Hi Alex,
grundsätzlich gebe ich Dir ja recht. Wo sind denn die
niedrigen Löhne? Meist da, wo der Verbraucher ziemlich direkt
oder auch indirekt betroffen ist.
korrekt, Binnenmarkt. Bei der exportorientierten Wirtschaft gibt es das Problem nicht. Damit scheidet die Globalisierung als Ursache aus.
Würde irgend jemand 35 statt
25 Cent für ein einfaches Brötchen bezahlen, wenn derjenige
wüsste, dass dann die Bäckereifachverkäuferin tarifgerecht
bezahlt würde?
Nein. Aber wenn er überall 35 Cent zahlen müsste, dafür aber doppelt so viel Geld für seine Arbeit bekommen würde schon.
Würde irgend jemand im Metalltarif auf Lohn
verzichten, damit die Reinigungskräfte in den Büros der
Metallbetriebe vernünftig bezahlt werden?
Ein komischer Zusammenhang, den Du da konstruierst.
Jeder gönnt dem öffentlichen Bereich seine Lohnerhöhung,
schimpfen aber über den Service, der früh schließt und wegen
Überlastung nie erreichbar ist. Jeder will vernünftige Bildung
für seine Kinder, aber die Lehrer sind alle Schmarotzer.
Hmmm, nicht alle lesen ‚BILD‘. 
Das ist die Geschichte mit dem Splitter und dem Balken, vor
allem, wenn der Splitter bezahlt wird, aber der Balken bezahlt
werden soll.
Nun kann man natürlich vermuten, dass ein Unternehmer nicht
viel verdienen muss, so dass er seine Kräfte vernünftig
bezahlen kann.
Wieder eine falsch Schlussfolgerung. Wenn alle besser bezahlt würden, würden auch die Unternehmer mehr verdienen.
Nur wenn er dann sein kalkulatorisches Risiko
bewertet und seine Ruhe, dann verkauft er sein Unternehmen
(das dann von Heuschrecken aufgelöst wird), nimmt das relativ
niedrige aber sicher verzinzte Geld und wir haben wieder eine
Handvoll Arbeitslose mehr.
Das ist sicher nicht die Regel; das stört den, der arbeitslos
geworden ist, aber nicht sehr in seiner Betrachtungsweise der
Geschichte.
Ach ja, dass manche Edelboutique schlechter bezahlt als
Schlecker, wird dann auch gern übersehen. Dass diese
Edelboutique mit Löhnen wie bei Aldi aber schließen müsste,
erwähnt irgendwie keiner.
Nein, das ist ja auch falsch.
Bezieh in Deine Betrachtung doch mal ein, daß Löhne nur ein Teil der Produktionskosten sind.
Ich bau mal ein Beispiel, wenn auch ein extremes. Ich finde, Extreme helfen einen Trend zu verdeutlichen.
Als Nokia den deutschen Standort verlassen hat um Lohnkosten zu sparen, ging der Lohnkostenanteil an der Produktion durch die Medien. 5% Rechnen wir mal, was das für den deutschen Standort bedeutet.
Nehmen wir mal an, das Handy würde €100 kosten, der Mitarbeiter kann sich das Handy leisten. Dann kann man ihm das Handy verkaufen, hat Umsatz und verdient Geld.
Nun halbieren wir den Lohn.
Für den Preis bedeutet das, daß sich die 5% des Preises, also €5 halbieren, das Handy kostet nur noch €97,50. Auf den Preis hat das kaum einen Einfluss, nur kann sich der Mitarbeiter nun nicht nur kein Handy mehr leisten, er ist dem Verhungern nahe.
Es werden keine Handys mehr verkauft, kein Umsatz, der Mitarbeiter wird entlassen, lebt vom Staat und kann erst Recht kein Handy mehr bezahlen.
Andere Richtung:
Der Lohn des Mitarbeiters wird verdoppelt, der Preis für das Handy erhöht sich dadurch auf €102,50.
Nun lebt der Mitarbeiter im Luxus und kauft sich aus Spaß drei Handys.
Der Umsatz und auch der Gewinn des Unternehmers steigt.
Bleibt der Unternehmer fair, steigt auch das Einkommen des Mitarbeiters und er kauft noch zwei Handys … 
Das Problem dabei ist der Markt. Wenn ein Anbiter die Preise erhöht, verkaufen die Mitbewerber mehr. Es wäre durchaus im Interesse der Unternehmer, höhere Löhne zu zahlen, der Markt verhindert aber, daß das sinnvoll ist.
Es ist Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, daß der Markt diese negativen Auswirkungen nicht entfalten kann.
Lass Dir etwas einfallen, wie Lohnerhöhungen zu mehr Umsatz, zu einem Vorteil gegenüber der Konkurrenz führen und der Wohlstand bricht aus.
Höhere Löhne bringen zwangsläufig unverhältnismäßig mehr Umsatz, weil Lohnkosten immer nur ein Bruchtel der Produktionskosten ausmachen. Nur muss der Zwang zu höheren Löhnen auch die Konkurrenz betreffen. Wenn sich Dein Einkommen verdoppelt, kannst Du locker 5% höhere Preise zahlen. Bei einem Lohnkostenanteil von 5% erhöhen sich die Preise aber nur um 5%, wenn sich Dein Einkommen verdoppelt!
OK, wieder weg vom Handy.
In anderen Branchen ist der Lohnkostenanteil höher. Aber in keiner Branche liegt der Lohnkostenanteil bei 100% !!! Auch da ist das Prinzip richtig, nur die Auwirkung nicht so krass. Die Bedingungen, die eine Lohnerhöhung sinnvoll erscheinen lassen müssen für alle Unternehmen gelten. Dabei kann man die Globalisierung leicht außer Acht lassen, denn wie oben erwähnt, da gibt es das Problem nicht. Gesucht wird ein Steuermodell, bei dem ein Handwerker mehr verdient, je höher die Löhne sind, die er zahlt. Je mehr, um so beser.
Ach ja, weiterhin gesucht wird eine Partei, die ein solches System anstrebt, denn die gibt es auch nicht. 
Gruß Rainer