Hundehaltung trotz Berufstätigkeit?

Hallo,

wir möchten einem armen Tierheiminsassen ein neues Zuhause geben. 8 Wochen Urlaub, um ihn eine genügendlange Eingewöhnungszeit mit viel Zusendung zu geben sind eingeplant. Was uns derzeit noch Kopfzerbrechen bereitet: danach muß er 3, manchmal 4 Tage bis zu 8 Stunden alleine bleiben. Er kann evtl. an´s Katzenwc gewöhnt werden. Gassigehen morgens und abends ist natürlich selbstverständlich und am WE hat er einen Garten zum Rumtoben. Ein Züchter hat die Auskunft gegeben, daß man ihn langsam an´s Alleinesein und auf Herrchen warten gewöhnen kann und er keine Probleme darin sieht, eine andere Hundehalterin meint höchstens 4 Stunden und dann nur mit Zweithund? Das Tierheim würde mir das Tier schon mal gar nicht geben, wenn ich das kundtu. Ist es dem Tier gegenüber unfair es 24 / 32 Stunden in der Woche alleine zu lassen, wenn es in der anderen Zeit ein schönes erfülltes und artgerechtes Hundeleben führen kann?
Vielen Dank schon mal für alle Infos.
Gruss Palandriel

Hallo,

das ist eine vieldiskutierte Frage, auf die es keine wirklich eindeutige Antwort gibt. Ja, es ist schlimm für den Hund, so lange alleine zu sein - der Hund als Rudeltier leidet, anfangs sogar bis hin zu Existenzängsten.

Auf der anderen Seite leiden viele Hunde auch im Tierheim. Nicht jedes TH hat hübsche Rudelhaltung und viele Gassigänger.

Meiner Ansicht nach ist es machbar, wenn auch suboptimal. Man muss aber einige Dinge dabei beachten:

  • Du wirst von vielen Tierschutzorganisationen keinen Hund bekommen. Viele lehnen die Vermittlung an ganztags Berufstätige aus Prinzip ab. Das muss man respektieren und weitersuchen.
  • besser wäre es, gleich 2 Hunde zu nehmen. Vom Arbeitsaufwand ist es ähnlich, die Tierarztkosten verdoppeln sich, die Futterkosten sind höher (wenn auch nicht doppelt so hoch).
  • einen erwachsenen, ruhigen Hund mit mäßigem Bewegungsdrang wählen
  • nach der Arbeit aber auch wirklich direkt nach Hause! Nicht Einkaufen, nicht in die Kneipe - direkt zum Hund.
  • auch die Freizeit sollte zum großen Teil dem Hund gehören
  • möglicherweise durch leicht versetzten Arbeitsbeginn die Alleinbleibzeit minimieren (einer fängt früher an zu arbeiten, der andere beschäftigt sich morgens mit dem Hund, der erste kommt dann früher nach Hause und beschäftigt sich mit dem Hund …)
  • möglicherweise gibt es in der Gegend die Möglichkeit einer Betreuung tagsüber für den Hund. Nachbarn, Verwandte, Hundesitter …

8 Wochen Urlaub, um ihn eine genügendlange
Eingewöhnungszeit mit viel Zusendung zu geben sind eingeplant.

Sehr gut. Während dieser Zeit aber möglichst bereits den „normalen“ Tagesablauf angewöhnen, d.h. morgens aus dem Haus gehen und für ein paar Minuten wegbleiben, diese Zeit langsam steigern. Keine Abschiedszeremonie, kommentarlos gehen. Keine großartige Begrüßungszeremonie. Bellt der Hund wenn er alleine ist, auf eine Bellpause warten, bevor man die Wohnung betritt.

Er kann
evtl. an´s Katzenwc gewöhnt werden.

Hierfür besteht bei einem erwachsenen, gesunden Hund keine Veranlassung. Das verführt nur zur Faulheit beim Besitzer :smile:

Gassigehen morgens und
abends ist natürlich selbstverständlich

Am besten spät vor dem Schlafengehen auch noch mal raus.

und am WE hat er einen
Garten zum Rumtoben.

Hunde toben nicht allein. Sie müssen durch Menschen oder Artgenossen zum Spielen animiert werden. Ein Garten ohne Beschäftigung ist nutzlos.

Ich würde empfehlen, mit 1-2 kleinen bis mittelgroßen, älteren und ruhigen Hunden anzufangen, die idealerweise aus einer Pflegestelle stammen und so gut eingeschätzt werden können. Ich erlaube mir den Link zur Tierschutzorgtanisation meiner Kollegin, die auch an Berufstätige vermitteln, wenn die Einstellung stimmt: http://www.canifair.de

Gruß,

Myriam

Hallo

Das Tierheim würde mir das Tier schon mal gar nicht
geben, wenn ich das kundtu.

Hat sich das Thema damit nicht schon erledigt?

Käme für euch denn ein Zweithund gar nicht in Frage? Eventuell dafür eine kleinere Rasse?

Ist es dem Tier gegenüber unfair
es 24 / 32 Stunden in der Woche alleine zu lassen, wenn es in
der anderen Zeit ein schönes erfülltes und artgerechtes
Hundeleben führen kann?

8 Stunden alleine in der Wohnung an einem Stück finde ich allerdings schon ziemlich viel. Angeblich soll es Hunde geben, denen das nichts ausmacht, aber was machst du, wenn es sich herausstellt, dass dein Hund nicht zu diesen Hunden gehört? Das weiß man doch vorher nicht. Muss man nicht damit rechnen, dass der Hund evtl. die ganze Zeit bellt?

Ok, im Tierheim ist er auch fast die ganze Zeit alleine im Zwinger, aber er sieht und riecht doch Leben um sich herum. Eine Wohnung, in der tatsächlich gar nichts passiert, das finde ich für ein Tier unzumutbar. Das kann doch noch nicht mal Fernsehn gucken.

Viele Grüße
Simsy

Hallo,

meine ganz ehrliche Meinung:
Bei so langer und so häufiger Abwesenheit würde ich von der Hundehaltung eher abraten. Ein Hund ist ein Rudeltier, das den Anschluß zu seinem Rudel braucht. Sie schlafen zwar auch viel, aber Einsamkeit ist etwas mit dem Rudeltiere nicht sonderlich gut klarkommen. Es klappt sicher in vielen Fällen, aber das ist von einem Optimum weit weit entfernt.

Und ja, Alleinesein muß in ganz kleinen Schritten (5 Minuten weise)trainiert werden, weil ein verlassenes Rudeltier instinktiv Todesangst erlebt, da es ohne sein Rudel nicht überleben könnte.
So eine Angst endet nicht selten in Zerstörungswut.

Also muß der Hund die Gelassenheit entwickeln sich sicher sein zu können, dass seine Menschen wieder zurückkommen.

Es ist auch nicht damit getan zwei Hunde zu nehmen, denn Hunde haben ein ganz anderes Potential Dummheiten in der Wohnung anzustellen als Katzen (die sich in ganz andere sozialen Strukturen bewegen)und es garantiert auch nicht, dass sich zwei Hunde nicht verlassen fühlen würden…

Bei einem Tierheimhund hast Du noch das zusätzliche Problem, dass Du die Vorgeschichte nicht/kaum kennst und nicht weißt, was der Hund schon erlebt hat und ob sein Vertrauen zu Menschen bereits in der vergangenheit erschüttert wurde. Letztere brauchen verständlicherweise deutlich mehr Zeit um sich dem neuen gemischten Rudel anzuschliessen un Vertrauen zu fassen.
Die Erfahrungen die die Tierpfleger mit den einzelnen Hunden gemacht haben, sind leider nur die halbe Miete.

Wer kümmert sich im Krankheitsfall (sowohl wenn kranker Hund als auch kranker Mensch)um den Hund?
Wer kümmert sich im Urlaub?
Wieviel (qualitativ hochwertige) Zeit kann täglich für das Tier investiert werden?
Gassi gehen und im Garten toben ist nicht alles was der Hund an Aufmerksamkeit und geistigem Input braucht. Hunde ohne aktive Beschäftigung durch sein Herrchen liegen im Garten/Hof nur herum.

Das sind Threads die ich auf die Schnelle nur mit dem Stichwort „alleine“ gefunden habe, die meisten haben Probleme mit dem Alleinesein, aber einige fragen direkt, wie man das lernen kann.

/t/hundehaltung-wie-lange-alleinelassen/4468189
/t/hund-kratzt-an-waenden/4024590
/t/welpen-alleine-zu-haus/3915449
/t/mein-hund-bellt-wenn-er-alleine-ist/3719357
/t/hund-alleine-lassen/3376793
/t/hund-weint-und-heult-wenn-er-alleine/2937632
/t/hund-bleibt-ploetzlich-nicht-mehr-alleine/2704938
/t/hund-und-sofaproblem/2682118
/t/reisekrankheit-und-alleinebleiben-beim-hund/2555655
/t/hund-klaefft-wenn-alleine/2289979
/t/welpe-alleine-zu-hause/1674152
/t/hund-mag-nicht-alleine-sein/1162081
/t/hund-tagsueber-alleine/929181
/t/hund-bellt-und-winselt-alleine/366747
/t/hundegejaule-in-der-nachbarschaft/3639290
/t/ab-wann-hunde-zusammen-alleine-lassen/4383589

Ich bitte Dich, Dich hier durchzuwälzen.

Solltest Du trotz allen Wenn und Abers dennoch für einen Hund entscheiden, dann lüge bitte auf keinen Fall das Tierheim an!!

Erkläre ihnen wie Deine Umstände sind und wie Du gedenkst den widrigen Teilen davon zu begegnen, die Auswahl welches Tier eventuell doch zu Dir passen könnte hängt entschieden von der wahrheitsgemäßen Beantwortung der Fragen ab, denn hier kommt die halbe Miete der Tierpfleger ins Spiel.
Je nachdem was es für ein Hund werden soll bietet sich auch der Gang zu einem Begleithundekurs an. Viele Hundevereine bieten günstige Mitgliedschaften an oder man kann einzelne Kurse buchen.

Viel Glück bei der Entscheidungsfindung
Maja

Hallo Palandriel,

ich hab zwar vergessen, wer mir das erzählt hat, aber offenbar war derjenige so glaubhaft für mich, dass es mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist, vielleicht kann ja hier auch noch ein/e Fachmann/-frau was dazu sagen: soweit ich mich erinnere, sollten Hunde zumindest tagsüber nicht länger als ca. 5 Stunden keine Pinkelmöglichkeit haben, weil das auf Dauer die Nieren zu sehr belastet.
Abgesehen davon kann ich Euch gut verstehen, ich habe selber lange gezögert, (und letzten Endes 7 Jahre gewartet, bevor sich mein inniger Hundewunsch erfüllen konnte, eben wegen der unvereinbaren Arbeits- bzw. am Anfang noch Studienzeiten), und gerade wegen Eures Wunsches, dem Hund ein gutes Zuhause zu geben, würde ich Euch in der derzeitigen Situation von einem Hund abraten. So optimal vielleicht die gemeinsame Zeit sein mag, die lange Abwesenheit bedeutet einfach Stress für den Hund, das würde ich keinem Tier auf Dauer antun wollen.

Lieben Gruß,
Anna

Da ich lange Zeit ehrenamtlich bei Tierheimen und Gnadenhöfen gearbeitet habe, muss ich ehrlich sagen, dass so ziemlich alles besser für das Tier ist, als im Tierheim zu sitzen. Voraussetzung natürlich, dass der Mensch sich um das Tier kümmert und lieb damit umgeht.

Also ich bin auch gerade dabei mir ein geeignetes Zuhause zu suchen, wo ich einen Hund halten kann. Ich bin auch 8, manchmal auch bis zu 10 Stunden nicht zu Hause.

Das Rudelproblem löse ich damit, dass ich mir gleich 2 Hunde hole. Somit besteht nicht allzu viel Langeweile für den Hund und der soziale Umgang ist gegeben.

Das Pinkelproblem händel ich mit einem Übergroßen Zwinger (oder besser auch: Wintergarten), indem ich eine 2x2 Meter große Sandstelle dort einlasse.

Optimal ist das alles natürlich nicht. Aber einige Begründungen finde ich auch komisch von euch. Natürlich ist ein Hund ein Rudeltier… Aber ein Vogel ist auch eigentlich dafür da, um in den Lüften zu fliegen und nicht, um in einem viiiieeeeel zu kleinen Käfig zu sitzen, oder?

Naja, auf jeden Fall finde ich, dass ein Hund es in einer vertrauten Umgebung mit vertrauten Menschen besser hat, als im Tierheim. Es gibt immer eine bessere und wieder bessere Möglichkeit, aber 100%ig optimal bekommt es wohl keiner hin. Denn dann müsste man als Mensch ja auch erst gar keinen Umgang mit den Hunden haben, damit die in Freiheit leben könnte. Und das ist in unserer Gesellschaft / Welt nicht mehr möglich.

Gruß

Hallo

Das Rudelproblem löse ich damit, dass ich mir gleich 2 Hunde
hole. Somit besteht nicht allzu viel Langeweile für den Hund
und der soziale Umgang ist gegeben.

Na ja, bei 2 Hunden würde ich auch denken, dass es wohl akzeptabel ist. Obwohl ich mittlerweile (hier) erfahren habe, dass Hunde zu ihrem Menschen oft eine wesentlich intensivere Beziehung haben als zu anderen Hunden. Aber so wie sich Hunde immer für andere Hunde beim Gassigehen interessieren, kann eine hündische Gesellschaft auch nicht ganz unwichtig sein.

Natürlich ist
ein Hund ein Rudeltier… Aber ein Vogel ist auch eigentlich
dafür da, um in den Lüften zu fliegen und nicht, um in einem
viiiieeeeel zu kleinen Käfig zu sitzen, oder?

Nein, das ist für mich auch keine akzeptable Haltung.
Wenn schon Vogel, dann muss der wenigstens (den ganzen oder fast den ganzen Tag) in der Wohnung rumfliegen dürfen, und auch nicht alleine.

Naja, auf jeden Fall finde ich, dass ein Hund es in einer
vertrauten Umgebung mit vertrauten Menschen besser hat, als im
Tierheim.

Ist so schlimm im Tierheim?

Viele Grüße
Simsy

Ist so schlimm im Tierheim?

Was heißt schlimm. Schön ist es nicht und vernünftig sozialisiert werden die Tiere dort bestimmt nicht.
Aber schlimmer ist es in anderen Ländern oder Tötungsstationen. Wenigstens haben sie ein Dach über den Kopf, Essen, Trinken und etwas medizinische Versorgung.
Aber ich würde da ungerne drin sitzen…

Auch, wenn die Heime nach außen hin gut und schön aussehen, so ist es für die Tiere sicherlich nicht. Außerdem ist es einem Hund wohl relativ egal, ob er edle Verzierungen an den Wänden hat oder goldene Türklinken *g*, hauptsache ist doch, dass es jemanden hat, bei dem er eine Beziehung aufbauen kann.

Mein Hund ist nie so lange alleine.

Von dem Moment an, als wir uns eine Hund angeschafft haben, arbeitete ich nur noch vormittags bis in die frühen Nachmittagsstunden und meine meine Frau ab Mittag bis in die frühen Abendstunden. Der Hund geht VIER mal Gassi. Zwei mal je 1/2 Stunde und 2 mal je 1 Stunde.

Das ist MEIN Verständnis von Hundehaltung. Ach ja: Urlaub nur, wenn der Hund im im PKW mit kann. Fernreisen nur getrennt und ohne Hund. Hundepension? NIEMALS!!!