Hekunft des Nachnamens Kapser

Hallo!
Ich bin auf der Suche nach dem Nachnamen Kapser. Es gab schon sehr kuriose Erklärungen wie „ist ein Schreibfehler in einer Geburtsurkunde sollte Kasper heißen“ oder „bedeutet der ins Land schauende“ da es in der Ortschaft wo der Name am meisten verbreitet ist - Mühldorf, Au am Inn, Bayern - einen Berg gäbe. Es gibt allerdings in der Nähe von Ebersberg & Grafing (Bayern) einen Kapserberg sowie eine Kapserallee. Also muss der Name doch etwas zu bedeuten haben! Auf dieser Landkarte http://www.verwandt.de/karten/absolut/kapser.html kann man die Verteilung sehr gut erkennen, dazu muss ich allerdings sagen, dass wir mit den meisten „nicht-bayerischen-Kapsers“ verwandt sind! :smile:
Wer kann mir weiter helfen?
Vielen Dank
Elise

Hallo, Elise,

Ich bin auf der Suche nach dem Nachnamen Kapser.

aus Deutsche Namenkunde von Gottschald/Schützeichel:

_ Kappus :„Kopfkohl". Kapp|-us, es, is. Cappes, Kaps (… Bay. Tirol > Kapser), Kapsch, Kapst, Kabes, Cabbuß, Cabisius, Kabus- (reuther), Capesius Kapust|a, e; Kapost: tsch. kapusta „Kohl" …_

Laut Grimm ist die Form Kaps für (Weiß-)Kohl schon im 15. Jh. belegt.

Der namengebende Vorfahr könnte also ein Kohlbauer oder -händler gewesen sein.

Es gibt auch noch eine andere Spur, nämlich zum Verb kapsen, das mundartlich (v. a. im böhmisch-schlesischen Raum) svw. „stibitzen“ bedeutete, siehe auch Campes Wörterbuch (1808):

kapsen - schnell und heimlich oder unbemerkt wegnehmen, doch nur von geringen und kleinen Dingen; ein milderes Wort für stehlen.
Davon das zusammengesetzte wegkapsen und das abgeleitete der Kapser, der etwas kapset.

und http://www.archive.org/stream/lateinischroman00jsgoo… (S 65 unten).

Falls die Urahnen aus der genannten Region stammen, könnte es also auch ein Übername für einen Vorfahren gewesen sein, der dafür bekannt war, dass er gelegentlich lange Finger machte.

Gruß
Kreszenz

Hallo,

schau mal ins Archiv

/t/nachname-kaps/6300507

Da wurde schon Mal nach dem Namen mit der gleichen Wurzel Kaps gefragt.
Die Bedeutung sollte die Gleiche sein.

Gruß
Lawrence

Servus,

zu der Fährte „Kappes“: Schon allein wegen des hohen Stickstoffbedarfs dieser Kultur und auch wegen der weiten nötigen Fruchtfolge wegen Kohlhernie wird es spezialisierte Kohlbauern kaum je gegeben haben, zumindest nicht in den Jahrhunderten, in denen sich die heutigen Familiennamen herausgebildet haben.

„Auf Stör“ kamen aber Leute, die das Kraut einhobelten: Das dafür nötige Geschirr - das Stoßmesser zum Ausstechen des Strunkes und ein leistungsfähiger Krauthobel - dürften noch bis ins 19. Jahrhundert hinein Spezialwerkzeuge gewesen sein, die lang nicht jeder Haushalt hatte, der im Herbst Kraut einstampfte.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo Elise76,

die Auskünfte, die Du von den Anderen erhalten hast, können richtig sein, müssen es aber nicht.

Wie Du selbst schon gemerkt hast, sind die Erklärungen zu Familiennamen immer zu einem gewissen Grad unsicher. Meist gibt es für ein und den selben Namen mehrere Möglichkeiten, woraus dieser entstanden sein kann.

Ich schalte mich hier nur deshalb ein, weil die Namensverteilung doch extrem auffällig ist und förmlich nach einer differenzierteren Erklärung verlangt.

Da ist zum Einen das Nest in Südost-Oberbayern/westliches Niederbayern: Die Namensträger dort kommen mit absoluter Sicherheit von den 8 Kleinorten, alle mit dem Namen „Kaps“, welche zwischen München, Salzburg und Simbach am Inn liegen (ein weiteres Kaps gibt es bei Passau). Damit sind diese Namen entstanden aus der Herkunftsbezeichnung für einen Einheimischen nach seiner Wohnstätte.
Dafür spricht auch das typisch süddeutsche Namenssuffix für Herkunftsbezeichnungen „-er“: Münchner, Nürnberger, Dillinger etc.
Dieses „-er“ in dieser Bedeutung gibt es ab der Mitte Deutschlands nicht mehr: Effenberg, Steinbrück, Laufenberg etc. Also müssen die „Kapser“-Familien nördlich der Mainlinie
entweder
A) von den südbayerischen Kapsers abstammen -> dann hätte der Name die gleiche Bedeutung wie in Südbayern
oder
B) es liegt eine andere Namensursache vor.

Die Endung „-er“ findet sich oft bei Berufen (Müller, Huber, Schneider, Fischer etc.) Also sollte man an einen Beruf denken.
In selteneren Fällen findet sich die Endung „-er“ auch bei Rufnamen: z.B. Dieter. Dieses sind dann (meines Wissens)alles germanische Rufnamen, deren zweites Namensglied ursprünglich „-herr“ hieß. Also: Walt-herr > Walter, Diet-herr > Dieter etc. Manchmal findet man in der Literatur auch die althochdeutsche Form für dieses „-herr“ als „-hari“: Walthari, Theudhar/Theudhari etc. Sollte sich also ein germanischer Rufname finden, der sich zu „Kaps-(h)er“ verformt hat, wäre theoretisch dies möglich. Allerdings treten Familiennamen, welche sich aus Rufnamen ergeben haben stets breiträumig auf, somit kann man eine Erklärung aus einem alten Rufnamen für Kapser schon allein aufgrund der Namensverteilung völlig ausschließen.
Manchmal erscheinen auch Übernamen mit der Endung „-er“: Langer (dürfte der häufigste Familienname aus der Gruppe der Übernamen mit -er sein), Großer, Brauner, Kurzer und einige mehr. Diese sind überwiegend in den neuen Bundesländern beheimatet. Auch hier müsste sich somit eine Tätigkeit oder Charaktereigenschaft oder Körperform finden, welche „Kaps“ heißt, um mit dem „-er“ verlängert zu werden. Nicht unmöglich, aber mir erscheint es nicht so sehr wahrscheinlich. Obendrein fehlt in Ostdeutschland der Name fast völlig in der Namensverteilung.
Also bleibt noch ein Beruf. Aber leider haben auch Berufsbezeichnungen, die zu Familiennamen geworden sind, die Eigenart, dass sie sehr weiträumig im deutschen Sprachgebiet verbreitet sind. Aber die Kapser-Vorkommen nördlich des Mains sind absolute und extremste „Inseln“. Daher kann ich nicht an einen Beruf glauben. Unterstelle ich ihn aber dennoch, so ist tatsächlich der Kohl (Gemüse) das nächstliegendste. Hier sollte man jedoch dann wieder berücksichtigen, dass nur in wenigen Regionen der Kohl als „Kappes“ bezeichnet wird (vorwiegend westlich des Rheins; was wiederum nur bedingt mit den Namensinseln zusammengeht: grün heißt zwar „vorhanden“ aber nicht „besonders häufig“). Und beim Beruf kann es sich um den Kohl-Bauern oder den Sauerkrauthersteller oder denjenigen handeln, der die Krauthobel hergestellt hat. Über Google bin ich auch aufmerksam gemancht worden, dass es ja verschiedene Kohlsorten gibt. Der Grünkohl scheint auch in der norddeutschen Tiefebene (auch im Raum Altmark) zu wachsen. Nur weiß ich wiederum nicht, ob der Grünkohl in der Mundart auch als „Kappes“ bezeichnet wird oder nicht (ich fand auf die Schnelle nur den Begriff „Braunkohl“). Kurz: an einen Zusammenhang mit dem Kohl glaube ich nicht (oder nur bei einer Herkunft der Familie westlich des Rheins).
Die „Kapser“ in der Altmark geben mir tatsächlich Rätsel auf. Beim Saalekreis müsste man sich näher erkundigen, ob dort die Böden für Weißkrautanbau geeignet sind oder nicht und ob gleichzeitig dort das Weißkraut als „Kappes“ bezeichnet wird (was ich fast nicht glaube). Dieses isolierte Namensvorkommen in der Altmark lässt mich eher an einen Dialektbegriff (den ich nicht kenne) denken, womit eine Person aufgrund einer körperlichen oder geistigen Eigenart besonders auffällig war. Theoretisch könnte dies natürlich auch eine Kopfform gewesen sein, welche wie ein Kohl aussieht (rund), glaube ich aber nicht, da wieder berücksichtigt werden muss, dass Kappes ein typisches Wort des Rheinlandes und des gesamten Raumes westlich des Rheins ist. Und wenn das tschechisch/slawische Wort „kapsa“ = Tasche > Lederverarbeiter, Taschenmacher, Säckler maßgeblich sein soll, so wie (bei entsprechender Herkunft der Familie) Kreszentia vorgeschlagen hat, dann stört mich wieder wie oben dieses isolierte Vorkommen: Berufsnamen treten breitflächig aber nicht isoliert auf.
Somit: sollte Deine Familie ihre Wurzeln in der Altmark haben, so empfehle ich Dir in Dialektwörterbüchern zu schmökern: Beachte dabei, dass K aus G entstanden sein kann, ein p aus einem b und ein a aus einem o oder evtl. auch aus einem Diphthong z.B. „au“. Ebenso musst Du berücksichtigen, dass das namensgebende Wort vielleicht eine Dehnung oder Kürzung hat, die in „Kapser“ nicht mehr sichtbar ist.

Jetzt habe ich viel geschrieben und Dir doch letztlich nicht weiterhelfen können. Verfolge vielleicht als erstes Deine eigene Familie zurück bis etwa 1800, besser 1750. Wenn die dann immer noch nicht aus Bayern kommen, kannst Du tatsächlich die bayerische Ursache aus einem Ortsnamen abhaken.

Viel Erfolg wünscht

Alexander

Guten Tag,
ich bin schwer begeistert von so viel Hilfe! Vielen Dank!

Das mit den Kohlköpfen finde ich schon sehr interessant, vor allem mit der Kopfform einer Person! Sehe ich mir alte Familienfotos von uns an, weiß ich woher der Satz meiner Oma kommt: „das ist ein Kapser-Kopf“!! :smile:
Nun, wie vorab schon geschrieben, kommt meine Verwandschaft defintiv aus dem Kreis Mühldorf/Au am Inn. Die restlichen Kapsers auf meiner Karte sind fast alle direkt mit uns verwandt (Onkel, Cousins, etc). Bei meiner Ahnenvorschung stieß ich auch auf einige Kapsers die Ende 19. Jahrhundert nach USA auswanderten und ich habe auch Kapsers in Australien gefunden und kontaktiert, die auch ihren Ursprung in Mühldorf haben - also definitv bayerisch! :smile: Wobei Mühldorf nicht unbedingt ein Kohlanbaugebiet ist, soweit ich weiß!
Vielleicht kommt doch die Erklärung mit den Ortschaften Kaps am nächsten…? Ich bin auch alle Fälle sehr gespannt was noch alles heraus gefunden wird…

-)

Hallo Elise 76,

„bedeutet der ins
Land schauende“ da es in der Ortschaft wo der Name am meisten
verbreitet ist - Mühldorf, Au am Inn, Bayern - einen Berg
gäbe.

Derjenige, der das gesagt hat, hat wohl etwas verwechselt: bayerisch ist „Ausschau halten“ (= ins Land schauen) „kapfen“. Also mit „f“, nicht mit „s“. Mit diesem bayerischen „kapfen“ ist auch „gaffen“ sprachverwandt. Diese Erklärung kannst Du also schon mal für „KapSer“ komplett vergessen.

Viele Grüße

Alexander

Hallo Elise 76,

irgend was passt Da an Deinen eigenen Ausführungen nicht: Im Original-Posting schreibst Du:

Verteilung sehr gut erkennen, dazu muss ich allerdings sagen,
dass wir mit den meisten „nicht-bayerischen-Kapsers“ verwandt
sind! :smile:

Bedeutet für mich, dass die Wurzeln Deiner Familie in Norddeutschland bzw. nördlich der Mainlinie liegen.

jetzt schreibst Du:

Nun, wie vorab schon geschrieben, kommt meine Verwandschaft
defintiv aus dem Kreis Mühldorf/Au am Inn. Die restlichen
Kapsers auf meiner Karte sind fast alle direkt mit uns
verwandt (Onkel, Cousins, etc).

was das glatte Gegenteil ist.

Gehe ich von Bayern als Herkunftsregion aus, so ist ganz EINDEUTIG einer der 8 Ortsnamen „Kaps“ als namensgebend ursächlich. Über die Forschung zu Deiner eigenen Familie möglichst weit zurück müsstest Du herausfinden, in welchem Ort Deine Vorfahren als ältestes nachweisbar sind. Dann schaust Du, welches der 8 „Kaps“ räumlich dazu am nähesten liegt, dieses „Kaps“ dürfte es dann gewesen sein, von dem der Vorfahre in der namensgebenden Zeit kam -> in Nachbardörfern wurde er dann „der Kapser“ (z.B. Hans der Kapser) genannt und weil es die Zeit der Fam-namensentstehung war, hat sich dieser sog. Beiname verfestigt und wurde zum Familiennamen = das „der“ zwischen Rufname und Beiname fiel weg, der Beiname wurde erblich. Ein Charakteristikum von Familiennamen ist, dass sie vererblich sind und an die nächste Generation weitergegeben werden, im Gegensatz zu den Beinamen: 1. Generation Hans der Kapser, der lebt z.B. in Moosen. Er hat einen Sohn Martin, der nach Mettenheim geht, dort wird der Sohn Martin der Mooser genannt (weil er ja von Moosen kommt und nicht von Kaps). Das sind dann klassische Beinamen (nicht vererbbar von Vater auf Sohn).

Wenn Du schreibst, dass Deine ganze Familie aus Mühldorf/Inn und unmittelbare Umgebung herkommt, dann bietet sich natürlich das „Kaps“ als Herkunft an, welches zwischen Mettenheim und Zangberg liegt. Warst Du schon mal dort? Meist sind die Einwohner von solchen Kleinorten sehr aufgeschlossen, wenn man mit denen das Gespräch sucht und dann sagt, dass man selbst ja so wie der Ort (in dem Fall „Kapser“) heißt. Manchmal kramen die dann sogar alte Hofurkunden aus 16hundertwasweißichwieviel hervor und sagen, dass damals ein … auf dem Hof war etc. etc. etc. (ist mir selbst mal so in Niederbayern, Nähe Eggenfelden passiert, als der heutige Hausbewohner noch Dokumente von meinem Vorfahren (der allerdings NICHT Peren hieß) auf seinem Speicher gefunden hat.) So ein Ausflug nach Kaps würde sich doch als Wanderung oder Fahrradtour anbieten… Vielleicht denkst Du Dir: Das ist doch mehr als unwahrscheinlich, dass mein Familienname so nahe zu meinem heutigen Wohnort entstanden ist! Aber die Erfahrung lehrt, dass - trotz aller Mobilität von heute - die Menschen sehr bodenständig waren und innerhalb der letzten 600 Jahre sich selten weiter als 100 km vom namensgebenden Ort entfernt haben. Der Name eines Kleinortes (evtl. eines Flurnamens) konnte nur innerhalb von ca. 20 km Luftlinie in der namensgebenden Zeit zu einem Familiennamen werden, da nur innerhalb dieser Entfernung dieser kleine Ort den Leuten geläufig war - und genau diese anderen Leute haben ja den Familiennamen an den Namensträger vergeben, als Unterscheidungsmerkmal. Also ist der erste Namensträger aus dem nahegelegenen Kaps gekommen und hat sich in einem Dorf der Umgebung in der namensgebenden Zeit nieder gelassen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass die Familie ursprünglich aus diesem kleinen Ort kam, dort aber kaum mehr weiter verfolgbar ist, da es zu dieser Zeit eben noch KEINE Familiennamen gab, die eine Unterscheidung der verschiedenen z.B. „Hans“ erlauben würde. Und Beinamen wechseln und sind somit nicht eindeutig, wie ich bereits oben ausgeführt habe.
Wie alt könnte nun ein (bayerischer) Kapser-Name sein? Familiennamen, die im Süden entstanden sind, sind älter als solche aus dem Norden, welche die östlicher entstanden sind, sind jünger als solche von weiter westlich, Namen die auf dem Land ihren Ursprung haben, sind jünger als solche, die in der Stadt entstanden sind. Aus diesen Faktoren heraus denke ich, dass „Kapser“ im Raum Mühldorf/Inn erstmals etwa 1300 bis 1400 als Familienname verwendet wurde.

Nun noch zur Kopf-Form:

allem mit der Kopfform einer Person! Sehe ich mir alte
Familienfotos von uns an, weiß ich woher der Satz meiner Oma
kommt: „das ist ein Kapser-Kopf“!! :smile:

Du schreibst von Familienfotos. Du weißt ja, dass viele Dinge beim Menschen durch die Gene vererbt werden. Dazu zählen Haarausfall genau so wie Haarfarbe, Haarform (Locken), Kopfform, Linkshändigkeit, gutes Zahlenverständnis oder technisches Verständnis, Sparsamkeit oder Verschwendungssucht etc. Wenn auf den alten Fotos für die meisten Kapser eine „typische“ Kopfform erkennbar ist, dann ist dies eben ein Zeichen dieser vererbten Gene.

Bei meiner Ahnenvorschung
stieß ich auch auf einige Kapsers die Ende 19. Jahrhundert
nach USA auswanderten und ich habe auch Kapsers in Australien
gefunden und kontaktiert, die auch ihren Ursprung in Mühldorf
haben - also definitv bayerisch! :smile:

das ist nichts ungewöhnliches

Wobei Mühldorf nicht
unbedingt ein Kohlanbaugebiet ist, soweit ich weiß!

Nicht deshalb bin ich dieser Kohlkopf-Erklärung gegenüber skeptisch. Aber beweisen kann man nichts. Weder dass die Ursache „Weißkraut“ zutrifft, noch dass diese Erklärung falsch ist.
Was Du aber offenbar noch nicht weißt, ist, dass früher das Weißkraut neben Brot das wichtigste Grundnahrungsmittel war: dieses wurde erst in der Wichtigkeit durch die Einführung der Kartoffel abgelöst. Noch 1780 finden sich Austragsvereinbarungen zwischen Eltern und Kinder im gesamten südbayerischen Raum, in denen festgelegt ist, wieviele Krautköpfe die Eltern pro Jahr von den Kindern zur Lebensmittelversorgung erhalten müssen (180 Köpfe pro Jahr waren keine Seltenheit: Kraut lässt sich lagern, lässt sich protionsweise verarbeiten, ist vielseitig verwendbar etc.). Somit kannst Du nicht von der heutigen Anbausituation ausgehen. Heute ist z.B. ein typisches Weißkrautanbaugebiet auf den Fildern bei Stuttgart (Nähe Flughafen. Im Großraum München sieht man Krautfelder eher selten). Aber genau das, dass früher der Kohl allgegenwärtig war, lässt mich an die Erklärung aus eben diesem Gemüse zumindest als Kohl-Anbauer stark zweifeln: es wäre kein Unterscheidungskriterium gewesen. Und als Berufsübername (Kohl-Hobel) taugt es meines Erachtens auch nicht, da hätte man sicher ein anderes Wort verwendet: „Hobel“ oder ähnlich, vielleicht gibt es sogar ein spezielles Wort für den Kohlhobel.

Vielleicht kommt doch die Erklärung mit den Ortschaften Kaps
am nächsten…?

gsnz sicher sogar.

Die anderen Kaps sind:
Kaps Gde. Mering zwischen Burghausen/Salzach und Burgkirchen/Alz
Kaps Gde. Trostberg, zwischen Trostberg und Tyrlaching
Kaps Gde. Rimsting, zwischen Prien am Chiemsee und Bad Endorf
Kaps Gde. Schechen, zwischen Großkarolinienfeld und Rott am Inn
Kaps Gde. Aying, zwischen Feldkirchen-Westerham und Glonn Kreis EBE
Kaps Stadt Ebersberg, zwischen EBE und Grafing.
Kaps Gde. Fürstenzell, zwischen Fürstenzell und Bad Griesbach Kreis Passau

Ach übrigens: als ich Jugendlicher war, habe ich in einem Hochhaus in Karlfeld bei München gelebt. Im gleichen Haus lebte eine Familie Kapser, der Sohn hieß Günt(h)er und war in meinem Alter (ca. 1963 geboren). Es gab noch eine ältere Schwester, die auch dort wohnte, an deren Rufnamen erinnere ich mich aber nicht mehr. Sie war jedenfalls in den späten 1970er Jahren schon erwachsen, aber alleinstehend (mit Kind). Dürfte dann auch Verwandtschaft von Dir sein (ich hoffe nur, dass diese Schwester nicht Du selbst bist, sonst müsste ich mich ziemlich schämen, denn ich war eine Zeitlang oft bei dieser Familie und müsste eigentlich wissen, wie die Tochter hieß…)

viel Erfolg beim Forschen wünscht, nebst einem schönen Pfingstmontag

Mit vielen Grüßen

Alexander

Umweg: Kohl, Kraut und Kappes
Servus Alexander,

die Kohl-Fährte darf wohl schon deswegen gestrichen werden, weil Sie Deiner regional/geografischen Analyse nicht standhält: Kohl heißt bloß in der römischen Besatzungszone „Kappes“ - bzw. in deren Süden „Chabis“. Das hört ziemlich genau mit dem Limes auf, in die eine Richtung durch „Kohl“, in die andre durch „Kraut“ abgelöst. Bezeichnend für den Kappes als ein lateinisches Wort im Deutschen ist die weite nördliche Ausdehnung entlang des Rheins ins Ripuarische hinein.

Und Kappes ist immer Kohl, der Köpfe macht - Grünkohl non fecit _ cap _ita.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo Blumepeder,

Danke für den Hinweis, dass der Grünkohl keine Köpfe macht - also scheidet somit diese Kohlvariante als namensgebend auch aus.

Aber mit der „römischen Besatzungszone“ kann ich Dir nicht zustimmen. Denn auch der gesamte Raum südlich der Donau (innerhalb Bayerns) war römisches Gebiet. Der Limes endet bekanntlich bei Kelheim an der Donau. Danach war die Donau der „wässrige“ Limes. Nicht um sonst ist Regensburg (Castra Regina) südlich der Donau. Aber es wäre eine spannende Frage (die ich nicht zu beantworten vermag), warum in Bayern sich trotz der 500 Jahre römisch-ladinischen Einflusses nicht das Wort Capis bzw. Kaps für den Weißkohl durchgesetzt hat sondern statt dessen hier das Wort „Kraut“ üblich ist. Theoretisch denkbar wäre aufgrund der Römer also durchaus auch im südlichen Bayern der Begriff Capis für den Weißkohl. Die Realität lehrt natürlich was anderes. Vielleicht weißt Du ja mehr darüber?

Viele Grüße

Alexander

Vielen lieben Dank für die Antworten - ich bin echt total begeistert!

@ Alexander: Entschuldigung für die Verwirrung! Ich wollte eigentlich beide Male nur sagen, dass der Ursprung unseres Names, wie auf der Karte zu erkennen ist, im Raum Mühldorf am Inn ist und die restlichen Kapsers, die auf der Landkarte zu sehen sind, zum großen Teil mit uns direkt Verwandt sind. Tut mir leid, dass ich mich so konfus ausgedrückt habe. Ich bin übrigens nicht die Kapserin aus Karlsfeld, würde mich aber nicht wundern wenn wir über mehrere Ecken miteinander verwandt wären, da ich ja schon herausgefunden habe, dass die Kapsers die ich kennengelernt habe alle ihren Ursprung in der Region Mühldorf haben. :smile:

Von meiner Verwandschaft ist leider nicht mehr sehr viel über unsere Familie zu erfahren, da die ältesten von dem Bauernhof wo wir herkommen schon verstorben sind. Das einzig Interessante, dass ich noch weiß ist, dass wohl ein Kapser Sohn unerlaubterweise auf dem Hof von dem mein Großvater stammt, eingeheiratet hat und vom dem Rest der Kapser Sippe danach nicht mehr beachtet wurde, daher spricht man bei uns in der Familie (die älteren Cousinen und Cousins zumindest) von den anderen Kapsers. Und ich weiß, dass der Hof selbst einen anderen Namen als unsere Familie hat.

Ich werde mich wohl mit meinem Vater mal auf Ahnenreise begeben und mich auf die Suche begeben nach der einen Kaps-Ortschaft, von der meine Familie abstammt… :smile:

Viele Grüße

Claudia

Servus,

ja, in der Tat wohnen ja östlich des Lechs auch Menschen, zumindest so eine Art :wink:.

Über die Unterschiede in der west-östlichen Ausdehnung der römischen Besatzungszone kann ich bloß spekulieren, dazu weiß ich nichts Rechtes. Es scheinen mir noch weitere römische Begriffe bloß weiter westlich erhalten zu sein, vgl. die Scheuer (horreum), die ostwärts vom Stadel abgelöst wird, und der wahrscheinlich auch lateinische Metzger, dessen Kollege (allerdings schon weiter im Osten) Fleischhacker und Selcher heißt. Das werden im Zweifelsfall Einflüsse unterschiedlicher regionaler Geschicke aus der Völkerwanderungszeit sein. -

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Servus,

auf die Suche begeben nach der einen
Kaps-Ortschaft, von der meine Familie abstammt… :smile:

aber nicht dass Du dann am End in Kapsweyer herauskommst!

Schöne Grüße

Dä Blumepeder