Hund und Sofaproblem

Hallo zusammen!

Ich habe einen Hund, der gut erzogen ist und entsprechend gut folgt. Er weiß, was er darf, und was nicht.

Normalerweise.

Denn wenn wir weggehen und ihn alleine daheim lassen, kapert er das Sofa und alles, was darauf liegt. Das Sofa ist eigentlich tabu, und wenn wir da sind, käme er nicht auf die Idee, hinaufzusteigen. Aber sobald wir aus der Tür sind, liegt der Hund auf der Couch.

Das allein fände ich noch nicht wirklich schlimm, aber er zerstört Dinge, die auf dem Sofa liegen (Decken, Kissen, sogar das Rückenpolster). Er fetzt die Sachen offensichtlich runter und zerrt solang dran rum, bis die Reißverschlüsse ausgetrennt (!) sind und die Füllung rauskommt. Aus dem Bezug des Sofa-Rückenkissens hat er heute sogar einen Fetzen rausgerissen, der nicht auffindbar ist (hoffentlich liegt er schwer im Magen, grummel…)

Die letzten Male habe ich ihn unter großem Donnerwetter zum Tatort geschleift und ihm die Kissen „um die Ohren gehauen“. Er ist dann auch immer sehr zerknirscht und ich habe den Eindruck, dass er genau weiß, was läuft. Und dann macht er es wieder…

Kurz: Wie kann ich das Sofa zur absoluten Tabu-Zone erklären? Wie kann ich verhindern, dass meine Einrichtung so zerstört wird? Wie gesagt, er macht das nur, wenn er alleine ist, und das ist selten genug und nie lange (heute waren es 2 Stunden).

Bitte dringend um Tipps!!!

Danke schonmal,
Monika

Hallo,

Ich habe einen Hund, der gut erzogen ist und entsprechend gut
folgt. Er weiß, was er darf, und was nicht.

Normalerweise.

Denn wenn wir weggehen und ihn alleine daheim lassen, kapert
er das Sofa und alles, was darauf liegt. Das Sofa ist
eigentlich tabu, und wenn wir da sind, käme er nicht auf die
Idee, hinaufzusteigen. Aber sobald wir aus der Tür sind, liegt
der Hund auf der Couch.

…da macht er es sich mal bequem…:wink:

Ich kannte das von meinem Hund. Kaum waren wir weg oder gingen schlafen…hüpf aufs Sofa. Zum Glück hat er nichts kaputtgemacht, bis auf die Kratzer aufm Leder…

Nach langem Hin und Her hab ich mich nachts und 2x tagsüber auf die Lauer gelegt und kam dann mit einer großen Wasserpistole und einem lauten PFUI aus meinem Versteck, als er es sich mal wieder bequem machen wollte.
Der hat sich so erschreckt, das er nie wieder in die Nähe des Sofas ging.

Gruß Manu

Hallo Monika!

Denn wenn wir weggehen und ihn alleine daheim lassen, kapert
er das Sofa und alles, was darauf liegt. Das Sofa ist
eigentlich tabu, und wenn wir da sind, käme er nicht auf die
Idee, hinaufzusteigen. Aber sobald wir aus der Tür sind, liegt
der Hund auf der Couch.
Das allein fände ich noch nicht wirklich schlimm, aber er
zerstört Dinge, die auf dem Sofa liegen (Decken, Kissen, sogar
das Rückenpolster). Er fetzt die Sachen offensichtlich runter
und zerrt solang dran rum, bis die Reißverschlüsse ausgetrennt
(!) sind und die Füllung rauskommt. Aus dem Bezug des
Sofa-Rückenkissens hat er heute sogar einen Fetzen
rausgerissen, der nicht auffindbar ist (hoffentlich liegt er
schwer im Magen, grummel…)

Das hört sich für mich nach Zerstörungswut aus Trennungsangst an. Such mal hier im Archiv oder auch bei Google zum Thema.
Um deinem Sofa Frieden zu bringen, müsst ihr ihm helfen, die Angst abzubauen.
Gehst du in eine Hundeschule? Falls ja, sprich doch mal den Trainer darauf an. Oder frag deinen Tierarzt.

Die letzten Male habe ich ihn unter großem Donnerwetter zum
Tatort geschleift und ihm die Kissen „um die Ohren gehauen“.
Er ist dann auch immer sehr zerknirscht und ich habe den
Eindruck, dass er genau weiß, was läuft.

Nein, weiß er nicht. Das, was für uns Menschen gerne wie Schuldbewußtsein aussieht, sind einfach nur Beschwichtungsgesten seinerseits, um deinen Ärger zu dämpfen. Sie stehen nicht im Zusammenhang mit seiner Zerstörung, sondern alleine mit deinen verärgerten Verhalten, auf das er direkt reagiert.
Die Kausalkette, dass du wütend bist, weil er vorher die Kissen zerlegt hat, kann er nicht herstellen.

Hallo, Monika,

Die letzten Male habe ich ihn unter großem Donnerwetter zum
Tatort geschleift und ihm die Kissen „um die Ohren gehauen“.

davon rate ich für eventuelle zukünftige „Verfehlungen“ deines Hundes dringend ab! Er kann seine „Tat“ nur dann mit deiner Reaktion verknüpfen, wenn du ihn in flagranti bzw. unmittelbar danach (wenn er den Fetzen noch im Maul hat) erwischst.

Er ist dann auch immer sehr zerknirscht und ich habe den
Eindruck, dass er genau weiß, was läuft.

Das ist ein verbreiteter Irrtum. Natürlich ist der Hund zerknirscht, wenn er sieht, dass du stinksauer bist und er auch noch Kissen um die Ohren kriegt, er kann aber die Verbindung zu seiner „Untat“ nicht mehr herstellen, wenn diese länger als ein, zwei Sekunden zurückliegt. - Die meisten Hunde reagieren sogar dann bedrückt, wenn Frauchen oder Herrchen aus irgendeinem Grund, der mit dem Hund gar nichts zu tun hat, wütend oder ärgerlich ist. - Wenn du nur noch die Ergebnisse seiner Aktivitäten vorfindest, ist es am besten, die Wut zu unterdrücken und den Hund zu ignorieren, während du die Überreste ohne großes Aufheben beseitigst - das Tier wird sonst nur verunsichert (wie ein Kind, dass nicht weiß, warum es jetzt so geschimpft wird).

Und dann macht er es
wieder…

…was darauf schließen lässt, das er sich keiner Schuld bewusst ist…

Um dem Hund das abzugewöhnen, braucht es, wie Manu schon schrieb, einige Ausdauer, man muss ihn im entscheidenden Moment erwischen und dann sollte es ihm möglichst nicht klar sein, dass die unangenehme Folge (Schuss aus der Wasserpistole oder ein Schlüsselbund, der „aus dem Nichts“ neben ihm auf den Boden knallt) von dir kommt, sondern er sollte den Biss ins Sofa als unmittelbaren Auslöser für die kalte Dusche oder das unangenehme Geräusch sehen. Dann wird es sich für ihn so darstellen: Sobald ich mich mit dem Sofa beschäftige, passiert etwas Unangenehmes - kein normaler Hund setzt sich dem unnötig aus.

Notfalls würde ich ihn während meiner Abwesenheit nicht mehr in das Zimmer lassen.

Gruß
Kreszenz

Gruß vergessen! Sorry! :smile: -owT-
owT

Hi Monika,

klarer Fall, der Hund trauert, weil er alleingelassen wurde und stellt dann sachen an, von denen er weiss(meine Meinung), dass er es nicht darf. Das macht unsere Dogge auch wenn wir sie allein lassen.

Zwei Moeglichkeiten:
Hund darf nicht mehr in das Betreffende Zimmer, wenn Ihr nicht da seid.
Oder probier es mal mit diesen „Hundefernhaltesprays“, die es in jedem Zoofachgeschaeft gibt. Es soll helfen, aber unsere ignoriert auch dies.

Gruss und viel Erfolg

Hallo,

davon rate ich für eventuelle zukünftige „Verfehlungen“ deines
Hundes dringend ab! Er kann seine „Tat“ nur dann mit deiner
Reaktion verknüpfen, wenn du ihn in flagranti bzw. unmittelbar
danach (wenn er den Fetzen noch im Maul hat) erwischst.

Er ist dann auch immer sehr zerknirscht und ich habe den
Eindruck, dass er genau weiß, was läuft.

Das ist ein verbreiteter Irrtum. Natürlich ist der Hund
zerknirscht, wenn er sieht, dass du stinksauer bist und er
auch noch Kissen um die Ohren kriegt, er kann aber die
Verbindung zu seiner „Untat“ nicht mehr herstellen, wenn diese
länger als ein, zwei Sekunden zurückliegt.

Im Großen und Ganzen bin ich Deiner Meinung, meistens wird es so sein. Dass es aber nicht immer zutrifft, zeigt folgende Erfahrung: Ich hatte eine meiner Doggenhündinnen (aus damaliger Unkenntnis des obigen Zusammenhangs) auch zum Ort der Missetat gebracht und sie dann geschimpft.

Wenn sie dann später etwas Ähnliches angestellt hatte, dann hat sie bevor wir die Tat entdeckt hatten , also bevor wir irgend einen Ärger zeigen konnten, bereits Beschwichtigungssignale gezeigt, also wusste sie sehr genau, dass sie etwas Verbotenes getan hatte (von „Gewissen“ will ich hier nicht sprechen), das unseren Ärger hervorrufen würde, sobald wir es dann entdeckt haben würden. Wir haben, wenn die „Tatfolgen“ nicht so offensichtlich zu sehen waren, oft erst aufgrund ihres Verhaltens mal genauer gesucht und das Malheur dann erst entdeckt.

Manchmal können Hunde also durchaus auch im Nachhinein einen Zusammenhang herstellen, das Dumme ist nur, dass man nie weiß, wann ja und wann nicht.

Grüße
Sebastian

Hallo Tata,

Deine beiden Möglichkeiten sind leider beide sehr ungünstig.
Den Hund nicht mehr in das betreffende Zimmer zu lassen verlagert das Problem nur, aber die Angst vor dem Alleinsein wird der Hund dadurch nicht los.
Davon, Fernhaltespray in geschlossenen Räumen zu verwenden ist massiv abzuraten, da Hunde eine viel zu feine Nase haben und den für sie fürchterlichen Gestank nicht nur auf der Couch riechen würden, sondern im ganzen Zimmer.

Hallo Monika,

Die einzigen beiden Möglichkeiten die Sinn machen, wären:

  1. Der Hund wird in Zukunft nicht mehr alleine gelassen.

  2. Dem Hund wird richtig Alleinesein beigebracht, also antrainiert, so dass er keine Angst mehr hat und auch lernt wie er sich dennoch beschäftigen kann.

Grob kann man hier das Archiv zu Rate ziehn, einfach mal „alleine“ eingeben und im Haustierbrett suchen…es gab hier schon einige Hunde, die ähnliche Probleme hatten, aber für die zeitnahe Betreuung der Herrchen bietet sich ein Hundetrainer an.
Steffen von House of dogs hat bestimmt noch einen Tipp für Dich :smile:

Gruß
Maja

Das Sofa ist nicht das Problem, sondern das Alleinsein. Es ist nur Zufall, dass er das Sofa auserkoren hat.
Was du auf keinen Fall tun darfst, ist, ihn nachher zu bestrafen, es sei denn, du erwischst ihn wirklich auf frischer Tat. Wenn nicht, dann spare dir dein Gemeckere, denn der Hund wird es nicht verstehen!!! Auch wenn man den Eindruck hat, die Hunde wissen, worum es geht, so ist das ein Trugschluss. Sein „schlechtes Gewissen“ ist lediglich eine Reaktion auf deine schlechte Laune, aber den Grund dafür weiß der Hund nicht!!! Er kann Bestrafungen nur in direktem Zusammenhang mit seinem Handeln begreifen, sonst nicht! Mein Tip an dich wäre, dass du das Alleinsein noch mal von Anfang an übst! Denn anscheinden hat dein Hund Verlassensängste. Wenn du jetzt Symptombekämpfung machst und alle Aufmerksamkeit auf das Sofa richtest, dann wird er sich bald eine neue „Beschäftigung“ suchen. Dein Hund kann einfach nicht allein bleiben, das ist das einzige Problem. Seine Zerstörungswut ist Ausdruck seiner Angst, seiner Unsicherheit. Er reagiert sich dadurch ab.
Übe also mit ihm, als sei er ein Welpe. Von 1 Minute angefangen bis zu 2 Stunden musst du kontinuierlich und in kleinen Schritten üben. Alles andere wird nicht wirklich erfolgreich sein.
Galli

Im Großen und Ganzen bin ich Deiner Meinung, meistens wird es
so sein. Dass es aber nicht immer zutrifft, zeigt folgende
Erfahrung: Ich hatte eine meiner Doggenhündinnen (aus
damaliger Unkenntnis des obigen Zusammenhangs) auch zum Ort
der Missetat gebracht und sie dann geschimpft.

Wenn sie dann später etwas Ähnliches angestellt hatte, dann
hat sie bevor wir die Tat entdeckt hatten , also bevor
wir irgend einen Ärger zeigen konnten, bereits
Beschwichtigungssignale gezeigt, also wusste sie sehr genau,
dass sie etwas Verbotenes getan hatte

Hier handelt es sich lediglich um eine Konditionierung! Der Hund verbindet irgendetwas (herumliegende Sachen, ein „Malheur“ usw.) mit deiner Reaktion. Das hat aber nichts damit zu tun, dass er wirklich weiß, WARUM du sauer bist. Der Beweis dafür ist doch, dass dein Hund es anscheinend immer wieder getan hat. Er konnte also gar nicht erkennen, warum du ärgerlich wirst, denn sonst hätte er dieses Verhalten doch schon lange eingestellt! Wenn du Hunden so viel Reflektionsvermögen zutraust, dass sie auch nach Stunden verstehen, was falsch war, dann musst du ihnen ja auch zutrauen, dass sie logisch handeln und aus Fehlern lernen. Das tun sie aber nicht.
Es ist also lediglich eine Konditionierung, und die hat mit Wissen oder Verstehen rein gar nichts zu tun!
Galli

Hallo,

habe heute noch in einem Hundeerziehungs-Buch (übrigens hervorragend, von S. Winkler) gelesen, dass es beim ans-Alleinsein-gewöhnen-Training auch unterstützend sein kann, den Hund vor dem Alleinsein richtig auszulasten, so dass er die „einsame“ Zeit sozusagen verpennt oder verdöst. Also eine Std. Rad fahren, joggen oder was anderes, was Spaß und müde macht.:wink:

Viel Erfolg!

missdeponca

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Hallo Galli!
Danke für deine ausführliche Antwort.
Ich hätte da noch eine Nachfrage:
Wir haben mit unserem Hund das Alleinsein von kleinauf geübt und es war nie ein Problem. Er ist in unserer Abwesenheit zwar auf das verbotene Sofa gehüpft und hat es sich dort bequem gemacht, aber er hat nie etwas zerstört.
Die Zerstörungswut hat erst kurz nach Weihnachten angefangen: Seitdem ist er zweimal AUF dem Esstisch gewesen, hat insgesamt drei Sofakissen zerstört (2 davon waren riesig - das allein war schon eine körperliche Herausforderung…)und zwei Decken zerpflückt.
Wieso fängt er erst jetzt damit an?
Er´ist jetzt eineinhalb Jahre alt, haben wir einen schlimmen Erziehungsfehler gemacht, oder macht er eine „Pubertäts-Phase“ durch?
Gruß, Monika

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Danke an alle!
Hallo zusammen!,
danke für alle eure Tipps und Ratschläge!
Der Hund wird die nächste Zeit auf jeden Fall nicht alleine sein (ich kann mir keine weitere zerstörte Einrichtung leisten…)
Außerdem werde ich morgen in der Hundeschule nachfragen, da waren wir ein Jahr lang, und ich dachte, es reicht, aber Tipps holen kann ja nicht schaden…
Gruß, Monika

Hallo Galli,

Hier handelt es sich lediglich um eine Konditionierung!

Klar.

Der Hund verbindet irgendetwas (herumliegende Sachen, ein
„Malheur“ usw.) mit deiner Reaktion. Das hat aber nichts damit
zu tun, dass er wirklich weiß, WARUM du sauer bist.

Stimmt, er weiß nicht, WARUM, aber er weiß aus Erfahrung, dass bestimmte Handlungen seinerseits dazu führen werden, dass ich sauer bin. Und das, obwohl er nicht inflagranti ertappt wurde, sondern die Tat erst im Nachhinein gerügt wurde.

Der Beweis
dafür ist doch, dass dein Hund es anscheinend immer wieder
getan hat. Er konnte also gar nicht erkennen, warum du
ärgerlich wirst, denn sonst hätte er dieses Verhalten doch
schon lange eingestellt!

Ein Hund stellt doch nicht ein Verhalten stets und immer ein, wenn er erkennt, dass es seinen Besitzer ärgerlich macht. Manchmal nimmt ein Hund das auch einfach in Kauf, wenn die Sache selbst besonders reizvoll ist.

Wenn du Hunden so viel
Reflektionsvermögen zutraust, dass sie auch nach Stunden
verstehen, was falsch war, …

„verstehen“ nicht, aber offensichtlich ist manchen Hunden auch nach Stunden noch klar, dass sie etwas getan haben, das zu Ärger führen wird. Also haben sie eine Verbindung zwischen der „Tat“ und dem Ärger hergestellt.

dann musst du ihnen ja auch
zutrauen, dass sie logisch handeln und aus Fehlern lernen. Das
tun sie aber nicht.

„Logisch“ ist wohl übertrieben. Was in der Vergangenheit zu Erfolg geführt hat, wird wieder gemacht, was nicht zum Erfolg oder zu unangenehmen Wirkungen geführt hat, wird nicht oder weniger gemacht. Insofern lernen sie schon aus Fehlern, wenn auch nicht in Form von logischen Überlegungen.

Es ist also lediglich eine Konditionierung, und die hat mit
Wissen oder Verstehen rein gar nichts zu tun!

Nein, nur mit Erfahrung.

Aber interessant ist doch trotzdem, dass manche Hunde offensichtlich Ereignisse, die längere Zeit auseinander liegen, als Ursache und Wirkung miteinander verknüpfen können, wenn auf andere Weise als die direkte Zeitabfolge eine Verbindung hergestellt wird.

Grüße
Sebastian

Hallo!

Zur Trennungsangst wurde ja schon alles gesagt. Unterstützend könnte z.B. ein gefüllter Kong helfen. Zumindest sollte das den Hund für eine Weile vom Sofa ablenken.

Tschüssi,
Manu

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da ich den Hund und euch nicht kenne. Es kann tausend Gründe für eine derartige Verhaltensänderung geben. Es kann aber auch sein, dass es keine Verhaltensänderung, sondern nur eine Steigerung ist! Vielleicht hatte der Hund schon immer Stress, wenn er alleine war? Dass er nichts zerstört, heißt nicht, dass er nicht doch auch im Stress ist.
Ich selbst habe bei meinem Mischlingshund erst durch Tonbandaufnahmen herausgefunden, dass er heult, wenn ich weg bin. So etwas merkt man ja nicht unbedingt sofort!
Es könnte aber auch sein, dass irgendein Ereignis ihn dazu veranlasst hat, jetzt auf einmal Dinge zu zerstören, während er allein ist. Vielleicht hat er etwas negatives erlebt, während ihr weg wart?! Ein lautes, beängstigendes Geräusch, oder ihr wart zu lange weg. Oder er war krank und allein. Wie gesagt, man kann so etwas nicht per Ferndiagnose lösen. Trotz allem aber würde ich dir raten, mit dem Training von vorne zu beginnen. Denn ganz egal, was der Auslöser für seine Verhaltensänderung oder -steigerung war - ein erneutes Training ist notwendig!
Galli

Prinzipiell gebe ich dir recht! Wenn die Sache an sich reizvoller und damit eine sich selbst belohnende Handlung ist, kann man als Besitzer strafen, was das Zeug hält - der Hund wird es immer wieder tun.
Er wird immer wieder die Wurst vom Tisch klauen, wenn er damit Erfolg hatte und Ärger in Kauf nehmen. Das ist völlig klar. Aber einen Haken hat die Sache!
Was bringt es den Hunden beispielsweise, wenn sie in die Wohnung pinkeln? Falls es sich nicht um Markieren handelt, bringt es dem Hund erst mal keinen Vorteil. Es ist keine sich selbst belohnende Handlung. Und wenn er nicht gerade 12 Stunden allein gelassen wurde, hat es auch nichts damit zu tun, dass der Hund es nicht mehr halten konnte. Und trotzdem, obwohl es also nicht selbst belohnend ist und der Hund es doch lieber vermeiden sollte, weil er Ärger nun bestimmt nicht in Kauf nehmen würde - reagiert er auf Bestrafungen mit Demut. Und man hat den Eindruck, der Hund wisse, warum geschimpft wird. Und selbst wenn ich seine Nase in die Pfütze tunke, so wird er nicht kapieren, was Sache ist.
Hunde verknüpfen Reaktionen IMMER nur auf die zuletzt gezeigte Handlung ihrer selbst.

Insofern lernen sie schon aus Fehlern, wenn
auch nicht in Form von logischen Überlegungen.

Ja klar, aber nur, wenn die Bestrafung sofort erfolgt, der Hund also seinen „Fehler“ sofort erkennt. In seinen Augen ist es ja kein Fehler, sondern ein fortan zu vermeidendes Verhalten. Sonst wäre Hundeerziehung ja super einfach. Dann könnte ich meinen Hund ja Stunden später zurechtweisen oder Belohnungen erst einige Minuten später setzen. Versuch mal, einen Hund auf diese Weise zu erziehen. Wäre interessant, was dabei heraus kommt… :wink:

Aber interessant ist doch trotzdem, dass manche Hunde
offensichtlich Ereignisse, die längere Zeit auseinander
liegen, als Ursache und Wirkung miteinander verknüpfen können,
wenn auf andere Weise als die direkte Zeitabfolge eine
Verbindung hergestellt wird.

Das habe ich noch nicht fest stellen können.
Wenn es auch oft den Anschein hat… Interessanter finde ich allerdings, wie gut Hunde uns „lesen“ können und entsprechend reagieren. Viele Sachen, die wir in den Hund hinein interpretieren sind lediglich Reaktionen auf unser eigenes Verhalten. Und meistens merken wir selbst gar nicht, dass wir uns verhalten haben…

Gruß, Galli

Hallo Galli,

Und man hat den Eindruck, der Hund wisse, warum geschimpft
wird. Und selbst wenn ich seine Nase in die Pfütze tunke, so
wird er nicht kapieren, was Sache ist.
Hunde verknüpfen Reaktionen IMMER nur auf die zuletzt gezeigte
Handlung ihrer selbst.

Insofern lernen sie schon aus Fehlern, wenn
auch nicht in Form von logischen Überlegungen.

Ja klar, aber nur, wenn die Bestrafung sofort erfolgt, der
Hund also seinen „Fehler“ sofort erkennt. In seinen Augen ist
es ja kein Fehler, sondern ein fortan zu vermeidendes
Verhalten.

Tja, das Prinzip ist mir selbstverständlich klar, und ich handle auch (seit vielen Jahren, man lernt ja dazu) danach.

Trotzdem ist es mir ein Rätsel:
Wir hatten die Hündin NICHT auf frischer Tat ertappt.
Wir hatten sie später „am Tatort“ geschimpft.
Eigentlich dürfte sie das Schimpfen nicht mit der Tat verknüpft haben.
Trotzdem hat sie später nach gleicher Tat gewusst, dass es Ärger geben könnte und sich entsprechend verhalten, obwohl wir die Tat noch gar nicht entdeckt hatten und uns folglich weder bewusst noch unbewusst irgendwie so verhielten, dass sie daraus etwas ableiten konnte.

Also hat sie die Tat doch irgendwie mit „Ärger“ verknüpft.

Sonst wäre Hundeerziehung ja super einfach. Dann
könnte ich meinen Hund ja Stunden später zurechtweisen oder
Belohnungen erst einige Minuten später setzen. Versuch mal,
einen Hund auf diese Weise zu erziehen. Wäre interessant, was
dabei heraus kommt… :wink:

Glaub mir, ich weiß sehr gut, dass das nicht funktioniert. Ich habe in diversen Seminaren stundenlang geübt, Signale zeitlich punktgenau zu platzieren (und zwar zunächst ohne Hunde, damit die nicht total verwirrt werden), und da ging es nicht um Minuten, oft auch nicht um Sekunden, sondern um Sekundenbruchteile. Wenn man das nicht exakt beherrscht, bestärkt man viel zu häufig etwas ganz Anderes, als man wollte.

Aber interessant ist doch trotzdem, dass manche Hunde
offensichtlich Ereignisse, die längere Zeit auseinander
liegen, als Ursache und Wirkung miteinander verknüpfen können,
wenn auf andere Weise als die direkte Zeitabfolge eine
Verbindung hergestellt wird.

Das habe ich noch nicht fest stellen können.

Habe ich auch erst ein einziges Mal erlebt. Vielleicht war es doch Zufall, wer weiß.

Interessanter finde ich
allerdings, wie gut Hunde uns „lesen“ können und entsprechend
reagieren. Viele Sachen, die wir in den Hund hinein
interpretieren sind lediglich Reaktionen auf unser eigenes
Verhalten. Und meistens merken wir selbst gar nicht, dass wir
uns verhalten haben…

Hunde haben ein unglaubliches Gespür für Stimmungen und Körpersprache. Letztere kann man ja auch sehr gut bewusst einsetzen, z.B. um Hunde zu motivieren oder zu beruhigen oder anderweitig zu beeinflussen.

Manchmal hat man das Gefühl, als könnten Hunde Gedanken lesen, aber das ist natürlich auch nur die Feinfühligkeit für unsere kaum sichtbaren Signale, die wir ständig abgeben, bewusst oder unbewusst.

Ein gutes Beispiel für das „Lesen“ des menschlichen Verhaltens durch Tiere gab es mal bei einem Pferd. Das konnte zählen und rechnen und trat damit auf Jahrmärkten auf. 2 x 3? … sechs Hufklopfer. 4 + 5 … neun Hufklopfer. Der Besitzer gab an, selbst nicht zu wissen, warum das funktionierte.
Man argwöhnte, dass der Besitzer dem Pferd heimlich Signale gab, also stelle man ihm die Rechenaufgaben in Abwesenheit des Besitzers … es konnte immer noch rechnen!
Dann kam jemand auf die Idee, ihm die Aufgabe so zu stellen, dass die Zuschauer die Aufgabe nicht sehen oder hören konnten. Und das Pferd klopfte und klopfte und klopfte …
Lösung: Es hatte die Erwartungshaltung der Zuschauer („Jetzt hört es gleich auf zu klopfen!“) richtig zu deuten gewusst. War diese mangels Kenntnis der Aufgabe nicht vorhanden, war’s vorbei mit der Rechenkunst.

Grüße
Sebastian

Nachtrag

Ein gutes Beispiel für das „Lesen“ des menschlichen Verhaltens
durch Tiere gab es mal bei einem Pferd. Das konnte zählen und
rechnen und trat damit auf Jahrmärkten auf. …

Lösung: Es hatte die Erwartungshaltung der Zuschauer („Jetzt
hört es gleich auf zu klopfen!“) richtig zu deuten gewusst.
War diese mangels Kenntnis der Aufgabe nicht vorhanden, war’s
vorbei mit der Rechenkunst.

Ich habe gerade mal nach dieser Geschichte gegoogled. Unter http://www.lvz-online.de/ratgeber/tiere/4345_49028.html habe ich einen Artikel gefunden, in dem es heißt: „Erst Experimental- Psychologen fanden heraus, dass Hans gar nicht rechnen konnte. Das Pferd las vielmehr das richtige Ergebnis an der unbewussten Mimik seines Lehrers ab - eine Art «soziale» Intelligenz, mit der die Forscher gar nicht gerechnet hatten.“
Hm … ich hatte es zuletzt so gelesen, dass es eben nicht der Besitzer, sondern die Zuschauer waren, von denen das Pferd „las“ … da scheint es mehrere Versionen davon zu geben.

Grüße
Sebastian