Hilfe bei straftätigem 15 jährigen

Guten Morgen Jörg,

das kommt mir leider nicht ganz unbekannt vor.

Mein Neffe war auch so ein „Problemfall“. Als er seine jüngeren Geschwister und die Mutter mit einem Messer bedroht hat, haben die Eltern eingesehen, dass sie Hilfe von außen benötigten (seinen Großeltern und mir gegenüber war er immer überaus zuvorkommend und hilfsbereit).

Er kam über einige Monate in eine „Kinderklinik“ und erhielt psychologische Betreuung (die Eltern wurden „mittherapiert“). Die Aussage der Psychologen war eindeutig: Der Junge konnte nicht mehr nach Hause - aber nicht nur zum Schutz der restlichen Familie, sondern im Interesse des Jungen (der Leistungsdruck und die „Ablehnung“ innerhalb seiner Familie war zu groß).

Er wohnte dann bis vor einem halben Jahr in einer betreuten Wohngruppe und seit seinem 18. Geburtstag in einer betreuten 2er-WG. Die Unterbringung wird zum Teil vom Jugendamt finanziert.

Er wird zwar schon 19 Jahre alt sein, bis er seinen Realschulabschluss macht, aber er macht ihn und ist mittlerweile auch nicht sooo schlecht in der Schule. Er bemüht sich um einen Ausbildungsplatz, hat in der betreuten Wohngruppe gelernt, sich selbst zu verpflegen (inkl. putzen, Wäsche waschen etc.) und sein Verhältnis zu seiner Familie, die er häufig am Wochenende besucht, ist um einiges entspannter. Prügeleien sind kein Thema mehr.

Ich kann Dir daher nur raten, Hilfe von außen anzunehmen. Und manchmal ist es eben auch besser, das Kind wegzugeben, wenn man es halten will.

Ich bin jedenfalls der Überzeugung, dass mein Neffe nie den Absprung geschafft hätte, wenn er in seiner Familie geblieben wäre. Und noch ein wichtiger Nachsatz: Die Famlie ist eine „Vorzeigefamilie“ (Vater Pastor, Mutter „Rum-Um-Muttertier“, die beiden jüngeren Geschwister „Vorzeigekinder“).

Viel Glück und viele Sonntagsgrüße!

Kathleen