Hilfe! Warum sprechen Belgier Franzoesisch?

Ich habe ein Problem…ich habe mich bereiterklaert , herauszufinden , warum Belgier eigentlich Franzoesich sprechen…
Naja…ich habe es probiert herauszufinden , aber irgendwie gibt es darauf keine Antworten…
Villeicht kann mir hier einer helfen…bitte

Thx

Hallo Helge,
Belgien ist ein recht junger Staat. Er entstand, als sich die bis dahin spanischen Provinzen selbstständig machten.
Schau dazu Goethes Drama: Egmont oder Schillers Arbeit zum: Abfall der Niederlande an.
Dabei entstanden die Niederlande und auch Belgien.
Die Niederlande waren aus den Regionen entstanden, die weithin eine „germanische“ Sprache hatten.
Belgien dagegen aus Regionen, in denen zum Teil französisch, auch wallonisch genannt, und zum Teil flämisch gesprochen wurde.
Diese Tatsache ist heute noch ein Problem in Belgien. Als „Sprachenstreit“ taucht das immer wieder in den Nachrichten auf.
Es gibt auch eine nicht immer heitere Witzkultur zwischen Belgiern und Franzosen. Die Belgier sind für die Franzosen, was für Deutsche die Ostfriesen, für die Österreicher die Kärntner sind, für die Schwaben die Badener sind; und umgekehrt.
Gruß Fritz Ruppricht

Wenn mans genaunimmt, sprechen Belgier drei Sprachen, nämlich Französisch im Süden, Flämisch bzw. Niederländisch im Norden und Deutsch in einem Zipfel im Osten. Die Sprachgrenze Flämisch-Französisch verläuft ziemlich exakt auf der Höhe von Brüssel. Historisch kommt es daher, daß Belgien als Staat noch nicht alzu alt ist und früher z.T. zu Frankreich und z.T. zu den Niederlanden gehörte. Das ist jetzt nicht exakt (die Niederlande waren zeitweise spanischt etc.) soll aber als Erklärung dieses Sachverhaltes reichen.

Gandalf

um’s mal pedantisch genau zu nehmen
Hallo Gandalf!
Deine Erklärung ist sehr gut. Doch – pedantisch wie ich bin – wollte ich noch ein paar Sachen anmerken:

  1. Wenn Du die in Belgien geläufige Form des Niederländischen „Flämisch“ nennst, solltest Du das in Wallonien gesprochene Französisch auch „Wallonisch“ nennen. Die Wallonen wären sonst ziemlich sauer; glaub’s mir :wink:
    Hierzu ein kleines Textbeispiel, um die Unterschiede der (gesprochenen) Sprache zum Sorbonne-Französisch zu verdeutlichen:
    http://www.unhchr.ch/udhr/lang/frn1.htm
  2. (Vielleicht interessant) Brüssel ist im Gegensatz zur flämischen Gemeinschaft im Norden und der wallonischen im Süden offiziell zweisprachiges Gebiet.
  3. Neben den drei offiziellen Amtssprachen („Vlaams“, „Wallon“ und Deutsch) wird im Süden des Landes von einer (regional gesehen) großen Gruppe auch Lëtzebuergesch gesprochen.

Gruß,
Stefan

auch hier ein bissel Pedanterie
Hallo Fritz!
Zu Deinen Witzbeispielen: Ich geb’s zu, ich war schon länger nimmer („zu Hause“) in Österreich; aber soweit ich weiß, sind „unsere“ Ostfriesen die Burgenländer. Natürlich, ich habe auch schon Witze über Steirer, Vorarlberger und naturellement auch die Weaner gehört. Bisher waren mir Witze über Kärntner allerdings fremd (vielleicht liegt’s ja dran, daß ich sehr oft in Kärnten war und dort irgendwie keine Witze über die autochtone Bevölkerung gemacht werden… :wink:)
Und heißt’s jetzt „Badener“ oder „Badenser“? Ich kenn eigentlich nur Zweiteres…
Na ja, egal. Zu viel Pedanterie muß ja schließlich auch nicht sein.

Gruß,
Stefan

Der Kärntnerbauer!
Hallo Stefan,
als Beispiel eine kleine Geschichte, die ich in Österreich erzählt bekam:
Auf dem Hauptbahnhof in Wien geht ein Schaffner an einem Zug entlang und warf die Türen zu. Das klang so:
Waddazong!
Waddazong!
Waddazong!
Auf einmal aber sprang eine Tür wieder auf:
Waddazongaaaf!
Der Schaffner wirft die Tür noch einmal zu, aber:
Waddazongaaaf!
Und noch einmal:
Waddazongaaaf!
Und wieder:
Waddazongaaf!
Der Schaffner schaut nach. Da steht da der Kärntnerbauer und sagt:
Solange ich meinen Daumen dazwischenhalte, kriegst du die Tür net zu!

So habe ich viele gehört.
Gruß Fritz

Hallo,

  1. Wenn Du die in Belgien geläufige Form des Niederländischen
    „Flämisch“ nennst, solltest Du das in Wallonien gesprochene
    Französisch auch „Wallonisch“ nennen. Die Wallonen wären sonst
    ziemlich sauer; glaub’s mir :wink:

Zwischen den diversen wallonischen Dialekten und dem dort gesprochenen Französisch gibt es erheblichste Unterschiede. Mit Französisch versteht man recht wenig Wallonisch. Flämisch besteht aus vielen Dialekten.

  1. (Vielleicht interessant) Brüssel ist im Gegensatz zur
    flämischen Gemeinschaft im Norden und der wallonischen im
    Süden offiziell zweisprachiges Gebiet.

Nicht nur Brüssel ist offiziell zweisprachig, es gibt noch einige Gemeinden um Brüssel herum, die sich „communes à facilités“ nennen, offiziell niederlândischsprachig aber man kann sich auch auf Französisch mit den Verwaltungen unterhalten. Mouscron ist offiziell Französischsprachig, hier haben die Niederländischsprachigen gewisse Sonderrechte und in den offiziell niederlândischsprachigen Voeren haben die Französischsprachigen gewisse Sonderrechte.

  1. Neben den drei offiziellen Amtssprachen („Vlaams“, „Wallon“
    und Deutsch) wird im Süden des Landes von einer (regional
    gesehen) großen Gruppe auch Lëtzebuergesch gesprochen.

Vlaams ist keine Amtssprache, Amtssprache ist „AN“(Algemeen Nederlands). Die flämischen Dialekte haben teilweise für den gleichen Gegenstand total verschiedene Bezeichnungen. In dem südlichen Landesteil ist es Französisch(offiziell nach Larousse etc.) mit einigen Belgizismen. Deutsch ist Amtssprache in den Kantonen Eupen, Malmédy und St. Vith.
Die Sprachgrenze entstand in etwa entlang einer alten Römerstrasse, die von Nordfrankreich nach Köln lief. Allerdings drang das Niederländische bei Maastricht nach Süden vor, während das Französische in Nordfrankreich nach Nordosten vordrang. Brüssel ist seit dem 15. JH immer mehr französischsprachig geworden, nach Schätzungen so 70 bis 90%.
Gruss
Rainer

Okay, Du hast gewonnen…
Hallo Fritz!
Gut, es gibt doch Witze über Kärntner. Trotzdem würd ich sie nicht als die Alpen-Ostfriesen ansehen. Ich meine, in Deutschland gibt’s ja auch ne Menge Witze über Saarländer (besonders hier in der Pfalz), über Schwaben, Sachsen und andere Grüppchen.
Aber jetzt hör ich doch wohl endlich mit der Pedanterie auf.

Gruß,
Stefan

Witze über Minderheiten, …
egal welche, gibt es so viele, dass wir nicht feststellen können, über welche sie erstmals gemacht wurden.
Darum kann ich keinen Sieg für mich erkennen.
Viele sind jiddischen Hersprungs. Die Juden waren da besonders kreativ.
Gruß Fritz

Hallo, Rainer,

Zwischen den diversen wallonischen Dialekten und dem dort
gesprochenen Französisch gibt es erheblichste Unterschiede.
Mit Französisch versteht man recht wenig Wallonisch. Flämisch
besteht aus vielen Dialekten.

In der Tat. das weiß ich aus leidvoller Erfahrung.
Wir hatten für unsere Telefonplattform die Texte in Französisch (Muttersprachlerin) aufgenommen. Als dann Telefonkarten in Belgien verkauft werden sollten, mußten wir die Texte erneut aufnehmen, diesmal mit einer wallonischen Sprecherin. Für mich als mittelprächtig des französischen mächtigen hörte sich das (bis auf einige Zahlwörter - septante, nonante-et-deux usw) nicht sonderlich anders an, aber es mußte sein.
Auch zwischen Nederlands und Vlaams sind für mein Ohr die Unterschiede nicht zu gewaltig, aber nix da - es mußte neu aufgenommen werden.
Als dann noch gemeckert wurde, dass unsere (hoch)arabischen Ansagen nicht mit dem Dialekt übereinstimmten, den die Araber aus französisch beeinflußten Ländern sprechen, habe ich aber gestreikt! Schließlich sind solche Aufnahmen mit erheblichen Kosten verbunden. Und eine Menge Arbeit macht es zudem.
Schöne Grüße
Eckard.

geschlagen…
Hallo Rainer!
Gut, ich gebe mich auch in der zweiten Schlacht um meine haarespaltenden Bemerkungen bezüglich der Sprachen in Belgien geschlagen… :wink:

Gruß,
Stefan

franzoesisch?
Na Hallo!

Da wollen wir mal nicht diskriminieren. 55% der Belgier spricht NIEDERLAENDISCH (eine germanische Sprache ueberigens) und es gibt sogar einen kleinen deutschsprachigen Teil im Osten Belgiens. Der REST spricht franzoesisch.

gruss,
elisabeth

kleine anmerkung
anmerkung: bruessel ist nur offiziell zweisprachig in der realitaet sieht das ganz anders aus. versuch mal auf niederlaendisch den weg zu fragen oder irgendwo was zu bestellen - nix da! und englisch sprechen die Wallonen auch nicht. na dann viel spass…

elisabeth

Hallo Elisabeth,
dass 55% der belgier niederländischsprachig ist bezweifele ich sehr. Ich habe so 14 Jahre einen Wohnsitz in Flandern gehabt, meine Frau ist von Haus aus franzôsischsprachig, die Kinder auch, sie wurden als Flamen in dieser Zeit gezählt. Die jetzige Sprachzählung hängt vom Wohnsitz ab. Und geh mal an die belgische Küste, wieviel französischsprachige wohnen da?
Gruss
Rainer

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Hallo Eckard,

Als dann noch gemeckert wurde, dass unsere (hoch)arabischen
Ansagen nicht mit dem Dialekt übereinstimmten, den die Araber
aus französisch beeinflußten Ländern sprechen, habe ich aber
gestreikt!

Da bist Du wahrscheinlich völlig aufgelaufen, denn Hocharabisch ist eine reine Ritualsprache, die niemand mehr spricht. Arabisch ist eine Gruppe von Sprachen , die teilweise inzwischen gegenseitig völlig unverständlich sind. Am ehesten kannst Du das Ägyptisch-Arabische noch als so eine Art „Standard“ betrachten, aber auch das ist oft nicht brauchbar.

Gruß Kubi

Auch hallo,

dass 55% der belgier niederländischsprachig ist bezweifele ich
sehr.

Also gemäß dem Ethnologue, der als sehr zuverlässige Quelle betrachtet wird, gelten folgende Zahlen (Muttersprachler):

Niederländisch: 46%
Französisch: 39%
Flämisch: 11%
Deutsch: 1%

(Alles auf ganze Prozente gerundet).

Man beachte, daß Flämisch als eigene Sprache betrachtet wird, die Mehrheit der „Flamen“ jedoch das normale Niederländisch spricht!

Auf Wunsch gebe ich auch noch die Verteilung nach Provinzen an…

Gruß Kubi

Ja, Kubi - genauso ging es dann.
Ich habe die Aufnahmen von einem marokkanischen Kollegen abhören lassen und wir haben noch eine ganze Menge von Änderungen eingebracht. Mittlerweile scheinen die Anmsagen für diesen Zweck ausreichend zu sein. - Dein Einwurf bringt mich aber dazu, einmal die Verteilung der Sprachnutzung auf der Maschine zu überprüfen.
Gruß Eckard.

Hallo Kubi!

Koennest du mir wirklich die Verteilung auf die Provinzen geben? Das waere sehr nett!

Danke,
elisabeth

Bitte, bitte, darf ich? :wink:
Hallo Kubi!
Auch auf die Gefahr hin, daß ich demnächst den Beinamen „Roi des pédants“ tragen muß; auch bei Dir möchte ich ein bissel nörgeln – hätte nie gedacht, daß mich die Diskussion über Französisch in Belgien zu so vielen pedantischen Stellungnahmen bringt… :wink:
Ich denke mal, Du meinst als Referenzquelle den SIL Ethnologue 14th Edition?!
Nach diesem Werk ( http://www.sil.org/ethnologue/countries/Belg.html ) sind 57% niederländischsprachig; wobei der Ethnologue „Vlaams“ nicht als eigene Sprache betrachtet.

Auf daß Du mich nicht aufgrund übermäßiger Pedanterie aus dem Forum verbannst. :wink:

Gruß,
Stefan

Aber…belgien :smile:
Ich moechte doch bitte nur wissen , warum die Belgier , die Franzoesisch sprechen , franzoesisch sprechen , bitte…
Es kann ja nicht nur daran liegen ,das die , die Fr. sprechen in der Naehe der Grenze leben…oder weiter drinne…aber nur , generell… warum spricht da ueberhaupt wer Franzoesisch .
Ich hoffe ihr versteht was ich meine *bet*

Thx