Hi!
Ein Hund kann durchaus eine Waffe sein, aber darum geht es gar
nicht.
Im Allgemeinen nur, wenn er darauf abgerichtet ist.
Es geht darum, daß Leute mit einer solchen Einstellung die
Persönlichkeitsrechte von anderen Menschen nicht ernstnehmen.
Ich denke, daß jeder Mensch das Recht hat, keinen Hund in
seiner unmittelbaren Nähe haben zu wollen, mögen die Gründe
nun sachlich gerechtfertigt sein oder nicht.
Heißt das, dass jemand, der absolut unsinnige Argumente dafür anführt, dennoch das Recht hat, dass ein Hund ihn nicht einmal beschnuppert? Sorry, da kann ich Dir absolut nicht folgen, dann könnte ich genauso aufgrund unsinniger Argumente fordern, dass in meiner näheren Umgebung keine Autos fahren o.ä. Nach dem Grundgesetz hat jeder Mensch ein Recht auf Unversehrtheit. Darunter mag auch das Recht darauf fallen, von einem Hund nicht erschrocken zu werden, z.B. dadurch, dass der Hund abrupt auf ihn zurennt. Doch dass ein Hund jemanden einfach nur beschnuppert oder sich in seiner Nähe aufhält, das hat nichts mit der Unversehrtheit der Person zu tun. Solltest Du hier als Gegenargument jemanden mit einer Hundephobie anführen, dann muss ich dazusagen, dass jede Phobie eine Krankheit ist, die ärztlich behandelt werden kann und sollte. Solange ich mich an den Maßstäben des durchschnittlichen, gesunden Menschen orientiere und dessen Unversehrtheit gewährleistet ist, solange sind meine Handlungen (und auch die Handlungen meines Tieres) gesetzeskonform.
Wer das als
Hundehalter nicht respektiert, beschneidet mich massiv in
meiner Freiheit und wird von mir dadurch schon im Prinzip als
„Angreifer“ gesehen.
Wie weit geht die Freiheit des Einzelnen? Geht sie etwa soweit, dass ich selbst bestimmen kann, wer mich anspricht und wer nicht, wer mich anschaut und wer nicht, wer an mir vorbeiläuft und wer nicht? Soviel ich weiß, basiert diese Freiheit grundsätzlich auf der Einhaltung der Menschenwürde und der Unversehrtheit der Person. Die Freiheit beinhaltet auch, dass kein Mensch zu einer Handlung gezwungen werden darf (und selbst das wird von dem Staat selbst eingeschränkt). Und diese Punkte berührt die bloße Nähe eines Hundes zu Dir auf keinen Fall.
Versteh mich nicht falsch: Ich bin kein Hundehasser, möchte
bei geeigneten Umständen auch selbst später einen haben und
habe auch keinesfalls etwas dagegen, daß ein Hund den nötigen
Freilauf etc. bekommt.
Ein Hund muss aber, um eben diesen nötigen Freilauf zu bekommen, sich auch frei bewegen können. Er muss zum Beispiel auch rennen können (und ein Hund rennt nun mal schneller als ein Mensch, weshalb das mit Leine nicht geht) ebenso wie mit anderen Hunden spielen (auch das geht nicht angeleint). Das alles gehört dazu. Und wenn sich in meiner gesamten Umgebung kein einziger Hundeauslaufplatz befindet, dann bin ich darauf angewiesen, den Hund im Wald oder auf Wiesen von der Leine zu lassen, damit er ebendiesen Auslauf bekommt. Wie oben bereits beschrieben, halte ich dies für gerechtfertigt, solange ich mir sicher sein kann, dass die Unversehrtheit der Passanten dadurch noch immer gewährleistet ist.
Aber ich stelle immer andere Menschen
in ihrer Priorität über den Hund und empfinde anderes
grundsätzlich als krank.
Wie gesagt, die Freiheit der Person wie oben von mir definiert geht für mich ebenfalls über die Freiheit des Hundes. Andererseits kann ich nicht jede noch so schwachsinnige und jeder Logik entbehrende Begründung akzeptieren, um die Freiheit meines Hundes einzuschränken. Dann könnte man bald gar keine Hunde mehr halten. Denn vielleicht beschwert sich ja bald der Bewohner der Nachbarwohnung, er traue sich gar nicht mehr raus aus der Wohnung, weil ja dadurch die Wahrscheinlichkeit bestünde, dass er auf den Hund trifft… Dann dürfte ich den Hund ja nach Deiner Erklärung gar nicht mehr in meiner Wohnung halten…
Das spielt keine Rolle. Ich will es nicht, und Du hast das als
Hundehalter zu respektieren.
Dazu habe ich oben schon Einiges geschrieben: Die Gesellschaft kann nicht jedem noch so unsinnigen und unbegründeten Wunsch nachgehen.
Um die Frage dennoch zu
beantworten: Ich habe nichts dagegen, daß ein Hund mich
anschaut. Ich kann jedoch nicht einschätzen, was die Absichten
eines fremden Hundes sind, wenn er aus der Ferne auf mich
zuläuft, und es ist wohl unbestritten, daß es a) genug kranke
Hundehalter gibt, die ihr Tier eben nicht vernünftig erzeihen
und b) genug Hunde, die es eben nicht beim Anschauen belassen.
Jeder Fall eines Hundeangriffs in Deutschland, der tödlich endet, wird von der Boulevardpresse aufgebauscht. Würde dies mit jedem tödlichen Autounfall geschehen, könnte man von gar nichts anderem mehr berichten. Insofern ist Deine Ausdrucksweise „genug“ ganz schön unpräzise. Es gibt von dieser Sorte Hund und Hundehalter um ein Vielfaches weniger als von rücksichtslosen Autofahrern.
Und selbst Hundesabber auf meiner Hose oder Dreck auf meiner
Jacke sind schon Unannehmlichkeiten, die ich schlicht nicht
immer bereit bin zu akzeptieren.
Dann darfst Du Dich ja auch beim Hundebesitzer beschweren und Schadensersatz verlangen, immerhin bedeutet das für Dich zumindest eine weitere (etwas kostende) Maschinenwäsche, aber wenn Du z.B. zu einem Vorstellungstermin unterwegs bist, kann es Dich auch einen Job kosten. Das ist aber auch gesetzlich geregelt.
Inwiefern ich Natur um mich haben möchte oder eine von mir aus
auch „künstliche“ Welt ist ja wohl meine eigene Entscheidung,
die niemand anders zu bewerten hat.
Es ist allerdings nicht Deine Entscheidung, ob in Deiner Nähe der Wald gerodet wird oder stattdessen Bäume angepflanzt werden. Ebenso ist es nicht Deine Entscheidung, ob der Hausmeister in Deinem Wohnhaus Pflanzen aufstellt, an denen Du täglich vorbeigehst. Warum sollte es Deine Entscheidung sein, ob an Dir auch mal ein Hund vorbeigeht oder schnuppert?
Ich will eine Welt, in
der Hundehalter Rücksicht auf die Wünsche und Ängste anderer
Menschen nehmen und in diesem Rahmen bleibt dem Tier mit
Sicherheit genügend Freiheit, einigermaßen glücklich zu
werden.
Was heißt „einigermaßen“? Wenn ein Tier nicht genügend Auslauf hat, dann ist es keine artgerechte Tierhaltung. Wie soll das Tier da glücklich werden?
Nun, ich war schon öfter in Situationen, in denen ich einen
Hund als bedrohlich empfunden habe, als in welchen, in denen
ich fast überfahren wurde. Allerdings fand ein Großteil dieser
Erlebnisse auch in meiner Zeit im Rettungsdienst statt,
bestand also aus Extremsituationen, in denen sich jedoch
deutlich gezeigt, daß die überwältigende Mehrzahl der
Hundehalter nicht in der Lage war, weiter als bis zur eigenen
Brustwarze zu denken.
Vielleicht lag das aber auch daran, dass die Menschen in diesem betreffenden Moment selbst ziemlich schockiert waren. Außerdem sprichst Du hier keine alltägliche Situation an, von der Eingangs in diesem Thread die Rede war, sondern eben - wie Du schon selbst sagst - eine Extremsituation. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass wir bei Besuchern, die es wünschen, den Hund immer einsperren, zumal bei Besuchern, auf deren Hilfsleistung wir angewiesen sind (wie eben Arzt). Und eigentlich hätte ich gedacht, dass dieses Verhalten als Hundehalter normal ist.
Es gibt einen Autoführerschein, klare Regeln und klare Strafen
bei Zuwiderhandlung. Gibt’s das für Hundehalter auch?
Klare Regeln und klare Strafen - ja.
Ich persönlich fände zwar auch einen Hundeführerschein angemessen, allerdings muss ich sagen, dass schon allein angesichts der wesentlich geringeren Bedrohung durch Hunde im Vergleich zu Autos (selbst bei Vorhandensein eines Autoführerscheins werden durch Autos wesentlich mehr Menschen getötet als durch Hunde, deren Besitzer keinen Hundeführerschein besitzen müssen!) auch ein Fehlen eines solchen verständlich ist.
Ich will
nicht die kurze Leine für alle Hunde. Ich will, daß ein Hund
mir nicht zu nahe kommt. Wie sein Herrchen oder Frauchen das
bewerkstelligt, ist mir egal - wenn Hund hört oder
entsprechend erzogen ist, daß er das von alleine macht -
wunderbar.
Nicht jeder Hund lässt sich so erziehen, dass er wirklich aufs Wort gehorcht. Wollen wir deshalb bestimmte Rassen in ihrem freien Auslauf behindern oder gar gänzlich ausrotten, indem wir sie nicht mehr zulassen?
Es gibt Tiere, bei denen tötet ein Partner nach
dem Geschlechtsakt den anderen und empfindet das als total
natürlich, vielleicht sogar als wichtigen Bestandteil dieser
„Liebe“ - soll das deshalb auch für Menschen okay sein?
Wie oben bereits beschrieben, endet für mich die Freiheit eines Hundes dort, wo die Bedrohung der Unversehrtheit der Person anfängt.
Gruß,
Anja