… das ist „Paragraph 1“ jeder Wirtschaftslehre.
Wenn ich jemandem einen Euro „leihe“ (für die Juristen: „Darlehen gebe“), dann habe ich ein Guthaben (besser: „Forderung“) und der andere hat eine Schuld („Verbindlichkeit“).
So ist das auch im großen Maßstab (Wirtschaft, Staat).
Und wenn ich meine gesparten (nicht selbst konsumierten) Euros zu einer Bank trage, dann hat die Bank bei mir Verbindlichkeiten und ich habe bei der Bank eine Forderung.
Frage: Warum trage ich das Geld eigentlich zur Bank?
Antwort 1: Ich habe Angst vor Einbrechern oder daß das Geld sonstwie verloren geht (z. B. Feuer).
Antwort 2 (und das ist mein eigentliches Motiv): Ich verspreche mir neben der vollen Rückzahlung in der Zukunft einen ZINS.
Der Zins ist also für mich der Anreiz, daß ich mein Geld wieder in den UMLAUF bringe und nicht bei mir daheim in den Tresor lege. Der Zins hat also die Funktion einer UMLAUFSICHERUNG („Taler, Taler, du mußt wandern…“). Die Bank ist kein Wohltätigkeitsunternehmen und kann mir natürlich nur meinen Zinsertrag zahlen, wenn sie auf der anderen Seite wieder jemanden findet, der mein Geld „aufnimmt“ und dafür Zinsen an die Bank zahlt (Guthaben = Schulden; (mein) Zinsertrag = Zinsaufwand (des Schuldners) - Risikoprämie - Bankmarge - Vermittlungskosten). Damit ist der Umlauf des Geldes im Wirtschaftskreislauf gesichert.
So weit, so gut. Und doch gibt es einige Probleme bei diesem wunderschönen Kreislauf:
- Der Zins führt zu exponentiellem Wachstum der Geldvermögen und somit auch der Schulden (Paragraph 1!)
- Schulden können in ihrer Summe nicht getilgt werden; sie werden nur verlagert (z. B. 3. Welt)
- Wenn Schulden wirklich getilgt werden sollen, müssen auch die Guthaben aufgelöst werden (Erlaßjahr)
- Dem wachsendem Geldvermögen muß eine ebenso wachsende Gütermenge gegenüberstehen, damit es nicht zum Geldüberangebot (=Inflation) kommt
- Deshalb ist unsere Wirtschaft auch auf Wachstum angewiesen (Wachstumszwang)
- Wirtschaftswachstum (exponentiell) ist auf Dauer in einer endlichen Welt nicht möglich
- Der GuthabenZins begünstigt große Kapitalien (Reiche werden reicher)
- Die Unternehmen müssen ihre Zinskosten (tatsächliche Darlehenskosten, Kalkulatorische Zinskosten) auf die Produktpreise umlegen
- In jedem gekauften Produkt stecken im Schnitt 30 % Zinskosten (in der Wohnraummiete sind es 70 % („Mietzins“))
- Die Mehrzahl der Konsumenten hat übers Jahr gesehen einen negativen ZinsSALDO (= Zinsertrag aus Guthaben minus Zinskosten in Produkten)
- Dies natürlich erst recht, wenn direkte Zinsen für persönliche Schulden gezahlt werden müssen (z. B. Hypothek)
- Die exponentielle Kurve (s. o.) bewirkt, daß mit zunehmendem Alter einer Volkswirtschaft die Zinsen immer mehr zum bestimmenden Faktor werden
Zu letzter Aussage noch folgender Link:
http://www.bundestag.de/aktuell/bp/2002/bp0207/02070…
Daraus das Zitat: „Aber da der Schuldendienst bereits den zweithöchsten Ausgabeposten ausmacht (jeder vierte Steuer-Cent wird von der Zinszahlung verschluckt) …“
Eine (geniale) Lösung für die Problematik liegt in der Theorie des Freigeldes („frei“ von (positiven) Zinsen).
Diese Idee vertritt u. a. die „Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung e. V.“.
Kurze Erklärung zu dem Wort „natürliche“:
Der Grundgedanke besteht darin, daß man das GELD den WAREN gleichstellen muß:
In unserer heutigen Geldordnung ist es so, daß das Geld im Gegensatz zu den Waren nicht einem natürlichen Verfall unterliegt. Jeder Gemüsehändler muß schauen, daß er seine Waren los wird, sonst verderben sie (Angebotszwang). Der Geldbesitzer hat diese Sorgen nicht. Wenn man nun das Geld mit einer geringen Gebühr belegt, die (genau wie der herkömmliche Zins) von der Zeit abhängt, so bewirkt man, daß jeder Geldbesitzer sein Geld möglichst schnell wieder weitergibt, damit er seine persönliche Gebühr möglichst gering hält. Somit hat man eine UMLAUFSicherung erreicht. Aber nicht mit den negativen Folgen wie oben, sondern z. B. mit folgenden Effekten:
- Die Wirtschaft muß nicht mehr (quantitativ) wachsen
- Die Umverteilung geschieht (ganz sanft) von oben nach unten
Lesen Sie doch bitte mal den Text von http://www.geldreform.net
unter „Hier erfahren Sie mehr“.
Gruß,
Gustav Kollmeier