Lösungsversuch
Hallo zusammen…
mein Gott, was schlagt Ihr Euch hier die Köpfe ein? Eigentlich seid Ihr doch nicht so weit auseinander!
Nur der Kern der Frage ist ein ganz anderer. Aber dazu später. Erst einmal von vorn:
Zum „Adjektivadverb“ : Ich würde es interpretieren als ein Adverb, das aus einem Adjektiv gebildet wird (wie „heftig“ in „Sie streiten heftig“) im Gegensatz zu Adverbien wie jetzt, oft etc., denen eben kein Adjektiv zugrundeliegt (aus denen man aber wohl manchmal eins bilden kann wie „jetzig“).
Andererseits halte ich es auch für sehr wichtig, daß man die Kategorien Wortart und Satzteil unterscheidet. Nur kommt man dann manchmal in die Enge!
Eine Illustration dazu:
Was ist zum Beispiel „leid“ im Satz „Ich bin es leid“?
oder „schwer“ in „Ich tue mich schwer damit“?
Ich analysiere das zunächst als ein zusammengestztes Verb „leidtun“ bzw. „sich schwertun“. Dann liegt ein Verbalpräfix vor.
Nach der Rechtschreibreform ist man dazu „verleitet“, diese Wörter als Adjektive oder gar als Substantive zu sehen. „Sich schwer tun“ ginge noch, es läge ein Adverb vor (etwas langsam tun - sich schwer tun). Aber „leidtun“ ist schon etwas grundsätzlich anderes als „(ein) Leid tun“. Problematisch also. Aber wenn „Leid“ dann als Substantiv verstanden wird (wie es nach neuer Rechtschreibung ist), hat es notwendigerweise Objektfunktion. Sonst wäre es vielleicht ein Adverb. Oder eben ein Teil des Prädikats.
Natürlich kann man einfach irgendetwas festlegen und sagen: so ist es. Aber das wäre nicht sehr wissenschaftlich, meine ich. Die Wissenschaft besteht ja eben in der ständigen Suche nach angemesseneren Theorien und Kategorien.
Das soll jetzt bloß keine neue Diskussion über „leidtun“ etc. auslösen (bitte!, und wenn schon, dann in einem neuen Thread), sondern nur illustrieren, wie schwierig eine Analyse sein kann, wenn man erst einmal bereit ist, vorgefertigte Schemata abzulegen. Und wie sehr der Streit um des Kaisers Bart gehen kann.
So auch der vorliegende Fall: „Sie ist schön“.
Wenn ich „sein“ als Handlung verstehe, dann ist „schön“ das Adverb in der Funktion als Adverbiale Bestimmung der Art und Weise, parallel zu „Sie singt schön“.
Wenn ich „sein“ als Zustands- oder sonstige Definition verstehe (parallel zu „Sie ist Sängerin“), dann muß an der Stelle ein Nomen (Wortart) in der syntaktischen Funktion eines Prädikatsnomen stehen, also in dem Fall ein Adjektiv.
Ich will hier keinen Friede-Freude-Eierkuchen vermitteln, aber ich glaube, die Sache ist wirklich so oder so interpretierbar.
Wobei ich persönlich von meiner Denkgewohnheit und der grammatischen Tradition („sein“ = Kopula) eher der zweiten Ansicht zuneige, weil mir die Definition von „sein“ als einer Handlung sehr fremd erscheint.
Jetzt suche ich den Vergleich mit anderen indoeuropäischen Sprachen.
Wenn ich das mit dem Russischen vergleiche, ist die Sache eindeutig:
„On krasivyj“ (Er ist schön) ist eindeutig ein Adjektiv. Schon von der Form her. Dasselbe gilt übrigens fürs Englische (die meisten aus Adjektiven gebildeten Adverbien haben die Endung -ly), fürs Französische (Endung -ment), Italienische, Spanische (-mente). Im Russischen fehlt überdies die Kopula. Da kann nur ein Nomen stehen.
Aber wie gesagt, rein analytisch betrachtet, ist „sein“ ein Verb wie „trinken“ oder „lieben“ oder „streiten“.
Ich meine, es ist fast eine Frage des Weltbildes, zumindest der „Denkschablone“ (ohne einem von euch jetzt nähertreten zu wollen). 
„Mechanistisch“ gedacht ist „sein“ ein Verb wie jedes andere und erfordert als Ergänzung ein Adverb.
Von der traditionellen Grammatik aus gesehen ist „sein“ ein Sonderfall und erfordert ein Prädikatsnomen.
Je länger ich darüber nachdenke, desto spannender finde ich diese Frage, eben weil ich bei immer tiefer gehender Analyse immer mehr alle bisherigen Lösungen in Frage stellen muß. Es ist vor allem die Frage, wie ich dieses komische Verb „sein“ begreifen kann. Ein außergewöhnliches Verb. Wie auch das, was es ausdrückt…
Grüße an Euch alle und denkt mal darüber nach! Der Kern der Frage, der sich hinter diesem Streit um Worte verbirgt, ist viel zu interessant, als ihn so zu zerreden. 
Michael