Hygienemangel bei alter Dame

Hallo,

eine 84-jährige Verwandte von uns lehnt jegliche Hilfe im Haushalt und Pflege rigoros ab.

Sie ist geistig voll zurechnungsfähig, vernächlassigt jedoch seit ca. 4 Jahren ihren Haushalt (2 Zimmer, Küche, Bad)und vor allem sich selbst. Wäsche wird nicht gewaschen, Haare nicht, Körperpflege wenn es hoch kommt höchstens mal Hände waschen, sie ist sichtbar ‚schmutzig‘ (schwarzer Hals, schwarze lange Fingernägel, verfilzte Haare).

Das einzige was sie seit ca. 2 Jahren in Anspruch nimmt, ist ‚Essen auf Rädern‘, sie bekommt also täglich mittags eine warme Mahlzeit, kocht sich morgens ihren Kaffee selbst (völlig verdreckte Kaffemaschine)und bereitet sich abends eine Scheibe Brot selbst zu.

In ihrer ganzen Wohnung ist es richtig dreckig, sie putzt nicht mehr, sitzt den ganzen Tag auf ihrem Sofa, liest und raucht. Ab und zu mal kümmert sie sich etwas um ihren Garten (Frühjahr/Sommer), wird aber auch jedes Jahr weniger. Einmal wöchentlich geht sie mit Hilfe ihres Rollators zum einkaufen (ohne fühlt sie sich zu schwach) und besorgt sich ihre Zigaretten, Zeitschriften, Brot u. etwas Aufschnitt, hin und wieder kaufen wir für sie ein, wenn sie es denn zulässt.

Wir alle haben mit Engelszungen auf sie eingeredet, ihr Hilfe angeboten, sie sieht das, was wir schon lange sehen und wahrnehmen, selbst nicht bzw. will es nicht sehen.

Kurzum: sie blockt alles ab.

Auch von ärztlicher Hilfe will sie partout nichts wissen, hat sich vor 2 Jahren überreden lassen, einen Arzt aufzusuchen, als sie schlimmen Husten hatte. Dieser hatte damals ein Lungenemphysem bei ihr diagnostiziert, sie war dann 2 mal kurz hintereinander bei ihm, hat ein Spary verordnet bekommen, was sie allerdings seitdem sie es aufgebraucht hatte, nicht mehr nimmt. Und auch zu Nachfolgeuntersuchungen war sie nicht mehr zu bewegen, sie will einfach nicht.

Sie sei eben alt, dann ist das so(ihre Worte)

Wir sind ratlos. Was kann man machen? Gibt es irgendwelche rechtlichen Möglichkeiten, z.B., das Gesundheitsamt einaschalten? Kann man gegen ihren Willen überhaupt etwas unternehmen?

Wer weiß Rat?

Gruß
Kieckie

Hallo Kieckie,

eine 84-jährige Verwandte von uns lehnt jegliche Hilfe im
Haushalt und Pflege rigoros ab.

das ist nicht ungewöhnlich. Wer sich Jahrzehnte selbst „durchgeschlagen“ hat und nun meint, ein Alter erreicht zu haben, wo es nur noch dem Ende zugeht, verfällt schnell mal in Gleichgültigkeit (Depressionen nicht ausgeschlossen).

Wir sind ratlos. Was kann man machen? Gibt es irgendwelche
rechtlichen Möglichkeiten, z.B., das Gesundheitsamt
einaschalten? Kann man gegen ihren Willen überhaupt etwas
unternehmen?

Da es sich bei Deiner Verwandten ja schon um eine umfangreiche Vernachlässigung handelt (Sauberkeit in der Wohnung, Körperpflege, Gesundheit), würde ich Euch vorschlagen, dass Ihr Euch an den Sozialpsychiatrischen Dienst wendet. Hier bekommt Ihr Beratung und Tipps - auch in Richtung, ob eventuell ein Betreuer für die Verwandte bestellt werden kann.

Viel Glück und gute Nerven!

Kathleen

Hallo Kieckie,

ich mache es kurz: solange die alte Dame noch irgendwie, zur Not auf Händen und Füßen kriechend selbstständig leben kann, wirst Du sie nicht mit Engeln und mit Teufeln dazu bewegen können, Hilfe anzunehmen.

Du kannst nur versuchen, behutsam auf sie einzuwirken. Ich habe z.B. meiner Mutter schon in den Jahren, bevor sie Pflegefall wurde, einfach die Dinge im Haushalt erledigt/geputzt, die ich unauffällig tun konnte. Zum Glück war sie allerdings bis ganz zuletzt sehr auf ihr Äußeres bedacht.

Noch etwas zu Pflege/Haushaltshilfe, Beantragung einer Pflegestufe: Wie und was Du tatsächlich tun kannst, erfährst Du zum Beispiel beim VDK, der Diakonie, der Caritas. Die Mitarbeiter dieser Institutionen beraten auch gerne bevor der Ernstfall eintritt - der schneller kommen kann, als vermutet.

viele Grüße
Geli

Hallo Kathleen,

das ist nicht ungewöhnlich. Wer sich Jahrzehnte selbst
„durchgeschlagen“ hat und nun meint, ein Alter erreicht zu
haben, wo es nur noch dem Ende zugeht, verfällt schnell mal in
Gleichgültigkeit (Depressionen nicht ausgeschlossen).

der Satz „ich möchte nur noch sterben“ ist auch schon häufig gefallen, man ist erschrocken, ja geschockt, so etwas zu hören, steht dem aber irgendwie hilflos gegenüber.

dass
Ihr Euch an den Sozialpsychiatrischen Dienst wendet.
Hier bekommt Ihr Beratung und Tipps -

das ist eine gute Idee, danke!

auch in Richtung, ob
eventuell ein Betreuer für die Verwandte bestellt werden kann.

na, dann bin ich auf die Reaktion der alten Dame gespannt…

Aber es muß etwas unternommen werden! Sie ist zudem auch völlig untergewichtig und wir machen uns u.a. auch große Sorgen um ihre Gesundheit.

Viel Glück und gute Nerven!

Ich danke Dir!

Gruß
Kieckie

Hallo Geli,

Du kannst nur versuchen, behutsam auf sie einzuwirken. Ich
habe z.B. meiner Mutter schon in den Jahren, bevor sie
Pflegefall wurde, einfach die Dinge im Haushalt
erledigt/geputzt, die ich unauffällig tun konnte.

haben wir alles versucht, das einzige was wir machen können, den Abfall für sie entsorgen, ansonsten geht gar nichts! Überall in der Küche/Flur sind Fruchtfliegen, alles strotzt vor Dreck, die ganze Wohnung, in der kaum gelüftet wird, stinkt nach Rauch, im Bad ekelt man sich nur, sie duscht nicht (man sieht es an dem Zustand der Dusche > Spinnweben…), die Waschmaschine wurde jahrelang nicht mehr benutzt u.s.w.

Zum Glück
war sie allerdings bis ganz zuletzt sehr auf ihr Äußeres
bedacht.

sei froh.

Noch etwas zu Pflege/Haushaltshilfe, Beantragung einer
Pflegestufe: Wie und was Du tatsächlich tun kannst, erfährst
Du zum Beispiel beim VDK, der Diakonie, der Caritas. Die
Mitarbeiter dieser Institutionen beraten auch gerne bevor der
Ernstfall eintritt - der schneller kommen kann, als vermutet.

ja danke, das werden wir auch in Betracht ziehen.

Am kommenden Wochenende „tagt“ der Familienrat, ich hoffe ich habe bis dahin ein paar Informationen darüber, was wir wirklich unternehmen können.

Gruß
Kieckie

Hallo,

ich finde die Situation wirklich schwierig. Natürlich ist da offenbar jemand nicht in der Lage, sich gut selbst zu versorgen. Und ich kann sehr gut verstehen, dass sich das Verantwortungsbewusstsein regt, ihr zu helfen.

Auf der anderen Seite ist diese Frau bei klarem Verstand und hat ein hohes Alter erreicht. Und für mich stellt sich ernsthaft die Frage, ob ein selbstbestimmtes Leben auf die von ihr gewählte Art und Weise nicht der höhere Wert sein muss gegenüber einer Versorgung von außen, die sie nicht will. Auch wenn das vielleicht noch das eine oder andere Jahr an Lebenserwartung kosten mag.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Kathleen,

Hallo,

der Satz „ich möchte nur noch sterben“ ist auch schon häufig
gefallen, man ist erschrocken, ja geschockt, so etwas zu
hören, steht dem aber irgendwie hilflos gegenüber.

dass

Naja…wenn man so alt geworden ist, darf man das doch sagen. Soll die Frau darauf hoffen noch 120 zu werden. Klar ist das beängstigend, wenn die Oma nicht mehr leben will. Aber sie hat ihr Leben gehabt. Lieber sieht sie den Tod positiv als sich davor zu fürchten.

Ihr Euch an den Sozialpsychiatrischen Dienst wendet.
Hier bekommt Ihr Beratung und Tipps -

das ist eine gute Idee, danke!

Und wenn sie eine gesetzliche Betreuung bekommt? Sollen die sie zwingen zu duschen. Kannst dir ja mal bildlich vorstellen, wie vier Männer die Oma festhalten und unter Zwang duschen. Ist es den so wichtig, dass sie geduscht ist? Oder ist es wichtig, dass sie ihre Würde und ihre Selbstbestimmung behält?
Wenn sie es nicht stört, warum musst du dann daran etwas ändern?

auch in Richtung, ob
eventuell ein Betreuer für die Verwandte bestellt werden kann.

na, dann bin ich auf die Reaktion der alten Dame gespannt…

die Arme tut mir jetzt schon leid…

Aber es muß etwas unternommen werden! Sie ist zudem
auch völlig untergewichtig und wir machen uns u.a. auch große
Sorgen um ihre Gesundheit.

Statt ihr ihre Selbstbestimmung zu nehmen solltet ihr Essen auf Rädern bestellen oder selber für sie kochen.
Und wegen ihrer Gesundheit…sie ist bestimmt nicht mehr ganz gesund. Welcher Mensch in dem Alter ist das schon?

Viel Glück und gute Nerven!

Ja und der Oma auch.

Ich danke Dir!

Gerne doch

Gruß Jenny

Gruß
Kieckie

3 Like

Hallo,

ich finde die Situation wirklich schwierig. Natürlich ist da
offenbar jemand nicht in der Lage, sich gut selbst zu
versorgen. Und ich kann sehr gut verstehen, dass sich das
Verantwortungsbewusstsein regt, ihr zu helfen.

wir lassen sie doch ihr eigenes, selbstgewähltes Leben leben, das steht außer Frage.

Es geht einzig darum, das sie immer mehr verwahrlost, krank ist und immer mehr abmagert, sie wird mehr und mehr vergesslich (ansonsten ist sie allerdings geistig fit, wie schon gesagt) - sie hat sich kürzlich abends Reste vom Mittagessen heiß gemacht, die Pfanne auf der heißen Herdplatte vergessen, der Rauchmelder ist angesprungen, das alles nicht zum ersten Mal, sie selbst ist nicht in der Lage, den Rauchmelder auszuschalten, da ihr die Kraft dafür fehlt und sie wußte auch nicht, wodurch überhaupt Alarm ausgelöst wurde, abgesehen davon spingt der Rauchmelder auch an, wenn die Wohnung extrem verraucht ist, alle Fenster geschlossen sind…nur mal als weiteres Beispiel. Und es ist nicht immer jemand da, um dann sofort reagieren zu können.

Uns stellt sich durch u.a. diese hier geschilderten Tatsachen die Frage, inwieweit es noch zu verantworten ist, sie sich ganz sich selbst zu überlassen, daher hier meine Frage.

Wir werden uns zunächst einen Termin beim Sozialpsychiatrischen Dienst geben lassen und dann hören, was und ob man überhaut etwas unternehmen kann.

Danke und Gruß,
Kieckie

Hallo,

Ihr Euch an den Sozialpsychiatrischen Dienst wendet.
Hier bekommt Ihr Beratung und Tipps -

das ist eine gute Idee, danke!

Und wenn sie eine gesetzliche Betreuung bekommt? Sollen die
sie zwingen zu duschen. Kannst dir ja mal bildlich vorstellen,
wie vier Männer die Oma festhalten und unter Zwang duschen.
Ist es den so wichtig, dass sie geduscht ist? Oder ist es
wichtig, dass sie ihre Würde und ihre Selbstbestimmung behält?
Wenn sie es nicht stört, warum musst du dann daran etwas
ändern?

Nicht ich , die gesamte Familie. Ich habe eben Jule959 ausführlich geantwortet, lese Dir die Antwort doch vllt. auch mal durch, dann verstehst Du die ganze Situation wahrscheinlich besser.

Statt ihr ihre Selbstbestimmung zu nehmen solltet ihr Essen
auf Rädern bestellen oder selber für sie kochen.

Ihr die Selbstbestimmung zu nehmen, ist das letzte was wir wollen.
Essen auf Rädern bekommt sie täglich, hast Du mein UP nicht gelesen?

Und wegen ihrer Gesundheit…sie ist bestimmt nicht mehr ganz
gesund. Welcher Mensch in dem Alter ist das schon?

ich verweise erneut auf mein UP.

Viel Glück und gute Nerven!

Ja und der Oma auch.

der in erster Linie, um sie geht es schließlich!

Gruß
Kieckie

Hallo,

Wenn sie es nicht stört, warum musst du dann daran etwas
ändern?

Nicht ich , die gesamte Familie. Ich habe eben
Jule959 ausführlich geantwortet, lese Dir die Antwort doch
vllt. auch mal durch, dann verstehst Du die ganze Situation
wahrscheinlich besser.

Und nur weil eine Mehrheit etwas so sieht, muss es dann richtig sein?

Statt ihr ihre Selbstbestimmung zu nehmen solltet ihr Essen
auf Rädern bestellen oder selber für sie kochen.

Ihr die Selbstbestimmung zu nehmen, ist das letzte was wir
wollen.

Warum wollt ihr sie dann gegen ihren Willen ändern. Damit nehmt ihr doch ihre Selbstbestimmung.

Essen auf Rädern bekommt sie täglich, hast Du mein UP nicht
gelesen?

Doch hab ich, allerdings entfiel mir diese Info.

Und wegen ihrer Gesundheit…sie ist bestimmt nicht mehr ganz
gesund. Welcher Mensch in dem Alter ist das schon?

ich verweise erneut auf mein UP.

Ja da steht doch, dass sie krank ist. Aber das ist so bei alten Menschen. Daran werden sie auch mal sterben. Das ist normal so.

Viel Glück und gute Nerven!

Ja und der Oma auch.

der in erster Linie, um sie geht es schließlich!

Vielleicht darf sie einfach so leben wie sie möchte…das wäre ein frommer Wunsch.

Gruß
Jenny

Gruß
Kieckie

2 Like

Hallo,

Warum wollt ihr sie dann gegen ihren Willen ändern. Damit
nehmt ihr doch ihre Selbstbestimmung.

ach Jenny, wir wollen sie nicht ‚ändern‘, aber sie befindet sich mittlerweile in einem Zustand, der beängstigend ist. Und da soll man nicht zumindest versuchen, etwas zu unternehmen? Alles so lassen, schulterzuckend sie sich selbst überlassen?

Ja da steht doch, dass sie krank ist. Aber das ist so bei
alten Menschen. Daran werden sie auch mal sterben. Das ist
normal so.

Ach?

Vielleicht darf sie einfach so leben wie sie möchte…

das darf sie, natürlich, deshalb haben wir bis jetzt auch nichts unternommen. Wie gesagt, es ist der Punkt erreicht, an dem es gefährlich zu werden scheint (ich verweise erneut auf meine Antwort an Jule959), und da soll man einfach zusehen und nichts unternehmen?

das wäre
ein frommer Wunsch.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie, das ihr niemals in eine solche Situation kommt.

Gruß

Kieckie

Hallo Kieckie,

wenn sie geistig voll zurechnungsfähig ist, wird sie wohl ganz bestimmt ihren Zustand wahrzunehmen in der Lage sein. Und dies wird sie wahrscheinlich nach und nach tagtäglich in eine immer bodenlosere Verzweiflung und absolute Mutlosigkeit stürzen, aus der schon wesentlich robustere Naturen nicht mehr alleine herausfinden können.

Das Hauptproblem ist meiner Ansicht nach, dass sie wahrscheinlich von ihrem Naturell her und auch generationsbedingt kaum, wenn überhaupt irgendwie gelernt hat, rechtzeitig Hilfe annehmen zu können. Ich kann das verdammt gut nachvollziehen, leider hab ich da auch so meine Problemchen mit:frowning:

Als sie damit aufgehört hatte, sich zu waschen und die Bude auf Vordermann zu bringen, hätte man, wenn man des Hellsehens mächtig gewesen wäre (dies soll bitte in keinster Weise irgendwie als Vorwurf mißverstanden werden), so beiläufig, wie es geht, bei regelmäßigen Verwandtschaftsbesuchen gemeinsam aufräumen können. Natürlich nur ihr absolut vertrauter Personenkreis, keine Putzfrau oder Krankenschwester oder sowas in der Art.

Ihrem Hygieneproblem wäre man dann auch möglicherweise damit beizukommen gewesen, wenn man sie zweimal im Monat eiskalt ihrerseits zum zwingend obligatorischen Nachmittagstee mitgeschleift hätte und jemand einen Tag vorher mit Seife und Shampoo vorbeikommt, ihr die Klamotten wäscht und fröhlich verkündet: „Ach Oma, denk dran, morgen fahrn wir zu Tante Elfriede, setz dich doch grad mal in die Badewanne, ich wasch derweil schnell mal dein blaues Kostümchen durch und legs dir raus.“

Aber wie es aussieht, gefährdet sie in ihrem Stadium momentan akut ihre Gesundheit und deswegen werdet ihr wohl um den sozialpsychiatrischen Dienst nicht mehr herumkommen, leider.

Denkt bitte immer daran, dass jede von aussen oktroyierte Massnahme von seiten wildfremder Helfer oder Betreuer aller Voraussicht nach auf den schärfsten, unerbitterlichsten Widerstand der älteren Dame führen wird. Ihr Verwandten müßt versuchen, wie schon eingangs beschrieben, so unauffällig wie möglich erstmal gemeinschaftlich, ihr die erforderlichen Hilfestellungen in der Alltagsbewältigung zukommen zu lassen.

Niemals vergessen, dass eure Verwandte sich die ganze Zeit halb zu Tode schämen wird (ein guter Teil ihrer geäußerten Todessehnsucht resultiert aus diesem Umstand), versuchts, ihr so leicht wie möglich zu machen.

Kann dauern, wird höllenochmal kein Zuckerschlecken werden.

Auch wenn’s jetzt doof klingt (ich lass sowas eigentlich immer gerne aus), aber du (und deine Verwandte sowieso!) können sich an dieser Stelle ganz fest ans Herz gedrückt fühlen.

Die allerbesten Grüße

Annie

Hi Annie,

wenn sie geistig voll zurechnungsfähig ist, wird sie wohl ganz
bestimmt ihren Zustand wahrzunehmen in der Lage sein. Und dies
wird sie wahrscheinlich nach und nach tagtäglich in eine immer
bodenlosere Verzweiflung und absolute Mutlosigkeit stürzen,
aus der schon wesentlich robustere Naturen nicht mehr alleine
herausfinden können.

ich denke, genauso verhält es sich.

Das Hauptproblem ist meiner Ansicht nach, dass sie
wahrscheinlich von ihrem Naturell her und auch
generationsbedingt kaum, wenn überhaupt irgendwie gelernt hat,
rechtzeitig Hilfe annehmen zu können.

Du triffst es auf den Punkt!

Als sie damit aufgehört hatte, sich zu waschen und die Bude
auf Vordermann zu bringen, hätte man, wenn man des Hellsehens
mächtig gewesen wäre (dies soll bitte in keinster Weise
irgendwie als Vorwurf mißverstanden werden), so beiläufig, wie
es geht, bei regelmäßigen Verwandtschaftsbesuchen gemeinsam
aufräumen können. Natürlich nur ihr absolut vertrauter
Personenkreis, keine Putzfrau oder Krankenschwester oder sowas
in der Art.

wahrscheinlich haben wir die ‚Signale‘ nicht rechtzeitig genug erkannt, allerdings hat sie ihren Haushalt auch früher schon immer recht oberflächlich geführt und Körperpflege bedeutete für sie : einmal pro Woche, immer Sonntags, baden.

Man muß dazu vllt. noch sagen, das sie seit Anfang der 80’er Jahre verwitwet ist, ihre Kinder lebten damals schon nicht mehr bei ihr und somit lebt sie seitdem alleine.

Ihrem Hygieneproblem wäre man dann auch möglicherweise damit
beizukommen gewesen, wenn man sie zweimal im Monat eiskalt
ihrerseits zum zwingend obligatorischen Nachmittagstee
mitgeschleift hätte und jemand einen Tag vorher mit Seife und
Shampoo vorbeikommt, ihr die Klamotten wäscht und fröhlich
verkündet: „Ach Oma, denk dran, morgen fahrn wir zu Tante
Elfriede, setz dich doch grad mal in die Badewanne, ich wasch
derweil schnell mal dein blaues Kostümchen durch und legs dir
raus.“

auf derartige Aktionen hätte sie sich nie im Leben eingelassen, glaub mir!

Aber wie es aussieht, gefährdet sie in ihrem Stadium momentan
akut ihre Gesundheit und deswegen werdet ihr wohl um den
sozialpsychiatrischen Dienst nicht mehr herumkommen, leider.

ja, ich bin wirklich froh, diesen Tipp hier bekommen zu haben!

Ihr Verwandten müßt
versuchen, wie schon eingangs beschrieben, so unauffällig wie
möglich erstmal gemeinschaftlich, ihr die erforderlichen
Hilfestellungen in der Alltagsbewältigung zukommen zu lassen.

leichter gesagt als getan, leider.

Niemals vergessen, dass eure Verwandte sich die ganze Zeit
halb zu Tode schämen wird (ein guter Teil ihrer geäußerten
Todessehnsucht resultiert aus diesem Umstand), versuchts, ihr
so leicht wie möglich zu machen.

auf jeden Fall!

Auch wenn’s jetzt doof klingt (ich lass sowas eigentlich immer
gerne aus), aber du (und deine Verwandte sowieso!) können sich
an dieser Stelle ganz fest ans Herz gedrückt fühlen.

*schnief*

Liebe Annie, lieben Dank!!!

Viele Grüße,
Kieckie

Liebe Kieckie,

aus aktuellem Anlass bin ich bei deiner Anfrage stecken geblieben.
Mein Vater raubt mir und meinem Bruder auf ähnliche Weise viel Zeit und bald den letzten Nerv.
Wir rennen mit (fast) allem, was wir diesbezüglich helfend tun möchten, gegen eine Wand.
Ein „Verkommen“ können und wollen wir einfach nicht zulassen.
Was wir mittlerweile „gelernt“ haben:

  • wir geben ihm die Sicherheit, für ihn da zu sein (du ja auch!)
  • wir lassen ihm seine Würde (dann ist er halt mal nicht frisch
    geduscht - dafür lässt er sich mal auf ein frisches Hemd ein)
  • da er Diabetiker ist, muss er zumindest regelmäßig zum Arzt - der
    hat auch ein Auge auf ihn.
  • wir halten einen immer intensiveren regelmäßigen Kontakt
  • natürlich auch ganz regelmäßige Besuche
  • für die Reinigung der Wohnung ist aber gesorgt(auch nicht perfekt!)
  • wir haben in unserer Stadt eine Organisation gefunden, die ihn
    „überwacht“. Für ihn:„begleitet im Alltag“.Er trägt ein Uhrarmband,
    das mit dem Telefon verknüpft ist. Der daran angeschlossene Computer
    lernt, den Tagesablauf des allein lebenden alten Menschen zu
    deuten. (Wann schläft er; wann ist er wach…)
  • Bei Abweichungen schlägt das System Alarm: erste Stufe: die Firma
    ruft bei meinem Vater an (Ist er okay?)
    Wenn er sich nicht rühren sollte, wird der Notfall angenommen.
    Familie und nach Lage der Notarzt wird gerufen.

(Soviel zu autark lebenden alten Menschen. Die Fa. heißt „Sofia“)
Zudem ruft einmal pro Woche eine ehrenamtliche Frau dieser Firma
bei ihm an; die ist von „außen“. Da reißt er sich zusammen! Auch
nachhaltig! (Solche helfenden Menschen sind Juwele!)

  • und: sie kriegt sehr wohl mit, wie es meinem Vater geht.

Sicher streifen wir dein Problem und die damit verbundenen Schwierigkeiten nur. Dennoch: erst mal „Hut ab“ für eure so große Fürsorglichkeit für eure verwandte alte Dame. Du hast geschrieben, dass sie raucht und auch noch Atemprobleme hat. Das zeigt, dass sie ihr Leben - wie es nun mal ist - einfach nur weiter genießen will. Die Folgen hat sie wohl abgeschrieben. Die Sicht eines so alten Menschen haben wir nicht. Vielleicht hat sie für sich einfach nur Recht. Lasst sie! Seid einfach nur für sie da.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du genug Kraft hast, das zu meistern.

LG
Aibeeone

4 Like

Hallo Aibeeone,

Die Sicht eines so alten Menschen haben wir
nicht. Vielleicht hat sie für sich einfach nur Recht. Lasst
sie! Seid einfach nur für sie da.

wir haben sie ja bis jetzt auch machen lassen…waren und sind nach wie vor für sie da, keine Frage. Aber, wie ich bereits mehrfach schrieb, ist ein Punkt erlangt, an dem es immer bedenklicher, beängstigender wird und wir einfach nicht weiter wissen, deshalb habe ich mich ja um Rat suchend hier an’s Forum gewandt und auch bereits sehr hilfreiche Tipps bekommen.
Ich danke auch Dir für Deine so ausführliche Schilderung Deiner eigenen Sorgen um Deinem Vater.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du genug Kraft hast, das zu
meistern.

das wünsche ich Dir auch!

Viele Grüße,
Kieckie

Hallo,
ich frage mich die ganze Zeit wo sind ihre Kinder?

LG ROsenfreak

Hallo,

ich frage mich die ganze Zeit wo sind ihre Kinder?

ich schrieb im UP wir sind ratlos, dieses ‚wir‘ bezieht sich sowohl auf ihre Kinder und Schwiegerkinder als auch auf den Rest der Familie.

Gruß
Kieckie

Jeder hat das Recht so zu leben, wie er möchte.
Wie Sie selber schreiben ist diese Dame noch voll zurechnungsfähig also kein Gefahr weder für sich selber noch für anderen. Da können Sie also nicht tun.
Auch das Gesundheitsamt darf erst dann eingreifen, wenn ein Gefahr für die Gesundheit von Nachbarn da ist. Solange die Wohnung also nicht so verdreckt ist, dass man es auf der Straße riechen kann und es auch kein Ungeziefer gibt, kann man da auch von Amtswege nichts tun.
Wahrscheinlich will sie auch keine Hilfe annehmen, da sie ihr bis jetzt womöglich zuviel auf ihrer Verschmutzung angesprochen haben. Sie könnten vielleicht einfach in einigen Wochen mal anbieten den Herbstputz ihrer Wohnung für sie zu erledigen, da sie das nun doch nicht mehr so schafft (gehbehindert)und sie das früher auch immer gemacht hat usw.
Es ist wichtig diese Frau in ihrer Würde zu lassen und dabei doch versuchen ihr soweit bei zu kommen, dass sie Ihrer Hilfe akzeptiert. Nachdem sie das angenommen hat, können sie ihr auch mal anbieten beim Waschen der Haare behilflich zu sein (und gleich nebenbei den Nacken), „weil das bestimmt nicht einfach ist für sie so mit dem Rollator“.
Denn laut Ihrer Aussage hat sie schon eingesehen, dass sie es aufgrund ihres Alters nicht mehr kann.
Und vergessen Sie nicht: Reinheit ist nicht nur ein objektives, sondern auch ein subjektives empfinden. Sie werden immer nur das Schlimmste beheben können, aber richtig sauber wird es bei ihr im Hause wohl nie mehr werden.

Hallo,

ich frage mich die ganze Zeit wo sind ihre Kinder?

ich schrieb im UP wir sind ratlos, dieses ‚wir‘ bezieht
sich sowohl auf ihre Kinder und Schwiegerkinder als auch auf
den Rest der Familie.

Genau genommen, es hat keiner die Möglichkeiten oder die Bereitschaft. Und zu spät sind sie scheinbar auch schon dran.

Sozialpsychiatrischer Dienst hin oder her, sie sollten sich darauf einstellen, dass für Betroffene die Fremdbetreuung etwas völlig anderes ist als Betreuung durch Familienangehörige. Gleiche Mittel (man muss sich durchsetzen), anderes Ergebnis.

Die wirklich wichtigen Entscheidungen müssen später wieder von der Familie getroffen werden.

Grüße
Tommy

Hallo,

Sozialpsychiatrischer Dienst hin oder her, sie sollten sich
darauf einstellen, dass für Betroffene die Fremdbetreuung
etwas völlig anderes ist als Betreuung durch
Familienangehörige.

es kann auch andersherum sein: manchmal wird durch die Familie keine Hilfe angenommen, Betreuung von Außenstehenden kann jedoch - step by step - akzeptiert werden. Was nicht heißen soll, das die Familie nicht bereit wäre, zu helfen (ich habe dazu bereits schon einiges geschrieben.)

Die wirklich wichtigen Entscheidungen müssen später wieder von
der Familie getroffen werden.

zunächst kann es allerdings sehr hilfreich sein, sich von (hoffentlich) kompetenter Stelle beraten zu lassen. Und das werden wir tun.

Gruß
Kieckie

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