Ich bin hin und hergerissen

Allen voran war dabei Müntefering, der in dieser
Position geringen Abstand zur NPD hatte.

Das kann man nicht behaupten. Eine Diktatur hat auch Münte nie
angestrebt.

Aber dafür menschenverachtende Sprüche abgelassen. Sowas darf nicht sein.

Da stimme ich Dir zu. Die SPD hat ja auch die Quittung bekommen.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Alex,

grundsätzlich gebe ich Dir ja recht. Wo sind denn die
niedrigen Löhne? Meist da, wo der Verbraucher ziemlich direkt
oder auch indirekt betroffen ist.

korrekt, Binnenmarkt. Bei der exportorientierten Wirtschaft
gibt es das Problem nicht. Damit scheidet die Globalisierung
als Ursache aus.

Daher mein Einwand…

Würde irgend jemand 35 statt
25 Cent für ein einfaches Brötchen bezahlen, wenn derjenige
wüsste, dass dann die Bäckereifachverkäuferin tarifgerecht
bezahlt würde?

Nein. Aber wenn er überall 35 Cent zahlen müsste, dafür aber
doppelt so viel Geld für seine Arbeit bekommen würde schon.

Gutes Beispiel, nur gibt es bei mir in der Innenstadt schon Läden, die Selbstbedienung für Backwaren betreiben. Also steigt der Lohn der Bäckereifachverkäuferin, die bleibt und die Kästen befüllt, aber der ihrer Kollegin, die nicht mehr benötigt wird, sinkt doch rapide.

Würde irgend jemand im Metalltarif auf Lohn
verzichten, damit die Reinigungskräfte in den Büros der
Metallbetriebe vernünftig bezahlt werden?

Ein komischer Zusammenhang, den Du da konstruierst.

Naja, als ich vor vielen Jahren meine Ausbildung begann, waren die Reinigungskräfte noch angestellt in dem Unternehmen, in dem sie putzten und wurden auch in dem Tarif bezahlt. Das ist lange Vergangenheit. Heute putzt eine Kraft im Reinigungstarif (wenn überhaupt) die gleichen Plätze.
Meine Bemerkung war mehr als Hinweis gedacht, dass es Branchen gibt, die richtig gut bezahlt werden (Metaller z. B.) und andere, die weniger für die gleiche Arbeit bezahlen. Ich hab Bürojobs gemacht in großen und kleinen Unternehmen in verschiedenen Branchen und fand es seltsam, dass ich anders bezahlt werden, nur weil ich in einer anderen Branche arbeite.

Jeder gönnt dem öffentlichen Bereich seine Lohnerhöhung,
schimpfen aber über den Service, der früh schließt und wegen
Überlastung nie erreichbar ist. Jeder will vernünftige Bildung
für seine Kinder, aber die Lehrer sind alle Schmarotzer.

Hmmm, nicht alle lesen ‚BILD‘. :smile:

Ich auch nicht, nur manchmal das Schul- und das Behördenbrett.

Bezieh in Deine Betrachtung doch mal ein, daß Löhne nur ein
Teil der Produktionskosten sind.

Ich bau mal ein Beispiel, wenn auch ein extremes. Ich finde,
Extreme helfen einen Trend zu verdeutlichen.

Als Nokia den deutschen Standort verlassen hat um Lohnkosten
zu sparen, ging der Lohnkostenanteil an der Produktion durch
die Medien. 5% Rechnen wir mal, was das für den deutschen
Standort bedeutet.

Nehmen wir mal an, das Handy würde €100 kosten, der
Mitarbeiter kann sich das Handy leisten. Dann kann man ihm das
Handy verkaufen, hat Umsatz und verdient Geld.
Nun halbieren wir den Lohn.
Für den Preis bedeutet das, daß sich die 5% des Preises, also
€5 halbieren, das Handy kostet nur noch €97,50. Auf den Preis
hat das kaum einen Einfluss, nur kann sich der Mitarbeiter nun
nicht nur kein Handy mehr leisten, er ist dem Verhungern nahe.
Es werden keine Handys mehr verkauft, kein Umsatz, der
Mitarbeiter wird entlassen, lebt vom Staat und kann erst Recht
kein Handy mehr bezahlen.
Andere Richtung:
Der Lohn des Mitarbeiters wird verdoppelt, der Preis für das
Handy erhöht sich dadurch auf €102,50.
Nun lebt der Mitarbeiter im Luxus und kauft sich aus Spaß drei
Handys. :smile: Der Umsatz und auch der Gewinn des Unternehmers
steigt.
Bleibt der Unternehmer fair, steigt auch das Einkommen des
Mitarbeiters und er kauft noch zwei Handys … :smile:

Das Problem dabei ist der Markt. Wenn ein Anbiter die Preise
erhöht, verkaufen die Mitbewerber mehr. Es wäre durchaus im
Interesse der Unternehmer, höhere Löhne zu zahlen, der Markt
verhindert aber, daß das sinnvoll ist.

Eben: auch ich hatte mal VWL-Vorlesungen. Grundsätzlich hast Du ja recht, aber solange es einen Markt und vor allem Wettbewerb gibt, klappt das nicht, zumal dann auch die Marktteilnehmer mitziehen müssten, die auf die globale Wirtschaft angewiesen sind, was das ganze noch schwieriger macht.

Es ist Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen so zu
gestalten, daß der Markt diese negativen Auswirkungen nicht
entfalten kann.

Nur weil diese Aufgabe eben nur global zu lösen ist, hat die Politik da wenig Chance.

Lass Dir etwas einfallen, wie Lohnerhöhungen zu mehr Umsatz,
zu einem Vorteil gegenüber der Konkurrenz führen und der
Wohlstand bricht aus. :smile: Höhere Löhne bringen zwangsläufig
unverhältnismäßig mehr Umsatz, weil Lohnkosten immer nur ein
Bruchtel der Produktionskosten ausmachen. Nur muss der Zwang
zu höheren Löhnen auch die Konkurrenz betreffen. Wenn sich
Dein Einkommen verdoppelt, kannst Du locker 5% höhere Preise
zahlen. Bei einem Lohnkostenanteil von 5% erhöhen sich die
Preise aber nur um 5%, wenn sich Dein Einkommen verdoppelt!

In dem Augenblick, in dem mir da die Lösung einfällt, bin ich der erste Mensch, der sowohl den Wirtschafts- als auch den Friedensnobelpreis bekommt.

OK, wieder weg vom Handy. :smile: In anderen Branchen ist der
Lohnkostenanteil höher. Aber in keiner Branche liegt der
Lohnkostenanteil bei 100% !!! Auch da ist das Prinzip richtig,
nur die Auwirkung nicht so krass. Die Bedingungen, die eine
Lohnerhöhung sinnvoll erscheinen lassen müssen für alle
Unternehmen gelten. Dabei kann man die Globalisierung leicht
außer Acht lassen, denn wie oben erwähnt, da gibt es das
Problem nicht. Gesucht wird ein Steuermodell, bei dem ein
Handwerker mehr verdient, je höher die Löhne sind, die er
zahlt. Je mehr, um so beser.

Die Globalisierung kann man nur leider eben nicht ausser acht lassen, weil der Nokia Mitarbeiter nicht drei Handys kauft sondern auch Autos aus Frankreich, Unterhaltungselekronik aus Japan und Kleidung aus China. Aber das mit dem Modell des Arbeitgebers, der mehr verdient, wenn er mehr zahlt, gibt es ja ansatzweise bei den Parteien, welche die Sozialabgaben von den Löhnen abkoppeln wollen und zumindest arbeitgeberseitig ja auch schon teilweise getan haben.

Gruß

ALex

Hi Alex,

Gutes Beispiel, nur gibt es bei mir in der Innenstadt schon
Läden, die Selbstbedienung für Backwaren betreiben. Also
steigt der Lohn der Bäckereifachverkäuferin, die bleibt und
die Kästen befüllt, aber der ihrer Kollegin, die nicht mehr
benötigt wird, sinkt doch rapide.

ja, das ist richtig. Der technologische Fortschriff ist nicht aufzuhalten. Daß der Arbeitsaufwand für alle Waren ständig sinkt ist eine Tatsache. Daß das zu Arbeitslosigkeit und weniger Einkommen führen muss, ist unlogisch, auch wenn es Liberale immer wieder behaupten.

Naja, als ich vor vielen Jahren meine Ausbildung begann, waren
die Reinigungskräfte noch angestellt in dem Unternehmen, in
dem sie putzten und wurden auch in dem Tarif bezahlt. Das ist
lange Vergangenheit. Heute putzt eine Kraft im Reinigungstarif
(wenn überhaupt) die gleichen Plätze.

Ja, das ist da wo ich arbeite nicht anders. Daß das auch mal anders war, ist doch der beste Beweis, daß es auch anders ging. Erst Gesetzesänderungen haben zum Istzustand geführt.

Zurück nach oben:
‚aber der ihrer Kollegin, die nicht mehr benötigt wird, sinkt doch rapide.‘
Da wurde aus einer Stelle zwei. Damals zum Tariflohn, jetzt zum Niedriglohn. Macht man das rückgängig ist einer von den beiden Jobs wieder weg. Was ist nun besser?

Meine Bemerkung war mehr als Hinweis gedacht, dass es Branchen
gibt, die richtig gut bezahlt werden (Metaller z. B.) und
andere, die weniger für die gleiche Arbeit bezahlen. Ich hab
Bürojobs gemacht in großen und kleinen Unternehmen in
verschiedenen Branchen und fand es seltsam, dass ich anders
bezahlt werden, nur weil ich in einer anderen Branche arbeite.

Auch das weiß ich. Ich arbeite in der Metallbranche.

Eben: auch ich hatte mal VWL-Vorlesungen. Grundsätzlich hast
Du ja recht, aber solange es einen Markt und vor allem
Wettbewerb gibt, klappt das nicht, zumal dann auch die
Marktteilnehmer mitziehen müssten, die auf die globale
Wirtschaft angewiesen sind, was das ganze noch schwieriger
macht.

Es ist Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen so zu
gestalten, daß der Markt diese negativen Auswirkungen nicht
entfalten kann.

Nur weil diese Aufgabe eben nur global zu lösen ist, hat die
Politik da wenig Chance.

Nein, das ist kein Problem der Globalisierung.
In der exportorientierten wirtschaft gibt es das Problem ja nicht. das Problem besteht auf dem Binnenmarkt, bei Unternehmen, die der internationalen Konkurrenz nicht ausgesetzt sind. Deshalb kann man das auch lokal lösen, nicht nur global.

In dem Augenblick, in dem mir da die Lösung einfällt, bin ich
der erste Mensch, der sowohl den Wirtschafts- als auch den
Friedensnobelpreis bekommt.

*gg* Nein. :smile: Du wirst von denen gesteinigt, die den Istzustand perfekt finden. Deine Lösung wird als Unfug belächelt.

Die Globalisierung kann man nur leider eben nicht ausser acht
lassen, weil der Nokia Mitarbeiter nicht drei Handys kauft
sondern auch Autos aus Frankreich, Unterhaltungselekronik aus
Japan und Kleidung aus China.

Ja, klar kauft der nicht nur Handys. :smile:
Aber die meisten Jobs haben mit Export nichts zu tun, und sehr viele Waren und Dienstleistungen sind nicht importiert. Die Globalisierung spielt schon eine große Rolle, drückt aber nicht die Löhne. Den Niedriglohnsektor gibt es fast nur da, wo die Globalisierung keine Rolle spielt. Das ist Lobbyarbeit zur Gewinnmaximierung, nichts anderes.

Aber das mit dem Modell des
Arbeitgebers, der mehr verdient, wenn er mehr zahlt, gibt es
ja ansatzweise bei den Parteien, welche die Sozialabgaben von
den Löhnen abkoppeln wollen und zumindest arbeitgeberseitig ja
auch schon teilweise getan haben.

Ich kenne kein Parteiprogramm, dem ich zutrauen würde, die anstehenden Probleme zu lösen. Ich kenne dafür politische Entscheidungen, die in die falsch Richtung führen, die Probleme verursachen, statt sie zu lösen.

Gruß Rainer

Hi,

Aus meiner Erfahrung sind die Empfänger solcher sozialen
Leistungen nicht ALG2 Empfänger sondern diejenigen, die einen
Job haben, aber nicht genug verdienen. Warum sie nicht mehr
verdienen, das ist eine andere Frage.

  1. An anderer Stelle schreibst du: „Gute Argumentation, aber
    schade, wenn die Realität fehlt.“ - Also sollten wir hier
    deine persönliche Erfahrung außen vor lassen und uns an
    Objektivem orientieren.

Geb ich Dir recht, war ein dummer Satz von mir.

  1. Warum Menschen in Vollzeitarbeitsverhältnissen nicht
    ausreichend bezahlt werden ist die eigentliche Kernfrage. Wenn
    man schon nicht sicherstellen kann, dass ALLE Arbeit finden,
    müssten aber mindestens die Arbeitenden auskömmlich bezahlt
    werden. Aufstocker sind in meinen Augen eine Bankrotterklärung
    der politisch Verantwortlichen. Hier wird das Sozialsystem
    konterkariert und unser gesellschaftliches Miteinander in
    seinen Grundfesten zerstört. Schleichend, aber leider sehr
    gefährlich!

Alles trennt sich an der Einschätzung, ob die, die aufgestockt werden, ohne Aufstockung ihren Job noch hätten oder nicht. Das ist m. E. leider eine grundsätzliche Einschätzung des Marktes, die wir beide eben nicht teilen.

  1. Es geht mir nicht darum WER nun genau in die Kleiderkammern
    und Möbellager geht. Ihre Existenz und zunehmende
    Frequentierung sind Anzeichen dafür, dass der staatliche
    Auftrag, eine lebenswerte Ordnung und auskömmliche Versorgung
    aller Bürger zu garantieren, immer mehr zurückweicht und durch
    private Initiativen aufgefangen werden muss.
    Die Idee der Tafeln und Kleider-/Möbelkammern ist löblich, nur
    ihre zunehmende Notwendigkeit in die elemtare
    Existenzsicherung ist bedrohlich und beschämend in einem der
    reichsten Länder der Welt. Es ist ein gefährlicher
    gesellschaftlicher Trend. So kann die Lösung der Probleme im
    Sozialsystem nicht aussehen, dass staatliche Weichenstellungen
    ausbleiben und die dringenden Probleme immer mehr durch
    private Organisationen gelöst werden müssen.

Eigentlich sehe ich zwei Probleme, bei dem das zweite auf dem ersten aufbaut. Erstens muss so ein System auch finanziert werden, was momentan schwer fällt. So wie ich Dich verstehe, sollte man an der Einnahmenschraube drehen, ich hab eher Interesse an der Ausgabenschraube. Das zweite Problem ist die Einschätzung, wie viel ein Mensch zum Leben braucht. Da ich da nur auf meine persönlichen Erfahrungen zurück greifen kann, als ich wenig verdient habe, enthalte ich mich da eines Kommentars.

Zumindest einem Single traue ich zu, was ich mir selbst
zugemutet habe.

Du bist aber nicht das Mass der Dinge.

Warum nicht? Die meisten Menschen, die ich kenne, die meinem Lohnniveau mit meinem Alter entsprechen, sind in ihrem Leben mal umgezogen. Ja, ich weiss, wieder persönliche Erfahrung. Natürlich verzichtet man auf etwas, Freundeskreise wollen wieder aufgebaut werden, Beziehungen zu halten ist schwierig. Ich sage ja auch nicht, dass das jeder machen muss. Nur sollte der Mehrwert der persönlichen Beziehungen mit in die Bewertung der eigenen Lebenslage mit einbezogen werden. Man „erkauft“ sich also quasi seine bisherige Lebenssituation, indem man auf Geld verzichtet. Das ist aus legitim, ich mag es nur nicht, dass dann über zu wenig Geld gejammert wird.

Innerhalb der deutschen Grenzen lassen sich
für einen einigermaßen fähigen Menschen mit Ausbildung einen
Job finden, wenn er denn regional flexibel ist. Und selbst
Menschen ohne Ausbildung können deutschlandweit suchen und
finden.

  1. Nicht jeder ist „einigermaßen fähig“. In einem Sozialstaat
    muss auch Platz für Looser sein. Wir sind ein 80+
    Millionen-Volk, da gibt es zwangsläufig auch „Verlierer“, die
    mitgeschleppt werden müssen. Da wir eines der reichsten Länder
    der Welt sind kann es wohl kaum angehen, dass wir uns
    darstellen als könnten wir uns das aber nicht leisten. Wir
    können es uns dreimal leisten, aber dafür muss die finanzielle
    Verteilung wieder in ein funktionierendes Gleichgewicht
    gebracht werden.

Geschenkt, da widerspreche ich nicht. Nur wie viele von den „Loosern“, die sich dafür halten, sind wirklich welche?

  1. Nicht jeder hat eine Ausbildung.

Deswegen schrieb ich es, ohne Ausbildung sieht es wesentlich schwerer aus, aber auch da würde ich nur wenige in die Looser-Tonne stopfen wollen.

  1. Viele haben eine Ausbildung, das Angebot an Arbeitsstellen
    ist aber geringer als die Anzahl der Erwerbsfähigen. Dazu
    kommt, dass die Hürden zur Anstellung kaum irgendwo so hoch
    sind wie hier. Ein Arbeitsmarkt z. B. für ältere
    Arbeitssuchende ist in Deutschland inexistent, selbst für
    bestens Qualifizierte. Auch Frauen in gebährfähigem Alter oder
    Alleinerziehende haben in der Fläche kaum adäquate Chancen.

Da sind wir noch in den Kinderschuhen, nur langsam fangen die Unternehmen an, zu entdecken, welches Potential dort brach liegt. In der Neujahrsansprache meines Unternehmenschefs beklagte er einen Ingenieurmangel. Man besinnt sich langsam auf die Arbeitskräfte, die älter sind. Und auch die Situation für Mütter wird langsam aber stetig besser, weil die IT-Infrastruktur es mittlerweile her gibt. Klar, es ist alles noch am Anfang, da bin ich aber guter Dinge. Dazu wird schon zu lange und zu laut über Fachkräftemangel gesprochen.

  1. Nicht jeder ist regional oder gar deutschlandweit mobil.
    Dafür kann es diverse Gründe geben und das ist auch meistens
    zu respektieren. Es ist bei Menschen, die keinen total
    speziellen Beruf haben auch nicht einzusehen, dass sie quer
    durch die Republik flexibel sein müssten denn gängige Jobs
    werden überall benötigt. Warum sollte denn ein stinknormaler
    Maler aus Hamburg nach München gehen? Dort gibt es genügend
    Münchener Maler und in Hamburg ebenso Bedarf an bunten Wänden.

Nur was ist, wenn es in Hamburg zu viel Maler gibt und in München zu wenig. Ich habe Handwerker immer dafür beneidet, dass sie eigentlich überall arbeiten können. Ich meine sogar von Abwerbeaktionen von Kanada und Australien gehört zu haben, die dringen Handwerker suchen.
Wie ich oben erwähnte, es muss ja auch nicht jeder mobil sein, er muss nur dann damit leben, dass es in Hamburg zu viele Maler gibt. Oder er muss etwas lernen, was nicht jeder Maler kann.

  1. Verschiebst du das Problem mangelnder Stellenangebote auf
    dem Arbeitsmarkt auf die Bewerber. Die können aber nichts
    anderes machen, sie sind nun mal da und können nur ihre
    individuellen Möglichkeiten anbieten. Sie können
    flächendeckend nicht das Angebot bestimmen.

Nein, aber wenn ich früher in meinen Buchladen gegangen bin, schau ich heute bei Amazon (den Buchladen gibt es nicht mehr, leider, was aber nicht an zuwenig verkauften Büchern lag). Der Buchladen hatte eine persönliche Ansprache und wusste, was ich mag. Das war ein Wettbewerbsvorteil. Heute hat Amazon maschinell generierte Kaufempfehlungen und liegt damit auch nicht so falsch. Wenn ich mit Amazon demnächst noch 2 Stunden über Gott und die Welt reden kann, sind die bei meinen Bookmarks ganz oben.
Ich wollte damit sagen, ich verschiebe den Arbeitsmarkt nicht, der Markt macht es selbst.

Bei Familien eher nicht, aber wenn die Politik nach dem Urteil mehr
auf die

Modalitäten der Berechnung von Hartz IV achten muss, wird das
sehr wahrscheinlich zur Erhöhung der jeweiligen Sätze führen.

Was dann wieder die Motivation einschränkt, einen Job zu
suchen.

Mag sein, aber der Fehler liegt erneut in den
Marktgegebenheiten. Diese werden nicht von Arbeitslosen,
sondern den gesellschaftlichen Verhältnissen bestimmt, die
wiederum durch die Politik durch Drehen an ihren
Stellschrauben beeinflusst wird.

Das einzige, was mir einfallen würde, wäre also eine Bezahlung entsprechend der Lebenssituation. Alleinlebende Singles kriegen weniger, der Familienmensch mit drei Kindern kriegt mehr? Klingt nach unserem Steuersystem! Also Mindestlohn für alle, Steuersenkungen für Familien und Steuererhöhungen für Singles?

Die von dir hier vertretene FDP-Denke

ich vertrete keine FDP-Denke, es sei Dir versichert, dass ich die FDP noch nie gewählt habe. Ich kann schon allein denken.

geht immer davon aus,
dass das Individuum seine Chancen und Möglichkeiten selbst in
der Hand hat. Das ist aber nicht so! Die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen bestimmen sehr deutlich welche Möglichkeiten
der Einzelne hat, insofern kann man den Leuten nicht immer nur
erzählen, dass sie selbst es in der Hand hätten, denn das ist
nur zum Teil tatsächlich so.

Eben, zum Teil: Ich bin auf dem Land groß geworden, sehr sehr ländlich. Die meisten meiner früheren Freunde leben dort noch, sie fühlen sich wohl und haben kaum in anderen Gegenden gelebt. Ich dagegen bin meinen Jobs hinterher gezogen, hab einiges erlebt (manches hätt ich lieber nicht erlebt) und viel gesehen. Aber nach meinen Möglichkeiten hab ich ein Leben, das mir gefällt. Ich weiss, wieder persönliche Erfahrung. Aber wenn ich diesem Volk etwas gönnen würde, dann wäre es mehr Mut, mal was zu versuchen.

Erzähle deine Theorien doch mal einem gut qualifizierten
Ingenieur, der durch Insolvenz seines Arbeitgebers plötzlich
in fortgeschrittenem Alter auf der Straße steht. Der soll dann
sein Haus aufgeben, seinen familiären Umkreis verlassen und
ans andere Ende Deutschlands gehen, um dort zu einem
Hungerlohn wieder bei 0 anzufangen während man ihm vorwirft,
zu einer saufenden Klientel arbeitsunwilliger Schmarotzer zu
gehören?

Ein Ingenieur muss heute, wenn er denn durch die Republik reisen muss, nicht mehr für einen Hungerlohn arbeiten. Und ich habe den in seinem Wohnort in seiner Familie festverwurzelten Ingenieur auch nicht gemeint und oben auch ausgeschlossen.
Nur der Staat macht keine Arbeitsplätze: Langsam lernen die Unternehmen, dass sie momentan arbeitslosen Ingenieure brauchen. Vielleicht sollte man auch an der Praxisfähigkeit der Ingenieure frisch von der Uni arbeiten. Die, die vorher eine Ausbildung hatten, haben bessere Chance, weil sie die Praxis kennen.
Aber ich geb Dir recht, für arbeitslose BWLer und Juristen gilt das noch. Nur ne Lösung hab ich nicht.

Gruß

ALex

Wer auf dem Bauernhof in der bayerischen Provinz lebt, kommt
mit den Hartz-Bezügen sicher ganz gut hin. Wer aber in München
wohnt kann davon garantiert nicht leben

Gibt es dafür nicht Wohngeld?

Du hast mich nicht verstanden. Ich wollte damit zum Ausdruck
bringen, dass der eine in preiswerten Verhältnissen in einem
entsprechenden Umfeld meistens halbwegs gut durchkommt. Bei
einem anderen in einer teuren Stadt sieht das oft ganz anders
aus.

soweit ich meine Quellen studiert habe, ist nicht jeder zweite
Entscheid fehlerhaft sondern jeder zweite Entscheid, dem
widersprochen wurde.

Du gehst hier aber nicht auf die hohe Zahl der Beanstandungen
ein und obenddrein finde ich, dass 50% fehlerhafter Entscheide
bei den Beanstandeten ein ziemlicher dicker Hund sind. Hier
geht es nicht um die Kaffeekasse vom Tennisclub sondern die
Existenzsicherung von Menschen, also um die Sicherung ihrer
Würde und sämtlicher elentarer Bedürfnisse. Da erwarte ich
verdammt noch mal korrekte Belege und dass es angesichts der
Bedeutung für die Betroffenen ein extremer Einzelfall ist,
dass mal etwas nicht stimmt.
Würdest du es bei deiner Lohnabrechnung auch locker sehen,
wenn sie vorne und hinten nicht stimmt - und das in einer
Phase, in der dein Geld besonders knapp ist?

Gruß

MecFleih

Moin,

eigentlich wollte ich Dir ausführlich antworten, das spar ich mir aber, weil wir anscheinend in der Grundtendenz einig sind. In einigem geb ich Dir auch mittlerweile recht.

Gruß

ALex
(immer noch kein FDP-Wähler)

Hi Alex,

eigentlich wollte ich Dir ausführlich antworten, das spar ich
mir aber, weil wir anscheinend in der Grundtendenz einig sind.

den Eindruck habe ich schon länger. Aber wann schreibt man Gedanken schon mal auf und muss die in klare, nachvollziehbare Strukturen setzen? Mir hat die Diskussion mehr als nur Vergnügen gebracht. :smile:

Gruß Rainer

Hallo Ralf,
schade, dass Dir meins nicht gefällt. :frowning:
grüße
Almut

Hi,

In deinen Worten liegt aber die - von interessierter politischer Seite sorgsam etablierte - Fehlwahrnehmung, dass Arbeitslose allesamt Drückeberger seien,

Das ist eine Fehlwahrnehmung deinerseits :wink:
Die Tatsache mit Arbeit weniger zu verdienen erhöht natürlich die Anzahl der „Drückeberger“. Nur werfe ich das dem Großteil der Betroffenen nicht vor. Wenn ich z.B. Verantwortung für eine Familie trage und meine „beste“ Möglichkeit diese zu versorgen liegt darin NICHT zu arbeiten, dann werde ich das wahrscheinlich tun müssen, selbst wenn es mir total widerstrebt.
Es geht ja nicht nur um das „mehr“ an Geld, sondern auch um zahlreiche Befreiungen bzw Ermäßigungen von, ansonsten zu zahlenden, Leistungen.
Beispiel: Frisöse bekommt ein Kind. Bedarf: aller möglicher Kinderkram, evtl eine größere Wohnung (wo man allein für den Wechsel schon massig Geld braucht, Kaution,etc.).
Dieselbe Person kriegt da Kind, ist aber auf Hartz. Erstausstattung erfolgt umsonst, größere Wohnung wird auf Antrag genehmigt und die Chance die Wohnung zu bekommen ist sogar höher, weil bei der Entscheidung ob der VM seine Miete vom Amt bekommt oder von jemandem der unter 1k netto im Monat hat wird’s eng.

Die Verteilung muss also so funktionieren, dass die Einkommen der Arbeitenden steigen und somit auch die Leistungen für die Sozialsysteme einfacher finanziert werden können - wenn man es schon nicht schafft mehr Menschen in Arbeit zu bringen.

Richtig. Stimme ich voll zu. Dadurch sinkt auch automatisch die Zahl der Leute auf der Nehmerseite. (Wie gesagt ich unterstelle nicht Faulheit o.Ä. Wenn der fianziell beste Weg für mich HartzIV wäre und ich in einer Branche unterwegs bin wo auch langfristig nicht die Chance besteht mal substantiell mehr zu verdienen, dann würde ich mir das wohl auch SEHR genau überlegen.)

Nicht ganz zu diesem Thema passend, aber kommt es dir nicht auch seltsam vor, dass jeder kleine Unternehmer, der das komplizierte Steuersystem nicht durchschaut, ruckzuck mit einem Bein im Gefängnis steht und vom Finanzamt ganz schnell den Laden dicht gemacht bekommt, dass man für Klau von relativen Kleinigkeiten empfindlich hart bestraft wird, während der Transfer von hunderten Millionen auf Schweizer Konten gänzlich straffrei bleibt wenn man sich selbst anzeigt? Derartige Ungleichheiten werden von kaum jemandem als gerecht empfunden.

Auch eine Sache: Mir ist genau jenes passiert. Kleinunternehmen, massiver Ärger mit dem Finanzamt. Folgen für mich: 5 jahre währender Kampf darum die üblen Folgen für mein „Rating“, Schufa, etc. wieder auf dei Reihe zu bekommen und Abzahlen jedes cents inkl. Zinsen und Gebühren.
Folgen für jemanden der sich HartzIV quasi „ergeben“ hat: KEINE! Mit der offiziellen Verkündung daß man einem Nackten nicht in die Tasche langen kann (EV) ist das für ihn beendet. Mag sein daß ab und an der GV vorbeischaut, aber ansonsten kann nicht viel passieren.

Dass einem als Mensch (unabhängig vom Drückebergeretikett) da zu Beginn der 5 Jahre der Gedanke durch den Kopf schiesst doch evtl. den Kopf in den Sand zu stecken und mit Hartz+ ein paar Euro Schwarzarbeit die nächsten Jahre zu fristen ist einfach nur natürlich.

Kleiner Nachtrag in eigener Sache :smile::
Seit dem 1.2.10 bin ich vollkommen schuldenfrei und habe sogar ein Rating das für einen kleinen Dispo reicht.

Und genau da wird’s gefährlich: wenn die Mehrheit der Bevölkerung sich mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht mehr identifiziert.

Absolut, vollkommen richtig! Und auch wenn ich GW echt nicht abkann und ihm NUR populistisches Mehrheitsgeheische vorwerfe, ist das genau die Wunde in die er seinen Finger legt.
Die Tatsache DAß es bereits möglich ist große Teile der Deutschen damit hinter seiner Fahne zu sammeln sollte uns zu denken geben!

Gruß
Nick

Hallo,

Ach so, dann sind also die 6 Mio Arbeits- und Erwerbslosen
alles Akademiker, Promovierte und Menschen mit
Berufsausbildung. Wo bleiben da eigentlich die jährlichen 10%
Schulabbrecher?

Nein, nicht alle aber auch. Sehr viele Akademiker sind zur Zeit arbeitslos und werden noch nicht mal in Prekärjobs genommen weil Ihnen z.B. die Mittel für ein Auto fehlen oder sogar die von dir genannten „Schulabbrecher“ wg. arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen bevorzugt werden.

Die meisten Menschen, die arbeiten wollen, arbeiten auch.

Das bezweifle ich sehr stark. Wenn sie draufzahlen wollen und können vielleicht ja. Aber finanzierbare Arbeit ist zur Zeit rar in Deutschland. Der Rainer hat ja sein eigenes Beispiel schon angeführt.

Allerdings: Wenn man seine Faimile (Ehe), sein Heim und alles hinter sich lassen kann wird man sicher auch Arbeit finden. Selbst in China kann man für ein paar Krumen Reis sicher arbeiten. Du siehst: Es geht nicht allein nur darum Arbeit zu finden sondern auch einen gewissen Lebensstandard (und damit meine ich nicht allein den finanziellen, den kann man sogar vielleicht vernachlässigen) zu halten, und zwar hauptsächlich den daß man seine Familie versorgen kann.

Jetzt kommt wieder diese Märchen des promovierten
Superexperten, der über 30 ist und deshalb keinen Job mehr
findet.

Mein Kumpel ist so einer und es ist kein Märchen.

Eher das Gegenteil ist der Fall. Es werden einfach keine Leute
gefunden, nicht weil es zu wenig ausgebildete Leute gibt
sondern weil die wenig ausgebildeten Arbeitslosen nicht dort
wohnen, wo die Arbeitskraft benötigt wird und weil viele nicht
willig sind, umzuziehen, aus Gründen, die gerne vorgetragen
werden: pflegebedürftiges Familienmitglied, ländliche Gegend
mit Haus, das noch nicht abbezahlt wurde.

Solange das Arbeitsamt solche Umzüge bezahlt ist das nicht das Hauptproblem sondern es ist tatsächlich die Masse an Bewerbern
wobei sich die Unternehmen die besten herauspicken.
Aber natürlich will niemand gerne sein Haus aufgeben und jeder
wird sein Möglichstes versuchen in seinem Umkreis Arbeit zu finden. Sofern das nicht geht wird man auch weiter gehen…Jedenfalls würde ich so handeln.

Wenn doch dir Mehrheit der Arbeitslosen aus ausgebildeten
Fachkräften besteht, wie ständig betont wird, wie erklärst du
dir dann die starken Unterschiede in der Arbeitslosigkeit.
Warum haben Teile von By und BW um die 2%, während Teile in
Ostdeutschland um die 20% haben?

Bayern etc. fahren tatsächlich schärfere Sanktionsmaßnahmen.
Allerdings sind tatsächlich auch mehr Arbeitsplätze dort vorhanden.
Allerdings brauchen wir in Deutschland kein Volk von Arbeitsplatznomaden und Wanderarbeitern sondern müssen auch in Ostdeutschland mehr Arbeitsstellen schaffen.

Die gerne benutzte Ausrede, um sich nicht bewegen zu müssen.
Es dürfte überhaupt keine offenen Stellen existieren, bei 6
Mio hoch ausgebildeten Spezialisten.

Es gibt tatsächlich nicht diese hoch ausgebildeten Spezialisten gerade in den Bereichen wo vehement gesucht wird.
Allerdings kriegt auch nicht jeder Arbeitslose, selbst wenn begabt und willig, die entsprechende Ausbildung im nachhinein.
Denn bis er diese beendet hat werden meist merkwürdigerweise schon wieder andere Spezialisten gesucht…:wink:

Ich persönlich traue schon lange vielen Statistiken nicht mehr. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch bestätigen (und das sagen selbst die Mitarbeiter der Ämter) daß es zur Zeit sehr schwierig ist einen einigermaßen adäquaten Arbeitsplatz ohne Vitamin B zu bekommen.

Aber vielleicht hast du ja ein paar Vorschläge. Die kannst du auch gerne an meine private email schicken sodaß ich sie meinem Kumpel weiterleiten kann.

Grüßle,

Ralf

Hallo Almut,

ehrlich gesagt habe ich dein Foto garnicht gesehen.
Ich werde es mir bei Gelegenheit sicher mal ansehen (wußte garnicht daß da eins hinterlegt ist, ich schau sonst so gut wie nie in Profile:wink:

Liebe Grüße,

Ralf

Hi,

http://www.innovations-report.de/html/berichte/studi…

Grüßle,

Ralf

Er braucht sich ja nur für die Einführung flächendeckender Mindestlöhne einsetzen ( Sozialhilfeniveau + Lohnabstandsgebot == Mindestlohn ). Schon ist das Problem gelöst .Frag ihn mal, warum das auch durch ihn verhindert wird .

Gruß

Hi Ralf,

Steven ist beratungsresistent, es bringt nichts mit ihm zu diskutieren.

Wir haben 6,7 Millionen Hartz IV-Bezieher und - offiziell - knapp 500.000 freie Stellen. Die Statistik-Tricks der Bundesagentur für Arbeit sind aber ja hinlänglich bekannt: unter dieser Zahl subsumiert sind auch Minijobs, Karteileichen und Mehrfachmeldungen von Leiharbeitsfirmen. Tatsächlich kann man von ca. 380.000 freien Stellen ausgehen.

Wirkliche Vollzeitarbeitsplätze: etwa 150.000, darunter viele mit absurdem Anforderungsprofil - Facharbeiter mit Ingenieurkenntnissen zum christlichen Gewerkschaftstarif abzockender Zeitarbeitsunternehmen.

Wer Diplomat sein will und sich dann dermaßen undiplomatisch äußert wie Westerwelle ist eine totale Fehlbesetzung.

Gruß,

MecFleih