Ich bin hin und hergerissen

Hallo,

Es gibt, ich kann es nur wiederholen, ein soziales Recht und
eine empfundene soziale Gerechtigkeit.

Die empfundene soziale Gerechtigkeit bringt aber niemanden weiter, denn ich finde es z.B. sozial gerecht, wenn Schulabbrecher, Arbeitsverweigerer und Menschen mit Bull-Bock-Mentalität keinen Cent aus der Staatskasse erhalten.

Die meisten, die ohne diese Hilfen nicht leben könnten, können
nicht mit Geld umgehen.

?

Hast du eine seriöse Quelle für diese Behauptung oder ist das
nur deine subjektive Empfindung?

Hallo Almut,

Ups, sorry :wink:

Da siehts mans wieder: Namen sind Schall und Rauch.

Hätte ich ein hübsches Foto gesehen hätt ichs sicher besser in Erinnerung gehabt:wink:

Entschuldigende Grüße,

Ralf

Hallo,

dafür müssen die Sanktionen nur konsequent angewendet werden.
Dazu bedarf es keiner Gesetzesänderung oder 'Wellscher Polemik:wink:

Grüßle,

Ralf

Grundgesetz Artikel 20 Abs.4
Art 20
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Moin,

grundsätzlich gebe ich Dir ja recht. Wo sind denn die niedrigen Löhne? Meist da, wo der Verbraucher ziemlich direkt oder auch indirekt betroffen ist. Würde irgend jemand 35 statt 25 Cent für ein einfaches Brötchen bezahlen, wenn derjenige wüsste, dass dann die Bäckereifachverkäuferin tarifgerecht bezahlt würde? Würde irgend jemand im Metalltarif auf Lohn verzichten, damit die Reinigungskräfte in den Büros der Metallbetriebe vernünftig bezahlt werden?

Jeder gönnt dem öffentlichen Bereich seine Lohnerhöhung, schimpfen aber über den Service, der früh schließt und wegen Überlastung nie erreichbar ist. Jeder will vernünftige Bildung für seine Kinder, aber die Lehrer sind alle Schmarotzer.

Das ist die Geschichte mit dem Splitter und dem Balken, vor allem, wenn der Splitter bezahlt wird, aber der Balken bezahlt werden soll.

Nun kann man natürlich vermuten, dass ein Unternehmer nicht viel verdienen muss, so dass er seine Kräfte vernünftig bezahlen kann. Nur wenn er dann sein kalkulatorisches Risiko bewertet und seine Ruhe, dann verkauft er sein Unternehmen (das dann von Heuschrecken aufgelöst wird), nimmt das relativ niedrige aber sicher verzinzte Geld und wir haben wieder eine Handvoll Arbeitslose mehr.

Das ist sicher nicht die Regel; das stört den, der arbeitslos geworden ist, aber nicht sehr in seiner Betrachtungsweise der Geschichte.

Ach ja, dass manche Edelboutique schlechter bezahlt als Schlecker, wird dann auch gern übersehen. Dass diese Edelboutique mit Löhnen wie bei Aldi aber schließen müsste, erwähnt irgendwie keiner.

Grau ist die Realität, schwarz und weiss wird einfach besser unterschieden.

Und wenn ich eine Lösung hätte, würde ich sie nennen, aber den Sozialismus halte ich nicht für richtig. Was ist denn Mindestlohn? Und wo ist die Grenze? Sollte man den Milchbauern nicht auch eine Mindestgrenze zuerkennen? Und den Briefzustellern? Dann aber bitte auch der Post die Umsatzsteuer nicht mehr erlassen. Dafür müsste sie aber auch keinen Zustellzwang mehr haben. Wäre aber doof, weil meine Eltern auf dem Land die Post nur noch einmal pro Woche kriegen, die auf den Halligen nur noch alle 3 Wochen und bei dem Wetter momentan ich auch erst wieder, wenn der Schnee weg ist. Oder wenn es mehr als 100 Briefe in meiner Straße gibt.
Ach ja, Spargel wird nicht mehr von rumänischen Saisonarbeitern bearbeitet sondern von deutschen Arbeitslosen, die aber mindestens 13 Euro verdienen müssen, damit sie von dem neuen ALG2 Satz, der aufgrund politischen Drucks erhöht wurde, abgegrenzt werden können, nur leider kostet dann der Spargel 9 Euro pro Kilo und wird nicht mehr gegessen. Aber dann können die nun arbeitslosen Rumänen zumindest wieder zuhause bei ihren Familien sein.

Ich weiss, ich bin polemisch, aber was Westerwelles Kommentare angeht, habe ich bisher meist leider auch nur Polemik lesen können.

Was mir fehlt, ist eine vernünftige Bestandsaufnahme der Medien. Jeder sucht sich seinen Extremfall, der ihm in seine Meinung passt. Da gibt es dann bei Bild und diversen anderen Medien den Vorzeige-Empfänger, der nicht arbeiten will, der Mann geht durch die Talkshows und hat schon einen Beitrag wegen der Talkshows bei ZAPP.de
Parallel gibt es die alleinerziehende Mutter, die ihren Kindern nur Toastbrot mit Ketchup geben kann.

Die harmlose Realität lässt sich nicht verkaufen. Und der Unterschied zwischen politisch korrekt und wirtschaftlich wirksam ist aus der Sicht des normalen Bürgers schwer zu beurteilen.

Warum nur haben die Linken nicht 70 % aufwärts? Eigentlich ist Realität was schönes.

Gruß

ALex

Moin,

Es hat sich doch seit Jahren schleichend eine nichtstaatliche
„Hilfsszene“ von Organisationen entwickelt, ohne die Menschen
am unteren Ende der Gesellschaft nicht mehr leben könnten:
Tafeln für’s Essen, Kleiderkammern und soziale Möbellager für
Klamotten und Einrichtungen. Das ist guit und schön, zeigt
aber auch, dass sich der Staat immer weiter aus der
Verantwortung für einen Teil seiner Bürger stiehlt.

Aus meiner Erfahrung sind die Empfänger solcher sozialen Leistungen nicht ALG2 Empfänger sondern diejenigen, die einen Job haben, aber nicht genug verdienen. Warum sie nicht mehr verdienen, das ist eine andere Frage.

Am Ende wird es aber sehr wahrscheinlich darauf hinauslaufen,
dass in jedem Fall die bisherige Höhe der Bezüge nicht
geeignet ist, ein menschenwürdiges Existenzminimum
sicherzustellen. Zumindest bei Alleinerziehenden und Singles
sind die Sozialleistungen deutlich zu niedrig.

Zumindest einem Single traue ich zu, was ich mir selbst zugemutet habe. Innerhalb der deutschen Grenzen lassen sich für einen einigermaßen fähigen Menschen mit Ausbildung einen Job finden, wenn er denn regional flexibel ist. Und selbst Menschen ohne Ausbildung können deutschlandweit suchen und finden.

Bei Familien eher nicht, aber wenn die Politik nach dem Urteil mehr :auf die
Modalitäten der Berechnung von Hartz IV achten muss, wird das
sehr wahrscheinlich zur Erhöhung der jeweiligen Sätze führen.

Was dann wieder die Motivation einschränkt, einen Job zu suchen.

Wer auf dem Bauernhof in der bayerischen Provinz lebt, kommt
mit den Hartz-Bezügen sicher ganz gut hin. Wer aber in München
wohnt kann davon garantiert nicht leben

Gibt es dafür nicht Wohngeld?

und wenn die Klageflut
weiter ansteigt, wird irgendwann der Zwang entstehen, diesen
Mist endlich mal generell zu lösen. Es ist doch lächerlich,
dass jeder 2. Entscheid in Sachen Hartz IV fehlerhaft ist,

soweit ich meine Quellen studiert habe, ist nicht jeder zweite Entscheid fehlerhaft sondern jeder zweite Entscheid, dem widersprochen wurde.
Ich könnte auch behaupten, dass jeder zweite WWW- User Dir widersprochen hat, aber eigentlich waren es nur die in diesem Brett.

die
Gerichte mit Klagen überrannt werden und die Bürger in
exorbitant vielen Fällen Recht bekommen. Dann muss man die
Sache doch irgendwann mal grundsätzlich klären.

was war gleich exorbitant?

Gute Argumentation, aber schade, wenn die Realität fehlt
Gruß

ALex

Aufstocken
Hallo

Die Behauptung, dass der, der arbeitet mehr Geld zur Verfügung haben sollte als der, der nicht arbeitet, ist doch eigentlich richtig.

Hat er doch, jedenfalls wenn er alle Sozialleistungen in Anspruch nimmt, auf die er ein Anrecht hat.

Jemand, der den Alg-2-Satz verdient, muss doch aufstocken können. Es wird ja Erwerbseinkommen nicht vollständig als Einkommen angerechnet.

Schlecht ist es nur, wenn er zu viel Vermögen hat, dann kann er es höchstens noch mit Wohngeld versuchen, wo er wesentlich mehr Vermögen haben kann (die Obergrenze ist aber nicht gesetzlich geregelt, es gibt da nur ein Urteil).

Also meiner Meinung nach hat derjenige, der arbeitet, normalerweise mehr als ein Alg-2-Empfänger (jedenfalls wenn er nicht so viel Vermögen hat und wenn er seine Ansprüche wahrnimmt - wie schon gesagt).

Viele Grüße

Hi Alex,

grundsätzlich gebe ich Dir ja recht. Wo sind denn die
niedrigen Löhne? Meist da, wo der Verbraucher ziemlich direkt
oder auch indirekt betroffen ist.

korrekt, Binnenmarkt. Bei der exportorientierten Wirtschaft gibt es das Problem nicht. Damit scheidet die Globalisierung als Ursache aus.

Würde irgend jemand 35 statt
25 Cent für ein einfaches Brötchen bezahlen, wenn derjenige
wüsste, dass dann die Bäckereifachverkäuferin tarifgerecht
bezahlt würde?

Nein. Aber wenn er überall 35 Cent zahlen müsste, dafür aber doppelt so viel Geld für seine Arbeit bekommen würde schon.

Würde irgend jemand im Metalltarif auf Lohn
verzichten, damit die Reinigungskräfte in den Büros der
Metallbetriebe vernünftig bezahlt werden?

Ein komischer Zusammenhang, den Du da konstruierst.

Jeder gönnt dem öffentlichen Bereich seine Lohnerhöhung,
schimpfen aber über den Service, der früh schließt und wegen
Überlastung nie erreichbar ist. Jeder will vernünftige Bildung
für seine Kinder, aber die Lehrer sind alle Schmarotzer.

Hmmm, nicht alle lesen ‚BILD‘. :smile:

Das ist die Geschichte mit dem Splitter und dem Balken, vor
allem, wenn der Splitter bezahlt wird, aber der Balken bezahlt
werden soll.

Nun kann man natürlich vermuten, dass ein Unternehmer nicht
viel verdienen muss, so dass er seine Kräfte vernünftig
bezahlen kann.

Wieder eine falsch Schlussfolgerung. Wenn alle besser bezahlt würden, würden auch die Unternehmer mehr verdienen.

Nur wenn er dann sein kalkulatorisches Risiko
bewertet und seine Ruhe, dann verkauft er sein Unternehmen
(das dann von Heuschrecken aufgelöst wird), nimmt das relativ
niedrige aber sicher verzinzte Geld und wir haben wieder eine
Handvoll Arbeitslose mehr.

Das ist sicher nicht die Regel; das stört den, der arbeitslos
geworden ist, aber nicht sehr in seiner Betrachtungsweise der
Geschichte.

Ach ja, dass manche Edelboutique schlechter bezahlt als
Schlecker, wird dann auch gern übersehen. Dass diese
Edelboutique mit Löhnen wie bei Aldi aber schließen müsste,
erwähnt irgendwie keiner.

Nein, das ist ja auch falsch.

Bezieh in Deine Betrachtung doch mal ein, daß Löhne nur ein Teil der Produktionskosten sind.

Ich bau mal ein Beispiel, wenn auch ein extremes. Ich finde, Extreme helfen einen Trend zu verdeutlichen.

Als Nokia den deutschen Standort verlassen hat um Lohnkosten zu sparen, ging der Lohnkostenanteil an der Produktion durch die Medien. 5% Rechnen wir mal, was das für den deutschen Standort bedeutet.

Nehmen wir mal an, das Handy würde €100 kosten, der Mitarbeiter kann sich das Handy leisten. Dann kann man ihm das Handy verkaufen, hat Umsatz und verdient Geld.
Nun halbieren wir den Lohn.
Für den Preis bedeutet das, daß sich die 5% des Preises, also €5 halbieren, das Handy kostet nur noch €97,50. Auf den Preis hat das kaum einen Einfluss, nur kann sich der Mitarbeiter nun nicht nur kein Handy mehr leisten, er ist dem Verhungern nahe.
Es werden keine Handys mehr verkauft, kein Umsatz, der Mitarbeiter wird entlassen, lebt vom Staat und kann erst Recht kein Handy mehr bezahlen.
Andere Richtung:
Der Lohn des Mitarbeiters wird verdoppelt, der Preis für das Handy erhöht sich dadurch auf €102,50.
Nun lebt der Mitarbeiter im Luxus und kauft sich aus Spaß drei Handys. :smile: Der Umsatz und auch der Gewinn des Unternehmers steigt.
Bleibt der Unternehmer fair, steigt auch das Einkommen des Mitarbeiters und er kauft noch zwei Handys … :smile:

Das Problem dabei ist der Markt. Wenn ein Anbiter die Preise erhöht, verkaufen die Mitbewerber mehr. Es wäre durchaus im Interesse der Unternehmer, höhere Löhne zu zahlen, der Markt verhindert aber, daß das sinnvoll ist.

Es ist Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, daß der Markt diese negativen Auswirkungen nicht entfalten kann.
Lass Dir etwas einfallen, wie Lohnerhöhungen zu mehr Umsatz, zu einem Vorteil gegenüber der Konkurrenz führen und der Wohlstand bricht aus. :smile: Höhere Löhne bringen zwangsläufig unverhältnismäßig mehr Umsatz, weil Lohnkosten immer nur ein Bruchtel der Produktionskosten ausmachen. Nur muss der Zwang zu höheren Löhnen auch die Konkurrenz betreffen. Wenn sich Dein Einkommen verdoppelt, kannst Du locker 5% höhere Preise zahlen. Bei einem Lohnkostenanteil von 5% erhöhen sich die Preise aber nur um 5%, wenn sich Dein Einkommen verdoppelt!

OK, wieder weg vom Handy. :smile: In anderen Branchen ist der Lohnkostenanteil höher. Aber in keiner Branche liegt der Lohnkostenanteil bei 100% !!! Auch da ist das Prinzip richtig, nur die Auwirkung nicht so krass. Die Bedingungen, die eine Lohnerhöhung sinnvoll erscheinen lassen müssen für alle Unternehmen gelten. Dabei kann man die Globalisierung leicht außer Acht lassen, denn wie oben erwähnt, da gibt es das Problem nicht. Gesucht wird ein Steuermodell, bei dem ein Handwerker mehr verdient, je höher die Löhne sind, die er zahlt. Je mehr, um so beser.

Ach ja, weiterhin gesucht wird eine Partei, die ein solches System anstrebt, denn die gibt es auch nicht. :smile:

Gruß Rainer

Hallo Ralf,

dafür müssen die Sanktionen nur konsequent angewendet werden.
Dazu bedarf es keiner Gesetzesänderung oder 'Wellscher
Polemik:wink:

wie wäre es denn mit ausreichend vielen Jobs? Dann stellt sich schnell heraus, daß kaum noch Unwillige übrig bleiben, die man sanktionieren müsste.

Wenn die zahl der offenen Stellen die Zahl der arbeitssuchenden deutlich überschreitet, kann man über Sanktionen nachdenken. So lange es aber 10 mal so viele Arbeizssuchende wie offene Stellen gibt, ist die Unterstellung von Unwilligkeit eine bodenlose Frechheit!

Gruß Rainer

Hi Simsy,

Jemand, der den Alg-2-Satz verdient, muss doch aufstocken
können. Es wird ja Erwerbseinkommen nicht vollständig als
Einkommen angerechnet.

stell Dir das mal in ländlicher Umgebung vor.
Ohne Auto kommt man nicht zur Arbeit.
Ein neues Auto ist Vermögen, wird angerechnet.
Ein altes Auto frisst Geld, das wird nicht angerechnet …

Daß von den Kosten für den weg zur Arbeit nur ein ganz geringer Anteil als Pauschale erstattet wird kommt noch dazu.

Wenn die meist befristete Anstellung, auf deren Bestand man nicht setzen kann, nicht zufällig in der Nähe ist, ist das ein unkalkulierbares Risiko. Es sollte so sein, daß arbeiten auch mehr Einkommen bedeutet, ist es aber nicht.
Daß die Leute arbeiten, der unternehmer den Gewinn einstreicht und die Steuerzahler für das Einkommen dieser Leute aufkommen, kann keine Lösung sein und funktioniert auch nicht. ‚Aufstocken‘ bedeutet ja auch den Nachweis der Bedürftigkeit. Dmit wird den Leuten das Recht zum sparen genommen, denn Ersparnisse verringern die Leistungen des Staates. Für mein Verständnis ist das eine inakzeptable Entmündigung! Für einen Vollzeitjob darf es keine Aufstockung geben, das ist eine inakzeptabe Subvention von Unternehmen.
Nach meiner Meinung muss es einen Mindestlohn geben, der sich an HartzIV orientiert. In einem Vollzeitjob muss man etwas mehr verdienen, als man mit HartzIV vom Staat bekommen würde.

Gruß Rainer

Moin auch,

Herr Westerwelle polemisiert mal wieder, diesmal über die
Einführung spätrömischer Dekadenz.:

War das nicht der Zustand das 80% des Reiches nur 1000 Personen gehörten und die ausreichend Abschreibungsmöglichkeiten hatten. ich glaube Westerwelle überholt die linken links

Hi Markus,

ich glaube Westerwelle
überholt die linken links

nein, weiter weg von ‚Links‘ geht kaum. :smile: Da sind sogar die Rechtsextremen näher.

Gruß Rainer

Hallo,

Es hat sich doch seit Jahren schleichend eine nichtstaatliche
„Hilfsszene“ von Organisationen entwickelt, ohne die Menschen
am unteren Ende der Gesellschaft nicht mehr leben könnten:

Die meisten, die ohne diese Hilfen nicht leben könnten, können
nicht mit Geld umgehen.

Das ist arroganter Nonsens. Niemand hat Garantien, dass sein Arbeitgeber auch in 20, 30 Jahren noch solvent ist und niemand kann vorraussagen, dass seine Ehe funktioniert, nur mal so als Beispiele. Sollte also in einem Lebensentwurf etwas schief gehen - und das passiert der Mehrheit aller Menschen, kaum jemand kann seine Pläne immer perfekt verwirklichen - platzen Kredite oder bestehen Forderungen weiter, die bei der Sicherung des Existenzminimums nicht berücksichtigt werden, für den betroffenen aber weiter vorhanden sind.

Dazu kommt, dass sich die Höhe von Hartz IV an statistisch gemittelten Beträgen orientiert, die aber nie zur Realität eines Individuums passen.

Transferleistungsbezieher können genauso gut oder schlecht mit Geld umgehen wie jede andere Vergleichsgruppe, nur kann auch der beste Finanzjongleur kaum klar kommen wenn das vorhandene Geld schlicht nicht reicht.

Der Staat kann nicht für alles verantwortlich gemacht werden
und sollte seine Bürger nicht zur Unselbstständigkeit
„erziehen“.
Mehr Eigeninitative/-verantwortung ist angesagt, nicht das
Gegenteil.

Das würde stimmen im Rahmen von vorhandenen Chancen. Blöderweise ist das Angebot an Arbeitsstellen aber kleiner als die Anzahl an Erwerbsfähigen und das Bildungssystem nur in der Theorie für alle Bildungsschichten durchlässig.

„Mehr Eigeninitiative“ ist nur möglich wenn es auch Chancen gibt. Wenn es sie nicht gibt, ist das auch nicht die Lösung für die Gesamtbevölkerung.

Gruß

MecFleih

Wenn die Löhne steigen, wer soll mir denn für 10,-€ die Haare
schneiden, wie soll ich dann für Centbeträge Postsendungen
verschicken und wo bekomme ich denn dann mein Kotelett für
3,99 das Kilo?

Wenn sich die Einkommenssituation verbessert schwindet das Gefühl, jeden Cent 3x umdrehen zu müssen, d. h. die Schnäppchensuche wird für viele uninteressant weil sie nicht drauf angewiesen sind.
Vor allem steigt das Preisniveau im Idealfall insgesamt, d. h. die Schnäppchensuche spielt dann auf dem Niveau 15 EUR-Haarschnitt, ein paar Cent mehr für die Post und Koteletts für 4,99 pro Kilo. Für die Beschäftigten der betroffenen Branchen ist der Unterschied aber ein fairer Lohn.

Warum ist die Denkrichtung immer nur der Wettbewerb nach unten, aber nicht ein Wettbewerb nach oben?

Gruß,

MecFleih


Hi,

Aus meiner Erfahrung sind die Empfänger solcher sozialen
Leistungen nicht ALG2 Empfänger sondern diejenigen, die einen
Job haben, aber nicht genug verdienen. Warum sie nicht mehr
verdienen, das ist eine andere Frage.

  1. An anderer Stelle schreibst du: „Gute Argumentation, aber schade, wenn die Realität fehlt.“ - Also sollten wir hier deine persönliche Erfahrung außen vor lassen und uns an Objektivem orientieren.
  2. Warum Menschen in Vollzeitarbeitsverhältnissen nicht ausreichend bezahlt werden ist die eigentliche Kernfrage. Wenn man schon nicht sicherstellen kann, dass ALLE Arbeit finden, müssten aber mindestens die Arbeitenden auskömmlich bezahlt werden. Aufstocker sind in meinen Augen eine Bankrotterklärung der politisch Verantwortlichen. Hier wird das Sozialsystem konterkariert und unser gesellschaftliches Miteinander in seinen Grundfesten zerstört. Schleichend, aber leider sehr gefährlich!
  3. Es geht mir nicht darum WER nun genau in die Kleiderkammern und Möbellager geht. Ihre Existenz und zunehmende Frequentierung sind Anzeichen dafür, dass der staatliche Auftrag, eine lebenswerte Ordnung und auskömmliche Versorgung aller Bürger zu garantieren, immer mehr zurückweicht und durch private Initiativen aufgefangen werden muss.
    Die Idee der Tafeln und Kleider-/Möbelkammern ist löblich, nur ihre zunehmende Notwendigkeit in die elemtare Existenzsicherung ist bedrohlich und beschämend in einem der reichsten Länder der Welt. Es ist ein gefährlicher gesellschaftlicher Trend. So kann die Lösung der Probleme im Sozialsystem nicht aussehen, dass staatliche Weichenstellungen ausbleiben und die dringenden Probleme immer mehr durch private Organisationen gelöst werden müssen.

Zumindest einem Single traue ich zu, was ich mir selbst
zugemutet habe.

Du bist aber nicht das Mass der Dinge.

Innerhalb der deutschen Grenzen lassen sich
für einen einigermaßen fähigen Menschen mit Ausbildung einen
Job finden, wenn er denn regional flexibel ist. Und selbst
Menschen ohne Ausbildung können deutschlandweit suchen und
finden.

  1. Nicht jeder ist „einigermaßen fähig“. In einem Sozialstaat muss auch Platz für Looser sein. Wir sind ein 80+ Millionen-Volk, da gibt es zwangsläufig auch „Verlierer“, die mitgeschleppt werden müssen. Da wir eines der reichsten Länder der Welt sind kann es wohl kaum angehen, dass wir uns darstellen als könnten wir uns das aber nicht leisten. Wir können es uns dreimal leisten, aber dafür muss die finanzielle Verteilung wieder in ein funktionierendes Gleichgewicht gebracht werden.
  2. Nicht jeder hat eine Ausbildung.
  3. Viele haben eine Ausbildung, das Angebot an Arbeitsstellen ist aber geringer als die Anzahl der Erwerbsfähigen. Dazu kommt, dass die Hürden zur Anstellung kaum irgendwo so hoch sind wie hier. Ein Arbeitsmarkt z. B. für ältere Arbeitssuchende ist in Deutschland inexistent, selbst für bestens Qualifizierte. Auch Frauen in gebährfähigem Alter oder Alleinerziehende haben in der Fläche kaum adäquate Chancen.
  4. Nicht jeder ist regional oder gar deutschlandweit mobil. Dafür kann es diverse Gründe geben und das ist auch meistens zu respektieren. Es ist bei Menschen, die keinen total speziellen Beruf haben auch nicht einzusehen, dass sie quer durch die Republik flexibel sein müssten denn gängige Jobs werden überall benötigt. Warum sollte denn ein stinknormaler Maler aus Hamburg nach München gehen? Dort gibt es genügend Münchener Maler und in Hamburg ebenso Bedarf an bunten Wänden.
  5. Verschiebst du das Problem mangelnder Stellenangebote auf dem Arbeitsmarkt auf die Bewerber. Die können aber nichts anderes machen, sie sind nun mal da und können nur ihre individuellen Möglichkeiten anbieten. Sie können flächendeckend nicht das Angebot bestimmen.

Bei Familien eher nicht, aber wenn die Politik nach dem Urteil mehr :auf die
Modalitäten der Berechnung von Hartz IV achten muss, wird das
sehr wahrscheinlich zur Erhöhung der jeweiligen Sätze führen.

Was dann wieder die Motivation einschränkt, einen Job zu
suchen.

Mag sein, aber der Fehler liegt erneut in den Marktgegebenheiten. Diese werden nicht von Arbeitslosen, sondern den gesellschaftlichen Verhältnissen bestimmt, die wiederum durch die Politik durch Drehen an ihren Stellschrauben beeinflusst wird.

Die von dir hier vertretene FDP-Denke geht immer davon aus, dass das Individuum seine Chancen und Möglichkeiten selbst in der Hand hat. Das ist aber nicht so! Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bestimmen sehr deutlich welche Möglichkeiten der Einzelne hat, insofern kann man den Leuten nicht immer nur erzählen, dass sie selbst es in der Hand hätten, denn das ist nur zum Teil tatsächlich so.

Es gibt Faulenzer, Drückeberger und solche, die sich mit Hartz IV gut eingerichtet haben. Nur kann man die nicht immer als Maßstab nehmen um ALLE danach zu beurteilen. Wer seinen Job verliert und innerhalb eines Jahres keinen neuen findet, rutscht in die Grundsicherung. Es passiert also vielen Menschen, wenn es schlecht läuft, dass sie sehr schnell aus guten, vielleicht sogar gehobenen Verhältnissen innerhalb von 12 Monaten nach ganz unten durchrutschen. Das sind Menschen, die manchmal jahrzehntelang hart gearbeitet haben und sehr gut qualifiziert sind. Die mehr als bereit sind, sich auf den Hosenboden zu setzen und Gas zu geben. Nur wenn der Arbeitsmarkt ihnen keine Chance lässt, nutzt das beste Engagement nichts.

Erzähle deine Theorien doch mal einem gut qualifizierten Ingenieur, der durch Insolvenz seines Arbeitgebers plötzlich in fortgeschrittenem Alter auf der Straße steht. Der soll dann sein Haus aufgeben, seinen familiären Umkreis verlassen und ans andere Ende Deutschlands gehen, um dort zu einem Hungerlohn wieder bei 0 anzufangen während man ihm vorwirft, zu einer saufenden Klientel arbeitsunwilliger Schmarotzer zu gehören?

Wer auf dem Bauernhof in der bayerischen Provinz lebt, kommt
mit den Hartz-Bezügen sicher ganz gut hin. Wer aber in München
wohnt kann davon garantiert nicht leben

Gibt es dafür nicht Wohngeld?

Du hast mich nicht verstanden. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass der eine in preiswerten Verhältnissen in einem entsprechenden Umfeld meistens halbwegs gut durchkommt. Bei einem anderen in einer teuren Stadt sieht das oft ganz anders aus.

soweit ich meine Quellen studiert habe, ist nicht jeder zweite
Entscheid fehlerhaft sondern jeder zweite Entscheid, dem
widersprochen wurde.

Du gehst hier aber nicht auf die hohe Zahl der Beanstandungen ein und obenddrein finde ich, dass 50% fehlerhafter Entscheide bei den Beanstandeten ein ziemlicher dicker Hund sind. Hier geht es nicht um die Kaffeekasse vom Tennisclub sondern die Existenzsicherung von Menschen, also um die Sicherung ihrer Würde und sämtlicher elentarer Bedürfnisse. Da erwarte ich verdammt noch mal korrekte Belege und dass es angesichts der Bedeutung für die Betroffenen ein extremer Einzelfall ist, dass mal etwas nicht stimmt.
Würdest du es bei deiner Lohnabrechnung auch locker sehen, wenn sie vorne und hinten nicht stimmt - und das in einer Phase, in der dein Geld besonders knapp ist?

Gruß

MecFleih

Hi,

Nur geht es mir darum daß die Tatsache daß noch massig Geld da
ist nicht rechtfertigt ein System zu finanzieren daß, so wie
es momentan eingestellt ist, den Kern für seine eigene
Vernichtung in sich trägt.

Die Crux ist, dass es ein Missverhältnis zwischen adäquaten Arbeitsplätzen zu Erwerbsfähigen gibt. In deinen Worten liegt aber die - von interessierter politischer Seite sorgsam etablierte - Fehlwahrnehmung, dass Arbeitslose allesamt Drückeberger seien, die nur nicht arbeiten wollen. Wenn das System crasht dann aber nicht, weil immer mehr Leute nicht arbeiten wollen, sondern weil die Verhältnisse sie nicht lassen.

Obendrein ist das Problem mit dem Lohnabstandsgebot, dass die Löhne der kleinen und mittleren Verdiener zu gering und die Abgaben zu hoch sind, nicht aber dass die Grundsicherung zu üppig ausfällt. Da es sich um eine reine Existenzsicherung handelt ist die Höhe auch nicht verhandelbar, sondern das ist per Definition das nicht mehr zu unterbietende Minimum.

Den Abbau der Zahlerseite und den Aufbau der Nehmerseite.

Hier liegt wie gesagt die falsche Unterstellung vor, dass die Mehrzahl der Transferleistungsbezieher sich aus reiner Bequemlichkeit in dieser Position einrichtet weil sie es attraktiv finden, Geld ohne Arbeit zu bekommen.
Dass es solches Schmarotzertum gibt, ist unbestritten. Was aber nicht stimmt ist, dass das fast alle Beteiligten betrifft. Es gibt durchaus viele, die gerne zu guten Konditionen arbeiten würden, wenn man sie lassen würde.
Wenn man das Problem angehen will müssen die Einkommen der Arbeitenden steigen, der Ansatz kann nicht sein, den Transferleistungsbeziehern mehr wegzunehmen als das sowieso unterste Minimum.
Die Verteilung muss also so funktionieren, dass die Einkommen der Arbeitenden steigen und somit auch die Leistungen für die Sozialsysteme einfacher finanziert werden können - wenn man es schon nicht schafft mehr Menschen in Arbeit zu bringen.

Ohne polemisch werden zu wollen: Es kann einfach nicht sein
daß ganzen Berufsgruppen der Anreiz zu arbeiten entzogen wird
oder nicht mehr ausreichend gegeben wird.

Denen, die nur nicht wollen, muss der Anreiz durch attraktive Löhne erhöht werden. Wenn man sich mit Arbeit ein gutes Gehalt und dadurch ein schöneres Leben schaffen kann, würde es Drückeberger aktivieren. Wenn man in vielen Jobs aber nicht mehr verdient als nicht mal das Existenzminimum fragen sich die Menschen zu Recht, wozu sie dann arbeiten sollen. Der unverschämte Verdienst ist dann ja in der Tat keine Motivation mehr.

Die Bereitschaft der Solidargemeinschaft etwas herzugeben um
den Benachteiligten zu helfen wird durch solche kaum
nachvollziehbaren Auswüchse immer niedriger.

Ich glaube eher, dass es nicht einsichtig ist, dass man schwer buckeln soll um doch nur einem Hungerlohn zu bekommen. Natürlich will davon auch keiner mehr etwas abgeben. Aber hier werden doch die armen Arbeitenden gegen die armen Nichtarbeitenden ausgespielt. Das kann aber nicht der Ansatz sein, sondern der Lohn des Arbeitenden muss so sein, dass er problemlos in die Sozialsysteme einzahlemn kann und sich dennoch besser steht als ein Drückeberger, wobei die, wie bereits erwähnt, keineswegs die Mehrheit alle Hartzler repräsentieren.

Mein Fazit: Es krankt nicht nur an der Art wo und wieviel Geld
reingeholt wird sondern auch daran WIE es verteilt wird.

Es ist eine ungleiche Verteilung zugunsten der überdurchschnittlich Reichen. Die bleiben nämlich außen vor während man am unteren Ende die finanziell schwachen Schichten aufeinander hetzt.

Nicht ganz zu diesem Thema passend, aber kommt es dir nicht auch seltsam vor, dass jeder kleine Unternehmer, der das komplizierte Steuersystem nicht durchschaut, ruckzuck mit einem Bein im Gefängnis steht und vom Finanzamt ganz schnell den Laden dicht gemacht bekommt, dass man für Klau von relativen Kleinigkeiten empfindlich hart bestraft wird, während der Transfer von hunderten Millionen auf Schweizer Konten gänzlich straffrei bleibt wenn man sich selbst anzeigt? Derartige Ungleichheiten werden von kaum jemandem als gerecht empfunden. Und genau da wird’s gefährlich: wenn die Mehrheit der Bevölkerung sich mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht mehr identifiziert.

Gruß,

MecFleih

Nach meiner Meinung muss es einen Mindestlohn geben, der sich
an HartzIV orientiert. In einem Vollzeitjob muss man etwas
mehr verdienen, als man mit HartzIV vom Staat bekommen würde.

wer bezahlt dann diesen mindestlohn? der staat der ihn festgesetzt hat und eh kein geld hat, oder das unternehmen, welches sich überlegt zu diesem lohn niemand oder einfach weniger personen einzustellen…
…also dann doch wieder (arbeitslose) der staat, also wir alle, bzw. insbesondere die steuerzahler, die aber offensichtlich am aller wenigstens zu sagen haben in dieser ganzen diskusion

gruß
ad

unser Dauergrinser (Westerwelle) hat zwar mit der aussage, dass sich arbeit wieder lohnen muss vollkommen recht… nur sollte er als Politiker das geschickter sagen.
Doch Diplomat und Politiker war er noch nie.
Er ist vollkommen Fehl am Platz.
Da war ja Fischer noch geeigneter.
Doch… haben wir z.Zt. denn überhaupt noch Könner in der Politik?
Ich bezweifle es.
wir sind mal wieder auf dem Stand von 1932/33.
Hoffentlich kommt nicht wieder ein starker Mann.
Causa