält.“

Er sagte weiter: Wir müssen „hinter dieser Kraft einen
bewussten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der
Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare aber vergängliche
Materie ist das Wahre. Da es aber Geist an sich alleine
ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen
gehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen.“

(…)

Sie genau hin: da steht ANNEHMEN. Nicht IST. Und Einstein selbst bezog sich ja auf den Energiebegriff nicht auf einen Geistesbegriff. Ich darf Dich aber auf die Herkunft Plancks hinweisen. Der Großvater Theologieprofessor, der Vater lebenslang bekennender Christ. Für Planck stand von daher die Frage eines „Geistes“ dahinter, aber im Sinne einer Gottesvorstellung außer Zweifel. Das spiegelt sich auch im letzten Satz. Geist alleine kann nicht existieren, er muss zu einem Wesen gehören. Er hat nur keinen Namen genannt.

P.M.: Herr Professor Dürr, was ist eigentlich Materie?
Dürr: Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im
geläufigen Sinne. Es gibt nur ein Beziehungsgefüge, ständigen
Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies
vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das
Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch
Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht
greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in
Erscheinung – gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist.
Nach Albert Einstein ist Materie nur eine verdünnte Form der
Energie. Ihr Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte
Energie, sondern etwas ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit."

Materie gibt es also durchaus, wenn auch nicht im geläufigen Sinne. Da fragt man sich nach dem geläufigen Sinne, aber gut. Die Aussage eines Beziehungsgefüges ist sicher richtig, Nur handelt es sich ja um vielfältige Kräftebeeziehungen zwischen Atomteilchen. Wir können es auch Gesit nennen? Von Mir aus, wir könnten es auch Käsekuchen nennen, aber dieser Begriff ist im Gegensatz zu „Geist“ eimlich eindeutig definiert. Das ist genau das Problem mit „Geist“ im Prinzip kann ich alles „Geist“ nennen.
Dürr bezieht sich fernerhin auf Einstein, der ja „Energie“ als Begriff benutzte. Einstein, den man auch als durchaus hellen Kopf und der auch durchaus als Philosoph Dürr nicht nachsteht, machte es sich nicht so einfach mit „Geistern“. Was zum Teil daran lag, dass Dürr, geb.1929, später lebte und der größte Teil seiner philosophischen Schriften aus einer Zeit stammt, in der gerade in Deutschland das geboren wurde, was wir später als New Age Esoterik kennen. Du musst also durchaus die Stimmung als Kontext einer solchen Äußerung einbeziehen.

Zitat ENDE.

Nun denn, zwei angesehene Top-Experten ihres Fachs sprechen
hier ganz unbefangen von „Geist“. Planck spricht vom Geist als
„Urgrund“, Dürr von Materie als „geronnenem Geist“ - was
beides der Vorstellung von Plotin sehr nahekommt, der Materie
als die Peripherie des Hen, des Einen, versteht.

Horst? Lies das bitte nochmal genau. Natürlich können zwei Top-Physiker und Amateur-Philosophen unbefangen von Geist sprechen. Das ist gar nicht das Problem. Das Problem ist, dass beide keine Aussage darüber machen, was Geist eigentlich ist. Das Ganze wird dadurch nicht besser, dass Du den beiden Herren das Wort im Mund herumdrehst. Planck sprach von Geist und da Geist alleine nicht existieren kann, von Geistwesen (wobei m.E das Wesen hier durchaus materiell zu verstehen ist)
Dürr bgründet seinen geronnen Gesit mit Einstein, nach dem ja Materie eine verdünnte Form von Energie sei. Was ja bis hierher nichts als eine philosophpische Auslegung der Einstein’schen Formel E=M*C^2 darstellt. Der Rest, d.h. der feinere Hintergrund der nicht verfeinerte Energie ist, sondern etwas Andersartigens, etwas lebendiges, wird von Dürr an keiner Stelle Urgrund genannt. Das hast Du getan, niemand anders.

Ich glaube trotzdem, das es Zeit ist, Dich mal wieder auf mein ursprüngliches Posting hinzuweisen. Ich lehne ja die Existenz von Geist nicht ab. Ich gehe lediglich davon aus, dass für Leben, so wie wir es verstehen, Geist und Materie gemeinsam entstanden sein müssten. Wenn Du willst, kannst Du das natürlich auch mit Planck begründen "Da es aber Geist an sich alleine

ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen
gehört,…" Insofern müsstest Du dich jetzt mit Max Planck genauso streiten wie mit mir, während ich mich mit ihm lediglich über das Geistwesen mal unterhalten müsste, weil mir das etwas zuviel christliche Vorstellung impliziert.

Erst eine wahrgenommene, beobachtete Realität sei ein physikalische Realität, meinte er und nannte dies das „Partizipatorische Anthropische Prinzip“. Erst durch die Beobachtung würde das Universum gewissermaßen erst erschaffen."

Dazu habe ich mich schon mehrfach geäußert. Da bei 6 Milliarden Menschen immer gerade jemand die Realität beobachtet ist sie ohnehin zwangsweise permanent.

Dieser Bezug zu Kant wäre eine von hundert Möglichkeiten, das Wheeler´sche Konzept zu verstehen.

… Jetzt kann ich behaupten, Walter (die Wirklichkeit), existiere nicht, wenn ich nicht hinsehe.

Ich muss die Begriffe noch mal klarstellen: es geht um die
Konstituierung („Schaffung“) von OBJEKTEN. Nicht um die
Konstituierung „der“ Wirklichkeit. Das ist ein
Riesenunterschied. Objekte sind Gegenstände, die einem Ich
(Subjekt) gegenüber stehen. Die Begriffe Subjekt und Objekt
gehören zusammen (zwei Seiten einer Medaille). Was diese
Seiten aber übergreift, ist „die Wirklichkeit“. Auch das
SUBJEKT (Ich) ist Teil der Wirklichkeit. Also wird keiner
behaupten, „die“ Wirklichkeit wird nur vom Ich konstituiert.
Vielmehr sind Sinnesdaten, die über die Sinnesorgane das
menschliche Bewusstsein erreichen, bereits STRUKTURIERT
aufgrund der Operationen des Verstandes. Kant führte diese
Operationen auf Kategorien zurück, die „transzendental“ (also
die Struktur von Erkenntnis unhintergehbar bedingend) das
Chaos der Sinnesdaten ordnen und überschaubar machen.

Diese Kategorien sind:

Einheit
Realität
Substanz und Akzidens
Möglichkeit
Vielheit
Negation
Ursache und Wirkung
Existenz
Allheit
Limitation
Wechselwirkung
Notwendigkeit

Kants Leistung bestand darin, aufzuzeigen, dass diese
Kategorien nicht Eigenschaften der objektiven Welt sind,
sondern im Verstand selbst gründen, der sie auf das Feld der
Sinnesdaten projiziert.

Das mag ja zu Zeiten Kants der große Hit gewesen sein, aber im Grunde kann Dir heute jeder Student im 1.Semester Informatik den Unterschied zwischen Daten und Information erklären. Oder sollte es können, wer weiß, wie weit das Pisa-Chaos schon ist.
Es geht um Objekte, die erst geschaffen werden, wenn man hinsieht? Schön, Du erinnerst Dich noch an den Goldbarren? Den gab es schon eine Weile, der ging durch etliche Hände. Er ist nicht Subjekt, er ist nicht Wirklichkeit in Deinem philosophischen Sinne, er ist also Objekt. Trotzdem wurde er weitergegeben. Was an sich unmöglich wäre, sollte er erst durch Beobachtung entstanden sein und sollte seine Existenz vergehen wenn keiner mehr hinsieht. Der Goldbarren braucht meine Beobachtung nicht um zu existieren. Er wurde bereits vor langer Zeit geschaffen auch wenn ich ihn jetzt in meinem Besitz habe.

Also: ohne Ich keine Objektwelt.

Siehe obiger Absatz über den Goldbarren

Zu sagen, der Mond habe

gestern noch existiert, als keine gerade mal hinschaute, ist
streng genommen falsch. Denn „der Mond“ ist durch
Eigenschaften definiert, die nur im Denken existieren. Nicht
mal Raum und Zeit existieren für Kant objektiv. Sie sind nur
„Anschauungsformen“, die das Erkenntnissubjekt in die Welt
projiziert. Sie sind KEINE Merkmale der Wirklichkeit.

Kant, Raum und Zeit? Entschuldigung, es ist ja ganz nett, dass er sich dazu geäußert hat, aber damit endet es dann schon. Die Physik spricht ja zu Raum und Zeit doch eine etwas andere Sprache.
Und Der Mond hat gestern bereits existiert als ich nicht hingeschaut habe. Weil bei 6 Milliarden Menschen nämlich bestimmt gerade jemand anders hingeschaut hat. Du machst einen Denkfehler. Wenn ich, weil ich gerade nicht hingeschaut habe, den Beweis nicht erbringen kann, dass ein Objekt zu einer bestimmten Zeit nicht existierte, bedeutet das nicht, dass das Objekt nicht existierte. Es bedeutet lediglich, dass ich nicht hingesehen habe. Deine Logik hat etwas von einem Kind, das in einen Kühlschrank kriecht um festzustellen, ob das Licht wirklich ausgeht, wenn die Tür geschlossen wird.

… Kants UnMöglich lautet UnErkennbar. Nach meiner persönlichen Erfahrung bedeutet UnMöglich sehr selten, dass etwas wirklich nicht möglich ist. Meistens bedeutet es, bisher hat noch niemand einen Weg gefunden, es möglich zu machen.

Sehr richtig, und natürlich hat Kant hier etwas daneben
gegriffen. Recht hat er insofern, als eben das kategoriale
Denken nicht imstande ist, die „eigentliche“ Wirklichkeit
(noumenon) zu erfassen. Nun hat der Mensch aber ein
Erkenntispotential, das den Level des kategorialen Denkens
übersteigt und so ermöglicht, die wahre Wirklichkeit zu
erkennen. Die Mystiker berichten davon, die Erleuchteten im
Brahmanismus oder Zen und viele andere wie Aldous Huxyley usf.

Und hier gehen die Dinge wieder munter durcheinander. Erstens kann der menschliche Verstand weiter gehen als bis zum rein kategorischen Denken. Es erfordert jedoch bisweilen eine Kopernikanische Wende. Aber das ist Denken.
Erleuchtete, sind irgendwelche Leute, die behaupten eine sehr persönliche Erfahrung gemacht zu haben, die sie über das Maß normaler Sterblicher heraushebt. Ich möchte Deine Liste verlängern um einen weiteren Teil dieses „erleuchtet seins“ etwas klarer zu machen.
Aleister Crowley, David Koresh, Rasputin, Luc Moret und Joseph Di Mambro, Jim Jones, Shree Rajneesh, usf.
Die Anzahl derer, die behaupteten, erleuchtet zu sein und die Anzahl derer, die auch tatsächlich glaubten es zu sein, ist Legion. Würdest Du aber diesen Erleuchteten so ohne weiteres glauben? Die, die sich in Guyanna selbst getötet haben, glaubten ihrem Erleuchteten Jim Jones. Die, die in Waco ein Feuergefecht mit dem ATF hatten, glaubten ihrem Erleuchteten David Koresh. Sie mussten glauben, denn nachvollziehen kann die Erleuchtung ja keiner. Manchmal lohnt sich das Hinterfragen.

Wilber widmet sein halbes Werk genau diesen verschiedenen
Dimensionen des Erkennens. Kant war in dieser Hinsicht, nicht
anders als sein kongenialer psychoanalytischer Nachfolger
Freud, ziemlich reduktionistisch (was das Metaphysische
betrifft).

Na ja, Kant und Freud mussten ja mit ihren Werken auch nicht die Nachfrage eines transzendentalen Esoterikmarktes befriedigen. Ein bisschen Zielgruppenmarketing muss man Wilber also durchaus verzeihen.

Eines aber scheint klar zu sein: ein Goldbarren ist ein Goldbarren nur dann, wenn man denkt, es sei ein Goldbarren. Jemand, der weder von Gold noch von Barren gehört hat, wird das Ding eben nicht als Goldbarren identifizieren.

… Manchmal lohnt es sich aber, auf die Natur der Dinge zu schauen statt auf das Label. Nimm etwas ganz einfaches, einen Mantel. Der heißt auf Deutsch „Mantel“, auf Englisch „Coat“. Ist er dadurch etwas anderes? Er hat ja noch die gleichen Eigenschaften.

Du sprichst hier von Natur der Dinge und suggerierst dann,
dass das „Mantel-Sein“ die Natur dieses Dings sei, welches der
eine Mantel und der andere Coat nennt. Genau da zeigt sich
das Problem der Etikettierung. „Mantel“ ist ein instrumentaler
Begriff, der besagt, dass das Ding nur eine bestimmte
Funktion hat, nämlich eine bekleidungstechnische. Mit „NATUR
(willst du sagen: Wesen?) des Dings“ hat das nullkommanichts
zu tun. Das ist so, als würde man auf Otto Müller zeigen und
sagen: „Das ist ein Busfahrer. Das ist seine Natur. Punkt.“

Sachlich falsch, sogar innerhalb Deiner Argumentation. Denn Otto Meier ist ein lebendes Wesen, hat also ein Ich, stellt somit sein eigenes Subjekt dar. Was ich dem Mantel jetzt doch absprechen möchte. Der ist Objekt.

Womit Otto existentiell auf seine Berufstätigkeit reduziert
wäre. Er wäre nur noch ein Funktionsträger, ein
Maschinenbediener, ein atmender und essender Roboter.

Wie oben gesagt, sachlich falsch. Zeigt aber trotzdem die Unstrukturiertheit Deiner Thesen auf. Denn Du setzt ein Subjekt und ein Objekt gleich. Darin besteht eines der Probleme Deiner von Wilber übernommenen Wortwahl. Das Subjekt wird nicht automatisch zum Objekt wenn es von jemand anders beobachtet wird.

Genau so aber verwendest du das Wort Mantel. Du reduzierst das
Ding auf eine simple Funktion und nennst diese „Natur“.

Wieder sachlich falsch. Ich bitte darum, das Unterstellen bleiben zu lassen und weiter oben nachzulesen. Wir können jederzeit behaupten, das ein und dasselbe Objekt ein und dieselbe Natur hat. Der Mantel, der eine Mantel von dem ich spreche, den ein Deutscher „Mantel“ nennen würde, aber ein Amerikaner „Coat“ ist trotzdem noch der gleiche Mantel.

Am Beispiel von Otto sehen wir aber, dass das Busfahrer-Sein
nur ein Aspekt, eine Eigenschaft von Otto ist, die er FÜR
ANDERE MENSCHEN hat. Seine „Natur“ ist etwas ganz anderes.

Weil Du den Unterschied zwischen Subjekt, Objekt mit Ich und unbelebtem Objekt nicht in den Griff kriegst. Aber das ist ein Problem, dass daher rührt, dass Deiner von Wilber übernommenen Nomenklatur zusammenhängt. Du stolperst über die eigene irgendwie gerechtfertigte Etikettierung. Otto wird nicht zu einem Objekt, wenn er von jemand anders beobachtet wird. Er hat ja nach wie vor sein Ich.

Ebenso sollten wir das beim Ding „Mantel“ sehen: im
Mantel-Sein erschöpft sich das Ding längst nicht. Und das gilt
für alle Dinge, gleich wie klein oder groß oder wichtig oder
unbedeutend sie sind: sie lassen sich nicht auf tote Begriffe
reduzieren.

Im Falle unbelebter Objekte lassen sie sich sehr wohl auf Beschreibungen reduzieren. Im Falle belebter Objekte müssten wir uns zunächst einmal von der unzureichenden Nomenklatur lösen, die Du in Deiner Verehrung des Herrn Wilber hier versuchst auch noch als Maß aller Dinge darzustellen obwohl die Lücke längst offensichtlich ist.

Dazu ein Hinweis auf den linguistic turn (so nennt man die
Tendenz, Sprache als weltkonstituierend zu verstehen) in der
Philosophie, der mit Kant seinen Anfang nahm (aus wiki):

„Als „sprachliche Wende“ bezeichnet man in der Philosophie
eine Entwicklung …, die mit einer verstärkten Hinwendung zum
Phänomen der Sprache und ihrer Bedeutung einhergeht. …
Kant fragt im Gegensatz zur gesamten philosophischen Tradition
nicht mehr ontologisch nach dem Sein der „Dinge an sich“,
sondern nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung.
Diese Bedingungen sind vor allem die reinen Formen der
Anschauung (Zeit und Raum) und die reinen Formen des
Verstandes (die Kategorien), durch die hindurch wir
Wirklichkeit immer schon wahrnehmen und vor aller Erfahrung
(d.h. a priori) strukturieren. Dieser Blick weg vom Objekt und
hin zum Subjekt des Erkennens konkretisiert sich später im
Zuge der linguistischen Wende auf die sprachlichen
Formulierungen, DA ALLE ERFAHRUNG SICH NUR SPRACHLICH
VERMITTELN LÄSST.“

Ich habe mit erlaubt, den Kernsatz hervorzuheben. Das nämlöich ist der Grund, wesewegen ich immer auf den willkürlichen Begriffsschöpfungen herumhacke, die Du mir hier vorsetzt. Sprache ist adaptiv, d.h. sie passt sich an neue Gegebenheiten an. Wörter wie „Computer“ gab es vor hundert Jahren noch nicht. Aber Sprache basiert auf begrifflichem Konsens. Ein Trick, der immer mehr zur Mode wird, obwohl er bereits Jahrtausende alt ist, ist aber das „Fachchinesisch“. Worum geht es bei Fachchinesisch? Um eine ganz einfache soziale Auswirkung von Sprache. Selbstdarstellung einer Gruppe. Manchmal geht es nicht anders, weil die Worte für die Objekte fehlen. Weil neue Objekte sozusagen sprachlich entdeckt werden. Aber meistens geht es nur darum, bereits vorhandene Wörter willkürlich mit neuem Inhalt zu belegen wobei der Inhalt bereits einen Namen trägt. „Mind“ und „Spirit“ bei Wilber sind schöne Beispiele. Es wäre viel einfacher auszudrücken gewesen, aber dann hätte es nicht so toll geklungen, das Ganze wäre viel schwerer verkäuflich gewesen. Sprache ist also nicht nur informativ sondern auch manipulativ. Wie jedes wertneutrale Werkzeug.

Wenn ich also subtrahiere, was Du hier Denkraster nennst, dann bleibt das Objekt übrig. Wie im Beispiel von Walter ist die Existenz von etwas keine Frage der Etikettierung. Insofern finde ich Deinen Begriff des „Denkrasters“ falsch gewählt, denn eigentlich handelt es sich ja um ein „Bezeichnungsraster“.

Ich verweise dazu nochmals auf das, was oben über Kant gesagt
wurde. Ohne die Leistungen der denkenden Subjektivität bleibt
kein Objekt mehr übrig. Weder Gabi noch ein Goldbarren. Du
scheinst anzunehmen, dass das bedeuten würde, damit lösen sich
die Dinge, die wir Gabi oder Goldbarren nennen, in Nichts auf.
Das behauptet weder Wheeler noch meine Wenigkeit. Auch Kant
nicht. Was sich auflöst, ist nur die Struktur, die auf das
Ding projiziert wird. Nicht das Ding. „Gabi“ aber ist
Struktur, „Goldbarren“ auch.

Selbst in diesem Sinne ist das falsch. Die Vorstellungsstruktur bezüglich eines Objektes löst sich nicht auf. Im Gegenteil sie ist sogar zu einem Teil transportabel, d.h. kann weitergegeben werden. Zu einem Teil, das ist genau das Problem. Man kann jemanden ein Objekt beschreiben und so eine Vorstellung formen, die dieser jemand von einem solchen Objekt hat, jedoch bleibt immer etwas auf der Strecke. Nichtsdestotrotz, es ist Sprache, die es uns ermöglicht, derlei Beschreibungen weiterzugeben. Je sorgsamer ich also mit Sprache umgehe, je besser ich solche Etikettierungsspielchen vermeide, desto klarer wird die Beschreibung. Wenn meine Beschreibung gut genug ist, beginnt das Objekt sogar für jemanden zu existieren, der es nie gesehen hat. Was nun Deine Behauptung es würde erst mit der Beobachtung erschaffen völlig as absurdum führt.

Ja, wunderhübsch. Sieh Dir doch bitte mal den ersten Satz genau an. Ich stelle es Dir einfach nochmal nebeneinander, der Übersicht halber:

Idealismus heißt allgemein die Lehre von der Idealität des Seins.

Idealismus bedeutet zunächst im Wortsinne, einem Ideal folgend.

Ein einfaches Googeln würde dich bereits über den Sinn des
Idealismusbegriffs aufklären. Der Begriff geht von Kants Idee
aus, dass die Welt nur als Erscheinung wahrgenommen wird, die
von der Subjektivität strukturiert ist. Hegel hat dann Subjekt
und Weltgeist in eins gesetzt (Weltgeist = Substanz der Welt
und Subjekt der Geschichte ineins). Das Geistige ist hier
nicht auf Leistungen menschlicher Subjekte begrenzt, sondern
die Natur, das Wesen der Welt überhaupt.

Siehe meinen kleinen obigen Exkurs über „Fachchinesisch“. Du hast natürlich den Dir nicht genehmen Teil gestrichen, aber er kann ja weiter oben nachgelesen werden. Der Idealismusbegriff Kants ist eine Redefinition eines damals bereits existierenden Begriffes. Und zwar zunächst im Sinne einer Teilmengenbildung. Solche Kleinigkeiten sind Dir wahrscheinlich beim einfachen googeln entgangen.

Das hat mit deinem Gebrauch von „idealistisch“ nichts zu tun.
Der nämlich leitet sich von Platons Begriff des höchsten
Wesens ab (eidos, Idee), welches auch das höchste Gut ist, der
höchste anzustrebende Wert. Natürlich hängt das mit den
Inhalten des Deutschen Idealismus zusammen, doch der Akzent
liegt hier ganz woanders. Bitte akzeptiere also, dass in der
Philosophie seit zwei Jahrhunderten von einem „Idealismus“ die
Rede ist, der sich auf einen Monismus des Geistigen bezieht
und nicht auf Tugenden und Werte im lebenspraktischen Bereich.
Das sind einfach zwei verschiedene Baustellen.

Schön, also hast Du jetzt definiert, dass Philosophie nichts mit dem Leben zu tun hat. Wie Du sagst, das sind zwei verschiedene Bauatellen. Nimm es mit nicht übel, aber da alle Weisheit sich mit Leben befasst, kann ich Dir hierhin nicht mehr folgen.

Es handelt sich also wieder einmal um eine freiwillige geistige Selbstbeschränkung.

Keine Ahnung, was das jetzt soll. Ich habe im Ausgangsposting
ganz klar den Deutschen Idealismus thematisiert, und du kommst
mit angeblich relevanten Nebenbedeutungen von Ideal, die hier
aber gar keine Rolle spielen. Warum bleibt du nicht beim
gestellten Thema (Hegel vs. Marx) bzw. gehst endlich mal
darauf ein?

Tat ich ja anfangs, seither redest Du Wilber. Lassen wir es einfach gut sein.

Natürlich passieren solche Dinge, wenn man die Begriffe einfach aus Eislers Philosophischem Wörterbuch nimmt, statt selbst über den Begriffsinhalt nachzudenken.

Oh, ich kenne den Begriff schon sehr viel länger, Eisler habe
ich nur für die Leser zitiert.

Nochmals also die Bitte, nicht ins Offtopic abzudriften.

Wir sollten also beide an diesem interessanten Pärchen

arbeiten.

Das ist wie mit der Suche nach Gott. Er hat vielleicht letzte Woche in meinem Stammcafé mit mir gesprochen. Aber ich habe ihn nicht erkannt, weil er war eine schwarzafrikanische Frau, kein langbärtiger Kaukasier.

Vielleicht ist er ja heute mal Horst Tran… und du erkennst
ihn nicht.

Ich vergaß, die meisten Erleuchteten glauben irgendwann, sie seien Gott. Die Klappsmühlen sind voll davon.

Worum es mir also geht, ist, zunächst einmal die verwendeten Begriffe auf einen einfachere, nicht präjudizierende Basis zurückzuführen.

Es sei dir unbenommen, das hier öffentlich zu tun. Wir sind im
Philobrett, und da darf auch mal experimentiert werden. Ich
kenne mich da aus…

Natürlich, wenn ich die Eisler-Definition so übernehme, dann ist praktisch schon festgeschrieben, dass der Geist alleine existierte. Die Definition beweist das nicht, sie gibt nicht einmal einen nachvollziehbaren Anhaltspunkt dafür, sie schreibt es lediglich fest. Und damit sind wir wiederum in den Grenzen der geistigen Selbstbeschränkung gefangen.

Man könnte meinen, jeder Standpunkt, der nicht der deine ist,
sei „in den Grenzen der geistigen Selbstbeschränkung
gefangen“. Mit Attacken erschöpft sich aber das Argumentieren
nicht. Statt nur auf andere Theorien zu schimpfen, solltest du
versuchen, eine Alternative zu präsentieren. Vergiss auch
bitte nicht, dass schon andere vor dir, und das seit
Jahrtausenden, über solche Dinge nachgedacht haben. Sind das
alles für dich nur „persönliche Meinungen“ und Symptome
„geistiger Selbstbeschränkung“?

Siehst Du, jetzt kommen wir endlich mal wohin. Ich habe meine Ansichten zu dem Ursprungsthema asl „meine persönlichen Ansichten“ gekennzeichnet. Ich habe zusätzlich den Begriff der „Theorie“ gebraucht. Also, zunächst einmal ist alles, was ich beizutragen habe „persönliche Meinung“.
Zweitens: Ja, bis zu einem endgültigen wissenschaftlich fundierten Beweis handelt es sich bei allem, was dazu gesagt wurde, um Theorie und persönliche Meinung. Diese Unterscheidung ist insofern wichtig, als das selbst die größten Geister - und vor allem die - sich durchaus der Tatsache bewußt waren, auch mal irren zu können. Es bleibt den wahren Erleuchteten vorbehalten, ihre Meinung als absolut zu verkaufen.

Nenne mir bitte zumindest einen Philosophen, mit dem du etwas
anfangen kannst.

Ich kann mit den meisten etwas anfangen. Kant, Nietzsche, Hegel, Feuerbach, Einstein (den man durchaus auch als Philosophen sehen kann), Platon, …
Was ich aber nicht tue, ist mich ohne zu denken vor den großen Namen zu beugen. Weil Philosophie etwas mit Denken zu tun hat, seltener mit nachplappern.

Von da bis zu einer 707 (Bewusstsein) ist es aber sehr weit. Das schafft weder der

Hurrikan vom Start weg noch das Dreirad von sich aus.

Hoppla, jetzt gehst Du deutlich weiter als ich. Meine These besagt das Materie und Geist zwei Komponenten der gleichen Sache sind.

Ja endlich. Aber welcher „Sache“ denn? Was unterscheidet
dieses Konzept von z.B. Wilbers Konzept des spirit, welcher
mind und matter umfasst? Heraus mit der Sprache. Und bitte
möglich präzise ausführen, wie deine „Komponenten“ zueinander
in Beziehung stehen.

Ich kann Geist ebenfalls nur nach bestimmten Eigenschaften beschreiben. Für mich, und das ist MEINE PERSÖNLICHE ANSICHT, ist Geist individuell. Er prägt das „Ich“. Er ist jedoch kein „Urgrund“ im Sinne einer globalen Kraft oder die Manipulation eines älteren Herrn mit weißem Bart. Mein Geist und mein Körper stellen NACH MEINER PERSÖNLICHEN ANSICHT eine Einheit dar. Dabei gibt es keine im mathemischen Sinne genau definierte Schnittstelle. Vielmehr steht im Vordergrund die Bildung einer Einheit, keiner Zweiheit (oder Dreiheit, denn eigentlich gehört hier auch der Seelenbegriff mit rein).

Schauen wir lieber mal auf Dein neues Begriffspaar Geist und Bewußtsein. Geist ist ziemlich undefiniert.

„Geist“ (im Sinne des Idealismus) wurde im Verlauf des Threads
hinreichend definiert als Urstoff oder Urquell der Welt, aus
dem sich u.a. auch das Materielle herausbildet. Geist ist
unendlich und alleshervorbringend. Das ist das Wesentliche an
diesem Begriff.

Das ist DEINE PERSÖNLICHE ANSICHT, der ich einen Absatz höher gerade erst wiedersprochen habe. Du versuchst ständig einen Urstoff zu konstituieren, dessen Existenz ich allerdings ablehnen muss. Schon alleine, weil wir dann nach dessen Entstehung fragen müssten. Und dafür reicht es mir nicht, dass Du mir sagst, irgendein Erleuchtetet habe das bereits beleuchtet.

…Wenn Du, wie im vorigen Posting „das Geistige“ als erste Entität voraussetzt, dann implizierst Du damit ja auch dessen plötzliche und vollkommene Entstehung, oder sehe ich das falsch.

Nein, Geist in diesem Sinne ist außerhalb von Raum und Zeit,
also absolut. Er ist nicht entstanden, alles entsteht aus ihm
und verlässt ihn nie, da Geist alles umfasst. Das ist die
monistische Sicht.

Ja, und weil sie es ist muss sie richtig sein?

Das Geistige exisiert also vorgängig, und d.h. als vom Materiellen getrennte Entität.

Deine persönliche Ansicht.

Nebst Millionen anderer persönlicher Ansichten in Gegenwart und Vergangenheit, die die Dinge ähnlich sehen.

Na ja, erst einmal erlaube ich mir Zweifel an Deinen Millionen. Das ist, wie wenn jemand behauptet, seine vielen Tausend Freunde sagen das auch.

Diese Reaktion war nun wirklich vorhersehbar. Wie kann ich es
dir denn recht machen?

Wahrscheinlich gar nicht, soll also jeder nach seiner Fasson glücklich werden.

a) Ist es „meine“ Meinung, dann ist diese „nur persönlich“.

b) Haben andere AUCH diese Meinung, dann ist es billige
Massenware.

Ja, es sei denn, endlich würde einer den Beweis antreten können oder aber zumindest ein Modell anbringen, das alle Fakten wirklich in sich vereint.

Captain DiAngelo treibt eben jeden in die Ecke :smile:

Das war wieder vorhersehbar. Aber ich kann die Trennungen machen, Du offensichtlich nicht.

Natürlich ohne Geist definiert zu haben.

Ich gebe mal ein paar Anhaltspunkte:

Geist ist immateriell (im physikalischen Sinne). Er ist vital. Er hat Erkenntnisvermögen. Er ist empfindungsfähig. Er ist schöpferisch. Er kann Subjektivität entwickeln (Bewusstsein von einem Ich). Er kann Objektivität entwickeln (Bewusstsein von einem Nicht-Ich, der Außenwelt). Er kann auf beides reflektieren.

Damit vermischst Du aber wieder Dein obiges Begriffspaar. Weil Du hier dem Geist Bewusstsein unterstellst.

Als mögliche Struktur, ja. Bewusstsein ist ein Bezogensein des
(monistisch verstandenen) Geistes auf einen Aspekt seiner
selbst: auf die subjektive Seite (Ich) oder die objektive
(Außenwelt). Das sieht Hegel so, und recht hat er, wo er recht
hat.

Solange er den Geist nicht im Laborversuch nachweisen kann, hat er eine Theorie, wo er eine Theorie hat. Was für das ganze monistische Gedankengebilde gilt. Bitte nicht wieder Sprachchaos.

Immateriell -> sicher

Ich warte also auf deine Angabe einer Substanz oder was auch
immer (jene Medaille mit zwei Seiten), die sowohl das
Immaterielle wie Materielle umfasst, OHNE selbst immateriell
und materiell zu sein. Viel Spaß.

Weiter oben. Für mich ist diese Trennung aber nicht so einfach. Stell Dir mal ein n-dimensionales Würmchen vor. Du kannst drei Raumdimensionen sehen, Du kannst eventuell zwei weitere in Form von Zeit und Energieausdehnungen nachweisen, das läßt n-5 bei n nicht notwendigerweise endlich offen.

Erkenntnisvermögen -> kaum zu beurteilen, das könnte eher eine Bewusstseinsleistung sein.

Auch das Unbewusste erkennt, quantitativ sogar viel mehr als
das Bewusstsein. Bereits die Kantschen Kategorien wirken
zunächst mal unbewusst. Dass man bewusst darauf reflektieren
kann, ist ein angenehmer Luxus, den wir Kant verdanken.

Ja, bis auf die Millionen, die diesen Luxus bereits vor Kant empirisch genutzt haben. Die meisten antiken Philosophen nutzten diese Fähigkeit ohne sich weiter darüber auszulassen.

Empfindungsfähigkeit -> möglicherweise

Was ist Liebe, Ekstase, Schmerz, Verzweiflung, Hochmut,
Leidenschaft? Sind das chemische oder biochemische Reaktionen
im Körper des Menschen? Diese Reaktionen gibt es sicher, aber
sie sind nur Korrelate von geistigen Vorgängen. Endorphine
sind nicht dasselbe wie freudige Erregung – sie stehen damit
nur in einem korrelativen Zusammenhang.

Soweit richtig. Der Geist (in individuellem, nicht globalen Sinne) reagiert geistig, der Körper auf seiner materiellen Ebene. Beides zusammen bewirkt das Endergebnis. Das läßt aber die Frage nach der Motivation des Geistes trotzdem offen, deswegen schrieb ich „möglicherweise“

(nicht übersehen, dass ich immer vom monistischen Geist
spreche, der natürlich auch die Sphären des Chemischen
einschließt – es geht nur darum, das „Materielle“ als Ursache
geistiger Phänomene auszuschließen)

Lass mich das klarstellen, wenn ich, wie oben beschreiben nicht an einen Giest-Urgrund glaube, dann gilt der ganze Sermon ohnehin nicht für mich?

Das „universell Geistige“ ist natürlich nichts anderes als eine Teilmenge des Geistigen, auch wenn sich das Wort „universell“ toll anhört. Während „Das Nichtbegrenzte“ einfach eine Präjudizierung darstellt.

Alle Mystiker in Ost und West sprachen und sprechen von der
Unendlichkeit des Geistigen. Hältst du sie samt und sonders
für übergeschnappt? Bitte nicht übersehen, dass die
Anschauungen des Idealismus (= Monismus bittschön) letztlich
auf Berichte solcher Mystiker zurückgehen. Was hat das mit
Präjudizierung zu tun?

Mystiker sind ja zwei Sorten Leute. Die, die sich mit dem mystischen befassen. Man könnte die auch als Untergruppe der Philosophen bezeichnen. Und dann haben wir die zweite Gruppe, die Erleuchteten. In einer anderen Diskussion habe ich Deine Argumentation abgelehnt, alle Mystiker dieser Kategorie von vorneherein als übergeschnappt zu definieren, aber das wolltest Du ja auch nur nachweisen, dass alleine die christlichen Mystiker Sexualneurosen mit sich herumtragen.
Da baer nun jeder Mystiker aus irgendeiner Glaubensecke stammt, übernimmt seine Glaubensvorstellung zwangsweise die Präjudizierung. Ist eigentlich ganz einfach. Außerdem, auch wenn nicht jeder Erleuchtete sofort als übergeschnappt definiert werden kann, eine ziemliche Anzahl ist es. Und nicht nur christliche oder pseudo-christliche.

Das Problem hier ist, dass durch große Worte der Eindruck erweckt wird, das Geistige sei etwas viel Größeres, weiter entwickeltes als das Bewusstsein, nennen wir es Oskar, oder Mind, wie der Herr Wilber es tut.

Wenn schon auf Wilber Bezug genommen wird, dann bitte mit
hinreichender Sachkenntnis. Für Wilber sind mind und
Bewusstsein längst nicht deckungsgleich. Er anerkennt auch
Bewusstseinleistungen weit oberhalb des minds (Verstand).
Während du mind (Verstand) mit Bewusstsein scheinbar ineins
setzt. Du hast eben noch keinen Satz von Wilber gelesen. Auch
nicht von Hegel. Der nämlich spricht ebenfalls von einem
Bewusstsein, das die Grenzen des Verstands überschreiten kann,
und zwar hin bis zum absoluten Bewusstsein, also der
vollkommenen Selbsterkenntnis des Weltgeistes.

Also, Du argumentierst damit was ich SCHEINBAR tue? Du weisst schon, dass SCHEINBAR als Wort einen touch von, aber so ist es nicht in sich trägt. Allerdings bin ich Dir gegenüber im Vorteil, ich weiß ja, was ich gelesen habe und aus welchen Gründen ich es ablehne. Wobei ich allerdings zugeben, Deschner und Wilber nicht ganz gelesen zu haben. Irgendwann war die Zielrichtung zu deutlich.
Ich habe den Rest jetzt einfach gestrichen, da ich dem hier jetzt sowieso ein Ende mache. Du hast Dir selber das Etikatt New Age Buddhist angehängt, während das, was ich mir denke, auch wenn ich mich sehr beschränke, nicht auf einen Knopf an meiner Brust passt (frei nach Reinhard May). Du kannst also tausend Jahre lang beweislos auf mich einreden, ich werde deinen Urgeist nicht kaufen. Insofern, vergiß es einfach.

Gruß
Peter B.

Entfremdung bei Hegel und Marx
Hi VB.

Hegel und Marx - konträrer geht´s kaum.

Viele sehen das ganz anders. Nämlich dass Marx total auf Hegel aufbaut.

Klar, Marx übernahm dessen Dialektik, den Entfremdungsbegriff und einige andere Schmankerl, aber die Theorien könnten im Kern gegensätzlicher nicht sein: Hegel (Materie aus Geist) vs. Marx (Geist aus Materie).

… Wenn ich mich entscheiden müsste, dann aber eher für Marx, weil er weniger abstrakt-platonisch-idealistisch-verblasen ist, will sagen: Er ist näher an der Natur(wissenschaft) und, was noch wichtiger ist, am Menschen und dessen Entfremdung dran.

Der Begriff „Entfremdung“ stammt aber von Hegel, und Marx übernahm ihn. Für Hegel war Entfremdung der Prozess der Selbstentäußerung des absoluten Geistes in die Vielheit des Natürlichen und des vom Menschen Geschaffenen (durch Arbeit). Im Zuge des Erkenntnisprozesses wird die Spaltung nach und nach wieder aufgehoben, der absolute Geist erkennt sich in der Objektwelt wieder und findet zu sich und seiner ursprünglichen Einheit zurück.

Dass Hegel die Bedeutung intellektueller Erkenntnis stark überschätzte, ist klar. Von einem gewissen Punkt an ist Erkenntnis non-verbal, also „mystisch“, und genau das ist Hegel entgangen, obwohl er von Mystikern wie Plotin und Böhme angeregt wurde. Hegel nahm kategoriale Begriffe wie Sein, Werden, Dasein usw. als ontologische Realitäten, als innerste Struktur der Wirklichkeit. Davon geht heute keiner mehr aus. Dennoch bleibt viel in seinem Werk, das anregend auf spirituelle Theorien wirken kann.

Marx baut auf Hegels Entfremdungsbegriff auf, verwendet ihn aber kritisch und gegen die bestehenden Besitz-Verhältnisse gerichtet. Der Mensch verkauft sich selbst als Arbeitskraft und hat zu den von ihm hergestellten Produkten keine authentische Beziehung, denn sie gehören einem andern, und der eignet sich zu allem Überfluss auch noch den Mehrwert an. Als allgemeinste Tauschware mutiert das GELD zum Fetisch und beherrscht das Bewusstsein jener, die es doch geschaffen haben.

Der Warenfetischismus führt dazu, dass die natürliche Konstellation (Mensch=Subjekt, Ware=Objekt) umgekehrt wird: der Arbeiter wird Objekt des Subjekts Ware. Wie geht das? Der kapitalistische Markt zielt auf die Herstellung von Tauschwerten statt von nüchternen Gebrauchswerten und darüber hinaus auf die Produktion von Mehrwert und Profit. So verselbständigt sich die Ware zum eigenständigen Wesen „Tauschwert“ und führt ein abstraktes, aber psychologisch wirksames Eigenleben, dem sich die Menschen unterwerfen (Statussymbole, Konsumzwang usw.). Das Geld selbst mutiert gleichfalls zu einer pseudo-vitalen Entität (es kriegt „Kinder“, den Zins nämlich).

Das ist das Wesentliche, was mir persönlich an Marx (besser) gefällt: Dass er sich mit der Entfremdung des modernen Menschen auseinandersetzt. Da hat er ähnlich Fundamentales entdeckt wie Sigmund Freud.

Genau, er entdeckte das ökonomische Unbewusste, so wie Freud das sexuelle.

Gruß

Horst

d’accord
Hi Horst
Ich kann deinen Ausführungen nur zustimmen.
Anfangs hatte ich alledings das Gefühl, dass Du Hegel bevorzugst.
Du fühlst dich ja wohl auch eher bei Platon und den Idealisten zuhause als bei Aristoteles und den Materialisten.
Mir geht es eher andersherum. Ich spüre weniger Wahrheitsgehalt bei Platon und Hegel, auch wenn ihre Gedanken fraglos schön sind.
Gruß,
Branden

Hallo,

ich empfehle als Sekundärliteratur über das Werk von Marx und Hegel
„Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ von Karl Popper.
Hier wird beschrieben (und heftig kritisiert)wie die Ideen von Hegel auf Marx’ und dessen Ideen wiederum auf Platons etc. aufbauen und sich dabei oft (aufgrund falscher Interpretation z.B.) in sehr gegensätzliche richtungen entwickelten.

Lg, Dani

Moin Dani

ich empfehle als Sekundärliteratur über das Werk von Marx und
Hegel
„Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ von Karl Popper.

Mein „geliebter“ Erzfeind Kalle Popper. Der hat seinen Nobelpreis auch großenteils dafür bekommen, dass er der abgefuckten, zynischen, kapitalorientierten Gesellschaft tüchtig in den Arsch gekrochen ist.
Seine Bücher kann man mit Hilfe von Streichhölzern lesen, die man sich in die Augen klemmt, damit sie nicht zufallen, gelangweilt und ermüdet von der Banalität seiner Argumente.
Gruß,
Branden

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Übertragung
Hallo,

Popper
Nobelpreis bekommen

ach ja?

kapitalorientierten Gesellschaft

Logisch, Psychiater verdienen ja auch kein Geld!

Seine Bücher kann man mit Hilfe von Streichhölzern lesen,

Nana, da hast du mit dem Folgesatz:

die man sich in die Augen klemmt, damit sie nicht zufallen,

ja gerade nochmal die Kurve gekriegt …

gelangweilt und ermüdet von der Banalität seiner Argumente.

Mal abgesehen davon, dass ich nicht der einzige bin, dem es mit DEINEN Postings genau so geht, wie du hier deine Popperlektüre beschreibst, muss man ihm im Gegensatz zu dir zugute halten, dass er wenigstens Argumente HAT, selbst wenn sie nicht immer schlagend sind.
Das ist doch wenigstens etwas.

Gruß

Bona

Moin

kapitalorientierten Gesellschaft

Logisch, Psychiater verdienen ja auch kein Geld!

Um Geld gehts hier nicht, falls du das nch nicht bemerkt haben solltest.

Seine Bücher kann man mit Hilfe von Streichhölzern lesen,

Nana, da hast du mit dem Folgesatz:

die man sich in die Augen klemmt, damit sie nicht zufallen,

ja gerade nochmal die Kurve gekriegt …

gelangweilt und ermüdet von der Banalität seiner Argumente.

Mal abgesehen davon, dass ich nicht der einzige bin, dem es
mit DEINEN Postings genau so geht, wie du hier deine
Popperlektüre beschreibst, muss man ihm im Gegensatz zu dir
zugute halten, dass er wenigstens Argumente HAT, selbst wenn
sie nicht immer schlagend sind.
Das ist doch wenigstens etwas.

Wenn ich du wär, würd ich wahrscheinlich auch Popper verehren.
*ggg*

Hallo,

Wenn ich du wär, würd ich wahrscheinlich auch Popper verehren.
*ggg*

ich zitiere dich ausnahmsweise gern:

um Verehrung „gehts hier nicht, falls du das nch (soll wohl noch heißen) nicht bemerkt haben solltest.“

Gruß

Bona

Gut, Bona, halten wir fest:
Es geht hier weder um Geld noch um Verehrung.
Ich füge wohlwissend hinzu:
Und um Argumente gehts hier schon gar nicht.
Allenfalls um Gusto, Geschäcklerisches, Vorurteile und Besserwisserei.
Wir müssen uns doch da nach den vielen Jahren nichts mehr vormachen.
Gruß,
Branden