Hallo HundeexpertInnen,
seit einigen Tagen habe ich einen Hund aus dem Tierschutz. Er ist ca. 17 Monate alt und kastriert, augenscheinlich ein Berger Picard und kommt aus schlechter Haltung (war mit noch zwei weiteren Hunden bei einem obdachlosen Alkoholiker, der die Tiere geschlagen hat).Den Umständen entsprechend ist er noch eingeschüchtert und leicht zu verängstigen, in für ihn stressigen Situationen legt er die Ohren an, klemmt den Schwanz ein und möchte am liebsten weglaufen; allerdings ist schon eine leichteBesserung zu beobachten. Inzwischen verbringt er den Großteil des Spazierengehens schnüffelnd und nicht mehr konstant die Gegend scannend, wie er es die ersten beiden Tage getan hat.
Von mir bis jetzt fest gestellten Stressfaktoren sind: Männer, Ansammlungen von Menschen (ab drei/vier), laute und/oder schnell fahrende Autos (je größer, je schlimmer), besonders im Dunkeln, wenn die Scheinwerfern an sind, plötzliche Bewegungen und laute Geräusche. Bei Begegnungen mit anderen Hunden ist er interessiert, aber auch da schnell eingeschüchtert.
Ich ignoriere seine Befürchtungen, tröste ihn natürlich nicht, zwinge ihn aber auch nicht mit Gewalt weiterzugehen. Das ist auch gar nicht nötig, denn er folgt einem sanften Leinenruck, wenn er stehen bleibt oder ausweichen will, denn doch, wenn auch logischerweise angespannt.
Die Begegnungen mit Menschen und Autos versuche ich noch zu dosieren, will sagen: Bis jetzt haben wir Hauptverkehrsstraßen und sehr belebte Plätze vermieden. Heute waren wir allerdings in einem kleinen Einkaufszentrum und dort kurz in zwei recht leeren Geschäften und das lief relativ gut.
In der Wohnung hat er sich innerhalb weniger Tage entspannt. Schon nach einem Tag hat er mit dem Schwanz gewedelt und nach drei Tagen das erste Mal etwas gespielt.
Ich füttere ihn zurzeit aus der Hand, achte darauf, immer als Erste durch die Tür zu gehen und gebe ihm viel Körperkontakt, allerdings wenn ich es bestimme.
Soviel zur Vorgeschichte und zur Situation.
Zurzeit kann ich mich den ganzen Tag um ihn kümmern, nichtsdestotrotz muss ich ja doch manchmal einkaufen oder den Müll runterbringen. Insbesondere zu zwei Themen würde ich mich über gute Tipps freuen: dem Alleinebleiben und dem Autofahren.
Alleinebleiben:
Bis dato haben wir kleine Zeiträume von 10 bis 20 Minuten geübt. Wie übt man so etwas am besten? Was muss beachtet werden?
Und wie verhält man sich, wenn man wiederkommt? Er hat sich natürlich gefreut, als ich wiederkam und beim ersten Mal habe ich ihn dann auch begrüßt und gestreichelt, beim nächsten Mal habe ich ihn nach viel vorangegangenem Hin- und Hergedenke dann aber ignoriert.
Autofahren:
Er ist in einer Transportbox im Auto zu mir gekommen und da gab’s auch mit dem Fahren keine Probleme. Deswegen dachte ich gestern, ich könnte es wagen, mal das Autofahren auf dem Rücksitz mit ihm zu probieren. Er ist auch problemlos in den Wagen gestiegen und war auch bei der Fahrt nicht nervöser als sonst auch, nur meldete sich dann sein Magen und er musste sich erbrechen. Für den Rest des Tages war er dann natürlich nicht so gut drauf (er war recht lustlos und schlief meistens). Am späten Abend war die Welt aber wieder in Ordnung.
Heute habe ich mich dann wieder mit ihm ins Auto gesetzt. Er ist auch wieder problemlos und ohne Angst eingestiegen, ein Leckerchen hat er allerdings verweigert. Dann haben wir erst einmal 15 Minuten im parkenden Auto gesessen, danach habe ich den Motor im Stehen 5 Minuten laufen lassen und zum Schluß bin ich ca. 15 Meter bis zum nächsten freien Parkplatz gefahren, wo ich den Motor wieder abstellte. Er fing ganz leicht an zu Hecheln. Danach sind wir dann ausgestiegen. Macht so ein Vorgehen mit einer langsamen Steigerung der Fahrtstrecke Sinn? Gibt es weitere Hilfsmittel (pflanzlich?) und Methoden?
Danke für jeden guten Tipp!
Grüße,
Christiane