Hallo,
Was würdest du denn diesem Beitrag antworten (erster Beitrag):
http://www.hunde-aktuell.de/hundeerziehung-hundeausb…
Der Beitrag bestätigt meine Aussage. Hier steht:
Die Strafe Ignorieren ist nur angebracht, wenn sich die Aktion des Hundes gegen den Halter richtet.
Und genau an diesem Punkt sind wir. Wir haben es mit einem Hund zu tun, der gegen seinen Halter aggressiv ist. Der Aggression zugrunde liegt die Tatsache, dass der Hund nicht eingeordnet ist und durch Fehlverhalten des Besitzers an einen Punkt gebracht wurde, dessen Verhalten als ungehörig zu bestrafen.
Leider oftmals völlig kontraproduktiv, da der wahre Sinn des
„Ignorierens“ gar nicht richtig weitergegeben wird.
Mir ist sehr wohl bewusst, welche Wirkung das Ignorieren hat. Nicht ohne Grund habe ich eine sehr ausführliche Anweisung dazu geschrieben.
Gerade devote und sensible Tiere brechen psychisch
schnell zusammen, wenn sie ohne ersichtlichen Grund oder
Fehleinschätzungen ihres Verhaltens mit Ignorieren gestraft
werden.
Zum einen handelt es sich hier nicht um einen devoten Hund. Ein devoter Hund würde auf das unsägliche Rückenwerfen nicht mit Aggression reagieren, sondern sich bepinkeln und sich permanent im Meideverhalten befinden.
Ich denke jeder von uns weiß wie es ist, wenn man wie Luft behandelt wird.
Menschliche Maßstäbe und eigene Traumata haben hier nichts verloren.
Gerade bei diesen unsicheren Tieren wird ein gegenteiliger Effekt eintreten.
Mit einem solchen haben wir es nicht zu tun.
Sie werden noch mehr die Nähe
ihres Menschen suchen, Calming Signals senden wie die
Weltmeister um endlich wieder zu gefallen. Psychoterror vom
Feinsten!
Der Hund sucht bislang mitnichten die Nähe seines Menschen. Genau an diesen Punkt soll er aber kommen.
Physisch stärkere Tiere hingegen ziehen sich oftmals zurück und starten einen Ignorier-Gegenangriff,
Auf diesen habe ich hingewiesen. Er ist zu erwarten und muss ausgehalten werden.
Ich glaube irgendwie nicht, dass es gut ist, wenn einer seinen
Hund aufgrund eines Forenbeitrages jetzt plötzlich komplett
ignoriert.
Der Hund wird mitnichten komplett ignoriert. Er bekommt beim Spaziergang immer wieder die Gelegenheit, sich Zuwendung zu erarbeiten, indem er sich wunschgemäß verhält.
Der Hund weiß bisher nicht, was er darf und was nicht. Demzufolge hat er seine eigenen Entscheidungen getroffen und seinen Besitzer als denjenigen betrachtet, der sich diesen Entscheidungen zu fügen hat. Versuche des Besitzers, sich dagegen zu wehren, hat er als Ungehörigkeit aufgefasst und entsprechend reglementiert.
Im Augenblick befinden sich die beiden in einer Situation, in der der Hund erkannt hat, dass er wirksame Waffen hat. Wird weiterhin Druck auf den Hund ausgeübt, wird er sie zunehmend einsetzen. Über das (zeitlich begrenzte) Ignorieren liefert der Besitzer dem Hund erst mal keinen Anlass mehr, aggressiv zu werden. Das ist vorrangig, denn alles andere wäre gefährlich und würde über kurz oder lang vermutlich zum Tod des Hundes führen.
Gleichzeitig wird dem Hund bewusst, dass nicht er es es, der die Geschicke des „Rudels“ steuert, weil er plötzlich nicht mehr kontrollieren kann, wann Zuwendung erfolgt. Dem wird er aller Wahrscheinlichkeit mit Ignorieren seinerseits begegnen. Da er ein Hund ist, hat er keinen Zeitbegriff und wird nach einiger Zeit davon ausgehen, dass sich an den Verhältnissen nichts ändert. Demzufolge wird er nach Möglichkeiten suchen, diese zu verändern.
Da er parallel dazu die Erfahrung machen kann, dass er Möglichkeiten hat, Zuwendung zu bekommen, indem er sich unterordnet, wird er dazu übergehen, diese mehr und mehr zu nutzen. Erfolgreiches Verhalten wird beibehalten. Daraus entwickelt sich zunehmend eine Beziehung, deren Ranggefüge wieder ins Lot kommt, ohne dass der Hund zur Aggression provoziert wird.
Genau das ist übrigens ein entscheidender Punkt im Einsatz von Ignorieren als Korrekturmittel: Der Hund braucht unbedingt die Möglichkeit, selbstwirksam zu sein, indem er Gelegenheit bekommt, aktiv durch sein Verhalten zu einer Verbesserung der Situation beizutragen. Würde man ihm diese nehmen, wäre das kontraproduktiv, denn der Hund könnte keine Sicherheit gewinnen. Dies würde - wie in dem von dir zitierten Beitrag erwähnt - zu einer enormen Verunsicherung beitragen.
Selbstverständlich kannst du gerne mit einer Alternativlösung aufwarten
.
Schöne Grüße,
Jule