Hallo sina,
Worte wie „Kuss“, „Hochzeit“, „Atem“ oder „Umarmung“, die in
diesen Texten gebraucht werden, sind daher symbolisch als
Einweihung in die gnostische Lehre zu verstehen nicht aber
wörtlich zu nehmen.
Du kannst wahrscheinlich einem Menschen nicht ausreichend
erklären, warum er eine Stelle als wörtlich und die andere als
nicht wörtlich nehmen muss.
Eigentlich hat er es doch schon erklärt: Grundsätzlich sollte man kein Zitat aus seinem Kontext reißen (Du selbst hast uns hier doch schon mal gezeigt, dass man das mit dem Koran auch nicht machen kann, wenn ich mich nicht irre).
Ich muss einen Text als ganzes betrachten, seine Sprache, Argumentation, Stil, etc.
Eigentlich geht es hier aber sogar um etwas ganz anderes: Wenn Jeusus mit wem auch immer ein Kind gehabt haben soll, dann ist das eine historische Feststellung. Ich muss also nach dem historischen Wert einer Quelle fragen. Und selbst dann geht es ja nicht ums wörtlich nehmen, sondern um eine exakte historische Untersuchung. Wenn z.B. römische Quellen (um ein weniger aufgeladenes Thema zu nennen) sagen: Hannibal ist ein grausamer, fürchterlicher, bedrohlicher Mensch, dann können wir das kaum als eine historisch korrekte Aussage aus dieser Zeit nehmen, in dem Sinn, als wir nun eine allumfassende, objektive historische Beschreibung von Hannibal hätten. Historisch können wir aber sagen: Die Römer haben sich von Hannibal bedroht gefühlt. Das wäre eine historisch korrekte Aussage, die sich auf die Aussagen der Römer selbst bezieht.
Warum soll man die Stellen dann in der Bibel mit Sohn Gottes
als wörtlich nehmen usw.?
Die Aussage, Jesus Christus ist der Sohn Gottes, ist eine Glaubensaussage, ebenso wie die von der Auferstehung, oder auch der Jungfrauengeburt. Sie entzieht sich einer historischen Rückfrage, sprich:
Wir können schon (weder historisch noch naturwissenschaftlich noch sonst wie) wissenschaftlich die Existenz Gottes nicht beweisen, geschweige denn könnten wir beweisen, wie dann die Zeugung eines Sohnes vor sich gegangen sein soll - das gleiche gilt auch für die Auferstehung etc.
Wir können historisch aber die Existenz eines Jesus von Nazareth beweisen (nicht die, wohlgemerkt, ob er Gottes Sohn war, aber eben schon die schlichte Existenz). Über einen Menschen, der auf dieser Erde gelebt hat wie wir auch, können wir dann durchaus die Frage stellen, ob er ein Kind hatte, eine Frau etc.
Fakt ist doch, dass die angegeben Zitate aus den apokryphen
tatsächlich dort so stehen. Das wurde in der Sendung ja
deutlich gemacht.
EIn Faktum, was ja nun erst mal nichts sagt. Nur, weil ich jetzt wortwörtlich schreibe: sina ist eine Frau, ist das ja noch lange kein Beweis dafür:wink:
Die eigentliche Frage ist dann, wie man diese Küsse deutet.
Und da scheint mir der Ansatz dieser Autoren plausibler zu
sein als die kirchliche Position.
Ich kenne die Reportage nicht, aber wenn wir uns auf das beschränken, was eine historische Frage ist (denn über den Wahrheitsgehalt einer Glaubensaussage historisch-wissenschaftlich zu streiten, wäre doch unsiinig), dann steht gegen die DanBrown-Verteter die Geschichtswissenschaft, nicht kirchliche Vertreter…
Denn sie sind strikt, sie sagen das ist wörtlich zu verstehen
und dann nehmen sie die damaligen Lebensumstände, dass Jesus
in einem jüdischen Kulturraum war und sagen, er hatte
höchstwahscheinlich eine Beziehung mit einer Frau und war
nicht „solo“ und dadurch, dass man damals nicht irgendeiner
Frau einfach so einen Kuss gab, ist wohl Maria Magdalena dann
halt die Frau, mit der er eine Beziehung hatte.
Nun ja, die Texte, auf die sich bezogen wurde, sind sowohl kulturell als auch geographisch nicht in dem Lebensraum Jesu von Nazareth entstande. Der „Jüdische Kulturraum“ war im vierten Jahrhundert ein völlig anderer als im ersten, denn das Judentum hat sich nach der Vertreibung aus Jerusalem und der Zerstörung des Tempels sehr verändert.
Zur Zeit Jesu war Palästina voll von Messiasanwärtern, von Menschen also, die mit einem messianischen Selbstbewußtsein durch die Gegend zogen und predigten. Von denen war keiner verheiratet bzw. hatte eine Frau. Das Bedeutet: Nehmen wir Jesus von Nazareth als eine historische Figur, d.h. ein Jude, der von sich behauptet hat, er sei der Messias (oder vorsichtiger: der es von sich hat behaupten lassen), dann ist gerade der Kutlurraum ein Beleg dafür, dass er eben sexuell enthaltsam war.
Ein sexuell nicht enthaltsamer Jesus von Nazareth wäre übrigens für die Christen bis 381 auch kein Problem gewesen, dann hätte sich halte die arianische Richtung durchgesetzt, die sogar nach 381 noch teilweise die Mehrheit gestellt hat.
Also die einheitliche Argumentation fehlt völlig.
Eine einheitliche Argumentation fehlt immer dann, wenn die Leute die Dinge nicht auseinanderhalten.
Historisch: Es gibt weder eine Beziehung zwischen Jesus v. Narareth noch Kinder daraus.
Als Glaubenssatz kann man dann natürlich Texte aus dem vierten Jahrhundert für wahre Offenbarungen halten, man sollte nur nicht behaupten, dies wäre eine historische Wahrheit. Denn Texte können historisch immer nur etwas über ihre Zeit aussagen, über vergangene Zeiten jeweils bedingt - hier erfordert das historische Forschen ein bißchen mehr als die Frage, was ich wörtlich nehmen sollte.
Die Frage ist einfach, warum man in der ganzen Bibel, Frauen,
die sich um Jesus befanden, wie seine Mutter und auch Maria
Magdalena fast gar nicht erwähnt werden.
Nun ja:
Du hast auf den Kulturraum verwiesen. Wir befeinden uns in einem Kulturraum, der Frauen eh ignoriert, sie sind nicht die Handlungsträger der Ereignisse bzw. werden in der Litertur nicht so dargestellt (wenn wir von Romanen absehen). Vergleichst Du das NT mit anderen Schriften dieser Zeit, dann haben wir hier eine ungewöhnliche Häufung von Frauen (die Christen im zweiten und dritten Jahrhunderten hatten damit ihre Schwierigkeiten, weil die „Heiden“ ihnen vorwarfen, einer Frauenreligion anzugehören). Der Name Maria im NT (nicht immer seine Mutter): 56 Mal, Maria Magdalena: 12, Marta: 13, Elisabeth 9.
Und dafür aber einige Personen sogar noch mehr vorkommen als
Jesus, Seine Mutter und auch Maria Magdalena zusammen.
Wer soll das sein?
Jesus kommt 909 Mal im NT vor.
Petrus 156 Mal - nun wird er ja auch Simon, 154 Mal, und Kephas, 9 Mal, genannt, das wären dann zusammen 319 Mal - nicht abgerechnet die Stellen, in denen er „Simon Petrus“ genannt wird. Wie auch immer, selbst 319 ist einiges weniger als 909 Mal.
Johannes (davon haben wir mehrer im NT, aber nur als Name): 162 Mal.
Paulus 167 Mal.
Mir fällt keiner ein, der sonst noch häugiger genannt werden sollte.
Allein an den Erzählungen in der Bibel kommt einem der
Verdacht, dass da gewisse Sachen bzgl. diesen Frauen
„wegvertuscht“ wurden, weil die Mutter von Jesus ja nicht
irgendeine Person ist.
Das wurde sie jedoch noch nicht zu der Zeit, als die biblischen SChriften entstanden sind. Das Interesse an ihr ist ehr frühmittelalterlich.
Sie wird überall als Ikon verehrt.
Du meinst Ikone, das wäre dann in der orthodoxen Kirche so. Allerdings gebührt ihr auch Verehrung in der rk Kirche. Aber es gibt ja auch noch Protestanten, die verehren sie nicht:wink:
Kommt aber in der eigentlichen SChrfit fast gar nicht vor.
Wie gesagt, diese Schriften sind ja auch älter als ihre Verehrung.
Genauso Maria Magdalena, auch sie ist nicht irgendwer, aber
kommt in der eigentlichen Schrift fast gar nicht vor.
MM kommt ausgesprochen oft und vor allem an den entscheidenden Stellen des NT vor (leeres Grab, Auferstehung). Wir wissen kaum etwas über sie, aber sie war sicherlich in der JErusalemer Gemeinde von Bedeutung.
Grüße,
Taju