Hi Marion,
… Rangordnungsproblem …
…(auch dass unsere Hundedame nicht grade ein
Kuschie ist sondern ziemlich selbstbewusst und mutig und sich
ganz gut durchsetzen kann).
Sie sollte sich auch ruhig durchsetzen, aber nur anderen Hunden gegenüber, nie Euch gegenüber. Auch nicht manchmal. Wenn ein Hund manchmal Erfolg hat probiert er’s immer wieder. Ab und zu klappt’s ja mal.
Ein Hund handelt ausschließlich erfolgsorientiert (auch wenn immer noch viel anderes hineininterpretiert wird). Führt ein Verhalten zum Erfolg, wird es wiederholt, führt es dauerhaft nicht zum Erfolg, dann nicht. Ihr solltet versuchen, dem Hund möglichst viele Erfolgserlebnisse durch Unterordnung zu vermitteln. Wenn er sich nach Euch richtet, kommt er zum Erfolg, sonst nie.
Es gibt eigentlich nur Alpha- (bzw. Möchtegern-Alpha-) und Omega-Hunde. Die ersteren möchten „Chef“ sein und versuchen das auch immer wieder, die letzteren nehmen immer den letzten Platz in der Rangordnung ein und sind die Prügelknaben des Rudels (solche Hunde gibt es allerdings sehr selten, weil sie so gut wie nie zur Zucht verwendet werden, aber es gibt sie). Dein Hund ist ganz klar ein Alpha-Tier beziehungsweise strebt die Rudelführerschaft an.
Sie scheint auch in der Vergangenheit nicht erzogen worden
sein. Zwar kennt sie „Sitz“ und „Komm“, aber das ist dann auch
schon alles. Am Anfang hat sie diese nach belieben befolgt,
das bessert sich jedoch so langsam. Zur Zeit üben wir „bei
Fuss“ gehen , Leute nicht anspringen, nicht an der Leine
ziehen und Kommen beim ersten Ruf (nicht erst beim 5. *g*).
Insgesamt hab ich schon den Eindruck, dass sich ihr Verhalten
langsam ein ganz klein wenig bessert, nur eben beim allein
bleiben nicht, da wird es „schlimmer“.
Hm … merkwürdig. Ich würde vorschlagen, erstmal die Rangordnung zu klären. Und der Hund muss immer klar verstehen, was man von ihm will (Sehr wichtig!), es muss ihm erstmal vermittelt werden. Alles andere sollte sich aus diesen beiden Punkten ergeben.
Leider wissen wir auch so gut wie nichts über ihre
Vergangenheit und ob der Versuch, einen 4-jährigen Hund
erziehen zu wollen, überhaupt noch Sinn macht, oder ob quasi
„alles zu spät“ ist.
Nein, auf keinen Fall ist es zu spät. Wir haben vor eineinhalb Jahren einen 5 Jahre alten Doggenrüden aufgenommen, lieb, schafsgutmütig, aber dominant und dementsprechend störrisch. Wir haben ihm Vertrauen vermittelt, aber durch Konsequenz seinen Platz im Rudel zugewiesen und ihm außerdem noch einiges beigebracht. Klappt jetzt recht gut.
Wasser ist immer da. Futter gibts es zweimal täglich, nie was
vom Tisch gefüttert und immer nach uns.
Ihr habt die Initiative, sehr gut.
Wenn jemand zu Hause ist (was fast immer der Fall ist, kann
sie nach Belieben raus in den Garten, da eine Tür immer
offensteht.
Das ist ok, sie kann raus, ohne das jemand von Euch auf sie reagieren muss. Gute Lösung.
hm…wir gehen morgens und abends jeweils ca. 1 Stunde mit ihr
spazieren, Vormittags ist ziemlich Ruhe, am späten Nachmittag
wird dann mindestens noch eine Stunde getobt, im Garten
rumgerannt, Stöcker, Bälle, Stoffknochen etc. geworfen, fangen
gespielt usw. Also eigentlich dachte ich schon, dass das nicht
wenig ist.
Das ist schon sehr gut und wirklich nicht wenig.
Allerdings ist sie ein ziemlicher Renner. Ausserdem
rast sie bei jeder Gelegenheit im Garten rum und kläfft die
Nachbarn an, jagd hinter Vögeln her oder „unterhält“ sich mit
einem Hund, der ca. 200 m weiter wohnt, buddelt Maulwürfen
oder Mäusen hinterher etc.
Siehe Antwort vom Mondenkind. Offensichtlich ist sie immer noch unterbeschäftigt. Man muss sich vor Augen halten, dass man einen Hund sehr leicht unterbeschäftigt, aber einen gesunden, gut trainierten Hund mit normalen Mitteln kaum überlasten kann. Ein Wolf läuft in der Wildnis pro Tag ca. 50 km. Habt Ihr’s mal mit Fahrradfahren probiert? Dazu empfehle ich den Dogbiker, eine Führstange mit Federarm, die fest am Fahrrad angebracht wird, so dass man die Hände frei hat. Klappt sehr gut und ist viel sicherer für FahrerIn und Hund.
Gut ist auch immer, sich einen anderen Hundehalter in der Nähe zu suchen, mit dessen Hund(en) sie sich versteht und mit dem man sich (möglichst täglich) zum Spielen trifft. Das ist durch nichts zu ersetzen. Unsere beiden Doggen spielen (fast) täglich mit zwei irischen Wolfshunden und einem Westy, wie die Bekloppten rasen die rum, und trotzdem ist unsere sechseinhalb Monate alte Hündin nicht voll ausgelastet. „Gebt mir mehr! Gebt mir was zum Arbeiten!“ scheint sie zu sagen.
Was mir grad noch einfällt. Sie ist zur Zeit scheinschwanger.
Kann das war mit ihrer Anhänglichkeit zutun haben ?
OH JA!!! Damit ist die Sache mit der Anhänglichkeit und dem Geheul beim Alleinsein mit großer Wahrscheinlichkeit geklärt. Wenn sie immer wieder scheinschwanger wird und auch das Gesäuge anschwillt, solltet Ihr über eine Kastration nachdenken. Die meisten Hündinnen leben sehr viel länger, wenn sie beizeiten kastriert werden, da dann das Risiko von Gebärmutterproblemen und Gesäugegeschwulsten zurückgeht. Bei extrem ausgeprägten Scheinschwangerschaften ist das besonders hoch. Wir haben vor ein paar Jahren unsere Doggenhündin kastrieren lassen, da sie immer wieder sehr übel scheinschwanger wurde. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon eine richtige alte Dame, träge, keine Lust zum Laufen mehr. Nach der Kastration hatten wir Mühe, sie bis zum Verheilen der OP-Wunde ruhig zu halten, sie war wie von einer Last befreit, lebhaft, glücklich, gar nicht wiederzuerkennen. Sie hat noch viele Jahre gelebt und ist leider letztes Jahr an Knochenkrebs gestorben.
Wenn Ihr Euch richtig viel Zeit nehmen wollt und eine Herangehensweise in der Hundeerziehung kennenlernen wollt, die auf Motivation, artgerechter Kommunikation und Harmonie zwischen Mensch und Hund aufbaut und sich die Erkenntnisse moderner Verhaltensforschung zunutze macht, dann kann ich Euch nur zu „Lind-art“ raten, benannt nach dem „Erfinder“ Ekard Lind (http://www.lind-art.de). Hier ein paar Buchtipps (Autor: Ekard Lind).
Richtig spielen mit Hunden
Hunde spielend motivieren. Praktische Anleitungen. Neue Spielideen.
Mensch - Hund Harmonie. Unterordnung auf neue Art
Das ganze ist ein bisschen ein Umweg, aber ein sehr positiver. Man verwendet das artgerechte Spiel mit Hunden als Instrument zur Motivation und zur Vermittlung von Lerninhalten und stützt sich dabei vorwiegend auf Primärmotivation (Freude am Tun), kombiniert mit Sekundärmotivation (Belohnung, Bestärkung) und so wenig wie möglich auf Meidemotivation (negative Einflussnahme).
Vielleicht mal zur Info und zum Warmwerden die folgenden Artikel lesen:
http://www.ekard-lind.at/ekardlind/html/keinleben.html
http://www.ekard-lind.at/ekardlind/html/mensch-hunde…
Es gibt auch lind-art-Lehrgänge, ich nehme gerade an einem teil (morgen letzte Stunde).
So, ist’n bisschen lang geworden. Ich hoffe, es hilft Dir weiter.
Liebe Grüße
Sebastian