Hallo Galli,
Und man hat den Eindruck, der Hund wisse, warum geschimpft
wird. Und selbst wenn ich seine Nase in die Pfütze tunke, so
wird er nicht kapieren, was Sache ist.
Hunde verknüpfen Reaktionen IMMER nur auf die zuletzt gezeigte
Handlung ihrer selbst.
Insofern lernen sie schon aus Fehlern, wenn
auch nicht in Form von logischen Überlegungen.
Ja klar, aber nur, wenn die Bestrafung sofort erfolgt, der
Hund also seinen „Fehler“ sofort erkennt. In seinen Augen ist
es ja kein Fehler, sondern ein fortan zu vermeidendes
Verhalten.
Tja, das Prinzip ist mir selbstverständlich klar, und ich handle auch (seit vielen Jahren, man lernt ja dazu) danach.
Trotzdem ist es mir ein Rätsel:
Wir hatten die Hündin NICHT auf frischer Tat ertappt.
Wir hatten sie später „am Tatort“ geschimpft.
Eigentlich dürfte sie das Schimpfen nicht mit der Tat verknüpft haben.
Trotzdem hat sie später nach gleicher Tat gewusst, dass es Ärger geben könnte und sich entsprechend verhalten, obwohl wir die Tat noch gar nicht entdeckt hatten und uns folglich weder bewusst noch unbewusst irgendwie so verhielten, dass sie daraus etwas ableiten konnte.
Also hat sie die Tat doch irgendwie mit „Ärger“ verknüpft.
Sonst wäre Hundeerziehung ja super einfach. Dann
könnte ich meinen Hund ja Stunden später zurechtweisen oder
Belohnungen erst einige Minuten später setzen. Versuch mal,
einen Hund auf diese Weise zu erziehen. Wäre interessant, was
dabei heraus kommt… 
Glaub mir, ich weiß sehr gut, dass das nicht funktioniert. Ich habe in diversen Seminaren stundenlang geübt, Signale zeitlich punktgenau zu platzieren (und zwar zunächst ohne Hunde, damit die nicht total verwirrt werden), und da ging es nicht um Minuten, oft auch nicht um Sekunden, sondern um Sekundenbruchteile. Wenn man das nicht exakt beherrscht, bestärkt man viel zu häufig etwas ganz Anderes, als man wollte.
Aber interessant ist doch trotzdem, dass manche Hunde
offensichtlich Ereignisse, die längere Zeit auseinander
liegen, als Ursache und Wirkung miteinander verknüpfen können,
wenn auf andere Weise als die direkte Zeitabfolge eine
Verbindung hergestellt wird.
Das habe ich noch nicht fest stellen können.
Habe ich auch erst ein einziges Mal erlebt. Vielleicht war es doch Zufall, wer weiß.
Interessanter finde ich
allerdings, wie gut Hunde uns „lesen“ können und entsprechend
reagieren. Viele Sachen, die wir in den Hund hinein
interpretieren sind lediglich Reaktionen auf unser eigenes
Verhalten. Und meistens merken wir selbst gar nicht, dass wir
uns verhalten haben…
Hunde haben ein unglaubliches Gespür für Stimmungen und Körpersprache. Letztere kann man ja auch sehr gut bewusst einsetzen, z.B. um Hunde zu motivieren oder zu beruhigen oder anderweitig zu beeinflussen.
Manchmal hat man das Gefühl, als könnten Hunde Gedanken lesen, aber das ist natürlich auch nur die Feinfühligkeit für unsere kaum sichtbaren Signale, die wir ständig abgeben, bewusst oder unbewusst.
Ein gutes Beispiel für das „Lesen“ des menschlichen Verhaltens durch Tiere gab es mal bei einem Pferd. Das konnte zählen und rechnen und trat damit auf Jahrmärkten auf. 2 x 3? … sechs Hufklopfer. 4 + 5 … neun Hufklopfer. Der Besitzer gab an, selbst nicht zu wissen, warum das funktionierte.
Man argwöhnte, dass der Besitzer dem Pferd heimlich Signale gab, also stelle man ihm die Rechenaufgaben in Abwesenheit des Besitzers … es konnte immer noch rechnen!
Dann kam jemand auf die Idee, ihm die Aufgabe so zu stellen, dass die Zuschauer die Aufgabe nicht sehen oder hören konnten. Und das Pferd klopfte und klopfte und klopfte …
Lösung: Es hatte die Erwartungshaltung der Zuschauer („Jetzt hört es gleich auf zu klopfen!“) richtig zu deuten gewusst. War diese mangels Kenntnis der Aufgabe nicht vorhanden, war’s vorbei mit der Rechenkunst.
Grüße
Sebastian